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Seminararbeit
Geschichte / Historik

Pädagogische Hochschule Weingarten - PH

1, 2014

Harald D. ©
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ID# 46095







Mittelalterliche Würfelherstellung


Pädagogische Hochschule Weingarten

Seminar: Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht III

SS 2013


Inhalt



1. Einleitung

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht“ unter der Leitung von Herrn , absolvierte unsere Projektgruppe, bestehend aus Herr Siebenson, Herr und Frau , eine Projektprüfung. Es ging in diesem Seminar dem Titel entsprechend um kreative Ideen für eine handlungsorientierte und schüleraktive Unterrichtsgestaltung.

Die Kursteilnehmer und Kursteilnehmerinnen hatten daher die Möglichkeit ein Projekt ihrer Wahl zu planen und dieses gemeinsam mit den Studentinnen und Studenten des Seminars zu realisieren. Daraus ergaben sich viele kreative Projektumsetzungen. Neben mittelalterlichem Kochen, Burgenbau aus Pappe und Töpfern, entschieden wir uns für das Projekt „Herstellung mittelalterlicher Knochenwürfel“ und führten dieses auch im Seminar durch.

Bevor es jedoch dazu kam, mussten zahlreiche Schritte unternommen und Überlegungen angestellt werden, die eine Umsetzung überhaupt erst ermöglichten. Diese Arbeit soll deshalb im Folgenden umfänglich über dieses Projekt informieren und dabei sowohl persönliche als auch sachliche Aspekte näher beleuchten.

Im zweiten Kapitel werden zunächst Hintergrundinformationen zu unserem Projektthema gegeben, um eine geschichtliche Einordung zu ermöglichen und unsere Themenauswahl historisch zu begründen.

Das dritte Kapitel befasst sich mit der Ideenfindung und beschreibt, wie wir auf dieses Projekt aufmerksam wurden und warum wir den Entschluss fassten uns intensiver damit zu beschäftigen.

Im Anschluss daran wird der Projektablauf ausführlich erläutert und auf die einzelnen Phasen der Planung und Vorbereitung genauer eingegangen sowie die Projektdurchführung im Seminar kurz skizziert.

Ein Fazit und eine Reflexion erfolgt im vierten Kapitel, wobei die Schwerpunkte auf den persönlichen Erfahrungen mit dem Projekt, aber auch auf schulrelevanten Überlegungen liegen.


2. Sachanalyse

2.1 Die Geschichte des Spielwürfels

Im Gegensatz zur heutigen mathematischen Definition eines Würfels als „Vielflächner, der von sechs kongruenten Quadraten begrenzt wird“(Fachredaktionen des Bibliographischen Instituts 1986, S. 480), zeichnet sich in der Geschichte keine solch klare Definition zur Beschreibung eines Würfels ab. Bereits im alten Ägypten waren Spielformen, in denen Würfel ein zentrales Element darstellen bekannt.

Als Spielwürfel wurden hierbei markierte Halbrundhölzer und Knochen aus den Sprunggelenken von Paarhufern, aufgrund ihrer kantigen Form verwendet (vgl. Piccione 1980). Auch in der Antike und darüber hinaus war das Spiel mit dem Würfel verbreitet. So schreibt Tacitus in der von Anton Baumstark übersetzten ‚Die Germania des Tacitus‘(Tac. Germ. 24):

„Das Würfelspiel, man muß sich wundern, üben sie unbetrunken als etwas Ernstes mit solcher Unvernunft für Gewinnen und Verlieren, daß, wenn Alles dahin ist, sie im äußersten und letzten Wurfe die Freiheit und den Körper daran setzen. Der Besiegte tritt in freiwillige Knechtschaft; obgleich jugendkräftiger, obgleich stärker, läßt er geduldig sich binden und verkaufen“.

Auch im Mittelalter ändert sich diese Einstellung zum Würfelspiel nicht. Aufgrund hoher Einsätze, hoher Risikobereitschaft und aggressiven Verhaltens gibt es zu dieser Zeit oftmals Restriktionen hinsichtlich des Würfelspiels von Seiten der Kirche oder weltlicher Herrscher. Ein Beispiel der hohen Beliebtheit von Würfelspielen zeigt die Erwähnung in der Carmina Burana in der Ausgabe von René Clemencic und Michael Korth (1979, S. 127):

„Die einen spielen, die anderen saufen,

andere treiben es indiskret,

aber im Spiel sind alle vereint,

manche werden dadurch buchstäblich ausgezogen,

andere dagegen erspielen sich ihre Kleidung,

andere gehen in Säcken.

