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Literarische Traditionen II

6.779 / ~23 sternsternsternstern_0.75stern_0.3 Luise S. . 2012
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Deutsch

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2008, Hiebl

Luise S. ©
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sternsternsternstern_0.75stern_0.3
ID# 15775







Literarische Traditionen II

LYRIK


Frage 1.) Prince Charles sagte zu Lady Camilla Parker-Bowles, Herzogin von Irland: “Ich wäre gern ihr Tampon.“ Mit welcher literarischen Gattung kann diese Form witziger Alltagspoesie in Verbindung gebracht werden?

Antwort: (Alertness-Test) es gibt keine Herzogin von Irland/Eire seit 1921 unabhängig von England. Sonst: musa iocosa - scherzhaft erotische Literatur - Pretiosengedichte: Pretiose nähert sich stellvertretend dem Körper der Geliebten - Topos: Erotisierung.


Frage 2.) Versuchen sie eine gattungs- und toposgeschichtliche Bestimmung des so genannten „Pretiosengedichts“ anhand eines Beispiels.

Antwort: Dinggedicht - meist Sonnettform: abba, abba, ccd, eed - lyrisches männliches Ich an Geliebte – Ding/Pretiose: Edelstein, Haarnadel, Band .- Kreuzung aus petrarkistischem Sonett (Inhaltsschema: Unerreichbarkeit der idealen Geliebten - Niedergeschlagenheit des lyrischen Ichs) und erotisch-scherzhafter musa iocosa, herkommend von Ovid (Bsp. de anulo) (– Vgl.

Kurt Wölfel: Die Kostbarkeit der Geliebten. Zum Pretiosengedicht in: R. Krohn: Liebe als Literatur. München 1938.). Ovidsche Geliebte nicht abweisend – nur vorübergehend unerreichbar – Topoi: Degradation (Pretiose wertlos im Verhältnis zur Angebeteten) – Erotisierung qua Stellvertreter/Pretiose – Im Pretiosenengedicht wird Stellvertreter/ Bote/Geschenk oft zum Nebenbuhler – lyrisches Ich im Pretiosengedicht abgelehnt; paradoxerweise wird nur eine Pretiose angenommen (Widerspruch welcher aus Gattungswiderspruch resultiert). Bsp.

Auf die güldene Haarnadel (Fleming 1642)


Frage 3.) In welcher Weise realisiert sich der so genannte Ausdifferenzierungs- bzw. Autonomisierungsprozess der modernen Literatur. (Vgl. Luther: Ein kinder lied auff die Weinacht Christi; Gerhardt Abendlied/ Nun ruhen alle Wälder…; Claudius Abendlied / Der Mond ist aufgegangen .; Eichendorff Mondnacht / Es war als hät )?

Antwort: Vom Zweckbezug zur Zweckfreiheit – Ausdifferenzierung der ästhetischen Leistung gegenüber den außerästhetischen/außerpoetischen (wie z.B. Religion, Philosophie, Didaxe, Wissenschaft, Moral, Unterhaltung .) – Luthers Kirchenlied noch ganz im Dienste der Kirche/ Religion: verwandt mit Kirchen/Krippenspiel – stark situationsgebunden (Weihnachten/Neujahr)- publikumsgebunden: an die Kirchengemeinde gerichtet – Ich nicht individuell, sondern stellvertretend für den Christen – Formeln der christlichen Konvention (der Dogmen und der Erzählüberlieferungen) – „newe mehr“: Frohe Botschaft/Evangelium, Jesus in der Krippe usw. – im Kirchenlied bei Gerhardt bereits erste leise Elemente einer „Naturlyrik“ im Sinne von „Autonomie“; nicht mehr Zweckbezogenheit: „ Nun ruhen alle Wälder .“) aber: „Abendlied“ = terminus technicus für Abendgebet in Liedform – von Hausvater vorgenommen/Angestimmt – Bittegebet: Gott lass uns ruhig schlafen usf – Dogmen: Tag /Arbeit = Sünde/Tod = Jenseits, Friede, Schlaf – bei Claudius Moment der Naturdarstellung noch stärker hervortretend: „Der Mond ist aufgegangen .“ – Stimmung als Eigenwert – aber auch hier noch „Abendlied“: Gebet in Formeln: „Laß und in Himmel kommen…“ – Eichendorff „Mondnacht“ ist fast gänzlich autonom.

