word image
Referat

Letzte Chance für gute Schulen

5.062 / ~24 sternsternsternsternstern_0.5 Susanne H. . 2011
<
>
Download

Referat
Pädagogik

Universität Kassel

2008 Dr. Dröge

Susanne H. ©
5.50

0.40 Mb
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 8559







Universität Kassel

Fachbereich 07 Wirtschaftwissenschaften


IBB Institut für Berufsbildung

Seminar: Qualitätsentwicklung und Sicherung aus bildungsökonomischer Sicht


Sommersemester 2008


Referat:

Letzte Chance für gute Schulen

Kapitel 5: Gleiche Chancen für alle?

Seminarleitung: Dr. Raimund Dröge


1      Einführung

Diese Ausarbeitung bearbeitet das Kapitel 5 in dem Buch: „Letzte Chance für gute Schulen“ von Ludger Wössmann. Das Kapitel 5 geht der Frage nach, ob für Schüler die gleichen Chancen bestehen eine gute Bildung zu bekommen und einen guten Schulabschluss zu erzielen. Im Rahmen dieser Fragestellung stellt Wössmann drei Behauptungen, sog.

Irrtümer auf. Im Kapitel 2 geht es um den vermeintlichen Irrtum, dass den Kindern in Deutschland an allen Schulen die gleichen Chancen zustehen. Im Wesentlichen wurde dieser Abschnitt von Christian Stock bearbeitet. Im 3. Kapitel geht Oliver auf den proklamierten Irrtum „der Kindergarten ist zum Spielen da, nicht zum Lernen“ ein. Im Kapitel 4 geht David Lappöhn auf den proklamierten Irrtum „Je früher man die Kinder nach ihrer Begabung trennt, desto besser fürs Lernen“ ein.


2      Irrtum Nr. 10: In unseren Schulen stehen allen die gleichen Chancen offen.“

Im fünften Kapitel beginnt Wössmann mit dem von ihm behaupteten Irrtum Nr. 10. Wössmann behauptet dass in den Schulen der Bundesrepublik Deutschland Ungleichheiten für die Schüler verschiedener sozialer Schichten herrscht. Diese Ungleichheiten versucht Wössmann zunächst aufzudecken und strebt auch eine Begründung dieser Ungleichheiten an.

2.1      Gleiche Chancen für alle?

Wössmann stellt dabei die These auf, dass es abhängig vom familiären Hintergrund ist, wie gut ein Kind in der Schule lernt. Das Ziel des Bildungssystems in einem Staat, in dessen Grundgesetz der Gleichheitsgrundsatz verankert ist, sollte sein, dass die Kinder die größtmögliche Chancengleichheit auf einen adäquaten Schulabschluss haben, egal aus welchem Elternhaus sie stammen.

Eine wichtige Folge für die Ungleichheit bei der Schulbildung ist die spätere Ungleichheit des wirtschaftlichen Wohlstandes. Im zweiten Kapitel des Buches „Letzte Chance für gute Schulen“ zeigt Wössmann bereits auf, dass es zwischen dem Grad der Bildung und dem Einkommen einen starken Zusammenhang gibt. Diese Zusammenhänge lassen sich in den Grafiken 2.1 und 2.3 des zweiten Kapitels erkennen.

Für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft ist des deshalb von großem Interesse, ob und vor allem wie man die bestehenden Chancenungleichheiten in der schulischen und beruflichen Ausbildung beseitigen oder zumindest verringern kann. Dies ist zum Teil natürlich auch die Aufgabe der Bildungspolitik.

Wössmann geht zu Beginn des Kapitels jedoch zunächst darauf ein, dass Bildung von den Schülern nicht nur in der Schule erlangt wird, sondern in einem ganz erheblichen Maße bekommen sie diese von zu Hause durch das Elternhaus. Der Bildungsprozess beginnt schon in sehr früher Kindheit und schon weit vor der Einschulung fördern die Eltern der Kinder in unterschiedlicher Art und Weise sowie in unterschiedlichem Maße das spielerische Lernen ihrer Kinder.

