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Seminararbeit / Hausarbeit

Migranten in Deutsch­land und ihre Einord­nung in Milieus

8.926 / ~41 sternsternsternsternstern Irene K. . 2014
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Seminararbeit
Soziologie

Helmut-Schmidt Universität, Hamburg

2,0; Dr. Schmidt, 2008

Irene K. ©
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sternsternsternsternstern
ID# 40190







Migranten in Deutschland und ihre Einordnung in Milieus

20

EGTWA-Soziologie (Langfach)

Examenshausarbeit

Migranten in Deutschland
und ihre Einordnung in Milieus

Hamburg 2008


Migranten in Deutschland und ihre Einordnung in Milieus




Martrikelnummer: xxxxxx

Betriebswirtschaftslehre



Erziehungs-, gesellschafts-, technik- und wirtschaftswissenschaftliche Anteile (EGTWA)

Gesellschaftswissenschaftlicher-Anteil: Soziologie (Langfach)

Dr. Michael Schmidt

Ende der Bearbeitungszeit: 09.09.2008


Helmut-Schmidt-Universität/ Universität der Bundeswehr Hamburg

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis I

Abbildungsverzeichnis II

1. Einleitung 1

1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit 1

1.2 Gang der Untersuchung 2

2. Theoretische Grundlagen der Migration 2

2.1 Definition und Abgrenzung des Begriffs Migration 2

2.2 Migrationsarten 3

2.3 Migrationsursachen 4

3. Migration in Deutschland 6

3.1 Historischer Abriss der Migration in Deutschland 6

3.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen der Zuwanderung in Deutschland 8

3.3 Daten und Fakten des gegenwärtigen Migrationsgeschehens in Deutschland 10

4. SINUS-Migrantenmilieus 17

4.1 Theoretische Grundlagen von Sozialen Milieus 17

4.2 SINUS-Milieus im Allgemeinen 18

4.3 SINUS-Migrantenmilieus 20

4.3.1 Projektrahmen und Modellbildung der Studie 20

4.3.2 Beschreibung der Milieulandschaft von Migranten 22

4.3.3 Ergebnisse der Milieustudie 28

4.4 Kritische Betrachtung des Migrantenmilieu-Modells 29

5. Abschlussbetrachtung 32

Literaturverzeichnis III

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Migrationserfahrung der Bevölkerung 2005

Abbildung 2 Ausländische Bevölkerung nach Staatangehörigkeit

Abbildung 3 Ausländische Bevölkerung nach Bundesländern

Abbildung 4 Zusammensetzung der Stichprobe für die Migrantenmilieu-Studie

Abbildung 5 SINUS Migrantenmilieu-Modell

1. Einleitung

1.1 Problemstellung und Zielsetzung

„Migration ist der Normalfall menschlicher Existenz“ 1

Das oben stehende Zitat verdeutlicht, dass Migrationsbewegungen eine Grundlage für die weltweite gesellschaftliche Entwicklung darstellen und somit essentieller Bestandteil sowie Untersuchungsgegenstand der Soziologie sind.

Gesellschaftliche Veränderungen wurden in der Vergangenheit stets von Migrationsprozessen begleitet. Wanderungsbewegungen haben das Erscheinungsbild vieler Regionen und ganzer Kontinente beeinflusst.2

Im Zuge der Globalisierung und durch vereinfachte Reisemöglichkeiten ist die Mobilität und Flexibilität der Weltbevölkerung in den letzten Jahren erheblich gestiegen und prägt das Gesellschaftsbild in den einzelnen Staat. Auch Deutschland ist zu einem beliebten Einwanderungsland geworden. Migration ist eine der grundlegenden Voraussetzungen für die Entwicklung einer modernen Gesellschaft.

