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Fachbereichsarbeit
Erziehungswissenschaf­t

PH FHNW Basel

5 (Schweizer Note) 2013

Klaudia B. ©
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ID# 39964








Montessori Pädagogik in der Sekundarstufe II

VERMEHRTE CHANCENGERECHTIGKEIT IM UNTERRICHT


12/11/2013



Inhaltsverzeichnis



Einleitung


Maria Montessori war als Naturwissenschaftlerin und erste Ärztin Italiens eine Frau mit einem aussergewöhnlich ausgeprägten Beobachtungssinn. Ihre Gabe Details in grosse Zusammenhänge zu setzen, erlaubte ihr wissenschaftshermeneutische Rückschlüsse zu ziehen.

Montessoris gesamtes Weltbild basiert auf dem Beschreiben von Begebenheiten und dem Erklären des Sinnes der beschriebenen Zustände.

stfranciscainta.com


Somit beobachtete Maria Montessori auch eine Vielzahl an sensiblen Phasen bei Kindern und Heranwachsenden. In diesen Phasen sind die jungen Menschen besonders rezeptiv für bestimmte Inhalte.

In der Sekundarstufe II sind die jungen Erwachsenen stark an der sie umgebenden Mitwelt interessiert. Ihr Hauptinteresse besteht darin, sich in der Welt zu positionieren und soziale Prozesse zu verstehen, mit dem Ziel sich integrieren zu können.

Montessori orientiert ihren Bildungsplan fortwährend an den individuellen Entwicklungsphasen der Heranwachsenden; ein Konzept welches sie ebenfalls auf der Sekundarstufe II beibehält, auch wenn die SchülerInnen nun auf einer Ebene der „materialisierten Abstraktion“ lernen.


Grundbedingungen für eine erfolgreiche Integration in die Gesellschaft sind dabei die Freiwilligkeit und Selbstständigkeit ihrer Arbeit, wie auch genügend Zeit zur Selbstfindung.

„Schule ist jenes Exil, in dem der Erwachsene das Kind solange hält, bis es imstande ist, in der Erwachsenenwelt zu leben, ohne zu stören.“

Maria Montessori

Im Rahmen der bildungspolitischen Diskussion um Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit beschäftigt mich die Frage in wie fern das Leitmotiv der Sekundarstufe in der Montessori Pädagogik: „Hilf mir, selbst zu denken“ dazu beitragen kann, mehr reelle Chancengerechtigkeit im regulären Gymnasialunterricht zu erzielen?

Besonders interessant scheint mir dabei der Gedankte, dass Montessoris Konzept effektiv zu mehr Chancengerechtigkeit führen könnte, falls ihre verschiedenen, heute hochaktuellen, pädagogischen und didaktischen Lehrmethoden in den integralen Kontext Montessoris Weltbild gestellt würden.

Umriss des kosmischen Plans : Die Stellung des Menschen

Der kosmische Plan bildet die Basis der Montessori Pädagogik. Seit 1935 arbeitete Maria Montessori aktiv an seiner theoretischen und praktischen Entfaltung.1

Die Idee des kosmischen Plans geht davon aus, dass ein vorbestimmter universaler Plan existiert, auch wenn wir ihn nicht wahrnehmen. Der Kosmos wird als ein Ganzes gesehen, der einem inhärenten, schöpferischen Plan und den somit voneinander abhängigen Naturgesetzen folgen muss.2

Er ist eine umfassende Sicht der Welt und des Menschen und baut auf den Naturwissenschaften mit ihren beobachtbaren Elementen auf, von den unbelebten und belebten Elementen des Universums sowie des Planeten Erde bis hin zum Menschen, seinen Gesellschaften und Kulturen.

Interdependente Phänomene werden unter Einbeziehung der Evolutionstheorie erörtert und somit fordert Montessori neue Denkweisen, welche sich von dem strikten linearen Ursachen-Wirkungsgebilde fortbewegen. Das Oberthema ist die Ordnung im Kosmos und dass das Ganze den einzelnen Teilen dient, wie auch das Ganze mehr als die Summe der einzelnen Teile ist. Montessori stellt dabei fest, dass jedes Dasein zu neuem, weiterentwickelten Leben führt.

Sie schlussfolgert daraus, dass jedes unbelebte sowie auch belebte Element dazu dient, das Ganze auf höhere Ebenen zu führen. Somit hat jedes Element seinen Platz und Maria Montessori stellt die Frage, welchen Platz der Mensch als rationales und emotionales Wesen einnehmen soll.3

Das Interesse des Kindes hängt allein von den Möglichkeiten ab, eigene Entdeckungen zu machen.

