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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Uni Regensburg

Note, Lehrer, Jahr

2,2015

Autor / Copyright
Daniela M. ©
Metadaten
Preis 9.50
Format: pdf
Größe: 0.12 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
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ID# 61658







Literarisches Lernen mit Kurzgeschichten anhand des Entwurfs einer Unterrichtsstunde zu Dietrich, der Regenschirm

Inhalt


1. Literarisches Lernen mit Kurzgeschichten


Kurzgeschichten und Kürzesttexte sind nicht nur in der Primarstufe ein beliebtes Medium. Lehrerinnen und Lehrer der unteren Klassenstufen nutzen sie zum Vorlesen oder üben damit Lesestrategien ein.1 Es ist allerdings unlängst bekannt, dass sich mit kurzer literarischer Prosa auch andere Kompetenzen erlernen lassen, die im Bereich des literarischen Lernens liegen.

Aufgrund ihrer Kürze begrenzen sie die Komplexität, was dazu führt, dass sie sich leichter überschauen lassen, als epische Langformen.2Dietrich, der Regenschirm von Bernd Gieseking ist eine solche Kurzgeschichte, mit der sich tieferliegende literarische Strukturen bereits in der Grundschule erarbeiten lassen, weil die Handlungsverläufe einfach und die sprachliche Gestaltung motivierend ist.

Das Ziel dieser Seminararbeit ist, mit der 2012 erschienenen Kurzgeschichte von Bernd Gieseking eine Unterrichtsstunde vorzustellen, die Schülerinnen und Schüler in der vierten Jahrgangsstufe literarisches Lernen auf einer für sie ansprechenden und unterhaltsamen Grundlage ermöglicht. Zu diesem Zweck folgt im ersten Kapitel die literaturwissenschaftliche Erschließung von Dietrich, der Regenschirm, um die Schwerpunkte und Eigenheiten der Kurzgeschichte herauszustellen.

Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der didaktischen Aufbereitung der Unterrichtsstunde und gibt unter anderem ihren Verlauf und die damit angestrebten literarischen Kompetenzen wieder.

2. Literaturwissenschaftliche Erschließung der Kurzgeschichte nach Gérard Genette


Die Kurzgeschichte Dietrich der Regenschirm wird zunächst literaturwissenschaftlich erschlossen. Hierfür wird die Erzähltheorie von Gérard Genette herangezogen. Der französische Literaturwissenschaftler unterscheidet zwei grundsätzliche Komponenten eines narrativen Textes, histoire und discours:3 Histoire ist die Geschichte, die in dem Text erzählt wird. Discours hingegen meint die Erzählung als Text oder Äußerung an sich.4 Es ist also eine Unterscheidung zwischen dem, was erzählt wird, und zwischen dem, wie es erzählt wird.

Als erstes soll nun auf der diegetischen Ebene das Was, also die Handlung von Dietrich, der Regenschirm im Wesentlichen dargestellt werden.5

Die Kurzgeschichte erzählt von dem Regenschirm Dietrich, dessen größter Wunsch es ist, ein ganzes Jahr lang Regen zu haben. Denn er befindet sich von Natur aus lieber aufgespannt im Regen, als zusammengeklappt in der Garderobe. Der Text beschreibt, wo Dietrich lebt und wie er aussieht, was seine Lieblingsbeschäftigung ist und welches Wetter er bevorzugt. Es ist eine besondere Eigenart der Kurzgeschichte, dass ein Gebrauchsgegenstand wie der Regenschirm in personifizierter Weise als Charakter mit Gefühlen und einer eigenen Sprache im literarischen Text dargestellt wird.

