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Seminararbeit / Hausarbeit

Literatu­r und Kunst in der italieni­schen Renaissa­nce

4.973 Wörter / ~22 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Elisa S. im Apr. 2012
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Friedrich Alexander Universität Erlangen - Nürnberg - FAU

Note, Lehrer, Jahr

2007

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Elisa S. ©
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sternsternsternsternstern
ID# 17851







Literatur und Kunst in der italienischen Renaissance


  1. Der Renaissancebegriff


Unter Historikern ist die Einordnung der Renaissance Anlass zu endlosen Debatten gewesen. So gehen die Meinungen über die Dauer der Epoche von 27 Tagen bis zu 400 Jahren auseinander. Ich halte mich an die Einordnung von Paul Oskar Kristeller und gehe somit von einem Zeitraum zwischen 1300 und 1600 aus.[1] Diese Darstellung als geschlossene Epoche entsteht jedoch erst im 19. Jahrhundert und stellt den Übergang vom Mittelalter zur Moderne dar.

Italien ist zur Zeit der Renaissance in fünf Kulturhochburgen gespalten. Das Machtgefüge aus Florenz, Mailand, Neapel, Venedig und dem Kirchenstaat setzt den Verzicht auf Einmischung in die inneren Angelegenheiten jener voraus, während jede der fünf Vormächte mit kleineren politischen Gebilden durch Abhängigkeits- und Schutzverhältnisse verbunden ist. Konflikte entstehen sowohl durch die Expansionsbestrebungen der großen Zentren als auch durch die Sicherheitsbedürfnisse der kleineren Gemeinden, die in ihrer Abhängigkeit auf gute Beziehungen angewiesen sind.[2]

Erstmals wird der italienische Begriff „rinascita“ (Wiedergeburt) von dem italienischen Künstler Giorgio Vasari verwendet, um die Abkehr von der mittelalterlichen Kunst zu bezeichnen.[3] Im Gegensatz zum Klassizismus ist die Renaissance als eigenständige Epoche fassbar. Sie lässt sich an das Selbstverständnis eines gewissen Zeitraums binden und stellt in der eigenen Zeit die „Wiederkehr einer idealen Zeit“ dar.

Diese Betrachtung beschränkt sich jedoch nicht auf Literatur, Malerei und die „studia humanitatis“[4], sondern umfasst alle Bereiche des menschlichen Lebens.[5] Die wesentliche Geisteshaltung der Renaissance ist der Humanismus.

Auch der Zweig der Wissenschaft rückt in den Vordergrund und demonstriert das Ideal der Renaissance, der „uomo universale“, der umfassend gebildete und interessierte Mensch. Die Neugier und das Interesse an der Welt und am Menschen selbst zeigt eine vollkommen neue Art der Weltanschauung. Im Folgenden soll näher auf die Einzigartigkeit der Epoche eingegangen und im Speziellen die geistige Haltung des Humanismus als Neuheit einer voranstrebenden Entwicklung dargestellt werden.

Ich werde mich vor allem auf die antike Rezeption und die Darstellung von Literatur und Kunst an Hand von wichtigen Denkern und Künstlern konzentrieren.


  1. Die Besonderheiten einer Epoche


2.1.        Antike Rezeption


Das Ziel der Renaissance ist die Individualisierung des Einzelnen und die Abkehr von Kaiser und Papst. Nach Petrarca soll die einstige Größe Italiens zurückgewonnen und das Ideal der Antike wiedergeboren werden. Diese Nachahmung erfolgt nicht nur in der Literatur, sondern auch in Bildhauerei, Malerei und Architektur des antiken Roms.

Die Epoche stellt eine neue Phase der Überlieferung, des Studiums und der Interpretation der klassischen Antike dar. Auf der Ebene des philosophischen Denkens bringt der Renaissance-Humanismus eine Neuformulierung vieler antiker Ideen hervor und leitet einen tief greifenden Wandel der Form und des Stils philosophischen Denkens ein.[6] Gegen Ende des 13. Jahrhunderts macht sich der Einfluss der klassischen lateinischen Autoren bemerkbar, da man das Studium und die Nachahmung jener als Voraussetzung für Eleganz und Ästhetik in Briefen und Reden betrachtet.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts dehnt sich die antike Rezeption auf die Studie der klassischen griechischen Sprache und Literatur aus. Beginnend mit der Entdeckungen von Handschriften des Tacitus, Lukrez und Cicero, die im Mittelalter in Vergessenheit geraten waren, wird die Studie der Antike schnell mit vielen Bereichen der Epoche verbunden, in denen die Ästhetisierung als Leitfaden angestrebt wird.