Maria Montessori

Montessori stellte die Menschen schon damals vor heutzutage hochaktuelle Themen, wie die Stellung des Menschen im Kosmos und das Verständnis der Interdependenzen aller Naturphänomene (Ökologie).

Die Stellung des Menschen ist in diesem Rahmen zweierlei. Zum einen ist der Mensch ein Wesen der Schöpfung, zum anderen hat der Mensch als einziges Lebewesen einen besonders ausgeprägten Verstand. Er ist nur noch zu gewissen Teilen instinktgeleitet. Der Mensch kann sich seines Handelns sowie dessen Folgen bewusst sein. Montessori leitet daraus ab, dass der Mensch Verantwortung für sich selbst, seine Taten und die ihn umgebende Umwelt übernehmen muss.

Es ist somit die göttliche Aufgabe des Menschen durch seinen Intellekt die Natur zur Kultur zu gestalten, ohne dadurch Nachteile für andere Lebewesen zu erzeugen.

Die Begabung und Intelligenz ermöglicht es dem Menschen sich vom Tier zu unterscheiden und seinen Platz im grossen Ganzen zu erfassen und zu wählen. Dies beinhaltet Freiheit und Verpflichtung: Freiheit der Gestaltung und Verpflichtung zum Erhalt Anderer und der göttlichen Ordnung.

Aus dem kosmischen Plan leitete Maria Montessori das bildungstheoretische Modell der kosmischen Erziehung ab, deren Hauptziel es ist, dass Kinder Zusammenhänge bzw. Abhängigkeiten zueinander verinnerlichen.4

Es wurde vorrangig für Kinder von 6 -12 Jahren entwickelt, welche sich altersbedingt für grosse Zusammenhänge interessieren. Sie lernen vom grossen Ganzen hin zum Detail und wieder zum Ganzen.5 Montessori stellt sich hier die Frage, welchen Beitrag ein jeder Pädagoge leisten kann, damit Kinder und Jugendliche in ihre eigene ökologische und humanitäre Verantwortungsstellung in der Evolutionsgeschichte hineinwachsen können.

Eigenes Bild

Die kosmische Erziehung ermöglicht es Kindern, ihre Stellung in der Welt zu verstehen. In diesem Alter werden bereits tiefgreifende, klar differenzierte Kenntnisse über Astronomie, Geographie, Geologie, Biologie, Physik und Chemie wie auch verschiedenste menschliche Kulturen mit ihren Traditionen selbstständig erlernt. Diese Arbeit findet vor allem ausserhalb des Klassenzimmers statt.

Eine Mischung aus Wissen, Vorstellungskraft, Enthusiasmus und Emotionen ermöglicht es den Kindern mit der Zeit ihren eigenen Anteil an Verantwortung für den Erhalt und die Entwicklung der Erde zu übernehmen.6

Die religiöse Komponente der kosmischen Erziehung ist klar mit dem Ursprung der Schöpfung durch Gott gegeben, doch steht diese im Hintergrund, da es Maria Montessori ein Anliegen war, den Kindern vor allem grosse Zusammenhänge nahe zu bringen. Montessori sprach von einem universalen Lehrplan, der verschiedenste vielseitige Wissensbereiche über die Welt miteinander verbindet.

13.10.2013

Grundkonzept der Montessori Pädagogik

„Montessori Pädagogik ist ein reformpädagogisches Bildungsangebot, das sich unmittelbar am Kind orientiert und konsequent die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt. 
Das erste Montessori-Kinderhaus wurde bereits 1907 in Rom von Maria Montessori gegründet. (…)Montessori-Pädagogik wird heute in vielen Kinderhäusern und Schulen in fast allen Ländern der Erde angeboten.“7

Erziehung ist Vorbild sein und sonst nichts als Liebe.

Maria Montessori

Das Grundkonzept der Montessori Pädagogik baut auf dem Gerüst des kosmischen Plans auf. Dabei beobachtete Montessori, dass Kinder, wenn ungestört und frei in ihrer Entwicklung, durch einen inneren Willen Triebregungen in kulturelle Leistungen umsetzen und somit dem biologischen Entwicklungsstreben bedingungslos folgen. Sie scheinen einem inneren Bauplan zu nachzukommen (Nebule).