Es gibt keinen, der den Tod fürchtet,

aber alle würden sich für Baccus umbringen. „


Die mittelalterliche Würfelproduktion, auf die im weiteren Verlauf noch genauer eingegangen wird, gründete meist auf das Grundmaterial Rinderknochen. Hierbei wurden meist die für die Fleischgewinnung ungeeigneten Mittelhand- und Mittelfußknochen verwendet, da diese aufgrund ihrer Stärke sich für das Herstellen von Würfeln eignen. In wohlhabenderen Kreisen wurden Würfel auch aus Halbedelsteinen, Gagat oder Elfenbein gefertigt.

Neben der heutigen, auf die Römer zurückgehenden, üblichen Verteilung der Würfelaugen bei denen die Summe der gegenüberliegenden Augenzahlen sieben ergibt, gab es noch die sogenannte nördliche Variante, bei der die Augenzahlen aufsteigend gegenüberliegen. Oftmals gab es auch eine unsystematische Anordnung. Beliebte Würfelspiele im Mittelalter waren ‚a mayores‘ oder ‚Glückshaus‘ (vgl. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie 2007).

In der heutigen Zeit werden Würfel vor allem aus Kunststoff oder Holz gefertigt.


2.2 Die mittelalterliche Würfelherstellung

Im Mittelalter wurden Spielwürfel von Handwerkern die zur Knochenschnitzerei zugeordnet werden können hergestellt. Hierzu zählt neben dem Kammmacher und Paternosterer, welche zum Teil Würfel als weiteres Nebenprodukt zu ihren hauptsächlichen Waren herstellten, vor allem der auf diese Arbeit spezialisierte sogenannte Würfler.

Zu den Rohmaterialien zählten vor allem die Metapodien der Rinder. Diese sind besonders geeignet, da sie zum einen leicht zu gewinnen sind und außerdem „eine starke Kompakta besitzen und dem Knochen dadurch schwere und Solidität verleihen“ (Erath 1996, S. 72), wodurch diese „gleichmäßiger und glatter, wie man sie auch werfen mag“ (Erath 1996, S.72) fallen. Als Knochenlieferant nennt Marianne Erath drei unterschiedliche Bezugsquellen.

Dazu zählen neben dem Metzger, die Zunft der Kuttler, welche auf Innereien und Füße spezialisiert waren und Händler. Diese kamen dann zum Zug, wenn der Bedarf an Knochen für die Herstellung von Würfeln die Liefermöglichkeiten der beiden erstgenannten Bezugsquellen überstieg. So wurden zum Beispiel in Frankfurt am Main in einer Spielbank zwischen 1379 und 1432 jährliche 10000 Würfel bestellt (vgl. Erath 1996, S.35 f).

Zu den ersten Arbeitsschritten, zählen nach dem Schlachten und Zerlegen der Tiere das Entfernen von anhaftendem Gewebe. Dies geschah in folgenden Arbeitsschritten:

„Bei den Versuchen wurden die Rinderfüße in heißem Wasser zunächst etwas gesäubert. Danach wurde der Fuß an der Vorderseite aufgeschnitten, entlang der Koalezenznaht des Metapodiums, wozu ein langes, scharfes Messer mit feststehender Klinge verwendet wurde. Sodann wurde der Knochen bis zum distalen Gelenkende von Fell, Fleisch und Sehnen befreit. Das durchtrennen der Sehnen am Metapodienende ist beim Ausbeinen am schwersten, da die eng anschließenden distalphalanxknochen das Metapodienende teilweise umgeben“ (Ehrat 1996, S.45).

Das Abkochen der Knochen diente vor allem der Geruchsreduzierung und Lagerfähigkeit. Zu beachten galt jedoch, dass ein zu langes Abkochen, die Elastizität eines Knochens reduzierte. Aus diesen Gründen wird davon ausgegangen, dass das Abkochen bereits von den Knochenlieferanten durchgeführt wurde und nicht länger als zwei Stunden andauerte.