Neue Ausmaße nimmt die Verbreitung klassischer Texte durch die Erfindung des Buchdrucks Mitte des 15. Jahrhunderts an.[7]

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Das 14. Jahrhundert wird von den italienischen Geschichtsschreibern und Dichtern als eine unglückliche Zeit beklagt. Krieg, Verwüstung und Massensterben sind allgegenwärtig. Um 1350 lässt eine Pestepidemie ein Drittel der Bevölkerung umkommen. Doch gerade diese grausame, vom Tod geprägte Zeit veranlasst den Umschwung in eine neue Epoche.

Gelehrte wie Francesco Petrarca schulen ihre Sprache am Latein Ciceros, dessen Sprache ihnen Anleitung für ihr literarisches Schaffen wird. Geleitet von der Rhetorik der antiken Schriftsteller verfassen sie Geschichtswerke, epische Gedichte und grammatische Abhandlungen. Die Forderung, dass sich der Mensch von der Abgeschiedenheit des Klosters distanzieren und ein gottesfürchtiges Leben in Mitten der Welt führen soll, wird zum Ideal der neuartigen Vorstellungen.

Gerade am Hof wird auf die Ästhetik jener Zeit gesetzt. Prunk und Glanz gilt als Herrschaftslegitimation, realisiert durch verherrlichende Texte zur Zeitgeschichte, monumentale Bauten und Theater- und Musikaufführungen. Neben den Humanisten stehen vor allem die Künstler im Dienst der Ästhetik. In der Malerei wirken die Gemälde durch die Entdeckung der Zentralperspektive deutlich realistischer, in der Bildhauerei rückt der menschliche Körper in den Vordergrund, der seit der Antike erstmals wieder frei und emanzipiert von dem ihn umgebenden Raum steht, und in der Architektur setzt man auf prächtige Stadtpaläste mit harmonischen Proportionen.[8]


2.2.        Forschung und Wissenschaft


Neben der Kunst und Literatur wird in der Renaissance großer Wert auf die Entwicklung in Forschung und Wissenschaft gelegt. Das Abweichen von der kirchlichen Lehre kann jedoch auch zu Verfolgung und Hinrichtung führen. Einige Pioniere der Wissenschaften entgehen diesem Schicksal und werden von der Kirche milde behandelt, wie Girolamo Cardano, Arzt, Astrologe, Mathematiker und Traumdeuter.

Durch die ständige Überwachung der Kirche, er wird gezwungen nach Rom zu ziehen, kann er seine Forschung nicht weiterführen, obwohl er niemals die Lehren der Kirche angreifen wollte. Er versteht sich als Beobachter, nicht anders als Leonardo da Vinci. Neben den bereits erwähnten Schriften antiker Denker werden in zunehmendem Maße neue naturwissenschaftliche Entdeckungen und Theorien diskutiert.

Gelehrte zeigen Interesse am Universum, am Aufbau des menschlichen Körpers und an mathematischen Problemen. Um in der Tradition der Antike und des Mittelalters das Schicksal vorauszusagen, wird der Lauf der Sterne analysiert.[9]

‚Uomo universale’ wird seit der Renaissance ein Mensch genannt, der allgemein gebildet und interessiert ist. Er soll sich nicht nur für Literatur und Kunst begeistern, sondern die Anatomie des menschlichen Körpers verstehen, sich geographische Kenntnisse aneignen und das Universum erforschen. Als Paradebeispiel für ein derartiges Genie ist Leonardo da Vinci zu nennen, der später noch ausführlicher behandelt wird.

Johannes Kepler (1571-1630) treibt die Vorschläge von Kopernikus voran und bestätigt ihn in seinen Berechnungen. Die Fülle von Genies in der Renaissance tritt gegen Ende der Epoche hervor und leitet sie zur Neuzeit über.[10]


  1. Literarische Bestrebungen der Renaissance


Als Ausgangspunkt für die Literatur der Renaissance gilt der Wandel vom „Volgare“, Vulgärsprache, hin zum „Dolce Stil Novo“, dem süßen neuen Stil. Dieser ist geprägt von Wortreichtum, unverstellter Lebendigkeit und echt empfundener Leidenschaft. Dieser Stil drückt die Wahrheit des Gefühls aus und zwingt den Dichter sich möglichst eng an die Inspiration zu halten.

