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Literarische Traditionen 4

2.572 / ~7 sternsternsternsternstern_0.25 Marlene B. . 2011
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Deutsch

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2009, Ao.Univ.-Prof. Dr.phil. Günter Höfler

Marlene B. ©
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ID# 4125







Literarische Traditionen 4


Nachkriegszeit

·Null-Punkt

·Bedürfniss nach sprachlichem Neuanfang

·Papierknappheit → Theater (kulturelle Gier)

·Zeitschriftengründungen (Der Ruf: Richter, Hocke; Die Wandlung: amerik. Besatz.; Das goldene Tor: Döblin, franz. Besatz, Der Aufbau: sowj. Besatz.)

·Thomas Mann Streit: gegen innere Emigration

·Wolfgang Weyrauch: Kahlschlagliteratur, Knappheit im Ausdruck

·Gruppe 47 (Ilse Aichinger, Günter Eich, Hans Werner Richter, Wolfdietrich Schnurre, Günter Grass, Heinrich Böll, Wolfgang Hildesheimer) → verknappter Realismus, Neoverismus, Favorisierung der Kurzgeschichte

·   Wolfdietrich Schnurre „Das Begräbnis“ → satirisch, voller Rätsel, enorme Knappheit (Ausdruck)

·   Wolfgang Hildesheimer „Die zwei Seelen“ → Steigerung des Rätselhaften, absurd, Satire, teilweise Parabel, Einfluss Kafkas

·   Günter Eich „Inventur“: Deutsch neu lernen, Sprache korrumpiert durch Nazis, neue Benennungsversuch, keine großen Sprachbilder (Ideologie), Vokabular aus der Alltagssprache

·   Heinrich Böll „Das Brot der frühen Jahre“: Trümmerliteratur, christliche Nächstenliebe, Kritik der sozialen Verhältnisse


50er Jahre

·    Verdrängung der NS-Zeit

·    Wirtschaftswunder

·    Heimat-Ideologie

·    Kalter Krieg; Wiederbewaffnung

·    Technik-Skepsis

·    Restauration/“Adenauer-Zeit“: Aggresionstabu und Sexualtabu

·    Heimkehrer-/Trümmerliteratur

·    Albert Vigoleis Thelen „Die Insel des zweiten Gesichts“: nicht chronologisch, Schelmenepos, Grausamkeiten, gesteigerter Lebenswille, Kritik am Christentum, bildreiche Sprache, barocke Züge

·    Hans Bender „Eine Sache wie die Liebe“: konservativer Roman, Vertreibungsgeschichte

·    Wolfgang Koeppen „Das Treibhaus“: moderner Bewusstseinsroman, autobiographisches, Grausamkeit der Ehe, Entlarvung der Verlogenheit, Schreibstil: klassisch psychologischer Realismus, kein kontinuierlicher Plotaufbau (katastrophale Ereignisse)

·    Friedrich Dürrenmatt „Der Besuch der alten Dame“: Macht des Geldes, groteske Szenen (Kastration), Komödie mit tragischen Elementen, Sprachkritik: Selbstentlarvung durch Sprache, Sprache mit doppeltem Boden, Parabel (Panther), Chor: Parodie (keine Orientierung), Lobgesang auf das Wirtschaftswunder u. den Wohlstand, Verhaltensweisen des Mitläufertums

·    Günter Grass „Die Blechtrommel“: Schelmenroman, Geburtenszene: Parodie Goethes (Künstlerroman), Kritik an Mitläufern des Nationalsozialismus, Kritik an der sexuellen Moral, Metanarrative, Ironie, unpathetische Erzählart, Blasphemie, amoralische Figur Oskars, kultureller Wandel: Druchbrechung der der literarischen Normen der Nachkriegszeit, grotesker Roman

·    Arno Schmidt „Mare Crisnum“: gespr. Sprache wird in Schriftzeichen umgesetzt, Entlarvung der Sexualmoral, akkustisches u. visuelles beim lauten Lesen präsent, Figuren aus dem Nibelungenlied (Cream-hilled, Brown-hilled, H.C. Trunnion)

