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Mitschrift spanische Literaturgeschichte

2.888 / ~12 sternsternsternsternstern_0.2 Ines E. . 2014
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Mitschrift
Romanistik

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2, Prof. Hodab, 2009

Ines E. ©
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sternsternsternsternstern_0.2
ID# 39328







Mitschrift Spanische Literaturgeschichte WS 2008/09


Probleme einer Geschichtsschreibung der (spanischen) Literatur:


Fragestellungen zur spanischen Periodisierung:

· Ist eine Abgrenzung von literarischen und nicht-literarischen Texten einer Gesellschaft

sinnvoll?


· Nationale Literaturgeschichte: Konstruktion eines in sich geschlossenen nationalen

Zusammenhangs

· Ist es sinnvoll, sich auf die in kastilischer Sprache geschriebene Literatur zu beschränken?


Bedeutsamkeit der Offenlegung der Konstruktionsmechanismen einer Literaturgeschichtsschreibung:


Nach welchen Kriterien wurden die Werke ausgewählt?


Erst durch die Auswahl und Konstruktion von Zusammenhängen entsteht eine Struktur, eine

„Geschichte“, in der den einzelnen Fakten dann eine Bedeutung zugeschrieben wird (etwa

Zuschreibungen wie Vorbereitung, Höhepunkt, Weiterentwicklung, Krise, Innovation).

z.B.

Siglo de oro als Blütezeit der spanischen Kultur und Literatur;

las dos Españas“: 2 Perspektiven der Darstellung: traditionsorientiert und traditionskritisch


Entwicklungslinien der hispanidad bis zum 18. Jh.


nationale Mythen:

· Widerstand der keltiberischen Bevölkerung der Stadt Numantia gegen die römische

Eroberung (um 140–130 v.Chr.)

· Kampf des Rodrigo Díaz de Vivar (ca. 1043–1099) = el Cid, gegen die Mauren

· Eroberung von Granada 1492

· Eroberung der Neuen Welt 1492


Literatur des Mittelalters


· Lyrik

· Heldenepik = cantares de gesta

· Gelehrtendichtung = mester de clerecía

· Wissenschaftsprosa (hist., jurist., nawi)

· Prosa-Erzählliteratur

· Volkstümliche Epik = romances


Entwicklung einer volkssprachlichen Literatur: jarchas


Erste „literarische“ Passagen in romanischen Sprachen finden sich in der Schlussstrophe

arabischer Lob- und Liebesgedichte (= Muwaschaha , 1. Hälfte des 11. Jhs.;gereimt aus 5

vierzeiligen Strophen);

Typus des Rollengedichts (dialogisch);

Inhalt des Gedichts: Meist klagen ein Mann oder eine junge Frau über die unglückliche

Liebe, in virtuoser Manier wird ein Liebesdialog inszeniert.

Inhalt der Schlussstrophe ist konträr zu dem des Gedichts

Innerhalb dieser Gedichte: Zweisprachigkeit: arabischer Haupttext – kastilische Endstrophe

=> Beispiel f. kulturellen Austausch

Bezeichnung für diese Endstrophen: jarchas

60 romanische jarchas (Endstrophen) bekannt


Lyrik


Lyrikproduktion in romanischen Sprachen ab 13. Jh.

in galizisch-portugiesischer Sprache (Sprache der Lyrik, prestigeträchtig)

unterschiedliche Verbindungen von Traditionssträngen: lateinische, arab., christl. Quellen


Haupttypen:

· cantigas de amor kunsthafte Liebesgedichte; Thematik der jarchas

· cantigas de amigo volkstümliche Freundschaftsgedichte; melanchol. Nostalgie,

starkes Naturgefühl

· cantigas d’escarnh’e de maldizer realistische, satirische Spottgedichte


höfische Lyrik im 15. Jahrhundert

Einfluss der okzitanischen Troubadourlyrik; der italienischen Lyrik


Gedichtarten:

canción

kurz, strenge formale Regeln; Thema höfische Liebe; urspr. gesungen

decir

oft im Achtsilbler; versch. Themen: soziale, politische, philosophische, moralische lit.

