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Seminararbeit / Hausarbeit

Marcel Duchamp - Wegbe­reiter des Dadaismus und Surrea­lismus

3.806 / ~11 sternsternsternsternstern_0.25 Lola S. . 2011
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Seminararbeit
Bildende Kunst

Academy Of Visual Arts Frankfurt

Astrid Dermutz

Lola S. ©
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ID# 11003







Marcel Duchamp

Werke und Leben des Webereiters von Dadaismus und Surrealismus


Inhaltsverzeichnis

>>Ready Made<<. 2

>>Kindheit, Jugend, Beeinflussung und Schwimmübungen<<. 3

>>Das Große Glas<<. 5

>>Rotary Demispheres<<. 6

>>Dada = L.H.O.O.Q<<. 6

>> Rrose Sélavy<<. 7

>> Paysage Fautif<<. 8

>>Seine Frauen, Lieben und Nichtlieben<<. 8

>>Gönner, Freunde und Mentoren<<. 9

>>Fazit<<. 10

>>Quellen<<. 10

>>Ready Made<<

Die Welt wird zum industriellen Medium! In den Jahren des späten  19. Jahrhunderts entsteht eine neue Welt der Dynamik, des Wachstums, einem globalen Weltbildes und der wachsenden Industrialisierung. Die industriellen Massenprodukte halten Einzug in den Haushalten der verschiedenen Bevölkerungsschichten. Diese Produkte dienen dem Komfort und sind meist weder negativ noch positiv behaftet.

Diese Produkte sind frei von ästhetischen Werten, anders als zu unserer heutigen Zeit werden sie nicht designt, sondern nach dem Nützlichkeitsprinzip entworfen.


Der Begriff des „Ready Made“ wurde für eine große Künstlergeneration (seien es die Avantgarde, die Dadaisten, oder die Konzeptkünstler zu jener Zeit, wie auch im Nachhall) zu einem der elementarsten Schlüsselwerke der Vorkriegskunst.


Der Begriff des „Ready Made“ umfasst die geistige Kunst!

Der Künstler arbeitet zunehmend über seine Farben mit industriellen Massenprodukten, so ist für Marcel Duchamp der Schritt zwischen dem Vorgang des direkten Kaufes eines industriellen Massenproduktes statt des vorherigen Malens mit Industriefarben ein geringer.

Die Malerei ist abhängig vom Geschmack gewesen, somit ist diese retinal und ebenso von oben herab diktiert. Der Künstler wird zum Handlanger des Geschmacks. Mit diesen Aspekten wollte und konnte sich Duchamp nicht mehr befassen. Die Malerei war für ihn vorbei, nach seinen kubistischen Werken, die dem Futurismus entsprachen.


Das erste „Ready Made“ entsteht in der Vorkriegsphase in Frankreich (Paris) im Jahr 1914. Es handelt sich um einen handelsüblichen Flaschentrockner, die in Frankreich für das Trocknen der Weinflaschen verwendet wurden, damit diese wieder gefüllt werden konnten. Er wählte ihn aus, da dieser als ein neutrales und industriell gefertigten Objekt des täglichen Alltags war.

Er signiert den Flaschentrockner nicht nur, sondern er fügt gezielt immer wieder einen literarischen Satz hinzu. Seine Liebe zur Literatur wird sich im Laufe der Zeit immer mehr ausdehnen und ihn später dazu veranlassen seine literarischen Akte unter seiner geistigen Zweitgeburt „Rrose Sélavy“ zu veröffentlichen.


Das eigentlich erste Werk der Serie ist das „Fahrrad-Rad“, welches allerdings auf Grund seiner Eigendynamik und des Vorgangs des Schraubens eines Fahrradgestänges mit  einem Schemel nicht mehr als Industrieprodukt, sondern vielmehr als vom Künstler weitergeführtes Produkt gewertet werden kann. Duchamp wird sich während seiner gesamten künstlerischen Schaffensphase immer wieder mit der Dynamik der Bewegung befassen.

