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Seminararbeit / Hausarbeit

Mediatio­n und Neurolin­guistisc­hes Programm­ieren

4.759 / ~32 sternsternsternsternstern_0.75 Leonie O. . 2011
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Seminararbeit
Rechtswissenschaft

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2010

Leonie O. ©
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sternsternsternsternstern_0.75
ID# 4265







Mediation und Neurolingusitisches Programmieren


Vorwort


Die Frage warum ich mich im Rahmen der vorliegenden Seminararbeit mit der Verbindung zwischen Mediation und NLP (= Neurolinguistisches Programmieren) auseinandersetzen moechte, ist vielschichtig.

NLP wurde mir durch meinen Partner naeher gebracht, der in diesem Bereich diverse Kurse besucht hat und ein ueberzeugter Fan dieses Modells menschlicher Kommunikation ist. Mein bescheidenes Wissen ueber dieses Thema laesst auch mich grundsaetzlich eine positive Haltung gegenuber der Anwendung von NLP in bestimmten Bereichen einnehmen. Ebenso positiv eingestellt bin ich gegenueber der Mediation als Konfliktloesungsmodell.

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis erlebe ich jedoch sehr unterschiedliche Reaktionen auf diese beiden Themenbereiche. Mediation wird durchwegs positiv bewertet, jedoch vom Inhalt her von manchen in die Naehe der Psychotherapie gerueckt. Das Feedback auf das Thema NLP ist sehr verschieden: vielen ist es (noch) kein Begriff, andere hingegen koennen NLP nur wenig Positives abgewinnen und ruecken den oftmals propagierten “manipulativen Charakter” dieser Kommunikationstechnik in den Vordergrund.

Es interessierte mich herauszufinden inwiefern es zwischen Mediation und NLP Beruehrungspunkte gibt und welche Techniken des NLP sich in der Mediation positiv einsetzen lassen.


Inhaltsverzeichnis

1Einleitung 5

2Konflikt 6

2.1Definition 6

2.2Konfliktverstaendnis 6

2.3Konfliktaustragung 6

2.3.1Destruktive Konfliktaustragung 7

2.3.2Konstruktive Konfliktaustragung 7

2.4Konfliktformen 8

2.4.1Heisse Konflikte 8

2.4.2Kalte Konflikte 9

3Mediation 10

3.1Definition 10

3.2Die Kompetenzen des Mediators 10

3.3Grundannahmen des Mediationskonzeptes 11

3.4Anwendungsbereiche 12

3.5Phasenmodell der Mediation 12

4NLP– Neurolinguistisches Programmieren 16

4.1Entwicklung des NLP 16

4.2Sprachmodelle des NLP 16

4.2.1Meta-Modell 17

4.2.2Milton-Model 17

4.3Gemeinsamkeiten mit Mediation 18

4.4Unterschied zur Mediation 19

5NLP-Techniken in der Mediation 20

5.1Vorwort Error! Bookmark not defined.

5.2Vorstellung geeigneter Techniken 20

5.2.1Pacing (Spiegeln) 21

5.2.2Leading (Fuehren) 22

5.2.3As-If-Frame (Als-Ob-Methode) 22

5.2.4Reframing (Umformulieren) 23

5.2.5Anchoring (Ankern) 24

5.2.6Meta-Modell der Sprache 24

5.2.7NLP-Kommunikations-Modell 25

5.2.8Assoziation/Dissoziation 26

5.2.9Future Pace (Brueckenschlagen in die Zukunt) 27

6Abschliessende Betrachtungen 29

7Literatur 30


1    Einleitung


Zu Beginn soll ein kurzer Ueberblick zum Thema Konflikt gegeben werden, da dieser, als die “Wurzel allen Uebels”, einer moeglichen Mediation mit der Verwendung von NLP-Techniken vorgeht.