Man geht weg von der äußeren Betrachtung eines Liebesverhältnisses, das eine untertänige Beziehung darstellt, und beschreibt die Liebe als untrennbar vom Edelmut, als Herzen verfeinernd und als Streben zur geistigen Verklärung.[11]


3.1.        Dante Alighieri


Dante Alighieri[12] wird 1265 in Florenz als Sohn von Bella und Alighiero II. geboren und stirbt 1321 in Ravenna. Seine Familie gehört dem guelfischen Stadtadel an. Zu jener Zeit ist Italien in zwei Lager gespalten, in die kaisertreuen Ghibellinen und in die Guelfen, die Anhänger des Papstes. Über Dantes Ausbildung ist nicht viel bekannt, wobei man davon ausgehen kann, dass er ein ‚studium generale’ an den Lehrstätten der Dominikaner und Franziskaner in Florenz ableistete.

Dante zählt zur jungen Elite von Florenz und beschäftigt sich damit Gedichte zu schreiben. Schon bald beginnt er über die reine, körperlose Liebe zu einer Frau namens Beatrice zu schreiben. Mit neun Jahren sei sie ihm erschienen, wobei die in seiner Darstellung eher ein Gleichnis zu sein scheint als ein Mensch. „Von Stund an“, schreibt Dante, „beherrscht die Liebe meine Seele“ (Zitat: Dante, in GEO Epoche, S. 29).

Dante schreibt immer wieder Gedichte über diese Frau, wobei alles im Zeichen der Zahl Neun steht. Diese gilt als die vollkommene Zahl, deren Wurzel die Dreifaltigkeit ist. Ob er über eine reale Person schreibt, ist nicht zu beweisen. Sein Biograph Boccaccio mutmaßt, dass es sich eventuell um die Tochter des Bankiers Folco Portinari handeln könnte, doch dafür gibt es keine Belege.

Später ist sie mit Sicherheit ein Spross seiner Phantasie, denn auch ihr Tod steht im Zeichen der Zahl Neun.

Bevor Dante seine „Commedia“ verfasst, betätigt er sich einige Zeit in der Politik, obwohl zu dieser Zeit die Stadt zerrissener ist denn je, da nicht nur Guelfen und Ghibellinen im Konflikt stehen, sondern auch Kleinbürger, das reiche Bürgertum und der Adel. Wenige Jahre nach seinem Rückzug aus der Politik verfasst er seine „Commedia“, die erst später von Boccaccio den Titel „divina“ erhält.

Dante gilt als einer der wichtigsten Dichter und Philosophen seiner Zeit, der sich der antiken Rezeption widmet und dabei Gelehrsamkeit und literarische Bildung mit Eigenständigkeit in der gedanklichen Aneignung und im sprachlichen und poetischen Ausdruck verbindet. Erstmals wird die eigene Person des Dichters in den Mittelpunkt des Werkes gerückt und das lyrische ‚Ich’ stilisiert, während dem Leser, der politischen Gesellschaft und sogar der Kirche einen Spiegel zur Selbstbekenntnis und ein Leitbild zur Besserung geboten werden.

Als Ziel spricht er von der Übereinstimmung mit der göttlichen Weltordnung, wie sie schon in der Antike bei Dichtern wie Vergil und Philosophen wie Aristoteles vorgezeichnet war.[13] In der Thematik verläuft die Entwicklung Dantes von der Verherrlichung der irdischen Liebe, die Herz und Gemüt veredelt, in der „Vita nova“, zur Verehrung der himmlischen Liebe, welche die Seele errettet, in der „Divina Commedia“.

Zwischen diesen zwei Entwicklungsstufen steht die Frau Beatrice, die zugleich Wirklichkeit und Symbol ist. Er selbst hat seine Schritte zur Wandlung deutlich erkannt und in der Erzählung von der Wanderung durch die drei Reiche des Jenseits beschrieben.

