Sunrise – Michael Köhlmeier
Werkbeschreibung
„Soll mir jeder von euch
sagen, warum nicht er, sondern der andere. Die Stunde lass ich euch.“ (Michael
Köhlmeier, „Sunrise“, Seite 23). Mit diesen Sätzen lässt der Tod den Hollywood-
Boulevard für eine Stunde lang erstarren und lässt so Rita Luna und Leo
Pomerantz jeweils eine halbe Stunde lang Zeit um ihr Leben zu reden. Michael
Köhlmeier wurde 1949 in Hard, Vorarlberg geboren. In Marburg studierte er Germanistik
und Politologie. Weiters absolvierte er in Gießen und Frankfurt das Mathematik-
und Philosophiestudium. Er ist ein freier Schriftsteller und schrieb zahlreiche
Romane, Erzählungen sowie auch Hörspiele und Lieder. Er bekam darüber hinaus
auch viele Preise und Auszeichnungen wie zum Beispiel den Johann- Peter- Hebl-
Preis und 1996 den Anton- Wildgans- Preis der österreichischen Industrie.
Der Hollywood- Boulevard
sieben Uhr morgens. Leo Pomerantz will die Straße überqueren. Plötzlich sieht
er den Tod in Gestalt eines langen, dünnen Mannes (Seite 13) mit einer Sichel,
wie er ausholt und einen blinkenden Gegenstand (ebda) genau in seine Richtung
wirft. Doch die Sichel prallt von einem vorbeifahrenden Auto ab und fährt der
jungen attraktiven Bar- Tänzerin Rita Luna genau in die Brust („Die Sichel des
Todes sprang vom Kotflügel des Kombi ab und rang in die schöne Brust der
kleinen Rita Luna.“, Seite 18). Nun beginnt die große Diskussion zwischen den
drein, wer nun das Zeitliche segnen soll. Auf der einen Seite ist Leo Pomerantz
ein 52 jähriger Alkoholiker (Seite 12), obdachlos und hat es im Leben zu nichts
gebracht außer einem kaputten Körper. Er hat aber ganz im Gegenteil zu Rita
einen großen Vorteil. Er hat keine Sichel in der Brust stecken (Seite 19). Was
jedoch zudem gegen Leo steht, ist die Tatsache, dass er um etliche Jahre älter
ist als sie und den Großteil seines Lebens schon gelebt hat. Ganz im Gegenteil
zu Rita, die fast ihr ganzes Leben noch vor sich hat. Leo darf als erster dem
Tod erklären, warum nicht er, sondern Rita sterben soll („… ich schlage vor,
ich fang an, weil ich bin der Ältere…“, Seite 24). Zu Beginn seiner Erzählung
ist er sich noch sehr unsicher und kann nicht ganz zwischen, für den Tod,
wichtige und unwichtige Fakten unterscheiden („Jetzt bin ich ganz
durcheinander. Was wollte ich den eigentlich sagen?“, Seite 25). Doch mit der
Zeit, baut er ein verständliches Gespräch auf. Leo Pomerantz erzählt von seiner
Mutter, die starb als er zwölf Jahre alt war, und über welches schreckliche
Ereignis er bis heute noch nicht hinweggekommen ist („… und sie ist gestorben,
als ich zwölf Jahre alt war.“, Seite 26). Leo wirft dem Tod vor, warum er ihn
nicht damals geholt hat, damals wäre es ihm gleichgültig gewesen /“Hier bin
ich, hätte ich gesagt. Dünner, nimm mich!“, Seite 28), aber jetzt will er sich
ändern. Er hat neue Vorsätze und betont immer wieder, dass er erst jetzt das
tun kann, was er will (Seite 27) und dass er fest entschlossen ist, mit dem
Trinken aufzuhören („Sein Ziel war: in einem Jahr auszusehen wie 53. Wie null
Jahre Schnaps.“, Seite 12).
Als Rita dran ist zu
reden, fragt sie den Tod gleich am Anfang etwas Persönliches, nämlich ob er sie
noch kenne („Ich meine, erinnern sie sich an mich?“, Seite 45) und der Tod kann
sich noch an sie erinnern (ebda). Leo ist damit überhaupt nicht glücklich, dass
die beiden sich kennen („Scheiße mit der Gerechtigkeit!“, Seite 46). Durch
ihren Freund Schoscho, einem Mexikaner, den sie in einer Aids- Klinik kennen
lernte, machte sie Bekanntschaft mit dem Tod. Ihr Freund ist offenbar psychisch
labil, weil er sich schon mehr als ein duzend mal versuchte umzubringen (Seite
63), jedoch ohne Erfolg. Aber eines Tages reicht es Rita mit seinen
Selbstmorddrohungen und sie schneidet sich die Pulsadern auf. Sie stirbt fast,
aber der Tod gibt ihr noch eine Chance. Also warum sollte sie jetzt sterben,
wenn er ihr doch vor nicht so langer Zeit noch eine Chance gab? Dass Rita
überlebte, machte sie sozusagen mit dem Tod als eine Institution bekannt.
Die ganze Geschichte
erzählt Richard einem Zuhörer beim Autostoppen. Jedoch erzählt er ihm nicht das
Ende. Weil der Zuhörer jedoch so darauf versessen ist, ein ende zu finden,
kommen die beiden auf die Lösung, dass sich ein kluger Kopf finden soll, der
eine Idee hat, wie das Problem gelöst werden kann. Dass jedoch dieser kluge
Kopf der Zuhörer selber ist, erfahrt man erst am Schluss des Buches.
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