In Fortsetzung daran soll die Mediation sowie ihre Anwendungsmoeglichkeiten vorgestellt werden. Mediation als Beratungsmodell im Konfliktbereich ist ein sehr junges Verfahren und der breiten Oeffentlichkeit erst seit wenigen Jahren ein Begriff. Mittlerweile wird dem Thema Mediation jedoch regelmaessig in diversen Medien Beachtung geschenkt:

Skischulen-Konkurrenzkampf nach Mediation beigelegt - Kleine Zeitung, 16.02.2010

Mediation am Bau: Streitigkeiten aussergerichtlich regeln - Die Presse, 28.02.2010

Schueler werden zu Mediatoren ausgebildet - Kleine Zeitung, 30.03.2010

Auch Vortraege, Seminare und Weiterbildungen finden grossen Anklang und man kann sagen, dass Mediation als alternatives Modell zur Konfliktbeilegung in der Bevoelkerung zunehmend Akzeptanz erfaehrt und Konfliktsituationen aus den verschiedensten Bereichen einer relativ schnellen und kostenguenstigen Loesung zugefuehrt werden koennen.

Anschliessend sollen NLP an sich und NLP-Arbeitsweisen, die in der Mediation einsetzbar sind, praesentiert werden. Die Frage “Welchen Beitrag kann NLP zur Mediation leisten?” soll eroertert werden.

2    Konflikt


2.1       Definition


"Sozialer Konflikt ist eine Interaktion  zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen, Organisationen usw.), wobei wenigstens ein Aktor eine Differenz bzw. Unvereinbarkeiten im Wahrnehmen und im Denken bzw. Vorstellen und im Fühlen und im Wollen mit dem anderen Aktor (den anderen Aktoren) in der Art erlebt, dass beim Verwirklichen dessen, was der Aktor denkt, fuehlt oder will eine Beeintraechtigung durch einen anderen Aktor (die anderen Aktoren erfolge".[1]

2.2       Konfliktverstaendnis

Konflikte sind im gesellschaftlichen Miteinander unumgaenglich und werden meist als etwas Stoerendes, Unangenehmens, Destruktives und Schmerzvolles – kurz gesagt negativ erlebt. Oftmals wird aus diesen Gruenden versucht dem Konflikt auszuweichen oder es wird ein Angriff gestartet um die eigene Position durchzusetzen.

Nur selten wird der Konflikt auch als eine Moeglichkeit zur konstruktiven Veraenderung bzw. zur Verbesserung der Situation gesehen.[2]

2.3       Konfliktaustragung


Es gibt ein destruktives und ein konstruktives Modell zur Konfliktaustragung. Das destruktive Modell folgt einem win-loose bzw. loose-loose-Prinzip: entweder eine Partei geht als Sieger aus dem Konflikt heraus oder die Beteiligten finden einen Kompromiss. Die konstruktive Konfliktaustragung folgt jedoch einer win-win Strategie, die die Interessen und Beduerfnisse aller Beteiligten beruecksichtigt.

2.3.1      Destruktive Konfliktaustragung


Im Rahmen der destruktiven Konfliktaustragung wird die Wurzel des Konflikts in der anderen Person gesehen. Die andere Person wird als Gegner betrachtet, der als Verlierer aus der Konfliktsituation gehen soll. Diese Niederlage des anderen wird wichtiger als die Loesung des Problems. Der sachliche Konfliktgegenstand steht nicht mehr im Mittelpunkt der Diskussion.[3]

2.3.2      Konstruktive Konfliktaustragung


Einen Konflikt konstruktiv auszutragen, heisst, eine Loesung fuer das Problem zu finden mit der beide Seiten einverstanden sind, ohne das Gegenueber persoenlich anzugreifen. Die Erarbeitung einer Loesung erfolgt Seite an Seite und indem beide Parteien Verantwortung fuer das Problem uebernehmen und gemeinsam nach einer win-win Loesung suchen.

Die Moeglichkeit, dass es zwei Gewinner geben kann, erhoeht die Bereitschaft kooperativ zu sein und kooperativ zu handeln. Ziel ist nun nicht mehr den Gegner zu besiegen, sondern diese Energie einzusetzen um einen Konsens zu finden.

Im Rahmen der konstruktiven Konfliktaustragung wird zwischen Positionen und Interessen unterschieden. Positionen sind feste Vorstellungen wie das Problem zu loesen ist. Oft sind die Positionen der Konfliktparteien unvereinbar. Hinter den Positionen stecken jedoch Interessen, die wir als Beduerfnisse verstehen koennen.

