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Seminararbeit / Hausarbeit

Liebe und Mytholog­ie in L'aminta - Torquato Tasso

1.106 / ~4½ sternsternsternsternstern_0.5 Eva K. . 2011
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Seminararbeit
Italienisch

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2011, Lackner,Essay

Eva K. ©
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ID# 3679







Liebe und Mythologie in L’Aminta


Storia della Letteratura italiana I

MMag. Elke Lackner


WS 2010/11


Verfasst von


Matr.Nr.: *****

Studienkennzahl:B 190 350 344


Datum der Abgabe: 15.12.2010

Die Pastoraldichtung wird schon von Giambattista Giraldi Cinzio als eine Mischform aus Ernstem und Heiterem definiert. Das Fröhliche muss mit dem Furchtbaren verwoben werden, um die Thematik der Liebe, wie in der Tragödie, belehrend wirken zu lassen.

Die Rahmenhandlung ist nahezu immer die selbe: ein Hirte oder eine Nymphe werden geliebt, der/die Geliebte weisen diese Liebe jedoch zurück, bis ein schlimmes Ende, droht welches wiederum einen Sinneswandel der Protagonisten herbeiführt und ein gutes Ende ermöglicht. (vgl. Kapp 1994: 153) Die Dichter (zum Beispiel Ludovico Ariost, Francesco Berni) versuchten das antike Gedankengut wiederzubeleben und das Wissen der vergangenen (Goldenen) Zeit wieder an den Hof zu bringen.

In Torquato TassosAminta, einer „Favola boschereccia“ aus der zweiten Hälfte des Cinquecento, wird die Nymphe Sylvia vom Hirten Aminta geliebt. Sylvia jedoch ist nicht daran interessiert und weist Aminta immer wieder zurück, bis Aminta schließlich so entmutigt ist, dass er sich das Leben nehmen will.

Infolgedessen bereut Sylvia, Amintas Liebe abgewiesen zu haben und will ebenso Selbstmord begehen. Allerdings findet die Handlung ein positives Ende und die Beiden sind vereint.

Ähnlich wie in anderen Werken dieser Zeit ist auch in Aminta die weibliche Hauptdarstellerin der Göttin Diana stark verbunden. Durch diese Verbundenheit ist jedoch die Liebe zu einem Mann untersagt. Dies zeichnet sich schon zu Beginn ab, Hinweise auf Sylvias Treue zu Diana und ihre Abweisung der Liebe zum Manne finden sich bis in den Zweiten Akt.

Wie aus den Worten Sylvias in I, 1, V 9-16 erkennbar ist:

Sylvia: Altri segua i diletti de l’amore,
se pir v’è ne l’amor alcunn diletto:
me questa vito giova, e’l mio trastullo
è la cura de l’arco e de gli strali;
seguir le fere fugaci, e le forti
atterrar combattendo; e, se non mancano
saette a la faretra, o fere al bosco,
non tem’io che a me manchino diporti.

und Amintas Aussage in II, 3, V 1-11 zu entnehmen ist:

Aminta: Vorrò veder ciò che Tirsi avrà fatto:
e, s’avrà fatto nulla,
[prima ch’io vada in nulla]
uccider vo’me stesso inanzi a gli occhi
de la crudel fanciulla.
A lei, cui tanto piace
la piaga del mio core,
colpo de’ suoi begli occhi,
altrettanto piacer devrà per certo
la piaga del mio petto,
colpo de la mia mano.

Aminta ist nicht sehr hoffnungsvoll, Sylvia davon überzeugen zu können, ihm eine Chance zu geben. Jedoch werden weder Aminta, der versucht Selbstmord zu begehen, noch Sylvia, die schlussendlich die Liebe und Verbundenheit zu Diana aufgibt und sich in Aminta verliebt, bestraft.

Im Ninfale fiesolano, hingegen werden Nymphe Mensola, wegen ihrer untreue gegenüber Diana, und der Hirte Africo, wegen seines Selbstmordes bestraft.

Bemerkenswert ist ebenso, dass Aminta und Sylvia nie gemeinsam auftreten. Sie kommunizieren ausschließlich über ihre Berater und Freunde Daphne und Thyrsis. Unterstützt wird die Erzählung der Handlung durch die Erzählungen der Boten (Nerina, Ergastus).

