<
>
Download

Seminararbeit
Kulturwissenschaften

Albert-Ludwigs Universität Freiburg

1.0, 2015

Marlene D. ©
7.40

0.11 Mb
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 56042







Methodenübung zum Thema Kooperationskulturen

am Beispiel von Yoga-Kursen


Die Kooperation zwischen Leiter_in eines Yoga-Kurses und dessen Teilnehmenden, sowie die Kooperation zwischen den Teilnehmenden untereinander


Inhaltsverzeichnis


  1. Einleitung und Fragestellung 2

  1. Forschungsfeld 2


  1. Teilnehmende Beobachtung 3


  1. Interview 5


  1. Analyse 7

    1. Grobstrukturanalyse 7

    2. Feinstrukturanalyse 9

  1. Schluss 12


  1. Literaturverzeichnis 14


  1. Anhang


1. Einleitung

Da sich meine Fragestellung auf den Begriff der Kooperationskultur bezieht, werde ich diesen im Folgenden kurz charakterisieren. Kooperative Beziehungen beruhen auf geteilten Interessen und der dadurch geteilten Nutzenerwartung. Hierbei kann der Zweck einer Kooperation auch nur das „banale“ Empfinden von Spaß oder Freude darstellen. Die Kulturen der Kooperationsgruppen basieren allerdings nicht nur auf den geteilten Nutzenerwartungen, sondern schließen unter anderem viele verschiedene interessensunabhängige Elemente mit ein.

Dazu gehören beispielsweise ritualisierte Handlungsmuster, Formen verbaler bzw. non-verbaler Kommunikation oder symbolische Rahmenordnungen, die von der jeweiligen Institution ausgehen (Leggewie 2014: 50 ff.).

Bei meiner Übungsforschung habe ich mich für das Forschungsfeld Yoga entschieden und dabei untersucht, welche Bedeutung das Praktizieren von Yoga in der Gruppe hat und wie die Leiter_innen mit den Teilnehmenden kooperieren. Yoga kann man fast überall und vor allem auch alleine, nur für sich praktizieren. Heute gibt es jedoch immer mehr Menschen, die einen Yoga-Kurs besuchen und somit den Weg zum Yogastudio und alle damit verbundenen Kosten auf sich nehmen, um Yoga in der Gruppe auszuüben.

Ich kam also zu dem Schluss, dass die Gruppe beim Yoga wohl eine bedeutende Rolle spielt und nahm die Forschungsübung als Möglichkeit, dieses Thema näher zu untersuchen.

In der vorliegenden Arbeit werde ich zunächst den Zugang zum Feld und somit meinen Einstieg in die Forschungsübung erläutern (2. Punkt). Danach wende ich mich den von mir angewandten Methoden zu, wobei die Reihenfolge auch die Abfolge der Durchführung dieser Methoden darstellt. So beschreibe ich zuerst die Teilnehmende Beobachtung (3. Punkt), dann die Grobstrukturanalyse (4. Punkt) und im 5. Punkt schließlich die Feinstrukturanalyse.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse und meine Reflexion der Methoden sind im Schluss anzufinden (6. Punkt).


2. Forschungsfeld: Yogastudio

Um mir einen Überblick über die in Freiburg sehr zahlreichen Yoga-Studios zu verschaffen, habe ich mich zuerst darüber informiert, welche Ausbildung bzw. Erfahrung die einzelnen Kursleiter_innen haben. Es gab einige, die eine anerkannte Ausbildung zum Yogalehrer oder zur Yogalehrerin absolviert haben und deren Kurse von den Krankenkassen bezuschusst werden. Von diesen wählte ich drei aus und machte dort jeweils eine Teilnehmende Beobachtung.

Durch mehrere Teilnehmende Beobachtungen in unterschiedlichen Yogastudios wollte ich erreichen, dass meine Ergebnisse weniger abhängig von der beobachteten Yoga-Schule bzw. Yoga-Richtung sind. Dementsprechend wählte ich drei Kurse mit unterschiedlichen „Formen des Yoga“ aus.