·    Martin Walser „Ehe in Philippsburg“: Bewusstseinsroman, Brüchigkeit der Fassade des bürgerl. Lebens, Ehe = ökonomische Zwangsgemeinschaft; „Halbzeit“: Mensch = Funktion

·    Rolf Hochhut „Der Stellvertreter“: polit-moralisches Stück, Politkalküt des Papstes Pius XII. Während der NS-Zeit, Ziel = Erneuerung der katholischen Moral

·    Hans Magnus Enzensberger „An alle Fernsprechteilnehmer“: apokalyptische, skeptische Stimmung, Wirtschaftswunder in Gedichtform, unsichtbare Bedrohung

60er Jahre

·    Peter Weiss „Die Verfolgung und die Ermordung Jean Paul Marats“: Theater im Theater, Angriff auf Restauration Bundesrepublik, surreale Handlunge, Poetik de Erinnerung: GS ist GS der Sieger

·    Gerhard Fritsch „Faschingg“: episodischer Roman, NSMentalität besteht in Ö noch immer, Satire auf den latenten öster. Antisemitismus und Faschismus, „Punschkrapfen“ aus „Katzenmusik“

·    60er: 1. Schritte der Hinterfragung der Geschehnisse in der NS-Zeit

·    Hermann Broch „Massenpsychologie“: Massenverhalten=reduz. Menschlichkeit, Angst vor Vereinsamung – nicht allein mit der Angst, Uniformiertes der Masse – Ich-Grenzen aufgelöst, Massenverhalten = irrational, verachtungswürdig

·    Elias Canetti „Masse und Macht“: antropologisches Essay, Wie war der Nationalsozialismus möglich? Massen durch Feindbilder instrumentalisiert, Mensch = Massenwesen, Urgesellschaft: Machthaber = Überlebender, Überleben erhöht die Macht, Faschismus hat etwas Erhabenes, Individuum möchte a. d. Energie teilhaben, Führer folgen die Massen

·    Marlene Haushofer „Die Wand“: Frau reflektiert über ihr unfreies Leben, selbstbestimmtes Leben, Kulturkritik, Depressionsromen

·    Albert Drach „Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum“: passiver Held als Werkzeug missbraucht, Protokollstil: soziale Instanzen, scheinbar neutral, aber mit Wertung, satirische Elemente, Darstellung der Gefühlslosigkeit des Antisemitismus, kein positiver Ausblick/Moral, Darstellung der Welt: chaotisch u. Zusammenhangslos, abstruse sprechende Namen


·    DDR-Autoren eingebunden in den gesellschaftlichen Prozess

·    sehr konservativ: Prosa und Dramatik vermittelte eine Literatur in die man sich einfühlen kann; Antimodernistisch; Antisubjektivistisch → Ablehnung des Subjektivismus

·    strenge Literaturproduktionsprogramme: antifaschistischer Konsens, Schreibstil: sozialistischer Realismus: Lebensechtheit und Volksverbundenheit; Darstellung des sozialen Kampfes, sozialer Optimismus, positiver Held, keine Experimente (Brechts Verfremdungstechnis wird teils abgelehnt)

·        DDR Kulturpolitik: Ablehnung des Formalismus, Ablehnung alles Moderenen (Kafka, Joyce)

·    Ästhetischer Richtungsstreit: Brecht vs. Stanislawski

·        Programm: Aufbauliteratur (ab 1952; Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft) Bitterfelderweg

(„Greif zur Feder Kumpel“: Bräunig - die, die in der Arbeitswelt stehen sollen schreiben), Ankunftsliteratur (Entwicklungsromane - Läuterung - Entwicklung einer soz. Identität), Dorfroman

·        Uwe Johnson „Mutmaßungen über Jakob“: thematisiert Teilung Dts., keine Gesamtvision, gegen Realismusgebot, Bewusstseins- Erinnerungsroman, präzise Atmosphärenbeschreibung der DDR, kein Erzähler (Polyphonie), Figuren mutmaßen über Jakobs Tod

·        Christa Wolf „Der geteilte Himmel“: Trennung Dts. wird durch eine Trennung symbolisiert „Nachdenken über Christa T.“: Leiden am Totalitarismus in der DDR wird dargestellt „Kindheitsmuster“: Kindheit in einer autoritären Umgebung, Entstehung der DDR aus Nazidts.