Hier werden schon die ersten Weichen für die schulische und berufliche Laufbahn der Kinder gestellt.

Der Lernerfolg des Kindes ist auch während der Schulzeit durch die Eltern beeinflussbar. Ein Kind welches zu Hause Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe, Wertschätzung und Lernmotivation durch die Eltern bekommt hat eine bessere Aussicht auf schulische Erfolge als Kinder die dies vom Elternhaus nicht bekommen.

Die Stärke des familiären Einflusses spiegelt auch die Durchlässigkeit der verschiedenen Schichten einer Gesellschaft über die Generationen hinweg wieder. Dies bedeutet, dass die schulischen Leistungen der Kinder im Zusammenhang mit denen ihrer Eltern sind. So stehen beispielsweise die Chancen, dass die Kinder von Akademikern selbst einmal welche werden nicht schlecht.

Dieser Zusammenhang ist aber nicht in allen Nationen gegeben, bzw. wirkt er sich, laut Wössmann, so stark auf die schulische Leistungsfähigkeit der Kinder aus wie in Deutschland.

Wössmann will nun untersuchen, ob diese internationalen Unterschiede der Chancengleichheit systematisch mit den in diesen Ländern verfolgten Schulpolitiken zusammenhängen. Seiner Meinung nach könnten in diesem Zusammenhang dafür folgende Aspekte von zentraler Beutung sein:


  • Das vorschulische Bildungssystem
  • Die Mehrgliedrigkeit des Weiterführenden Schulsystems
  • Die Existenz von Ganztagsschulen
  • Das Niveau der gestellten Aufgaben
  • Die private Beteiligung am Schulsystem
  • sowie verschiedene familiepolitische Maßnahmen die dazu beitragen könnten, dass Kinder aus weniger begünstigten Familien andere Chancen haben als die Kinder von günstiger gestellten Familien.


2.2      Das kleine Einmaleins der Ungleichheit

Im folgenden Abschnitt versucht Wössmann anhand von Kennzahlen die Ungleichheiten zwischen den einzelnen Bildungsschichten zu verdeutlichen. Er verwendet hierzu als ein international vergleichbares Maß für den sozioökonomischen Hintergrund der Haushalte die Anzahl der in einem Haushalt befindlichen Bücher.

Er ist überzeugt davon, dass es so möglich ist, für jedes Land die Stärke des Einflusses aus dem familiären Hintergrund auf die Testleitung des Schülerleistungstests TIMSS und dessen Wiederholungsstudie TIMSS-Repeat zu schätzen und damit untereinander auch vergleichbar zu machen.

Wössmann verwendet diesen Maßstab für den familiären Hintergrund, da er ihn dem alternativen Maßstab (dem Bildungsstand der Eltern) vorzieht. Begründung hierfür ist dass sich bei diesem Faktor der Zusammenhang mit dem Haushaltseinkommen nicht zwischen den Ländern unterscheidet, da dasselbe nominelle elterliche Bildungsniveau in verschiednen Ländern oft ganz unterschiedliche Wissensniveaus widerspiegelt[1].


Abbildung 1: Verfügbare Bücher im Haushalt


Anhand dieser Daten will Wössmann den Einfluss des familiären Hintergrundes auf die Leistungen der deutschen Schüler schätzen. Bei der Schätzung von Einflüssen auf die Schülerleistung ist es seiner Meinung nach wichtig, die Einflüsse anderer bedeutsamer Faktoren wie z.B. Migrationshintergrund, Alter, Geschlecht, Familienstatus aus der Schätzung herauszurechnen.

So schneiden Beispielsweise in Deutschland die Kinder von ausländischen Eltern auf der PISA-Skala über 70 Punke schlechter ab als ihre gleichaltrigen einheimischen Schulkameraden. Dieses schlechte Abschneiden führt Wössmann hauptsächlich auf den durchschnittlich niedrigen sozioökonomischen Status und das Bildungsniveau der Einwandererfamilien zurück.

Entscheidend ist seiner Meinung nach auch ob in den Einwandererfamilien zu Hause deutsch gesprochen wird oder nicht.

