1. Grundlagen der Materialwirtschaft 1.1 Einordnung, Begriffe und Konzepte der Materialwirtschaft 1.1.1 Einordnung der Materialwirtschaft Einteilung nach: • funktionalen Gesichtspunkten • institutionellen Aspekten
Eigenständige Funktion + integraler Bestandteil der einzelnen institutionell ausgerichteten Betriebswirtschaftslehren
1.1.2 Grundbegriffe der Materialwirtschaft
Einkauf: operative Tätigkeiten der Bestellabwicklung zur Versorgung des Unternehmens mit Gütern → Verwaltender Einkauf: reine Bestellaufgaben (Bestellschreibung, Bestell- und Wareneingangsüberwachung, Verwaltung von Kunden-, Preis- und Konditionendaten) → Gestaltender Einkauf: unterstützende Aufgaben (Beschaffungsmarktforschung, Durchführung von Angebotsvergleichen, Gestaltung von Lieferantenverhandlungen) Beschaffung: alle Tätigkeiten, um das Unternehmen zuverlässig und kostengünstig mit Gütern zu versorgen, die es zur Durchführung des Leistungserstellungsprozesses benötigt, aber nicht selbst herstellt. → Beschaffung im weiteren Sinn: Absicherung der betrieblichen Leistungserstellungsprozesses mit notwendigen Voraussetzungen. (Personal, Kapital, Betriebsmittel, Material, Dienstleistungen, Rechte und Informationen auf verschiedenen Teilmärkten, wie Arbeitsmarkt, Kapitalmarkt, Waren- und Dienstleistungsmarkt zu beschaffen). → Beschaffung im engeren Sinn: bezieht sich auf Material- und Handelswaren als Gegenstand. Materialwirtschaft: alle Tätigkeiten der Materialversorgung des Unternehmens subsumiert, wobei der Schwerpunkt beim wirtschaftlichen Umgang mit dem Material liegt. → enge begriffliche Auslegung: Beschaffung + Materiallagerung → klassische Materialwirtschaft: Beschaffung + Materiallagerung + innerbetrieblicher Transport + Breitstellung für Leistungserstellungsprozess → integrierte Materialwirtschaft: + Warenverteilung + Entsorgung.
Vereinigung der marktorientierten Aufgaben des Einkaufs mit versorgungsorientierten Aufgaben der Logistik. Integrierte Materialwirtschaft: Gesamtheit aller material- und informationsbezogenen Funktionen, ergänzt um Aufgaben der Planung und Steuerung. Beginnend mit Einkauf, über unterschiedliche Fertigungsstufen bis Warenverteilung Fertigwaren an Kunden und deren Entsorgung.
1.1.3 Einordnung der Logistik Logistik: Prozess der Planung, Realisierung und Kontrolle des effizienten, kosteneffektiven Fließens und Lagerns von Rohstoffen, Halbfabrikaten und Fertigfabrikaten + damit zusammenhängenden Informationen vom Liefer- zum Empfangspunkt entsprechend den Anforderungen des Kunden. → im technischen Sinn: räumlich-zeitliche Transformaton von Gütern über die Stufen der Versorgungskette.
Physische Operationen (Transport, Lagerung, Umschlag, Kommissionierung & ihre Verkettung zu Logistiksystemen) → im betriebswirtschaftlichen Sinn: Management materiell- informationeller Fließsysteme im Zentrum. Operative Aufgaben der Planung, Steuerung, Kontrolle + strategische Aufgaben der Gestaltung von Logistiksystemen.
Bestandteile der Unternehmenslogistik: - Beschaffungslogistik: Gestaltung, Planung, Steuerung, Kontrolle der mengen-, termin- und qualitätsgerechten Materialversorgung des Unternehmens. Material- und Informationsfluss vom Zulieferer über Eingangs- und Materiallager in die Produktion hinein. - Produktionslogistik: Gestaltung, Planung, Steuerung, Kontrolle des Material-, Teile- und Informationsflusses von Materiallagern über verschiedene Stufen des Produktionsprozesses mit den Zwischenlagern unfertiger Erzeugnisse verschiedener Bearbeitungsstufen bis zum Versand mit den Waren- und Verteillagern.
