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Seminararbeit / Hausarbeit

Luise im Glück. Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­liche Analyse von Kabale und Liebe

4.994 Wörter / ~18 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Dominique O. im Jul. 2017
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Note, Lehrer, Jahr

2, 2015

Autor / Copyright
Dominique O. ©
Metadaten
Preis 5.00
Format: pdf
Größe: 0.12 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 66760







Louise im (Un-)Glück

Das Streben nach Glück und Autonomie in Kabale und Liebe


5012.217Literaturwissenschaftliches Interpretieren

Zeisberg, Johann, M.A.

SS 2016


  1. Einleitung

Das Streben nach Glück ist ein unverzichtbares Moment jedweden menschlichen handelns“ (Pieber, 2007, S. 167)

Jeder Mensch strebt nach einem glücklichen Leben, doch sucht jeder Mensch sein glück in etwas Anderem. In Reichtum, Macht, Lust, Erfolg, Wissen, Freundschaft oder in der Liebe. So auch Ferdinand und Louise in Schillers bürgerlichen Trauerspiel „Kabale und Liebe“.

Glück als Wert kann niemals direkt angestrebt werden, sondern immer nur indirekt. So suchen die beiden Protagonisten Louise und Ferdinand ihr Glück in der Liebe.

Jeder Mensch kann selbst zu seinem Glück beitragen. Wenn an dem eignen Glück beigetragen werden kann, muss hierfür eine Selbstbestimmung des Willens, eine Autonomie zugrundeliegend. Ohne diese Autonomie könnte der Mensch sich nicht frei für ein Ziel entscheiden, nicht verantwortlich für sein Handeln sein und ebenfalls nicht aktiv an seinem Glück beitragen.

Im Zentrum der folgenden Interpretation von Schillers „Kabale und Liebe“ steht das Streben nach Glück der literarischen Figuren Ferdinand und Louise, wie diese Glück definieren, wie dies ihr Handeln beeinflusst und welches Moment die beiden ins Unglück stürzt.

In der Analyse wird vorwiegend auf die Protagonisten Louise und Ferdinand eingegangen. Um ihr Handeln zu verstehen wird jedoch ebenfalls auf andere Figuren Lady Milford, Miller (Louises Vater) und den Präsidenten (Ferdinands Vater) eingegangen, da sie einen größeren Einfluss auf die Handlungen und die Handlungsorientierung der beiden Protagonisten haben.

Im ersten Schritt wird darauf eingegangen, was Glück für die Protagonisten Ferdinand und Louise bedeutet und wie dies ihre Handlungen beeinflusst. Weitergehend wird darauf eingegangen ob und wie die Figuren in Kabale und Liebe autonom Handeln oder von äußeren Faktoren beeinflusst sind. Abschließend wird kurz auf die Verantwortung eingegangen, da am Ende des Stückes Ferdinand, wie auch sein Vater, die Verantwortung für das geschehene abgeben möchten.


  1. Interpretation: Glück, Autonomie und Verantwortung in Kabale und Liebe


Es gibt zahlreiche Definitionen des Glückbegriffs. In der Ethik spielt jedoch hauptsächlich das Glück, zudem das Ich selbst beitragen kann, eine Rolle. Dies ist jedoch nicht selbstverständlich erreichbar und kann eine große Anstrengung erfordern. Hier stellt sich in der Ethik die Frage, ob der Mensch überhaupt nach Glück streben soll. Diese Frage wurde von den Moralphilosophen unterschiedlich beantwortet.

Von den einen wird Glück als das oberste normative Prinzip angesehen, von den anderen wird das Glücksstreben dem Prinzip der Pflicht, in Verbindung mit dem Streben nach Tugend, Sittlichkeit, Vernünftigkeit, untergeordnet. (Vgl. Pieper, 2007, S. 166)

Diese beiden entgegengesetzten Thesen lassen sich auch in Kabale und Liebe finden. Die eine in Ferdinand, der das Streben nach Glück als seine universelle Handlungsorientierung ansieht, die andere im Musikus Miller, der für das Einhalten von Tugend und Sittlichkeit steht.


