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Überblick: Diese Mitschri­ft bietet einen umfassen­den Überblick über die Literatu­r des 18. Jahrhund­erts, indem sie wichtige literari­sche Werke und Strömung­en wie Barock, Aufklärung­, Empfinds­amkeit, Sturm und Drang sowie Weimarer Klassik und Frühroma­ntik vorstell­t. Sie hebt die Bedeutun­g von Weimar als kulturel­les Zentrum hervor und diskutie­rt die Werke von Schlüsse­lfiguren wie Lessing, Goethe, Schiller und Wieland. Der Text beleucht­et auch philosop­hische und naturwis­senschaf­tliche Aspekte der Epoche sowie deren Einfluss auf die Entwickl­ung der Literatu­r.
Literatur des 18. Jahrhunderts
- 18. Jh. als Jh. der Aufklärung, Anthropologisches Jh., Sokratisches Jh., Märchenjh.
- neue mustergültige Werke – etwa Oberon oder Herrmann und Dorothea in der Epik, Wilhelm Meister
oder Aristipp im Roman, Iphigenie, Wallenstein oder Faust im Drama oder zahlreiche Zeugnisse,
nicht nur Xenien oder Balladen, in der Lyrik
- frühesten Repertoiredramen der deutschsprachigen Bühnenstücke:
Gotthold Ephraim Lessings (1729-1781) Emilia Galotti, Minna von Barnhelm, Nathan der Weise
Goethes Götz von Berlichingen, Faust und Iphigenie auf Tauris
Schillers Die Räuber und Kabale und Liebe, Maria Stuart, Die Jungfrau von Orleans, Don Karlos u. Wilhelm Tell
- Einteilung in Barock 1600-1720, Aufklärung 1720-85, Empfindsamkeit 1740-80,
Sturm und Drang 1767-85, Weimarer Klassik 1786-1805, Frühromantik 1795-1804
Einführung: Weimar in Europa - wenigstens vier Sternstunden
„Weimar’s betlehemitischer Kleinheit ist nichts zu groß“
- Weimar’s Sternstunden: Ankunft „Viergestirn“
à Wieland (1772) à Goethe (1775)
(1927: Stefan Zweig’s Essayband: Sternstunde)
à Herder (1776) à Schiller (1787/89)
- 1785-1849: in Jena begründetes Rezensionsorgan der Allgemeinen Literatur-Zeitung (ALZ)
- Wieland:
à 1774: Treffen mit Goethe in Weimar (W. vergleicht Treffen mit Bild der Aurora – Morgenröte)
à Wirken in Weimar: Urbanisierung der Provinz
à Philosophie und Naturforschung - Natur kümmert sich selbst um ihre Werke
à Europazeitschrift „Der Teutsche Merkur“
à Demokrit - 1. Buch in Fortsetzungsroman „Geschichte der Abderiten“ (1774-1780)
Demokrit, ein Abderit, geht 20 Jahre auf Reisen – Naturerfahrung, Schule der Erfahrung
Demokrit ist Emperios (setzt auf Erfahrung und vertraut auf seine 5 Sinne)
Konflikt Kosmopoliten (Weltbürger) und Abderiten = Konflikt Idee und Erfahrung, Veranschaulichungen der Natur selbst
- Goethe:
à Metamorphosenforschung
à Konflikt Erfahrungswelt und Fiktion – mit Urteilskraft unterscheiden
à Newton betrachtet Licht physikalisch, Goethe physiologisch
à überbietet in „Wandrers Sturmlied“ die antiken Autoren Pindar, Anakreon, Theokrit und Horaz,
aber zugleich auch deren Rezeption in Pastorale, Idyllendichtung oder Anakreontik
à Satire „Götter, Helden und Wieland“ (1774)
- Herder:
à neue Hierarchie der Sinne
- Eräugnis der Weltbegebenheiten
- organische oder mentale Aufnahme
- nach außen oder nach innen gerichteter Blick (wird reflektiert, weil Subjekt sich selbst betrachtet)
à Anthropomorphe Poetisierung von Schöpfungsmorgen/Tagesanbruch: „Vom Geist der Ebräischen
Poesie“ (1781) – Bild der Weltschaffung
- Schiller:
à als Nationaldichter mit Wilhelm Tell und Demetrius
à Dramenfragment „Das Schiff“ (nach 1800) – Schiff als Bühne
à Experimentieren mit Freiheitsmodellen
à forscht in Entdeckungs- und Reisebeschreibungen – reist selbst viel
