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Mitschrift (Lernskript)

Mitschrift der Ethno­lo­gie/Völ­ker­kun­de-Vorlesung

5.754 / ~42 sternsternsternsternstern Katja L. . 2017
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Mitschrift
Kulturwissenschaften

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

2012

Katja L. ©
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sternsternsternsternstern
ID# 66958







1. Vorlesung:

Bilder von Wilden und Anderen


Begriffe


Ethnologie


Ethnographie


Feldforschung


Kultur

.ist Differenzerfahrung

.besteht aus Zeichensystemen

.ermöglicht Kommunikation

.und damit kosmologische und soziale Beziehungen

.wird gelernt

.ist prozesshaft

.ist zugleich kohärent und ohne klare Grenzen


Modelle

.vereinfachen

.selektieren

.zeigen Zusammenhänge

.werden von allen Gesellschaften hervorgebracht

.sind Grundlage der Wissenschaft

.sind kommunikativ

.sind kulturell


Buhwörter!

Naturvolk, primitiv, Aberglaube, Rasse, Stamm


2. Vorlesung:

Geschichte I: Von den Anfängen bis zur amerikanischen Schule


1 Zu Fragen aus dem Tutorium


Sind Stereotype auch Universale?

ð  Nein, das muss nicht unbedingt sein. Stereotypen können sich natürlich auch auf universalistische Vorstellungen beziehen, wie z. B. , , Männer sind aggressiv und konkurrenzorientiert. Frauen sind eher lieb und beschützend’’ = Stereotype

à In dieser Formulierung hätte man aber eventuell universalen Anspruch

                        Wenn man sagen würde ,,Deutsche Frauen und Männer sind so’’

à Dann sind es immer noch Stereotype, aber eben keine Universalen.

=> Da soll nämlich einen Unterschied gemacht werden. Man kann auch über Universalisten reden ohne zu stereotypisieren. Man kann z.b. sagen ,,Jede menschliche Gesellschaft hat Sprache. => das ist kein Stereotyp

Stereotypen und Universalisten sind also nicht das selbe!


2 Wichtige Punkte die nochmal erwähnt werden sollten


-          Es gibt nützliche & weniger nützliche Theorien (Theorien sind nicht war oder falsch)

ð  Aber: Alte Theorien nicht unbedingt mehr nützlich, aber: gehören zur Gesellschaft & deren Kultur (Phase einer Gesellschaft)

ð  Bsp ,, Naturvolk`` diese Theorie ist Bestandteil einer Gesellschaft die nicht mehr die unsere ist, WIR sind anders => Gegenwartsgesellschaft, Begriff ist für uns heute nutzlos, heute: kulturelle Unterschiede in aktuellen Gesellschaften

-          Kultur ist nicht an Erblichkeit & Genetik gebunden

-          Jeder Ethnologe definiert in seiner Theorie was ein Begriff bedeutet

ð  es gibt Gesellschaften mit physisch sichtbaren Unterschieden welche eine große Rolle spielen um diese Gesellschaft zu strukturieren

Bsp.: die US-amerikanische Gesellschaft ist z.B. so eine; wir können sie schlecht beschreiben wenn wir nicht den Begriff ,,Race’’ verwenden, weil dies in der amerikanischen Geschichte eine sehr große Rolle spielt.

Diese Unterscheidungen kann man dann verwenden weil man sagt: das sind lokale Unterscheidungen universale Begriffe die wir in der allg. Theorie verwenden können

Bsp.: ,,tribe’’ => soll man ja nicht verwenden, ABER: es gibt Gesellschaften wo dieser Begriff wiederum unumgänglich ist um diese Gesellschaft zu unterscheiden, somit ist es wieder ein ,,lokaler’’ Begriff => aber kein universal-anwendbarer Theorie- Begriff


-          Wie hängt eine Theorie mit Macht zusammen?

