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Megacities und Global Cities: Strukturen und Probleme urbaner Ballungsräume in der Dritten Welt
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Seminararbeit
Geowissenschaften

Universität, Schule

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Note, Lehrer, Jahr

2010

Autor / Copyright
Annabel Mayröcker ©
Metadaten
Preis 8.80
Format: pdf
Größe: 1.01 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 2336







Megacities und Globalcities

Strukturen und Probleme urbaner Ballungsräume in der Dritten Welt


Inhalt

1.      Einleitung. 3

2.      Begriffsklärung. 3

2.1.     Metropole. 3

2.2.     „Megacity“ 6

2.3.     Globalisierung. 7

2.4.     „Global City“ 8

3.      Historische Dimensionen von Megacities 9

4.      Eigenschaften von Megacities: 11

4.1.     Demographische Primacy. 12

4.2.     „Funktionale Primacy“ 14

4.3.     Der informelle Sektor und Megacities 16

5.      Probleme von Megastädten in Entwicklungsländern. 18

5.1.     Vermögensgefälle und gesellschaftliche Polarisierung. 19

5.2.     Marginalsiedlungen – Die Wohnungssituation. 19

5.3.     Arbeitslosigkeit und informeller Sektor 22

5.4.     Kriminalität und Sicherheit 22

5.5.     Überlastung der Verkehrsinfrastruktur 23

5.6.     Umwelt- und Gesundheitsprobleme. 24

6.      Lösungsansätze. 29

6.1.     Abbau der demographischen und funktionalen Primacy. 29

6.2.     Abbau sozialer Disparitäten. 30

7.      Globalisierung, Megastädte, „global cities“ 33

8.      „Weltstadt“ und „global city“: zur Forschungsgeschichte. 35

8.1.     Weltstadt-Konzept 35

8.2.     Global-City-Konzept 36

8.3.     Empirische Erfassung „Global Network Connectivity“ nach der GaWC. 37

9.      Fallbeispiele Megacities 40

9.1.     Megastädte in Indien: Mumbai – Kalkutta – Delhi – Madras 40

9.2.     Der informelle Sektor in einer Megastadt am Beispiel Dhaka, Bangladesh. 44

10.       Fazit 47

11.       Literaturverzeichnis 49


1.   Einleitung

Die Megastadt an sich ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Phänomen der Entwicklungsländer geworden. Dort können Effekte der Globalisierung wie Fragmentierung und Marginalisierung in aller Deutlichkeit ausgemacht werden. Ein weiterer Begriff der im Zuge der Globalisierung immer wieder fällt ist der der „global city“. In der folgenden Hausarbeit sollen die Begriffe der „megacity“ sowie der „global city“ erklärt und an Beispielen aus Südasien veranschaulicht werden.

Dabei soll auch die Frage diskutiert werden, ob im Rahmen der Globalisierung  eine Megastadt des Südens zur „global cities“ aufsteigen konnte. Weiterhin soll der Informelle Sektor als typische Eigenschaft von Megastädten in Entwicklungsländern am Beispiel Dhakas (Bangladesh) vorgestellt und auf seine Verflechtungen mit dem formellen Sektor sowie seine Entwicklungspotentiale überprüft werden.  


2.   Begriffsklärung

Einige, der für das Thema „Megacities und Globalisierung“ bedeutenden Begriffe wie beispielsweise „Megacity“, „Globalisierung“ oder „Global City“ werden in der gegenwärtigen Forschung unterschiedlich definiert. Aus diesem Grunde wird dieser Arbeit ein einführendes Kapitel, in dem die wichtigsten dieser Begriffe in ihren unterschiedlichen Auslegungen kurz vorgestellt werden, vorangestellt.

Anschließend sollen dann, die für diese Hausarbeit gültigen Definitionen festgelegt werden.

2.1.     Metropole

Da „Megacities“ im weiteren Sinne zuerst einmal besonders große Metropolen sind, soll hier kurz auf den Begriff der Metropole eingegangen werden. Aufbauend darauf wird im nächten Punkte dann der Begriff der „Megacity“ behandelt.