·      Das Insistieren auf persönlichen, radikalen Ereignissen ist tendenziell in der DDR-Literatur den Frauen zuzuschreiben.

·      Brigitte Reimann „Franziska Linkerhand“: Emanzipationsbestrebungen (sozial, beruflich, privat) der Protagonistin, vieles ist autobiographisch, gibt kein Glück in einer soz. Ges., Tabus werden durchbrochen (sibirische Zwangslager, Selbstmord, Vergewaltigungen durch die Rote Armee


1968

·      Enttabuisierung der NS-Vergangenheit: gesamtgesellschaftlich; auch an den Universitäten; es waren immer noch ehemalige Nationalsozialisten im Amt

·      aktuelle politische Situation der 60er Jahre (Mord an Benno Ohnesorg: Demo gegen den Schah von Persien), Attentat auf Rudi Dutschke, Feind: Die Springer Presse

     lebensweltliche Restriktionserfahrung: Nachkriegsgeneration: höherer Lebensanspruch als die soziale Gegenwart bietet (Satisfaction: Rolling Stones)

     Situation an den Universitäten: Unzufriedenheit an den Universitäten in der Phase des Wirtschaftswunders: Was nicht der Wirtschaft gedient hat war unterrepräsentiert → Priorität der Wirtschaftspolitik; Massenuniversitäten

     Funktion der Literatur: politischer Agitations-Sound; Thematisierung der Befreiung; „Kursbuch“: Hg. Enzensberger: Organ der 68er, in Nr. 15 von 68 ging es um die Funktion der Literatur → Nachruf auf die Literatur; Trennung von Kultur und Politik; Kritik an der bürgerlichen Literatur: die Kultur ist Valium fürs Volk; Kultur ins Leben holden → Ästhetisches Leben → man braucht keine Kultur mehr; Antiautoritäre Bewegung Herbert Marcuse: zur Orientierung braucht man die Literatur weiterhin

     Sexuelle Revolution: Begriff wurde in den 1930er Jahren von Wohelm Reich geprägt; Anti-Baby-Pille-Debatte; Verkupplungsparagraph: unter 21jährige zusammenleben zu lassen war verboten; 68er: erste Mediengeneration → Aufklärungsfilme; Großkommunen: Aufhebung des persönlichen Besitztums, keine Paarbildung, Wochenkopulationsplan (BBO) → Überwindung der Eifersucht als bürgerlicher Missstand; Unterdrückung der Sexualität bei Jugendlichen


Konkrete Poesie

·      etablierte sich in den 50er Jahren, Vorläufer: Dadaismus

·      die Sprache mit anderen Medien hinterfragen (Reflexion der medialen Situation → im Krieg wurden neue mediale Kommunikationsformen etabliert: Film, Telegraph) → „The medium is the message“

·      Zurückweisung des Genie-Gedankens: Dichtung beruht auf Regeln, die man erlernen kann; Dichtung soll nicht Gefühlswelten oder Gedanken darstellen, sondern die Dichtung soll brauchbar sein → Zurückweisung des emphathischen Bildungsbegriffes → Dichtung wird demokratisiert

·      Spielcharakter der Poesie: Sprache ist nicht da um Weltanschauungen/Ideologien zu vermitteln

·      Eugen Gomringer „Schweigen“: extreme Konzentration auf Lexem „schweigen“ erzeugt Bild

·      Helmut Heißenbüttel „Sprach-, Weltanschauungs- und Realitätskritik - Realität wird durch Sprache konstruiert - Sprachkritik ist revolutionäre, weil die Welt als solche hinterfragt wird

·      H.C Artmann „Blaubort“: Gothik-Motiv, barocke Motive, thematisch: Groteske

·      Thomas Kling „gschrbertes idyll“: Sprachzerhackung, Stoppung des Sprachflusses, kein Bild