Themen, auch satirisch; f. gesprochenen Vortrag, Lektüre


Vertreter:

Marqués de Santillana, Íñigo López de Mendoza

(1398-1458)


Er schrieb canciones, decires, serranillas (Inhalt: Ritter wirbt um eine Schäferin, der er im

Gebirge begegnet).


Juan de Mena

(1411-1456)


Jorge Manrique (1440?-1479)

Coplas por la muerte de su padre (zw. 1476 und 1479)


Juan del Encina (1468-1529/1530)

Cancionero


Epische Dichtung


Anonyme, rein mündliche Versdichtungen, von Spielleuten (juglares) unter musikalischer

Begleitung (meist einem zahlenden Publikum) vorgetragen


cantares de gesta = Heldenepen

ausgedehnte gesungene Erzählungen über Hedentaten (gestas) von traditionellen Helden


Themen: feudale Konflikte


unregelmäßige Metrik; meist 14-Silbler; in coplas (Strophen) aufgeteilt


Kontroversen über Entstehung der kastil. Epik:

germanischer Einfluss der visigodos oder

muslimischer Einfluss


Beispiele für bekannte Heldenepen:

Beispiele:


· Los Siete Infantes de Lara ca. 1000 n.Chr.

· Cantar (de gesta) de Sancho II y cerco de Zamora 1100, letztes Epos über Geschichte Kastiliens

· Bernardo del Carpio 1200

span. u. frz. Erzählstoff vermischt

Mischung von Fiktion u Wirklichkeit (Wittschier 11)

· Cantar de Roncesvalles Karl der Große 1310

· Cantar de Rodrigo (auch Mocedades de Rodrigo) 14. Jh.

Jugend des Cid, eher fantastisch, weit weg von hist. Realität (= 2. Teil von El Cid)


Poema de Mio Cid= El Cid

Erstes längeres und teilweise eigenständig spanisches Werk (das überliefert worden ist)

Heldenepos, an französischen Vorbildern orientiert

historischer Stoff

Protagonist = historisch belegt: Rodrigo Díaz de Vivar (ca. 1043-1099), Vasall des Königs

Alfons VI. von Kastilien

„der Cid“ (von einem arabischen Wort für „Herr“, sejid => Ehrentitel), Beiname el

Campeador (der Kämpfer)


Er stand in der 2. Hälfte des 11. Jhs. im Dienst von König Alfons VI. von Kastilien, kämpfte

gegen die Mauren (allerdings nicht nur, um für sich und seine Leute Beute zu machen,

sondern im Dienst des islam. Königs von Zaragoza), eroberte Valencia für die Christen

zurück.

In der Rezeptionsgeschichte wurde er im 19. Jh. im Geist der Reconquista zum Helden im

Kampf gegen die Mauren stilisiert.


Frage um Entstehung und Autorschaft

Entstehung ist unklar; um 1140 (vierzig Jahre nach dem Tod des Helden)

Theorie a): Kollektiv: Sammlung einzelner Teile, die von verschiedenen juglares

vorgetragen wurden

– Theorie b): einzelner Spielmann oder 2 Autoren

Man geht davon aus, dass der Autor ein gebildeter Mann (Jurist oder Kleriker) aus

Burgos war, der zu Beginn des 13. Jh. lebte.

Die einzig erhaltene Handschrift im 14. Jh. wurde von einer auf 1207 datierten

Vorlage kopiert, der Kopist Per Abad könnte der Autor gewesen sein.


Formaler Aufbau:

3730 unregelmäßige. meist assonierende Verse (alle mit Zäsur) mit zw. 10 u 20 Silben, in

152 Laissenstrophen (assonierende Verse, untersch. Verszahl)


1/5 des Textes sind Formeln, die immer wieder wiederholt werden (s. mdl. Vortrag der

Spielleute)


Inhaltliche Aufteilung:

3 Gesänge

Cantar del Destierro (Verse 1 – 1084)

Cantar de las Bodas (1085-2277):

Cantar de la afrenta de Corpes (2278-3730):


Inhalt: Cid steht am Tiefpunkt seiner Karriere, da er bei seinem König in Ungnade gefallen

ist. Daher verliert er seine persönliche Ehre und die seiner Familie.