ð  Macht (z.B. Bedürfnisbefriedigung, physisch zwingend )

ð  Macht aber auch indem sie Aussagen bezüglich der Notwendigkeit/Wahrheit entspricht (z.B. Gesundheitstipps, nicht mal wissenschaftlich .)

ð  Wahrheitsproduktion = mit Disziplinierung/Machtausübung verknüpft

ð  Was wollen Wissenschaftler mit ihrer Theorie erreichen? Was steckt hinter unserem Erkenntnisinteresse?

Man will ja den Leuten die man untersucht nicht schaden in dem man Feldforschung betreibt => wie hängt hier Macht & Wissen zusammen?


-          Ethnologie beruht immer auf Vergleich => das ist auch sehr oft implizit so

Bsp: ich bin in einer fremden Gesellschaft: Was erscheint mir berichtenswert?

            Diese Entscheidung basiert auf einem Vergleich zwischen der Gesellschaft die sie

            beschreiben und der Leserschaft von ihnen/was sie meinen was sie verbindet

            Vergleich = problematisch, aber Grundlage der Ethnologie

            Man muss klar definieren was mit was verglichen wird

Systematischer vergleich Gleichheit, sondern Systematisierung von Unterschieden

=> gemeinsame analytische Sprache muss Theorie leisten, mit der sehr viele verschiedene Situation analysiert und beschrieben werden können

           

3 Theoretiker und Schulen der Ethnologie


Aufklärung (18tes Jhd) mit 2 wichtigen Folgen:

=> Evolutionismus (2. Hälfte des 19ten Jhd.) => erste spezifische Theorie der Ethnologie

viele Theorien gehen hierauf zurück, obwohl man versucht den evolutionnären Aspekt zu vermeiden/ es gibt noch Begriffe mit denen wir heute noch operieren


Gegenbewegung: Kulturbegriff/ Volksgeist in Deutschland => spez. Ethnologische Theorie, die man heute als Diffusionismus bezeichnet => deutsche Ethnologie


(die Evolutionisten haben sich nicht als solche bezeichnet, sowie auch die Diffusionisten=> spätere Ettiketten )


Deutsche Ethnologie

Franz BOAS  (ging nach Amerika und gilt als einer der Gründer den amerikanischen Ethnologie)

è Idee des Kulturelativismus,  man will versuchen die inneren Zusammenhänge einer Kultur zu verstehen => getrennt von der Frage wie sie sich entwickelt haben


Anfänge Herodot  (gr. Autor) usw . hat versucht ein umfassendes Bild seiner Welt darzustellen, auf Basis kultureller Unterscheidung è kein Vorvater der Ethnologie

Reflektiert aber bereits über Quellen


Aufklärung


Es beginnen sich die ersten Theorien zu bilden womit man kulturelle Unterschiede erklären könnte

Bsp. ,,Geist der Gesetze’’ => Theorie wie man kulturelle Unterschiede erklären könnte: das Wetter! => Menschen sind durch unterschiedliches Klima geprägt

Aber kulturelle Unterschiede müssen nicht bewertet werden

Vernunft = Universalmaßstab, der alle Völker miteinander vergleichbar macht

è je näher die Völker diesem Maßstab kommen, desto zivilisierter sind sie


Diese Idee hat die Evolutionisten sehr geprägt

=> hatte seinen Ursprung im Wesentlichen in Großbritannien und ging dort sehr stark von der schottischen Schule aus

=> gehen auch auf darwinische Theorien zurück

ABER: sehr viele Theorien haben sich von Darwin abgegrenzt, weil sie sagten ,,hier geht es nicht um körperliche Evolution‘‘ und auch nicht um Umweltanpassung


Einige Evolutionisten:

Evolutionisten gehen immer davon aus, dass Kultur sich im Wesentlichen durch deren Entwicklungsstand unterscheiden

An welcher Kulturstufe steht eine bestimmte Gesellschaft?

