Wolfgang Borchert
„Nachts schlafen die Ratten doch“
Inhaltsangabe &
Interpretation
In der Kurzgeschichte
„Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert geht es um ein neun
Jahre alten Jungen namens Jürgen, welcher auf die unter Häusern verschüttete
Leiche seines Bruders aufpasst. Die Geschichte spielt während des Zweiten
Weltkrieges in einer von Bomben zerstörten Stadt. Der Text besteht aus
insgesamt 6 Teilen.
Der erste Teil geht von
Zeile 1-9. In diesem Teil geht es um die Umgebung, in welcher sich das Kind
befindet und wie der Mann, der vor ihm steht, aussieht. Im zweiten Teil von
Zeile 10-21 findet ein radikaler inhaltlicher Wandel statt, denn anstatt einer
Beschreibung, findet jetzt ein Dialog zwischen dem Mann und dem Kind statt, in
dem es darum geht worauf der Junge aufpasst. Im dritten Teil von Zeile 21-34
geht es um den Inhalt des Korbes des Mannes und um die Anzahl der Kaninchen,
welcher der Mann besitzt. Im vierten Teil von Zeile 35-57 geht es wiederrum
darum worauf der Junge aufpasst. Anschließend im fünften Teil von Zeile 57-65
findet ein radikaler inhaltlicher Wandel statt, denn nach dem nun die Frage
geklärt ist worauf der Junge aufpasst geht es jetzt darum, dass Ratten nachts
schlafen und er nicht aufpassen muss. Im sechsten und letzten Teil von Zeile
66-82 geht es darum, dass der Mann dem Jungen ein Kaninchen schenken will, und
es ihm nachher mitbringen will.
Inhaltsangabe:
Der neun Jahre alte Jürgen
wird von einem älteren Mann gefragt ob er hier neben diesem zerstörten Gebäude
schlafen würde. Als Jürgen dann darauf antwortete, dass er hier aufpasse, will
der Mann erfahren auf was er aufpasse. Als der Junge ihm das nicht sagen will,
versucht der Mann Jürgen zu erpresse, in dem er ihm auch nicht sagen will was
er in seinem Korb hat, wenn er ihm nicht sagt auf was er aufpasse. Doch darauf
lässt sich Jürgen nicht ein, sondern errät dass Kaninchenfutter im Korb des
Mannes ist. Das verwundert den älteren Mann. Nach dem sich seine Verwunderung
gelegt hat, erzählte der Mann ihm, dass er 27 Kaninchen habe und er sie ihm
zeigen würde, wenn er mit ihm mitkommen würde. Doch Jürgen lehnt ab, denn er
kann nicht weil er tags und nachts aufpassen muss. Dann erzählt Jürgen dem
älteren Mann dass er auf die Leiche seines im Krieg verstorbenen Bruders
aufpasse. Denn sonst würden die Ratten seinen Bruder fressen, denn sein Lehrer
hat ihm erzählt dass Ratten sich von toten Menschen ernähren. Darauf hin erwidert
der ältere Mann, dass Ratten nachts schlafen würden und sein Lehrer keine
Ahnung hatte, wenn er nicht einmal das wüsste. Nachdem er dies Jürgen erklärt
hatte, sagte er zu ihm, dass er jetzt schnell nach Hause gehen würde um die
Kaninchen zu füttern und anschließend wenn es dunkel wär, würde er gleich
wieder kommen und ihm eins mitbringen.
Im ersten Teil der
Kurzgeschichte, vorwiegend in Form einer Beschreibung, merkt man gleich, dass
Jürgen ganz in Aufruhr ist und Angst hat, denn nur weil „jemand gekommen war“
(Zeile 4ff ) denkt Jürgen gleich dass „sie (ihn) jetzt (hätten)“ (Zeile 5f).
Daraus lässt sich gleich schließen, dass Jürgen sich nicht in einer normalen
Situation für einen 9-Jährigen befindet. Dies bestätigt sich in Zeile 13, denn
„ (er) muss hier aufpassen“, was ja auch nicht normal ist. Des weitern macht
Jürgen auch eine komischen Eindruck, denn er verhält sich ganz anders, als sich
ein Junge in seinem Alter normalerweise verhält, denn er „dreht Zigaretten weil
Pfeife mag er nicht“ (Zeile 40). Aber in der Situation in welcher die
Geschichte spielt ist eigentlich gar nichts normal, denn der ältere Mann fragt
zwar ob er raucht, aber als er das weiß ist es ihm eigentlich egal. Daraus
lässt sich schließen, dass die beiden sich in einer schlimmen Zeit befinden,
wie zum Beispiel im Krieg oder nach dem Krieg. Darauf werden auch schon am
Anfang des Textes ein Hinweis gegeben, denn die „Schuttwüste döste“. Da Schutt
gleichbedeutend mit zerstörten Häsuern ist, kann man daraus leicht auf Krieg
schließen.