Die Göttliche Komödie gilt als persönliches Erlebnis, da der Dichter selbst die drei Abschnitte seines Lebens schildert. Sie beschreibt das Erlebnis des Dichters, der sich in der Osterwoche durch einen grauenvollen Wald irren sieht. Vergil wird zu seinem Begleiter und führt ihn durch diesen sicher hindurch.

In seiner ersten Phase kommt er an der Hölle vorüber und beschreibt die neun Kreise, die in Trichterform nach unten reichen und je enger sie werden, desto größer wird das Leid, das er sehen kann. Im Erdmittelpunkt befindet sich dann Luzifer selbst. Die zweite Phase beschreibt das „Purgatorio“, das Fegefeuer. Dieses ist als ansteigender Berg gedacht, der aus dem Vorgelände, sieben Terrassen und dem Gipfel besteht.

Nur durch die menschlichen Erfahrungen von Sünde und Vergebung kann sich seine Schöpfung harmonisch als Synthese von Liebe, Philosophie, Theologie und Natur entwickeln. Dante ist sich bewusst, dass sein Werk nur durch das Zusammenspiel von seinem Wissen dieser Zeit und dem Wirken von Himmel und Erde entstanden ist.

Im Vergleich zu anderen Werken aus dieser Zeit ist Dantes „Commedia“ keine Anhäufung von Gelehrsamkeit, die aus vielen Quellen zusammengetragen wurde, sondern ein Zusammenspiel von einzelnen Elementen und Motiven, die das Stück zusammenhalten und das Gefühl zulassen Dante wäre seiner Zeit ein gutes Stück voraus.[15]


3.2.        Giovanni Boccaccio


Giovanni Boccaccio[16] wird 1313 wahrscheinlich in Florenz, eventuell auch in Celtado als Sohn des Kaufmanns Boccaccio di Chellino geboren. Es kam die Legende auf, er sei in Paris geboren, da sein Vater eine Beziehung zu einer französischen Adeligen, Giovanna, unterhielt, die jedoch niemals bewiesen werden konnte.

Er soll, ausgehend von seinem Vater, in Neapel den Beruf des Kaufmanns erlernen, wo er sich gegen dessen Willen seiner Leidenschaft, der Literatur, widmet. Am Hof des Robert von Anjou eignet er sich durch die Beziehungen zu Intellektuellen eine umfassende Bildung an. In dieser Zeit entstehen seine ersten Werke, in welchen er mit verschiedenen Genres und Stilen experimentiert.

Il Decamerone bedeutet vom Griechischen abgeleitet „zehn Tagewerk“ und ist eine Sammlung von 100 Novellen, die wahrscheinlich zwischen 1350 und 1353 entstehen. Die Rahmenhandlung spielt in einem Landhaus in den Hügeln von Florenz. Sieben Mädchen und drei junge Männer sind vor der Pest in dieses Haus geflüchtet und versuchen sich nun dort zu unterhalten.

Jeden Tag wird ein König oder eine Königin bestimmt, welcher einen Themenkreis vorgibt, zu dem sich jeder eine Geschichte ausdenken soll. Nach zehn Tagen und zehnmal zehn Novellen kehren alle wieder nach Florenz zurück.[18] Erstaunlich ist, dass Boccaccio nur die wenigsten der Geschichten erfindet. Sie stammen aus verschiedenen Quellen und er gibt ihnen eine gewisse Lebendigkeit und eine Sprache, die dem Muster der Antike, insbesondere Cicero folgt.[19]

Geht man nun inhaltlich von Dante zu Boccaccio über, sieht es nach totaler Veränderung aus. Es gibt keine göttliche Komödie mehr, in der Heilige und schwarze Erzengel um die Seele des Menschen streiten, sondern eine menschliche Komödie. Aus Askese, Verdammung des Fleisches und Sehnsucht nach dem ewigen Leben werden Genuss, Sinnlichkeit und irdisches Vergnügen.

Damit meint er, dass jeder Stoff die ihm zukommende Form bedingt. Der wichtigste Aspekt ist, dass der Künstler seinem Kunstwerk treu bleibt. Beispiel für diese Ansichten ist die äußere Gestalt des Decamerone, das komplizierte rhetorische Gesetze zum Vorbild hat. Er ist in einer rhythmischen, zuweilen gereimten Prosa verfasst, die den Gesetzten des „Redeflusses“ angepasst ist.