Wie bereits in der Einleitung erwähnt strebt jeder Mensch nach Glück. Glück ist jedoch nichts empirisch festmachbares. Es ist die Befriedigung und Erfüllung von Bedürfnissen und Interessen, die jedoch individuell, also von Mensch zu Mensch unterschiedlich, sind. Glück ist ein Ziel, das alle anderen Ziele übergeordnet ist und zugleich alle wesentlichen Ziele und Zwecke umfasst. (Vgl. Höffe, 2013, S. 54)

Jeder Mensch strebt nach Glück, auch wenn jeder dies auf unterschiedliche Weise für sich definiert. Dieses Streben nach Glück beeinflusst und definiert das Handeln von Menschen. (Vgl. Peiper 2007, S. 165) Somit stellt sich hier die Frage, wie Ferdinand und Louise ihr Glück definieren und was ihre zentrale Handlungsorientierung ist, die sie zu einem glücklichen Leben führt.

Anfänglich scheint es, als würden die beiden Protagonisten des Stücks, ihr Glück durch die Liebe zueinander definieren. Somit kann gesagt werden, dass die Liebe ein zentrales Moment des Stücks ist. Eine Liebe, die aufgrund des Standesunterschiedes der Liebenden, eine problematische ist. „Man trennt uns“ (Schiller, 2015, S. 22) prophezeit Louise berei.....[Volltext lesen]

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Handlungsfreiheit bezeichnet die Möglichkeit, ohne äußere Zwänge, nach seinen eigenen Wünschen und Überzeugungen handeln zu könne. Das beinhaltet aus einer Auswahl von Handlungsmöglichkeiten wählen zu können und sich ohne äußeren Einfluss für oder gegen eine Handlungsalternative entscheiden zu können. (Vgl. Höffe S. 66f.)

Autonomie ist ein wesentliches Moment für Glück. Wenn Glück das Handeln definiert und Freiheit erst wirkliches Handeln ermöglicht, kann Freiheit als die Grundlage für Glück angesehen werden. Der Mensch muss sich erstens autonom für sein Glück entscheiden und zweitens die Freiheit besitzen sich für die Handlung, die zu dem Glück führen, entscheiden zu können. Freiheit mach somit Glück erst möglich.

Dem Wert der Freiheit steht die Determination gegenüber.

Ferdinand kämpft nicht nur für seine Liebe zu einer Bürgerlichen, sondern auch gegen die Determination, gegen sein vorbestimmtes Leben am Hof. Um dies zu erreichen, begrenzt Ferdinand Louises Autonomie. Das zeigt sich bereits im ersten Zusammentreffen im bürgerlichen Trauerspiel, in dem Ferdinand Besitzansprüche auf Louise stellt. „Du bist meine Louise. Wer sagt dir, daß du noch etwas sein solltest.“ (Schiller 2015, S. 22)

Ferdinand akzeptiert die Autonomie Louises nicht. Sie soll nur die seine sein. In seinem Idealismus der Liebe und seinem Kampf um diese Liebe sieht er die Gefahren nicht, die beide bedrohen. Anders jedoch Louise. Sie äußerst Zweifel an der Verbindung und erahnt ein schlimmes Schicksal, besonders für sich selbst. Sie zweifelt nicht an der Liebe zu Ferdinand, jedoch an den Umständen ihrer Liebe.

Diese Gefahr geht von dem Hof und Ferdinands Vater aus. Ferdinand versteht dies in seinem Idealismus nicht und glaubt stattdessen, dass Louise an ihrer Liebe zu ihm zweifelt, welches sich in Eifersucht äußert. Doch ist diese Eifersucht auch das Produkt seiner Besitzansprüche und der Angst seinen Kampf gegen den Hof ohne der Liebe zu Louise nicht führen zu können.

Benutzt Ferdinand Louise um seine autonome Selbstbestimmung zu erreichen? Da die Idee, sich gegen den Hof aufzulehnen bereits vor Louise in seinem Kopf war, könnte sie auch Mittel zum Zweck sein. Er kämpft gegen den eigenen Vater und den Hof und die damit verbundene Determination. Um auszubrechen hat er sich ein Bürgerliche ausgewählt und gibt diese nun als Zweck für sein Handeln an.

