Einführung in die Geographiedidaktik
und geographische Bildungsarbeit
1. Geographie und Geographiedidaktik – ihre Bedeutung für Unterricht und Schule
Was ist Geographie? – Fragen:
1. Wo liegt /ist/befindet sich etwas?         Â
2. Warum ist es dort?
3. Wie kam es dahin?
4. Wie hängt diese Erscheinungsform/ dieser Ort/ Raum mit anderen Phänomenen/ Regionen/ Menschen zusammen?
5. Was sind Folgen geographischer Lagebedingungen und der räumlichen Vernetzung eines Ortes/Raumes?
6. Was sind Vorzüge/Probleme eines Raumes und seiner Menschen?
7. Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es für die vorhandenen Probleme?
8. Wie können zukünftige Probleme vermieden werden?
Klima, Landwirtschaft, Industrie, Siedlung, Verkehr, Versorgung, Entsorgung, Bildung, Erholung, Boden, Gesteine/Oberflächenformen, Vegetation/Tierwelt, Gewässer
à geographischer Raum: Ø Container
Ø System
Ø Wahrnehmung
Ø Konstrukt
Erdoberfläche : jeder sieht sie anders
                       Bereiche über Kreisläufe
                       Miteinander verbunden!
Untergliederung der EO:
Ø Atmosphäre (Lufthülle)
Ø Hydrosphäre (Wasserbereich)
Ø Biosphäre (Pflanzen, Tiere)
Ø Anthroposphäre (Menschen)
Ø Pedosphäre (Boden)
Ø Lithosphäre (Gesteine)
Definition „Geographie“ nach Bobek
                   Â
Doppelter Dualismus der Geographie
Geographie
    Allgemeine Geographie                                          Regionale Geographie
Physische Geographie          Humangeographie
Regionale Geographie
Ø Analyse von Regionen und Räumen
Ø Untersuchung des einmaligen, unverwechselbaren Beziehungsgefüges von Geofaktoren, Kräften und Prozessen in einzelnen geographischen Räumen
ð Idiographisches Vorgehen!
= Alles, was in der Natur zu finden ist und auf die Erde einwirkt
à anorganisch:         Relief, Boden, Wasser, Atmosphäre
à organisch:             Pflanzen, Tiere, (Mensch)
à geistig:                  Mensch
Bsp.:   Ruhrgebiet à Strukturwandel
Mittelmeerraum à Vegetation und Klima
Allgemeine Geographie
Ø Untersuchung von Geofaktoren
Ø Erforschung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten und Regelhaftigkeiten von Geofaktoren und Kräften in ihrer regionalen Verschiedenartigkeit
Ø Erschließen von Systemzusammenhängen
ð Nomothetisches Vorgehen!
Physische Geographie                      Humangeographie
(Geomorphologie, Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â (Agrargeographie,
Hydrogeographie, Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Industriegeographie
Klimageographie…)                         Stadtgeographie…)
Physische Geographie
Sie umfasst die naturwissenschaftlichen Teilgebiete der Allgemeinen Geographie.
Sie erforscht Struktur und Dynamik der natürlichen Systemzusammenhänge der abiotischen (nicht lebend) und biotischen (lebend) Sphäre.
à Die Natur als GeofaktorÂ
(Naturlandschaft = natürliche Prozesse formen (Verwitterung, Abtragung…)
Humangeographie
Sie erforscht Struktur und Wandel der raumbezogenen Systemzusammenhänge, Technik-Gesellschaft-Wirtschaft-Politik.
Sie analysiert das räumliche Verhalten sozialer Gruppen und zeigt die Kräfte auf, die die Kulturlandschaft prägen.
à Der Mensch als Geofaktor
(Kulturlandschaft = durch menschliche Aktivität geschaffen, gestaltet und geprägt)
Geographie als Mensch-Umwelt-Forschung
(Zusammenhang Humangeographie/ Physische Geographie)
à Beziehungsgefüge der Systemkomponente
Geographiedidaktik
Didaktik beschäftigt sich mit der Theorie des Lehrens und Lernens
Definition „Geographiedidaktik“ n.....