Das Fahrradgestell lässt sich durch leichtes bewegen in eine Drehung versetzen. Duchamp sagte, dass er es baute als ein optisches Objekt, welches keine Kunst, sondern vielmehr Erholungsapparat ist. Dieses Werk wird ihn später zu seinen „Rotary Demispheres“ weiterführen.


Mit dem Pissoir „Fontaine“ gelingt Duchamp ein Kunstskandal. Im Jahr 1917 gründet er mit weiteren Künstlern und Gönnern, unter anderem seinen Wegbereitern das Ehepaar Arensberg, Katherine Sophie Dreier und seinem Freund Man Ray, die „Society Of Independant Artist“. Ziel dieses Vereins war es jungen Künstlern die Chance über einen geringfügigen Mitgliedsbeitrag zwei von ihnen selbst auserwählte Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Seine frühere Frage, was man denn tun müsse um keine Kunst zu machen, veranlasste ihn als Jurymitgleid unter dem Pseudonym „Richard Mutt“ ein Pissoir aus dem Sanitätsbedarfsgeschäft einzureichen. Das Werk wurde unter den Mitgliedern der „SOIA“ heftig umstritten und wahrscheinlich auch zerstört. Es wird niemals bei dieser Ausstellung ausgestellt werden. Allein die Diskussionen über das „Nichtausstellen“ des Werkes machten es so bekannt und begehrt, dass allein der Gedanke an das Werk die Kunst zu sein schien.

Man war empört und wusste nicht ob man die Werke nun als Kunst oder Witz betrachten sollte. Heute betrachten wir die Werke als Schlüssel zu einer neuen Kunstepoche. Die eigentlichen „Ready Mades“ sind wahrscheinlich von Duchamps Schwester Suzanne bei seinem Umzug von Frankreich nach New York weggeworfen worden. Inzwischen stehen heute viele Repliken der Ready Made Serie in vielen Kunstmuseen und werden bewundert.

Er hätte noch viel mehr als die vorhandenen „Ready Mades“ anfertigen können, aber aus dem Grund das er sich niemals wiederholen wollte, insbesondere, wenn man es irgendwann als schön empfinden würde, hat er die Serie wie auch schon die malerische Periode für sich abgeschlossen und etwas Neues musste folgen.


>>Kindheit, Jugend, Beeinflussung und Schwimmübungen<<



Marcel Duchamp wird am 28 Juli 1887 in einer kleinen Stadt in der Nähe von Rouen(Frankreich) geboren.  Der Vater Justin- Isidore Duchamp bewährt sich in seiner Stellung als Notar zum späteren Bürgermeister. Die Familie geniesst ein hohes Ansehen und es mangelt an nichts. Der Vater, auch Eugene genannt ist mit Marie Caroline Lucie Duchamp verheiratet. Sie selbst stammt aus einer wohlhabenden Familie, in der die Kunst ebenfalls ein Bestandteil des Lebens war, da ihr eigener Vater ein begabter Maler und Kupferstecher gewesen ist.

Ihr eigenes Talent beschränkt sich auf Dekormalereien von Porzellantellern. Marie wird mit zunehmendem Alter immer tauber, was den Kontakt zwischen den Kindern der Familie (so auch mit Marcel) und ihr  immer distanzierter werden lässt. Marcel wird zusätzlich nach seiner am Kindstot verstorbenen Schwester geboren und die Mutter versucht ihn nach dem femininen Bild von Mädchen zu formen.

Als nun auch der zweite ältere Bruder von Marcel, Gaston, beschliesst sein Studium der Jura abzubrechen, um Maler zu werden sind die Weichen der künstlerischen Beeinflussung innerhalb der Familie gelegt. Sehr untypisch für eine Frau in der damaligen Zeit beginnt auch seine Schwester Suzanne künstlerisch aktiv zu werden, um später als Malerin arbeiten zu können.

Zu seiner Schwester Suzanne wird Marcel immer eine innige Bindung besitzen. Er zeichnet sie in seinen Anfängen sehr häufig.