In seinem Unglück wünscht er sich, seine 2 Töchter ehrenvoll verheiraten zu können. Zur

Rehabilitierung stiftet der König die Ehe mit den Infantes de Carrión, die diese Verbindung

jedoch aus Berechnung erstreben. Nachdem sie sich durch ihre Feigheit vor den Leuten des

Cid lächerlich gemacht haben, verlassen sie ihre Frauen unter grausamen und demütigenden

Umständen im Eichenwald von Corpes.

Der Cid fordert für diese Schmach Rache: Im gerichtlichen Zweikampf unterliegen die

Infantes seinen Kämpfern; seine Töchter heiraten (noch ehrenvoller) die Infantes von Navarra

und Aragón => Familienehre des Cid ist wiederhergestellt.


Mester de clerecía

Werke gelehrter geistlicher Autoren, ab 13. Jh.

klerikale, didaktisch-narrative Dichtung in der Volkssprache: Übersetzungen und

Bearbeitungen von lateinischen Heiligenviten und erbaulichen Legenden

Themen: Heiligenleben, klassische Sagen, Legenden

=> Ziel: Propagierung christlicher Inhalte; Popularisieren des Wissens für das ungebildete

Volk


Metrik: regelmäßig, strenge metrische Regeln

Versmaß: cuaderna vía (Strophe aus 4 14-Silblern, mit einem konsonantischen Vollreim)


Begründer des mester de clerecía und erster spanischsprachiger Autor:

Gonzalo de Berceo

(ca. 1195-1264)

in La Rioja geboren, als Laiengeistlicher im Benediktinerkloster San Millán de la Cogolla;

jurist. Ausbildung in Palencia

geistl. Dichtung: Heiligenviten,Marienleben: Wunderglaube, Mirakelbuch

Zielgruppe: ungebildetes, wundergläubiges Volk

Christianisierung des Denkens des einfachen Volkes


Wissenschaftsprosa

Impulse für die Entwicklung der spanischen Prosaliteratur gingen von König Alfons X. von

Kastilien und León aus = Alfonso X el Sabio (1221-1284)

Sein Hof war ein kult. Zentrum:Förderung der Nationalkultur und der Volkssprache

Wissenschaftler erhielten die Aufgabe, das gesamte Wissen der damaligen Zeit aus

islamischen, jüdischen und christlichen Quellen zusammenzutragen und schriftlich

arabische Texte ins Spanische übersetzt:

Werke in Geschichte, Astronomie, Rechtsprechung, Dichtung, Musik, Malerei

Wissensvermittlung zwischen Orient u Abendland in organisierter Form


Prosa-Erzählliteratur: siehe eigenes Handout


Volkssprachliche Epik: romances: siehe eigenes Handout


Der Roman im Siglo de oro


Bedeutende Romane:

1508

Amadís de Gaula (Garci Rodriguez de Montalvo)

1554

Lazarillo de Tormes (1. bekannte Ausgabe)

1560 (ca.)

Los siete libros de la Diana (Vorbild f. Schäferroman)

1599/1602

Guzmán de Alfarache (Mateo Alemán) 1. Teil / 2. Teil

1605/1615

Historia del ingenioso Hidalgo Don Quijote de la Mancha (Miguel de Cervantes Saavedra)

1626

Historia de la vida del buscón (Francisco de Quevedo)

1651–1653

El criticón (Baltasar Gracián)

Entwicklung des Romans

keine angesehene Gattung wegen Fiktionalität


Gattungen


  • Ritterroman (novela de caballerías)

  • Abenteuerroman (novela bizantina)

  • Schäferroman (novela pastoril)

  • Schelmenroman (novela picaresca)