Er kämpft, um für sich Autonomie zu erreichen, jedoch nicht für Lousies Autonomie. Er begrenzt ihre Autonomie, um ganz sein zu sein. So wird nicht nur die Liebe zu Louise Mittel zum Zweck, sondern Louise selbst. Wenn Miller für die Pflicht und Tugend vertritt, steht ihm Ferdinand mit seinen Ansätzen gegenüber. Ferdinands Handeln verstößt gegen Kants kategorischer Imperativ II, welche ein Teil der deontologischen (Pflicht) Ethik ist.

Er besagt, dass man sich selbst, wie auch jede andere Person jederzeit als Zweck, niemals jedoch nur als Mittel gebrauchen soll. (Vgl. Kant 429, in: Höffe, 2013, S. 69)

Sieht man in Ferdinands Handeln das Ziel, Autonomie zu erreichen, verstößt er gegen dieses Maxim, da er Louise als Mittel für sein Unternehmen, die höfischen Strukturen zu durchbrechen, verwendet. (Vgl. Kufner 2012, S. 46)

Da er Louise und ihre Liebe als Mittel sieht, erhebt er absolute Besitzansprüche, nicht nur auf Louises Liebe, sondern ebenfalls auf Louise selbstLouise soll sich nur von ihrer Liebe treiben lassen, die Realität ausblenden, genauso wie jegliche Vernunft. Ferdinand möchte sie „einschläfern“, sie von der Realität weglocken, hinein in seine schwärmerische Traumwelt. (Vgl. Kufner 2012, 39)

Ferdinand kämpft also gegen den Zwang und die Missstände am Hof, die Ständeunterschiede und seine eigene, damit verbundene, Determination. Für diesen Kampf hat er sich die Liebe zu einer bürgerlichen ausgewählt. Wenn der Zwang und die Missstände am Hof und der Ständeunterschied nicht existieren würden, könnten sich die beiden Liebenden selbstbestimmt füreinander entscheiden, welches zu ihrem Glück führen würde. .....

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Es scheint, als würde der Präsident seine Vorstellungen von einem glücklichen Leben für Ferdinand, zu seiner obersten Handlungsorientierung ernannt haben. Doch Ferdinand hat andere Vorstellungen von Größe und Glück. Jedoch versucht er nur für sich selbst mehr Vorteile zu erhaschen. So würde er Lady Milford selbst heiraten, wenn er nicht schon zu alt dafür wäre.

Ferdinands schwäche wird das erste Mal im Gespräch mit dem Vater zu erkennen. Er verleugnet Louise und nennt einen anderen Grund, warum er keine Frau nehmen möchte und als er keine Argumente mehr findet, die Wahl des Vaters auszuschlagen, will er fortrennen. Das ist auch sein Plan als die Situation für ihn und Louise immer hoffnungsloser wird. Diese Hoffnungslosigkeit möchte er jedoch nicht einsehen, sondern ihr den Rücken zukehren.

In dieser Szene wird zum ersten Mal deutlich, dass Ferdinand ein „Schwärmer“ ist, der redet, anstatt zu handeln. Sein Kampf um seine Autonomie besteht nur aus Worten gegenüber Louisen und aus Vorhaben seine Selbstbestimmung in die Wirklichkeit umzusetzen, jedoch nicht aus wirklichen Taten. Im Gespräch mit dem Vater nennt Ferdinand eine weitere Handlungsorientierung, die für ihn zu Glück führt, nämlich die Ehre.

Nach der gescheiterten Auseinandersetzung mit dem Präsidenten, plant er der „nichtswürdigen“ Lady Milford einen Spiegel vorzuhalten. Hier schreitet Ferdinand zum ersten Mal zur Tat.

Jedoch erfährt man vor dem Zusammentreffen Lady Milfords und Ferdinands, im Gespräch der Lady Milford mit ihrer Kammerjungfer Sophie, dass sie selbst die Verkupplung mit Ferdinand geplant hat.

