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Seminararbeit / Hausarbeit

Mehrspra­chigkeit­: Vorteil oder Barriere im deutsche­n Schulwes­en?

2.845 Wörter / ~13 Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Elisa H. im Nov. 2010
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Seminararbeit
Erziehungswissenschaf­t

Mehrsprachigkeit Facharbeit Bilingualismus

Universität, Schule

Universität Bremen

Note, Lehrer, Jahr

2010 Lernen unter herausfordernden Bedingungen

Autor / Copyright
Elisa H. ©
Metadaten
Preis 4.00
Format: pdf
Größe: 0.25 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 2892







Universität Bremen

Fachbereich 12 – Professionalisierungsbereich

SS 2010

EWL 3b – Lernen unter herausfordernden Bedingungen

Veranstaltungsnummer: 12-05-M3-100

Dozentin:


Mehrsprachigkeit:

Vorteil oder Barriere im deutschen Schulwesen?


Vorgelegt von:


********

******

28213 Bremen

*******


Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung

1.1 Statistischer Aufriss von Migration und Mehrsprachigkeit

2. Vorzüge und Erschwernisse durch Mehrsprachigkeit im deutschen Schulwesen

3. Pädagogische Konsequenzen zur Erreichung des (Schul)-Erfolgs

4. Fazit


Bibliographie


1.    Einleitung


Im Rahmen des Seminars EWL 3b „Lernen unter herausfordernden Bedingungen“ haben wir uns mit verschiedenen Themengebieten der inklusiven Pädagogik auseinandergesetzt und so einen Überblick über die verschiedenen Förderschwerpunkte und die jeweils auftretenden Barrieren und daraus resultierende pädagogische Konsequenzen erhalten.

Im Folgenden soll vertieft auf den Bereich Migration und Mehrsprachigkeit eingegangen werden. Unter der Fragestellung „Mehrsprachigkeit: Vorteil oder Barriere im deutschen Schulwesen?“ gilt es, die durch Mehrsprachigkeit entstehenden Vorzüge und Erschwernisse herauszuarbeiten und einander gegenüberzustellen. Darüber hinaus sollen – schwerpunktmäßig – die pädagogischen Konsequenzen für einen sich optimalerweise einstellenden Schulerfolg trotz möglicher Barrieren dargestellt und in einem abschließenden Fazit reflektiert werden.


1.1

Mehrsprachigkeit ist kein Phänomen, das sich auf einzelne Länder beschränkt, sondern ein weltweites, welches sich durch die kulturgeschichtlichen Prozesse seit Beginn der Menschheitsgeschichte entwickelt hat. So benutzen über 70% der Weltbevölkerung mittlerweile täglich mehr als eine Sprache.

Dies unterstreicht die Bedeutung, die diesem Zustand beigemessen werden muss, der in einer komplexen und – nicht nur wirtschaftlich – vielverzahnten Welt vielmehr die Regel denn die Ausnahme darstellt.


Dass dies vielfach anders wahrgenommen wird, hängt mutmaßlich mit einer gleichbleibenden Fokussierung auf nationalstaatliche Prozesse zusammen, die trotz zunehmender Bündnisse (EU, ASEAN, AU) bestehen geblieben ist. Gerade aber deshalb besteht die Notwendigkeit von ganzheitlichen Lösungskonzepten im Rahmen der schulischen Ausbildung, die dieser viel zu lange vernachlässigten Tatsache zielgerichtet begegnen können.


Dies gilt insbesondere auch für Deutschland als traditionelles Einwanderungsland, das auch in den kommenden Jahrzehnten zur Sicherung seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit auf Einwanderer angewiesen sein wird. Unter Menschen mit Migrationshintergrund versteht man hierzulande solche, die nach 1949 auf das heutige Gebiet der BRD zugewandert sind sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit mindestens einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil.