Dietrich hat wie ein menschliches Wesen Gefühle, empfindet Langeweile, Wut und Freude. Er hat „Verwandte[…] in Japan“6 (G., S. 34), sieht sich im Spiegel und spri.....[Volltext lesen]

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Zu einer Erzählung gehört eine doppelte temporale Sequenz, welche aus der Zeit des Erzählten und der Zeit der Erzählung besteht.11 Diese beiden Zeitebenen werden als erzählte Zeit (Zeit des Erzählten) und Erzählzeit(Zeit für die Erzählung) bezeichnet.12

Die erzählte Zeit auf der Ebene der histoireumfasst in Dietrich, der Regenschirm mehrere Monate. Die tatsächliche Dauer ist jedoch nicht genau festzulegen, da einzelne Abschnitte aus dem Leben des Regenschirms herausgegriffen und exemplarisch dargestellt werden. So heißt es beispielsweise „An den Tagen ohne Regen im Jahr – und das waren die meisten Tage im Jahr – hing er im Hausflur und langweilte sich.“ (G., S.34).

Der Textauszug ist ein Indiz dafür, dass in der Geschichte ein gesamter Jahresverlauf beschrieben wird, allerdings lassen sich keine weiteren eindeutigen Anhaltspunkte dafür fest machen.

In jedem Fall beträgt die Erzählzeit, die für das Lesen der knapp zwei Seiten benötigt wird, hingegen nur wenige Minuten. Die erzählte Zeit ist also deutlich länger als die Erzählzeit. Dieses Verhältnis der beiden Zeitebenen führt dazu, dass in der Kurzgeschichte im Allgemeinen eine Zeitraffung vorherrscht. Innerhalb von wenigen Minuten wird von den Erlebnissen und den Gefühlen des Regenschirms erzählt.

Allerdings ist noch ein anderes Erzähltempo zu finden. Mit der Beschreibung des Regenschirms liegt eine deskriptive Pause in der Geschichte vor.13 Die Ausgestaltung unterstützt die Vorstellung des Lesers und trägt damit wesentlich zur Illusionsbildung bei.

Textabschnitte, die Dietrich im Regen schildern, werden ausführlicher und genauer beschrieben. Wenngleich nicht ganz und gar von Zeitdeckung oder szenischem Erzählen gesprochen werden kann, wird das Erzähltempo jedoch reduziert. Mit Schilderungen wie „wenn ganz feiner Nieselregen fast behutsam auf ihm aufsetzte, wenn dann einzelne Tropfen sich langsam bildeten und vorn, hinten oder an den Seiten vom Schirm hinabliefen“ (G., S. 34) gibt der Erzähler eine Momentaufnahme des Regnens wieder und schenkt damit den Situationen, die für Regenschirm Dietrich am schönsten sind, mehr Aufmerksamkeit.

Im nächsten Schritt soll die Ordnung der Erzählung näher betrachtet werden. Dieses Strukturelement will Auskunft darüber geben, ob eine Erzählung einer Chronologie folgt oder Zeitsprünge enthält.14 Im Falle einer Anachronie unterscheidet Genette zwischen Analepsen und Prolepsen. Während Analepsen Rückgriffe auf frühere Ereignisse sind, handelt es sich bei Prolepsen um Ereignisse, die im Voraus erzählt werden.15

Eine Ordnung in der vorliegenden Kurzgeschichte von Bernd Gieseking festzulegen, ist jedoch nicht möglich. Monika Fludernik postuliert, dass durchaus solche Erzählungen existieren, in denen eine Achronie typisch ist.16 „[H]ier lässt sich nicht feststellen, in welcher Reihenfolge Ereignisse stattfanden, so dass auch keine chronologische Reihenfolge bzw. keine Feststellung, ob die Darstellung chronologisch ist, möglich wird.“17 Es wird über verschiedene Erlebnisse von Dietrich, dem .....

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In Dietrich, der Regenschirm liegt eine interne Fokalisierung vor, da der Erzähler genau so viel sieht und sagt, wie die Figur Dietrich weiß. Die Perspektive ist eingeschränkt auf den Handlungsträger der Geschichte.