Meine Fragestellung wollte ich, abgesehen von der Beobachtung, anhand eines Interviews beantworten. Ich entschied mich für ein Interview mit einem Kursleiter oder einer Kursleiterin, da ich davon ausging, dass diese mehr Erfahrung und einen besseren Überblick in Bezug auf mein Thema haben. Es stellte sich jedoch als relativ schwierig heraus, einen Interviewpartner oder eine Interviewpartnerin zu finden, denn die Leitenden, bei denen ich meine Teilnehmende Beobachtung durchführte, standen meiner Anfrage eher skeptisch gegenüber.

Ich rief also bei einem vierten Yogastudio an und erklärte mein Vorhaben. Ich wurde zum Besitzer des Yogastudios durchgestellt, dieser war sofort begeistert und erklärte sich bereit, sich etwas Zeit zu nehmen, um sich von mir interviewen zu lassen.

Nachdem ich einen Termin zum gemeinsamen Gespräch ausgemacht hatte, überlegte ich mir meine weitere Vorgehensweise bezüglich des Interviews. Auf meine ausgewählten Interviewmethoden werde ich im übernächsten Kapitel näher eingehen.

3 Teilnehmende Beobachtung

Die Teilnehmende Beobachtung ist eine der zentralen Methoden der Ethnologie obwohl ihr unteranderem fehlende Überprüfbarkeit und mangelnde Repräsentativität vorgeworfen wird. Diese Kritik mag zutreffen, doch die Beobachtungsmethode in dieser Form ist weiterhin wichtiger Bestandteil ethnologischer Forschung (Spittler 2001: 1 ff.). Dies hat auch seine Gründe, da es in der Ethnologie nicht um statistische Repräsentativität geht, sondern vielmehr um die ethische Sichtweise (Schlehe 2008: 131).

Die Teilnehmende Beobachtung dient zum Erfassen zentraler kultureller Konzepte und ist eine Methode, um „näher an die Realität“ zu gelangen, da systematischere Methoden, wie z.B. Fragebögen oder standardisierte Interviews eine sehr künstliche Situation erzeugen (Spittler 2001: 7 ff.). Charakteristisch für diese Methode ist die aktive und persönliche Teilnahme der Ethnologen an den Interaktionen der Personen im zu untersuchenden Feld.

Dabei können sie sich nicht nur auf die Rolle des distanzierten, scheinbar neutralen Beobachters zurückziehen, sondern die Beobachtungen basieren vielmehr auf „entwickelten, vertrauensvollen Beziehungen und gelebter Teilnahme, aus denen meistens vielfältige Mischungsverhältnisse, heikle Balancen aus Nähe und Distanz (…) resultieren“ (Lüders 2000: 392 f.).

Zu einer Teilnehmenden Beobachtung gehört meist ein Langzeitaufenthalt (Meyer/ Schareika 2009: 82), jedoch war dieser für mich bei meiner Forschungsübung leider nicht möglich. Ich habe diese Methode vor allem als Einstieg in meine Forschungsübung genutzt, so haben mir meine Beobachtungen einen sehr guten Überblick über mein Feld gegeben und ich bekam mehr Klarheit darüber, welche weiteren Methoden mir nützlich sein könnten.

Somit war diese Methode trotz fehlendem Langzeitaufenthalt für mich sehr hilfreich.

Da ich mir schon vor der Durchführung meiner Beobachtungen Gedanken über meine Fragestellung gemacht hatte, war es für mich nicht ganz einfach, völlig unvoreingenommen ins Feld zu gehen. Es trat also die Schwierigkeit auf, die Teilnehmende Beobachtung nicht zu einer Systematischen Beobachtung werden zu lassen. Ich erinnerte mich also direkt vor den Beobachtungen an mein Vorhaben, kein besonderes Augenmerk auf die Kooperation innerhalb der Gruppe zu legen, um mich so für die Gesamtheit des Feldes zu öffnen.

Eine weitere Herausforderung bestand darin, aktiv teilzunehmen, sich dabei ganz auf die Situation einzulassen und gleichzeitig zu beobachten. Da man beim Yoga am besten an nichts denken und den Alltag hinter sich lassen sollte, war es mir nicht möglich, bei den Beobachtungen mitzuschreiben. Um meine Eindrücke und Erfahrungen nicht zu vergessen, habe ich direkt nach dem jeweiligen besuchten Kurs alles notiert.

