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Interpretation

Maria Stuart - Schiller Dramen­ana­lyse zu 1. Akt, 8 Auftritt

1.192 Wörter / ~3½ Seiten sternsternsternstern_0.2stern_0.3 Autorin Johanna J. im Feb. 2016
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Interpretation von Pflichtlektüren zum Abitur: Schülerwerke zu Emilia Galotti, Woyzeck, Die Physiker, Der Richter und sein Henker, Der Proceß, Homo faber, Maria Stuart
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Gymnasium Ottobrunn

Note, Lehrer, Jahr

2015

Autor / Copyright
Johanna J. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.19 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.2stern_0.3
ID# 54102








Maria Stuart – Friedrich Schiller

Dramenanalyse Akt I, Szene 8

 

 Gliederung

A      Geschichtlicher Hintergrund
B      Erschließung der Szene I, 8 aus Schillers „Maria Stuart“ nach Inhalt, Aufbau und sprachlich-
        stilistischer Gestaltung und Charakterisierung Burleighs und Paulets

I  Versuch Burleighs Paulet auf seine Seite zu ziehen
        1. Einordnung in den Kontext
        2. Inhaltliche und sprachlich-stilistische Feinanalyse
          a) Maria als manipulierende Unruhestifterin
(V. 975-1004)
          b) Umherreden Burleighs (V. 1005-1037)
          c) Begreifen des Auftrags Burleighs von Paulet (V. 1038-1063)
          d) Klare Abweisung von Paulet (V. 1063-1076)
        3. Definierung der Ziele des Einzelnen

II Charkakterisierung
        1. Burleigh
          a) …
        2. Paulet
          a) …
C      Seelische Freiheit und reines Gewissen

 

Nachdem Burleigh, der Großschatzmeister und Berater Elisabeths, Maria ihr Urteil verkündet hat, das sie scheinbar kalt lies, spricht er mit Paulet, dem Ritter und Wächter Marias.

Im ersten Abschnitt von Vers 975 bis 1004 klagt Burleigh die Reaktion von Maria an und versucht anhand dieser Paulet von ihrer Hinterlistigkeit zu überzeugen und ihm klar zu machen, welche Bedrohung von ihr ausgeht. Hierbei versucht er seinem Anliegen mit einem Polyptoton von „trotzen“ im Vers 975 „Sie trotzt uns - wird uns immer trotzen, Ritter Paulet“  mehr Gewicht zu verleihen und bringt damit zum Ausdruck, dass Maria eine jetzt und auch fortan währende Gefahr darstellt, wenn sie nicht gestoppt wird. Außerdem versucht Burleigh Paulet zu schmeicheln, indem er ihn mit „Ritter“ als seinen Titel anspricht. Ebenso stellt er mit der Wiederholung von „uns“ dar, dass Maria das Problem von ihnen beiden ist und sie auf der gleichen Seite stehen und somit dasselbe Ziel verfolgen. Danach benutzt Burleigh die rhetorischen Fragen „Überraschte sie ǀDer Urtelspruch? Saht ihr sie eine Träneǀ Vergießen? Ihre Farbe nur verändern?“ (V. 977, ff.) um Paulet die Kaltherzigkeit Marias, die von dem ihr bevorstehenden Urteil nicht beeindruckt zu sein scheint und nicht einmal eine Miene verzieht, vor Augen zu führen und seine Überzeugungskraft zu stärken. Er beantwortet die Fragen selbst mit der Aussage, sie versuche nur das Mitleid der Elisabeth zu erregen, damit sie die Königin, über deren Entscheidungsunfähigkeit sie sich bewusst ist, für sich gewinnt, was Burleigh klar verhindern will (vgl. Vers 980, ff.). Paulet geht zwar auf ihn ein, jedoch ohne seine eigentliche Forderung zu verstehen, versucht ihn zu beschwichtigen und differenziert sich, durch die Worte „wenn ich’s sagen darf“ (V.986) vorsichtig, indem er Marias zuvor geäußerter Kritik am Gerichtsverfahren zustimmt. Doch Burleigh rechtfertigt sich sofort und widerspricht Paulets Zweifel mit einem vehementen „Nein! Nein, Ritter Paulet!“ (V. 990). Er äußert nun seine Bedenken, dass wenn Maria die Möglichkeit gehabt hätte mit den Zeugen zu reden, sie diese mit allen Mitteln und „ihrer Tränen weibliche Gewalt“  (V. 992), also Krokodilstränen, manipuliert hätte, sodass diese ihre Aussage zurückziehen. Mit der Wiederholung von „ihr/ihre“ veranschaulicht er in der  Verbindung mit Wörtern wie „Macht“ und „Gewalt“ ihren emotionalen Einfluss auf ihre Gesprächspartner. Diese Möglichkeit in Betracht ziehend spricht Paulet mögliche außenpolitische Folgen an, woraufhin Burleigh sich darum bemüht seine Forderung, den Tod Marias, noch einmal deutlicher zu formulieren. Er ist der Meinung, dass es für alle Beteiligten besser gewesen wäre, wenn sie noch vor dem Betreten Englands gestorben wäre (vgl. Vers 1002-1004). Diesem stimmt Paulet, den Hintergedanken Burleighs immer noch nicht erfassend, zu. Er erstrebt das Gespräch zu beenden und zeigt diese Absicht durch ein „Amen“.