Der Begriff „Metropole“ hat in der Forschungsliteratur ein sehr unterschiedliches Verständnis gefunden. Bronger (2004) spricht von einer „babylonischen Sprachverwirrung“. Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Aspekte des Begriffs kurz dargestellt werden:

·         Nomenklatorischer Gebrauch: Es kursieren etliche englische und deutsche Begriffe die den Begriff umschreiben, darunter „Metropolis“, „metropolitan city“, „metropolitan center“ oder einfach nur „Millionenstadt“. Die Problematik hierbei ist hauptsächlich, dass diese häufig undefiniert verwendet werden (Bronger 2004).

Wie so häufig in der Forschung erschwert dies die Fachdiskussion, da immer wieder Missverständnisse aufgrund unterschiedlicher Definitionen entstehen.

·         Statistische Abgrenzung: Die Anzahl an Einwohnern ist wohl die wichtigste Größe zur Bestimmung einer Metropole. Doch auch hier gehen die Meinungen weit auseinander. Von 87.000 für eine „metropolitan area“(Blotevogel/Hommel 1980, nach Bronger 2004) bis „12.500.000 an over“ für „metropolitan region“ (PD-UN 1966, nach Bronger 2004)

·         Struktur: Unter diesem Aspekt ist vor allem die Flächengröße der Stadt und daraus abgeleitet die Besiedelungsdichte, also die Anzahl der Bewohner pro Quadratkilometer entscheidend. Auch hier variieren die Werte je nach Land und Autor sehr stark.

Vor allem die Entscheidung ob nur die „Kernstadt“ oder auch das erweiterte Umland miteinbezogen wird kann erhebliche unterschiede bezüglich der Einwohnerzahlen bedeuten.

·         Funktion des Begriffs „Metropole“: Am weitesten verbreitet ist die Verbindung von „bedeutende Stadt“ mit einer Funktion X. Beispielsweise Wirtschafts- oder Kunstmetropole. Eine Reihe von Autoren setzt den Begriff „Metropole“ auch mit Hauptstadt gleich (u.a Nuhn 1981, vgl. Bronger 2004).

Weiterhin wird der Begriff auch als Synonym für „Weltstadt“ oder einfach nur als führende Stadt eines Landes verwendet.

·         Dependenztheoretische Perspektive: Aus dieser Perspektive wird „Metropole“ mit „Machtzentrale“ eines Landes gleichgesetzt. Dies zeigt nach Bronger (2004) das innerstaatliche Verhältnis von Hauptstadt und Provinz und im überregionalen Zusammenhang das Verhältnis zwischen Ländern und Ländergruppen auf.

Von den Metropolen bzw. „metropolitanen Ländern“  geht die Ausbeutung der Provinzen bzw. der Länder der „dritten Welt“ aus (Nohlen 1984, S.397f). Nohlen sieht somit die Metropolen als „Ursachen für Entwicklungsdifferenzen“.

Diese knappe Ausführung zeigt wie vielschichtig der Begriff der „Metropole“ ist, und verdeutlicht zugleich, dass eine umfassende, allen Bereichen gerecht werdende Definition kaum möglich ist. Dies  liegt auch daran, dass für ein umfassende Definition vor allem aus den sogenannten „Entwicklungsländern“ schlichtweg Daten fehlen. Dies wird vor allem dadurch deutlich, dass für die meisten Städte in diesen Ländern nicht einmal die Einwohnerzahl präzise ermittelt werden kann und zumeist auf Schätzungen beruht.

Folglich muss sich die Definition auf bestimmte Abgrenzungskriterien beschränken.


Bronger (2004, S.14), dessen Definition für diese Hausarbeit gelten soll, definiert Metropolen nach zwei Gesichtspunkten, demographisch-str.....[Volltext lesen]

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3.   Historische Dimensionen von Megacities

Das Phänomen der Megacities ist nicht nur eines der Neuzeit. Bereits im Altertum existierten für damalige wie heutige Verhältnisse riesige Städte, wie beispielsweise Rom, welches während der späten Republik zwischen 250,000 und 1,487,560 Einwohner zählte. Die Zahlen variieren aufgrund der unterschiedlichen Quellenangaben sehr stark, die meisten der Autoren geben eine Zahl von rund einer Millionen Einwohnern an (Hall 1997, S.1), realistischer erscheint jedoch die Zahl von 650.000 die Zehner (2001, S.185) angibt.