Natur, Stimmung als Eigenwerte - „Als-ob-Kuss“: Metapher für Naturstimmung – weltlich dennoch leise Rest vom religiösen Bezug: Himmel nicht nur „sky“ sondern auch „heaven“ – Berührung der Welt durch Transzendentes, aber „taktvoll“ (Adorno) im Konjunktiv/Irrealis: „als hätt“ – Seele: sowohl weltliche Psyche wie auch christliche Seele – nach Hause: weltliche Heimat, aber auch Transzendenz (Tod, Jenseits, Gott)- In gewissem Sinne ist diese Ambivalenz gerade auch ein Zeichen der „Autonomisierung“, weil alles in der Schwebe bleibt und damit Zwecken und eindeutigen Aussagen entzogen ist.


Frage 4.) Welche Haltung verrät Gleims Satz „Keine Stunde laß entfliehen/ Flüchtig ist die Zeit“? Antwort: Carpe diem – auf Weltimmanenz bezogene Maxime – sinnlich-lebens-und-sexualitätsbezogen – Anakreontik (Wein, Weib, Gesang) – Gegensatz zum transzendenzbezogenem Memento Mori/Vanitas des Barock.


Frage 5.) Jener Lorbeer wand sich einst um Hilfe

Tantals Tochtewr schweigt in diesem Stein,

Syrix Klage tönt aus jenem Schilfe,

Philomelens Schmerz in diesem Hain

Welche Denkform wird in diesen elegischen Zeilen bewundert?

Antwort: Das mythische Denken der griechischen Antike, welche die tote Natur durch Götter und Nymphen beseelt gedacht hat – Daphne/Lorbeer: verwandelte Daphne, der Apoll nachstellte – Niobe, die in einen Stein verwandelt wurde – Syrinx (Schilfrohr, Panflöte), welche vor Nachstellung Pans durch Verwandlung in ein Schilfrohr gerettet wurde - Philomele, die in Nachtigall verwandelt wurde – „Was nie empfinden wird, empfand“: Steine, anorganische Natur – Schiller beklagt in „Die Götter Griechenlands“ (Elegie – inhaltlich, nicht verstechnisch/d.h. Distichon – d.h. Klage über Verlorenes) – Verlust dieser Beseelung in monotheistischen-naturwissenschaftlichem Zeitalter, wo nur Schwerkraft (Newton) zählt (gleich dem toten Schlag der Pendeluhr dient sie knechtisch dem Gesetz der Schwere, die entgötterte Natur“).


Frage 6.) Welche Ebenen der Konnotation können Eduard Mörikes balladskem Gedicht „Der Feuerreiter“ ausgemacht werden?

Antwort: Inhalt: Feuerreiter reitet zur Brandstelle und verkohlt im Keller des Gebäudes – rote Mütze: Jakobiner, franz. Revolution (trotz Löschen, dennoch Erregtheit und „frevelhafte“ Begeisterung) – rote Mütze Hölderlins im Tübinger Turm – Hölderlin auch Jakobiner – Sexualität, „Erhitzung“ – alle Motive: Mörikes quietistisch-biedermeierliche Warnung vor Erregung“.


Antwort: der Töne Glanzfunkel – metaphorische Durchdringung verschiedener Sinnesbereiche – Entgrenzung zwischen Traum und Realität, Nacht und Tag, Sinnesbereiche A und B, Endlichkeit und Unendlichkeit – Mutter Wahrheit zerstört mit ihrem Aufklärungslicht den Traum der kranken Kreaturen, die damit auch untergehen .-„Weh ohne Opfer gehen die armen Herzen unter“.