à „Punktum saliens“ = springender Punkt, aus dem alles entspringt
à unterläuft eigenen Eurozentrismus
- 20. Juli 1794: Treffen Goethe und Schiller in Weimar à „Glückliches Ereigniß“
Von der Aufhellung zur Aufklärung – Pastorale, Idylle, Anakreontik
- Alexander Pope: „Das Studium des Menschen ist der Mensch“
- Anthropozentrismus: menschliches Individuum im Mittelpunkt
à Zentrierung des Menschen
à eigene Reflexion
- Aufklärung versinnlicht durch Vergleich mit Aufhellen der Sonne (Morgen- und Frühlingsgedichte)
- Lichtmetaphorik und Kulturmorphologie (Tagesanbruch, Aurora, neue Zei.....[Volltext lesen]
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Bitte Dokument downloaden. - Fürchtegott-Gellert: natürlicher Stil in Briefen
- Schlesien gibt literarische Führung ab – Neuerungen in Hamburg (Brockes) und Schweiz (Haller,
Bodmer, Breitinger)
- Gottsched, Johann Christoph (Leipzig) Bodmer und Breitinger (Zürich)
- dt. Literatur wird europäisiert
- Rezeption der Antike: Anakreon und Theokrit (32 größere Gedichte überliefert, sogenannte Idylle)
- 1774: Versuch über den Roman à Roman löst antikes Versepos ab
- Morgengedanken und Schöpfungsfrühe (Herder)
- Poesie als Organon der Wahrheitsfindung (J. Stenzel)
- Herders Tagesanbruchsschöpfungsbild in: Älteste Urkunde des Menschengeschlechts (1774)
Das neue Dichterideal
- vom Dichterpriester (anthropologische Zentrierung) zum autonomen Dichter (z.B. Goethe
„Prometheus“ – rebellischer Monolog, Subjekt, Künstlerideal)
- Bildung von Dichterzirkeln an Universitäten:
à Hallenser Dichterkreis Uni Halle (pietistisch – Frömmigkeit, anakreontisch – frei Sittlichkeit)
(1730er, 1740er) naturtrunkene Dichtung, Erde besungen statt Erlösung, Hexameter
à Göttinger Hain (1770er) Uni Göttingen
Zeitschrift „Göttinger Musenalmanach“
Verehrung von Klopstock, da Naturbegeisterung
gegen Wieland
à Dichterzirkel Leipzig Uni Leipzig (Revolte gegen Gottsched,
Zeitschrift „Die Bremer Beiträge“
à Frühromantiker Uni Jena
- Neubestimmung des Menschen und der Wissenschaften
- Autonomieästhetik und –poetik (Dichter bestimmt was und wie er
dichtet) – persönl. Erleben tritt
in Vordergrund
- Gottsched: „die Poesie hergegen hat ihren Grund im Menschen selbst,
und geht ihn also weit näher
an.“ In: „Versuch einer Critischen Dichtkunst“ - Lehrdichtung
à Bezug auf Martin Opitz: „Die Poeterey ist anfanges nichts anders
gewesen als eine verborgene
Theologie / vnd vnterricht von Göttlichen sachen.“ (Vater der Dichtung)
- Schaffen der Kunst wie die Natur schafft – neue Entdeckung des
Instinkts
- Immanuel Jacob Pyra (1715-1744): Tempel der wahren Dichtkunst (1737) – Allegorie
Führerin: Wahre Poesie
Tempelbau: rund (Christlicher Tempel)
Thron der Dichtkunst in Mitte
à führt Mythologie des griechischen Sängers Orpheus und des
biblischen Sängers David
zusammen: programmatische Verschmelzung Antike und Theologie
- Hain (Ebene) gegen antiken Dichterberg gesetzt
- Dichtung als Werk des Genies (Shaftesbury: „second maker“ – Dichter/Künstler in Funktion eines
zweiten Schöpfers, Prinzip der Lebendigkeit)
- mythisches Muster Pygmalion: Anschaulichkeit, Lebendigkeit
- Musenanruf als Inspirationsvorgang (=Gottesanruf)
- Ritual der Dichterkrönung (poeta laureatus)
- genieästhetische Konzeption – durch Enthusiasmus und Intuition legitimiertes Dichtertum
- theologische vs. anthropologische Fundierung (Dichtung Gottes- oder Menschenwerk?)