Diese Gruppe macht in Deutschland etwa 19% der Gesamtbevölkerung, in Bremen sogar 26% aus. Eklatant fallen die schulischen Leistungen von deutschen SchülerInnen und solchen mit einem Migrationshintergrund auseinander – so stark wie in keinem anderen Land, das Mitglied der OECD ist. Dies schlägt sich auf der einen Seite in einzelnen Tests hinsichtlich sämtlicher Kernkompetenzen nieder, auf der anderen Seite aber auch in der Tatsache, dass viele die Schule ohne Abschluss verlassen, was schlechterdings einer Katastrophe für die weitere Entwicklung d.....[Volltext lesen]

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Bei all diesen durchweg positiven Eigenschaften, die Mehrsprachigkeit mit sich bringen kann, stellt sich jedoch die Frage, warum dann vielfach Kinder mit Migrationshintergrund als wesentliches Problem in der deutschen Schullandschaft wahrgenommen werden. Dies hängt ursächlich damit zusammen, dass aus entwicklungspsychologischer Sicht Kinder bis zum vierten bis fünften Lebensjahr optimale Voraussetzungen für das Erlernen zweier oder mehrerer Sprachen haben.[4] Besteht das Elternhaus nunmehr aus je einem kompetenter Sprecher für jede Sprache, ist grundsätzlich davon auszugehen, dass die Kinder beide Sprachen hinreichend gut parallel lernen.

Da jedoch vielfach die Eltern nicht über eine optimale Sprachfertigkeit verfügen und die Sprache ebenfalls nur als Zweitsprache benutzen, sie aber im Regelfall wesentlich später und damit schlechter gelernt haben, führt dies zu Probleme. Es gilt damit festzuhalten, dass gerade die Folgen fehlender Sprachkenntnis- und fähigkeit zu Problemen führen können. Namentlich sind dies vor allem Abwertungs- und Diskriminierungsverhalten von anderen Kindern, die die Zweitsprache des Migrantenkindes als Erstsprache beherrschen.

Daraus resultiert eine fehlende Integration in die jeweilige Gruppe, zu der ein Kind Anschluss sucht. Ist dies zudem die Lerngruppe in der Schule, führt dies vermehrt zu Problemen, den Anschluss an diese Lerngruppe zu finden. Es entsteht dadurch ein vermindertes Selbstwertgefühl, was dazu führen kann, dass die Kinder nur noch in einem Klima der Angst lernen können, da sie stets befürchten müssen, Fehler zu machen, die von anderen Schülern belacht werden.

Dadurch entsteht für die ohnehin schon benachteiligten Kinder weiterer Druck, der zu weiteren Lernhemmnissen führt.


Damit einhergehend kann es dazu kommen, dass sich diese SchülerInnen zunehmend abschotten und sich nicht nur von der Lerngruppe, sondern von allen, die ihre Zweitsprache als Erstsprache sprechen, distanzieren. Dies führt in seiner schlimmsten Folge zu einer zunehmenden Ghettoisierung und der Bildung von Parallelgesellschaften, wie dies insbesondere im urbanen Milieu zu beobachten ist.[5] Für solche Kinder ist im Fall des fehlenden Schulabschlusses die Möglichkeit, in einer zunehmenden Qualifizierungsgesellschaft auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt einen Beruf zu finden, sehr gering.

Eine gelungene Integration ist in diesem schlechtmöglichsten, wenngleich durchaus nicht seltenen Szenario nicht möglich. Vielmehr führt es im Gegensatz zum positiv möglichen interkulturellen Austausch zu einer sozialen Schichtung,[6] die weder bezogen auf das einzelne Kind noch gesamtgesellschaftlich gewollt sein kann. Schließlich werden durch diese Versäumnisse nicht nur viele positive Effekte verhindert, viel schlimmer noch werden auf diese Weise auch gerade negative Tatsachen generiert, die bei zunehmend richtiger Herangehensweise vermeidbar sind und so verhindern könnten, dass sich die Probleme von Mal zu Mal auf die nächste Generation verlagern.


3.

Wie die frühkindliche Pädagogik und nicht zuletzt die Schule hierzu ihren Beitrag leisten kann, soll im Folgenden einer eingehenden Betrachtung unterzogen werden. Im Zentrum einer solchen Auseinandersetzung muss die Erkenntnis stehen, dass – wie soeben ausführlich geschildert – die Vorteile von funktionierender Zweisprachigkeit überragend sind und somit die Bezugsgröße einer pädagogischen Herangehensweise nicht die Einsprachigkeit sein darf,[7] sondern gerade die Zweisprachigkeit sein muss, die notwendige Veränderungen in den Handlungen der Lehrkräfte erfordern.