Die Wahrnehmung von Migration ist heutzutage im gewissen Sinne widersprüchlich. Einerseits soll der moderne Mensch räumlich mobil und flexibel sein, aber andererseits wird Migration von vielen Gesellschaften speziell in den Industrienationen als Bedrohung wahrgenommen.3

Die Migrationssoziologie untersucht dabei nicht nur die Migranten einerseits und die Gesamtgesellschaft andererseits, sondern betrachtet auch die spezifischen Bedingungen und Formen von Milieus in denen Migranten leben und in denen Migration stattfindet.4

Migration ist ein sehr komplexes und zum Teil auch sehr unübersichtliches Themengebiet, das in einem einzelnen Aufsatz nicht vollkommen abgehandelt und erfasst werden kann. Aus diesem Grund erhebt diese Arbeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll vielmehr einen Einblick geben mit der schwerpunktmäßigen Betrachtung der Lebenswelten von Migranten in Deutschland auf Basis eines Milieumodells.

1.2 Gang der Untersuchung

Die Arbeit ist in drei Bereiche untergliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der Migration indem der Migrationsbegriff definiert und nach Arten und Ursachen differenziert wird.

Der zweite Abschnitt betrachtet die Migrationssituation in Deutschland, indem zunächst der historische Verlauf der Migration, dann die Darstellung der Gesetzeslage in Deutschland und anschließend das gegenwärtige Migrationsgeschehen anhand konkreter Zahlen, Grafiken und Statistiken dargestellt wird.

Der dritte Gliederungspunkt betrachtet auf Grundlage der Kapitel eins und zwei das vom SINUS-Institut entwickelte Migrantenmilieu-Modell. Dieser Abschnitt beinhaltet eine kurze Erläuterung was ein Soziales Milieu ist und eine kritische Analyse des Modells der Migrantenmilieus. Abschließend werden die gewonnen Erkenntnisse zusammengefasst und Vorschläge für zukünftige Handlungsmöglichkeiten gegeben.

2. Theoretische Grundlagen der Migration

2.1 Definition und Abgrenzung des Begriffs Migration

Viele Definitionen betrachten meist nur einen Aspekt der Migration, wodurch viele verschiedene Begriffserklärungen vorhanden sind, aber keine allumfassende und allgemein anerkannte Definition existiert. Allen Definitionen ist jedoch gemein, dass die räumliche Bewegung, Aspekte des Wechsels, ein gewisses Entfernungskriterium und der Faktor Zeit im Zusammenhang mit Migration eine wichtige Rolle spielen.5

Das Thema Migration wird in dieser Arbeit aus Soziologischer Sicht betrachtet, d.h. es werden insbesondere die individuellen und gesellschaftlichen Ursachen und Folgen von Migration analysiert. Um generelle Aussagen diesbezüglich über Verhaltensmuster und Funktion von Migranten innerhalb der Aufnahmegesellschaft treffen zu können wird eine Milieustudie zur Hilfe genommen.6

Der Begriff Migration hat seine Ursprünge im Lateinischen „migratio“, was soviel bedeutet wie abwandern oder wegziehen. Migration beschreibt also grundsätzlich eine räumliche Bevölkerungsbewegung, die meist mit einer Verlagerung des Wohnorts einhergeht.7

Charakteristisch für Migration ist ein längerfristiger Aufenthalt im Zielland. Dies schließt Aufenthalte zu touristischen Zwecken, arbeitsbedingte Pendler und Geschäftsreisende aus, die kurzfristig im Land tätig sind und ihren Lebensmittelpunkt in einer anderen Region haben.8

Im weiteren Verlauf bezieht sich diese Arbeit auf die Definition von Treibel: „Migration ist der auf Dauer angelegte bzw. dauerhaft werdende Wechsel in eine andere Gesellschaft bzw. in eine andere Region von einzelnen oder mehreren Menschen“.9

2.2 Migrationsarten

Um den sehr allgemein gehaltenen Migrationsbegriff besser differenzieren und spezifizieren zu können, werden sogenannte Migtrationstypologien zu Hilfe genommen.

Migration kann unter anderem nach der räumlichen Dimension unterschieden werden. Dabei sind vor allem die Zielrichtung und die zurückgelegte Distanz von Interesse. Wenn es zu Wanderungsbewegungen innerhalb eines Landes kommt, dabei handelt es sich i.d.R. um Umzüge vom Land in die Stadt, wird von Binnenwanderung gesprochen. Werden Staatgrenzen überwunden, spricht man von externer Wanderung, wobei noch einmal in kontinentale und interkontinentale Migration differenziert werden kann.10 Bei der Überwindung von Staatsgrenzen kommt es zu politisch-administrativen Reaktionen und zu Veränderungen bezüglich des Status eines Migranten.