=> angenommener Zustand/Urzustand

z.B. Jäger u. Sammler befinden sich am Anfang dieser Stufe


Bachofen

=> ,,Mutterecht’’ => Auswertung von antiken Quellen

matrilineare Gesellschaft => Kinder werden zur Verwandschaftsgruppe der Mutter gerechnet, aber nicht zu der des Vaters

Matriarchat wurde irgendwann vom Patriarchat abgelöst.


Morgan

Einer der Begründer der Ethnologie in den USA, Ursprünglich Rechtsanwalt

ð  Verfasser von 3 sehr wichtigen Werken

Hat sich mir der Gesellschaft der Irokesen beschäftigt

Mutter/Schwester Vater/Bruder => bei den Irokesen der selbe Verwandschaftsterminus

è hat folglich systemtisch Verwandschaftsterminologien verglichen und gemerkt dass dies auch noch anderswo auftritt

è Verwandschaftsethnolhie mit Morgans Werk als erstes Werk ,,Infinity .Human Kind’’

è Schlüsse über verschiedene Familienformen/ Entstehung von Familien

è1877 ,,Ancient Society’’


direkter Nachfolger: Friedrich Engels ,,Der Ursprung der Familie’’


Tylor


ð  repräsentiert den englischen Zweig der Ethnologie

ð  Hauptwerk: Primitive Culture

è beschäftigt sich vor allem mit der Evolution von religiösen Konzepten

è dabei sagt er dass Anymismus der Ausgangspunkt der Überlegung ist:

Es gibt Belebung. Aber das Belebtheitsprinzip kann sich auch vom Körper trennen:

Es gibt also ein Prinzip was sich vom Körper ablösen kann WEIL: Wie kann man sonst von Menschen träumen, die bereits tot/sehr weit weg sind?


Dieses Prinzip = Seele => wandert herum (z.B. Nachts, kann andere Seelen treffen) & überlebt den Tod

ð  Idee von Totengeistern

ð  Man träumt auch von Gegenständen, Tieren, also haben die auch eine Seele


Tylor hat jede dieser Überlegungen mit Beispielen aus der Ethnographie konstruiert.

Aus Berichten von Kolonialbeamten z.B.


Wichtig: der primitive, wilde Mensch macht sich Gedanken über die Welt und macht sich aus Beobachtungen und eigenen Schlüssen sein eigenes Bild der Welt.


Für Tylor nur 2 Unterscheidungen:


Religion (mit ihrem anymistischen Charakter) vs. Materialismus&Wissenschaft


Frazer


ð  Wichtigster Schüler von Tylor

Seine Theorie .:

- ist eine Entwicklungstheorie von geistigen Kapazitäten und zwar Methoden damit mit

der menschlichen Umwelt umgegangen werden kann

- startet mit Magie = Technik, genau wie Wissenschaft, allerdings auf der Basis falscher Grundannahmen

- Frazer = Interlektuellist, versucht die menschliche Entwicklung durch das Fortschreiten von Denken zu erklären

- dann stellt sich raus: Magie = funktioniert nicht

- Schluss: Wissenschaft als etwas was der Magie ähnlich ist, eine Technik um auf die Welt einzuwirken, Wissenschaft als Höhepunkt der Entwicklung

nicht besonders objektiv weil . eigene Gesellschaft ja dann am Höhepunkt, eigene Gesellschaft die tollste


è einer der Hauptgründe warum Evolutionismus zusammenbrach


Neues Paradigma hat sich herausgebildet: Kulturen und Eigenwert

ð  funktionieren auf Basis eigener Vorstellungen

ð  diese Vorstellungen sind für die Gesellschaft gültig & gut & wahr

ð  hier findet man kein Maßstab, keine Klassifizierung

Woher kam die Idee der kulturellen Relativität?


=> im Wesentlichen von einer in Deutschland entstandenen Gegenbewegung der universellen Vernunft

=> das erste Mal formuliert von Kant in seiner ,,Kritik der reinen Vernunft’’

Vernunft = nicht ein universaler Maßstab, argumentiert philosophisch (fr. Aufklärung)


In der französischen Aufklärung war man primär Mensch, weil man im Verhältnis zur Vernunft stand. 2-rangig war die Nationalität.