Für damalige Verhältnisse eine schier unvorstellbare Anzahl an Menschen an einem Ort. Dass das antike Rom nach heutigen Maßstäben (mind. 5, 8 oder 10 Mio. Einwohner) keine Megacity gewesen wäre, verdeutlicht noch einmal, dass der Begriff Megacity mit der Bevölkerungsentwicklung immer wieder kritisch geprüft und gegebenenfalls neu definiert werden muss. Demographisch gesehen hatte Rom jedoch bereits Megastadtcharakter.

Die Metropolisierungsquote[1] des antiken Roms liegt bei einer geschätzten Bevölkerungszahl für Italien von 6 Millionen Einwohnern bei > 10%, war also deutlich höher als heute (Bronger 2004, S.39).  Die Voraussetzung für die Entstehung von Megastädten waren Hochkulturen die durch ihre fortgeschrittene Verwaltung, sowie technische Errungenschaften wie die Aquädukte im Fall Roms, das Zusammenleben so vieler Menschen erst ermöglichten.

Eine dieser Hochkulturen war die „Harappa-Kultur“ die von ca. 2400 v. Chr. bis 1700 v. Chr im heutigen Indien ihre Blütezeit erlebte. Die im Indusgebiet gelegene Harappa-Kultur brachte Städte mit der Größe von mehr als 60 ha hervor. Diese waren mit ihren ausgebauten und befestigten Hauptstraßen, Kanalisation, Kornspeichern, Bädern, Zitadellen und Tempeln städtebautechnisch am weitesten entwickelt (Bronger 2004, S.36).

Die Städte waren Schachbrettförmig angelegt, dies lässt unter Betrachtung der hygienischen Errungenschaften wie Kanalisation und Bädern auf eine sehr fortgeschrittene Stadtplanung sowie eine zentralisierte Verwaltung schließen. Das Phänomen von Metropolen und Megacities, ist folglich auch in Südasien kein reines Phänomen der Neuzeit, wobei, wie bereits erwähnt, die Kategorien den damaligen Gesamtbevölkerungszahlen angepasst werden müssen.  

Im Übergang zum Mittelalter verschwanden die Megastädte und Metropolen in Europa nach und nach von der Landkarte. Vor allem das Fehlen von andauernder überregionaler Staatenbildung, sowie der Verlust von Verwaltungsapparaten durch den Niedergang des römischen Weltreiches sorgte dafür, dass selbst die bedeutendsten Städte des Mittelalters wie Mailand oder Paris, aber auch Rom die Größe der antiken Megastädte nicht annähernd erreichten (Bronger 2004, S.39).

Das Wiederaufkommend der Megastädte wurde hauptsächlich durch die Industrialisierung hervorgerufen. Das große Angebot an Arbeitsplätzen in den entstehenden Fabriken zog immer mehr Landbewohner in die Städte.  In engem Zusammenhang damit stand im Falle der ersten Megastadt der Neuzeit, Londons, auch der Gewinnbringende Handel mit den Kolonien der es zu einer wohlhabenden Stadt machte.

London war das wirtschaftliche Zentrum des Welthandels zu dieser Zeit. 1801 hatte London ca. 1,097 Mio. Einwohner, im Laufe des 19.Jhd. stieg die Bevölkerungszahl schon bis auf 6,5 Mio. Einwohner.  Damit war London zu Beginn des 20.Jhd. die größte Stadt der Erde, Megastadt und darüber hinaus die erster „global city“ der Welt. Die Entstehung der „megacities“ in den Entwicklungsländern beginnt  erst nach 1940, ging aber ungleich schneller von statten.