Seine ersten Motive sind Portraits der Familienmitglieder, nach und nach Beginnt er Schachspieler zu zeichnen. Das Schachspiel war immer der gemeinsame Punkt innerhalb der Familie. Die intellektuellen Reize des Schachspiels werden ihn sein Leben lang begleiten. Duchamp besitzt nicht nur einen starken Sinn für das Schachspiel, sondern sein Literaturinteresse im Bezug auf die Dichtung und die wissenschaftlichen Arbeiten (insbesondere von Einstein) werden seine Kunst stark beeinflussen und auszeichnen.


Nachdem Marcel Duchamp die Schule verlässt, führt ihn sein Weg zu seinem Bruder Gaston nach Paris. Gaston zeichnet zu jener Zeit Karikaturen und wird diese mit dem Namen Gaston Villon signieren, um den eigenen Familiennamen in der beginnenden politischen Krise nicht zu beschmutzen. Marcel verdient sich ebenso als Karikaturenzeichner sein Geld. Die Brüder Marcel, Gaston und Raymond ziehen nach Puteaux.

Die „Puteaux Gruppe“ wird mit der beginnenden Avantgarde-Szene geboren. Im Kreise der Brüder treffen sich sonntäglich weitere Literaten, Dichter und Künstler zum gemeinsamen Gedankenaustausch im Garten von Raymond.

Diskutiert wurden die neuen Stilströmungen der kubistischen Malerei, die von Picasso und Braque initiiert wurden. Marcel gefiel insbesondere der intelektuelle Reiz der vom Kubismus ausging. Man beschäftigte sich mit den geometrischen Theorien, den literarischen Abhandlungen und weiteren Themen. Insbesondere die künstlerischen Arbeiten von Raymond und Marcel sollten durch den Kubsimus stark beeinflusst werden.

Im Jahr 1909 werden erstmalig die Werke vom Marcel Duchamp im „Salon des Inépendants“ ausgestellt. Es wurden bis dahin Landschaftsmalereien ausgestellt, die nur wenig Interesse weckten. Ein wirkliches Interesse sollte erst mit seinem „skandalösen“ Gemälde „Akt eine Treppe herabsteigen, No. 2“ folgen.  Das Werk wurde aus verschiedenen Gründen zuerst abgelehnt und galt bei der Avantgarde-Szene als einen Witz.

Marcel beabsichtigte sicherlich nicht an der bestehenden kubistischen Szene einen Witz in die Galerie zu hängen, er versuchte vielmehr seinen eigenen Weg zu gehen, wie es viele damals nicht taten, sondern nur Picasso und Braque kopierten.

Der eigene Weg von Marcel war nicht jener der Kopie von retinaler Kunst, er wollte vielmehr die Malerei in den Dienst des Geistes stellen. Die Umwelt außerhalb des Künstlers sollte mit einbezogen werden. Der Gegenstand selbst musste nicht mehr als solcher gemalt und integriert werden, sondern seine Wirkung sollte aufgezeigt werden. Bei dieser These spricht die „Puteaux- Gruppe“ von der vierten Dimension.

Marcel beschäftigte sich mit der Schwierigkeit Bewegung  innerhalb eines Gemäldes zu zeigen.  In den Chromofotografien von Eadward Muybridges entdeckte er eine Möglichkeit. Er reduziert den Mensch auf einen Strich und lässt ihn den Bewegungsablauf eines Treppenabstiegs durchführen. Er zeichnet den Titel direkt auf das Bild. Neu waren also die Reduktion des Menschen hin zur roboterartigen Linie und der damit verbundene Verlust von Erotik und Sinnlichkeit im Akt, der nun nicht mehr sinnliche Akt der auf einmal eine Treppe herabsteigt und der Titel direkt auf dem Gemälde.