Er wird durch die Grenzüberschreitung und Übersiedlung in einen anderen Nationalstaat vom Inländer zum Ausländer.11 In dieser Arbeit ist, wenn von Migration gesprochen wird, meist die externe Wanderung gemeint.

Unter dem zeitlichen Aspekt betrachtet man entweder die begrenzte bzw. temporäre Migration oder die dauerhafte bzw. permanente Migration. 12

Des Weiteren wird auch nach Ursachen typologisiert, d.h. welche Faktoren ausschlaggebend waren für die Entscheidung der Migration. Es existiert eine freiwillige Wanderung wie z.B. Gastarbeiter und eine erzwungene bzw. unfreiwillige Migration wie z.B. Flüchtlinge, Vertriebene auf Grund von Kriegen, Natur- und Hungerkatastrophen. Häufig sind diese Formen auch gemeinsam vertreten, wodurch eine Differenzierung nach dieser Dimension nicht immer möglich ist.13

Diese beginnt mit einer einzelnen Person in Form eines Pioniermigranten, der durch persönliche Informationen und der Schaffung von Sicherheit in der neuen Heimat, Familienangehörige und Bekannte dazu animiert nach und nach auch zu migrieren. 14

2.3 Migrationsursachen

Migrationsursachen, die Menschen zur Migration veranlassen, sind i.d.R. vielfältig und selten kausal auf einzelne Faktoren zurückzuführen. Die Entscheidung zur Migration besteht aus einem Komplex zum Teil subjektiver und teils objektiver Faktoren. Das bedeutet die Migrationsentscheidung ist ein Zusammenspiel aus mehreren Ursachen von gesellschaftlich struktureller und persönlich individueller Form.

Dabei ist es jedoch nicht möglich, exakt bestimmen zu können welche Ursache nun die entscheidende migrationsauslösende darstellt. Des Weiteren stellt die Migrationsentscheidung keine automatisch, mechanisch ausgelöste Reaktion dar, die beim Eintreten bestimmter Ursachen in Gang gesetzt wird. Es ist eher vom einzelnen Individuum abhängig, ob es sich beim Vorliegen gewisser Bedingungen für Migration entscheidet oder nicht.

Das bedeutet die Auslösungsbedingungen für einen Migrationsprozess können unterschiedlicher Natur sein, ohne dass es dabei möglich ist ein gewisses Schema aufzustellen oder sagen zu können von welchen Faktoren die entscheidende Wirkung ausgeht. Es ist vielmehr nur möglich einzelne Ursachen, die häufig Gründe für Migration darstellen zu erfassen, ohne jedoch tiefere Aussagen über ihre Wirkung und über ihre schematische Einordnung machen zu können.

Eine Migrationsentscheidung kann daher nie monokausal begründet werden.15.

Die Migrationsbewegung wird aus diesem Grund von einem komplexen Bündel von zusammenhängenden Ursachen und Zwängen politischer, religiöser, kultureller demographischer, ökologischer, ethnischer und sozialer Art ausgelöst. Wanderungsmotive können z.B. erwerbs-, familienbedingter, politischer oder biographischer Natur sein.16

Um Migrationsursachen besser einordnen zu können ist es sinnvoll in freiwillige und unfreiwillige Migration zu differenzieren.

Bei der freiwilligen Migration ist eine persönliche Entscheidung ausschlaggebend, welche häufig von ökonomischen Motiven bestimmt wird. Diese individuellen Faktoren können z.B. der Wunsch nach besseren Lebensbedingungen, nach höherem Einkommen, nach sicherer Arbeit, nach mehr Freiheit und Selbstständigkeit sowie nach besserer individueller Entfaltungsmöglichkeit sein.

Bei der unfreiwilligen Migration ist die Person gezwungen auf Grund der Gefährdung seiner Freiheit oder seines Lebens sein Heimatland zu verlassen. Zur Zwangswanderung zählen die politisch bedingte Auswanderung, Katastrophenflucht, Vertreibung, Rückführung, Evakuierung, Zwangsumsiedlung, Verschleppung, Verdrängung und Ausweisung. Dabei wird unterschieden, ob die Zwangsmigration durch menschlich bedingtes Handeln oder durch natürliche Katastrophen ausgelöst wird.