Nach den Teilnehmenden Beobachtungen, wollte ich zusätzlich noch eine Systematische Beobachtung durchführen. Dazu fertigte ich eine Tabelle mit fünf Zeilen an. Jede Zeile stand für eine beim Yoga-Kurs teilnehmende Person bzw. eine für die den Kurs leitende Person und war in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Die Kategorien erstellte ich mit dem Ziel, mehr über die Kooperation der Teilnehmer_innen untereinander und mehr über die Zusammenarbeit von Leiter_in und Teilnehmer_innen zu erfahren.

Einen Schwerpunkt setzte ich dabei z.B. auf die verbale Kommunikation, einen anderen auf Blickkontakt. Die Ergebnisse waren jedoch nicht sehr ergiebig, weshalb ich die Systematische Beobachtung nicht weiter analysierte und sie hier nicht weiter erläutern möchte.


4. Interview

Um weitere Daten bezüglich meiner Fragestellung zu erheben, wählte ich als nächste Methode das Ethnographische Interview, welches das „Sich-Einlassen auf ein soziales setting“ (Schlehe 2008: 120) beinhaltet und das Aufnehmen von „alltäglichen Erfahrungen, lokalem Wissen bzw. kulturellen Gewissheiten“ (ebd.: 121), sowie das Annähern an das „Verständnis von Subjekten, kulturellen Deutungsmustern und Handlungspraktiken“ (ebd.) zum Ziel hat.

Außerdem ist es eine in der Ethnologie sehr wichtige Methode, um „den Zugang zur emischen Perspektive, zur Konstruktion von Realität aus Sicht der Akteure und zu subjektiver Sinngebung“ (ebd.) zu ermöglichen. Dabei entschied ich mich bewusst gegen ein standardisiertes Interview, bei dem die Fragen, deren Reihenfolge und ebenso die Antwortmöglichkeiten vorgegeben sind und dessen Durchführung meist mithilfe eines Fragebogens erfolgt (Prüfer/ Stiegler 2002: 2 ff.).

Da ich bei meiner Forschungsübung etwas über ein vorab festgelegtes Thema herausfinden wollte, aber mir dennoch die Möglichkeit geben wollte, Informationen zu bekommen, nach denen ich nicht explizit gefragt habe (Schlehe 2008: 121), entschied ich mich für ein problem- bzw. themenzentriertes Interview. Es handelt sich dabei um eine Form des unstrukturierten Interviews, dessen Merkmal unter anderem das Prinzip der Offenheit ist.

Das bedeutet, dass die Interviewten frei erzählen bzw. antworten können, da es kein festgelegtes Frage-Antwort-Schema gibt. Durch die Form des problemzentrierten Interviews liegt der Fokus jedoch, im Gegensatz zum narrativen Interview, auf dem vorher bestimmten Thema (Schlehe 2008: 122 ff.).

Durch die Verwendung des Leitfadens handelte es sich bei meinem Gespräch mit dem Besitzer des Yogastudios um ein halbstrukturiertes Interview (ebd.). Da ich den Leitfaden, wie oben schon erwähnt, nur als Orientierung nutzte, hatte ich ihn beim Interview nicht dabei und hielt mich auch nicht an die Reihenfolge meiner vorher erstellten Fragen. Trotzdem hatte ich die ungefähre Struktur während des Gesprächs „im Hinterkopf“, was mir etwas mehr Sicherheit verlieh.

So half es mir z.B. bei der Formulierung meiner Fragen oder gab mir die Möglichkeit, bei stockendem Gesprächsfluss schneller zu reagieren.

Da mein Interviewpartner anonym bleiben soll, habe ich ihm das Pseudonym Marek gegeben. Marek ist Mitte 40, hat eine Ausbildung zum Iyengar-Yogalehrer abgeschlossen, an mehreren Weiterbildungen teilgenommen, sich mit einem eigenen Yogastudio in Freiburg selbstständig gemacht und ist heute somit hauptberuflicher Iyengar-Yogalehrer.

