<
>
Download

Aufsatz
Deutsch

Albert-Einstein-Schule Ettlingen

Note 2, Frau Konrad, 2017

Leon B. ©
3.50

0.04 Mb
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 68393







Macht Musik

Ich trete aus dem Schulgebäude, und noch bevor ich den Pausenhof verlassen habe, stöpsle ich meine in-ear Kopfhörer in mein Smartphone ein, öffne die, für mich lebenswichtige, Applikation Spotify, und drücke den shuffle Knopf zu meiner selbst erstellten Playlist mit dem klingenden Namen „Alles Mögliche“.

Die Liste enthält eine Vielzahl von Songs, die meine Laune jetzt bessern sollten.

-,,Knock-knock-knockin' on heaven's door…´´

Na gut, wie wäre es mit einem zweiten Anlauf? Diesmal vielleicht kein Song für manisch Depressive. Ich drücke den Knopf erneut und überquere im Stechschritt die Straße auf dem Weg zur Bahnhaltestelle.

-,,Lisa – Lisa, sad Lisa – Lisa´´

Um Gottes Willen, habe ich die falsche Playlist ausgewählt? Da wird man ja noch ganz trübselig. Das konnte wirklich passieren, jedenfalls hatte ich das erst neulich in einem Interview gelesen. Laut dem Hirnforscher Manfred Spitzer ist Musik in der Lage unsere Gefühlslage zu beeinflussen, und zu verstärken.

Handele es sich um ein Lied, das uns zusagt, so schütte das Gehirn Glückshormone aus, wodurch wir das Gefühl einer Belohnung erhalten. Gleichzeitig fahre das Gehirn Angst und Sorge herunter, wodurch wir entspannter würden, so Spitzer. Aktuell passt die Musik aber ganz und gar nicht zu meiner Stimmung, und nervt mich eher anstatt mich zu entspannen, also überspringe ich ,,Sad lisa´´ von ,,Cat Stevens´´ bevor es ausgelaufen ist, und betrete die Straßenbahn.

Hier mische ich mich unter unzählige Schüler, die alle, genau wie ich, entweder über in-ear oder klobige on-ear Kopfhörer, ihre Lieblingsmusik hören, um dem Alltag zu entkommen.

-,,We don't need no education, We don't need no thought control´´

Das fügt sich schon eher in die allgemeine Gefühlslage in dieser Straßenbahn ein. Die meisten Hobby Musiker aus meinem Freundeskreis, die ich von meinem Platz aus in der Bahn sehen kann, sind wahrscheinlich insgeheim davon überzeugt, dass sie das Zeug dazu haben, mehr zu tun als nur gelegentlich zu klimpern oder zu jammen.

Doch genau wie es ,,Pink Floyd´´ in ihrem zweiterfolgreichsten Song gesagt haben, ,,All in all you're just another brick in the wall´´! Dabei war die Musik Industrie doch so erfolgreich. Kontrolliert von den ,,Big Playern" ist es ein Geschäftszweig, mithilfe dessen viele Musiker zu Berühmtheiten und Millionären wurden.

Im Vergleich zu denen, die es versucht hatten und gescheitert waren, ist der Anteil der Stars aber gering. Allein im Jahr 2011 machte die Musik Industrie in Deutschland einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro. Wer will da nicht zu einer Berühmtheit werden, und die Massen mit selbstgeschriebenen Liedern begeistern? Vor allem die Popmusik sei heutzutage sehr erfolgreich, und erfreue sich einer großen Menge von Fans, was ebenfalls zum enormen Erfolg von Musik-Streaming-diensten beitrage.

Das hatte ich jedenfalls in einer Studie Gelesen, die im Globus veröffentlicht wurde. Ich steige aus der Straßenbahn und trete die letzte Etappe meines Heimwegs an, während ich den letzten Sekunden von ,,S.T.A.Y.“ lausche. Teil des Atemberaubenden Soundtracks zu,, Interstellar“, komponiert von Hans Zimmer.

-,,Welcome my son, welcome to the machine”

Ein Song der mich immer wieder daran erinnert, dass ich etwas aus meinem Leben machen sollte, und wahrscheinlich einer der Gründe, weswegen ich meine Hausaufgaben über die Ferien nicht am letzten Tag machen werde. Ein weiteres Meisterwerk von einer meiner Lieblingsbands.

Doch als das, etwas Synthesizer lastige Solo gegen Mitte des Liedes beginnt, und ich die Lautstärke voll aufdrehe, mischt sich in die mit Bedacht gewählten Töne ein Penetranter maschineller Lärm. Wie passend, denke ich, merke aber schnell dass ich mit dem Geräusch der Baustelle im Hintergrund nicht in der Lage bin meine Musik zu genießen.

Da erinnere ich mich an einen Artikel den ich erst Kürzlich in der Wiener Zeitung gelesen hatte. Er war von Julia Urbanek, und befasste sich mit dem Thema, dass das Ohr eines der einzigen Sinnesorgane sei, welches wir Menschen nicht Verschließen oder abstellen können.

-,,Sweet dreams are made of these. Who am I to disagree?”

Anstatt aber einen alten Disco Hit zu hören während ich mein Haus betrete, nicke ich mit dem Kopf zur weitaus cooleren rock Version des Songs von Marilyn Manson. Eine herrliche E-Gitarre und ein Schlagzeug, das einem fast das Trommelfell platzen lässt. Das nenne ich mal Musik! Und wer hier sagt, es handle ich überhaupt nicht um Musik, sondern um krach und Indianergeschrei, der hat meiner Meinung nach noch weniger Ahnung von Musik als der Durchschnittliche Bassist.

Als mir dieser Gedanke durch den Kopf geht, bleibt mein Blick bei meinem Klavier im Wohnzimmer Hängen, und ich beschließe, die Sache mit den Hausaufgaben doch noch etwas aufzuschieben und mich den wichtigen Dingen im Leben zu widmen. Als Pianist bin ich nämlich fest davon überzeugt (so wie alle Pianisten), dass es sich beim Klavier um das schönste aller Instrumente handelt, das den größten Spielraum für musikalische Kreativität bietet.

-,,Some of them want to be…”

Damit höre ich auf Musik zu konsumieren, und mache mich auf den Weg zum Klavier, um etwas noch viel schöneres und entspannenderes zu tun. Eine Melodie erschaffen, eine Begleitung dazu kreieren, und das Ganze mithilfe meines Instruments zum Leben zu erwecken. Kurzgesagt, Musik zu machen.

Da ich mein Smartphone nicht ausgeschaltet hatte, klang aus meinen Kopfhörern jedoch immer noch kaum hörbar Musik.

-,,Music was my first love and it will be my last. Music of the future and music of the past.”



| | | | |
Tausche dein Hausarbeiten