Der Bekanntheitsgrad allein reicht nicht aus, um ihn täglich über Wasser zu halten. er gibt Französischunterricht und arbeitet in einer Bibliothek. Er sieht es nicht als Ziel mit seinen Malereien Geld zu verdienen, denn sein Gut ist die Zeit und nicht das Geld. Er setzt sich nicht unter Druck neue Malereien anzufertigen, sondern widmet sich einem neuen Thema, dem Thema des großen Glases.

In dieser Zeit wird er nicht nur in Deutschland, England und Frankreich leben, sondern auch nach Buenos Aires ziehen, um dem Schachspiel als professioneller Schachspieler nachzugehen. Nach einem gescheiterten Jahr kehrt er auf Grund der Kriegssituation wieder nach Amerika zurück. Um seinen Einzug in die Armee zu entgehen, lässt er sich ein Herzleiden attestieren.

Viele andere Künstler aus seiner Umgebung werden der Kriegseuphorie erliegen und mit in den Krieg ziehen, so auch sein guter Freund Appollinaire und sein Bruder Raymond, der an den Spätfolgen  einer Erkrankung versterben wird.


In Amerika erlebt Marcel eine Welle der Freiheit. Die Kunst und das Leben sind uneingeschränkt. Er besucht viele Parties und verschafft sich bei den Damen mit Charme und Sympathie die nötigen Pluspunkte, obwohl er auf Grund seines Freiheitsdrangs niemals eine Frau zu nah an sich heranlassen wird. Amerika war eine nötige Zeit, um Marcel charakterlich zu dem humorvollen und freien, aber auch intellektuellen Menschen werden zu lassen, für den sich sein Stil und sein ganzes Dasein auszeichnen lässt.





Die Malerei steht dann im Dienst des Geistes, wenn der Betrachter den Gedanken fortführt und Teil eines Ganzen wird. Das Konzept ist es, das Marcel Duchamp vorantreibt ein Werk über acht Jahre bis ins Detail zu planen und letztlich nur teilweise Vollendet der Öffentlichkeit zu zeigen. Das große Glas ist die geistige Darstellung der sexuellen Maschinerie die nur dann läuft, wenn sie mit Humor geschmiert ist.

Die Maschinerie ist eine Verbindung aller vorangegangenen arbeiten. Sie wird literarisch durch den Titel ergänzt, kubistisch gemalt, auf dem Glas wird das Konzept umgesetzt.


Zitat (Interview 1963):

Die Dinge sollen mit dem Verstand erfasst werde, so wie der Penis von der Vagina erfasst wird!


Das Große Glas besteht aus zwei übereinander gelegte übergroße Glasscheiben. Die Scheiben werden über einen Rahmen miteinander verbunden. Mit einer Glasmaltechnik, in der er Drähte und Farbe verwendet entstehen die Elemente. ebenso wie Farbe wird der Staub als Zeitgeschehen in das Bild integriert.


Als eine Art Wolke könnte man die Aura der Braut sehen, sie schwebt ungeformt und frei mit einer Art Kommandozentrale über den neun Junggesellen, die die Braut zu entblößen versuchen. Die Junggesellen selbst sind starre und leere Gefäße, fast wie Hülsen, die mit einem französischen Schokoladenreiber verbunden sind. Der Witz: Die Junggesellen reiben sich ihre Schokolade selbst Die Junggesellen „kommen“ sogar, sie haben nämlich neun Schüsse abgeschossen.


Titel:

„Die Braut vom Junggesellen entblößt, sogar“


Sein Hang zur Literatur macht sich wieder durch den Titel bemerkbar. Auf viele Arten wird das „Sogar“ interpretiert. Wenn man sich nun das méme im französischen betrachtet, so lässt sich als mögliche Schlussfolgerung daraus m ´aime bilden, also die Braut von den Junggesellen enblöst, liebt mich!


Aus dem großen Glas wird das Museum zum mitnehmen geboren, die grüne Schachtel. Eine Miniaturansicht der „Ready Mades“, so wie des großen Glases, als auch seine gesammelten Notizen befinden sich darin. Die Schachtel ist ein Denkanstoß und zeigt im Detail, wie genau er sich mit den Themen der Bewegung, Zeit und der Sexualität befasst hat. Vielen Gedankengänge werden angefangen, verworfen, neu strukturiert und manche nicht einmal beendet.