Durch diesen vitalen, strukturierten Gehorsam, genannt Horme, stellt das Kind seine kindliche Intelligenz in den Dienst des Lebens. Es wird im Laufe der Zeit immer mehr in der Lage sein, seine individuellen Wünsche zu sublimieren und die Notwendigkeit von Anpassung, Ordnung und Willigkeit zum Erreichen der Fähigkeit der freien Selbstbestimmung zu erreichen.8

Im Kind ist die schöpferische Haltung, die potentielle Energie vorhanden, die es befähigt, auf Grund seiner Umwelteindrücke eine seelische Welt aufzubauen..

Die Ausbildung einer heranwachsenden Persönlichkeit wird besonders durch das Zusammenspiel der individuellen kindlichen Bedürfnisse mit der Horme auf der Basis vollkommener Konzentration (Polarisation der Aufmerksamkeit) erreicht. Ein ungestörtes Kind kann sich stundenlang mit grösstem Interesse einem Phänomen seiner Umwelt hingeben und dabei in kompletter Konzentration versunken sein.

Dadurch erreicht das Kind eine höhere Bewusstseins- und Verständnisstufe. Diese neue Stufe erlaubt es ihm Selbsterfahrungen zu machen und somit natürlichen Gesetzen zu gehorchen. Aus den nun neu verstandenen und anwendbaren Gesetzmässigkeiten bilden sich willentliche Handlungen, welche Gehorsam, Bewusstsein und Erfahrungen zu einer neuen Ganzheit verbinden. Mit jeder neuen vollständig intellektuell und emotional positiv internalisierten Erfahrung gewinnt das Kind somit an Selbstständigkeit.

Die Rolle der Erziehung besteht darin, das Kind tief zu interessieren an einer äusseren Aktivität, an die es sich mit all seinen Fähigkeiten hingibt.

Maria Montessori

Hierbei ist spontan und frei wählbares Lernen von besonderer Bedeutung, da die Kinder einem inneren Trieb (sensible Phasen) folgen, in denen sie besonders empfänglich für bestimmte Lerninhalte sind. Sensible Phasen sind von vorübergehender Dauer und dienen dem Kind zum Erwerb einer spezifischen Fähigkeit. Diese Phasen haben einen Anfang, Höhepunkt und ein Ende und können sich auch überlappen.

Sie sind an die Umwelt und Umweltreize des Kindes gebunden. Verhaltensauffälligkeiten treten auf, wenn Bedürfnisse dieser Phasen nicht gestillt werden. Somit ist es besonders wichtig, dem spontanen Lernbedürfnis der Kinder Raum geben zu können (s.a. Anhang 1).

Die vorbereiteten Umgebungen der Montessori Schulen ist auf die spezifischen Bedürfnisse der unterschiedlichen Altersklassen ausgerichtet. Innerhalb dieser ansprechenden, vorbereiteten Umgebung können die Kinder sich nach eigenem Gutbefinden beschäftigen (Freiarbeit).

Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.

Maria Montessori

„Das [besonders erarbeitete, didaktische] Montessori-Material, die kindgerechte Darstellung der Angebote und die gute Beobachtungsgabe des Erziehers helfen dem Kind dabei, sich für ein Angebot zu entscheiden. Dann bestimmt das Kind weitgehend selbst den Arbeitsrhythmus und die Beschäftigungsdauer und auch, ob es allein oder mit einem Partner arbeiten, spielen oder lernen möchte.  Diese freie Entscheidung führt zu einer Disziplin, die von innen kommt und nicht vom Erzieher initiiert wird.“9

Unser Material ….soll Helfer und Führer sein für die innere Arbeit des Kindes.

Maria Montessori

Heterogene Altersklassen sind in der Montessori Pädagogik von besonderer Bedeutung, da sie den natürlichen, geborgenen Zustand einer Gesellschaft widerspiegeln. Durch dieses Familienkonzept werden Regeln einfacher übernommen und die kognitive sowie auch soziale Entwicklung gefördert. Montessori schrieb dazu: Das Kind «muss seinen kleinen Wissensschatz analysieren und umarbeiten, will es ihn für andere weitergeben»10 Montessori teilt dabei nach den sensiblen Phasen (Anhang 1) ein, wobei natürlich umstände- und persönlichkeitsbedingte Abweichungen mit eingerechnet werden können.

Eigenes Bild

Grundsätzlich sind folgende, heterogene Einteilungen zu finden:

„Hilf mir es selbst zu tun!“

0 – 3 Jahre

Geistiger Embryo – absorbierender Geist – Intuitiver Schöpfer

3 – 6 Jahre

Bewusster Arbeiter – Selbstständigkeit – vom Detail zum Ganzen

6 – 12 Jahre

Entwicklungsalter – Eroberung der Welt – vom Ganzen zum Detail zum Ganzen

Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler und Anstrengung zu, denn daraus kann ich lernen.

