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Mitschrift (Lernskript)

Literarische Traditionen 1 (WS 2009)

44.537 Wörter / ~98 Seiten sternsternsternsternstern_0.75 Autorin Verena B. im Dez. 2010
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Mitschrift
Deutsch

Universität, Schule

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Note, Lehrer, Jahr

WS 2009

Autor / Copyright
Verena B. ©
Metadaten
Preis 7.00
Format: pdf
Größe: 0.84 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 3291







9.10.2009 (W. Hofmeister)

                I.           Althochdeutsche und Frühmittelhochdeutsche Literatur (8. Jh. – 1150)

Periodisierung/ Einteilung der Epochen: Beispiel Brunner

(Brunner: 35 – 39)


A.

Althochdeutsch

Frühmittelhochdeutsch

8. Jh. – um 1050

um 1050 – um 1150

B.

Mittelhochdeutsch, 'höfisch'

etwa 1150 – um 1350

C.

Ältere Epoche der frühneuhochdeutschen Literatur

etwa 1350 – um 1500

Textüberlieferung

(Brunner: 23-26)

Bis zur Mitte des 15. Jh. wurde handschriftlich überliefert (also das ganze Mittelalter hindurch), erst der Buchdruck als neues Medium prägt auch die Literatur wieder neu. Pergament war bis zur Mitte des 14. Jh. der entscheidende Beschreibstoff, das allerdings sehr teuer und schwierig in der Herstellung war, weshalb man auch sorgsam damit umging, was den Einsatz betraf.

Das ist ein entscheidender Punkt bezüglich der Überlieferungsprobleme im Mittelalter. Man musste eine Selektion treffen, was auf Pergament geschrieben wurde, also sicher nicht Dinge, die man für belanglos hielt; das entschieden zumeist Klöster, Kirche → Geistlichkeit. Vorrangig wurde somit das überliefert, was für Kirche von Belang war, also geistliche Themen.

Verschriftlicht wurde auch deshalb nicht alles, weil die Mündlichkeit eine eigene Tradition hatte. Es handelt sich um eine orale Gesellschaft, eine Kultur des Zuhörens, dementsprechend ist die Überlieferung auch meist bruchstückhaft.

Die Schriftproduktion war geringer, auch wurden wenige Autographe überliefert. Autographe

sind Handschriften vom Autor selbst. Die meisten Texte wurden von Schreibern abgeschrie­ben und so überliefert.

Es gibt aber auch mündliche Dichtformen. Man kann nur mutmaßen, wie viele Dichtungen

tatsächlich mündlich tradiert wurden. Fest steht allerdings, dass es weit mehr Dichtungen gab,

als heute bekannt sind. Einige mündlich tradierte Literatur wurde später aufgeschrieben (z.B.

Nibelungenlied, Hildebrandslied).

Entstehungsbedingungen/ Autoren, Auftraggeber, Publikum:

(Brunner: 26-32)

Über das Lateinische fand die größte Leistung des MA statt → die Rettung der Antike. Viele Quellen wurden abgeschrieben, kommentiert, dadurch gerettet. Sehr viele wichtige Texte sind vom Latein auch in die Volkssprache übersetzt worden und bilden somit eine Brücke für die Weitergabe von Wissen.

Karl der Große war sehr einflussreich, was die Verbreitung des Deutschsprachigen betrifft (im Kontext der Missionierung). (Karolinger)

Zwischen 950 und 1050 gab es eine Überlieferungslücke, in der Zeit wurden nur lateinische Texte verfasst.

Mittelalterliche Kunst als Dichtung wurde im gehobenen, festlichen Rahmen präsentiert. Sie wurde oft bei Tisch gelesen oder war in die Liturgie (Messe) eingebettet. Wie bereits erwähnt, findet Literatur zu dieser Zeit zu einem großen Teil auf Latein statt, wodurch sie nur dem zugänglich ist, der diese Sprache auch kann. Illiterati bedeutet, dass jemand kein Latein spricht, dies hat nichts damit zu tun, ob jemand lesen und schreiben kann.

Latein war eine Weltsprache und bis ins 18. Jh. die Gelehrtensprache.

Gliederung der Sprachlandschaft:

Klöster waren die Bollwerke der schriftlichen Über­lie­fe­rung, um Klöster bilden sich Inseln der einzelnen Dialekte, die sich dort ausgeprägt haben. Die deutsche Sprache hat sich in vielerlei Gestalt in dieser frühen Zeit präsentiert.