Novela de caballerías


Sehr beliebte Gattung, oft vorgelesen

Letzter Nachklang der mittelalterlichen Ritterepik (matière de Bretagne, Lancelot, Tristan) und des höfischen Romans (Liebeskonzeption des amor cortés)

Inhalt:

fiktive Abenteuer eines fahrenden Ritters, der zusammen mit seinem Schildknappen seiner Dame huldigt und für die Armen und Bedrängten kämpft; märchenhaftes Ambiente


Amadís de Gaula (1508) von Garci Rodriguez de Montalvo

4 Bände; zahlreiche Fortsetzungen und Nachahmungen

ca. 6o weitere Romane

Inhalt:

Protagonist Amadís ist der uneheliche, ausgesetzte Sohn eines Königs, der die Prinzessin Orania aus Britannien liebt und Heldentaten zu ihrer Ehre vollbringt


Fortsetzung: Las sergas de Esplandián (1510) von Rodriguez de Montalvo


Novela pastoril


Tradition bis in die Antike

Idealisierte Helden der Hirten- und Schäferwelt: als Schäfer(Innen) verkleidete Adelige

Thema Liebe, wenig Handlung

Zuflucht für Stadtmenschen („locus amoenus“)

Eingeschobene Erzählungen, viele Nebenhandlungen

v.a. bei Frauen beliebt


Quellen:

Italienische Schäferromane Arcadia (1502) von Sannazaro, Aminta (1581) von Torquato Tasso)

Spanische Texte aus dem Mittelalter: Libro de buen amor (Arcipreste de Hita); Gedichte von Garcilaso de la Vega und dem Marqués de Santillana

Nachfolge der novelas sentimentales aus dem 15. Jahrhundert


Prototyp: Los siete libros de la Diana (1559) von Jorge de Montemayor

Inhalt:

Hirte Sereno liebt die Dame Diana, diese heiratet aber den reichen Delio => Liebesklagen

Ein Zaubertrank macht die unglücklich Verliebten wieder glücklich.


Arcadia (1598) von Lope de Vega

Protagonist Anfriso: Unglückliche Liebe findet durch die Hilfe einer Zauberin ein glückliches Ende.


La Galatea (1585) von Cervantes

Verkleidete Schäfer, unerfüllte Liebe

Doch: Konfrontation der Idylle mit realer Welt


Novela morisca

Romane und Novellen

stark historisch; Morisken werden von christlichen Autoren idealisiert

Morisken = zum Christentum bekehrte Mauren


Historia del Abencerraje y la hermosa Jerifa (1565)

Novelle mit Liebeshandlung; wurde in Diana aufgenommen


Eingefügte Moriskenerzählung im Guzmán de Alfarache: Historia de los amantes Ozmín y Daraja

Eingefügte Moriskenerzählung im Don Quijote

Geschichte des Ricote (eines vertriebenen Morisken)


Novela bizantina


Vorbild: Aithiopica von Heliodor (3. Jh.)


Inhalt allgemein:

Liebespaar wird aus widrigen Umständen voneinander getrennt => unternimmt eine Reise und besteht Abenteuer, bei denen sie sich moralisch bewähren sollen


Historia de los amores de Clareo y Florisea (1552) von Alonso Núñez de Reinoso

exotisch


Los trabajos de Persiles y Sigismunda, Historia setentrional (1617) von Cervantes

4 Bücher; ideale Verbindung von Unterhaltung und Belehrung

Inhalt:

2 Königskinder lieben sich, müssen aber ihre Heimat verlassen und wandern als angebliches Geschwisterpaar durch die Welt => Abenteuer

Themene: Religion, Liebe

Symbolische Wanderung: Erfüllung der Liebe, Rettung der Seelen, Weg zu Gott



El criticón (1651–1657) von Baltasar Gracián (1601–1658)

3 Teile = Altersstufen des Menschen

philosophisch-allegorisch (Allegorien, Exempla)

Inhalt:

Wanderschaft der Protagonisten Andrenio und Critilo; Ziel: vollkommene Persönlichkeit

Erkenntnis: Glück ist in der Welt nicht zu erreichen => pessimistische Weltsicht, „desengaño“


Novela picaresca


ca. 35 Romane


literarische Vorbilder:

Der goldene Esel von Apuleius

Satiren von Lukian (2. Jh. n.Chr.)