Zum menschlichen Handeln zählen poltische, religiöse oder rassistische Verfolgung, Vertreibung, Bedrohung und Unterdrückung von Minderheiten, Diktaturen, Putsche, bewaffnete Konflikte oder Bürgerkriege, die die Menschen zur Flucht zwingen. Mit der durch Naturkatastrophen bedingten Zwangsmigration sind Dürreperioden, Überschwemmungen, Hungersnöte, Erdbeben oder andere Umweltzerstörungen gemeint, die die Heimatregion für Menschen unbewohnbar macht.18

Eine sinnvolle Methode um Migrationsursachen erfassen und einordnen zu können ist das Push-Pull-Modell. Dieses betrachtet einerseits die abstoßenden Faktoren des Heimatslandes ,wie z.B. Armut, Bürgerkrieg, Arbeitslosigkeit oder Verfolgung, und andererseits die anziehenden Faktoren der Zielregion, wie beispielsweise Sicherheit, politische Stabilität, bessere Lebensbedingungen, Möglichkeit sicherere Arbeit und ein höheren Einkommens.19

3. Migration in Deutschland

In Deutschland existieren verschiedene Formen der Zuwanderung und die Zuwanderer unterscheiden sich diesbezüglich vor allem nach ihrem Zugangsrechts. Die geläufigsten Formen der Zuwanderung sind EU-Binnenmigranten, Spätaussiedler, Asylsuchende, jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen UdSSR, Ehegatten- und Familiennachzug, Werkvertrags- und Saisonarbeiter sowie Spezialformen zeitlich begrenzter Zuwanderung.

Jedoch wird Migration in Deutschland kaum als positiver Beitrag für die Entwicklung von Gesellschaft und Wirtschaft angesehen, vielmehr steht die heimische Bevölkerung den Einwanderern vorurteilbehaftet und skeptisch gegenüber. Zuwanderung wird häufig als negative Veränderung und Überfremdung wahrgenommen.21

3.1 Historischer Abriss der Migration in Deutschland

Der Fokus der soziologischen Forschung liegt vornehmlich auf den Wanderungsbewegungen der Gegenwart und jüngsten Vergangenheit, deren Beginn zum Ende des Zweiten Weltkrieges zu datieren ist.22

Bis Anfang des 20.Jahrhunderts war Deutschland vornehmlich ein Auswanderungsland. Dies hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg erheblich geändert. Die deutsche Migrationsgeschichte seit 1945 bis heute kann in sieben Phasen gegliedert werden.23

In der ersten Zeitperiode nach Ende des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit von 1945 bis 1949 kehrten viele meist deutschstämmige Flüchtlinge und Vertriebene nach Deutschland zurück. Andererseits wandernten viele nicht-deutschstämmige Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und ehemalige KZ-Häftlinge zurück in ihre Heimatländer.24

Anschließend folgte in den Jahren 1949 bis 1961 die erste Hochphase der Wanderrungen zwischen Ost- und Westdeutschland. Ungefähr 3,8 Millionen Menschen, sog. Republikflüchtlinge siedelten von der DDR in die BRD um. Aber auch ca. 400.000 BRD-Bürger immigrierten in die DDR. Diese Wanderungswelle, wurde mit dem Bau der Mauer 1961 beendet.25

Bereits 1964 wurde in der BRD der ein millionste Gastarbeiter feierlich begrüßt. Bis 1973 waren in die BRD 2,6 Millionen Gastarbeiter eingewandert.26

Im Jahre 1973 folgte daraufhin ein Anwerbestopp von Gastarbeitern, welche die vierte Phase darstellte. In dieser Zeit bis 1989 kam es nicht zu einer von der Bundesrepublik erhofften Rückwanderung der Gastarbeiter in ihre Heimatländer, sondern es war eine extrem hohe Nachzugsquote von Familienangehörigen zu verzeichnen. Dies markierte den Wandel des vorübergehend anwesenden Gastarbeiters zum dauerhaften Immigranten.