Im Werk schließt sich eine reiche Überlieferung, die vom Studium der Klassiker getragen wird.[20]


3.3.        Francesco Petrarca


Francesco Petrarca[21] wird am 20 Juli 1304 als Sohn eines Notars in Arezzo geboren und stirbt am 18. Juli 1374 in Arquà. Sein Vater wird als Papstanhänger aus Florenz verbannt und lebt daraufhin in Avignon, wohin ihm Patrarca mit sieben Jahren folgt. Sein Jurastudium bricht er ab und gerät nach dem Tod seines Vaters in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Ausgangspunkt für seine Geschichtsschreibung ist das Vorbild der Antike. Für Petrarca liegt die einzige Chance der zerrütteten italienischen Staatenwelt, die geprägt ist von Kriegen und Krankheiten, im Rückgewinn der antiken Größe des Imperium Romanum, der Erziehung der Bürger zu literarisch gebildeten und politisch verantwortungsbewussten Menschen. Er distanziert sich deutlich von der Scholastik des Mittelalters.

Petrarca rückt den Menschen in den Mittelpunkt des Weltgeschehens und beeinflusst mit diesem Perspektivenwechsel die Geschichtsschreibung.[23]

In seiner Gedichtsammlung, dem „Canzoniere“, geht Petrarca länger auf die Wirkungen der Liebe ein, beschreibt die Schönheit von Gesicht und Augen und findet seinen Höhepunkt der lyrischen Spannung im Tod der Laura, die nur so ewig in der Dichtung leben kann. Es folgt ein erhabenes Gebet an die Jungfrau Maria, das die geistige Höhe Petrarcas durch den Verzicht auf irdische Liebebindung unterstreicht.

Denn diese wird als vergänglich dargestellt und Laura entspricht nicht dem engelsgleichen Wesen, wie Beatrice, sondern einer „sterbliche Schönheit“ und diese gilt wohl als niedrigste Form der Schönheit. Die Schriften bedeuten für ihn selbst Trost und Linderung von Zweifel und Angst. So analysiert er seine Liebeserfahrungen mit tiefer Feinfühligkeit und trennt dieses ichbezogene Interesse deutlich von den Denkgewohnheiten des Mittelalters.[24]

In einem Brief an den Frühhumanisten Francesco Dionigi schildert Petrarca, wie er mit seinem Bruder den Mont Ventoux in der Provence besteigt. „Und es gehen die Menschen hin, zu bestaunen die Höhen der Berge, die ungeheuren Fluten des Meeres, die breit dahinfliessenden Ströme, die Weite des Ozeans und die Bahnen der Gestirne und vergessen darüber sich selbst“ (Confessiones X, 8).[25] Man erkennt die Relevanz des Zusammenfallens von Naturerlebnis und Rückwendung auf das Selbst.


  1. Die Kunst der Renaissance


Neben der Verehrung der Antike stellt die Renaissance auch die Frage nach dem Wesen der Schönheit. Ideale Maße und Proportionen spielen in der Malerei und Architektur, sowohl den menschlichen Körper, als auch Gebäude betreffend, eine große Rolle. Durch die Entwicklung der Zentralperspektive wird die räumliche Darstellung auch in Gemälden möglich. Dies geschieht mit mathematischer Exaktheit.

Die Mehrheit renaissancistischer Gemälde sind Altarbilder und Fresken religiösen Inhalts. Neu ist jedoch die Vermenschlichung der religiösen Gestalten durch die Darstellung in einer weltlichen Umgebung. Es entstehen aber auch Bilder mit weltlichen oder mythologischen Themen und Landschaftsbilder. Außerdem wird immer mehr Wert auf die Anatomie des menschlichen Körpers gelegt.

Trotz der Erforschung der wahren Muskelzüge und Proportionen, wird der Körper in einer idealisierten Form, wie in der Antike, dargestellt. Ziel des Künstlers ist es die körperliche Vollkommenheit auszudrücken, die auch in der Nacktheit zu finden ist, da diese symbolisch für die Unschuld steht und als ursprüngliche Schönheit angesehen wird.[26]



Raffaello Santi wird vermutlich am 6. April 1483 als Sohn von Giovanni Santi, einem Goldschmied und späteren Maler, und Magia Ciarla in Urbino geboren. Berühmt wird er vor allem durch seine harmonischen Kompositionen und lieblichen Madonnenbilder. Er genießt schon zu Lebzeiten das Privileg unter seinem Vornamen bekannt zu sein.