La Celestina von F. de Rojas


Vorläufer: verfasst von einem in Italien lebendem Spanier:

Francsico Delicado: Retrato de la lozana andaluza en lengua española muy clarissima (Venedig 1528)

Reiseroman aus weiblicher Perspektive; dekadentes Rom, kostumbristische Darstellung


Charakteristika des Schelmenromans:


  • Protagonist = Schelm/pícaro

  • Ich-Erzählung aus der Sicht des Schelms

  • autobiografisch wirkender Lebensbericht, zynisch-satirisch oder bekennend-moralisch

  • Episodenroman (Diener vieler Herren => Ortswechsel)

  • gesellschaftliches Panorama, kostumbristisch, Sozialkritik

  • realistische Alltagswelt

  • Der pícaro stammt aus niederen Verhältnissen

– aus zweifelhaften Verhältnissen

– ist gewitzt und geschickt, listig, gleichzeitig kriminell

– hat keine Familie

– darf keine Waffen tragen

– scheut vor Gewalt zurück

– erlebt eine Gauner-Karriere

– ist ein Antiheld


Anonym: La vida deLazarillo de Tormes y de sus fortunas y adversidades (1554)

umstritten, ob Lazarillo de Tormes der Prototyp oder ein Vorläufer der Gattung ist

fingierte Autobiografie; Prolog

Inhalt:

Lázaro ist der Sohn eines verurteilten Diebes, der nicht mehr lebt. Von seiner Mutter wird er an einen alten Blinden gegeben, dem er als Führer dienen soll. Lázaro lernt eigenständiges Leben in der Unterschicht, muss sich durchschlagen.

verschiedene Herren:

  • der geizige und geschätstüchtige Blinde

  • geiziger Geistlicher: L. muss stehlen, da er ihn hungern lässt; L. wird davongejagt;

  • escudero (Schildknappe, verarmter Adeliger): Schein von Reichtum und Ehre

  • betrügerischer Mönch (Ablasshändler = buldero)

  • Kaplan


    am Ende wird L. Ausrufer (alguacil/pregonero) und gleichzeitig Henker. Er heiratet die Geliebte des Erzpriesters und ist stolz auf seinen sozialen Aufstieg und sein nunmehr ehrenhaftes Dasein.


    fingierte Naivität; Scheinheiligkeit der Gesellschaft

    Gesellschaftskritik (1599 deshalb auf den Index); Lazarillo castigado (1573)


    apokrpyher 2. Teil 1555

    Fortsetzung auch von Juan de Luna 1620 (scharfe Satire gegen Klerus und Inquisition)


    eindeutiger erster Schelmenroman:

    Guzmán de Alfarache von Mateo Alemán(1547–1615)

    geb. In Sevilla, Vater aus jüdischer Familie, Medizin- und Jusstudium ohne Abschluss; tätig in der kaufmännischen Verwaltung; 1607 wanderte er nach Mexiko aus


    2 Teile:

    Guzmán de Alfarache (1599); Segunda parte de la vida de Guzmán de Alfarache, atalaya de la vida humana (1604) von Juan José Martí (unter dem Pseudonym Mateo Luján de Sayavedra)


    Inhalt:

    Pícaro aus Sevilla, der sich seinen Namen selbst gibt: Guzmán heißt ein adeliger Liebhaber seiner Mutter, und auf dem Landgut San Juan de Alfarache hat man ihn gezeugt => uneheliches Kind. Mutter heiratet den Kindsvater, einen Kaufmann aus Genua. Als er stirbt, verfällt die Familie in Armut und Guzmán geht von Zuhause weg. Auf dem Weg erfährt er die Grausamkeit der Menschen.