Noch 1900 existierten weltweit lediglich 2 Megastädte (> 5 Mio. Einwohner), London und Tokio. 1950 lag von 6 Megastädten nur eine, Shanghai, in einem Schwellen- oder Entwicklungsland. Im Jahr 2000 hingegen waren es schon 34 Megastädte in den Ländern des Südens und nur 11 in den Industrieländern (siehe Tabelle 1) (Bronger 2004, S. 171ff).

Tab. 1: Anzahl der Megacities in IL/EL (Bronger 2004, S.79)


4.   Eigenschaften von Megacities:

In Kapitel 2 ist bereits eine Definition sowie eine kurze Diskussion des Begriffes der Megacity erfolgt. Doch wie (Kraas/Nitschke 2006) treffend bemerken ist eine solche, rein statistische, quantitative Abgrenzung jedoch unbefriedigend, da aktuelle Bevölkerungszahlen auf uneinheitlichen Erhebungen beruhen und unterschiedliche Raumabgrenzungen administrativer Gebietseinteilungen zugrunde liegen.

Sehr bedeutend sind qualitative Charakteristika der Megastädte, die – bei erheblichen individuellen Unterschieden zwischen Megastädten in Industrie-, Transformations- und Entwicklungsländern – allgemein eine Reihe von Gemeinsamkeiten aufweisen: intensive Expansions-, Suburbanisierungs- und Verdichtungsprozesse, funktionale Primatstadtdominanz, infrastrukturelle, soziale, wirtschaftliche und ökologische Überlastungserscheinungen, Diversifizierung innerurbaner Zentrenstrukturen, Entstehung polarisierter und fragmentierter Gesellschaften sowie zunehmender Verlust von Steuer- und Regierbarkeit bei wachsender Informalität (Kraas/Nitschke 2006, S.19).

Bronger (2004, S.41-100.) konzentriert sich in seinen Arbeiten vor allem auf die Primatstadtfunktion und die Übergewichte im Bereich zweier Faktoren die Megastädte auszeichnen, die demographische und die funktionale „Primacy“.



4.1.     Demographische Primacy

Vereint sich ein großer Anteil der Bevölkerung eines Landes auf eine oder wenige Metropolen, bezeichnet man diese Eigenschaft als „demographische Primacy“ oder demographische Dominanz. Gemessen wird sie an der bereits erwähnten Metropolisierungsquote. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Megastädte des Nordens nicht von denen des Südens. Beispielsweise besitzen London, Paris, Seoul oder Tokio ebenso eine Primatstellung bezüglich der Einwohnerzahl wie Megastädte des Südens .....

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Dieses Merkmal ist im Gegensatz zur demographischen Dominanz in den Megastädten des Südens weitaus ausgeprägter und daher der entscheidende Unterschied zwischen Megastädten des Nordens und des Südens (Bronger 2004, S. 90). Die Merkmale der „funktionalen Primacy“ sind auch erheblich am weiteren Wachstum von Megastädten beteiligt. Sie stellen sogenannte „pull“-Faktoren da.

Also Faktoren, die neue Stadtbewohner anziehen. Dies sind im besonderen Maße die wirtschaftlichen Aspekte, also das Arbeitsplatzangebot und auch die Hoffnung auf einen höheren Lebensstandard. Die „demographische –„ und die „funktionelle Primacy“ bedingen sich also gegenseitig und können nicht als losgelöst voneinander betrachtet werden (Bronger 2004, S.35).  

Nicht nur die Menschen ziehen vom Land oder aus kleineren Städten in die Megacities. Auch wirtschaftliche Investitionen fließen hauptsächlich in die Primatstadt, so zum Beispiel in Indien: Seit 1990 wurden die Metropolen Mumbai (ehemals Bombay), Delhi und Bangalore zu Boomtowns der Computer-Branche, in denen sich zahlreiche internationale High-Tech-Firmen niederließen.

Ländliche Regionen und auch Millionenstädte wie Madras oder Calcutta konnten von dem Wachstum der IT-Zentren nicht profitieren (vgl. Strobel 1997). Diese Entwicklung ist aber nicht nur in Indien zu beobachten, „in der Mehrzahl der Entwicklungsländer fand lediglich eine punktuelle Entwicklung statt, die sich vornehmlich in den metropolitanen Regionen konzentrierte“ (Bronger 2004, S. 105).