Zwar ist dadurch die
Frage noch nicht geklärt ob sie sich noch mitten im Krieg befinden oder schon
direkt danach, auf jeden Fall ist der Krieg noch nicht lange her. Doch
sicherlich würde ein neunjähriger Junge nicht mitten im Krieg allein draußen
sein. Die naheliegendste Vermutung, dass es nach dem Krieg ist, bestätigt sich
in Zeile 54, denn das „Haus kriegte eine
Bombe“. Nachdem man sich nun im klaren darüber ist, dass es sich um die Zeit
kurz nach dem Krieg handelt, beginnt man sich wieder mit der Frage zu
beschäftigen auf was der Junge aufpasse. Zwar fallen schon einige Dinge am
Anfang der Geschichte weg, denn „auf Geld überhaupt nicht“ (Zeile 19). Da er
dies „verächtlich sagt“ (Zeile 19), lässt sich daraus schließen, dass es nichts
ist mit finanziellem Wert. Nun da man weiß, dass es Geld nicht ist, vermutet
man, dass er vielleicht auf im Krieg verstorbene Verwandte aufpasse. Dies
bestätigt sich, denn Jürgen sagt „Mein Bruder, der liegt nämlich da unten…
Unser Haus kriegte eine Bombe. Mit einmal war das Licht weg im Keller. Und er
auch. Wir haben noch gerufen. Er war viel kleiner als ich. Erst vier. Er muss
hier ja noch sein. Er ist doch viel kleiner als ich.“ (Zeile 53 fff) Da man nun
weiß, dass der Bruder verstorben ist, kennt man jetzt die anfängliche
Situation. Darüber hinaus versteht man auch dadurch die Metapher „Haargestrüpp“
in Zeile 11 und 58. Denn das Haargestrüpp beschreibt das Durcheinander in
seinen Gedanken und in seinem momentanen Leben. Hinzu kommt noch, dass das
Haargestrüpp immer dann erwähnt wurde, wenn ein solches Durcheinander erwähnt
wurde, wie in Zeile 55-58 wo das sterben seines kleinen Bruders aufgeführt
wurde. Der Mann bemerkt das Durcheinander in seinem momentanen Leben, denn er
„sah von oben auf das Haargestrüpp“ (Zeile 58). Als er dies zum zweiten Mal
bemerkt, will er ihm helfen in ihm das Durcheinander zu legen, indem er ihm
glauben lassen will, dass „die Ratten nachts schlafen“ ( Zeile 59 ).
Jedoch will Jürgen ihm
nicht so recht glauben, denn er sagt „Ich weiß nicht, sagte er leise und sah
auf die krummen Beine, wenn sie wirklich nachts schlafen“(Zeile 69 ff). Doch
später lässt er sich dann doch überzeugen. Am Ende nimmt der Autor noch Farben
um bestimmte Eindrücke zu vermitteln. Zu einem „war die (Sonne) schon rot“
(Zeile 80). Hier ist die Farbe Rot das Zeichen dafür das Blut vergossen wurde, „wurde“ weil die Sonne geht ja unter
und somit ein Zeichen dafür ist, dass das Blutvergießen vorbei ist. Ein anderes
Zeichen dafür ist das „grüne Kaninchenfutter, welches etwas grau vom Schutt
war“ (Zeile 82). Hierbei ist klar für was Grün steht: für die Hoffnung auf
wieder besser werdende Zeiten. Jedoch das Grau ist nicht so einfach zu
interpretieren, doch wahrscheinlich steht es dafür, dass der Mann mit dem
Jungen mitfühlt, so dass ein bisschen Trauer auf ihn bzw. auf das Kaninchen
übergegangen war.
Zusammenfassend lässt
sich also sagen, dass die Interpretationshypothese es deutlich erleichtert hat
die Geschichte zu interpretieren. Denn durch die Interpretationshypothese
versteht man sofort in welcher Situation sich die beiden befinden. Und warum
der Junge sich Zigaretten dreht. Schlussendlich lässt sich also sagen, dass die
Interpretationshypothese ihr Ziel erreicht hat.
Ich finde die
Kurzgeschichte an einigen Stellen sehr gelungen, wie zum Beispiel an der Stelle
wo sie darüber diskutieren auf was er aufpasst, oder an der Stelle wo er ihm
erklärt, dass Ratten nachts schlafen. Doch nichtsdestotrotz finde ich sie auch
an einigen Stellen völlig sinnlos und langweilig, denn wen interessiert es wie
viel Kaninchen er hat oder wie krumm seine Beine sind. Aber mein Fazit ist
trotzdem, dass die Geschichte eigentlich ganz gut gelungen ist, bis auf die
angesprochenen Ausnahmen.
Der Text verweist auf
die schlimmen Folgen des zweiten Weltkrieges. Diese Folgen sind in diesem Text
zwar nur am Beispiel eines einzelnen aufgeführt, könnten jedoch auf viele
zutreffen.
Der Autor verwendet
eine ähnliche Schreibweise wie Gabrielle Wohmann, denn er schreibt ebenfalls
über Problemsituationen. Darüber hinaus arbeiten sie beide mit Metaphern,
jedoch lässt sich Gabrielle Wohmann noch tiefer in das Geschehen ein und
stellt dieses auch besser da.
Da am Ende der Mann zu
ihm nach Hause mitkommen will, könnte daraus das Problem entstehen, dass die
Reaktion auf den Mann nicht gerade freundlich ausfallen könnte, so dass der
Mann sauer und der Junge traurig wäre, weil er kein Kaninchen bekommt.