  • rückblickend erzählt; ausführliche moralische Belehrung


    Francisco de Quevedo: Historia de la vida del buscón llamdo Don Pablos, ejemplo de vagamundos y espejo de Tacaños (1626) = El Buscón


    Inhalt:

    Der Neuchrist Pablos ist ein Hochstapler, der den Aufstieg in eine höhere Gesellschaftsschicht anstrebt, dabei jedoch scheitert. Erzählt aus der Perspektive des reuigen Sünders.


    Conde Lucanor WS 2008/09

    Erzählliteratur in Prosa


    Prosaliteratur wurde nun nicht mehr von Klerikern verfasst, sondern am Hof, von Gelehrten.

    Das Ziel war nicht mehr die Christianisierung und Missionierung des einfachen Volkes,

    sondern die (anspruchsvolle) Unterhaltung der Elite bei Hof. Bildung und Weltwissen wurden

    nun geschätzt. Daher standen nicht mehr religiöse Stoffe (Maria, Heilige) im Vordergrund,

    sondern Inhalte aus der orientalischen Weisheitsliteratur (indischer Ursprung) wurden beliebt.


    => Stoffquelle:

    Themen aus span.-arab. Geschichte (reconquista), allg. orientalische Ereignisse (v.a.

    Kreuzzüge), persisch-indische Fabeln


    Erzählung Kalila und Dimna(2 Schakale, personifziert)

    Weitere Übersetzung aus dem Orient: Sindbad oder Das Buch der Täuschungen und der

    Betrügereien der Frauen = Sendebar ider Libro de los engaños e los asayamientos de las

    mujeres (1253)

    Aufbau dieser Weisheitsliteratur:

    Erzählrahmen und eingebettete Beispielerzählungen (Exempla/ejemplos)

    Exempla häufig aus dem Tierreich (ähnlich wie Fabeln): Anwendung auf eine konkrete

    Alltagssituation, die für die Leserschaft relevant ist.

    Dialogischer Text: Frage- und Antwortgespräch zwischen einem weisen Philosophen und

    einem Ratsuchenden als Erzählrahmen


    Themen:

    religiöse Fragen (Rettung der Seele usw.), pol., soziale Themen, Tugenden – Laster

    stark politisch (Themen Ehre, Ruhm)

    => Anleitung zu Lebensklugheit für ein breites Publikum

    didaktisch und unterhaltsam zugleich => erfolgreiches Buch

    Transfer:

    unerschöpfliche Stoffquelle für Shakespeare /(Der Widerspenstigen Zähmung, The Taming of

    the Shrew folgt El mancebo que casó con una mujer muy fuerte y muy brava);

    Barca, Cervantes (El retablo de las maravillas folgt Los burladores que hicieron el paño), La

    Fontaine, Andersen usw. (Franzbach 44f.)


    in Romantik: Übersetzung von Joseph von Eichendorff


    DON JUAN MANUEL: EL CONDE LUCANOR


    Don Juan Manuel (1282, Escalona, Provinz Toledo – 1349?)


    Enkel König Ferdinands III. (der Heilige), Neffe Alfons des Weisen

    aktive Teilnahme an Araber- und Adelskämpfen während Regierung Ferdinands IV. und Alfons’ XI.


    vielseitiger Hofmann (Militär, Verwaltung); mächtiger Infant, literarisch und theologisch sehr gebildet

    Kontakt zur arab. Kultur in Granada


    Conde Lucanor

    Er schrieb neben seiner polit. Tätigkeit Kurztraktate über Jagd, Waffen, Religion, Liebe, Fürsten- und Rittererziehung.

    Sein Werk spiegelt die Widersprüche des Feudalsystems, Auseinandersetzungen zwischen Adel und König und das Aufkommen der Handelsbourgeoisie in den Städten wider.


    Libro de Patronio o Conde Lucanor (1335)

    eine der ersten Prosaschriften in spanischer Sprache

    eigenständiges Werk, wenn auch inspiriert von arabischer Literatur


    Boccaccio, Il Decamerone, entst. 1449/1353

    Chaucer, The Canterbury Tales, 1387


    Erzählsammlung aus Exempla nach orientalischem Vorbild.