Maria Montessori

„Hilf mir selbst zu denken!“

13 – 15 Jahre

Adoleszenz 1: Labilität – Renaissance des Körpers und des Geistes

16 – 18 Jahre

Adoleszenz 2: Stabilisierung – Erkenntnis von Menschenrechten und politischer Verantwortung

Dieser weitestgehend selbstgestaltete Lern- und Entwicklungsprozess gibt Pädagogen eine ganz neue Rolle. Vorrangig beobachten und dokumentieren sie nun den Entwicklungs- und Lernprozess der Kinder, wobei sie immer wieder von den Eigenarten der Kinder und Jugendlichen lernen.

Im jüngsten Alter hilft der Pädagoge dem Kleinkind seine Welt exemplarisch und mit dem spezifisch dargereichten Material zu begreifen. Das Material ist dabei meistens selbsterklärend, sodass keine Korrektur von aussen stattfinden muss und das Kind selbst die Verantwortung für seine Resultate übernehmen kann. Der Pädagoge versucht dabei dem Kind zu helfen Schwierigkeiten zu überwinden, ohne es zu bevormunden.

„Montessori-Erzieher  verstehen sich als Helfer zur Entwicklung selbständiger Persönlichkeiten. Zur rechten Zeit sind ihre Worte und ihre Konsequenz gefragt. Sie sind sehr flexibel. Mit Geduld erklären sie den Gebrauch der Montessori-Materialien und unterstützen die Kinder damit umzugehen. Sie bringen das Kind auch in Beziehung zur Ordnung in ihrer Umgebung.“11

Nicht das Kind soll sich der Umgebung anpassen, sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen.

Maria Montessori

Das Erziehungswerk verteilt sich auf Lehrerin und Umgebung. Die früher ‚Lehrende‘ wird durch ein sehr viel komplexeres Ganzes ersetzt, d.h. gleichzeitig mit der Lehrerin wirken zahlreiche Gegenstände (das Entwicklungsmaterial) bei der Erziehung des Kindes mit.

Besonderer Wert wird somit auf eine ansprechende und ordentliche Umgebung gelegt, sodass die äussere Ordnung dem Kind hilft, eine innere Ordnung zu erlangen.12


Mit ungefähr dem sechsten Lebensjahr beginnt die Zeit der kosmischen Erziehung, die Zeit die Vorstellungskraft weiter zu entwickeln und Erkenntnisse über das grosse Ganze zu gewinnen.

Das Kind ist auf kognitiver Ebene ausgesprochen aufnahmebereit und sehr wissensbegierig. Montessori schloss daraus, dass genau diese Zeit, die Zeit für die Aufnahme der meisten Bildung sei. Ebenfalls entwickeln sich Kinder in dieser Zeit zu sozialen, moralisch gerechten Wesen, welchen ihren Aktionshorizont ausweiten. Es sollte daher viel und intensiv in Kontakt mit anderen Kindern stehen.

In dieser Phase sollte das Kind möglichst ausgiebig in der realen Welt sein, um die ihn umgebenden Dinge selbst „zu besitzen“.

„Aus all diesen gesehenen Dingen entstehen intellektuelle Interessen (die Klimata, die Winde, usw. …); der Unterricht wird lebendig. Mit einem Wort, der Aufbruch (la sortie) ist ein neuer Schlüssel zur Intensivierung der Bildung, die gewöhnlich in der Schule vermittelt wird.“13

Diese Zeit erlaubt es den Kindern vom Ganzen ins Detail zu arbeiten und sich intensiv mit den verschiedensten Wissenschaften auseinanderzusetzten (z.B. Mathematik, Mineralogie, Biologie, Physik, Chemie, etc.). Hierbei findet die Arbeit dann ganz präzise im Detail statt, wird aber immer in den Zusammenhang gestellt.14

Hilf mir, selbst zu denken.

Die Klassenzimmer folgen in dieser Zeit dem gleichen Prinzip wie die Kinderhäuser. Sie sind offen, freundlich, ordentlich und thematisch geordnet. Gewonnene Eindrücke können hier durch die Arbeit an abstraktem Material zu Konzepten umgewandelt werden. Montessori sprach auch von der „materialisierten Abstraktion“, welche konzentriertes, selbstständiges Arbeiten fördert.