Die Verbindung mit dem Major – Du und die Welt stehen im Wahn, sie sei eine Hofkabale – Sophie – erröte nicht – schäme dich meiner nicht – sie ist das Werk – meiner Liebe.“ (Schiller 2015, S. 38)

Trotz ihrer guten Taten und ihrer Ablehnung des Hofes, nutz sie die Strukturen des Hofes für ihren eigenen Nutzen, nämlich Ferdinand als Mann zu bekommen. Sie fädelt selbst eine Kabale ein und benutzt den Hof hierfür. Jedoch lässt sie Ferdinand am Ende seine Autonomie selbst zu entscheiden, ob er sie heiraten möchte, oder nicht. Sie möchte ihn nicht zu einer Verbindung zwingen.

Anfangs der Unterhaltung zwischen Lady Milford und Ferdinand nennt letzterer die Ehre als Hauptgrund, sie nicht zur Frau nehmen zu können. Lady Milford ist für Ferdinand unter seiner Ehre und beleidigt sie. Jedoch ist Lady Milford nicht die schlechte Person, auf die Ferdinand denkt zu treffen. Sie ist eher eine seelenverwandte (vgl. Kufner 2012, S. 42), die im Gegensatz zu Ferdinand nicht nur über ihre Ziele spricht, sondern auch dafür handelt.

Als sie ihre Geschichte erzählt, erkennt Ferdinand ihre wahre Person und eröffnet ihr, dass er eine Bürgerliche liebt. Dies tut er jedoch eher als Entschuldigung für seine vorangegangenen harten Worte, um seine Strafbarkeit zu mindern. .....

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Er bleibt in seinem Willen zur Tat gefangen.

Louise ist sich in ihren Zielen, um ihr Glück zu erreichen nicht sicher. Sie schwankt zwischen dem Idealismus Ferdinands und der Pflicht und Tugend, also dem Realismus ihres Vaters.


Louise ist von Anfang an nicht vollkommen von der Liebesphilosphie Ferdinands und seinem Plan, sich gegen den Hof aufzulehnen überzeugt. Guthke meint, dass sie sich schlussendlich vollkommen dem Richtergott zuwendet (Guthke, S. 154). Diese Position kann jedoch auch als Zuwendung zur bürgerlichen Tugend und Pflicht gesehen werden, also die Position des Realismus ihres Vaters.

Miller wünscht sich für seine Tochter ein Leben, in der sie autonom entscheiden kann, dies schließt auch die Wahl des Mannes ein. So sagt er zu Wurm, der Louise gerne zur Frau hätte: “ ich zwinge meine Tochter nicht.“ und „… warum soll ich ihr einen Mann, denn sich nicht schmecken kann, aus purem klarem Eigensinn an den Hals werfen?“ (Schiller 2015, S. 16)

Diese Autonomie endet jedoch mit dem Stand. Der Ständeunterschied ist für Miller das entscheidende Moment. Der Vater lässt der Tochter die Freiheit, ihr Glück selbst zu schaffen, solange es sich innerhalb ihres Standes befindet. Zugleich wünscht sich der Vater, dass die Tochter die Tugenden einer frommen bürgerlichen Frau erfüllt und ist sich somit mit Platon, Spinoza, Kant und dem deutschen Idealismus einig, dass das Prinzip der Glückseligkeit dem Prinzip der Pflicht unterzuordnen ist, beziehungsweiße, dass das befolgen der Pflicht zu Glück führt.

Das Streben nach Tugend, Sittlichkeit und Vernünftigkeit ist das oberste Gebot. Für Miller ist die Pflicht die Stände und .....

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In Louises Wünschen bei ihm zu sein stellt sie sich als einfaches Mädchen da, welches unter den vornehmen Fräulein am Hof steht. Weiteres verwendet Schiller Metaphern „ein leises schmeichelndes Lüftchen, dein Gesicht abkühlen!“, „Dies Blümchen Jugend – wär es ein Veilchen, und Er träte drauf, und es dürfte bescheiden unter ihm sterben!“ (Schiller 2015, S. 19). Diese Metaphern spiegeln den Ständeunterschied zwischen Louise und Ferdinand wieder und sie stellt sich selbst unter Ferdinand und seinem Stand.