Die Literatur ist zu dieser Zeit Vortragskunst – keine Zeit der Lesekultur, sondern der auditiven Kultur → andere Form der Vermittlung; darauf reagieren diese Texte auch. Man hat sich auch bemüht entsprechend feierlich vorzutragen. Dieses Vortragen diente einer säkularen Vermittlung von Literatur. Es ist eine in sich geschlossene Gesellschaft → Texte sind Auftragstexte, zu einem besonderen Zweck geschrieben.

Der Auftraggeber gibt das Thema vor, der Autor steht im Hintergrund, daher sind die Au­to­ren­namen meist unbekannt. Schreiben war eine Dienstleistung an der Gemeinschaft. Nur die hohe Schicht war gebildet, dadurch wird hier nicht die ganze Gesellschaft miteinbezogen. Der Dichter ist abhängig von der Gunst der Gemeinscha.....[Volltext lesen]

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Weitere Beispiele sind der vocabilarius sancto galli (um 775 angelegt) und Gesprächstexte (Kasseler Glossen (815 – bayrisch geprägt): Sachglossar mit einzelnen Sätzen sowie ein Gesprächsbüchlein; Altdeutsche Gespräche: zweckgebundenes Reisehandbüchlein; Wortschatz und Satzmuster für alle Bereiche des Lebens). Solche Glossare sind eigene Tradition der Übersetzungsliteratur.

Religiöse Gebrauchstexte/ Übersetzungsliteratur

→ gehören zur Übersetzungstradition und religiösen Tradition. (Traditionen können sich überlagern)

Man wollte breite Bevölkerungskreise mit dem Christentum erreichen durch übersetzte „Vater unser“ etc. Das musste natürlich übersetzt werden und das wiederum war eine ganz entscheidende Aufgabe. Solche Texte sind ein Teil der Glaubensvermittlung. Sie sind verankert in liturgischen Kontext → bei Messfeiern; auch Beichtformeln – sehr unterschiedliche Texte.

Herausragend in diesem Zusammenhang ist der Althochdeutsche Isidor. Dabei handelt es sich um eine Übersetzung, ein religiöses Werk und es ist ein streitbares Werk (Streitkultur des AHD → spiegelt sich in diesem Werk wieder → Glaube von Ungläubigen (Juden) → Trinität bestritten → Gottes Sohn ist Teil der Göttlichkeit, nicht ein normaler Mensch → Adoptianismus).

Der Isidor hatte eine klare Funktion → er wendet sich gegen die Falschgläubigkeit. Übersetzung ca. um 800. (heute: Isidor von Sevilla wurde 2002 zum Schutzpatron des Internet ernannt)

Tatian

ist eine Evangelienharmonie, wie man sich bemüht hat, Widersprüche auszumerzen → Evangelien haben Widersprüche in Details und man wollte sich nicht erklären → bemühen der Vereinheitlichung des Glaubens.

Älterer Physiologus

Physiologus bedeutet „Naturforscher“ und darin werden Pflanzen, Steine und Tiere beschrieben. Man wollte Wissen, wie es um die Tiere bestellt ist, haben sie auch etwas zu sagen, oder sind sie einfach nur Tiere? Er ist bereits 1070 ins Alemannische übersetzt worden (Latein gibt es ihn ab ca. 400). Der Physiologus war eine Volksgeschichte, er hat sich über ganz Europa ausgebreitet.

Es ging vor allem um Tiere, die man nicht sah wie Hyäne, Drachen, Elefanten, Löwen, etc. Tradition: Naturkunde (setzt sich bis in Gegenwart fort). Es wird auf das christliche Heilsgeschehen hin gedeutet.

Bsp.: Löwe (Folie 12): Kinder werden tot geboren mit Atem des Vaters zum Leben erweckt (göttlicher Atem) → verweist auf Gott zurück man kann in der Natur wie in einem Buch lesen.

Bsp: Hyäne (Folie 13): Dieses Tier war manchmal Frau und manchmal Mann, also unrein. Damit sind Menschen gemeint, die zuerst Christus anbeteten und später viele Götter verehrten. Die Hyäne war ein Symbol für die Unentschlossenheit zwischen Christentum und Heidentum. Man wollte den Menschen eine Richtung geben und sie zum Christentum führen.

Tratition der Rechtstexte

Rechtstexte wurden verfasst, um Ordnung im Bereich des Materiellen zu schaffen (z.B. Lex Salica). Bei den Straßburger Eiden (= berühmtester Rechtstext) beispielsweise hat man zwei Jahre Ludwig dem Frommen Eide geschworen → das älteste Zeugnis in altfranzösisch. Die Trierer Kapitulare (~820 ins Deutsche) waren das Gesetz Kaiser Ludwigs des Frommen.

