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Mitschrift (Lernskript)

Literarische Traditionen I vom 22. 10. 2010

1.201 / ~3 sternsternsternstern_0.25stern_0.3 Harald M. . 2010
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Mitschrift
Deutsch

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Hofmeister

Harald M. ©
2.00

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sternsternsternstern_0.25stern_0.3
ID# 2823







Frühmittelhochdeutsche Epoche


Im 11. / 12. Jahrhundert kam es zu Reformbewegungen. Geistlichkeit war bereits mit weltlichen Angelegenheiten beschäftigt, der reine Glauben musste neu gesucht werden. Eines der Epizentren des Aufbruchs war Clumy. Über den Schwarzwald kamen diese Bewegungen auch zu uns in die Steiermark. Literatur begleitete diese Reformen.


Religiöse Literatur


Williram von Ebersberg: Paraphrase des Hohenliedes


Das Hohelied ist der erotischste Text aus dem Alten Testament. Willirams von Ebersberg lebte von 1000 bis 1085. 1069 schrieb er dieses Übersetzungswerk. Es sind 3 Texte, 2 davon sind in Latein. Der linke Text steht im Hexameter, der in der Mitte ist der Vulgata Text und rechts steht sein eigener Text, Übersetzung und Kommentare.

Er widmete dieses Werk Heinrich IV. Es ist ein Prosatext.

Der Text handelt von Bräutigam und Braut. Der Bräutigam wird als Christus angesehen, der um die Braut, gleichgesetzt mit der Kirche, wirbt. Es geht um ein Miteinander von göttlichem Wort und der Kirche, ein Werbungstext. Hinter den Bibelworten stecken andere, verschiedene Bedeutungen.

Das Neue Testament wird vorweggenommen, es erscheint bereits Jesus Christus.

Es wurde wahrscheinlich vorgetragen, vorgelesen. Die Taube in dem Text ist ein Sinnbild für die Unschuld.

Der Text soll zum Bibelwort führen.


Der Text ist die Grundlage für das St. Trudberter Hohelied, 1145 entstanden, dürfte im Kloster Admont geschrieben worden sein. Quellen und die Sprache weisen darauf hin.

Mystik wird grundgelegt, man will in das innere des Individuums gelangen, Menschen sollen sich auf Gott einlassen. Der Bräutigam steht hier für die Trinität, die Gottheit und die Braut für Maria bzw. über Maria ist die menschliche Seele gemeint.

Es wird Visionäres geschildert, eine Fortsetzung von Hildegard von Bingen, sie schrieb bis Ende des 12. Jahrhunderts über visionäre Züge der Mystik, allerdings nur auf Latein.

Das Werk ist ebenfalls ein Prosatext.


Ezzolied


Die erste frühmittelhochdeutsche Reimdichtung, 1060 im Auftrag von Gunther von Bamberg entstanden.

1064 / 63 sollte das Werk auf der Pilgerreise des Bischofs in das heilige Land gesungen werden. Es gibt 2 Fassungen:

1. Ältere: 1130 in Straßburg entstanden, bestand aus 7 hymnischen Strophen und 76 Reimversen.

2. Jüngere: Ende 12. Jahrhundert in Vorau entstanden, eine aufgeschwellte Fassung mit 305 Versen. Der Autor richtet sich an „Mensch, Mann und Frau“, sprach nicht nur Adelige an. Enthalten in der Vorauersammelhandschrift.

Der Text informiert über die biblische Schöpfung, das Alte Testament ist wesentlich, Tradition der kosmogonischen Dichtung. Er berichtet über die Schöpfung der Welt, den Sündenfall, das erste Licht auf der Erde durch die Propheten, die Jesus ankündigten, des als Sonne angesehen wurde. Eine Besinnung auf die Heilslehre.

Der Komponist für die Melodie soll ein Wille gewesen sein, der namentlich im Text erwähnt wird. Die Melodie ist nicht überliefert.

Eine weitere Entwicklung wäre die Schöpfungstheorie der Wiener Genesis, Altdeutsch, ist über 1000 Verse lang.


Annolied


1080 entstanden, ist die erste biografische Dichtung (Ludwigslied war bereits ein Anfang, das Annolied setzt jedoch noch mehr an die Person an sich). Es geht darum, was der Bischof Anno alles geleistet hatte. 1183 sollte er dann auch schließlich heilig gesprochen werden, was der Text 100 Jahre vorher bereits forderte.

Die Überlieferung stammt aus dem 17. Jahrhundert, die späteste Überlieferung dieser Epoche. Die restlichen Fassungen von davor sind verloren gegangen. Es sind 878 Verse, in denen über die Schöpfungstheorie, die 6 Weltalter und ein 7. Weltalter als christliches Heilwerk geschrieben wurde.


