Mein
Team
Es
ist Sonntag, 6,30 Uhr. Ich wache neben meiner Freundin auf, würde am
liebsten weiterschlafen. Doch heute ist wieder Zeit für Fußball.
Für Budenzauber. Für Hallenfußball. Wir treffen uns 7:40 Uhr am
Bahnhof Rehbrücke, heute geht’s nach Belzig. Normalerweise fahren
wir mit ein paar Autos hin, doch haben wir diesmal keine Fahrer. Wir
sind auch nur 7 Leute, ursprünglich 8, doch einer hat verschlafen.
Die Fahrtkosten müssen wir auch noch bezahlen, meine letzten 7 Euro
in diesem Monat. Eigentlich wollte ich meiner Freundin noch etwas
Kleines zum Geburtstag kaufen, doch wie heißt es immer so schön,
„man solle sich Prioritäten setzen“. Ich hoffe es lohnt sich.
Wir kommen an im verschneiten, kalten Belzig. Sehr beschaulich, aber
eine große Halle haben sie. In der ersten Partie spielen wir gegen
den Gastgeber und verlieren prompt mit 0:2. Jetzt geht’s wieder
los, wenn’s noch nicht auf dem Platz begonnen hat, dann jetzt –
das Meckern. Jeder nörgelt über den anderen, sucht die Fehler bei
seinen Mitspielern, obwohl der Weg zur eigenen Nase bekanntlich der
kürzere ist. Die, die nicht dabei sind, wissen nicht was in den
Katakomben los ist. Zum Glück. Es wird gemeckert, sich über alles
aufgeregt, ja wirklich über alles, selbst der Ball war schuld an
unserer Niederlage. Ich bin, auch wenn sich das selbst für mich
jetzt komisch anhört, der Ruhepol in dem Team. Ich habe die
Mannschaft zusammengehalten, sonst hätten sie sich schon auf dem
Platz die Köpfe eingeschlagen. Aber wie soll das jetzt bloß
weitergehen?
Die Antwort kommt schnell und überzeugend: 4 Siege
in Folge. Auf einmal schlägt das Meckern und Nörgeln in
gegenseitiges lieben und verstehen um. Wir sind mittlerweile der
Favorit auf den Turniersieg. Doch eins bringen wir als Mannschaft ab
diesem Moment mit: Arroganz. Eine Menge Arroganz. Zu viel Arroganz.
Innerhalb des Teams ist die Stimmung in Ordnung, es gab keinen Ärger
und nun läuft es. Im nächsten Spiel erzielen wir das erste
Unentschieden und als dieses Spiel beendet ist geht es wieder von
vorne los. Wir sind Erster, haben einen ordentlichen Vorsprung und
eine gute Mannschaft, doch sind wir zu arrogant unsere Fehler selbst
einzugestehen und kriegen uns wieder in die Haare, verstehe wer
wolle. Es wird gebrüllt, geschrien, sich angemotzt und die Schuld
auf den nächsten Mitspieler weitergeschoben. Ein Team ist nicht mehr
zu erkennen, es sind nur noch junge Leute die über alles und jeden
diskutieren. Ist das noch mein Team? Es kommt, wie es kommen musste,
wir verlieren auch das nächste Spiel und das Gemecker erreicht eine
zuvor nie vorhandene Intensität, ich muss fast von Prügel sprechen.
Ich weiß nicht wie wir das letzte Spiel noch bestreiten sollen. Doch
was jetzt folgt ist und bleibt für mich unverständlich. Im letzten
Spiel spielen wir uns in einen Rausch, wir kombinieren, kämpfen und
waren dem Gegner deutlich überlegen. Alles Dinge, die wir die Spiele
zuvor vermissen lassen haben. Wir waren dem Gegner mehr als
überlegen, wir haben sie vorgeführt. 9:1 heißt es am Ende. Für
uns fast unfassbar, dass wir nach solch einer miserablen
Teamleistung, über weite Teile des Turniers, den Pokal in die Höhe
strecken dürfen. Wir sind glücklich und erlöst zugleich. Wir
feiern eine unserer schönsten Kabinenpartys, mit dem Pokal in der
Mitte. Von dem gewonnen Preisgeld, konnten wir uns noch etwas zu
essen holen. Alle Spieler laufen triumphal und grinsend durch die
Halle. Mit dem Pokal in der Hand machten wir uns bereit für unsere
Rückfahrt. Das kalte und verschneite Belzig vor dem Turnier, war nun
eine reine Winterlandschaft, da passte unser Pokal natürlich perfekt
dazu. Zurück geht’s mit dem Bus, 2 Stunden lang, aber das ist uns
egal. Sichtlich erschöpft, aber mit dem Pokal in der Hand fahren wir
zurück in unsere Landeshauptstadt.