Durch Offenlegung koennen diese auf verschiedene Weise befriedigt werden. Hier soll auf das Beispiel ueber den Streit um die Orange verwiesen werden, in dem offensichtlich wird, dass es zu einer win-win Loesung kommen kann wenn die hinter den Positionen gelegenen Interessen offengelegt werden.[4]

2.4       Konfliktformen


Im Hinblick auf den Konflikt kann weiters zwischen heissen und kalten Konflikten unterschieden werden. Diese Differenzierung bezieht sich auf das Gespraechsklima zwischen den Konfliktparteien und die Atmosphaere des Konfliktes. Abhaengig davon welche Konfliktform vorliegt, ergeben sich unterschiedliche Interventions- und Loesungsmoeglichkeiten.

Die Unterscheidung in heisse und kalte Konflikte soll bei der Orientierung im Konflikt, dem Entwurf einer Interventionsstrategie und bei der Transformation eines destruktiven zu einem konstruktiven Konflikt helfen.[5]

2.4.1      Heisse Konflikte


Kennzeichen fuer einen heissen Konflikt sind die heftige Begeisterungsstimmung sowie starke Idealvorstellungen der Beteiligten. Die Konfliktparteien sind von der Richtigkeit ihrer Position ueberzeugt und versuchen die Gegenseite auf ihre Seite zu ziehen. Gerne wird ein ueberaus positives Selbstbild – mit dem Hang zur Selbstueberschaetzung – praesentiert.

Daraus resultiert, dass oftmals die Motive und Hintergruende des eigenen Standpunktes nicht weiter hinterfragt werden.

Trotz des aeusserlichen Konfliktes streben die beiden Parteien jedoch paradoxerweise eine Annaeherung an – es entwickelt sich eine spezifische Anziehungskraft und Dynamik. Typisch fuer heisse Konflikte ist auch ein hohes emotionales Engagement der Konfliktparteien. Man findet diese Form von Konflikten haeufig im zwischenmenschlichen Bereich.[6]

2.4.2      Kalte Konflikte


Kalte Konflikte schlummern oft lange unter der Oberflaeche und kennzeichnen sich durch Gefuehle der Frustration, Desillusionierung und Enttaeuschung bei den Konfliktparteien aus. Diese Gefuehle werden jedoch nicht nach aussen kommuniziert, anstatt dessen kommt es zu Zynismus, Sarkasmus, versteckten Verletzungen und Beleidigungen.

Die direkte Kommunikation mit dem Gegner wird vermieden und Auseinandersetzungen finden nicht mehr statt da es aussichtslos scheint den Gegner zu ueberzeugen – es kommt zu einer “sozialen Erosion”[7]. Kommt es doch zu Begegnungen sind diese von tiefer Abneigung und Fluchttendenzen gepraegt.[8]

3    Mediation


3.1       Definition


Mediation ist ein alternatives Konfliktloesungsmodell, welches die individuellen Beduerfnisse der Parteien in den Vordergrund stellt und die Einbeziehung der Konfliktparteien, welche in der Regel auch anwesend sind, voraussetzt. Die Teilnahme an einem Mediationsverfahren ist freiwillig. Jeder Teilnehmer hat zu jedem Zeitpunkt die Moeglichkeit das Gespraech abzubrechen – dies ist auch ohne Angabe von Gruenden moeglich[9].

Ziel der Mediation ist eine konsensual und eigenverantwortlich erarbeitete Vereinbarung, die versucht ein moeglichst hohes Mass an Zufriedenheit bei allen Involvierten zu erreichen. Diese Zielvereinbarung wird erst bindend, wenn alle Beteiligten zugestimmt haben. Der Konflikt wird nicht an eine unpersoenliche dritte Instanz (z. B. Gericht) abgegeben und bleibt in der Verantwortung der Beteiligten.

Wesentlich fuer diese freiwillige und vertrauliche Form der Konfliktvermittlung ist die Mitwirkung eines neutralen und allparteilichen Dritten ohne Entscheidungsgewalt.[10]

3.2       Die Kompetenzen des Mediators


Der Mediator tritt nicht als Sachexperte auf, sondern als lenkende Autoritaet. Der Platz des Mediators kann als “in der Mitte”[11] beschrieben werden. Als Beschreibungshilfe kann man sich dabei ein gleichseitiges Dreieck (das Mediationsdreieck) vorstellen: Der Mediator ist auf der Ebene der Konfliktbeteiligten und hilft in gleichem Masse beiden Seiten sich zu aeussern.