Frage 8.) Auf welche lyrischen Untergattungen und Epochenstile verweist Goethes Gedicht „Mit einem gemahlten Band“?

Antwort: Pretiosengedicht á la Fleming „Auf eine güldene Haarnadel“ – Mittelpunkt eine wertvolle Pretiose, welche sich in Stellvertretung für das lyrische Ich sich dem Körper der Geliebten nähern darf – petrarkistisches Muster (Unnahbarkeit der Geliebten) mit variierbaren Topoi plus Ovidsches Muster (Erreichbarkeit der Geliebten, Erotik Bejahen) – Goethe Pretiose: 1. durch weniger wertvolles „Band“ – bescheidener, aber individuell wichtiger Gegenstand – natürliche Herkunft, nicht hoher Luxus/Tauschwert. 2.) durch „gemaltes“ Band – also: individuelles, ich-haftes künstlerisches Werk. 3.) natürlich und naturverbunden, weil „Blumen, Blätter, Rosen“ dieses gemalte Band ausmachen – natürliche Erlebnislyrik löst formelhafte Barock bzw.

Pretiosenlyrik um ca. 1770 ab – auch Anakreontik (Mit einem goldenen Halskettchen) nur noch in Restform vorhanden („Zephyr“) – Untergattungen: Volksliedform mit natürlich schlichten Elementen (Vierzeiler, nicht mehr Sonettform) – Geliebte nicht mehr nur erotisch interessant – Liebesbeziehung im Sinne der Empfindsamkeit (vgl. Klopstock „Rosenband“) – „Blick“, starkes „Band“ anstelle anakreontischer Wechselhaftigkeit.



Frage 10.) Wie ist das Verhältnins von Autonomie und Zweckbezug in Eichendorffs „Mondnacht“ zu charakterisieren? (siehe auch 3.)

Antwort: Überschrift kennzeichnend für Romantik – Abwendung von reiner Pragmatik - religiöse Qualität noch da, jedoch hintergründig – Hinwendung zum Dunklen, unbewusst Dämonisch Hinwendung zur Autonomie – frei von Didaktik – gekennzeichnet von „interessenlosem Wohlgefallen“ – Ausbreitung der Natur als Natur im Sinne von Weltimmanenz – Zweideutigkeit des „Himmels“ als „heaven“ (inkl.

Trenszendenz) und „Sky“ – jedoch: Konjunktiv nach Th. W. Adorno als Ausdruck des „metaphysischen Taktes“ – auch Seele zweideutig: sowohl unsterbliche Seele, als auch Psyche – im Grunde Poesie von außerpoetischen Zwecken befreit.


Frage 11.) In welcher Weise verquickt Hölderlin christliche Tradition und Griechen-Kult in seiner Elegie „Brod und Wein“?

Antwort: mittels der im Titel enthaltenen zentralen Symbole von Brot und Wein – sowohl Anspielung auf die griechischen Götter Dionysos (= Gott des Weines, aber auch der Dichtkunst, des Tanzes und Gesangs) und Demeter – als auch: christliche Eucharistie (Brot und Wein als Symbole für Leib und Blut Christi), insbesondere in der 8. Strophe kommt diese Verquickung zum Ausdruck (zugleich auch die, Hölderlins Spätwerk dominierende Geschichtsphilosophie).


Antwort: gegen Verabsolutierung der Aufklärung – Wahrheit wird als brutales „Erkenntnislicht“ gesehen, als Ende der Träume – aber: Notwendigkeit der hoffnungsbildenden, tröstenden Elemente des Traumes.

DRAMA


Frage 1.) Erläutern sie die sprachliche und dramaturgische (Personenkonstellation, Fabel/Plot, Struktur) Form der barocken „Bewährungstragödie“ anhand einer Interpretation des Traumes der Catharina aus Gryphius „Catharina v. Georgien!

Antwort: Emblematische Topoi und Strukturen – Emblem imago regis Caroli: drei Kronen- weltliche Krone, Dornenkrone, Himmelskrone. (Belohnung des Märtyrers im Jenseits) – zunächst falsche Deutung des Traumes – Hinweis auf Märtyrersein und späterer Märtyrertod der Catharina.