·      Oswals Wiener „die verbesserung von mitteleuropa“: anarchistische Literatur (Selbstreuerung der Sprache), Sprache überwinden um zur Wirklichkeit zu gelangen, Spachkritik=Gesell.kritik

·      Ernst Jandl „Stanzen“: subversive Dichtung, gegen Sprachreinheit und Hochsprache

·      Peter Handke „Publikumsbeschimpfung“:Antitheater, keine Handlung nur Sprechakte, Gegenstand des Theaters = Zuschauer, Sprache wird thematisiert, Worte werden zum Thema, Einzug der Popkultur in die Hochkultur, keine fiktionale Welt, Absage an das traditionelle Medientheater, Negativbezugnahme auf Inszenierungs- und Rezeptionskonventionen


Neue Subjektivität

·      auch neue Innerlichkeit, neue Sensibilität, Befindlichkeitsliteratur

·      Beschäftigung mit dem Individuum, Rückzug ins Private, private Bedürfnisse werden nicht länger durch gesellschaftliche verdrängt

·      Gewinnung von Authentizität

·      Einfangen von Echtheit von Erfahrungen (Tagebücher, Autobiographien)

·      immer gescheiterte Beziehungen, Beziehung nicht möglich

·      melancholischer Grundton der Texte

·      Spiegelung der eigenen Probleme in fremden Lebensgeschichten

·      Peter Schneider „Lenz“: spiegelt seine eigenen Erfahrungen der Entfremdung in jenen des frühbürgerlichen Außenseiters Lenz; weist kollektive Ansprüche zurück; Orientierungslosigkeit; Rückzug auf sich selbst

·      Peter Handke „Der kurze Brief zum langen Abschied“: Thema: Selbstfindung; Sprache als Mittel zur Auffindung von Empfindungen; Sprache als Form der Schärfung von Empfindungen; Training genauer Wahrnehmung; Protagonisten sind passive Charaktere (wie überhaupt in den 70er Jahren); Referenz zu Karl Ph. Moritz „Anton Reiser“ und Gottfried Keller „Der grüne Heinrich“; melancholisch

·      Maxie Wander „Guten Morgen, du Schöne“: 17 Gesprächsprotokolle, Lebensläufe von Frauen auf Tonband, Wie können sich Frauen emanzipieren?

Entwicklungen in der Lyrik (70er): Alltagslyrik; melancholischer Erzählton; Ausdruck von Perspektivenlosigkeit, Immobilität; „Neue Einfachheit“: oft ohne Figuren, Tropen, Metaphorik, .

·      Martin Walser „Ein fliehendes Pferd“: Zentrale Frage: Darf man so leben, wie man lebt? (Probleme der Identität); Pferd=Symbol für das galoppierende Leben, galoppierende Lebenszeit, Flucht; Scheinexistenz von Halm und Buch – beide sind fliehende Pferde; Rolle der Frauen: Frauen sind nicht so plastisch dargestellt; Ende: Halm – Neubelebung seiner eigenen Lebensweise, nicht Übernahme von Buchs Lebensweise


·      keine kontinuerlichen, chronologischen Lebensschilderungen

·      Momentaufnahmen

·      bruchstückhaft (außer bei Canetti)

·      es geht um das Individuum

·      Max Frisch „Montauk“: Skizzen, Autobiographisches, erzählerische Phasen; Geschichte ist die Interpretation von Erinnerungen; Vita ist nur Interpretation; Spiel mit „Ich“ und „Er“

·      Thomas Bernhard „Autobiographie 1975-1981“: Abrechnung mit der Welt, Öster., NS, Katholizismus; Erforschung der eigenen Herkunft; Behauptung des Individuums gegenüber übermächtigen Instanzen (Schule, Kirche, Ärzte, .)

·      Elias Canetti „Die gerettete Zunge“, „Die Fackel im Ohr“, „Das Augenspiel“: Ausnahme von den ausschnitthaften Biographien: chronologisch; es geht um Sprachfindung; Canetti stellt sein Leben erst einmal als Sprachentwicklung dar: Motiv des „Rettens der Zunge“ (Sprache)



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