Es gibt unterschiedliche Perspektiven, die genutzt werden koennen, um gegenseitiges Verstaendnis zu erreichen.[12]

3.3       Grundannahmen des Mediationskonzeptes


Die Grundannahmen des Mediationskonzeptes beschreibt Christoph Besemer in seinem Buch Mediation: Vermittlung in Konflikten wie folgt:

1.      Konflikt ist gesund, aber ein ungeloester Konflikt ist gefaehrlich.

2.      Haeufig resultiert ein Konflikt eher daraus, dass die Parteien nicht wissen, wie sie ein Problem loesen koennen, als dass sie ihn nicht loesen wollten.

3.      Die an einenm Streit Beteiligten koennen grundsaetzlich bessere Entscheidungen ueber ihr Leben treffen al seine Autoritaet von ausserhalb wie etwa ein Schiedsrichter.

4.      Menschen treffen vollstaendigere und deshalb bessere Entscheidungen, wenn sie die Gefuehle, die durch Konflikte entstanden sind, bewusst wahrnehmen und in die Entscheidung integrieren, ohne dass sie die rationalen Belange ueberwaeltigen.

5.      Verhandlungen sind eher erfolgreich, wenn die Streitparteien ihre Beziehung nach dem Streit fortsetzen muessen, als wenn sie danach keine Beziehung mehr zueinander haben.

6.      Die Beteiligten einer Uebereinknft halten sich eher an die Bestimmungen, wenn sie selbst fuer das Ergebnis verantwortlich sind und den Prozess, der zur Uebereinkunft gefuehrt hat, akzeptieren.

7.      Der neutrale, vertrauensvolle und nicht-therapeutische Charakter der Mediationssitzung ermutigt, daran teilzunehmen.

8.      Die in der Mediation erlernten Verhandlungsfaehigkeiten sind nuetzlich, um zukuenftige Konflikte zu loesen.[13]

3.4       Anwendungsbereiche


Das Mediationsverfahren ist vielseitig einsetzbar und so finden sich Anwendungsmoeglichkeiten in allen Lebensbereichen:

Familienmediation, Erbmediation, Scheidungsmediation, Mediation in der Schule (Peer-Mediation), Interkulturelle Mediation, Nachbarschaftsmediation, Wirtschaftsmediation, Arbeitsplatzmediation, Umweltmediation, Mediation im Kindergarten

Hauptaufgabe des Mediators ist es einen strukturierten Ablauf der Mediation zu gewaehrleisten sowie eine positive, konstruktive Kommunikation zwischen den Konfliktparteien herzustellen.[14]

Dazu bedienen sich Mediatoren der Hilfe von Phasenmodellen. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Phasenmodelle der Mediation entwickelt. In angelsaechsichen Gebieten findet man haeufig ein aus drei Phasen bestehendes Modell: Pre-Mediation, Main-Mediation und Post-Mediation. Im deutschsprachigen Raum wird verstaerkt ein Fuenf-Phasen-Modell angewendet.[15]

Die nachstehenden Ausfuehrungen zu den einzelnen Phasen einer Mediation folgen im Wesentlichen den im Seminar bei Dr. Lenz gehoerten Inhalten sowie Claude-Hélène Mayer in “Trainingshandbuch Interkulturelle Mediation und Konfliktloesung”.

1.      Einleitungsphase


Zu Beginn begruesst der Mediator die Konfliktparteien und erklaert die allgemeinen Rahmenbedingungen und den Ablauf einer Mediation. Es werden auch Kommunikationsregeln vereinbart wie z.B. ausreden lassen, gehobener Umgangston und das alleinige Interventionsrecht des Mediators. Die Rolle und Haltung des Mediators werden detailliert vorgestellt und die vertrauliche Behandlung von Informationen zugesichert.

Es soll eine positive Atmosphaehre geschaffen werden. Die erst Phase schliesst mit der Unterzeichnung der Vereinbarung zur Durchfuehrung einer Mediation ab.

2.      Informationsphase


In der zweiten Phase der Mediation stellen die Parteien den Konflikt aus Ihrer Sicht dar. Den Konfliktparteien sollte moeglichst gleich viel Zeit und Aufmerksamkeit fuer die Ausfuehrungen entgegen gebracht werden. Die Themen und Konfliktfelder werden gesammelt und es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Wahrnehmung der Parteien herausgearbeitet – dies geschieht vor allem durch die neutrale Umformulierung des bereits Gesagten durch den Mediator.