Das Interview führte ich mit ihm vor Ort, in seinem eigenen Yogastudio. Marek schlug diesen Ort selber vor und ich willigte ein, denn der mit ihm ausgemachte Termin, lag zwischen zwei von ihm geleiteten Yoga-Kursen in seinem Studio. Somit hatten wir etwas mehr Zeit und es war weniger umständlich für ihn. Außerdem ging ich davon aus, dass es von Vorteil ist, sich in der mein Thema betreffenden Umgebung zu befinden, um einen besseren Gesamteindruck zu gewinnen.

Die Atmosphäre ist meist auch sehr angenehm ruhig in Yoga-Einrichtungen und es war niemand da, der uns stören konnte.

Ich hatte Marek zuvor nur am Telefon gesprochen und war positiv überrascht von unserer ersten Begegnung kurz vor dem Interview. Es war gleich zu Beginn sehr vertraut und entspannt zwischen uns und schon in der ersten Minuten, bot er mir das „Du“ an. Diese Situation nahm mir meine Nervosität und ich fühlte mich willkommen. Zuvor hatte ich etwas Angst, als unnötige Belastung wahrgenommen zu werden, da er sich Zeit für mich nimmt, jedoch wenig für ihn dabei „herausspringt“.

Als ich ihm diese anbot und vor uns auf den Tisch legte, bot er mir einen Kaffee an. Ich willigte ein und nachdem er zwei volle Kaffeetassen an unseren Tisch gebracht hatte, schaltete ich das Aufnahmegerät ein und stellte meine erste, offene Frage. Während des Interviews geriet ich jedoch in einen ethischen Konflikt. Es kam einige Male vor, dass ich eine Frage nicht stellen konnte, weil er mich mitten im Satz unterbrach.

Ich wollte ihn nicht verärgern, ließ mir von daher nichts anmerken und stellte später in aller Ruhe erneut meine Frage. Meine Reaktion wäre mit Sicherheit anders gewesen, hätte ich im weiteren Verlauf nicht von ihm erwartet, dass er mir weiterhin gute Informationen liefert. Ich kam mir dadurch unaufrichtig und ausnutzend vor, andererseits überließ ich ihm so den Vortritt, als Zeichen von Dankbarkeit und Respekt.

Aufgrund der oben erwähnten Punkte, empfand ich meine gewählte Interviewmethode als sehr passend und aufschlussreich. Der nächste Schritt war nun die Analyse des Interviews. Ich nutzte dafür zwei unterschiedliche Analyseverfahren, die Grobstrukturanalyse und die Feinstrukturanalyse, auf die ich in den folgenden Punkten näher eingehen werde.

5.1 Grobstrukturanalyse

Bei der Grobstrukturanalyse handelt es sich um eine Form der Datenerhebung durch Interpretation von Texten. Sie „dient der Theorieentwicklung und gleichzeitig als Basis für die Entscheidung, welche Daten zusätzlich erhoben werden sollen“ (Flick 2007: 386 f.). Präziser ausgedrückt, ist die Grobstrukturanalyse eine Strategie des Kodierens und späteren Kategorisierens.

Das Kodieren ist eine Vorgehensweise zum Aufbrechen, Konzeptualisieren der gewonnenen Daten, welche anschließend auf eine neue Art zusammengesetzt werden (ebd.: 388).

Um meine Grobstrukturanalyse durchführen zu können, habe ich mein Interview transkribiert. Im nächsten Schritt habe ich die mir für meine Fragestellung am aufschlussreichsten erscheinenden Abschnitte des fertigen Transkripts in Sinneinheiten eingeteilt, diese paraphrasiert und in eine Tabelle eingefügt (siehe Anhang). Die Sinneinheiten galt es nun zu kodieren. Dabei werden für jede Paraphrase zusammenfassende Oberbegriffe (Kodes) erstellt, die Daten werden somit reduziert.

Im nächsten Abschnitt stelle ich meine durch die Grobstrukturanalyse erworbenen Kategorien kurz dar.


Kategorie „Rolle des Lehrers“

Der/ die Lehrende bzw. Leitende eines Yoga-Kurses hat die Aufgabe, sein Wissen an die Teilnehmer_innen weiterzugeben. Dabei bringt er/ sie sie teilweise an ihre körperlichen und evtl. auch an ihre mentalen Grenzen. Die leitende Person sollte dafür sorgen, dass die Teilnehmenden trotz Grenzüberschreitung Spaß am Yoga-Kurs haben und somit keine Abneigung dagegen entwickeln.