Doch besinnt sie sich nach dem Abgang des Vaters wieder vollkommen auf die Realität zurück. Das erwünschte Glück der Liebe mit Ferdinand ist ihr für diese Leben versagt. „ich entsage ihm für dieses Leben“ (Schiller 2015, S.20). Für sie ist der Standesunterschied der Grund, der ihrem Glück im Weg steht und das ausschlaggebende Moment, warum sie Ferdinand entsagt. Auch in dem Zusammentreffen mit Ferdinand eröffnet Louise ihre Zweifel an dem Idealismus Ferdinands.

Nahezu das Gesamte Stück hindurch wird für Louise, beziehungsweise von Louise für sich selbst, die Bezeichnungen „Unglückliche“, „Unglückselige“, „Elende“ verwendet. Dies spitzt sich gegen Ende des Stückes zu und beschreibt nicht ihren Gefühlszustand und ihre Situation, sondern auch der weitere Verlauf des Stückes wird deutlich.

Louise entscheidet sich nach dem Erscheinen des Präsidenten in ihrem Haus gegen Ferdinand. Der Besuch hat ihr gezeigt, dass die Verbindung nicht funktionieren kann. Sie glaubt an keine glücklichen Tage mehr und auch ihre Hoffnungen darauf hat sie aufgegeben. Anders Ferdinand, ihn hat das Zusammentreffen mit seinem Vater mehr bestärkt zu handeln, jedoch nicht direkt gegen seinen Vater, sondern gemeinsam mit Louise die Flucht anzutreten, um mit ihr an einem anderen Ort glücklich zu werden.

An einem Ort, an dem niemand zwischen ihrer Liebe steht. Doch als Louise ihm absagt, beginnt seine Wut zu entfachen. Louise stellt sich hier das erste Mal gegen Ferdinand und seine Vorstellungen. Sie durchgekreuzt damit seine Pläne, die Liebe zu ihr als Waffe gegen seinen Vater zu verwenden und als seinen Handlungsgrund.

Louise wählt das Unglück, da sie der Meinung ist, dass das die allgemeine ewige Ordnung aufrechterhält und in Summe mehr Menschen glücklich macht. Der Utilitaristische Ansatz, den Louise hier wählt, löst in Ferdinand eine rasende Wut aus.

Er glaubt nicht, dass Louise sich für die „kalte Pflicht“ entscheidet. Seine Eifersucht kommt wieder ins Spiel und glaubt, dass ein anderer .....

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Doch unerwartet gibt Louise Ferdinand frei und droht mir Selbstmord. Dies lässt die Lady erkennen, auf welchen Weg sie abgerutscht ist und sie beschließt, dass sie ebenfalls Ferdinand entsagt. Sie möchte wieder ein tugendhaftes Leben führen „In deine Arme werfe ich mich, Tugend!“ (Schiller 2015, S. 100). Sie beschließt in der Tugend ihr Glück zu finden.

Louise hat die Hoffnung auf ein gemeinsames Glück mit Ferdinand in diesem Leben aufgegeben und sieht die einzige Möglichkeit mit ihm zusammen zu sein im gemeinsamen Selbstmord.

Auch in fünften Akt ist Louise hin und her gerissen zwischen dem Ideal der Liebe und der Vernunft. Ihr Beschluss Selbstmord zu begehen, um so mit Ferdinand vereint zu sein, ist ein Ausdruck des Idealismus. Als sie die Pläne ihrem Vater verrät stellt Miller Louise vor die Wahl: „Wenn die Küsse deines Majors heißer brennen als die Tränen seines Vaters – stirb“ (Schiller 2015, S.109)

Sie entscheidet sich auch hier wieder für den Vater und macht dadurch ihren Vater glücklich, doch währt sein Glück über die lebendige Tochter nicht lange. Miller sah Ferdinand von Beginn an als Unglücksbringer für seine Tochter und sollte damit recht behalten.