Merigarto


„Die Meer umgürtete Welt“, um 1070 entstanden, wahrscheinlich in Regensburg. Es gibt davon nur noch 2 Bruchstücke, eines mit 82 Versen, das andere mit 120 Versen. Anfang 12. Jahrhundert wurde es in der Donaueschinger Sammlung niedergeschrieben.

Geschrieben ist es in endgereimten Langversen.


Es geht um die biblische Scheidung von Wasser und Land bis zur Schöpfung. Schon damals hat die Menschen das Meer fasziniert, die Wasserwelt, die das Land umgab, die eine Insel daraus machte. Gewässer sind das zentrale Thema des Textes, Quellen, heilige Brunnen, usw. Wasser galt als Urquell des Lebens (Gemeinsamkeit mit anderen Religionen).

Man bestritt damals auch nicht die Kugelform der Erde. Man glaubte an eine Heilswirkung von Wasser. Wie der Physiologus gehört der Text zur Wissensliteratur.



Es geht um Weltverachtung, moralisierende Dichtung, eine asketische Literatur, die den Menschen auf seine Seele reduziert. Alles andere ist Vanitas, vergängliches Blendwerk. Die Menschen lebten ein prächtiges, glückliches Leben, sollten mit dieser Literatur ermahnt werden, dass sie sterblich sind. Zum Teil sehr brutal ausgefallen.


No(t)ker von Zwiefalten: Memento Mori


Die erste deutsche Reimpredigt. Ca. Ende 11. Jahrhundert entstanden. Er versucht das Publikum (Kirchenvolk) auf die Seite der Umkehr, der Reform zu ziehen. Er spricht jeden an, weist auf die Sterblichkeit des Menschen hin.


Heinrich von Melk: Erinnerung an den Tod


In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden. Besteht aus 1042 Versen und hat Lehrcharakter. Er greift dieselbe Thematik auf mit einer Ständekritik versehen, ist dabei äußerst hart.



Er weist in dem Text eine Frau eines Verstorbenen an, sich den Leichnam ihres Geliebten genau anzusehen. Ob er glücklich aussehe, wie er or sich hinverwest usw.


Frau Ava: Leben Jesu


Frau Ava ist die älteste uns bekannte deutsche Dichterin. War wahrscheinlich eine Melker Nonne, die 1127 starb. Die Dichtung schrieb sie in den letzten Jahrzehnten ihres Lebens.

Sie hatte 2 Söhne, auf die sie sehr stolz war.

In ihrem 4teiligen Werk beschreibt sie das vergangene Leben Jesu, die Leiden Christi äußerst innig. Sie versucht sein Leben den Menschen nahe zu bringen.


Hortulanusszene – Gartenszene: Der Heiland tritt nach seiner Kreuzigung wiederauferstanden vor Maria Magdalena als Gärtner auf und sie erkennt ihn zuerst auch nicht. Als sie ihn schließlich erkennt, soll sie seine Auferstehung weiter sagen.


Geschichtsschreibung


Kaiserchronik


Wichtigste Dichtung der Frühmittelhochdeutschen Epoche. Es ist der Beginn der Geschichtsschreibung, die politische Dichtung erlebt damit ihren Höhepunkt.

1187 von anonymen Geistlichen verfasst, vermutlich in Regensburg. War damals ein echter Bestseller, gab keine erfolgreichere Geschichtsdichtung.

Bis ins 16. Jahrhundert wurde es immer wieder aufgegriffen. Wurde so ernst genommen wie eine Geschichtsquelle um sich zu informieren.

Eine Handschrift ist in der Vorauersammelhandschrift enthalten.

Es behandelt die Geschichten vom Übergang der Römer bis zur damaligen Gegenwart, die Kaiserzeit. (Translatio Imperii). 19 deutsche Kaiser werden aufgezählt, bei den römischen Kaisern hatte man begonnen, bei Karl dem Großen bis in die Gegenwart.


Gottfried von Bouillon ist einer davon, berichtet vom ersten Kreuzzug, die Erstürmung Jerusalems. Sprache weist bereits höfische Züge auf, geschrieben im höfischen Reimpaarvers. Eine moderne Dichtung. Wurde nicht gesanglich vorgetragen.

Das Rad der Fortuna – War den Kaisern damals bewusst: Aufstieg, der Sitz an der Spitze, Der Fall, das Liegen am Boden.


Heldenlied


Pfaffe Konrad: Rolandslied


1170 entstanden, von Pfaffe Konrad.

Es sind 7 Handschriften überliefert, in Regensburg entstanden.

Es geht um die Nachhut Karl des Großen, die bei Spanienfeldzug ihren Herrscher warnen wollen, dass er verfolgt wird. Die Nachhut wird verraten und getötet, Karl der Große rächt sich dafür.

War eine Propaganda gegen Heiden und Ungläubige.

Karl der Große wird als Heilsbringer durch Gottes Vorsehung dargestellt (wie beim Ludwiegslied).


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