3.      Interessenphase


Die dritte Phase bildet das “Herzstueck einer Mediation”[16]. Der Mediator versucht den Parteien die hinter den Positionen gelegenen Interessen und Beduerfnisse zu entlocken und diese zu formulieren. Das Herausfiltern der Interessen ermoeglicht es gegensaetzliche oder gleiche/aehnliche Ansatzpunkte fuer eine Problemloesung zu finden.

Durch Perspektivenwechsel soll das Verstaendnis fuer die Interessen des Gegenuebers geweckt werden – gelingt dies, sind damit schon die ersten Weichen Richtung Einigung gestellt.

4.      Brainstorming


In dieser Phase werden moeglichst viele Loesungsvorschlaege gesammelt – dies geschieht durch Brainstorming. Die Ideen sollen spontan, kreativ und moeglichst zahlreich formuliert werden. Jegliche Vorschlaege werden vorerst nicht kommentiert und bewertet.

5.      Einigungsphase


Im Idealfall wird die vierte Phase fliessend in die Abschlussphase einer Mediation uebergeleitet. Definierte Ziele werden im sogenannten Mediationsvertrag, der von beiden Parteien unterzeichnet wird, festgehalten.

“Damit ist im Gegensatz zum gerichtlichen Verfahren, in dem mindestens eine Partei unterliegt, der Konflikt zur Zufriedenheit aller beteiligten Parteien beendet”[17].[18]

4    NLP– Neurolinguistisches Programmieren


4.1       Entwicklung des NLP


NLP wurde in den 70er Jahren von dem damaligen Mathematikstudenten und spaeteren Psychologen Richard Bandler und dem Linguisten John Grinder in Kalifornien entwickelt. Bandler und Grinder gingen der Frage nach, wie bedeutende Therapeuten dieser Zeit den Kommunikationsprozess mit Ihren Klienten – im Gegensatz zu anderen Kollegen - so erfolgreich gestalten konnten um derart aussergewoehnliche Ergebnisse zu erzielen.

Im Rahmen dieser Untersuchungen beobachteten sie Virginia Satir (Systemische Familientherapie), Fritz Perls (Gestalttherapie) und Milton Erickson (Hypnosetherapie). Bandler und Grinder untersuchten die Sprache, das nonverbale Verhalten und mentale Prozesse der Therapeuten und stellten fest, dass die drei unbewusst sehr aehnliche Muster anwendeten. Man gewann Erkenntnisse, wie sich Sprache auf die neurophysiologischen Ablaeufe auswirkt und wie man diese Ablaeufe durch den bewussten Einsatz von Sprache zielgerecht programmieren konnte.

Das Ergebnis ihrer Analyse fassten sie zusammen und formulierten es so, dass jedermann diese Kommunikationstechniken nachvollziehen und erlernen koennen sollte – diese Methode wurde fortan Neurolinguistisches Programmieren genannt.[19]

Bandler und Grinder entdeckten bei ihren Untersuchungen zuerst, dass Satir und Perls nahezu identische Sprachmuster verwendeten – diese Muster werden im Metamodell naeher beschrieben. Erickson hingegen verwendete Sprachstrukturen, die dieses Metamodell verletzen – die zweite Art der Sprachfuehrung nannten sie zu Ehren Ericksons Miltonmodell. Beide Modelle zusammen bilden den Kern des NLP.

4.2.1      Meta-Modell


Bandler und Grinder stellten bei ihren Beobachtungen der Arbeit von Perls und Satir fest, dass diese immer wieder bestimmte Arten von Fragen stellten, welche bei den Klienten eine tiefergreifende, beobachtbare Reaktion hervorriefen. Durch diese Art der Fragen wurde der Veraenderungsprozess deutlich vorangetrieben.[20]

Im Meta-Model spricht man von der vollstaendigen sprachlichen Repraesentation der urspruenglichen Erfahrung – der Tiefenstruktur. Die Oberflaechenstruktur hingegen ist der von einem Sprecher tatsaechlich geaeusserte Satz. Unbewusst wendet der Sprecher Filter (Verzerrungen, Tilgungen und Generalisierungen) an, um die Tiefenstruktur in die Oberflaechenstruktur ueberzufuehren – wichtige Teile gehen dabei oft verloren. “Das Meta-Model wurde geschaffen, um die Botschaften anderer Menschen besser zu verstehen”[21].

