Thema: Grenzen
der Vernetzung
Internetkontakte
zwischen Lehrenden und Schülern
Situation:
An Ihrer Schule wird die Vernetzung von Schülerinnen und Schülern sowie
Lehrerinnen und Lehrern auf sozialen Netzwerken diskutiert. Als Mitglied des
Schulgemeinschaftsausschusses (SGA) wollen Sie zu dieser Debatte Stellung
nehmen, indem Sie eine Erörterung dazu verfassen.
Lesen Sie den
„Standard“-Artikel „Facebook-Verbot
für Lehrer umstritten“ von Lisa Aigner durch
und markieren Sie die Schlüsselaussagen. Der Artikel ist am 30. 7. 2013 im
„Standard“ erschienen.
Die
neuen Medien werfen neue Fragen auf, nicht nur im privaten Bereich, sondern
auch auf schulischer Ebene, denn einerseits erleichtern Facebook und Co. das Kommunizieren
miteinander enorm, andererseits tun sich Risiken und Gefahren auf, die es
bisher zwischen Schülern und Lehrern nicht gegeben hat. Im Bericht
„Facebook-Verbot für Lehrer umstritten“, der am 30. 7. 2013 auf www.derStandard.at erschienen ist, stellt
Lisa Aigner unterschiedliche Sichtweisen aus Bayern und Baden-Württemberg den
österreichischen Ansichten gegenüber.                                                                     (72)
Im
Bundesland Bayern, so berichtet Aigner, gibt es die Empfehlung an die
Lehrenden, nicht auf Freundschaftsanfragen von Schülern zu reagieren. In
Baden-Württemberg wird der Online-Kontakt sogar untersagt, in Österreich gibt
es diesbezüglich keinerlei Regelungen. Begründet wird das Verbot mit den Datenschutzbestimmungen,
vor allem bei Servern, die sich im Ausland befinden. In Österreich werden
Lehrer dazu angehalten, den Schülern einen kritischen Umgang mit den neuen
Medien beizubringen. Wie das passiert, ist schulintern zu regeln. In Bayern
befürchtet man eine Ungleichbehandlung vor allem deshalb, weil nicht jeder
Schüler einen Facebook-Account hat. Felix Wagner, Bundesschulsprecher, sieht
Vorteile, vor allem weil „‘[d]ie Lehrer schnell alle erreichen [können]‘“ (Z
69-70). Paul Kimberger, Vorsitzender der Pflichtschullehrergewerkschafter und
Christgewerkschafter, empfiehlt, die Finger davon zu lassen, denn „Lehrer und
Schüler seien gleichwertig, aber nicht gleichberechtigt“ (Z 87-88). Zudem sieht er eine rechtliche
Grauzone und die Gefahr, dass Lehrer im Netz gemobbt werden. Mobbing gebe es
nicht nur auf den sozialen Plattformen, meint Wagner, er plädiert für einen Einsatz
dieser im Unterricht. Ähnlich argumentiert Bernhard Jungwirth, Projektleiter
bei der Initiative „Saferinternet.at“, indem er Lehrern rät, sich mit Schülern
auf Facebook zu befreunden, um diese pädagogisch begleiten zu können.                                                                           (189)
Der wesentliche Unterschied zwischen Bayern
und Baden-Württemberg einerseits und Österreich andererseits ist die Tatsache,
dass es in Österreich weder gesetzlichen Bestimmungen noch Anweisungen gibt,
die den Umgang mit den neuen Medien in irgendeiner Form regeln. In Bayern wird
damit argumentiert, dass „Lehrer und Schüler keine Freunde sein [können]. (Z 1-2) Diesem
Argument ist im Prinzip zuzustimmen, denn ohne eine gewisse Distanz zwischen
Lehrenden und Lernenden wird es schwierig, pädagogisch zu handeln,
beispielsweise auf eine schlechte Leistung eine entsprechende Note zu geben.
Allerdings gilt diese Hierarchie nur auf der fachlichen Ebene, auf der menschlichen
Ebene sind, wie Kimberger richtig anmerkt, die Schüler gleich viel wert.
Baden-Württemberg
untersagt einen Online-Kontakt gänzlich und begründet das mit dem fehlenden Datenschutz.
Das ist zugegebenermaßen ein großes Problem, vor allem auf Facebook. Viele
Schüler überschätzen ihr Know-how auf diesem Gebiet, sie sind reine User, die
kaum eine Ahnung von Sicherheitseinstellungen haben. Aber nicht nur die Jungen
sind in dieser Hinsicht ungenau und schlampig, auch die Erwachsenen haben
oftmals weder das Wissen, wie sie ihr Profil schützen können, noch die
Einsicht, dass solche Vorsichtsmaßnahmen notwendig ist. Offene Profile können
aber Böswillige dazu einladen, böswillige Aktionen zu starten.
Demgegenüber
sind Bundesschulsprecher Wagner und Projektleiter Bernhard Jungwirth
grundsätzlich für einen Online-Austausch zwischen Schülern und Lehrern. Wagner
führt vor allem pädagogische Gründe an, denn damit „sollte der richtige und verantwortungsbewusste
Umgang“ (Z 109-110) mit diesem Medium gelehrt werden. Das ist zweifelsfrei ein
richtiger Gedanke, aber es genügt vollkommen, dies in ausgewählten Fächern wie
beispielsweise AIM zu tun. Dort unterrichtet eine Lehrkraft, die sich in der
Thematik auskennt und den Schülern Tipps und Tricks zur Genüge mitgeben kann.
Wenn jeder andere Lehrer auch noch Fachmann auf diesem Gebiet sein und sich „in
diesem Bereich fortbilden“ soll (Z 111-112), dann ist das zu viel verlangt. (291)
Natürlich
sollte sich die Lehrerschaft den neuen Technologien nicht verschließen bzw.
diese aktiv nutzen, nicht aber für Berufliches. Vor allem wenn Privates und
Schulisches vermischt wird, kann das für beide Seiten unangenehm sein. Schüler
brauchen ebenso ihre Privatsphäre wie Lehrer. Was geht einen Lehrer an, was
sein Schüler am Wochenende alles getan hat, wo und mit wem er unterwegs gewesen
ist, wie viel er von was auch immer konsumiert hat? Was geht es einen Schüler
an, was sein Lehrer am Wochenende alles getan hat, wen er getroffen, auf
welchem Konzert oder in welchem Kabarett er gewesen ist? Es gibt mit Sicherheit
andere Netzwerke, die geeignet dafür sind, Informationen auszutauschen, Fragen
zu stellen, Antworten zu bekommen. Diese sollten von Schüler- und von
Lehrerseite genutzt werden, damit die schulischen Ziele gemeinsam erreicht
werden. Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â (131)
Die
oben dargelegten Probleme werden sich in naher Zukunft wahrscheinlich
verschärfen, es werden unterschiedlich gelagerte Fälle in den Medien auftauchen,
die Diskussionen auslösen und ein verschärftes Nachdenken über Lösungen
erfordern. Dann wird es an der Zeit sein, den Umgang mit den neuen Medien
vernünftig zu regeln.                     (46)