Durch die eingebaute Selbstkontrolle dient der Pädagoge auch hier vor allem als Lernbegleiter.

Eigenes Bild

Die Umgebung ist an den aktuellen Leistungsstand der Kinder angepasst und bietet Materialien an, welche es den Kindern erlauben schrittweise und systematisch zu arbeiten. Wie im Kinderhaus ist jedes Material im Prinzip nur einmal vorhanden. Somit lernen die Kinder zu kommunizieren, sich zu verständigen, Arbeitsprozesse abzusprechen und einzuhalten und ihre Umgebung immer so zu hinterlassen, dass der nächste sich in ihr zu Recht finden kann.

Auch hier gilt das Prinzip der Selbstständigkeit und der Möglichkeit im eigenen Tempo Arbeiten so oft zu wiederholen, bis die Kinder sie beherrschen. Ununterbrochene Arbeitszeiten sind daher Zeiteinheiten von ca. drei Stunden.




Dieser Erdkinderplan zielt auf die moralische Pflege, Leibespflege, Programme und Methoden ab.

Mit moralischer Pflege meint Montessori Kommunikation und Sozialkompetenz. Die Jugendlichen lernen im Rahmen fester Regeln sich durch eigenen Antrieb und individuelle Initiativen zu verwirklichen. Die Pädagogen werden dazu angehalten den Jugendlichen gegenüber Achtung zu wahren und die Verletzlichkeit ihrer Jugend bei der Kommunikation zu berücksichtigen.

Sozialkompetenz

Der Ausdruck „Leibespflege“ stammt noch aus der Vorkriegszeit und könnte heute vielleicht mit Lebenshygiene übersetzt werden. Montessori als Medizinerin beobachtete natürlich genau das körperliche und psychische Wachstum der Jugendlichen. Sie legte besonderen Wert auf eine ausgeglichene, gesunde und natürliche Ernährung mit viel sportlicher Betätigung. Auch Suchtpotentiale sollen durch eine vorbildliche Lebenshygiene reduziert werden.

Lebenshygiene

Mit dem letzten Punkt „Programm und Methoden“ zielt Montessori auf den Schulunterricht ab. Diesen unterteilt sie in drei Hauptbereiche:

Drei Hauptbereiche

  • Die moralische Erziehung der Jugendlichen erlaubt den Aufbau der Persönlichkeit. Die Psyche der jungen Menschen wird kreativ angeregt, damit sie sich ausbilden kann. Dabei sind die Eckpunkte Mathematik und Sprachen, allgegenwärtige Disziplinen. Das Verständnis der Mathematik erlaubt ein Verständnis der den Menschen umgebenden Welt; die Sprache ist sogar ein Teil der Persönlichkeitsentwicklung.

  • Durch das Studium aller wichtigen Naturwissenschaften – „umfassende Bildung“ – führen die Jugendlichen die kosmische Erziehung weiter. Schlüsselerfahrungen machen die Jugendlichen dadurch, dass sie durch die Geschichte hinweg verstehen, wie viele und wie bedeutende Entdeckungen Menschen immer wieder gemacht haben. Dabei legt Montessori besonderen Wert auf interkulturellen Austausch.

    Auf dieser Grundlage wird eine natürliche Neugierde bei den Jugendlichen entfacht, welche als Ausgangspunkt für eine solide, weitgreifende Allgemeinbildung dient. Im Rahmen der Montessori Pädagogik werden schulische Schwerpunkte im naturwissenschaftlichen Bereich gesetzt (Mathematik, Geologie, Geographie, Astronomie, Biologie, Physiologie, Botanik, Zoologie, Physik, Chemie, sowie Kosmographie).

    Soziopod #002

  • Diese Art eines „Studien- und Arbeitszentrums“ lehnt sich an die Landschulhäuser an, welche zu Beginn des letzten Jahrhunderts propagiert wurden. Die Arbeit auf dem Lande mit den Elementen bis hin zur Integration in die Gesellschaft verleiht dem Konzept den Namen Erdkinder. Dabei eröffnet die Arbeit mit der Erde Wege in die Studien der Naturwissenschaften und der Geschichte; die Arbeit im Handel und Dienstleistungen sind eine soziale Grunderfahrung und dienen somit als Öffnung für Geisteswissenschaften.