Diversität = Grundeigenschaft der Menschen.


=> auch von Humboldt aufgenommen, er sprach in dieser Hinsicht von ,,Nationalcharakter’’, der sich durch Sprache äußert (=Schlüssel zu Nationalcharakter)


ð  anschließend an Humboldt bildete sich eine Schule sie sich ,,Völkerpsychologie’’ nennt => Lehre vom Volksgeists

ð  Daraus bildete sich die Frage, Wie sind kulturelle Züge verteilt?

Weil man merkte dass bestimmte kulturelle Eigenschaften bei Gesellschaften immer wieder auftreten.


è daraufhin entwickelte sich dann der Diffusionismus


Bsp.: Wenn 2 Gesellschaften ähnliche kulturelle Merkmale besitzen:


Diffusionismus: historischer Kontakt zwischen den beiden Gesellschaft (Streuung)


Evolutionismus: Gesellschaften sind unabhängig voneinander auf dem gleichem Entwicklungsstand


Radikale Positionen im Diffusionismus: z.B. die von Friedrich Ratzel.

Er ging davon aus, dass die meisten Erfindungen nur einmal gemacht werden => Erfindungen die also auf 2 unterschiedlichen Stellen auftreten sind auf historische Streuung zurückzuführen (z.B. Gesellschaften selber sind gewandert)

Diffusionisten waren in viel höherem Maße Historiker als die Evolutionisten, die von naturgesetzlichen Festlegungen ausgegangen sind.

=>  Gerade solche Extremformen (wie Ratzel) haben dazu geführt dass der Diffusionismus in Misskredit geraten ist. (Weil z.B. polinesische Steinf und die in G.-B. => unwahrscheinlich dass diese Erfindungen auf historische Streuung zurückzuführen sind)

è Diffusionismus relativ theoriearme Richtung aber im Gegensatz zum Evolutionismus wesentlich empirischer (Evolutionismus unglaublich spekulativ wegen Übergang von Magie zu Religion)

=> Diffusionismus hat Ethnologie geprägt bis zu dem Zeitpunkt wo Ethnologen noch vor dem 3. Reich ausgebildet wurden, welche teilweise auch noch nach dem 3. Reich Professuren inne hatten


Adolf Bastian


ð  einer der ganz zentralen Ethnologen Deutschlands  (von Alexander v. Humboldt beeinflusst)

ð  also von Naturforschern beeinflusst

später von Wilhelm (Geisteswissenschaftler) beeinflusst

Reiste unglaublich viel um möglichst viel zu verschwindenden Gesellschaften zusammenzutragen

è ein Forschungszweig der heute fast nicht mehr vorzufinden ist, ,, savage antropology’’genannt => das Dokumentieren von verschwindenden Kulturen


Rudolf Wirchow


ð  Arzt an der charité

ð  Mitbegründer der Zeitschrift für Ethnologie (1860er)


Franz Boas


beeinflusst durch Bastian & Wirchow

studierte viele Dinge, u.a. Philosophie & Geographie

ging nach Baffin Island um die Eskimos zu erforschen: wie beeinflusst die physische, strapaziöse Umwelt diese Kultur/ die Inuit

è dann kam er nach Berlin zurück und rückte vom geographischen Umweltdeterminismus nach und nach zurück: nicht die Umwelt beeinflusst die Kulturen, sondern die Spezifizität der jeweiligen Gesellschaft (man kann in der selben Umwelt auch sehr unterschiedliche Kulturen vorfinden)


1884 ging er in die USA um dort zu bleiben und wurde Professor in New York.