- Distributionslogistik: vertragsadäquate Versorgung der Kunden mit Produkten + zugehöriger Ersatzteiler durch Gestaltung, Planung, Steuerung, Kontrolle des Waren- und Informationsflusses von Warenlagern über Verteillager bis zum Endkunden unter Berücksichtigung verschiedener Transport- und Vertriebsmöglichkeiten + Rückführung oder Entsorgung nach Ende der Nutzungsdauer. - Entsorgungslogistik: verläuft parallel zu funktionsbezogenen Logistikgrößen und übernimmt die begleitenden Aufgaben der Gestaltung, Planung, Steuerung, Kontrolle von Abfällen und Abprodukten, ggf.
Verwertung und Rückführung bzw. Recycling von Stoffen.
Integrative Sichtweise: Logistik wird unternehmensübergreifend gesehen. Lieferanten und Abnehmer werden zu logistischen Kette zusammengefasst. Ziele der Logistik: - Verbesserung des Logistikservices: kurze Lieferzeiten, Steigerung der Lieferzuverlässigkeit, wachsende Lieferflexibilität → Verbesserung der Serviceleistung + höhere Kundenzufriedenheit - Senkung der Gesamtkosten um logistischen System: durch verbesserte Abstimmung entlang der logistischen Kette sinken die Gesamtkosten (Bestands-, Langer-, Transport-, Handlings-, Steuerungs- und Systemkosten) - Erhöhung der Effizienz und Optimierung der Logistikleistung: von Kunden geforderte Logistikservice bei gleichzeitiger Minimierung der dazu notwendigen Logistikkosten.
Funktions- und unternehmensübergreifende Abstimmungen erhöhen Servicegrad und Effizienz im logistischen System.
1.1.4 Entwicklung des Supply Chain Managements Supply Chain Management: organisatorischer & informationstechnischer Ansatz zur Gestaltung & Koordination von integrierten Logistikketten vom Rohstoffproduzenten über versch. Fertigungsstufen, dem Handel, die Distributoren bis zum Endkunden.
Zulieferer Produzent Distributor Handel Kunde
Erweiterungen gegenüber der Logistik: komplette Lieferkette ist vom Erstaufkommen bis zum Endverbraucher miteinander verknüpft. Nutzung von IT-Lösungen zur Intensivierung des Informations- und Datenaustauschs ermöglicht hohe Reaktionsfähigkeit auf äußere Änderungen der Märkte, der Kundenanforderungen und der Wettbewerbssituation. Probleme: Mögliche Probleme könnten auftreten, da die „Mitglieder“ dieses Netzwerkes unterschiedliche I Interessen vertreten.
Auf der einen Seite erhoffen sie sich durch das Netzwerk eine gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit, auf der anderen Seite handelt es sich i. d. R. um jeweils rechtlich selbstständige Organisationen, die auch eigene Ziele verfolgen. Es gilt daher, das natürliche Spannungsverhältnis in einem Netzwerk geschickt auszuloten, um für alle Akteure einen größeren Nutzen zu erzielen Ziele:
Optimierung von Effektivität und Effizienz: Unternehmensaktivitäten in der gesamten Kette bzw. dem Netzwerk sowohl strategisch auf ein gemeinsames Ziel auszurichten (die „richtigen“ Dinge zu tun) als auch operativ aufeinander abzustimmen (die Dinge „richtig“ zu tun) und so ein Gesamtoptimum für die Zielerreichung anzustreben
Harmonisierung der Wettbewerbsfaktoren: Die zentralen Wettbewerbsfaktoren sind Kosten, Zeit, Qualität und Flexibilität. Im Konzept des Supply Chain Managements wird generell im Sinne der Zielharmonisierung versucht, durch Abstimmung und Ausgewogenheit Synergieeffekte über alle beteiligten Partner im Zusammenwirken der Wettbewerbsfaktoren zu erzielen. Wesentlich ist dabei, gewollte positive Effekte nicht durch damit in Verbindung stehende negative Effekte zu überlagern oder sogar auszulöschen.