Mithilfe einer Feile oder eines Glättsteines wurden letzte Unebenheiten entfernt und dem Material eine glänzende Oberfläche bereitet. Daraufhin konnte der Würfler von den jetzigen Rohlingen Kuben absägen. Meist ergaben sich aus einem Rohling etwa zehn Stück. Auch wenn diese Würfel teilweise nicht das Idealmaß von sechs gleichlangen Seiten besaßen und zum Teil leichte rhombische Formen hatten, wurden diese trotzdem weiterverarbeitet (vgl. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie 2007).

(Abb. 1: Die verschiedenen Arbeitsstufen der Würfelherstellung. Entnommen aus: Erath 1996, Band 3)

Um die Würfelaugen anzubringen wurden meist Drillbohrer verwendet. Da die Fläche einer Würfelseite oftmals nur sehr gering war, waren die Augen meist möglichst weit außen angebracht. Der Einsatz von Bohrern gab den Würfelaugen ihren Namen, da diese vom Aussehen einem Auge ähnelten (vgl. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie 2007).

(Abb. 2: Würfelaugenbohrer. Entnommen aus: Erath 1996, Band 3)


3. Entscheidung für das Projekt „Knochenwürfel herstellen“

Für die Ideenfindung nahmen wir zur aller erst eine der Literaturempfehlungen unseres Dozenten zur Hand. Es handelte sich dabei um die Lehrerhandreichung „Komm mit ins Mittelalter“, in der zahlreiche Anleitungen für einen handlungsorientierten Zugang zur mittelalterlichen Geschichte zu finden waren. Durch sie verschafften wir uns einen Überblick an möglichen Themen, was einen ersten Interessenaustausch innerhalb unserer Projektgruppe ermöglichte.

Neben Themen wie mittelalterliches Kochen und Schreiben, Burgenbau, und Kerzenziehen, wird in diesem Buch auch die Erstellung von Knochenwürfeln behandelt. Da sich unsere Gruppe von vornherein für den Themenbereich „mittelalterliches Spielen“ interessierte und uns die Idee Knochenwürfel herzustellen sehr ausgefallen und ungewöhnlich erschien, weckte es sofort unsere Aufmerksamkeit.

Zudem wurde durch die angegebene Anleitung dieses Projekts vermittelt, dass es im Rahmen des Seminars „Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht“ realisierbar sein würde.

Abgesehen davon wurde unsere Entscheidungsfindung davon beeinflusst, dass wir bei Schülerinnen und Schüler sowie bei Studentinnen und Studenten ein großes Interesse an solch einem Projekt vermuteten. Zum einen, so unsere Überlegungen, kann das ungewöhnliche und auch fremdartige „Arbeitsmaterial“ Neugierde wecken und zum anderen wirkt die Frage „wie und was spielten die Menschen im Mittelalter?“ auf Kinder und Jugendliche und auch auf unsere Kommilitonen sehr motivierend, da es sich beim Spielen um einen Bereich ihrer eigenen Lebenswelt handelt und der Würfel auch heute noch ein gängiges Spielmittel darstellt.

Da wir allerdings vorab in ersten Gesprächen über unsere Projektidee ausschließlich positive Rückmeldungen bekamen und auch letztlich der Wunsch überwog etwas Neues und Außergewöhnliches auszuprobieren, fassten wir den Entschluss uns intensiver mit der Umsetzung dieses Vorhabens zu befassen. Nachdem wir uns für das Projekt „Knochenwürfel herstellen“ entschieden hatten und mit unserem Dozenten einen Termin für die Durchführung vereinbarten, begann die Vorbereitungsphase unseres Projekts.


4. Projektablauf

4.1 Planung und Vorbereitung

Für eine erfolgreiche Umsetzung der Projektprüfung, erschien es uns schlüssig, die Herstellung der Knochenwürfel zunächst im Kreis der Projektgruppe zu erproben. Zuvor mussten wir allerdings die dafür geeigneten Knochen ausfindig machen und das benötigte Material besorgen. Für die Umsetzung und die Materialbeschaffung setzten wir uns ein Zeitfenster von drei Wochen, was uns aufgrund der Anleitung in der Lehrerhandreichung „Komm mit ins Mittelalter-Materialien ab Klasse 5“ völlig ausreichend erschien.