Gleichzeitig kann der Erzähler weiter klassifiziert werden in Bezug auf die Stimme. Auch hier wird unterschieden zwischen einem heterodiegetischen und einem homodiegetischen Erzähler. In der Kurzgeschichte ist ein heterodiegetischer Erzähler zu finden, da der Erzähler nicht auch Figur der Handlung und somit in der Geschichte abwesend ist.21 Alle Figurenreden werden von ihm in direkter Rede wiedergegeben und teilen die Empfindungen und Gefühle des Regenschirms mit.


3. Entwurf einer Unterrichtsstunde zu Dietrich, der Regenschirm

3.1 Begründung der Textauswahl


Für die Auswahl der Kurzgeschichte Dietrich, der Regenschirm sprechen vielfältige Gründe. Im Folgenden sollen davon zwei wesentliche davon herausgegriffen und knapp erläutert werden.

Der erste Aspekt, der für die Textauswahl heranzuziehen ist, ist der der Aktualität. Die Kurzgeschichte stammt aus der Geschichten- und Gedichtesammlung von Bernd Gieseking, die im Jahr 2013 erschienen ist. Damit ist die Geschichte sehr neu und hat bereits deshalb einen Anreiz für die Schülerinnen und Schüler, weil sie diese sehr wahrscheinlich nicht kennen. Zum anderen ist es innovativ, eine Geschichte über einen alltäglichen Gebrauchsgegenstand wie dem Regenschirm zu erzählen, der von seinem Dasein berichtet und noch dazu „Regenschirmisch“ (G.

S. 34) spricht. Das führt bereits zum nächsten Kriterium für die Textauswahl, die Textqualität.

Durch die Personifizierung des Regenschirms als einen Gegenstand, der menschliche Empfindungen und Vorlieben besitzt, erhält die Kurzgeschichte eine Textqualität, die Schülerinnen und Schüler der vierten Jahrgangsstufe und Grundschülerinnen und -schüler im Allgemeinen anspricht. Die sprachliche Gestaltung motiviert zum Zuhören und Lesen der Geschichte. Darin vorkommende Schimpfwörter wie Rotznasenkacksonne sind unterhaltsam und amüsant, aber vor allem die Darstellung eines gewöhnlichen Gegenstandes und wie er sich und seine Umwelt wahrnimmt, stellt einen Anreiz zum Lesen und der Begegnung mit Literatur dar.


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Die Wirkung eines literarischen Textes hängt aber nicht nur von dessen Inhalt, sondern auch von der sprachlichen Gestaltung ab.24 Umso bedeutender ist es, die Wahrnehmung dafür zu schulen und zu fördern. In Dietrich, der Regenschirm gelingt es beispielsweise durch die Veränderung innerhalb eines Erzähltempos, dass die dargestellten Abschnitte, in denen sich Dietrich draußen im Regen befindet, mehr Atmosphäre transportieren.

Sie werden ausführlich und mit bildhaften Vergleichen beschrieben. Mit Wiederholungen hingegen wird gearbeitet, um zu betonen, wie oft sich der Regenschirm langweilt, wenn er nur an der Garderobe hängt, und wie sehr er sich deshalb ganzjährigen Regen herbei wünscht.

Die vorliegende Kurzgeschichte bietet sich zudem an, um mit dem literarischen Gespräch vertraut zu werden. Die Handlung ist leicht nachvollziehbar, ansprechend und unterhaltsam verfasst. Daher ist es für Schülerinnen und Schüler möglich, sich auf die Gesprächsatmosphäre einzulassen.25 Die einfache, alltägliche Thematik der Geschichte lässt es außerdem zu, dass Kinder sich trauen, ihre subjektiven Eindrücke zu äußern.

In der hier vorliegenden Unterrichtsstunde wird deshalb angestrebt, vor allem die letzten beiden literarischen Kompetenzen aufzubauen.

3.4 Methodisch-didaktische Überlegungen


Die Unterrichtsstunde beginnt zur Einstimmung mit einem Hörauftrag, in welchem die Kinder eine Audioaufnahme mit Regengeräuschen hören. Im Anschluss daran sollen sie mitteilen, was sie bei dem Gedanken an Regen empfinden und welche Gefühle oder Stimmungen sie mit Regen verbinden.