Dadurch wird die funktionale Primatstellung der Megacities zementiert. Folgerichtig stellt Bronger fest, dass es einen unmittelbaren kausalen Zusammenhang zwischen der funktionalen Primacy der Metropole, dem Entwicklungsstand und dem Ausmaß des regionalen Entwicklungsgefälles innerhalb des Landes gibt (vgl. ebd., vgl. auch Bronger 1997, S. 50f). In den Entwicklungsländern haben Megacities eine ausgeprägte Hegemonialstellung.

Diese wirkt sich meist nachteilig auf die Entwicklung umliegender Regionen bzw. des gesamten Landes aus.

Die Merkmale der demographischen und funktionalen Dominanz sind allerdings immer national zu sehen. Dies wird vor allem bezüglich der Abgrenzung von den Weltstädten oder „global cities“ deutlich.

In der wissenschaftlichen Literatur wird häufig auch der Begriff Primatstadt verwendet. Darunter versteht man eine „Groß- oder Hauptstadt, die durch die Konzentration eines überdurchschnittlich großen Anteils von Bevölkerung und Wirtschaftskraft eines Landes sowie durch ein überproportionales Wachstum gekennzeichnet ist“ (Brunotte et al. 2002, S. 76).

Die alleinige Kategorisierung der Megastädte auf der Basis der demographischen und funktionalen Merkmale beschreibt die Lebensbedingungen vor allem in den Megastädten des Südens nur unzureichend. Aufgrund des unkontrollierten Wachstums und des enormen innerstädtischen Verdichtungsprozesses sehen sich Megastädte mit diversen sozialen und ökologischen Problemen konfrontiert (Zehner 2001a, S. 184).

Die Industrienationen weisen im Allgemeinen eine geringere Primatstellung der Metropolregionen auf: es gibt keinen großen Versorgungsunterschied zwischen urbanem und ländlichem Raum. In den Entwicklungsländern hingegen ist die herausragende Bedeutung der Megastädte in allen Lebensbereichen überaus deutlich. Bronger sieht in der funktionalen Primatstellung einen zuverlässigen Indikator für den Entwic.....

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In diesem Zusammenhang weißen Kraas/Nitschke auf die Problematik früherer Auffassungen des informellen Sektors als Auffangsegment hin. Im Hinblick auf seine Adaptationsfähigkeit und Flexibilität wird er von den beiden deutlich in Frage gestellt. Aktuelle Diskussionen richten sich auf die Frage, ob und inwieweit der informelle Sektor in Megastädten angesichts des Niedergangs lokaler Versorgungskreisläufe durch die Internationalisierung der Märkte auf Dauer in der Lage sein wird, seine überlebenssichernde Funktion wahrzunehmen.

Bei Verständnis und Konzeption von „Informalität“ werden auch Aspekte wie informelle Bautätigkeit, personengebundene Arrangements in persönlichen Netzwerken sowie ungeregelte, semilegale und illegale Aktivitäten einbezogen, wie Drogengeschäfte, Schmuggel, organisierte Landbesetzung (z.B. Slums in Stadtparks) oder mafiöse Strukturen. Die Übergänge von Legitimität, Legalität und Illegalität sind dabei häufig fließend, zumal teilweise konkurrierende Rechtssysteme als Verankerungen informeller Organisation – etwa vorkolonial- bzw. kolonialzeitlich implementierte, ethnisch begründete, staatlich bzw. religiös verankerte Rechtsauffassungen – nebeneinander existieren (Kraas/Nitschke 2006, S. 22).

So kann beispielsweise in klientelistischen Systemen das Erweisen von Wohltaten legal sein, während dies in anderen Gesellschaften als Korruption oder bestechung eingeordnet würde. Weiterhin hat sich der Gegensatz zwischen „formell“ und „informell“, der das Kriterium der Beteiligung des Staates als Unterscheidungsmerkmal heranzieht, als nicht ausreichend erwiesen, weil er die Realitäten des vielfältigen Ineinandergreifens der verschiedenen Akteure verstellt.