4.2.2      Milton-Model


Das Milton-Model beschreibt die von Erickson verwendeten Sprachmuster und ihre Wirkungsweise. Manche dieser Sprachmuster sind vom Meta-Modell bekannt, doch verwendet das Milton-Modell bewusst Meta-Modellverletzungen um Kommunikation und Denkprozeses wirksam auf der Prozessebene zu beeinflussen.

Das Milton-Model bevorzugt Verallgemeinerungen und zielt darauf ab, Sprache vage und weitgehend inhaltsfrei zu verwenden um Prozesse des Denkens und Fuehlens zu steuern. Die Milton-Sprache verwendet Formulierungen wie “eine Erfahrung machen”. So bleibt es den Medianten freigestellt den durch die generalisierende Formulierung gelassenen Freiraum selbst inhaltlich zu fuellen.

Medianten koennen sich umso leichter in diesen Suchprozess hinein begeben desto unspezifischer die Formulierung ist.

Ein weiteres im Milton-Model angewendetes Sprachmuster um das Verhalten und Erleben zu beeinflussen ist die Benuetzung von Vorannahmen. Vorannahmen sind eine aeusserst wirkungsvolle Form wie man etwas behaupten kann, was nicht in Frage gestellt werden soll. “Die Effektivitaet von Vorannahmen beruht darauf, dass sie aus einer vordergruendigen Botschaft an den bewussten Verstand und einer mehr an das Unterbewusste gerichteten scheinbar nebensaechlichen Vorannahme besteht”[23].[24]

Mediation und NLP finden ihren Ursprung der heutigen Form in den 70er Jahren in Kalifornien. Die raeumliche und zeitliche Naehe brachte es mit sich, dass beide Verfahren denselben geistigen Stroemungen ausgesetzt waren. In der Mediation wie auch im NLP findet sich der Gedanke, dass jeder Mensch mit seinen persoenlichen Zielen, Werten und Ueberzeugungen einmalig ist und diese genauso zutreffend sind, wie die des Gegenuebers.

Es wird nicht ueber die reale Wirklichkeit verhandelt, sondern ueber die subjektive Annahme der Wirklichkeit. Dies legt den Gedanken nahe, dass ein Aussenstehender weder die Wahrheit noch einen Loesungsansatz liefern kann – in beiden Verfahren sind die Beteiligten daher eigenverantwortlich und es wird in gleichem Masse auf Kommunikation gesetzt.[25]

4.4       Unterschied zur Mediation


Die Mediation geht vom Grundgedanke aus, dass jeder Mensch sich nach Frieden sehnt und auch jeder Mensch die Faehigkeit besitzt Frieden zu schliessen. Im Gegensatz zur Mediation beinhaltet NLP keine Werteordnung. NLP selbst ist wertneutral– ihr Wert richtet sich nach dem zu erreichenden Ziel.[26]

5.1       Vorwort


Die Fachliteratur zum Thema Mediation ist unzaehlig, bezieht sich jedoch meist entweder auf das Phasenmodell des Beratungsverfahrens oder auf diverse Einsatzmoeglichkeiten. Es stellt sich aber auch die Frage, ob der Erfolg einer Mediation “lediglich eine gewisse Treue am Phasenmodell”[27] voraussetzt oder aber auch von prozessoptimierenden Faktoren im Umfeld des Mediators, wie seiner Kommunikationskompetenz, abhaengt.[28]

5.2       Vorstellung geeigneter Techniken


Mediation und NLP setzen gleichermassen auf Kommunikation. Es ist daher wenig verwunderlich, dass sich bestimmte Techniken, wie z.B. das Reframing in beiden Verfahren finden.

Viele Mediatoren verwenden im Rahmen ihrer Arbeit bereits bewusst oder auch unbewusst verschiedene Kommunikationsmethoden des NLP. Im folgenden Teil dieser Arbeit sollen einige NLP-Techniken beschrieben werden, die bei einer Mediation eingesetzt werden koennen.