Rechtstexte spielen in weiterer Folge eine Rolle, insofern als sie sich dort einschleichen → in einigen Szenen werden Rechtshandlungen vollzogen – man kann über gewisse Handlungen etwas lernen (z.B. wie man einen Übeltäter vorführt, wie man schwört etc.).

Notker III von St. Gallen (950 – 1022)

Notker hat die Septem Artes Liberales gelehrt (Trivium: Grammatik, Geometrie, Arithmetik; Quadrivium: Musik, Astronomie, Dialektik, Rhetorik). Er hat sehr umsichtig übersetzt und kommentiert und wollte den tieferen Sinn hervorheben. Es gab den doppelten Schriftsinn (z.B. Jerusalem = geographischer Punkt und Stadt der Erlösung), d.h. viele Wörter im Mittelalter hatten .....

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(Sitz, sitz, Biene: das gebot dir die heilige Maria)

Stabreim: Spanungsbogen wird aufgebaut, markiert einzelne Wörter, in der zweiten Halbzeile erfolgt der Iktus (erste Hebung in der zweiten Halbzeile).



→ auch Endreimspuren:

Fridu frono in godes munt heim zi comonne gisunt.

(damit ihr im göttlichen Frieden, in Gottes Schutz gesund heimkommt.)

Kulturhistorisch: Bienen liefern Honig und Wachs. Das war sehr beliebt und auch wichtig. Honig war sehr exklusive und einzigartig. Mit solchen Sprüchen wollte man die Bienen (Honigproduzenten) schützen. (Es geht auch um Sachwerte.) Problem: Bienen schwärmen aus und das wollte man mit Zaubersprüchen unterbinden. (Man hat Bienen angesprochen; vgl. Frisch: Bienenforscher: Bienen haben eigene Sprache → Tänze → komm. Volk)

Merseburger Zaubersprüche

(Brunner: 56-58, koch: 41)

In Zaubersprüche (generell) werden Probleme mit Würmern, Bluthusten. Fallsucht (Epilepsie) behandelt. Ein großes Problem war auch das Lahmen bei Pferden. Man versuchte durch Sprachmagie dem entgegenzuwirken. Die Merseburger Zaubersprüche sind die älteste erhaltene Dichtung. Sie sind in der ersten Hälfte des 8. Jh.s entstanden und in der ersten Hälfte des 10. Jh.s in Fulda überliefert.

Das besondere ist die Überlieferung der germanischen Vorzeit ohne Bezugnahme auf die Gegenwart (rein germanisch).

In dieser Dichtung gibt es eindeutig germanische Gottheiten.

L.....

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Die Themen, die hier transportiert werden, drehen sich um uralte Lust am Kämpfen, Freude an der Stärke, an Techniken der Konfliktlösung; es geht aber nicht nur um „Muskeltaten“, denn diese Helden verfügen auch über mentale Fertigkeiten, die ihren Wertvorstellungen treu bleiben und sich nicht beirren lassen. Sie gehen dann gestärkt aus den Krisen hervor.

Hildebrandslied

(Folie 4)

Es ist ein germanisches Heldenlied und stammt ebenfalls aus Fulda, dem wichtigsten Kloster der deutschen Literatur. 830/40 wurde das Hildebrandslied erstmals aufgeschrieben. Im Lied gibt es jedoch Lücken. Die Entstehung datiert man mit der 2. Hälfte des 8. Jh.

Inhalt: Das Hildebrandslied erzählt die schicksalhafte Begegnung zwischen Hildebrand und seinem Sohn Hadubrand. Der Vater begegnet im Kampf – allein aus dem Heer herausgehoben – einem Helden der Gegenseite. Frage und Antwort machen ihm deutlich, dass er dem eigenen Sohn gegenübersteht. Er gibt sich zu erkennen. Sein Sohn aber betrachtet seine Annäherungsversuche als Verrat und Feigheit.

Sein (ihm unbekannter) Vater aber sei tapfer und besäße Ehre; er (Hildebrand) sei jedoch ein Feigling, wenn er nicht kämpfen wolle. Die Zurückweisung der Gabe und das unsühnbare Schimpfwort „Alter Hunne“ treffen die empfindlichste Stelle der Kriegerehre. Für Hildebrand wird der Kampf unausweichlich; ein Ausweichen würde ihn nach gängigen Ehrbegriffen ehrlos machen („Der sei doch jetzt der erbärmlichste der Ostleute“).