Es ist eine Schaffensperiode in der der Geist und die Systematik des Denkens eine große Rolle spielt.


>>Rotary Demispheres<<



Wenn man sich mit der Zeit im Raum und mit der Bewegung beschäftigt, konnte man nicht über die Kameratechnik hinwegsehen. So befasste sich Marcel Duchamp mit dem Bau von rotierenden Werken. Er baute aus Glas- Halbkugeln, die von innen mit speziellen Linienführungen bemalt wurden. Diese Glaskugeln wurden von einem Dieselmotor in eine kreisende Bewegung versetzt.

Die meisten wurden verschenkt als Mietausgleich, also wird auch hier wieder deutlich, dass er lieber verschenkt, als alles zu Rubel zu machen. In dieser Zeit kommen viele Anfragen für eine Anstellung als Künstler,damit er für ein großzügiges Gehalt wieder malt. Er lehnt ab! Das einzige Werk, dass ihn seine ehemalige Französischschülerin und inzwischen aufgestiegene Galerieleiterin Katherine Sophie Dreier in Auftrag gibt, wird sein letztes Werk auf Leinwand sein.

Der Titel wird „Tu´m“ sein, der als tu m´emmerdes = Du nervst mich, gedeutet werden könnte.


>>Dada = L.H.O.O.Q<<



Die Dadabewegung wird während des ersten Weltkrieges in einem Basler Kaffeehaus geboren. Marcel selbst wird sich keiner Gruppe mehr anschließen, aber er wird von vielen Surrealisten, Dadaisten und Konzeptkünstlern ein hohes ansehen erfahren.


Eine neue Strömung kann nur dann geboren werden, wenn sie als Gegenströmung geküsst worden ist. Die Dadabewegung gilt als organisierter Irrsinn. Dieser organisierte Irrsinn ist die Reaktion auf das sinnlose Hinschlachten in den Gräben des zweiten Weltkrieges. Sie wird zeitgleich zur Verdunschlacht geboren.




Zitat:

„Ich habe Paris nie verlassen, ich bin nur nach New York gegangen“


In einem Touristengebiet kauft er sich die beliebteste Postkarte. Darauf abgebildet ist   die seit Generationen als sinnbildlichste und meist glorifizierte Portrait der Mona Lisa von Leonardo Da Vinci. 

Es lassen sich viele Parallelen zwischen Leonardo da Vinci  und Marcel Duchamp ziehen, auch wenn zwischen ihnen gar 400 Jahre liegen mögen. Leonardo Da Vinci begleitete immer das Kunstinteresse, allerdigs auch die Kunst in den Dienst des Geistes zu stellen. Ebenfalls beschäftigte sich Da Vinci mit der mathematischen Systematik und den rotierenden Mechanismen.


Als Marcel den Stift ansetze, um der Mona Lisa einen neckischen Spitzbart und einen Kinnbart zu verpassen, legte er den nächsten Meilenstein in der Kunstbewegung. Darunter schrieb er die Buchstaben „L.H.O.O.Q.“, die man als „elle a chaud au cul“ lesen kann, was so viel bedeutet wie „sie hat einen heissen Arsch“.


 >> Rrose Sélavy<<    


Zitat:

„Ich wollte nicht die Persönlichkeit ändern, sondern zwei besitzen!“

Rrose Sélavy ist Marcel Duchamp und auch wieder nicht. Unter Marcels Pseudonym entwickelt sich Rrose Sélavy zu einem eigenständigen Charakter. Sie verfasst literarische Abhandlungen, Kritiken in Zeitschriften und wird zu seiner  Koryphäe.