Allerdings wird der internationale Vergleich dadurch verzerrt, dass einige Länder viel größere und anders zusammengesetzte Gruppen von Schülern mit Migrationshintergrund haben als andere. Deshalb konzentriert Wössmann sich im Folgenden auf den Einfluss des familiären Hintergrundes nur innerhalb der jeweiligen einheimischen Bevölkerung.


Aus diesen Ergebnissen kann man erkennen, dass zwischen den Schülerleistungen und dem familiären Hintergrund ein starker Zusammenhang besteht.

Die Schätzungen geben Auskunft darüber, um wie viele Punkte sich die Testergebnisse der Schüler in dem jeweiligen Land durchschnittlich zwischen zwei der fünf Bücherkategorien[2] unterscheiden. Den geschätzten Unterschied von 26 Punkten für Deutschland ist so zu interpretieren, dass der Unterschied, der zwischen dem Kind einer Familie mit einem Bücherregal und dem Kind einer Familie mit 2 Bücherregalen besteht, sich für die betreffenden Kinder mit einem Unterschied von 26 TIMSS-Punkten in deren Testleistungen niederschlägt.

Der durchschnittliche Unterschied in den Schülerleistungen zwischen der siebten und achten Klasse beträgt 25 TIMSS-Punkte. Dieser Unterschied gibt an wie viel die Schüler etwa in einem Schuljahr durchschnittlich lernen. Ein Kind mit 2 Bücherregalen wäre demnach einem gleichaltrigen Kind mit nur einem Regal bereits um ein Schuljahr voraus.

Wössmann nutzt auch eine zweite Studie zum sozialen Gradienten um seine Behauptung zu festigen. Diese Studie zum sozialen Gradienten wird auch sehr oft im Zusammenhang mit der PISA-Studie verwendet. Die Steigung des sozialen Gradienten gibt an, wie stark die Leistungen der Schüler eines Landes je nach wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Status variieren.

Je größer die Steigung ist desto größer sind in den betreffenden Ländern auch die Einflüsse aus dem familiären Hintergrund auf die Leistungen der Schüler und umso weniger wird das Prinzip der Chancengleichheit verwirklicht.

Als Ergebnis seiner Ausführung im ersten Teil des fünften Kapitels kommt Wössmann zu „Irrtum Nr. 10: In unseren Schulen stehen allen die gleichen Chancen offen.“

Wössmann untersucht das deutsche Bildungssystem sehr nach betriebswirtschaftlichen, fast schon „controllinghaften“ Aspekten. Er hat sicherlich recht wenn er sagt, dass in unserem Bildungssystem nicht allen die gleichen Chancen zustehen und dass dies auch ein mangelhafter Zustand ist, dennoch sollte man mit der Begründung die er für diesen Zustand liefert in die Kritik gehen.

Durch die Betrachtungsweise der Bildungslandschaft durch die Brille der BWL werden die Kinder in Statistiken und Zahlen gedrückt. Allerdings kann man die Menschen und insbesondere deren Bildungsgrad nicht in einem solchen System sinnvoll erfassen. Statistiken und Tabellen lassen sich auch so berechnen dass dem Leser des Buches ein falscher Eindruck vermittelt wird.

Insgesamt kann man das Buch als ein populistisches Werk bezeichnen. Wössmann rüttelt zwar auf aber bringt auch keine wirklich neuen Erkenntnisse. Seine Begründungen sind zum Teil sehr schwammig und nicht auf harten Fakten basieren sonder oftmals auf eigenen Schätzungen. Auch versucht er das deutsche Schulsystem nach modernen betriebswirtschaftlichen Aspekten zu verbessern.

Nach diesen Aspekten kann man aber nicht mit Kindern, vor allem nicht mit Kleinkindern die im Kindergarten sind umgehen. Man würde sie, wenn man die Lösungsansätze von Wössmann verfolgt in ihrer Entwicklung behindern.

Wössmann hat zwar die Probleme weitestgehend erkannt und stößt den Leser auch sehr deutlich darauf, allerdings sind insgesamt seine Lösungsansätze pädagogisch nicht tragbar. Als Denkanstoß für die Bildungspolitik ist es wohl ein brauchbares Werk.