Es ist schließlich für das Kind regelmäßig unerlässlich, sich beide Sprachen in bestmöglicher Weise einzueignen, um so in Beziehung zu in seinem Leben wichtigen Personen zu treten, da es aufgrund seiner biographischen Bedingungen auf das Lernen und den Gebrauch zweier Sprachen angewiesen ist, um handlungsfähig und entwicklungsfähig zu sein.[8] Wird dieses Ziel nicht erreicht, muss aus pädagogischer und schulischer Sicht geschlussfolgert werden, dass ein Ungleichgewicht zumindest aufrechterhalten geblieben ist, welches gerade nicht entwicklungsförderlich und identitätsbildend ist und somit im Ergebnis dem Auftrag, dem Schule verpflichtet .....

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Darüber hinaus spielt es für den erfolgreichen Spracherwerb eine immense Bedeutung, dass sich der Lehrer in einen Prozess der gemeinsamen Zielfindung einfügt und dort an die jeweiligen Voraussetzungen des Kindes anknüpft, es also im besten Sinne dort abholt, wo es zum momentanen Zeitpunkt steht und im Folgenden mitnimmt auf den gemeinsamen Weg. Dies kann beispielsweise auch durch die Einbeziehung der jeweiligen persönlichen Gewohnheiten der Kinder bzw. deren Sozialisierungsumgebung geschehen.

Es können so die Familienmitglieder eingeladen werden, um gemeinsam über die Zubereitung von Lieblingsspeisen zu sprechen oder beim gemeinsamen Frühstück in der Klasse können die jeweils typischen Frühstücksutensilien mitgebracht werden, um so die unterschiedlichsten sprachlichen Mittel für die Bezeichnung des Frühstücks kennen zu lernen und auch für die Lehrkraft in der aktiven Auseinandersetzung nutzbar zu machen.


In diesem Zusammenhang ist auch eine durchaus notwendige und im Rahmen des Möglichen einzusetzende Interdisziplinarität des Spracherwerbs zu nennen, die es der Lehrkraft ermöglicht, alltagstaugliche Prozesse besser in den pädagogischen oder schulischen Ablauf einzubinden und somit eine authentische und weniger abstrahierte Atmosphäre zu schaffen, die den lebensweltlichen Bedingungen der Kinder entspricht und so für diese besser zugänglich ist.


Hinsichtlich des Spracherwerbs an sich kann festgehalten werden, dass dieser nicht gleichstufig verläuft, sondern für jede Sprache unterschiedliche Phasen hat, die insbesondere hinsichtlich des Lexikons, des Lauterwerbs und der Grammatik differieren. Insofern gilt es für die Lehrkraft, dies zu beachten und insbesondere nicht in Ungeduld zu verfallen, wenn es zu „sprachlichen Verwirrungen“ zwischen den einzelnen Sprachen kommt.

Diese sind zu jedem Zeitpunkt, auch in einem Stadium der Fortgeschrittenheit, durchaus nicht unüblich und dürfen nicht dazu verleiten, den gesamten Entwicklungsprozess in Frage zu stellen. Gleichwohl muss offen und direkt angesprochen werden, wo der jeweilige Fehler entstanden ist, warum dieser entstanden ist und wie er in Zukunft zu vermeiden ist. Damit ist gleichzeitig ebenso angesprochen, dass die Lernatmosphäre eine größere Offenheit bieten sollte als es zuweilen praktiziert wird.

Es muss ein Klima geben, in dem Fehler toleriert werden, da diese beim Erlernen einer Sprache dazugehören. Nichts wäre fataler, als die Offenheit der Äußerungsmöglichkeiten zu unterdrücken, da diese für die richtige Sprachentfaltung unerlässlich sind, weil Sprache sich gerade in ihrem Ausdruck zeigt. Auch neurologische Studien zeigen schließlich, dass kaum etwas das Erlernen einer neuen Sprache derart hemmt wie der Aufbau von Druck, unter dem sich ein Kind nicht natürlich entfalten und es so zu frühzeitig einsetzenden .....