Der Name wurde ebenfalls nicht dem Zufall überlassen. Der Name der rose galt als Sinnbild für das Kleinbürgertum mit all seinen Klischees. Das mit eingebrachte „r“ steht für arroser, was so viel bedeutet wie beflecken. Im Zusammenhang mit „C´est la vie“ (So ist das Leben) kann es allerdings auch „Einen Toast auf das Leben“ bedeuten.

Marcel hatte sich Zeit seines Lebens nie einengen und unterbinden wollen und somit ist der Name seiner Zweitperson eine Ode an die eigene Person, welche Intelligenz und Humor in Einklang bringt.


>> Paysage Fautif<<



Da Marcel es sich zur Angewohnheit gemacht hatte seine Werke zu verschenken und nicht zu verkaufen, verschenkte er ein besonderes Werk einer besonderen Frau. Paysage Fautif erinnert an eine Fleckgetalt, wie man sie sicherlich bei den Psychologen gerne zu Gesicht bekommt, allerdings geht es in diesem Bild nicht um das was man sieht, sondern um das wie es gemacht wurde. Der Prozess ist das Bild!


Die Kunstszene selbst ist von rasanten Affären und einem Hin- und Hertrieb der sexuellen Gelüste geprägt. Marcel scharte die Frauenwelt schon immer um sich, doch mehr als eine Affäre würden sie auf Grund seines freiheitsliebenden Genies und dem nach Abwechslung trachtenden Geistes nicht bekommen.

In Maria fand Marcel eine verbündete, die die gleiche Lebensauffassung vertritt. Sie wird mit ihrem Mann später nach Lateinamerika ziehen und ihn so schmachtend und allein zurücklassen. Vielleicht hatte sie genau aus diesen Gründen eine solche Ausstrahlung auf ihn.

Bei einem kurzen Aufenthalt schenkt Marcel das ihr gewidmete Bild Paysage Fautif. Sie empörte sich, als sie herausfand, dass es sich bei dem Fleck um mit Farbpigmenten versehenes Sperma handelte. Sie werden danach keinen Kontakt mehr miteinander haben.


>>Seine Frauen, Lieben und Nichtlieben<<



In seinem Leben gibt es 4 Frauen, die ihn zum Teil beeinflussen konnten und ihn auf ihre eigene Art und Weise begleitet haben. Dazu zählt Lydie Sarazzin- Levassor, die 1927 seine erste Frau werden sollte. Mit Mary Raynolds wird er eine fast 20 Jahre andauernde Liebschaft haben, die noch nach ihrem Tod andauern wird. Mit dem Namen Maria Martins verstehen wir wohl heute seine persönliche Überfrau, die ihn in seinem Denken und Handeln wohl tiefliegend beeinflusst hat.


Seine erste Ehe wird nur sechs Monate andauern. Nachdem sich Marcel jahrelang gegen die Ehe ausgesprochen hat, ist es verwunderlich, dass er es getan hat. Die Ehe mit Lydie wird inzwischen sogar als ein eigenständiges „Ready-Made“ gesehen. Er schockierte die Kunstwelt mit dieser Ehe. Man Ray wird sagen, dass sie hässlich, dick und ungebildet ist. Sicherlich war sich überhaupt nicht sein Typ, dennoch kam sie aus einer reichen Familie.

Nachdem sie sich mit ihm häuslich schnell eingerichtet hatte ging alles Schlag auf Schlag und er reichte die Scheidung ein und gewann sein geliebtes Junggesellenleben zurück.


Mary Raynolds wurde im Krieg zur Witwe. Sie interessiert sich für die Kunst und besucht Galerien. Über einen guten Freund (Francis Picabia) lernt Marcel die schöne Blonde in Frankreich kennen. Sie sehen sich regelmäßig und doch wird sie immer als stille Bewunderin im Hintergrund seines Lebens auf einer Distanz sein. Fast 20 Jahre verbringen sie in regelmäßigen Abständen miteinander.

Als sie stirbt kümmert er sich um alle Formalien. Der Sohn wird später aus dem Erbe einen Teil an Marcel monatlich weiterleiten, da es Mary´s Wille gewesen war.



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