3      Irrtum Nr. 11: Vorschulische Bildung


Kinder erfahren bis zum Besuch des Kindergartens Sozialisation, Förderung und Entwicklung ausschließlich und hauptsächlich durch Ihre Familien. Wie sich unschwer erahnen lässt, ist diese Förderung in einzelnen Fällen oft mangelhaft und unzureichend. Ein vergleichbarer neutraler Faktor kommt erst mit dem Besuch des Kindergartens ins Spiel.

Die zentrale Frage ist demnach, kann der Kindergarten positiv auf die Entwicklung der Kinder einwirken und die bereits beschriebene Chancenungleichheit verringern indem er frühkindliche Bildung zulässt und durchführt?


Vergleichen lässt sich dies nur, indem wir Länder mit stark- und schwach ausgebautem vorschulischem Bildungssystem untersuchen. Eine Berechnung besagt, dass eine Erhöhung der vorschulischen Besuchsquote von 60% der Kinder (z.B. USA) auf 100% (z.B. Niederlande) eine Verringerung des familiären Hintergrundes auf die TIMSS Schülerleistungen von 4,4 TIMSS Punkte bewirken würde.


Auch die Dauer des Vorschulprogramms zeigt internationale Wirkung. Je länger der Besuch einer vorschulischen Einrichtung ist, desto geringer ist die Chancenungleichheit. Pro zusätzlichem Jahr in einer vorschulischen Einrichtung wird die Stärke des familiären Einfluss auf die Chancenungleichheit verringert. Jedes zusätzliche Jahr in einer vorschulischen Einrichtung wirkt sich positiv aus.


Als Kernaussage lässt sich somit festhalten, dass je mehr Kinder eine vorschulische Einrichtung besuchen und je länger sie diese besuchen, desto geringer fällt deren Chancenungleichheit aus.


In der folgenden Grafik wird dieser Zusammenhang und die Kernaussage grafisch aufgezeigt.

Die Grafik zeigt, dass der Einfluss des familiären Hintergrundes auf die Schülerleistung in Deutschland mit 25,6 TIMSS Punkten[3] sehr hoch ausfällt. Deutschland befindet sich deutlich über dem OECD[4] Durchschnitt von 17,7 TIMSS Punkten. Schlechter schneidet laut Grafik hingegen nur England ab.

Die Vereinigten Staaten aber auch andere europäische Länder wie Schweiz, Finnland oder Frankreich schneiden besser als Deutschland ab, wobei die drei letzt genannten Länder sogar unter dem OECD Durchschnitt von 17,7 TIMSS Punkten liegen.


Drei Möglichkeiten der bildungspolitischen Einflussnahme auf die Chancengleichheit stellt Wössmann vor, wobei ich lediglich zwei davon detailliert betrachte. Die dritte Maßnahme (Aufteilung 4 Jahre später) wird von David Lappöhn im nächsten Abschnitt behandelt.


Durch die Erhöhung der deutschen Vorschul-Besuchsquote von 90 auf 100% würde der familiäre Einfluss auf die TIMSS Leistung um 2,3Punkte senken. Das heißt, wenn alle Kinder den Genuss vorschulischer Bildung und Betreuung erleben könnten, würde der Einfluss der familiäre Einfluss auf die Chancengleichheit sinken.

Eine Vorschulbesuchsquote von 90% ist bereits hoch, jedoch würde eine komplette und flächendeckende Quote zur Lösung des Problems beitragen. Allein genommen wirken 2,3TIMSS Punkte für einen Betrachter wie ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der absoluten Zahl von 25,6TIMSS Punkte. Zusätzlich fordert Wössmann eine Verlängerung der Dauer der bereits bestehenden vorschulischen Bildung um ein Jahr.