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Die Lehrkraft an sich muss sich zudem auf mehrsprachige Kommunikation einlassen und darf sich ihr nicht verschließen. Auf diese Weise wird den Kindern gezeigt, dass ihre Zweisprachigkeit ernst genommen und wertgeschätzt wird. Dies kann bestenfalls dann authentisch zum Ausdruck kommen, wenn die Lehrkraft über ein gewisses Sprachniveau in der jeweiligen Zweitsprache verfügt.

Da dies bei vielen unterschiedlichen Zweitsprachen jedoch nicht die Regel sein kann, muss zumindest eine gewisse Offenheit im Umgang mit den Sprachen der Kinder gelebt werden. Die Lehrkraft in einer Lerngruppe, in der mehr oder weniger jeder mit sprachlichen Lernprozessen beschäftigt ist, sollte sich demgemäß auf die anderen Sprachen einlassen und die Verständigung auch in Sprachen suchen, in denen sie selbst nicht sicher ist, um den Kindern auf diese Weise das Gefühl zu geben, dass dies normal, wenn nicht sogar zwingend notwendiger Bestandteil des Lernprozesses ist.



4. Fazit


Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Mehrsprachigkeit eine Ressource und kein Bildungshindernis ist. Mehrsprachige Kinder, die bis zum fünften Lebensjahr mit dem Erwerb der Zweitsprache beginnen, können sich in der Regel zu kompetenten Sprechern entwickeln, die auf diese Weise für sich selbst handlungs- und entwicklungsfähig bleiben und in ihrer von zwei Sprachen dominierten lebensweltlichen Umgebung von ihrer Zweisprachigkeit profitieren.

Wie dargestellt kann sodann der für jedes einzelne Kind und seinen weiteren Lebensweg erwirkte Profit sogar gesamtgesellschaftliche Auswirkungen haben, die einer zunehmenden Integration von Migranten und ihren Familien Vorschub leistet und gerade verhindert, dass Probleme gar nicht erst entstehen und so in nachfolgende Generationen verlagert werden können.

Elementare Voraussetzung für einen erfolgreichen Spracherwerb ist jedoch ein regelmäßiges und qualitativ hochwertiges Sprachangebot.[12] Da Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund selbst die jeweilige Sprache nur als Zweitsprache benutzen und oftmals nicht über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen, ist es wichtig, dass die betroffenen Kinder frühzeitig von pädagogischen und sprachwissenschaftlichen Fachkräften in den entsprechenden Einrichtungen (Kindergärten, Vorschulen, Schulen, etc.) betreut und gezielt sowie fachlich fundiert gefördert werden.

Doch genau dort entstehen oftmals Probleme, denn die als „pädagogische Fachkräfte“ bezeichneten Erzieher und Lehrkräfte verfügen häufig nicht über die notwendigen Kenntnisse, um mehrsprachige Kinder in ihrer Sprachentwicklung zu fördern. Besonders linguistisches Wissen in den Bereichen Sprache, Spracherwerb, Sprachdiagnostik und Sprachförderung wird benötigt und müsste verstärkt in die Aus- und Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte .....

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Bibliographie


Gogolin, I., u.a.: Kultur- und Sprachenvielfalt in Europa, Waxmann, Münster/New York 1991


Kracht, A.: Migration und kindliche Zweisprachigkeit, Waxmann, Münster/ New York/ München/ Berlin 2000


Gombos, G.: Mehrsprachigkeit zwischen Bildungschance und Bildungsrisiko, in: Erziehung und Unterricht, S. 10 -20, Wien 2008


Weitere Quellen


(Stand: 12.08.2010)



[1] Vgl. hierzu eingehend unter 3.

[2] Gombos, S. 13.

[3] de Bleser 2006 zit. nach Gombos 2008, S. 14.

[4] Gombos, S. 13

[5] XXX

[6]

[7]Vgl. auch Kracht, S. 31.

[8]Kracht, S. 27.

[9]

[10]Kracht, S. 388.

[11]

.....


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