Tasso ist ein Vertreter des classicismo aristotelico, somit sollen seine Werke das Gedankengut der Antike an den Hof bringen. Er ließ sich von den großen Literaten der Antike inspirieren und übertrug auch die Gattungen in die Volkssprache. Schon der Prolog ist gekennzeichnet von der antiken Mythologie.

Amor, verkleidet als Hirte, tritt auf und spricht über den Konflikt zwischen ihm und seiner Mutter Venus, die Stellung in der Götterwelt und seinen Plan: Sylvias Liebe zu Aminta zu entfachen. Sowohl Aminta als auch Sylvia werden als unschuldige Kinder dargestellt.

Sylvia ist unerfahren in Liebesangelegenheiten, ja interessiert sich nicht sonderlich an der Liebe zum Mann, sie ist keusch, schamhaft und der Göttin Diana treu. Siehe I, 1, V 91-104

Sylvia: Faccia Aminta di sé e de’suoi amori
quel ch’a lui piace: a me nulla ne cale;
e, pur che non sia mio, sia di chi vuole;
ma esser non può mio s’io lui non voglio;
né, s’anco egli mio fosse, io sarei sua.
Daphne: Onde nasce il tuo odio?
Sylvia: Dal suo amore.
Daphne: Piacevol padre di figlio crudele
Ma quando mai da i mansueti agnelli
nacquer le tigre? o da i bei cigni i corvi?
O me inganni, o te stessa.
Sylvia: Odio il suo amore
ch’odia la mia onestate, ed amai lui
mentr’ei volse di me quel ch’io voleva.

Beide werden aber von ihren Freunden, die sich um einiges erfahrener in Liebesdingen geben, ermutigt, ihre Scheu und Scham zu überwinden und doch zueinander zu finden. Nicht die Pflichterfüllung den Göttern gegenüber soll laut den Beratern im Vordergrund stehen, sondern die Liebe und Freundschaft.

Jedoch ist dies von Sylvia nicht so leicht umzusetzen. Erst tragische Ereignisse – wie der Selbstmordversuch des Aminta – führen einen Sinneswandel herbei und Sylvia ist bereit, sich der Liebe hinzugeben.

Erlaubt ist was gefällt. Dies besingt der Chor am Ende des ersten Akts. Das Goldene Zeitalter, der Antike in dem erlaubt war, was gefiel, als Menschen sich, frei von gesellschaftlichen Vorgaben, lieben konnten und auch gleichgeschlechtliche Liebe durchaus nicht verpönt war, wurde abgelöst durch eine von Zwängen und Vorschriften gekennzeichnete gesellschaftliche Ordnung.

[…] che natura scolpì: S’ei piace, ei lice.
Allor tra fiori e linfe
traen dolci carole
gli Amoretti senz’archi e senza faci;
sedean pastori e ninfe
meschiando a le parole
venzzi e susurri, ed a i susurri i baci
strettamente tenaci;
la verginella ignude
scopria sue fresche rose,
ch’or tien nel velo ascose,
e le poma del seno acerbe e crude;
e spesso in fonte o in lago
scherzar si vide con l’amata il vago.

Weiters wird in diesem Chorgesang auch darum gebeten, wieder zu den Werten des Goldenen Zeitalters zurückzukehren, um der Liebespein entgehen zu können. Denn damals lebte man frei von Kummer, einfach in den Tag hinein, ohne viel an das Morgen zu denken.

Das Leben ist bekanntermaßen kurz und man sollte seine Zeit nicht mit Liebeskummer und der Anpassung an gesellschaftliche Vorschriften vergeuden.

Zuerst müssen Liebesqualen durchlebt werden und erst durch schreckliche Ereignisse wendet sich die Handlung doch noch zum Guten. Diese Geschichte wiederholt sich immer wieder, in allen Zeitaltern durchlebten die Menschen Liebesqualen, zumindest in literarischer Form.

Das Thema hält sich bis in unsere Zeit, jedoch begegnen wir der Geschichte sehr oft auch in der Realität.

Bibliografie

Kapp, Volker (Hg.) (1994), Italienische Literaturgeschichte, Stuttgart: Metzler.

Tasso, Torquato (1962), Amita Favola Boschereccia, Frankfurt am Main: Fischer.


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