Diese Verlängerung würde den Einfluss um weitere 1,3TIMSS Punkte drücken. Eine Kombination beider Maßnahmen ergibt eine Senkung von 3,6 TIMSS Punkten. Ausgehend von unseren 25,6TIMSS Punkten könnte eine Verringerung auf nunmehr 22,0TIMSS Punkte erreicht werden, was uns hinter die USA befördern würde und dem OECD Durchschnitt ein ganzes Stück näher. Prozentual ausgedrückt wäre dies eine Reduzierung des familiären Einflusses um 14%.


Laut DIW werden familiäre Defizite verringert und es finden positive Einflüsse auf die kindliche Bildung statt. Ein einziges Kindergartenjahr habe dagegen kaum positive Effekte. Zusätzlich weist das DIW darauf hin, dass die Bedeutung des Kindergartens als Fördereinrichtung zunimmt und positive Effekte auf die kindliche Bildung hat. Auch werden die Integrationschancen derer verbessert, die einen Kindergarten besucht haben.

Ziel sollte demnach ein möglichst langer Kindergartenaufenthalt sein.

Leider ist in Deutschland lediglich das letzte Kindergartenjahr kostenfrei. Hier besteht Handlungsbedarf von Seiten der Politik. Gerade Kinder aus sozial schwachen Familien profitieren vom Förder- und Betreuungsangebot der Kindergarten besonders, weshalb die komplette Kindergartenzeit kostenfrei sein sollte.

Voraussetzung ist jedoch, dass für jedes Kind ein Kindergartenplatz zur Verfügung steht. Mit der Reform des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz von 1995 hat sich vieles getan, doch noch nicht alle Kinder haben die Chance auf einen Kindergartenplatz.


Auch in Deutschland wurde eine positive Korrelation zwischen Kindergartenbesuch und Wahl der weiterführenden Schule beobachtet. Der Grund kann sein, dass gerade der Besuch einer deutschsprachigen Einrichtung für Kinder aus Familien in denen zu Hause kaum bis gar kein deutsch gesprochen wird einen besonderen Vorteil darstellt.

Zurzeit haben deutsche Kindergärten und Krippen keinen Bildungsauftrag sondern lediglich eine Betreuungsfunktion. Aber bereits diese „simple“ Funktion scheint sich positiv auf PISA Leistungen und TIMSS Leistungen auszuwirken und das in besonderem Maße bei sozial benachteiligten Kindern.

Logische Konsequenz wäre demnach die Kindergärten zusätzlich mit einem vorschulischen Bildungsauftrag zu versehen um die positiven Effekte noch deutlicher und stärker zu fördern.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bereits der Kindergarten großes Potenzial besitzt um die Kinder spielerisch ans Lernen zu führen. Alle vorschulischen Bildungsbemühungen sollten jedoch spielerisch geschehen um die Kinder nicht Ihrer Kindheit zu berauben, denn auch spielen muss erlernt werden und trägt zur Sozialisation bei.

Irrtum Nr. 11 scheint bewiesen. Der Kindergarten sollte nicht nur zum Spielen da sein…!

3.1      Von Mythen zu Fakten: Ein Überblick!

Ein umfassendes System frühkindlicher Bildung und eine spätere und weniger ausgeprägte schulische Sortierung der Schüler kann laut Wössmann die Ungleichheit der Bildungschancen also verringern - in Deutschland um ein ganzes Drittel! Belegen lässt es sich dadurch, dass in Ländern in denen nahezu alle Kinder eine vorschulische Einrichtung besuchen und dieser Besuch auch sehr früh (früher als in D) einsetzt die Bildungschancen laut Statistik deutlich ausgewogener sind.

Die Erfahrung aus anderen europäischen Ländern die Frankreich, Niederlande oder den Skandinavischen Staaten zeigt, dass positive Chancen entstehen können wenn der vorschulische Bildungsauftrag stärker ausgeprägt ist und gefördert wird. In Frankreich wird in den „Écoles maternelles“ vorschulische Bildung betrieben was sich in den Studien durch ausgeglichene Bildungschancen besonders positiv auswirkt.

Den Erfolg und die Aussagekraft der Studie möchte man jedoch aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich, den Integrations- und Kriminalitätsproblemen der französischen Jugend in den Vorstädten den so genannten „banlieue“ anzweifeln.