Neben den formellen politisch-administrativen Systemen und der Privatwirtschaft etablieren sich zunehmend selbstorganisierte Netzwerke und Institutionen, deren komplexe Steuerungsmechanismen, Aushandlungsprozesse und Diskurse die Entwicklungsdynamik der Megastädte beeinflussen. „Mit Blick auf die Steuerungskapazitäten zeigt sich, dass die herkömmlichen Konzepte, Strategien, Instrumente und Prioritäten der Stadtentwicklung weder den Bedingungen einer Verstädterung in Armut entsprechen noch geeignet sind, Informalität als weithin vorherrschendes Grundprinzip des städtischen Lebens, Wirtschaftens und Siedelns zu akzeptieren“ (Kraas/Nitschke 2006, S.22).

Global cities


5.    Probleme von Megastädten in Entwicklungsländern

Der immense Bevölkerungszuwachs wie ihn die Megastädte in den letzten Jahrzehnten erlebt haben führt zwangsläufig zu Problemsituationen im sozialen und auch ökologischen Bereich. Im sozialen Bereich sind Wohnungsbau, Arbeitsplatzbeschaffung, infrastruktureller Aufbau, Bildungs- und Gesundheitswesen sowie die Energieversorgung die drängendsten Problemfelder.

In diesen Bereichen konnte der Ausbau mit der Zunahme der Bevölkerung nicht Schritt halten. Doch auch die vielfältigen ökologischen Beeinträchtigungen müssen erwähnt werden. Dadurch, dass das Wachstum der Megastädte der Entwicklungsländer ist das Automobilzeitalter fiel entwickelte sich die Luftverschmutzung ab den 1980 Jahren zu einen schwerwiegenden Problem .....

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Aber in den Metropolen der Entwicklungsländer treten die Unterschiede am deutlichsten zu Tage.

Am stärksten ausgeprägt wiederum sind die Einkommensunterschiede in Afrika und Lateinamerika, bezeichnenderweise die jeweils am wenigsten und am meisten urbanisierten Kontinente der Erde (vgl. United Nations 2006, S. 11).


5.2.     Marginalsiedlungen – Die Wohnungssituation

Die Wohnraumproblematik ist aufgrund der enormen Zuwanderung und die daraus resultierend innerstädtische Bevölkerungsdichte ein andauerndes und kaum zu lösendes Problem. Da die große Nachfrage auf formellem Weg nicht gestillt werden kann entstehen in den Megastädten der Entwicklungs- und Schwellenländer sogenannte Marginalsiedlungen. Doch auch bereits bestehende innerstädtische Viertel können aufgrund von Überbelegung von Wohnungen und der entsprechenden Abnutzung sozial abgewertet werden (Zehner 2001a, S.187).

Einen besondere Typ der Marginalsiedlung stellt der „Slum“ dar. „Slums“ sind Wohngebiete in Städten „ die eine Reihe von Merkmalen der Bewohner und Behausungen aufweisen, die unter  den Standards des entsprechenden Landes liegen. Der Slum ist also ein relativer Begriff“ (Stewig 1983, nach Zehner 2001a, S.188). Bis zu 60–80 Prozent der Stadtbevölkerung lebt in einigen Megacities in marginalisierten Wohngebieten (vgl. Abb 3) (Kraas/Nitschke 2006, S.23).

Abb.3: Stadt/Slum-Bevölkerung
(aus Kraas/Nitschke 2006, S.24, Original UN-Habitat)

Besonders auffallend sind die immensen Unterschiede bezüglich der Wohnungssituation innerhalb der Megastädte. Während ein großer Teil der städtischen Bevölkerung in Slums bzw. Marginalsiedlungen leben muss, schottet sich die zahlenmäßig kleine Oberschicht in isolierten Villenvierteln und „Gated Communities“ vom Rest der innerstädtischen Bevölkerung ab (Kraas/Nitschke 2006, S.23).