è legte sich mit den amerikanischen Ethnologen an, welche Evolutionistisch orientiert waren (Morgan)

ð  Kulturen sollen im jeweiligen lokalen Zusammenhang verstanden werden und nicht nach Entwicklungsstand/Evolution

ð  Boas konnte sich nicht direkt durchsetzten, hat aber eifrig weitergeforscht, insbesondere über amerikanische Ureinwohner

Kulturen müssen in ihrer jeweiligen Eigenart betrachtet werden (heute würde man Relativ dazu sagen)

ð  wichtige Unterscheidung:

1.      nomothetische Wissenschaften = die nach universalen Gesetzen suchen, gesetzaufstellende Wissenschaft (z.B. Physik, Chemie)


2.      ideographische Wissenschaften =das Einzelne beschreibend, das Einzigartige (z.B. Historiker)

=> 2 Aspekte: Stocking


Zunächst war Boas noch diffusionistisch orientiert

Danach Grundlage zum Kulturrelativismus in der amerikanischen Ethnologie


Aus seinen Schülern noch eine Schule entstanden:


Culture & Personality – Schule


Wenn man davon ausgeht dass es ein ,,Volksgeist’’ gibt => dann ideenah, dass Völker Charaktere haben, von ihrer Art her, wie Charakterzüge sind

ð  daraus entstand diese Culture & Personality – Schule, die versucht hat eine Verbindung zwischen kultureller Charakteristika und der Persönlichkeit der jeweiligen Kultur


Es fing mit Ruth Benedict an.

,,Patterns of culture’’

ð  verschiedene Volkstypen werden wie Charaktere verglichen

,,The Chrysan-themum and the Sword’’

=> eine Studie des japanischen Nationalcharakters, illustriert auch die politischen Schwierigkeiten, in die man als Ethnologe geraten kann

=> Auftragsarbeit der amerikanischen Regierung


weitere Schülerin: Magaret Mead

è hat im 20ten Jhd. dafür gesorgt, dass ethnologische Untersuchungen im Kulturelativismus populär wurden

ð  hat sich in ihrer ersten Untersuchung mit Samoa beschäftigt und mit der Frage:

Sind Adoleszens-Krisen ein universales Problem?

            = Produkte eine spezifischen Gesellschaft

,,Coming of Age’’

=> Samoaner haben kaum solche Adoleszenz- Krisen => erster ,,Bestseller´


Jahrzehnte später . nach Mead’s Tot

Freeman

=> anderer Samoa Experte

Vorwurf an Magaret Mead ihre Daten manipuliert zu haben

ð  größte Kontroverse in der modernen Ethnologie


3. Vorlesung:

Geschichte II: Die frühe französische Schule


=> entstand zur Zeit wo Soziologie & Ethnologie noch nicht wirklich unterschieden wurden

è Schule der année sociologique

= um den fr. Soziologen Emile Durkheim entstanden

Hatt mit der Idee dass es sich bei Gesellschaften um Ganzheiten handelt angefangen.


Emile Durkheim (1858-1917)


ð  Soziologe der durch seine Arbeit über Arbeitsteilung & Selbstmord berühmt wurde

ð  Statistisch aufgearbeitet

ð  Er interessierte sich für die frage, wie Gesellschaft überhaupt zustande kommt

ð  Grundlage vieler unseres Denkens über Gesellschaft

è Zeitschrift ,,L’annee sociologique’’


Marcel Mauss (1872-1950)


ð  Durkheims Neffe

ð  Im ,,Schatten’’ von Durkheim

Enormer Einfluss auf die Ethnologie


Henri Hubert (1872-1927)

Altertumsforscher, engster Mitarbeiter von Mauss

ð  gemeinsame gute Arbeiten


Robert Hertz (1881-1915)

Im 1. Weltkrieg gefallen

Sehr prägende Arbeiten zum Thema Tot, Sünde und recht/linke Hand


è all diese Leute verband eine Erkenntnis, wie können wir soziale Phänomene sozial erklären? Und ein erheblicher Unterschied zu den meisten evolutionistischen Werken

è Durkheim wollte vom ,,individuellen Denken’’ von Tylor weggehen und auch von materialistischem Determinismus