Es gibt aber auch bereits Kindergärten die mit einem Programm vorschulischer Bildung versuchen den Kindern Spaß am Lernen zu vermitteln und ein vorbereitendes Programm für die Schule zu legen. Jedoch findet dies weder strukturiert noch planmäßig oder flächendeckend statt. Das hier liegende Potenzial wird noch nicht ausgeschöpft. Vorsicht ist jedoch geboten bei einer Atmosphäre aus Lern- und Leistungsdruck.

Dies sollte tunlicht vermieden werden. Es geht lediglich um die Integration eines „spielenden Lernens“.

Würde man Bundesweit mit Bildungsplänen für Kindergärten arbeiten, müsste auch etwas an der Ausbildung derjenigen geändert werden die diese Pläne umzusetzen haben. Gemeint sind die Erzieherinnen und Erzieher, deren Ausbildung entsprechend erweitert und aufgewertet werden müsste, denn schließlich steht und fällt ein solches Vorhaben mit den motivierten und qualifizierten Mitarbeitern die es umzusetzen haben.


Sind die Kinder nach dem Kindergarten eingeschult worden, zeigt eine von Wössmann vorgelegte Studie folgendes. Je später die Kinder auf die unterschiedlichen Schultypen aufgeteilt werden, desto weniger hängt deren Bildungserfolg vom jeweiligen familiären Hintergrund ab. In Deutschland wird darauf hingewiesen, dass durch die Durchlässigkeit des Bildungssystems die Chancengleichheit gewährt ist und positive Effekte haben soll.

Laut Wössmann ist eine nachhaltige Verbesserung der Situation nur durch eine Verschiebung der Aufteilung der Schüler weiter nach hinten (siehe Skandinavien) möglich. Ziel soll deshalb ein längeres gemeinsames Lernen für alle Kinder einer Jahrgangsstufe sein.

Auch eine Verringerung der Schulformtypen scheint laut Wössmann gerade für Kinder aus sozial schwächeren Familien bessere Chancen zu eröffnen. Das Zusammenfassen einzelner Schüler aus bildungsfernen Familien fördert die Perspektivlosigkeit und schadet somit auch dem Erlernen wichtiger Basiskompetenzen.

Ein Abschaffen der Hauptschulen wäre jedoch nicht allein die Lösung des Problems. Tritt an deren Stelle wiederum nur eine neue Schulform mit anderem Namen, die jedoch gleiches wie die Hauptschule vermittelt und faktisch ist hat man nichts gewonnen. Der Vollständigkeit wegen ist zu erwähnen, dass gerade im süddeutschen Raum die oft gescholtene Hauptschule nicht zu einer Restschule verkommen ist und Absolventen dieser Schulform ansprechende Arbeitsmarktchancen haben.

Hier scheint die Zeit auf der Seite der Kritikern zu stehen, da aufgrund der demographischen Entwicklung in Deutschland es in vielen ländlichen Gebieten in absehbarer Zeit nicht mehr genug Schüler geben wird um eine flächendeckende Versorgung mit drei Schultypen zu gewährleisten. Wössmann prognostiziert, dass es in 10Jahren die Hauptschule in Ihrer traditionellen Form nicht mehr geben wird.

Ziel soll es jedoch sein diesen „abgehängten“ Schülern eine Perspektive zu geben und Ihnen realistische Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verschaffen, egal auf welche Schulform sie gehen und wie diese auch heißt. Leider ist dieses Heere Ziel oft nicht realisierbar, da die Sozialisation bereist so stark Fortgeschritten ist und man nur noch bedingt auf die Problemfälle einwirken kann.

Dieser Teufelskreis lässt sich nur durchbrechen, indem man versucht allen Schülern möglichst gleiche Chancen zu eröffnen. Die Chancengleichheit muss deshalb bereits lange vor der Einschulung nämlich im Kindergarten geschehen, da dort auf Kinder noch stärker eingewirkt werden kann als in der Pubeszens.



| | | | |
Tausche dein Hausarbeiten

G 2 - Cached Page: Thursday 18th of April 2024 08:03:36 AM