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Interpretation
Deutsch

Wolnzach, Hallertau-Gymnasium Wolnzach

Note 1, 1998

Annika W. ©
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ID# 39537







Lyrikanalyse zu Erich Kästners Sachliche Romanze


Texterschließung: Erich Kästners „Sachliche Romanze“


Das Gedicht „Sachliche Romanze“ stammt von Erich Kästner, der als Jugendbuchautor, Dramatiker, Kabarettist und Lyriker bekannt wurde. Er stammte aus Dresden, wo er 1899 geboren wurde, erhielt während des Dritten Reiches Schreibverbot und starb 1974 in München.

Sein Gedicht „Sachliche Romanze“ handelt von einem Paar, das nach achtjähriger Beziehung plötzlich den Verlust der gegenseitigen Liebe bemerkt. Kästner schrieb dieses Gedicht im Jahre 1928, zwei Jahre nach der Trennung von seiner Freundin Ilse Beeks. Dass das Gedicht autobiographische Züge trägt, kann man daran erkennen, dass auch Kästners Beziehung zu Ilse nach acht Jahren scheiterte.

Das Schicksal der beiden Hauptpersonen wird von einem außen stehenden Sprecher in der Art eines Berichterstatters oder Erzählers wiedergegeben. Es gibt kein lyrisches Ich, keine persönlichen Bezüge, was den anonymen Eindruck der Situation verstärkt und dadurch verallgemeinernd wirkt.

Der Beobachter weiß einiges über das Paar, spart aber Gefühle aus und berichtet nur von Vorgängen.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen, wobei die ersten drei vier Verse aufweisen, die letzte Strophe jedoch fünf Verse hat. Die vierte Strophe hebt sich auch vom Reimschema her ab, denn der in den Strophen 1 bis 3 vorherrschende Kreuzreim wird hier aufgebrochen durch einen eingeschobenen Paarreim (hihhi).

Diese Abweichung betont die 4. Strophe, denn die Regelmäßigkeit des ersten Teils wird aufgebrochen. Zeile 16 „Sie saßen allein, und sprachen kein Wort“ rüttelt den Leser auf und fasst präzise die Situation des Paares, die Stummheit und das Alleinsein, zusammen.

Auch das Metrum hebt die 4. Strophe hervor, denn hier wird das vierhebige fallende Taktschema unterbrochen im Vers 14. und im 17. Vers, die jeweils nur drei Hebungen haben. Das verkürzt die jeweiligen Verse, lässt sie bündiger, härter klingen, was vor allem den letzten Nebensatz, das Fazit des Gedichts, betont: „und konnten es einfach nicht fassen.“ Wieder wird Sachlichkeit und Nüchternheit evoziert und gezeigt, dass ´Fak.....

Diese Erwartungshaltung unterläuft Kästner jedoch. Die in Z.10f verwendete indirekte Rede hebt ebenfalls den Berichtcharakter hervor, das sachliche Schreiben und Festhalten eines Geschehens.

Vor allem im Satzbau wird deutlich, dass hier berichtet, nüchtern festgestellt wird, was geschieht. Hauptsätze und Nebensätze sind klar getrennt, wobei sich aber  kurze und knappe Sätze häufen (Z.8, Z.12, Z.15). Es kommen auch Einschübe vor (Z.2), die die Beiläufigkeit betonen und die Emotionalität zurückdrängen.

Kästner hat fast durchwegs im Zeilenstil geschrieben, was das Abgehackte, knapp Feststellende hervorhebt. Nur in Zeile 10f kommt ein Enjambement vor: Es macht deutlich, dass der Mann hastig, schnell vorschlägt, ins Café zu gehen, vielleicht weil ihm die Situation peinlich ist.

Auch die Wortwahl zeigt die Nüchternheit und Alltäglichkeit der Situation, denn es werden nur Gegenstände aus dem Alltagsbereich genannt (Schiffe, Café, Klavier, Tassen). Die Abstrakta, die meist aus dem Gefühlsbereich stammen (Liebe), stellen einen Gegensatz dazu dar, der ja durch den Titel vorgegeben ist und auch durchgehalten wird.

Der zeigt sich auch in einigen Adjektiven (traurig-heiter), die antithetisch die Grundstimmung des Gedichts auf den Punkt bringen.

Interessant ist die Bildlichkeit des Gedichts. In der ersten Strophe vergleicht Kästner die Liebe mit Alltagsgegenständen wie einem „Stock oder Hut“(Z.4). Er unterstreicht damit, welchen Stellenwert die Liebe der beiden erhalten hat, sie ist wie ein Gegenstand, dessen Verschwinden nicht so tragisch ist, weil man sich solche (unpersönlichen) Dinge auch wieder nachkaufen kann, weil man ihr Verschwinden z.T. erst gar nicht bemerkt.

In der dritten Strophe verwendet Kästner ein Bild des Abschieds: „Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken“(Z.9), das im Grunde die Situation des Paares widerspiegelt. Auch das Beachten eines Menschen, der in der Nähe Klavier spielt (Z.12), zeigt die Abgelöstheit des Paares voneinander, denn sie beachten so Nebensächliches mehr als das, was doch ei.....


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