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Deutsch

Europagymnasium Linz

3,2014

Dominique L. ©
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Inhaltsangabe, Gedicht-Analyse und Interpretation

Das Gedicht „Nachtlied“ von Joseph von Eichendorff entstand in einer sehr unruhigen Zeit. Fast ganz Europa kämpfte 1810/1812 gegen oder mit Napoleon oder hatte andere politische Probleme, um die sich auch die Bevölkerung stritt.

Alles in allem war es eine sehr hektische Zeit, in der jeder sein Verstand benutzen musste, um vernünftige Entscheidungen zu treffen, wie es im vorhergehenden Jahrhundert von der Aufklärung gefordert worden war. Somit blieb unter diesem Druck der Gesellschaft nicht viel Platz für Gefühle und Träume, nach denen sich andererseits viele vergebens sehnten.

Auf Grund dessen nimmt sich die Literatur, vor allem die Lyrik, diese Sehnsucht zum Thema und es entstanden romantische Werke wie eben dieses Gedicht Eichendorffs aus der Hochromantik, das nichts mit der politischen Realität als vielmehr mit einer unwirklichen Traumwelt zu tun hat, worin wohl auch die Popularität solcher Werke lag.

Das „Nachtlied“ stammt aus den „Nachtwerke (n)“ Eichendorffs, die 1962 in Berlin erschienen. Das Thema des Gedichts ist der Zauber der Nacht, den der Autor versucht dem Leser näher zu bringen. Das Gedicht besteht aus fünf Strophen zu jeweils vier Versen. Es ist sehr sauber mit ausnahmslos Paarreimen ausgestaltet, die zusammen mit den ebenso perfekten Metrum1 des Jambus eine ausgesprochen klare Struktur bilden und dem Gedicht eine sehr gute Lesbarkeit verleihen- Die Begründung dafür ist darin zu suchen, dass Eichendorff kein Interesse darin hatte, seine Leser mit unnötigen Dingen zu belasten und damit vom Thema abzulenken, da ja gerade nicht an den Verstand der Leser als vielmehr an ihre Gefühle appellierte.

Die erste Strophe dessen Titel „Nachtlied“ schon eine gewisse Ahnung vom Inhalt ermöglicht, leitet das Werk ein, indem sie dem Leser die betreffende Zeit – die Tageszeit – ans Herz legt. Die Strophe beginnt mit der Betonung auf dem Prädikat „(ist) vergangen“ (V. 1), die durch die veränderte Wortstellung erreicht wird um das Augenmerk des Lesers auf die Wichtigkeit der Handlung zu lenken.

Im zweiten Vers wird daraufhin der zugehörige Ort deutlich: Die „Ferne“ des Glockenschlags legt die Vermutung nahe, dass sich die Handlung außerhalb eines Ortes befindet, da den Glockenschlag verursachende Kirche ansonsten näher am Handlungsort wäre. In Vers drei wird die Zeit schließlich personifiziert und“ reist… die ganze Nacht“ (V. 3), was so viel bedeutet wie das Vergehen der Zeit, das leicht übersehen werden kann (vgl. V. 4), da es am Nachthimmel zum ‚Beispiel nicht oder nur kaum sichtbar wird, im Gegensatz zum Tageshimmel.

Verdeutlicht wird dies durch die zwei Alliterationen2 („Nacht, Nimmt – machen mit“, V. 3f), die den Lesefluss positiv beeinflussen, also ähnliches bewirken wie die Zeit der Nacht. Die zweite Strophe ist geprägt von rhetorischen Fragen, die inhaltlich das Vermissen mancher angenehmen Dinge bei Nacht ausdrücken und damit eine gewisse Einsamkeit suggerieren.

Dieser Effekt wird verstärkt durch die Wahl der Vokale, die im Gegensatz zur ersten Strophe sehr dunkel ausfällt und vor allem vom Anfang zum Ende jedes Verses dunkler wird. Die Bedeutung der vermissten Dinge wird des Weiteren durch die Aufzählung klar, die sich einer Anapher3 bedient („Des…/ „Des…, V. 6f).

Im letzten Vers der zweiten Strophe wird ihr Thema nochmals auf den Punkt gebracht mit einer rhetorischen Frage, die bereits von ihrer Antwort durch das verneinende „keiner“ (V. 8) bestimmt wird, die andererseits aber auch einen leichten Betonungsanstieg erzielt, der auf die folgende Strophe verweist und eine Verknüpfung zu ihr herstellt.