Des Weiteren versuchen die Leitenden die teils sehr unterschiedlichen Bedürfnisse aller Teilnehmenden zu berücksichtigen und die Übungen so zu gestalten, dass sie für alle effektiv sind. Somit ist eines ihrer Ziele, möglichst alle „Schüler“ zu fördern, indem sie z.B. den unbeweglicheren oder verspannten Leuten helfen, sie beweglicher zu machen und zu lockern. Deshalb sei die Rolle des Lehrers nicht zu unterschätzen.

Kategorie „Anspruch“

Sehr verallgemeinernd kann man sagen, dass viele Leute Yoga praktizieren, um sich/ etwas zu verändern. Dabei erwarten einige Teilnehmer_innen eine schnell eintreffende Veränderung oder Wirkung des Yogas. Als Problem hierbei nennt mein Interviewpartner die zu hohe Erwartung an den Lehrer. Die am Yoga-Kurs Teilnehmenden verlassen sich demnach zu sehr auf den Lehrer und zeigen somit zu wenig Eigeninitiative, was sich negativ auf den Prozess der Veränderung auswirke.

Jeder ausgebildete Yogalehrer bzw. jede ausgebildete Yogalehrerin lernt in ihrer Ausbildung, wie man das erworbene Wissen am besten an die Kurs-Teilnehmer_innen weitergibt. Das schließe natürlich nicht aus, dass die Kompetenzen der Lehrer variieren. So haben z.B. nicht alle Lehrenden die Fähigkeit, ihre Teilnehmer_innen an die „Transzendenz“ zu bringen, ohne dass es für sie unangenehm ist.

Dazu sei beispielsweise das Empfinden von Empathie zu den Teilnehmenden eine wichtige Voraussetzung. Da die leitende Person den Teilnehmenden im Normalfall die Anweisungen gibt, was sie tun sollen, sollte er in der Lage sein, eventuell auftretende Probleme durch die Ãœbungen zu vermeiden und die Teilnehmer_innen zu motivieren.

Kategorie „Atmosphäre“

Da man beim Praktizieren von Yoga teilweise an seine Grenzen stößt, ist eine angenehme Atmosphäre sehr wichtig. Trifft dies nicht zu, ist ein Ausbleiben der Anwesenheit einiger Teilneher_innen zu erwarten.

Kategorie „Differenzen“

Mein Interviewpartner hat die Teilnehmer_innen grob in zwei Gruppen aufgeteilt, die

Doch jeder Mensch sei unterschiedlich und brauche eine andere Unterstützung bzw. Hilfe von Seiten der Lehrenden.

Ein weiterer Unterschied besteht zwischen dem Praktizieren von Yoga in der Gruppe und dem alleinigen Ausüben. In der Gruppe habe man im Gegensatz zum alleinigen Praktizieren die Möglichkeit zum Vergleich mit anderen, während einem ohne Gruppe niemand „Feedback“ geben kann.


Kategorie „Chancengleichheit“

Trotz der bestehenden Differenzen habe jeder die Möglichkeit, sich zu verbessern. Jeder Mensch habe die Fähigkeit beweglich zu sein, was durch individuelle Übungen zu erreichen sei.


Kategorie „Prozess des Lernens“

Das Praktizieren von Yoga sei lernen, bei dem man nie auslernt. Der Prozess des Lernens wird von meinem Gesprächspartner teils sehr naturwissenschaftlich beschrieben. Dabei unterteilt er den Prozess in vier Komponenten, die jeweils zum selben Anteil eine Rolle spielen. Eine dieser Komponenten sei „der Lehrer“, durch den das Lernen effektiver sei. Ebenso wichtig sei auch die Gruppe, die einem Motivation und wie oben schon erwähnt, die Möglichkeit zum Vergleich gibt.