Die Zahl der Einwanderer nach Deutschland stieg kontinuierlich an, wohingegen die Zahl der erwerbstätigen Ausländer abnahm.27

Der fünfte Zeitabschnitt nach dem Fall der Mauer und dem Untergang der Sowjetunion 1989 bis 1992 war geprägt von der nun möglichen ethnisch privilegierten Zuwanderung von Aussiedlern aus Osteuropa und der ehemaligen UDSSR. Des Weiteren kam es zu Massenbewegungen zwischen Ost-und Westdeutschland. Außerdem war dieser Zeitabschnitt geprägt von einem erhöhten Zuzug von Asylbewerbern, vornehmlich vom Balkan und aus der Türkei sowie von Kriegsflüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina.

Daraus resultierte die sechste Phase, in der Maßnahmen zur Regulierung von Zuwanderung und restriktive Maßgaben für den Zugang von Asyl und Grenzen für die Einwanderung deutschstämmiger Aussiedler festgelegt wurden. In dieser Zeit von 1992 bis 2000 war die niedrigste Zuwanderungsquote in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen.29

Nach der Periode der Restriktionen und Begrenzungen der Zuwanderung kam es ab 2000 zu einem Paradigmenwechsel. Es wurde nun eine aktive Migrationspolitik generiert. Diese war gekennzeichnet von der Reformierung des Staatsangehörigkeitsrechts, von der gezielten Anwerbung von Softwareexperten und gut ausgebildeten Arbeitskräften, von beschleunigten Zulassungsverfahren bei der Einwanderung nach Deutschland und von der Aufstellung einer Zuwanderungskommission des Bundes.30 Dieser neue politische Kurs erlebte mit der Einführung des ersten deutschen Zuwanderungsgesetzes im Januar.2005 seinen Höhepunkt und zeigt dass sich Deutschland ab sofort offiziell als ein Einwanderungsland versteht.


Deutschland besitzt eines der umfassendsten Asylgesetzgebungen in Europa und geht mit seiner Gewährung eines Individualanspruchs auf Asyl über das Völkerrecht hinaus. Nach Artikel 16 a Grundgesetz erhalten politisch verfolgten Personen in Deutschland Asyl. Das bedeutet Personen, „die eine an asylerhebliche Merkmale anknüpfende staatliche, ggf. auch quasi-staatliche, Verfolgung erlitten haben bzw. denen eine solche bei der Ausreise mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit droht“, wird Asyl in Deutschland gewährt.31 Asylerhebliche Merkmale gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention sind die Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen oder geschlechtsspezifischen Gruppe und politische Überzeugung.

Allgemeine Notsituationen, wie z.B. Armut, Bürgerkriege, Naturkatastrophen oder Arbeitslosigkeit, sind keine Gründe für die Gewährung von Asyl.32 Durch den 1993 festgelegten Asylkompromiss wurde die Möglichkeit für politisches Asyl in Deutschland nachhaltig eingeschränkt. Seitdem hat eine Person kein Recht auf Asyl, wenn sie aus einem sicheren Drittstaat nach Deutschland einreist oder aus einem sicheren Herkunftsland stammt.

Im Jahr 2000 wurde ein neues Staatsangehörigkeitsgesetz ratifiziert, das besagt, dass Ausländer die sich seit mindestens acht Jahren rechtmäßig und dauerhaft in Deutschland aufhalten über einen Anspruch auf Einbürgerung verfügen, vorausgesetzt sie verfügen über ausreichend deutsche Sprachkenntnisse, Straflosigkeit, Verfassungstreue und die selbständige Finanzierung des Lebensunterhalts.34 Seit dem 01.09.2008 muss der Einbürgerungsbewerber außerdem, gemäß dem Richtlinienumsetzungsgestz vom 28.08.2007, Kenntnisse über die Rechts- und Gesellschaftsordnung sowie Lebensverhältnisse in Deutschland in einem Einbürgerungstest nachweisen können.35

Das erste deutsche Zuwanderungsgestz trat Anfang 2005 in Kraft und ist das „Gesetz zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Unionsbürgern und Ausländern“.36