In diesem Kapitel sollen nun die einzelnen Vorbereitungsschritte für die eigentliche Durchführung im Seminar genauer beschrieben und erläutert werden.

4.1.1 Beschaffung geeigneter Knochen

Für die Herstellung der Würfel benötigten wir Mittelfußknochen vom Rind oder vom Schwein. Im ersten Schritt nahmen wir daher Kontakt mit einer Metzgerei auf und schilderten unser Vorhaben. Wegen unserer Unerfahrenheit mit diesem Thema, bestellten wir sowohl Knochen vom Rind als auch vom Schwein, um so herauszufinden, was für unsere Zwecke am besten geeignet ist.

Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass die Suche nach den richtigen Knochen länger dauern sollte als geplant. Es waren mehrere Bestellungen beim Metzger und Begutachtungen verschiedener Knochen nötig, da die Bezeichnung „Mittelfußknochen“ nicht präzise genug war und es mehrere Knochen gibt, die sich dem Mittelfuß der Paarhufer zuordnen lassen.

Aus diesem Grund ließen wir sie uns über die Hauptfiliale direkt von einer Schlachterei liefern. Da uns die Knochen vom Schwein, verglichen mit denen vom Rind, relativ dünn und klein erschienen, bestellten wir ausschließlich Rinderknochen für die Würfelherstellung im Seminar. Insgesamt nahm die Suche nach den richtigen Knochen viel Zeit in Anspruch, da alle Knochen zuerst abgekocht werden mussten und anschießend mehrere Stunden zum Trocknen benötigten.

Um beurteilen zu können, ob die jeweiligen Knochen für die Weiterarbeit geeignet waren, war es darüber hinaus erforderlich, diese mit einem Messer oder einer Handbürste von vorhandenen Fleisch- , Knochenmark- oder Knorpelresten zu befreien. Aus organisatorischen und zeitlichen Gründen brachten wir daher zur eigentlichen Durchführung nur bereits abgekochte und „saubere“ Knochen mit.

4.1.2 Beschaffung weiterer Arbeitsmaterialien

Bevor das eigentliche Arbeiten mit den Knochen beginnen konnte, mussten wir noch einige Besorgung machen, die wir untereinander aufteilten. So kümmerten sich Herr Siebenson und Frau beispielsweise um die Knochenbestellungen, während Herr Sägen beschaffte und versuchte, die Erlaubnis für die Durchführung in einem der Technikräume einzuholen.

Dies gestaltete sich schwieriger als zunächst angenommen. Da die Fachschaft Technik in ihren Räumen aus hygienischen Gründen nicht den Werkstoff Knochen haben wollte, musste das Projekt im Seminarraum stattfinden, was mit einem erheblichen Mehraufwand im Sinne von Werkzeugbeschaffung verbunden war. Das Leihen der Sägen gestaltete sich hingegen als unproblematisch und auch bei der kurzfristigen Planänderung anstatt Feinsägen, aufgrund der besseren Handhabung, Puksägen zu verwenden, zeigten sich die Verantwortlichen des Faches Technik flexibel.

Ferner besorgten wir Bienenwachs aus der Apotheke und Grillkohle aus dem Supermarkt, was wir beides für das Einfärben der Würfelaugen benötigten sowie phosphatfreies Waschmittel für die Säuberung der Knochen. Für Letzteres mussten wir uns telefonisch direkt beim Hersteller erkundigen, da Angaben zum Phosphatgehalt auf den gängigen Waschmittelverpackungen nicht aufgeführt waren.

4.1.3 Erprobungsphase

Nachdem wir die geeigneten Knochen gefunden und das benötigte Arbeitsmaterial zusammen hatten, konnte die eigentliche Erprobungsphase innerhalb der Projektgruppe beginnen. Zunächst spannten wir die abgekochten und bereits in Streifen geschnittenen Knochen in einen Schraubstock ein und versuchten mit einer Feinsäge möglichst quadratische Stücke abzusägen.

Da die einzelnen Knochensteifen allerdings nicht an jeder Stelle die gleiche Dicke aufwiesen und viele Stellen nicht quaderförmig waren, entpuppten sich einige Knochenabschnitte als unbrauchbar für unser Vorhaben oder mussten mit mehrmaligem Sägen in die richtige Form gebracht werden. Daher dauerte es einige Zeit, bis jeder Projektteilnehmer ein einigermaßen gleichmäßiges Stück zum Weiterbearbeiten vor sich hatte.