=> viel mehr ging er von einem Konzept aus, das kollektive Repräsentation/Vorstellung beeinhaltet => dieses Konzept entstand aus der Überlegung: Personen sind alle unterschiedlich/ Einzelwesen => also Kultur programmiert eine Gesellschaft nicht vor

=> Grundlage des menschlichen Denkens= kollektive Präsentationen

=> soziales soll durch soziales erklärt werden

=> Fundamentale Dinge wie Zeit, Körper, Tot è kollektive Vorstellung (s. Liste Folie)

=> Verwandschaft im Denken bei den 4 => ,,Team’’


è diese ganzen Leute ist das was man heute als ,,armchair anthropologists’’ bezeichnet

(=> Gegensatz zu Tyler, Frazer)


Wichtigste Arbeiten dieser Schule:


Durkheim => Professor an der Sorbonne

-          arbeitete über Arbeitsteilung und über Selbstmord

-          spätes Werk: Die elementaren Formen des religiösen Lebens (1912)

=> eigene Theorie der Religion soll entwicklet werden. Dazu schaut er sich die australischen Ureinwohner an, die er für die einfachste Form von religiösen Leben hält ( eig völliger Quatsch extrem komplexe Gesellschaft)

=> er argumentiert wie folgt wir üssen das Soziale durch das Soziale erklären

=> Unterscheidung zwischen dem Heiligen und dem Profanen => Alltagswelt ist unterschieden durch religiöse Kontexte (heilige) (z.B. religiöse Räume, Kleidung .)

=> nach Durkheim: bei den australischen Ureinwohnern finden wir Clans = Gruppen von Personen (müssen nicht unbedingt miteinander verwand sein) die eine spezifische Beziehung haben zu bestimmten Tieren, Pflanzen, Kennzeichen der Landschaft usw .

=> gehen alle zurück auf einen totem anem => der auch gleichszeitig Ursprung der Lebenskeime dieser entsprechenden Personen ist, d. h der Clan umfasst alle Menschen die diesen Totem haben, und gleichzeitig aber auch diese Tieren und Pflanzen

=> diese Clans treffen sich regelmäßig (1x im Jahr) um dann ein Ritual für ihren totem anem durchzuführen

=> nach Durkheim: Clans = Ursprung der Gesellschaft, jeder Clan hat bestimmte Beziehungen zu anderen Totem Tieren

ð  statische Zustände => etwas ,,Höheres’’ verbindet die Gesellschaft, kein einzelner Mensch => wird ,,spürbar’’ wenn alle Leute sich an einem Ort versammeln

Nach australischer Gesellschaft: totem wir präsent

Nach Durkheim: Gesellschaft selbst wird präsent, Gruppe wird realisiert durch dieses Ritual

=> Gesellschaft hat in ihrer Religion ihre eigene Sozialstruktur


-          Über einige primitive Formen von Klassifikation: Ein Beitrag zur Erforschung der kollektiven Vorstellungen (zusammen mit Marcel Mauss)

Klassifikation?

ð  Marienkäfer, Stubenfliege, Pfauenauge, Spinne, Rote Ameise, Floh => welches gehört nicht dazu? Es gibt keine korrekte Antwort. Es kommt drauf an wie man die Unterschieden zwischen diesen Tieren bewertet.

ð  Z.B Körperbau: Spinne 8 Beine; Fliege kann fliegen.

ð  Klassifikation ergibt sich nicht nur aus Beobachtung heraus

ð  Jede Klassifikation beinhaltet 2 Strategien

1.      unterschiedliche Sachen zu einer abstrakten Klasse zusammenfügen

2.      unterschiede werden gemacht (Vegetarier/Fleischesser z.B)

=> wodurch sich kulturelle Missverstände ergeben (Missverstände in der Klassifikation)

=> auch weil sich in verschiedenen Kulturen unterschiedlich Klassifikationssystem herausgebildet haben


-          Durckheim & Mauss. Warum kann man überhaupt klassifizieren?