    Exempla wurden ursprünglich in Predigten verwendet.


    5-teilige Prosasammlung

    [2 Prologe]

    1. Teil = am bedeutendsten: besteht aus 51 Erzählungen (= Exempla)

    2.-4. Teil: Sprichwörter

    5. Teil Anleitung fürs Seelenheil


    ernste Weltsicht, pessimistisch; Krise der mittelalterlichen Ständegesellschaft

    didaktisch-moralisierend: Erzählungen als Ratgeber für Menschen in Bezug auf das Verhalten

    auf Erden und auch für ihr Seelenheil


    Zielpublikum: gebildete Elite, die in der Volkssprache liest: = v.a. Adel


    Aufbau der Erzählungen:

    schematische narrative Struktur, die sich wiederholt:

    ·Haupt-Rahmenerzählung/-handlung: verbindet die einzelnen cuentos/ejemplos

    miteinander: heterodiegetischer Erzähler, der von Conde Lucanor und Patronio

    berichtet


    ·Rahmenerzählung, die sich durch das ganze Buch zieht

    Inhalt: Der Graf Lucanor bittet bei versch. Anlässen seinen Diener/Berater Patronio um Rat.

    Dieser illustriert seine Antworten mit lebendigen, stark dialogischen Erzählungen.

    (= bevorzugtes Muster der orientalischen Erzählungen)


    Der Conde Lucanor stellt ein Problem dar (Fälle: Ehre, Besitz, Stand usw.)

    Patronio äußert denkt darüber nach und äußert sich dazu: gibt persönliche Einschätzung ab

    (lehrhaft, mit Exempla) => er entwickelt eine Erzählhandlung (intriga)


    Hauptteil/Kern der Erzählung (Exposition der Erzählung): eingebettetes

    Exemplum (ejemplo):


    Eingeschobene Erzählung (relato intercalado): eine Erzählung/Fabel, Parabel, usw., die einen lehrhaften Inhalt anhand eines Beispiels anschaulich präsentiert

    oPräsentation (Personen und Situation, Problemstellung

    oEntwicklung/Weiterführung des Themas

    oAuflösung


    Das Exemplum wird in einen Erzähltext als eigenständige Erzählung eingebaut

    (intradiegetisch) und wird als tatsächlich vorgefallen präsentiert.

    Stärkerer Einfluss durch fiktionale Präsentation (stärkeres Einfühlen des Lesepublikums,

    gleichzeitig kein persönlicher Angriff)

    ·Schluss: Anwendung oder didaktische Aufösung = zurück zur Rahmenerzählung

    oPatronio nimmt auf das ursprüngliche Problem Bezug

    Zusammenfassung der lehrhaften Aussage = Moral (moraleja; wie bei einer Fabel) in

    einem Reimpaar:

    Distichon (2-zeiliger Vers, sechs- und fünffüßig)


    zurück zur Hauptrahmenerzählung:


    ·Der Erzähler schließt (El Conde ebenso)

    ·Der anonyme Don Johan äußert seine Meinung

    Exemplo XXXV: Lo que sucedió a un mozo que casó con una muchacha de muy mal carácter


    Kommunikatonsstruktur: Mise en abyme (Spiegelung auf mehreren Erzählebenen)

    Kommunikation zw. Autor und Erzähler auf extradiegetischer Ebene (Genette) => Botschaft = Exemplum: Erzählung gesamt


    Kommunikation zw. Conde Lucanor und Patronio auf intradiegetischer Ebene => Botschaft = eingeschobene Erzählung


    Figuren der exemplarischen Erzählung: => Botschaft = Exemplum: Handlung dieser Figuren


    Kommunikation zwischen Botschaft

    Autor Leser Exemplum gesamte Erzählung

    Conde Lucanor Patronio Exemplum eingeschob Erzählung

    Figur der Figur der

    eingeschobenen eingeschobenen Exemplum die Handlung

    Erzählung Erzählung


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