1.2 Aufgaben der Materialwirtschaft Aufgabenbereiche: - Materialdisposition: Art, Menge, Zeitpunkt des Materialbedarfs für eine mengen- und termingerechte Versorgung des Unternehmens - Materialbeschaffung: Auf Grundlage der Beschaffungsmarktbearbeitung die benötigten aber nicht selbst erzeugten Materialien unter wirtschaftlichen Bedingungen auf dem Markt zu beschaffen - Materiallagerung: gleicht zeitliche und mengenmäßige Schwankungen zwischen Beschaffungs- und Verbrauchszeitpunkt aus.
Beinhaltet Warenannahme und -prüfung, wirtschaftliche Lagerung des Materials, mengen- und termingerechte Bereitstellung für die Produktion - innerbetrieblicher Transport: unmittelbar logistische Aufgaben der Materialflusssteuerung, Art und Organisation des Transports unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Ziel: Gewährleistung der Versorgungssicherheit der einzelnen Bedarfsstellen. - Abfallentsorgung: Vermeidung von Abprodukten, Verwertung und Rückführung (Recycling) von verbrauchten Produkten und Stoffen, Beseitigung von Ausschuss und Abfall. Ziel: Schaffung zunehmend geschlossener Stoffkreisläufe.
Strategische Aufgaben: Langfristige Sicherung der Versorgung des Unternehmens mit Material + Sicherstellung des Informationsaustausches & der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmensbereichen in strategischen Fragestellungen. Operative Aufgaben: Gewährleistung einer mengen-, termin- und qualitätsgerechten sowie kostengünstigen Ver- und Entsorgung der anderen Unternehmensbereiche.
1.3 Objekte der Materialwirtschaft Objekte im engeren Sinn: Material: alle Güter, die im Produktionsprozess einer Be- & Verarbeitung unterliegen & verbraucht werden.
= Repetierfaktoren, die sich ständig verbrauchen und neu beschafft werden müssen.
Handelswaren: Güter, die ohne weitere Be- & Verarbeitung zur Komplettierung der Produkte benötigt werden. Gliederung der Materials: - Werkstoffe: Stoffe, die be- & verarbeitet werden, direkt ins Erzeugnis eingehen, mengen- & wertmäßig das Erzeugnis bestimmen, direkte Verrechnung - Hilfsstoffe: Stoffe, die be- & verarbeitet werden, ins Erzeugnis eingehen, mengen- & wertmäßig von geringer Bedeutung, indirekte Verrechnung - Betriebsstoffe: Stoffe, die nicht unmittelbar ins Erzeugnis eingehen, der Aufrechthaltung der Betriebsprozesse dienen, unmittelbar/mittelbar verbraucht werden, indirekte Verrechnung Objekte im weitesten Sinn: - Unfertige- und fertige Erzeugnisse - Dienstleistungen - Betriebsmittel - Ersatzteile - Entsorgungsgüter 2. Managementaufgaben der Materialwirtschaft 2.1 Einführung ins Materialmanagement Materialmanagement: Ganzheitliche Verantwortung für Materialfluss vom Lieferanten bis zum Kunden. Prozessuale Hinsicht: alle Phasen des Führungsprozesses + damit verbundene Hauptaufgaben Planung, Steuerung, Kontrolle. Funktionale Hinsicht: neben und in enger Verbindung mit anderen betrieblichen Funktionsbereichen (Forschung & Entwicklung, Produktion, Absatz/Vertrieb, Rechnungswesen/Controlling) Kooperative Zusammenarbeit notwendig mit: - Entwicklungsbereichen beim Einsatz neuer Materialien oder Substitution vorhandener Materialien. - Produktionsbereich bei Entscheidungen zu Make-or-Buy-Lösungen. - Rechnungswesen beim Kennzahleneinsatz oder Gestaltung von Umweltbilanzen.