Doch Burleigh lässt sich davon nicht beirren, versucht krampfhaft weiter das Gespräch aufrecht zu erhalten und Paulet von der Notwendigkeit des Todes der Maria zu überzeugen. Dieser geht jedoch nur nüchtern auf die Aussagen Burleighs ein, der immer mehr in Rage gerät und mit steigernder Ergriffenheit auf Paulet einredet. Schließlich ergreift ausschließlich Burleigh in den Versen 1014-1025 das Wort und redet vor sich hin, bis er von Paulet durch „Und also –“ (V.1026), eine Aufforderung endlich auf den Punkt zu kommen, unterbrochen wird. Daraufhin ringt Burleigh damit sein Anliegen schnell aufzudecken und spricht klar aus, dass Maria auf keinen Fall am Leben bleiben darf und es eine Zumutung wäre, der Königin, die ja mit ihr verwandt ist, eine Entscheidung treffen zu lassen (vgl. Vers 1027-1037).

Im nächsten Abschnitt begreift Paulet langsam, worauf Burleigh hinaus will. Er wirkt über den Plan Burleighs überrascht, vielleicht auch etwas schockiert. Dieser Eindruck entsteht dadurch, dass er auf seine Aussagen mit der Wiederholung von den Satzteilen „Wenn sie nur aufmerksamre Diener hätte. ǀ Aufmerksame!“ (V.1040, f.) und „Die einen stummen Auftrag ǀ Zu deuten wissen. Einen stummen Auftrag!“ (V. 1041, ff.) antwortet. Paulet versucht die Sache unausgesprochen zu lassen und verweist Burleigh auf die Unmöglichkeit der Tat, mit der Regieanweisung „bedeutungsvoll“, so als ob er sagen wolle wir belassen es dabei und verlieren kein Wort mehr darüber – verstanden? Aber Burleigh kann es nicht gut sein lassen und spricht das Amt des Paulets an, welcher ihn jedoch abrupt unterbricht und ihm eindringlich Worte in den Mund legt, die er gewiss nicht sagen wollte, jedoch sagen sollte. Paulets Geduld sinkt und er übernimmt das Gespräch, indem er ihm erklärt, dass er das Amt ausschließlich in der Hinsicht auf eine ehrbare Arbeit annahm und er sich nichts zu Schulden hat kommen lassen und auch nicht vor hat in Zukunft seinen Ruf zu beschmutzen. Burleigh erwidert  man könne vorgeben Maria sterbe an einer Krankheit und Paulet müsse sich somit nicht um seinen Ruf sorgen.

In den letzten Versen ab 1063 gibt Paulet ihm eindeutig zu verstehen, dass er schon aus moralischer Sicht nicht der Mann für eine solche Schandtat ist und beruft sich auf sein Gewissen in einem kurzen und knappen Satz (vgl. Vers 1063). Nachdem Burleigh abermals einen letzten Versuch startet, indem er vorschlägt ein anderer könne Maria töten, verliert Paulet endgültig die Geduld, unterbricht ihn und hält ihm vor, er wolle nicht nur nichts mit der Tat zu tun haben, sondern lässt auch nicht zu, dass ein anderer sie zu Grunde trägt und erklärt sich zu ihrem Beschützer. Dies unterstützt er mit der Metapher „Solag die Götter meines Dachs sie schützen“ (Vers 1066). Durch den Chiasmus „Ihr Leben ist mir heilig, heil’ger nicht ǀ Ist mir das Haupt der Königin von England.“ (V. 1067, f.) stellt er das Leben Marias und Elisabeths auf dieselbe Ebene. Paulet ist der Meinung nur durch das Gericht soll eine Entscheidung getroffen werden und weist Burleigh daraufhin, dass sie Richter sind und ihren Job machen sollen, indem er ihn direkt mit „Ihr seid die Richter! Richtet!“ anspricht. Die Ausrufezeichen unterstreichen Paulets steigenden Affekt und lassen den Eindruck eines lauten Rufens entstehen. Er gibt ihm deutlich zu verstehen, dass niemand Maria köpfen wird außer dem Henker, der nur nach dem Gerichtsspruch hinzugezogen werde. Er beendet seine Ansage damit, dass er alles in seiner Macht stehende tun werde, damit ihr kein Unrecht widerfährt. Dieser letzte Satz wird vor allem durch den Reim „bewahren/erfahren“ hervorgehoben und verleiht diesem noch mehr Ausdruck und Gewicht.

Hiermit beendet Paulet das Gespräch endgültig, nachdem Burleigh seine vorigen Versuche das Gespräch zu einem Ende zu bringen immer wieder ignorierte und erneut versucht hat ihn auf seine Seite zu bringen. Burleigh, der am Anfang der Auseinandersetzung noch den größeren Redeanteil besaß und nicht locker ließ, hat letzten Endes sein Ziel nicht erreichen können, da Paulet seine fest definierte moralische Grundeinstellung stur vertritt und sich nicht beeinflussen lässt.


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