Frage 2.) „(Ich bitte) um ihre Freundschaft, Lady – Und wo ich diese nicht erhalten kann, um die Gerechtigkeit wenigstens, mich und Marwood nicht in einen rang zu setzen“. In welcher Weise charakterisiert dieser Satz seinen Sprecher und dessen Situation?

Antwort: Weigerung der Sara, sich mit Marwood, die hier als Lady Solmes verstellt auftritt, auf eine Stufe zu stellen, obgleich beide das gleiche Schicksal haben.


Antwort: Aristoteles’ „harmatia“ – die kleine Schuld – definiens der Irrtumstragödie (als Gegensatz zur barocken Bewährungstragödie mit unveränderlichem Personal, dem Durchhalte-Ethos des Märtyrers) – die scheinbar positiven Figuren Mellefont und Sara erweisen sich als von Vorurteilen und Kommunikations-Unvermögen gekennzeichnet.

Damit sind nicht „schöne Ungeheuer“ (vgl. Lessing: Hamburger Dramaturgie, Literaturbriefe) sondern „gemischte“ bzw. „mittlere“ Charaktere, wie Aristoteles fordert, die Identifikation ermöglichen – und damit Belehrung des Rezipienten. Mitleid und Furcht (Furcht: das auf uns selbst bezogene Mitleid) Voraussetzung für Identifikationsmöglichkeit bzw. Lessings Lehrstück – Mellefont verrät im Monolog (IV, 2.) Sara als Ehefrau – Schwinden der Liebe – Sara will nicht hören, dass auch Beziehungen Marwood-Mellefont von Liebe geprägt war und sich Mellefont im Laufe der Beziehung – schon damals wegen „Erbschaftsangelegenheiten“ – distanzierte (obgleich das Kind Arabella vorhanden ist) – und dann die geliebte verteufelte „Buhlerlin“ (I, 7.) – also das „böse Ungeheuer“ Marwood erweist sich als menschlich-allzumenschlich, wie umgekehrt die „Guten“ sich als nicht ganz integer („harmatia“) erweisen – gegen barocke Schwarz-Weiß-Malerei mit unveränderlichen, quasi allegorischen Figuren, Realismus realer Vorurteile, Feindbilder, Projektionen – Vernunftdrama als Ausdruck der Aufklärung – wirklicher Lernprozess (nicht simple Nachahmung einer Tugend) initiiert, indem Leser in die Falle der Vorurteile gelockt wird – alle Charaktere (auch Sir Waitwell) zeigen Fehler.


Antwort: Prinz Guastalla in Emilia Galotti verliebt, ist kein Wollüstling – vgl. Kirchenepisode II, 6. in der Emilia ihren Engel um Taubheit bittet – Kommunikation verweigert, an Projektion, Vorurteil festhält – Hofkritik bestenfalls konotiert – wir sollen mit „Königen“ nur „als mit Menschen“ Mitleid haben, sagt Lessing – Ständekritik nicht bei Lessing, wohl aber bei Lenz, Schiller.


Frage 5.) Mein Herz, wie mich bedünkt, zerteil sich vor Euch,

Es rühmt mich Cäsars Ruhm und Catons heil zugleich,

Ein unbekannter Zug bewog mich, Euch zu lieben;

Indessen weiß ich nicht, was mich zu ihm getrieben.

Marie (fällt ihn um den Hals): Ach Papa!

Wesener (mit vollem Munde): was ist’s, was fehlt dir?

Marie: Ich kann’s ihm nicht verhehlen, ich bin in der Komödie gewesen. Was das für Dings ist.

Wesener (schreit laut): Ach meine Tochter!

Marie: Mein Vater (beide wälzen sich halbtot auf der Erde)

Margarethe(wehrend): Weg! Um Mitternacht! Henker ist dir’s morgen frühe nicht zeitig genug.