2.2 Ziele und Zielkonflikte des Materialmanagements Primär technische Zielstellung: - richtiges Material - in richtiger Menge - in richtiger Qualität - zum richtigen Termin - am richtigen Ort Sekundär ökonomische Zielstellung: - zum richtigen Preis Ziele des Materialmanagements: - Einhaltung Liefertermine - Wirtschaftliche Entsorgung - Gute Umweltverträglichkeit - Hohe Lieferbereitschaft - Hohe Materialqualität - Niedrige Einstandspreise - Niedrige Bestände - Niedrige Kapitalbindung Operative Ziele: Erfüllung von Rentabilitäts- und Kostenzielen des Unternehmens durch: - mengen-, termin- und qualitätsgerechte Materialbestellung - Vermeidung von Fehlmengenkosten - Senkung der Material-, Bestell- und Liegezeiten des Materials - sparsame Materialeinsatz - kostengünstige Abfallentsorgung Strategische Ziele: Langfristige Sicherung der Existenz und des Erfolgs des Unternehmens durch: - Gewährleistung einer stabilen Materialversorgung unter sich ändernden Bedingungen auf Beschaffungsmärkten - materialseitige Sicherung einer hohen Kundenzufriedenheit mit der Produktqualität - langfristige Optimierung in der Beschaffung von Materialien durch Einsatz von Sourcingstrategien - Optimierung des Materialflusses und der Bestände vom Beschaffungs- zum Absatzmarkt durch Einsatz neuer Kommunikationstechniken - Umwelt- und ressourcenschonender Materialeinsatz - Substitution umweltbelastender und -gefährdender Materialien durch umweltschonende, recyclingfähige Materialien - sichere Transport und Lagerung umweltgefährdender Stoffe und Abfälle Zielkonflikte: - Erfüllung der Nachfrage → durch hohe Bestände oder höhere Einstandspreise - niedrige Einstandspreise → größere Einkaufsmengen + höhere Bestandsmengen/-werte → höhere Kapitalbindung - längere Lagerzeiten → negative Beeinflussung der Qualität - niedrige Bestände → gefährden Einhaltung von Lieferterminen + Fehlmengenkosten - kürzere Lieferzyklen zur Senkung der Bestände → höhere Bezugskosten → Erhöhung der Einstandspreise - gute Umweltverträglichkeit der Materialien → hohe Einstandspreise + steigende Materialkosten + Steigerung der Bestandswerte → Erhöhung der Kapitalbindung 2.3 Bedeutung der Materialwirtschaft im Unternehmen - Verhältnis des Materialaufwands zu Gesamtleistung - Anteil der Vorräte an der Bilanzsumme Wirkung von Materialkostensenkungen Gewinnbeitrag einer Materialkosteneinsparung in % Verhältnis der Materialkosten zum Umsatz in % Materialkosteneinsparung in % Umsatzrentabilität in % Bsp.: Bei einem Verhältnis der Materialkosten von 40% und einer Umsatzrentabilität von 5% entspräche eine Materialkosteneinsparung 2% einer notwendigen Umsatzsteigerung von 16%.
Wirkung von Bestandssenkungen Gewinnbeitrag einer Bestandssenkung in % Verhältnis der Bestände zum Umsatz in % Bestandssenkung in % UR Umsatzrentabilität in % Kalkulationszinsfuß Bsp.: Beim Verhältnis der Bestände zum Umsatz von 25%, einer Umsatzrentabilität von 5%, einem kalkulatorischen Zinssatz von 10% entspräche eine Bestandssenkung von 10% einer notwendigen Umsatzsteigerung von 16,6%.
Wirkungen auf die Rendite des eingesetzten Kapitals ROI = ROI = UmsatzrentabilitätKapitalumschlag 2.4 Materialcontrolling 2.4.1 Grundlagen des Materialcontrollings Controlling: Subsystem der Führung mit dem Ziel der Koordination des gesamten Planungs-, Kontroll- und Informationsversorgungssystems.