Als Nächstes mussten die Würfelaugen erstellt werden. Dies geschah mittels Nagel und Bohrmaschine, was uns legitim erschien, da auch im Mittelalter eine von Hand betriebene Bohrmaschine für diesen Zweck verwendet wurde. Beim ersten Versuch bohrten wir direkt in die geglättete Oberfläche des Würfels, wobei uns der Bohrer jedoch immer wieder abrutschte und die Augen nicht gezielt angebracht werden konnten.

Wir stellten daher fest, dass die gewünschte Augenzahl vorab mit einem Nagel leicht vorgehämmert werden sollte, damit die Bohrspitze fixiert wurde. Das Hämmern und das anschließende Bohren verlangte viel Feingefühl, weil die Würfel ansonsten Risse bekamen oder sogar auseinanderbrachen.

Zum Einfärben der Würfelaugen verwendeten wir, ebenso wie die Menschen im Mittelalter, mit Kohle vermischtes Bienenwachs. Auf diese Information sind wir bei Recherchen zu unserem Projekt im Internet gestoßen und daher zogen wir es vor, das Projekt auf diese Weise durchzuführen, anstatt die Augen unserer Anleitung nach mit Edding zu bemalen. Das Wachs musste zuerst im Wasserbad zum Schmelzen gebracht und anschließend mit zermahlener Kohle vermengt werden.

Diese hielten wir anschließend über eine Kerzenflamme, damit das Wachs auf einer Seite wieder etwas flüssig wurde und wir den gesamten Würfel damit bestreichen konnten. Schließlich schleiften wir unsere Würfel rundum ab, sodass lediglich das Wachs zurückblieb, das sich in den Löchern abgesetzt hatte. Das feinere Schleifpapier erwies sich dabei als sehr praktisch, da es den Würfel vom Wachs befreite, aber dabei die gefärbten Augenlöcher nicht beschädigte.

Für eine schöne und glänzende Optik, fetteten wir unsere Würfel abschließend noch mit etwas Öl ein.

4.1.4 Mittelalterliche Würfelspiele

Schon relativ am Anfang der Planungs- und Vorbereitungsphase entschieden wir uns dazu, bei der Durchführung auch mittelalterliche Würfelspiele anzubieten. Unsere Überlegung war, dass die Würfel auf diese Weise unmittelbar Verwendung finden und mit ihnen eine Vertiefung in die Thematik des mittelalterlichen Spielens ermöglicht wird.

Darüber hinaus bot sich diese Phase bei der Durchführung als Puffer an, da die Arbeitszeit an einem Würfel, je nach Knochenstück oder Verfügbarkeit der Werkzeuge, stark variieren kann, was wir bei unserer eigenen Erprobung der Würfelherstellung feststellen konnten.


4.2 Projektdurchführung

Das Projekt fand im Seminarraum mit 16 anstatt den vorab angemeldeten 14 Teilnehmern statt. Aufgrund ausreichender Materialien und Werkzeugen, konnte dies jedoch ohne Probleme bewältigt werden. Der Seminarraum war in drei Gruppentische zur Werkstückbearbeitung und weiteren drei Spieltischstationen aufgeteilt. Auf den jeweiligen Tischpaaren zur Herstellung von Knochenwürfeln lagen neben Zeitungen und Holztafeln zur Unterlage, Hämmer, Nägel, Akkubohrer, Schleifpapier und Sägen bereit.

Am Dozentenpult standen Kerzen und das Bienenwachs-Kohle-Gemisch für die später folgende Einfärbung der Augenzahlen parat. Zu diesen Werkzeugen gab es zusätzlich noch eine mobile Werkbank und einen Schraubstock. Auf den Spieltischen lag Material, wie Spielanleitung und Spielfeld aus. Den Auftakt der Stunde bildete eine kurze Einleitung in der Informationen zur Geschichte und Entwicklung des Spielwürfels den teilnehmenden Studierenden vermittelt wurde.