ð  dem individuellen Denken ist das nicht gegeben

ð  Mensch braucht Modell/Erfahrung um die Fähigkeit zu Klassifizieren überhaupt zu entwickeln = SOZIALE ERFAHRUNG

ð  Die Erfahrung dass Menschen Gruppen bilden, ist die Erkenntnis dass alles andere auf der Welt sich ebenfalls in Gruppen einteilen lässt

ð  Bsp. australische Ureinwohner => Du & Mau kommen auf weitere komplexere, weiter entwickelte Gesellschaften

Argument: australisches System: Klassifikationen in denen Gruppen von Menschen identisch sind mit Klassifikationen von alles anderem in der Welt. Alles gehört zu bestimmten Menschengruppen.

Zuerst 2 große Klassen:

Phratien= Begriff der von großen Gruppen für größere Gruppen verwendet wird

Clans mit Übergruppen = Phratien, Moieties wenn sie in 2 geteilt sind



Zentrales Argument = sobald sich kollektive Vorstellungen gebildet haben, beginnen diese kollektiven Vorstellungen ein Eigenleben zu führen. Sie entwickeln sich nach ihren eigenen Gesetzlichkeiten weiter, bilden eine emergente Realität im Verhältnis zu den Einzelpersonen. Kollektive Repräsentationen = Sonderrealität, unterliegen eigenen Gesetzlichkeiten

=> eine Entwicklung von Klassifikationen kann zu bestimmten geistigen Entwicklungen führen

=> führt alles in allem nur noch zu einer Unterscheidung: dem Differenzierten und dem Undifferenzierten


Diese Untersuchung ist vermeintlich von Evolutionismus geprägt, obwohl es sich hierbei ja nicht um Evolutionisten handelt!

Man kann das Ganze anders lesen und das soll man auch: nach Mauss gibt es keine nicht-zivilisierten Gesellschaften, alle Gesellschaften zeichnen sich durch Kultur aus. Zivilisation wurde von ihm gleichermaßen verwendet wie wir heute Kultur verwenden.

Alle Gesellschaften haben eine lange Geschichte, wir finden keine lebenden Fossilien einer Urgesellschaft. Aber: wir winden einfachere und komplexere Formen. Es gibt Gesellchaften in denen wir bestimmte kulturelle oder soziale Phänomene beobachten können, die sind elementar => einfachste Form in der diese spezielle Einrichtung/Klassifikation vorzufinden ist.


è Genau dieser Strategie sind die anderen Mitarbeiter der Année Sociologique gefolgt

um die grundlegenden Zusammenhänge der menschlichen Gesellschaft zu erklären


Marcel Mauss

ð  ,,armchair anthropologist’’ Bücher über Bücher geschrieben/keine eigene Feldforschung

ð  hat dafür gesorgt, dass die annee sociologique zusammenblieb

ð  während Blütezeit enormes Ansehen genossen

ð  keine ,,dicken’’ Bücher geschrieben, kurze Texte

ð  ,,Die Gabe’’ => längstes Werk

In sehr vielen Gesellschaften findet man das Phänomen dass Gaben eine sehr große Rolle spielen. Diese Geschenke sind gleichzeitig mit der Erwartung verbunden dass ein Gegengeschenk kommt. Über die Wanderung von Gaben werden ganz zentrale soziale Beziehungen reproduziert. Beziehungen die die Grundlagen von Gesellschaften bilden.

ð  Egoismus und Altroismus sehr präsent.

ð  Es geht um die Reproduktion von Gesellschaft & menschliche soziale Beziehungen

Anderes Thema für Mauss: Techniken des Körpers

=> Nach Mauss gibt es zerstreute Daten über z.B. Personen die sich ausruhen wollen in dem sie auf einem Bein stehen => nach Mauss Körperdechniken. Ein noch nicht untersuchter Bereich. Diese Techniken lernt man.

Arbeit über Personen => Wie nehmen wir uns als einzelne Menschen überhaupt wahr?