Deutlich wird dem Leser diese Situation spätestens in Vers drei dieser Strophe, in dem die Natur („Feld und Baum“) personifiziert wird und sich damit dem Verständnis des Lesers und somit der Kontrolle des Menschen entzieht, was selbigem Angst machen sollte. Die Auflösung dieser Stimmung erfolgt darauf im vierten Vers der Strophe, in der der Leser angesprochen wird und mit der rhetorischen Frage nach dem Grund seiner Angst beruhigt wird, da der Dichter hier durchscheinen lässt, dass es keinen Grund für selbige gibt.

Dies ist eine Art Wendepunkt des Gedichtes, da die nächste Strophe einen etwas veränderten Schwerpunkt besitzt, nämlich den des Glaubens und der Religion im Leben des lyrischen Ichs. Eingangs in Vers 13 bezieht es sich wieder auf die Wirklichkeit der Welt, die in diesem Kontext vom Tag symbolisiert werden könnte und die als „falsch“ (V. 13), also korrupt und mit verschobenen Wertvorstellungen in den Augen des lyrischen Ichs dargestellt wird.

In dieser Wirklichkeit besinnt sich das lyrische Ich auf Gott („Einer“, V. 14), der ihm als Einziger beisteht und ihn in seinen Gefühlen versteht und bestätigt, was die falsche Welt (V. 13) nicht vermag. Der Gegensatz der „falsche (n) Welt“ (V. 13) und dem „Eine (n)“ (V. 14) zeigt sich im einzigen unreinen Reim des gesamten Gedichts: „…sei/….getreu“ (V. 13-14).

Das Verständnis Gottes für die Gefühle des lyrischen Ichs wird von ebendiesen in seinem positiven Wesen bestärkt, in dem ein deutlicher Parallelismus Verwendung findet (vgl. V. 15), der von einer Anapher aus den jeweils ersten drei Wörtern in seiner Bedeutung von jeglichen Missverständnissen befreit wird.

Diese Güte Gottes ist für das lyrische Ich an eine Bedingung (vgl. V. 16) geknüpft, die seine Pietät vermittelt, welche es hiermit an den Leser weitergeben will, indem sie am Beispiel des lyrischen Ichs schmackhaft gemacht werden soll. Das Gedicht endet schließlich in der fünften und letzten Strophe mit einer Aufforderung zum Preisen Gottes, der für die anfangs gelobte Herrlichkeit der Natur und der Nacht verantwortlich ist.

An diesem Punkt scheint die Aufforderung zum „Gott (L)oben“ (V. 19) besonders angebracht und nachvollziehbar, was der Absicht des Autors entspricht der das Gedicht im letzten Vers mit dem Motiv des Morgens –als Ende der Nacht vollkommen macht. Die beiden Hymnen aus „Hymnen der Nacht“ die Novalis 1799 schrieb, weisen diverse Ähnlichkeiten zu Eichendorffs „Nachtlied“ auf.

Zum einen ist die Nacht, insbesondere das Aufzeigen ihrer Schönheit, eine Gemeinsamkeit der Werke, worauf schon die Titel schließen lassen. Ebenso benutzen beide Autoren das Motiv der Einsamkeit und Angst in der (nächtlichen) Natur die bei Eichendorff durch den Glauben aufgelöst wird, was einen Unterschied zu Novalis ausmacht.

Bei Novalis ersetzt der Geist („…sein Licht/…die Geliebte“, V. 20, 3.Hymne) der Geliebten in seinem Traum den Gott in Eichendorffs Werk. Bei Eichendorff ist demzufolge der Bezug zum Mittelalter größer, wohingegen für Novalis die Traumwelt wichtiger ist. Beides sind Wesensmerkmale der Romantik, ebenso wie das außergewöhnlich betonte Nacht- und Naturmotiv, das, wie bereits erläutert, von beiden Autoren gedeckt wird.

Bei beiden Autoren wird auch die Kluft zwischen der Wirklichkeit der Welt und ihren Idealvorstellungen deutlich, wie bereits erläutert. Zudem versucht Eichendorf mit seinem Gedicht die Leser zu „romantisieren“, also zu verzaubern und in seinen Bann zu ziehen, was Novalis auf Grund der Textsorte der Hymnen nicht äquivalent gelingt.

Insgesamt sind die Werke beider Autoren aber durch und durch romantisch, was durch die vielen Gemeinsamkeiten belegt wird.



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