Er ist nicht nur Maler in Florenz und am päpstlichen Hof in Rom, sondern wird auch Bauleiter des Petersdoms. Schon in jungen Jahren ist das malerische Können Raffaels sehr ausgeprägt, wahrscheinlich gefördert durch seinen Vater. Gemälde, die ihm zu seiner Berühmtheit verhelfen, sind „die Londoner Kreuzigung“, „Die Krönung Mariä“ und „Die Vermählung der Maria“, woraufhin er nach Florenz geht, um dort zahlreiche Aufträge von reichen Florentinern zu erhalten.

Ab 1508 lebt und arbeitet Raffael in Rom, wo er von Papst Julius II. mit dem Neubau von Sankt Peter beauftragt wird. In Rom soll er ebenfalls die päpstlichen Gemächer mit Wandgemälden ausstatten. Hier entstehen absolute Meiserwerke der Hochrenaissance wie der „Parnass“, die „Disputa“ und die „Schule von Athen“, die Religion und Philosophie preisen. Für Papst Julius II. vereinigt Raffael an einer Wand der vatikanischen Stanza della Segnatura in der „Schule von Athen“[27] die wichtigsten Denker der Antike.

Der Maler verewigt sich auch selbst in seinem Kunstwerk. Die zweite Figur von rechts blickt den Betrachter an, was in der Darstellung im Anhang leider nur schwer zu erkennen ist. Das Gemälde beweist jedoch auch, dass Raffael seinen Erfolg nicht nur seinem Talent verdankt, sondern auch langer Studien. Durch Aufnahmefähigkeit und Lernbereitschaft bezieht Raffael seine Arbeitgeber und deren Überzeugungen in seine Werke ein und erntet damit sehr viel Erfolg.[28] Überdies entstehen einige Werke, in denen religiöse Themen mit den politischen Ereignissen der Zeit verbunden werden.

Etwa zur gleichen Zeit schafft Raffael die „Sixtinische Madonna“[29], sein wohl berühmtestes Madonnenbild. Das Gemälde in seiner Gesamtheit ist den meisten Menschen weniger geläufig. Die zwei Engel im unteren Bildrand wurden jedoch in der heutigen Zeit zu einem eigenständigen Motiv der Populärkultur, denn sie finden sich millionenfach auf Postkarten und Postern. Das Gemälde entsteht 1513 für die Klosterkirche in Piacenza, wodurch der Papst den Sieg über die Franzosen feiert.

Woran Raffael am 6. April 1520 in Rom stirbt ist unklar. Er wird auf eigenen Wunsch im Pantheon bestattet.[30]

4.2.        Leonardo da Vinci


Leonardo da Vinci wird am 15. April 1452 als nichtehelicher Sohn des Notars Ser Piero und des Bauernmädchens Caterina in Anchiano bei Vinci geboren und stirbt am 2. Mai 1519 auf Schloss Clos Lucé. Er interessiert sich schon früh für Musik und Kunst, woraufhin sein Vater einen Kunstlehrer anstellt. Da Vinci lernt bei einem der bedeutendsten Bildhauer in Florenz und steigert sich schnell.

Er ist keiner der Renaissancekünstler, welche die Antike nachahmen, sondern bezeichnet sich stets nur als Schüler der Natur. Besonders die ungewöhnlichen Erscheinungen der Welt ziehen ihn stets an, wie merkwürdige Formen, ungewohnte Gesichter oder seltene Pflanzen. Diese Dinge hält er in seinen Zeichnungen fest. Ein weiteres Interesse zeigt er an der Sektion Verstorbener, bei welchen er Entdeckungen macht, die er zeichnerisch genau festhält.

Er soll Zeit seins Lebens nur acht Gemälde vollendet haben, da er sich vorwiegend der Architektur, Mechanik, Militärtechnik und dem Bauwesen widmet. Dadurch wird er zum Genie und Pionier seiner Zeit und erstaunt auch seine Nachwelt. So gibt es Skizzen von technischen Erfindungen, die funktionsfähig sind, aber erst viele hundert Jahre später „erfunden“ werden.


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