Der Schwerpunkt liegt in der Unterrichtsstunde darauf, sich auf die literarische Figur Dietrich und die sprachliche Gestaltung des Textes zu konzentrieren. Anhand der Charakterisierung der Figur und den vermittelten Stimmungen im Text durch die sprachliche Gestaltung sollen die unterschiedlichen semantischen Ordnungen der Geschichte erarbeitet werden. Die zweigeteilten Beobachtungsaufträge während des Textvortrags verhelfen dabei dazu, dass beide vorherrschenden Stimmungen ausreichend von den Schülerinnen und Schülern erfasst werden.

Das literarische Gespräch in Partnerarbeit soll weiter dazu dienen, sich gegenseitig über die Beobachtungen und die gewonnenen Eindrücke zu informieren. Das Gespräch im Plenum sichert die Erkenntnisse anschließend oder untermauert sie da, wo Unklarheiten bestehen und Unterstützung notwendig ist.

Das Nachempfinden mit den Farbtüchern ist eine affektive Methode im Rahmen es handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts.26 Sie soll die Schülerinnen und Schüler neben einer aktiven Beteiligung dabei unterstützen, die erfassten Erkenntnisse zu abstrahieren, indem sie den Stimmungen Farben zuweisen. Da der Text an sich und die darin behandelte Thematik leicht verständlich ist und den Kompetenzen der Lerngruppe einer vierten Jahrgangsstufe unlängst entspricht, sollen ausgehend von dieser Grundlage tieferliegende literarische Struktu.....

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5. Literaturverzeichnis


Primärliteratur

Gieseking, Bernd: Dietrich, der Regenschirm. In: Das große Buch der Wünsche. Geschichten & Gedichte. Oldenburg: Lappan 2013.

Sekundärliteratur

Feilke, Helmut / Spinner, Kaspar H.: Raum und Räume. In: Praxis Deutsch. Zeitschrift für den Deutschunterricht 35 (2008) H. 207. S. 6 – 12.

Fludernik, Monika: Einführung in die Erzähltheorie. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2006.

Gattermaier, Klaus/Siebauer, Ulrike: Deutsch in A4. Deutschunterricht im Praxisformat. 4. Auflage. Regensburg: vulpes 2009.

Genette, Gérard: Die Erzählung. München: Fink 1994.

Müller, Gerhard (1948): Erzählzeit und erzählte Zeit. In: Morphologische Poetik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1968. S. 269 – 286.

Müller, Karla: Grundlegende semantische Ordnungen erkennen. In: Pissarek, Markus/Schilcher Anita (Hrsg.). Auf dem Weg zur literarischen Kompetenz. Baltmannsweiler: Schneider 2013. S. 87 – 104.

Nünning, Ansgar (Hrsg.): Metzler Lexikon. Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. 5. Auflage. Stuttgart: Metzler 2013.

Spinner, Kaspar H.: Kurzgeschichten – Kure Prosa. Gundlagen – Methoden – Anregungen für den Unterricht. Seelze: Kallmeyer .....





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19 Vgl. Genette, Gérard (1994). S. 82.

20 Vgl. zu Folgendem: Fludernik, Monika (2006). S. 113.

21 Vgl. Ebd. S. 173.

22 Vgl. zu Folgendem: Spinner, Kaspar H. (2012). S. 25.

23 Vgl. Ebd. S. 27.

24 Vgl. zu Folgendem: Ebd. S. 26.

25 Vgl. zu Folgendem: Ebd. S. 31.

26 Vgl. Gattermaier, Klaus/Siebauer, Ulrike (42009).S. 121.

27 Vgl. Gattermaier, Klaus / Siebauer, Ulrike (42009).S. 116.

28 Vgl. zum Folgenden: Feilke, Helmut / Spinner, Kasp.....


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