    Mit einem Erdkinder-Landinternat möchte Montessori eine „Erfahrungsschule des sozialen Lebens“ anbieten. Es ermöglicht somit dem Kind sich vom Elternhaus zu lösen und zu einem Erwachsenen heranzureifen, welcher in einer Gesellschaft lebt. Dieser Übergang sollte jedoch in enger Zusammenarbeit mit dem Elternhaus geschehen. Montessori geht davon aus, dass der Jugendliche während dieser besonders empfindlichen Periode gleichermassen zu schützen als auch zu fördern sei.


    „Der "Erdkinderplan" ist beschrieben in: Montessori, Maria: Von der Kindheit zur Jugend, Freiburg 1966, und in: "Kosmische Erziehung", 5. Auflage. Es steht:

    • Bauernhof als Stätte der Produktion,


      adolescentCommunity.cfm


    • Handelsgeschäft als Stätte des Vertriebs, des Warenaustausches und der Kommunikation,

    • Gästehaus als Dienstleistungs- und Kontakteinrichtung.

    Diese Einrichtungen sollen gemeinsam von Jugendlichen und Erwachsenen mit dem Ziel der wirtschaftlichen Unabhängigkeit geführt werden. Zum Gesamtkonzept gehört ferner das Rahmenprogramm für eine Sekundarschule.“17

    Durch so ein modellhaftes Lernumfeld entsteht eine Art soziales Kreislaufprojekt, in dem die Jugendlichen Verantwortung für sich selbst und ihre Aktivitäten übernehmen. Sie haben die Gewissheit, dass ihr Verhalten einen realen Effekt auf ihre Mitmenschen und ihre Umwelt hat.


    Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den persönlichen Kontakt zwischen Lehrenden und Jugendlichen gelegt, wodurch Wissen vermittelt werden kann, welches in keinem Arbeitsbuch steht. Das Ziel ist es, das die jungen Erwachsenen selbstbewusst werden und die Fähigkeiten erarbeiten, die sie brauchen, um in der realen Welt bestehen zu können.

    • „Ganzheitliches Lernen und Handeln

    • Sorge für das Wohlbefinden der Schüler/innen in der Schulgemeinschaft

    • Selbsteinschätzung und Evaluation der Schüler/innen, des ganzen Schulbetriebes und dessen Beschäftigten“18


    Dabei sollten in allen Altersklassen die neusten Erkenntnisse der modernen Erziehungswissenschaften in Betracht gezogen werden.19

    Von besonderer Bedeutung ist ganzheitliches, individuelles Lernen und Lerntempo, welches durch selbstständiges und selbstbewusstes Arbeiten erreicht werden soll. Der moderne Unterricht ist somit schülerzentriert und basiert auf gegenseitigem Vertrauen.

    „Auch die Gefühle der Kinder, die das Lernen beeinflussen können, werden beachtet. Kinder, die Angst haben, lernen schlechter. In der Pubertät haben Jugendliche oft große Probleme bei der Suche nach der eigenen Identität. In den Gemeinschaftsschulen wird auf die Integration von "Kopf und Hand" besonders geachtet: Hauswirtschaft, Holz- und Metallarbeit und Nähen gehören zum Wochenplan genauso wie die mehr theoretischen Fächer.

    Ziel ist es, die SchülerInnen zu toleranten, zeitgemässen, mündigen Bürgern zu erziehen, die flexible mit Neuerrungen und neuen Problemen umgehen können, sowie ein ganzheitliches Weltbild besitzen. „Die Schüler sollen durch Freiheiten, aber auch gezielte Förderung und Forderung zu handlungsfähigen, konstruktiven und schöpferischen Menschen reifen. In der zwischenmenschlichen Beziehung spielen das Real-Sein der LehrerInnen, sowie Wertschätzung, Anerkennung und Vertrauen eine große Rolle.

    Aufbauend auf diesem einfühlendem Verständnis und der haltenden Umgebung wird das Lernen für die Kinder zu einer Herausforderung.“21

    Mündigkeit

    Das Hauptunterrichtskonzept Maria Montessoris: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ „Hilf mir, selbst zu denken.“ bilden ein natürliches Bindeglied zu den heutigen Bildungstendenzen. Auch auf der Sekundarstufe II betont Montessori die Bedeutung von eigenständigem, eigenverantwortlichem und angstfreiem Lernen.22

    Hauptkonzept

    Dabei sollte die Individualität der Lernenden durch vielfältige Lernzugänge ausgestaltet werden. Somit muss ein grosses Lernangebot vorliegen, welches ebenfalls Sozialkompetenz, Selbstreflexion und Entscheidungsfähigkeit fördert.

    Individualität & Vielfältigkeit


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