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Seminararbeit / Hausarbeit

Lite­ra­ri­sche Analyse der Gedichte `Aufschub` und `Skla­ven­in­sel` von Günter Eich

4.432 Wörter / ~16 Seiten sternsternsternsternstern Autor Alfred Z. im Feb. 2013
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Dokumenttyp

Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Ludwig-Maximilians-Universität München - LMU

Note, Lehrer, Jahr

1,7 Dr.Hettche, 2012

Autor / Copyright
Alfred Z. ©
Metadaten
Preis 5.00
Format: pdf
Größe: 0.18 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 28097







Hier wird freilich bewusst mit dieser Wirkung gespielt. Nicht nur das lyrische Wir soll miteinbezogen und betroffen gemacht werden, sondern auch der Rezipient. Somit soll auch der Leser und mit ihm die Allgemeinheit die Schuld erfahren und ertragen.

In der letzten Zeile schließlich wird diese Betroffenheit noch einmal potenziert. Hier wird das Präsens ebenfalls verwendet: „und sie schreien“. Man kann das Schreien demnach im selben Augenblick vernehmen. Das Wort „schreien“ trägt zahlreiche Konnotationen mit sich, welche die Betroffenheit noch zu steigern vermögen. Das hier beschriebene Schreien ist unter diesen Bedingungen sicherlich von Angst, Leiden, Verzweiflung, Trauer, Schmerz und Hilfosigkeit maßgebend beeinflusst.

Eich verschärft ein weiteres Mal die Erstfassung und lässt das Wort „noch“ für die Endfassung wegfallen. Diejenigen, welche gestoßen werden, schreien demnach noch in diesem Moment. Dies wiederum macht die Schuld, sowohl für das lyrische Wir, als auch für den Rezipienten fassbar. Die beiden letzten Zeilen des Gedichts machen den Leser und das lyrische Wir zu aktiv Handelnden Personen und somit auch zu einem Schuldigen.

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Allgemein lässt der Vergleich mit der Erstfassung erkennen, dass Eich die Wirkung des Gedichts, speziell im Hinblick auf das Schuldempfinden, wohl noch erhöhen wollte. Dies wurde unter Anderem eben durch Auslassen, Ersetzungen oder Umformulierungen erreicht.

4. Resümee:

Die gemeinsame Entstehungsgeschichte der Gedichte „Aufschub“ und „Sklaveninsel“ und deren gemeinsame Nennung in den verwendeten Gedichtbänden- und Sammlungen, zeigt, dass durchaus ein Zusammenhang zwischen beiden besteht.

Insbesondere durch die Motive der „Fragen“ und „Schuld“ in den beiden Gedichten lässt sich eine inhaltliche Brücke schlagen. Die Fragen werden sozusagen im Reisegepäck mit in den Senegal genommen. Dort angekommen allerdings, bleibt kein Raum mehr für sie. Die Schuld ist zu offensichtlich und erdrückend.

Als Zeitzeuge des Zweiten Weltkriegs hat sich Günter Eich in seinem Werk sehr häufig mit der Schuldfrage auseinander gesetzt. Im Fall der beiden Gedichte „Aufschub“ und „Sklaveninsel“ begleitet Eich die Frage nach Schuld auch auf seiner Reise und wird auf der Fahrt dorthin sowie auf Gorée zum Thema. Zeitlebens wurde Günter Eich immer wieder vorgeworfen während der Zeit des Dritten Reichs nicht deutlich vom Nationalsozialismus distanziert zu haben, sogar quasi als Unterhaltungsliterat tätig gewesen zu sein.

Wichtiger Mittler in seiner Arbeit stellt die Kommunikation mit der Natur dar. Im Falle von „Aufschub“ müssen die belastenden, oder auch schwer zu beantwortenden Fragen, an Delfine weitergegeben werden. Letztendlich kommt es jedoch zu keiner Anwort. Die Fragen, die gestellt sind eigentlich harmloser Natur. Die „anderen Fragen“ (Z.10, „Aufschub“) werden nie konkretisiert und haben symbolischen Charakter, denn die Delfine werden nicht(s) verstehen.

Die Antwort kann also nie kommen.

Insofern hat das Gedicht „Sklaveninsel“ quasi eine katalysatorische und offenbarende Funktion: alles Fragen hilft nicht, wenn man sich der Schuld nicht stellt. Eich geht in „Sklaveninsel“ sogar so weit, dass die Schuld auf sich genommen werden muss.

Schließlich bleibt ein Punkt offen, ob von Eich beabsichtigt oder auch nicht: Eine tatsächlich allgemeingültige Antwort gibt es nicht. Möglicherweise soll es sie auch gar nicht geben. Vielmehr soll vielleicht bewusst gemacht werden, dass belastende Fragen nach der Schuld und die Schuld selbst, den Menschen allseits und jederzeit begleiten werden; ob schuldig oder nicht.

Literaturverzeichnis:

-         Buchheit, Sabine: Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft. Hrsg: Karl Richter, Gerhard Sauder, Gerhard Schmitt-Henke. Band 75. Zusammenfassung. In: Kommunikation im Werk Günter Eichs. St. Ingebert. Röhrig Universitätsverlag 2003. S.259

-         Günter Eich: Gesammelte Werke in vier Bänden. Revidierte Ausgabe. Hrsg. Axel Vieregg und Karl Karst. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1991, Band I, S.513

-         Günter Eich: Sämtliche Gedichte. Auf der Grundlage der Ausgabe von Axel Vieregg hrsg. von Jörg Drews. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2006, S.374-375

-         Müller-Hanpft, Susanne: Ideologieverdacht und verwaltete Welt - Das Selbstverständnis Günter Eichs. In: Lyrik und Rezeption „Das Beispiel Günter Eich“. München: Carl Hanser Verlag 1972, S. 63

Internetquellen:

-         Modern American Poetry. Biographical Sketch. (Stand: 02.09.2012)

-         (Stand: 02.09.2012)

Erklärung:

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Hausarbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.

München, den 07.09.2012



[1] Müller-Hanpft, Susanne: Ideologieverdacht und verwaltete Welt - Das Selbstverständnis Günter Eichs. In: Lyrik und Rezeption „Das Beispiel Günter Eich“. München: Carl Hanser Verlag 1972, S. 63.

[2]Ebd.

[3]Günter Eich: Gesammelte Werke in vier Bänden. Revidierte Ausgabe. Hrsg. Axel Vieregg  und Karl Karst. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1991, Band 4, S.515

[4]Buchheit, Sabine: Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft. Hrsg: Karl Richter, Gerhard Sauder, Gerhard Schmitt-Henke. Band 75. Zusammenfassung. In: Kommunikation im Werk Günter Eichs. St. Ingebert. Röhrig Universitätsverlag 2003. S.259

[5] Modern American Poetry. Biographical Sketch. (Stand: 02.09.2012)

[6]Günter Eich: Gesammelte Werke in vier Bänden. Revidierte Ausgabe. Hrsg. Axel Vieregg  und Karl Karst. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1991, Band 1, S.513

[7] (Stand: 02.09.2012)

[8] (Stand: 02.09.2012)


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