Die Feinstrukturanalyse ist sehr zeitintensiv (Froschauer/ Lueger 2003: 113) und bezieht sich im Gegensatz zur Grobstrukturanalyse, auf deutlich kürzere Abschnitte aus einem Interview. Sie ist auf jegliche Art von Gesprächsausschnitten anzuwenden, welche Zeile für Zeile bzw. manchmal sogar Wort für Wort analysiert werden (Lucius-Hoene/ Deppermann 2004: 177 ff.). Sie ist besonders gut „als Analyseeinstieg in ein Forschungsfeld“ (Froschauer/ Lueger 2003: 111) und „zur besonders intensiven Analyse wichtiger oder heikler Textstellen“ (ebd.) geeignet.

„Ausgangsannahme der Feinstrukturanalyse ist, dass sich die objektive Struktur eines latenten Sinnzusammenhangs relativ unabhängig von den Motiven, Intentionen oder Dispositionen der befragten Personen“ (ebd.: 110) bildet. Zudem ermöglicht sie die Erkennung alternativer Bedeutungsmöglichkeiten (ebd.: 112).

Der für die Feinstrukturanalyse ausgewählte Textausschnitt wird in kurze Sinneinheiten unterteilt, die in eine Tabelle (siehe Anhang) eingefügt werden können, um das Analyseverfahren übersichtlicher zu machen. Dabei muss grundsätzlich die „Sequentialität“ eingehalten werden, d. h. die Reihenfolge der Sinneinheiten darf auf keinen Fall verändert werden. Die Hauptaufgabe bei der Interpretation dieser Sinneinheiten ist die „extensive Sinnauslegung“, es soll also eine Vielzahl an möglichen Bedeutungen gesammelt und ggf. diskutiert werden.

Relativ am Ende meines Transkriptes, befindet sich ein etwas unverständlicher Abschnitt (Zeile 392 – 397). Ich ging davon aus, dass er mir trotz seiner Unverständlichkeit brauchbare Informationen in Bezug auf meine Fragestellung liefern kann und entschied mich, die Feinstrukturanalyse bei diesem Abschnitt anzuwenden und ihn somit genauer zu untersuchen.

Kurz vor diesem Abschnitt berichtete mein Gesprächspartner über seine eigenen Erfahrungen, die er mit Gruppenarbeit beim Yoga gemacht hat. Ihm viel auf, dass die Teilnehmer_innen oft nicht genau wissen, wo sich z.B. der Hüftknochen oder die Leiste befinden. Dies sei jedoch sehr wichtig, um die Partnerübungen korrekt ausführen zu können. Den daran anschließenden Text, und somit meine zu analysierende Textstelle, teilte ich in folgende Sinnabschnitte auf:


1.der lehrer (.) wenn er seine verantwortung2.dirigiert an die schüler und sagt macht ihr da3.(.) äh (-) ich möchte das nicht so: (.)4. dass irgendjemand dreht (.) in DIE richtung (.) 5. weil er meint ich habe das so geZEIGT in diese richtung (.)



1. Seiner Meinung nach hat der Lehrer die Aufgabe, Verantwortung zu übernehmen, was durch die kurze Pause nach „der lehrer“ noch verdeutlicht wird. Er bezieht sich nicht direkt auf sich selbst, sondern verallgemeinert mit dem bestimmten Artikel („der“) alle lehrenden Personen. Dies könnte ein Zeichen für ein Solidaritätsgefühl mit anderen Lehrer_innen sein. Gleichzeitig grenzt er die Aufgabe der Lehrenden somit von den Aufgaben anderer Personen ab.


2. Hier macht er deutlich, dass der Lehrer eine Führungsrolle einnimmt und somit über den Schülern steht. Durch das Wort „dirigieren“ scheint es fast, als gäbe es in den Yoga-Kursen hierarchische Strukturen, bei denen die Leitenden die Teilnehmer_innen herumkommandieren und wie Marionetten behandeln. Die Verwendung der dritten Person bezüglich des Lehrers kann darauf hindeuten, dass er sich damit nicht identifiziert und diese Strukturen in seinen Kursen nicht vorherrschen.

Das „macht ihr da“ ist möglicherweise eine Form des „Dirigierens“, kann aber auch Verärgerung über die Teilnehmer_innen ausdrücken.



| | | | |
Tausche dein Hausarbeiten

G 2 - Cached Page: Thursday 28th of March 2024 07:15:09 PM