- Goethe: dem Dichter zuteil werdender Auftrag: „Der Dichtung Schleier
aus der Hand der Wahrheit“
à Wahrheitsanspruch der Dichtung gegenüber dem Leser
- autonomer, allein der Wahrheit verpflichteter Dichter
- aus Sakralraum in den Raum der Natur
- Ideal des mündigen Lesers erhob Schriftsteller in besonderen Rang
einer kritischen Instanz
Periodisierungsprobleme
- Ausdifferenzierung der Naturwissenschaften
- „Gesamtumwälzung der Kultur auf allen Lebensgebieten“ (Ernst Troeltsch 1897, RL)
- literarisch ausgreifend in nichtfiktionale Gattungen (Tagebuch, Brief –
persönlicher Ausdruck eines
einzelnen Individuums)
- neue Bühnenformen: „Bühne als Kanzel“ (Lessing) à nicht nur
Unterhaltung, sondern Lehren
- Roman als neue Gattung
- Europäisierung und Universalisierung (Schiller „Universalgeschichte“)
- Einfluss vieler Kulturen und Nationen
- Blick auf zeitgenössige Ereignisse
- Verdrängung des Latein, um sich auf Zeitnahes zu beziehen
- Zuwendung zu Leserpublikum
- Dichter gestalten selbst schon verstandene Welt
- Geni.....
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Bitte Dokument downloaden. à Einheit von Ort, Zeit und Handlung, gehobene Sprache und Trennung der
Besetzung von Tragödie und Komödie mit Adel und Bürgertum
Zürich-Leipziger Literaturstreit befördert Autonomisierung des Dichters und Künstlers
Entdeckung Shakespeares:
- 1759: Lessing – Briefe die neueste Literatur betreffend: 17. der „Literaturbriefe“
- 1761: Wieland – Aufführen von Shakespearestück „Der Sturm“
- 1762-66: Wieland – Übertragung von 22 Dramen Shakespeares (Zürich)
- Goethe – Rede zum Shakespearetag (Wilhelm Meister, abgeleitet von William)
- 1773: Herder und Goethe in „Von deutscher Art und Kunst“
Merkmale: à Natur, Autonomie
à Sprache des Herzens
à gemischter Charakter, Nationalcharakter, Natürlichkeit
à von Typen zu Individuen und handelndem Mensch
à Sprache des Volkes und der Jugend
nationelles, shakespearisierendes Drama:
viele Orstwechsel
geheimer Punkt
Einzelszenen ergeben erst im Publikum Gesamtes
Raritätenkasten
Heraustreten aus dogmatischer Befangenheit und mythischer Vorbelastung
„Natur, Natur – nichts so Natur wie Shakespeares Menschen.“
- Kunst als Einheit/Ganzheit (Horaz)
- Römisches Recht ersetzt Naturrecht
- Ständeklausel außer Kraft gesetzt: in Trauerspiel nicht mehr nur Adelige, in Komödie nicht mehr nur
einfaches Volk in Hauptrolle
- Bremer Beiträge gegen Gottsched
- Johann Jakob Bodmer (1698-1783): „Critische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie
und dessen Verbindung mit dem Wahrscheinlichen“ (Zürich 1740) à Wunderbares muss
Wahrscheinlichem nicht widersprechen
à religiöses Epos (Patriarchaden)
- Milton’s Epos „Paradise Lost“
- Schweizer fragen: Kann Ungesehenes darauf schließen lassen, dass es in Dichtkunst geschaffen
.....