Wie unterscheidet sich die sprachliche Darstellung der frühaufklärerischen Alexandriner-Tragödie vom Sprachstil des Sturm und Drang Dramas?


Frage 6.) Vergleichen sie das soziale Drama „Die Soldaten“ von Lenz mit Georg Büchners Woyzeck.

Antwort: beides soziale Dramen, Determiniertheit der Figuren(ihrer Motive, ihrer Sprache) durch die Gesellschaft bzw. Den Stand/die Klasse – bei Büchner aber sozial eine Etage tiefer – Modell des „Bürgerlichen Trauerspiels“ – Störung einer Beziehung durch einen Dritten – tragischer Ausgang (vgl. Miss Sara Sampson, Emilia Galotti, Die Kindermörderin, Kabale und Liebe, Maria Magdalene) – Lenz: frühes naturalistisch-soziales Drama – Marie Wesener, verlobt mit Stolzius, lässt sich, weil sie aufsteigen möchte, vom Adeligen Offizier Desportes den Hof machen – Stolzius, Bürger, tötet Desportes der Maria sitzen lässt und mit seinem Jäger verkuppelt, so dass sie mehr oder weniger als Prostituierte endet.

Sprache: Umgangssprache, erlebnissymptomatisch, gestenreich – offenes Drama (Einheit des Ortes und der Zeit gesprengt) – Handeln aus sozialen Gegebenheiten, Aufstiegswunsch des Kleinbürgers, Heiratsverbot für Soldaten – Büchner: Marie entspricht Lenz’ Marie, Woyzeck dem Stolzius, Tambourmajor dem Desportes – jedoch Tambourmajor nicht adelig, niedriges Militär – Woyzeck und Marie unter der bürgerlichen Schicht – fast asozial, niedrigster Füsilier – nicht Rivale, Geliebte wird getötet – Handeln sozial bedingt: Armut, Experimente des Doktors erzeugen aberratio mentalis, Wahnsinn, Eifersucht.


Frage 7.) Hally mein einz’ges! Hab ich’s recht gemacht? – Welches Motiv bzw. Welcher Topos wird in diesem Vers angesprochen? Geht es um eine Märtyrertat?

Antwort: Zitat aus V. Akt von H. v. Kleist’s „Die Hermannsschlacht“ (DH14) – Lucretia bzw. Virginia – Motiv aus republikanischem Drama bzw. Republikanismus – Vater Teuthold tötet die von Römern geschändete Tochter Hally (wie Virginius Virginia) – hier anders als in Emilia Galotti, wieder politisch motiviert – Hermann lässt Hally in 15 Teile zerstückeln und den 15 Germanenstämmen senden, um zum Kampf gegen die Römer (=Napoleon) aufzuhetzen (Guerilla bzw.

Partisanentaktik).


Frage 8.) OTTOKAR: Verdammt! O Wiener! Leichtbeweglich Volk! Hast du für deinen leckern Gaum gezittert? Doch soll's dich reun! Die Zufuhr sperr ich dir Aus Klosterneuburg, meiner starken Feste! – welche Situation markieren diese Worte?

Antwort: Wende im Leben des böhmischen Königs Ottokar – Österreich und Steiermark, welche nach Trennung von Margarethe von Österreich, ihm rechtmäßig nicht zustehen, fallen von ihm ab und gehen zum neuen Kaiser Rudolf von Habsburg über – Umschwung vom Glück ins Unglück im Sinne der spanischen Barocktragödie.


Wie lassen sich die dialektische Struktur und die ambivalente Personenkonstellation von „Dantons Tod“ skizzieren?

Antwort: Danton ließ Revolution als Notwehr gelten , fordert jetzt aber Beginn der Republik – Robespierre dagegen fordert, dass die „sociale Revolution“ nicht halb-vollendet aufgegeben wird – beide sind sozusagen „mittlere Charaktere“ – Danton: Humanist, Republikaner, aber privilegierter und lethargisch gewordener Revolutionsgewinner – Robespierre: konsequenter Sozialrevolutionär, aber Fanatiker, der Angst vor Rivalen (Danton, Herbert) hat und die Macht missbraucht – also 2 jeweils ambivalente Pole – antithetisch-dialektisch, also ein perspektivisches, kein auktoriales Drama.