5.2.1      Pacing (Spiegeln)


Unter Pacing versteht man das an das Verhalten des Gegenuebers angepasste, eigene Verhalten im Gespraech. Man versucht sich in die Welt des anderen hineinzubegeben. Dies kann durch verbale und nonverbale Elemente geschehen. Eine Angleichung in Bezug auf Koerperhaltung oder Sitzposition sind Beispiele fuer nonverbales Pacing.

Ein Beispiel fuer Pacing im sozialen Miteinander ist z.B. das Zuprosten beim Konsum von alkoholischen Getraenken. “Hier bekraeftigen die Trinker durch das synchronisierende Anstossen ihren gemeinsamen Rapport”[31].

Ziel des Pacings ist es ein fruchtbares Gespraechsklima zu schaffen. Pacing holt das Gegenueber dort ab, wo es sich emotionell und geistig befindet und drueckt so einen tiefen Respekt vor der Verschiedenartigkeit der Menschen aus und so mit ihnen zu arbeiten wie sie gerade jetzt eben sind. Dieser Ansatz sowie die Schaffung positiver Rahmenbedingungen kommen den Gegebenheiten der Mediation in der Einleitungsphase sehr entgegen.

Es kommt zur Herstellung eines Vertrauensverhaeltnisses – man begibt sich auf dieselbe Wellenlaenge.[32]

5.2.2      Leading (Fuehren)


Beim Leading werden aus dem Zustand des Pacens heraus neue Alternativen im Denken und Handeln aufgezeigt. Erst wenn Rapport stattfindet, kann ein Mensch einen anderen ueberzeugend fuehren. Neue Ziele und Verhaltensweisen werden jemandem so nahe gebracht, dass diese Person dies auch verstehen kann und so besser ueberzeugt werden kann.

Die Techniken des Pacens werden nun nicht mehr ausschliesslich uebernommen und gespiegelt, sondern bewusst fuer den Veraenderungsprozess eingesetzt - der Mediator uebernimmt nun eine Vorreiterrolle an welche sich der Gespraechspartner im Idealfall unbewusst anpasst[33].[34]

5.2.3      As-If-Frame (Als-Ob-Methode)


Mit Hilfe dieser Methode wird ein imaginaerer Bezugsrahmen geschaffen. Sie erlaubt es dem Menschen die Strategie, die er nach aussen praesentiert, zu verlassen und etwas anderes auszuprobieren. Eine andere Verhaltensform kann gedanklich durchgespielt werden ohne die bisherige Position zu verlassen. Diese Methode fuehrt rasch zu einem zielorientierten Denkansatz.

Im Rahmen einer Mediation kann der Mediator die As-If-Methode anwenden, indem er z.B. nachfragt, was der Mediant sagen wuerde, wenn er frei sprechen koennte, wenn er alles bisher Geschehene weglassen koennte oder wenn er nachfragt, wie es sein wird, wenn das Problem bewaeltigt ist. Der Klient gewinnt so kreative Ideen und glaubt an seinen Erfolg.[35]

“Es sind nicht die Ereignisse selbst, die uns Menschen beschaeftigen, sondern unsere Gedanken, Gefuehle und Einstellungen zu den Ereignissen. Das Reframing ist eine grundlegende Technik im NLP, um diese Erkenntnis praktisch zu nutzen.”[36]

Reframing bedeutet Konfliktsituationen einen neuen Bezugsrahmen zu geben. Im Rahmen der inhaltlichen Umdeutung positioniert man den mitgeteilten Sachverhalt in einem neuen, positiven Rahmen und vermittelt dem Sender dass, bzw. wie Informationen verstanden wurden. Durch das Reframing findet keine inhaltliche Veraenderung statt, jedoch aendert sich die Art und Weise der Betrachtung.[37]

Die Technik der Umformulierung geht von einigen Grundannahmen aus, naemlich:

-          “dass jedes Verhalten (ob internales oder externales, jedes Symptom und jede Kommunikation in irgendeiner Weise nuetzlich und sinnvoll ist,

-          dass Menschen grundsaetzlich ueber alle Ressourcen verfuegen, um erwuenschte Veraenderungen herbeifuehren zu koennen,

-          dass die einzige Realitaet, die von Menschen jemals erfahren werden kann, eine subjektive Realitaet ist.[38]


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