Bronger (2004) zeigt auf, dass diese Polarisierung und Fragmentierung der Gesellschaft in den Megastädten der Entwicklungsländer immense Ausmaße angenommen hat, die mit den Lebensverhältnissen der Megastädte der Industrieländer in keinem Verhältnis stehen (Bronger 2004, S. 156 ff.).


Während sich die reichen Bevölkerungsschichten in den Metropolen der Entwicklungsländer meist in sogenannten „gated communities“ abschotten, leben die Armen in wuchernden Elendsquartieren der Megacities. Favelas, Shanty Towns, Marginalsiedlungen – es existieren viele Begriffe für die Siedlungen der unteren Bevölkerungsschichten. Die UNO definiert einen Slum anhand folgender Merkmale (vgl. Uni.....

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Dort allerdings gibt es für die Ärmsten der Armen keine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Die Folge ist, dass die vertriebenen Slumbewohner zurück in die ökonomisch aktiven Stadtzentren ziehen. Die bereits bestehenden innerstädtischen Marginalsiedlungen werden durch diesen Prozess noch zusätzlich verdichtet.

In vielen Städten sind Slums nicht mehr nur „marginalisierte Nachbarschaften“, die nur einem kleinen Teil der Stadtbewohner als zu Hause dienen. Slums stellen mittlerweile die vorherrschende urbane Siedlungsform dar (vgl. United Nations 2006, S. 12).

5.3.     Arbeitslosigkeit und informeller Sektor

Die meisten Menschen, die vom Land in die großen Städte ziehen, tun dies aus ökonomischen Gründen. Sie hoffen, dort eine bessere Arbeit zu finden, die ihnen ein höheres Maß an Wohlstand erlaubt. Doch insbesondere in den Entwicklungsländern fehlt das Angebot an regulären Jobs für die rapide wachsende Stadtbevölkerung. Darüber hinaus haben die Bewohner der Armenviertel erheblich geringere Chancen, eine reguläre Arbeitstelle zu bekommen (vgl. United Nations 2006, S. IX).

Die Folge ist Massenarbeitslosigkeit. Aus dieser Not heraus entstehen Arbeitsplätze im sogenannten informellen Sektor: ein alternativer Beschäftigungsmarkt der marginalisierten Bevölkerungsteile. Im Gegensatz zur Schwarzarbeit in den Industrienationen, die dort einen Neben- bzw. Hinzuverdienst darstellt, gilt der informelle Sektor als Überlebensökonomie, allerdings ohne soziale Absicherung (vgl. Bronger 2004, S. 14).

In Lateinamerika und der Karibik beispielsweise entstehen 7 von 10 neuen Jobs in urbanen Lebensräumen in diesem informellen Sektor (vgl. United Nations 2006, S. 9).


5.4.     Kriminalität und Sicherheit

Weltweit sind die Bewohner von Städten einer höheren Kriminalität ausgesetzt als die Bevölkerung in ländlichen Regionen. Etwa 60 Prozent der Stadtbevölkerung Europas und Nordamerikas und 70 Prozent in Lateinamerika und Afrika sind in den letzten fünf Jahren Opfer eines Verbrechens geworden (vgl. United Nations 2006, S. 142). Insbesondere die Elendsviertel in den Metropolen der armen Länder gelten vielen als Hort des Verbrechens, als rechtsfreie Räume in denen man seines Lebens nicht sicher sein kann.

In vielen (aber nicht allen) Fällen jedoch sind solche Einschätzungen stark übertrieben (vgl. United Nations 2003, S. 76). Armut wird oft als unmittelbare Ursache für Gewalt und Verbrechen angesehen. Allerdings sind es vielmehr die ungleiche Verteilung knapper Ressourcen und schwache Kontrollen, die die Kriminalität begünstigen (vgl. United Nations 2006, S. 143). Die Arbeits- und Perspektivlosigkeit, besonders unter den Jugendlichen in den Slums, die Traumatisierung durch Bürgerkriege, der Reichtum der Oberschicht hinter den Zäunen der „gated communities“ greifbar – diese Realität führt in vielen Metropolen der Schwellen- und Entwicklungsländer zu erhöhter Kriminalität und Gewaltbereitsc.....

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Quellen & Links

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