Frage 10) Erläutern sie a.) sprachliche und die dramaturgische (Personenkonstellation, Fabel/Plot, Struktur) Form der barocken „Bewährungstragödie“ anhand der Catharina v. Georgien (vgl. Frage 1) und vergleichen sie b.) die barocke Bewährungstragödie mit der aufklärerischen Irrtumstragödie in Hinblick auf Thema, Struktur und Epochenstil.

Lessing: Aufklärung setzt die Form der aufklärend-belehrenden Irrtumstragödie (Ter-Nedden, vgl. 3) gegen die bloß affirmierend-bestätigende Form der Bewährungstragödie – Bsp: Miss Sara Sampson – keine Statik und Schwarz-Weiß-Malerei – alle Personen (nicht nur die 1. von 3 typisierten) machen sich durch menschlich-allzumenschliche Vergehen schuldig – auch der vermeintliche Engel Sara weigert dich mit der Marwood „in einen Rang“ gesetzt zu werden - für Lessing besonders die Konzepte der „harmatia“, des mittleren Charakters, der Erweckung von „Furcht und Mitleid“ zentral – (Weiter: Wiederholung der 3. Frage ).


Frage 11.) Es ist frech eine Million zu veruntreuen, aber es ist namenlos groß, eine Krone zu stehlen. Welcher Wandel des „republikanischen Trauerspiels“ zeichnet sich in diesen Worten ab?

Antwort: Zitat aus Friedrich Schiller „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua (III, 2.) – Republikanisches Trauerspiel = Drama mit Motiven der röm. Republik (aus: Plutarch uva.) zum Zweck der Kritik der politisch-sozialen Zustzände der Gegenwart.


Intrigant Tyrann Märtyrer

SeinelCan (-und-) Abas (-) Catharina (+)

Pharnaces Cäsar Cato

Marinelli (-) Prinz ( - und ++) Emilia (++ u. -)

Odoardo, Appiani (+ und -)

Wurm (- - ) von Walther (-) Luise (++)

Ferdinand Ferdinand (++ u. -)

Ganettino (-) Andreas (+) Fiesco (+,-)

Fiesco (+,-) Andreas (+)


Oder anders:

Ganettino (Inrigant, Tyrann) – Andreas Doria (Gründer des Rats) – Verrina (Brutus) – Fiesco (Catilina, Verräter) – Schwarz-Weiß von Gut-Böse bereits von Lessings Emilia revidiert, bei Schiller dadurch revidiert, dass (in 1.Fassung) der Gute/Märtyrer/Republikaner/Held sich zum Verräter wandelt – im 1. Monolog entschließt sich Fiesco zum rep.

Aufstand – im 2. Monolog ist ihm eine „Krone“ (Tyrannis, Alleinherrschaft, Herzogswürde) wichtiger als rep. („demokratische“) Ratsherrschaft („Signoria“) – er erweist sich als Verräter/Catilina – Verrina ahnt dies: „Den Tyrannen wird Fiesco stürzen, das ist gewiss! Fiesco wird Genuas gefährlichster Tyrann werden, das ist gewisser“ – Schiller demonstriert, dass moralische Wille leicht durch Macht/physisch-sinnlichen Trieb zerstört werden kann (Sinnlichkeit-Sittlichkeits- Debatte nach Kant) – Fiesco steht der absolut Aufrechte (aber auch starre dogmatische) Republikaner Verrina (=der „Wahre“) gegenüber – also Gemischtheit der Lager, die bei Lessing in einer einzigen Person statthat – aber auch Tyrannis-Lager nicht eindeutig, sondern zweideutig: neben dem Willkürherrscher Gianettino, der Doge Doria, welcher den Rat (Signoria), also die Republik geschaffen hat! derartig Revision, Infragestellung des rep.


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