Der Kampf bricht los. Weil der Vater die Tapferkeit unter Beweis stellen muss, die sein Sohn an ihm rühmt, muss er seinen Sieg mit der Tötung des .....

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Diese Lied bezeichnet Ludwig noch als lebend, also schließt man daraus, dass es noch zu Lebzeiten Ludwigs geschrieben worden ist (Todesdatum ~882) → also könnte man sagen, dass es vor 882 verfasst wurde. Es ist somit das älteste bekannte politische Gedicht in deutscher Sprache → ein christliches Preislied mit politischem Hintergrund. Die Auf­zeich­nung erfolgte auch sehr früh (wahrscheinlich gegen Ende des 9. Jh.). Überliefert wurden 59 Reimpaarzeilen.

Die Aufzeichnung ist schön, gediegen, es ist eine sehr bewusste Auf­zeich­nung – geplant, ehrenvoll. Ludwig wird hier als Heerführer (miles christianus) dargestellt, der von Gott erwählt ist, um in seinen Namen zu siegen – den Glauben zu beweisen. Herrschertypus nach alttestamentarischem Vorbild stilisiert.

Zeck der Dichtung war es wohl den ostfränkischen Adel zusammenzuschließen.

Hier findet man keine Stäbe mehr, es ist schon auf Endreimdichtung ausgerichtet. Vorbild hierfür war die Evangelienharmonie von Otfrid.

Otfrid von Weißenburg (800- 871)

(Brunner: 63-68, Koch: 62-68)

Dieses Werk stellt sich in die Reihe der religiösen Gebrauchsliteratur mit dem Zweck der Glaubensunterweisung. Es ist keine Evangelienharmonie – wie der Tatian z.B. – also es wird nicht versucht die Evangelien in Einklang zu bringen, aber es ist eine kommentierende Deutung der biblischen Überlieferung mit phasenweise sehr poetischen Reflexionen, Erläuterungen, Vergewisserungen.

Das Werk wurde abgeschlossen zwischen 863 – 871. Diese Dichtung wurde sehr früh schon überliefert (Nahe der Entstehungszeit) – in der Wiener Überlieferung (Wiener Kodex) kann man sogar Spuren von Otfrid finden (Akzente). Folie!

Otfrid ist der erste deutschsprachige Autorname, der bekannt ist. Er hat 5 Bücher geschrieben und wollte damit alle 5 Sinne des Menschen erreichen, um sie auf das christliche Denken hin auszurichten. Es gibt umfangreiche Widmungen, um sicherzustellen, dass das Werk Wohlgefallen findet, weil es nicht üblich war in Deutsch etwas Religiöses zu schreiben.

Er rechtfertigt sich damit, dass er auch weite Kreise erreichen möchte, also Menschen, die das Lateinisch.....

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Kernbotschaft: Beim jüngsten Gericht hilft euch nichts (keine Beziehungen, kein starker guter Freund etc.). Es zählt nur das, was man an Gutem getan hat, das Seelenheil ist nicht käuflich.


Wessobrunner Gebet

(Brunner: 58, Koch: 48-49)

Entstanden ist das Wessobrunner Gebet bereits 770-790 in Fulda. Verfasst für ein ähnliches Publikum wie Otfrid, also für Menschen, die vom Glauben noch nicht so 100% in allen Details überzeugt waren, um sich die Welt christlich durchtränkt vorstellen zu können. Die Aufzeichnung dieser Dichtung erfolgte erst Anfang des 9. Jh.s (= Unsicherheitsfaktor, was wirklich authentisch überliefert ist).

Es handelt sich um eine Mischung aus zwei Texten. Der erste Teil ist eine neue Tradition: die Kos­mo­gonie, also die Weltschöpfung. Es geht um die Hintergründe der Existenz, wie ist die Weltzeit entstanden? Es versucht den Anfang der Dinge zu visualisieren. Thema ist die Urschöpfung, die auch christlich eingefärbt ist. Hier findet sch wieder die Stabreimtradition.

Der zweite Teil ist das Gebet, der den Weltschöpfungsmythos gebetsmäßig abrundet.

Hier findet sch wieder die Stabreimtradition.

23.10.2009 (W. Hofmeister)

2. Folie: Wirkung geistiger Zentren → Klöster

Neue Werte:

Glaube, Askese, Bibel, zurück zu spirituellen Wurzeln → mhd. löst ahd. ab!

Paraphrase des hohen Liedes (1069)

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