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Bitte Dokument downloaden. Frauen) – keine toten Sprachen der Gelehrsamkeit „Antworte aus dem Herzen, nicht aus dem
Buche“, Rationalismuskritik, bei Prüfungen weiterdenken und auch kritisieren
à neuer Typus des Publikums
à auf Wirkung bezogenes Gesamtkonzept
à Sinnlichkeit etabliert à Sprache des Herzens – hat eigene Regeln, kann nur Herz treffen
- 1771: Geschichte Gottfriedens von Berlichingen (Johann Wolfgang Goethe 1749-1832) –
historisches, nationelles (dt. Geschichte) und shakespearisierendes Drama
à keine Rücksicht auf Akteinteilung, nur Einzelszenen – epische Struktur
à unterschiedliche Standesebenen im Blick (Panorama kultureller Welt)
à keine 3-Einheiten-Lehre (Ort, Zeit und Handlung)
à geheimer Punkt, den keiner je gesehen hat, um den sich aber alles dreht
à Götz steht für ritterlich freies Leben – wird geächtet (Symbol für den Untergang des Rittertums)
à Epochenschwelle: Wandel von Spätmittelalter in Frühe Neuzeit
à Natürlichkeit (gegen Adel)
à Streit forciert Normabkehr und befördert Prozess, der auf Autonomie, Originalität und Genieästhetik zuläuft
Anthropologie und Literatur: Die Entdeckung der Empfindungen
= systematische Lehre vom Menschen, die die moralische und physische Doppelnatur als gleichberechtigt erkennt und die vielfältige Wirklichkeit erkennt, sowie auf die Verschiedenheit aufmerksam macht und Typologien untersucht
- Disziplinen: physische Anthropologie - Ähnlichkeiten und Vers.....
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Bitte Dokument downloaden. - Rationalisierung des Verhältnisses zur Natur – Globalität (Natur des Menschen auf ganzer Welt)
à aber: Kultur auf sich beruhen lassen und Vielfalt erhalten (beobachten, nicht verändern)
- neu betrachtete Natur des Menschen – neues Wesen „Mensch“
- Dichter fragt nach Stellung des Menschen und bestimmt ihn neu
- Psychologie u. Physiologie – Körper-Geist-Sinnes-Einheit à Platner: Individuen nicht zerreißen
- Blick von Belletristik weg hin zu naturwissenschaftlichen Grundlagen
- Platner: Zusammenbringen von natürlicher und geistiger Disposition des Menschen
- Herausführen aus typisierenden Modellen à neues Interesse an Extremtypen und -situationen
- Extremtypen:
in Fiktionen z. B. Faust, Don Giovanni, Groß-Cophta
historisch z. B. Casanova (1725-1798), De Sade (1740-1814), Balsamo alias Cagliostro (1743-1795)
- literarische Typen: Sonderlinge, Hypochonder, Empfindsame werden Protagonisten der Romane mit
typisierendem Charakter (Wezel: „Versuch über die Kenntnis des Menschen“ 1784/85)
- Reflektion der Menschen- und Gesellschaftsgeschichte
- Frage: Mensch reine Konstruktion oder lebendiges Wesen?
à Abkehr von statischer Auffassung Mensch sei Zustand (belebte Puppe)
à Mensch erkennt seine Fähigkeiten und ist Schöpfer seiner selbst = Maieut (Dogmatik)
- Selbstbeobacht.....
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Bitte Dokument downloaden. Bedingungen
- Zusammenführen Shakespeare und Natur + Genie des Sturm und Drang
- neue Poetik über Hierarchien hinaus – deutlich in Abhandlungen und Fiktionen (Drama und Roman)
z.B. Gottfried August Bürger: „Lenore“
- einzelnes Wesen in gesellschaftlichem Kontext
- Anthropologie als radikale Aufklärungswissenschaft à bringt Weichenstellung für
Naturwissenschaften – Differenzierung in Natur- und Humanwissenschaften
- Anthropologie als Überwindungsmöglichkeit für Dualitäten („gemischter Charakter“)
- Frage: Welches Modell liegt Mensch zugrunde, mechanistisches oder organisches?
- Unbewusstes (Traum und Einbildungskraft) und Dunkles werden thematisch
à fundus animé = Grund des Herzens (dunkler Untergrund, Traum, Drogen)
- Finden und Erfinden des ganzen Menschen:
à Autobiographien, autobiographische Romane
à Literatur als empirische Forschung: anthropologische Reiseberichte und Ethnologien
à Kriminalistische oder psychopathologische Konstruktionen des Individuums: Biographien
von Wahnsinnigen, Selbstmördern
à Interesse an tragischen Gegenständen, den Nachtseiten
à Fiktionale Gattungen: anthropologischer, psychologischer Roman; sozialanthropologisches
Drama; moralische Erzählung; Lehrgedicht
- Au.....
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Quellen & Links