Die Tatsache dass wir uns als Individuen sehen ist eine relativ neue Entwicklung. Die Leute nehmen sich viel stärker wahr.

ð  Forschungsrichtung gestiftet

Grundlage: Vorstellung des Ichs => nicht naturgegeben, sondern gehört zu den kollektiven Repräsentationen, was wir gesellschaftlich lernen

ð  separater Forschungszweig in der Ethnologie


Robert Hertz

=> wichtigstes Werk: Beitrag zur Untersuchung der kollektiven Repräsentation des Todes (1907)

- konzentriert sich auf ganz fokale Beispiele => eine Hauptbeispiel für ein bestimmtes Modell

- Analyse von Totenritual

Zentrales Beispiel: Dayak von Borneo = nicht-muslimische Ureinwohner von Borneo

=> große Diversität verschiedener Gesellschaften

=> funktioniert auch für andere asiatische und andere Gesellschaften

=>besonderes Interesse am ,,Zweit-Begräbnis‘‘ => Knochen werden in ein Beinhaus übertragen zusmmen mit anderen Knochen von Verwandten

=> Überlegung: Menschen erscheinen v.a. als Teile sozialer Beziehungen und Erfahrungen die Menschen mit ihrer Gesellschaft machen, ist dass die Gesellschaft über ihnen steht => Gesellschaft steht über ihnen aber kann nur durch ständiges kommunizieren der Menschen Zustande kommen


Als erstes werden die Verwandten und die Gestorbenen markiert. Z.B. Gesicht schwärzen. ( .noch immer DAYAK)

ð  Trauer, aber: keine Frage individuellen Gefühls, sondern es handelt sich hierbei um gesellschaftliche Vorschriften => gesellschaftliche geteilte Verhaltensweisen

ð  Nach einer Weile werden diese Tabus abgebaut

ð  Zur gleichen Zeit werden die Totengeister als gefährlich gesehen, schleichen noch durch Haus

ð  Leiche zieht böse Geister an, man muss ständig rituell dafür sorgen dass die Geister wegbleiben => Gefahr, Unsicherheit & Beschränkung der Kommunikation

ð  Direkte Angehörige werden mit dem Toten zusammengefasst -> Transformation

ð  Nach einer Zeit wird Dauerbestand (Knochen) in eine andere Lagerstätte (Tempel, Kirche) übertragen

ð  Zweitbestattung signalisiert dass Beziehungen die der Tote repräsentierte im Leben verwandelt wurden in Beziehungen die weiterexistieren, aber auf einer anderen Ebene

ð  Adel wird so wieder in die Gesellschaft integriert

ð  Toter reintegriert, aber auf anderer Ebene


Henri Hubert:

,,Essay on time: a brief study on the representation of time in religion and magic’’ (1905)


-          Enger Mitarbeiter von Mauss

-          Dieser Artikel: abstrakt => keine Beispiele aus der Ethnographie entlang

-          Mittelalter & Altertumsforscher

-          Geht davon aus dass es bei der Zeiteinteilung die wir haben, nicht um objektive Charakteristika der Zeit geht >= religiöse Form (verstanden als Art der Weltordnung)

-          Zeit fließt einfach, kontinuierliches Aneinanderhängen von gleichartigen, gleichwertigen Einheiten (Tage, Stunden, Jahre)

-          In der Zeit werden Einteilungen gemacht: gehen aus von ,,critical dates’’ (Zeitpunkte die speziell markiert sind z.B. durch Rituale)

ð  ,,critical dates’’ leiten Phasen ein, die mit Idee des Datums in Verbindung ist


-          Jahrezeit: wird rituell markiert = in dieser Jahreszeit wird von Homogenität dieses Zeitraumes ausgegangen

ð  wenn wir diese Prozesse anschauen: Zeit erscheint nicht mehr als Fluss sondern als weniger lange Phasen die jeweils von einem bestimmten Zustand/Idee beherrscht werden


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