Der Zielerreichung und somit als Frühwarnsystem - als Analyseinstrument bei Abweichungen von Sollwerten Ziele eines materialwirtschaftlichen Kennzahlensystems: - Steuerung und Analyse des Beitrags der Materialmanagements zum betrieblichen Erfolg - Erfassung und Darstellung der Erfüllung materialwirtschaftlicher Ziele, wie Versorgungssicherheit und Kostenoptimierung - Zielerfüllung in den Aufgabenbereichen der Steuerung materialwirtschaftlicher Prozesse Materialwirtschaftliche Kennzahlen können wie folgt systematisiert werden: - Spitzenkennzahlen des Materialmanagements - Strukturkennzahlen des Materialmanagements - Kennzahlen der Aufgabenbereiche Materialdisposition, -beschaffung, -lagerung, -transport, -entsorgung und -lagerung.
Versorgung zu möglichst geringen Kosten
Materialwirtschaftliches Optimum unter Beachtung technischer & ökonomischer Zielstellungen anzustreben. (6-R-Regel)
Versorgung mit benötigten Gütern
Welche Umsatzsteigerung ist im Unternehmen notwendig, um die gleiche Gewinnsteigerung zu erzielen, die durch eine Einsparung bei den Materialkosten zu erreichen.
st.
Strukturkennzahlen Anwendung: Beurteilung des Ergebnisbeitrags der MAWI fürs Unternehmen bezogen auf den Materialkostenanteil und die Bestände
Spitzenkennzahlen Anwendung: Steuerung der MAWI aus übergeordneter Perspektive
Anwendung: Beurteilung der Leistungsfähigkeit und der Ergebnisse der Aufgabenbereiche Materialwirtschaft.
2.5 Herausforderungen des Materialmanagements → rasche Entwicklung der Kommunikations- und Informationstechnologien im Zuge der Globalisierung → neue Herausforderungen - Nutzung von Standortvorteilen und Betriebsgrößeneffekten - Einbindung von in Qualität, Lieferservice und Preisbildung hervorragenden Lieferanten in die Wertschöpfungskette - Ausschöpfung von Kostensenkungspotenzialen durch Optimierung des gesamten Material- und Informationsflusses - Entwicklung neuer Beschaffungs- und Logistikstrategien zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und des Erfolgs des Unternehmens
Ziel: Optimierung der Arbeitsteilung → Ziele von Outsourcing-Lösungen: - Aufwandsminimierung - Optimierung der Fixkostenstruktur - Erhöhung der Flexibilität - Verbesserung der Transparenz - Verbesserung der Wettbewerbssituation Insourcing: Unternehmensaktivitäten, die selbst wahrgenommen werden + den strategischen Kern des Unternehmens ausmachen + nicht outsourct werden. Resourcing: Gegenprozess zum Outsourcing.
Prozesse, die ursprünglich outgesourct wurden, werden durch Erweiterung der Kernkompetenzen wieder durch das Unternehmen wahrgenommen.
→ Gründe für Rückverlagerung: - Verbesserung der Flexibilität - Verbesserung der Kapazitätsauslastungen - Erhöhung der Qualität - Senkung der Koordinationskosten - Ausweitung der Kernkompetenzen - Produktion in der Nähe des F&E-Zentren 2.5.2 Entwicklung von Wertschöpfungspartnerschaften Wertschöpfungspartner: Selbstständige Unternehmen, die für Erreichung eines bestimmten Zwecks, enge vertragliche Bindungen mit den Abnehmern eingehen. Schritte zum Aufbau von Wertschöpfungspartnerschaften: 1. Definition der Prozesse, auf die sich die WP bezieht 2. Teilung der Verantwortung zwischen den WP 3. Quantifizierung und Analyse der betreffenden Prozesse 4. Optimierung der Prozesse im Sinne der WP 5. Implementierung der Lösung beider Partner Ziele von Wertschöpfungspartnerschaften: - unternehmensübergreifende Maßnahmen zur Kostensenkung - Sicherung der Null-Fehler-Belieferung - Nutzung der Vorteile der Standardisierung - Transparenz von Information - Durchgängigkeit der Kommunikation - Einsatz eines durchgängigen Qualitätsmanagements - übergreifende Maßnahmen zum Komplexitätsmanagement 2.5.3 Gestaltung von Einkaufsstrategien Global Sourcing Lieferantenauswahl auf dem Weltmarkt (internationaler Transaktionsrahmen).