Des Weiteren wurden die in der Projektstunde folgenden Arbeitsschritte zur Herstellung der Würfel gemeinsam besprochen. Hierbei waren die Arbeitsschritte unterteilt in das Absägen eines Kubus vom Rohmaterial, den Kubus zurecht schleifen, die Bohrlöcher mit Nagel markieren und die Augenzahlen bohren und färben. Auf diesen informativen Abschnitt folgte ein praxisorientierter Block.

Das Markieren der Augenzahlen stellte sich bei manchen Teilnehmern als schwierig heraus, da durch einen zu festen Hammerschlag die Würfel zersplitterten. Das Bohren der Augenzahlen gelang durchweg gut wobei sich nach kurzer Zeit herausstellte das zwei Bohrer durch ein ausgeleiertes Bohrfutter keine kreisrunden Löcher lieferten und somit für die weitere Bearbeitung keine weitere Beachtung fanden.

Im Seminar war das Arbeitstempo sehr unterschiedlich. Etwa ein Drittel der Studierenden war relativ früh mit ihr Würfel fertig und konnte mit diesen die mittelalterlichen Würfelspiele ausprobieren. Hierbei erfreute sich besonders das Spiel Glückshaus großer Beliebtheit. Dagegen gab es drei Personen die entweder für ihren Würfel beinahe die ganze Zeit brauchten und nicht ganz fertig wurden und so auch nicht mehr zum Spielen kamen.

Auf diese praktische Phase folgte eine kurze Reflexion unsererseits in dem zum einen Probleme und Schwierigkeiten bei der Vorbereitung des Projekts angesprochen wurden aber auch Möglichkeiten und Vorteile die ein solches Projekt beim Einsatz in der Schule mit sich bringen kann dargelegt wurden.


Gleich zu Beginn der Vorbereitung, verbrachten wir längere Zeit damit, die richtigen Knochen für unser Projekt zu finden, da die Angabe „Mittelfußknochen“ offensichtlich zu ungenau war und für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar, was wir mit den gesuchten Knochen genau geplant hatten. Mit jeder Fehlbestellung zweifelten wir deshalb mehr daran, die richten Knochen noch rechtzeitig beschaffen zu können.

Aus diesem Grund beschäftigten wir uns zwischenzeitlich auch mit alternativen Projektideen. Wir zogen es beispielsweise in Erwägung Speckstein, anstatt Knochen für die Würfelherstellung zu verwenden und dachten sogar daran, ein gänzlich anderes Projekt durchzuführen.

Rückblickend handelte es sich jedoch nicht nur aus diesen Gründen um die schwierigste Phase unseres Projekts. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor stellte die Organisation verschiedener Werkzeuge dar, da uns die Nutzung des Technikraums aus hygienischen Gründen nicht erlaubt wurde. Zwar wurden uns freundlicherweise Sägen zu Verfügung gestellte, aber leider fehlte es noch an Hämmern und Schraubstöcken.

Letztlich schafften wir es zwar, das Projekt am vereinbarten Termin umzusetzen, standen jedoch während der Vorbereitungsphase unter enormem Zeitdruck. Das lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass die uns vorliegende Anleitung stark vereinfacht war und wir folglich den zeitlichen Aufwand für die Vorbereitung unterschätzten. Für zukünftige Projekte haben wir uns deshalb vorgenommen frühzeitiger zu planen und mögliche Komplikationen und Fehlschläge bei unserer Zeiteinteilung besser zu berücksichtigen.

Des Weiteren hat uns diese Phase auch aus einem weiteren Grund stark gefordert. Bei jeder Bestellung bekamen wir Knochenstücke mit Knorpel, Sehnen, Knochenmark und noch weiteren für uns undefinierbaren Fleischresten. Diese abzukochen, was zusammen mit dem Waschmittel einen unangenehmen Geruch erzeugte, und anschließend mit einem Messer oder einer Bürste weiter zu säubern, erregte oftmals Ekel und kostete uns doch einige Überwindung.

Auf der anderen Seite regte es uns zum Nachdenken an und zur Reflektion des eigenen Fleischkonsums. Die intensive Arbeit mit den verschiedensten Knochen der Tiere, machte uns deutlich, was tatsächlich hinter einem Stück Fleisch steckt und ließ uns die nächsten Mahlzeiten genauer überdenken. Wir erhielten Einblicke in Arbeitsschritte, die heute aus dem Bewusstsein der Menschen weitestgehend verschwunden sind.


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