Mit dem Zuwanderungsgesetz werden erstmals ein Rechtsrahmen zur ganzheitlichen Steuerung und wirksamen Begrenzung der Migration vorgegeben sowie Maßnahmen zur Integration von Einwandern gesetzlich verankert.37

Die bisherigen fünf Aufenthaltstitel wurden durch das Zuwanderungsgesetz auf zwei reduziert: die befristete Aufenthaltserlaubnis und die unbefristete Niederlassungserlaubnis. Die befristete und ggf. räumlich eingeschränkte Aufenthaltserlaubnis wird für bestimmte Aufenthaltszwecke wie Studium, Ausübung einer Beschäftigung, Familiennachzug, völkerrechtliche, humanitäre oder politische Gründe erteilt.

Die Niederlassungserlaubnis hingegen ist unbefristet und räumlich unbeschränkt. Sie wird erteilt, vorausgesetzt der Migrant verfügt über eine 5 Jahre gültige Aufenthaltserlaubnis, Erlaubnis zur Erwerbstätigkeit, ein gesichertes Einkommen, gute Deutschkenntnisse und keine Vorstrafen. Beim neuen Aufenthaltsrecht steht also nicht mehr der Aufenthaltstitel, sondern der Aufenthaltszweck im Vordergrund.38

Zu dem kann sich ein Ausländer mit einem Visum kurzfristig für einen bestimmten Zeitraum in Deutschland aufhalten.

Für EU-Bürger gilt das Recht der Freizügigkeit, wodurch sie unbeschränkt und ohne Auflagen (mit Übergangsregelungen für die neuen Beitrittsländer) nach Deutschland einreisen und sich aufhalten dürfen. Es besteht lediglich eine Meldepflicht.39

Diese Kurse sind Pflichtveranstaltungen für Migranten und eine Nicht-Teilnahme wird mit dem Entzug der Aufenthaltserlaubnis oder durch die Verminderung von Sozialleistungen sanktioniert. Diese Neuerungen sind nur einige, die das Zuwanderungsgesetz umfasst/beinhaltet.40

Darüber hinaus wurden auch sicherheitsrelevante Aspekte im Rahmen der Terrorbekämpfung integriert, wie z.B. die Abschiebung von sogenannten Hasspredigern.

Allerding zeigt sich mittlerweile, dass gerade die Bestimmungen zur Einwanderung von Hochqualifizierten wenig effektiv sind und die Zuwanderung von Fachkräften nicht fördert sondern eher hemmt.41

3.2 Daten und Fakten des gegenwärtigen Migrationsgeschehens in Deutschland

Die amtlichen Statistiken wie z.B. das Ausländerzentralregister haben im Bezug auf die Einwanderungszahlen nur eine beschränkte Aussagekraft, da nur Ausländer, also Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit erfasst werden. Jedoch ist der weitaus größere Teil von den in Deutschland lebenden Migranten nicht selbst zugewandert, sondern in Deutschland geboren oder wurde eingebürgert.

Im Jahr 2005 lebten in Deutschland 15,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, das entspricht 19% der Gesamtbevölkerung (siehe Abbildung). Die Graphik beschreibt die prozentuale Verteilung der Personen mit Migrationshintergrund differenziert nach der Migrationserfahrung. Von den 15, 3 Millionen Personen mit Migrationshintergrund hatten 10,4 Millionen eigene Migrationserfahrungen.44

Abb.1: Migrationserfahrung der Bevölkerung 2005

Quelle: Statistisches Bundesamt (2006), S.75.

Die Abbildung 1 verdeutlicht, dass konventionelle Migrationskriterien wie die Staatbürgerschaft zu kurz greifen um die Anzahl der in Deutschland lebenden Migranten erfassen zu können. Der Anteil der Ausländer an den Personen mit Migrationshintergrund ist mit 47% (7.3 Mio.) geringfügig kleiner als die Anzahl der Deutschen die über einen persönlichen biografischen Bezug zum Thema Migration verfügen (8 Mio.). Der Begriff Ausländer erfasst daher nur weniger als die Hälfte der Migranten in Deutschland.45 Als Ausländer gelten alle Personen, die nicht Deutsche im Sinne von Artikel 116 Abs. 1 Grundgesetz sind, d.h. nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.46


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