Ziele: • Senkung von Material- und Bezugskosten
• Erschließung neuer Bezugsquellen
• Aufbau eines weltweiten Lieferantenmanagements • Aufbau von weltweiten Frühwarnsystemen • Erhalt von Informationen über internationale Beschaffungsmärkte
• Nutzung der Lohnstruktur in Niedriglohnländern
• Erschließung globalen Lieferanten-Know-hows
• Intensivierung des inländischen Wettbewerbs durch Auslandsangebote
Risiken: • Kostenrisiken aus erhöhten direkten/indirekten Kosten (Länderrisiko) • Qualitätsrisiken da unterschiedliche Anforderungen an Qualität & Qualitätssicherung • Flexibilitätsrisiken bei kurzfristiger Änderung im Produktions-/Absatzprogramm • Logistikrisiken durch längere Transportwege & höhere Transportansprüche
Single Sourcing: Der Gesamtbedarf für ein(en) Material/Artikel wird ausschließlich von einem Lieferanten bezogen. Die Kooperation von Zulieferer und Abnehmer rückt mit den dadurch zu erzielenden Qualitätspotenzialen in den Mittelpunkt.
Ziele: • Vereinfachung der Lieferbeziehungen
• Erhöhung der Transparenz der Beschaffungsprozesse • Verbesserung der Lagerhaltung- und Verwaltung
• Stärkung der kooperativen Zusammenarbeit mit den Lieferanten
Nachteile: • Ausschaltung des Wettbewerbs zwischen den Lieferanten • Erhöhung des Risikos bei Ausfall der Lieferanten
Modular Sourcing: Montagefertiger Bezug bereits (komplett) vormontierter Baugruppen (Module/Systeme) von einem Lieferanten. Der Lieferant übernimmt gleichzeitig die Verantwortung für Funktionsfähigkeit, Qualität und Weiterentwicklung dieser Baugruppe(n).
Ziele:• Verringerung der Lieferantenanzahl durch Bündelung / Konzentration bei ausgewählten Modul- / Systemlieferanten
• Reduzierung der eigenen Fertigungstiefe durch den Bezug montierter Baugruppen
• Einsparung von Zeit & Kosten durch Verlagerung von Montageschritten auf den Modullieferanten
• Möglichkeit einer Just-in-Time-Anlieferung
• Integration des Modul-/Systemlieferanten in die Entwicklung neuer Produkte
Nachteile: • hohe Implementierungskosten (Informations- und Kommunikationssystem + Qualitätsmanagement) • Verlust von Fertigungs-Know-how 2.5.4 E-Commerce in der Beschaffung E-Commerce (Electronic Commerce): beinhaltet die elektronische Unterstützung von Aktivitäten, die in direktem Zusammenhang mit Kauf und Verkauf von Gütern und Dienstleistungen via elektronische Netze stehen. Chancen durch das Internet: - Neue Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion - Vereinfachung der Informationsbeschaffung - breite Lieferantenauswahl - Transparenz im Angebotsprozess - Schnelligkeit der Informationsbeschaffung - Rationalisierung der Einkaufsabwicklung Akteure des E-Commerce:
- B-Gruppe: Materialien, die mengen- und wertmäßig einen ähnlichen,
mittleren Anteil an der Gesamtheit besitzen