Ø Schaffung von Kontakten und Begegnungen
Ø Förderung sozialer Kompetenzen
Konstruktion von Wissen
Wissenserwerb als Konstruktionsprozess
· „klassischer“ Lernbegriff
(alle stabilen, beobachtbaren Verhaltensänderungen aufgrund von Erfahrungen)
à Erkennen von langanhaltenden Verhaltensänderungen
· „neuer“ Lernbegriff
(Abrufbare und dauerhafte Strukturveränderungen aufgrund individueller Konstruktionen durch Auseinandersetzung mit der Umwelt)
à Wissen wird konstruiert
Gemäßigter, wissensbasierter Konstruktivismus:
Ø Lernprozess ist:
o Aktiv
o Selbstgesteuert
o Konstruktiv (verschiedene Wissensbereiche verknüpfen und aufbauen)
o Situativ (Anwendungsbezug / „Sinn“)
o Sozial
Alltagsvorstellungen
„subjektive Theorien und naives Wissen“
à Kinder beobachten, erforschen ihre Umgebung und konstruieren dabei ihr „Weltwissen“
Ø Subjektive Theorien: Wissen, das auf Alltagserfahrungen beruht und Handeln leitet
Ø Alltagsvorstellungen: mit dem im Geographieunterricht vermitteltem Wissen nicht
                                 unbedingt kompatibel
„Conceptual Change“
= Entwicklung von Strategien zur Veränderung subjektiver Konzeptionen über den Raum
ð Aufgaben des GU:
1. Integration wissenschaftlicher Theorien in das vorhandene Wissensnetz
o Bewusstmachen subjektiven Vorwissens
o Auseinandersetzung mit gesichertem Wissen in Fachsprache
o Offenlegen der Unterschiede
2. Umwandeln des theoretischen Wissens in Können
o Praktische Erfahrungen des neuen Wissens in konkreten Situationen (Experimente, Simulationen) Ã Anwendung!
o Innere Bindung zu den neuen Konzepten aufbauen und etablieren durch die Einbindung in motivierende Kontexte
Wissensstrukturierung
1. Induktives Vorgehen (GS)
= entdeckendes Lernen vom Konkreten zum Allgemeinen
à Entwickeln einer Regel / eines Modells
2. Deduktives Vorgehen (höhere Schulstufen)
= rezeptives Lernen von der Regel zum Einzelfall durch verschiedene Beispiele
à Überprüfen der Allgemeingültigkeit / Stimmigkeit
Wissen als Kombination von Begriffen
Ø Regellernen nach GAGNÉ (1969)
o Von Begriffen aus werden Regeln gelernt, die auf Probleme anzuwenden sind
o Begriffsketten werden als Regeln bezeichnet
o Ausgehend von den relevanten Begriffen müssen die Regeln gelernt werden, die auf ein Problem anzuwenden sind
Ø Vorgehen beim Lernen von Fachbegriffen:
1. Begriff mit relevanten Merkmalen definieren / Prototyp entwickeln à Paraphrase
2. Je nach Schulstufe: Begriffe nach wissenschaftlichen Merkmalen klassifizieren
3. Ausreichende Zahl an Beispielen bringen (Wo? Wozu?)
4. Viele Gelegenheiten zum Ãœben und Anwenden liefern
Raumverständnis
Entwickeln des räumlichen Denkens nach PIAGET und INHELDER (1971)
Nicht altersspezifisch, a.....
Ø 1980er Jahre:       Weiterentwicklung zur kritisch-konstruktiven Didaktik
o Erziehungsziel:     Selbstbestimmungs-, Mitbestimmungs- und Solidaritätsfähigkeit
o Praxisbezug: Â Â Â Â Â Â Â Â Orientierung an Handlungs- und Gestaltungsinteressen
Ø Einfluss auf Planen und Analysieren von GU
o Didaktische Analyse nach 5 Kriterien:
· Gegenwartsbedeutsamkeit
· Zukunftsbedeutsamkeit
· Exemplarität
· Inhaltliche Struktur
· Zugänglichkeit
2. Lehr-/lerntheoretische Didaktik
Ø „Berliner/Hamburger Modell“ von HEIMANN; OTTO & SCHULZ:
o Lernen steht klar im Vordergrund          à Einfluss auf die Planung von GU
3. Lernzielorientierte Didaktik
Ø Lehrer als Organisator des Lernprozesses:
o Ziele und ihre Abstufungen bei der Unterrichtsplanung exakt nach Inhalten und erwartetes Vertrauen beschreiben
o Verstehen des Instrumentariums (Medien & Methode), um gesteckte Ziele zu erreichen