Schlussendlich verliert Louise ihre komplette Selbstbestimmung durch Ferdinand, der ihr heimlich das tödliche Gift in die Limonade mischt. Im Sterben wird sie von ihrem Eid gelöst und verrät Ferdinand die Machenschaften seines Vaters.

Autonomie ist die Bedingung für Verantwortung. Ferdinand bezeichnet sich selbst als Mörder, doch gibt er den größten Teil der Verantwortung an seinen Vater ab.

feierlich walz ich dir hier die größte gräßlichste Hälfte zu“ (Schiller 2015, S. 130)

Der Präsident versucht weiter die Verantwortung auf Wurm abzuwälzen, da er die Idee für den Betrug hatte. Doch widerspricht dieser dem Präsidenten, da er ein Diener ist, hat er befolgt, was der Meister befohlen hat. So muss der Präsident einsehen, dass er die Verantwortung für seine Handlungen übernehmen muss und seine Intrige den Tod der beiden Liebenden herbeigeführt hat.

Unschuldig ist Ferdinand jedoch auch nicht. Seine Liebe zum Abenteuer, sein Idealismus, der Auslöser für die Besitzansprüche an Louise und in weiterer Folge für seine Eifersucht, und sein Kampf für Autonomie haben die Intri.....

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Eine Bedingung um das tun zu können, ist die Autonomie, die Freiheit sich für eine Handlung zu entscheiden. Genau diese Handlungsfreiheit begrenzt Ferdinand bei Louise. Als Sohn des Präsidenten, der eine bürgerliche Frau liebt, versucht er sich gegen seien eigenen Stand aufzulehnen. Als Grund und als Mittel für diesen Kampf benutzt er die Liebe zu Louise und Louise selbst.

Von Beginn an, hat Ferdinand angst dieses Kampfmittel zu verlieren und stellt Besitzansprüche auf Louise. Er kämpft nur für seine eigene Autonomie. Ferdinand ist Idealist, für den es nur schwarz und weiß gibt. Diese Tatsache ermöglicht erst die Briefintriege. Dem gegenüber steht der Musikus Miller, Louises Vater. Er möchte seiner Tochter Handlungsfreiheit bieten, jedoch Standesgemäß.

Der Vater und Ferdinand stehen in ihren Ansichten einander gegenüber. Zwischen diesen beiden Ansätzen steht Louise. Sie versucht Ferdinand die Augen zu öffnen und vor der bevorstehenden Bedrohung, dem Präsidenten, zu warnen. Nur Lady Milford schafft es für einen Moment Ferdinand zum Nachdenken zu bewegen. Als sich Louise gegen seinen Idealismus und somit gegen seine Liebe entscheidet, ist Ferdinand gekränkt, da er ihr ihre autonome Entscheidungskraft abgesprochen hat und er zudem seine Legitimation, sich gegen den Hof aufzulehnen verliert.

Zugleich die Briefintriege stattfindet wandelt sich Ferdinands Liebe zu Rache. Er ist in seinem Idealismus und schwarz-weiß Denken und seiner idealistischen Rache gefangen. Diese Rache beflügelt seinen fehlender Mut zum Handeln und führt nun alle Beteiligten ins Unglück anstatt ins Glück.


  1. Quellenverzeichnis

Pieper, Annemarie: Einführung in die Ethik. 6. Auflage. A. Francke Verlag: Tübingen und Basel 2007


Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Ein bürgerliches Trauerspiel. 13. Auflage. Surkamp: Frankfurt am Main 2015


Höffe, Otfried: Ethik. Eine Einführung. C.H. Beck: München 2013


Karl S. Guthke: Kabale und Liebe. Tragödie der Säkularisation. In: Schillers Dramen. Hg. V. Walter Hinderer. Stuttgart: Reclam 1992. S: 105-158


Kufner, Stephanie: Kabale und Liebe: Ferdinands Handel mit Gott. In: Wittkowski, Wolfgang; Kufner, Stephani: Schiller. Ethik, Politik und Nemesis im Drama. Peter Lang: Frank.....


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