- C-Gruppe: relativ großer Anteil der Materialmenge, der einen relativ geringen Teil des Materialwerts umfasst → Festlegung der Grenzen der Wertgruppen (z.B. 70%, 25%, 5%) erfolgt nicht einheitlich. Es handelt sich um Orientierungsgrößen, die je nach Unternehmen und entsprechendem Informationsnutzen variieren können. Schritte der ABC-Analyse: 1. Bestimmung der Verbrauchswerte der Periode durch Multiplikation der benötigten Materialmenge mit dem zugehörigem Materialwert. 2. Sortierung der Materialwerte der Periode in absteigender Reihenfolge. 3. Bestimmung der Prozentanteile der einzelnen Materialwerte am Gesamtwert der Periode. 4. Kumulierung der Prozentanteile der Materialwerte. 5. Bestimmung der Prozentanteile der Materialmengen an der Gesamtmenge der Periode. 6. Kumulierung der Prozentanteile der Materialmengen. 7. Festlegung der Klassengrenzen und Bildung der Wertgruppen. Konsequenzen der ABC-Analyse: - hohe Transparenz über Materialkosten führt in der Konsequenz zur differenzierten Behandlung der Materialien - wertmäßig wichtigen Materialien mit einer hohen Bedeutung für das Unternehmen (A-Materialien) kommt eine hohe Aufmerksamkeit im gesamten materialwirtschaftlichen Prozess zu - für die geringwertigen Materialien (C-Gruppe) werden eher vereinfachte Verfahren bzw.
Differenzierte Behandlung von A- und C-Materialien:
3.2.2 XYZ-Analyse → Untersuchung der Bedarfsvorhersage für Materialien → basiert auf einem Zusammenhang von Verbrauchsverhalten und Vorhersagegenauigkeit für Materialien Einteilung der Gruppen: - X-Materialien: relativ stetiger Verbrauch & relativ hoher Vorhersagegenauigkeit - Y-Materialien: trendmäßiger oder saisonal schwankender Verbrauch und mittlere Vorhersagegenauigkeit - Z-Materialien: stochastischer Verbrauch und relativ niedriger Vorhersagegenauigkeit Empfehlungen für Materialbereitstellung: - X-Materialien: programmorientierte Disposition und bedarfssynchrone Beschaffung mit kurzem Intervall (z.B. täglich) - Y-Materialien: programmorientierte Disposition und Beschaffung auf Vorrat (z.B. monatliches Intervall) - Z-Materialien: Verbrauchsorientierte Disposition & Beschaffung nach Bedarf Kombination der ABC- und XYZ-Analyse: Verbesserung von Entscheidungsgrundlagen zur Bestimmung von Materialbereitstellungsverfahren. Vorteil: mehrdimensionale Betrachtungsweise
Differenzierte Behandlung von AX- und CZ- Materialien:
Kapazitäten der MAWI sollten sich auf die AX-Materialien konzentrieren, um Materialbereitstellung zu verbessern und die Kapitalbindung zu reduzieren.
3.3 Standardisierung des Materials Arten von Standardisierung: - Normung - Typung - Mengenstandardisierung 3.3.1 Normung
Normung: Planmäßige, durch interessierte Kreise gemeinschaftlich durchgeführte Vereinheitlichung von materiellen und immateriellen Gegenständen zum Nutzen der Allgemeinheit. Bezieht sich auf Einzelteile. Der Einsatz von Normen führt zur Vereinheitlichung von Materialien im Hinblick auf Größe, Abmessung, Form, Farbe und Qualitätsparameter. Sie reduziert die Vielfalt technischer Lösungsmöglichkeiten, wirkt kostensparend und unterstützt die universelle Verwendung. Möglichkeiten zur Kosteneinsparung ergeben sich aus: - größeren Bestellmengen für normierte Teile und dadurch günstigeren Einstandspreisen - vereinfachter Beschaffung aufgrund einer geringeren Sortimentsbereite durch Normung - geringeren Sicherheitsbeständen - niedrigen Lagerhaltungskosten - vereinfachter Konstruktion und Fertigung