o Lernerfolg wird am Grad des Erreichens der Ziele formuliert
4. Kon.....
o Gegenwarts- / zukunftsrelevante Themen (raumbezogene Schlüsselprobleme)
o Leitziel des GU = Raumverhaltenskompetenz!
Schülerorientierung:
Ø Ausrichtung des Unterrichts auf eine bestimmte Lerngruppe oder einen einzelnen Lerner
Ø Ausrichtung orientiert sich an:
o Lernbereitschaft und Lernmöglichkeiten der SchülerInnen unter entwicklungs-/ lern- und sozialpsychologischen Aspekten
o Interessenlagen der SchülerInnen
o Gefühlslagen und Belastbarkeit der SchülerInnen
Wissensorientierung:
Ø Ausrichtung des Unterrichts an den Grundsätzen der wissenschaftlichen Disziplin, also z.B. der Wissenschaft Geographie
Ø Wesentliche Aspekte:
o Fachlich korrekte Darstellung der Lerninhalte
o Sichtbarmachen und Erschließen geographischer und raumbezogener Strukturen (Gliederungsmöglichkeiten einer Stadt…)
o Erproben fachwissenschaftlicher Methoden (Zeichnen, Lesen, Auswerten, In.....
o Stärker und früher leistungsorientiert
o Zunehmend heterogener (erhebliche unterschiedliche Entwicklungs-/reife im biologischen und psychologischen Bereich)
Ø Ursachen:
o Wandel der Familienstruktur
o Verändertes Spiel- und Freizeitverhalten
o Verlust an Eigentätigkeit
o Ersatzwelt Fernsehen und Computer
o Verändertes Raumerlebnis (keine Erkundung in konzentrierten Kreisen, sondern „Leben auf mehreren Inseln“)
à ROLFF & ZIMMERMANN (1997)
Konsequenzen für den GU:
Ø Ältere Lehrer
à Burnout (kein Klarkommen mit Schülermethoden)
Ø Junglehrer müssen neue Unterrichtsmethoden ausprobieren
à mehr schülerorientiert, ganzheitlich arbeiten
Ø Perspektivwechsel
à offener und handlungsorientierter Unterricht, außerschulische Lernorte (Exkursionen…)
5. Im WaNDEL DER zEIT(EN): bILDUNGS- UND eRZIEHUNGSLEITLINIEN DES fACHES gEOGRAPHIE
vERÄNDERUNGEN VON lEITLINIEN IN DEN lEHRPLÄNEN
.....
Raumbezogene Werte
Wertvorstellungen des GU Ã Leitgedanken:
Ø Interkulturell, global, nachhaltig!
Interkulturelle Bildung:
· Einsicht in unterschiedliche Lebensformen
· Analyse und Relativierung der eigenen Normen und Sozialsysteme
· Abbau von Vorurteilen und ethnozentrischen Einstellungen
· Befähigung, mit Menschen unterschiedlich kulturellem Hintergrund zusammen zu leben
Globale Bildung:
· Vorbereitung auf ein Leben in einer globalisierten Welt
· Wissen um Ursachen, Dynamik und Auswirkungen der Globalisierung
· Möglichkeiten der Gestaltung dieser Prozesse
Bildung für nachhaltige Entwicklung:
· „Nachhaltige Entwicklung“ umfasst ökologie-, ökonomie- und sozialverträgliche Entwicklung in ihrer Vernetzung
· Wissen und Anwenden von Strategien der:
o EFFIZIENZ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â (Einsparen von Ressourcen)
o KONSISTENZÂ Â Â Â Â (Erhaltung v.....