Herbert Ernst Karl Frahm
wurde am 18. Dezember 1913 als Sohn der 19-jährigen, ledigen Verkäuferin
Martha Frahm in Lübeck geboren. Herbert Frahm wuchs bei seinem Großvater auf
und 1928 erhielt er einen Platz am Johanneum in Lübeck (ältestes Gymnasium Lübecks).
Dort war er ein Außenseiter da seine Mutter unverheiratet war.
Durch seinen Großvater kam er
1929 zur Sozialistischen Arbeiterjugend [SAJ], und durch Julius Leber 1930 zur
SPD. Julius Leber war ein deutscher Politiker, Reichstagsabgeordneter und Widerstandskämpfer gegen den
Nationalsozialismus.
Nach dem Rücktritt der
Reichsregierung am 27 . März 1930 wollte die SPD die Minderheitsregierung von
Heinrich Brüning tolerieren doch Herbert Frahm hielt dies für einen Verrat an
den Zielen des Sozialismus.
Daraufhin wechselte er zur
Sozialistischen Arbeiterpartei [SAP] einer Linksabspaltung der SPD und wurde
Vorsitzender des Sozialistischen Jugendverbandes [SJV].
Mit 19 Jahren beendete er die
Schule und begann bei einer Schiffsmaklerei eine Ausbildung. Nach dem
Reichstagsbrand floh Herbert Frahm am 1. April 1933 nach Dänemark und ging
weiter nach Oslo. Dort nahm er zu seinem Schutz den Namen WILLY BRANDT an, den
er schon bei einer illegalen Parteikonferenz verwendet hatte.
Willy Brandt studierte in
Oslo Geschichte und begann bald darauf journalistisch für die SAP zu arbeiten.
1936 mietete er sich unter dem norwegischen Namen Gunnar Gaasland eine Wohnung
in Berlin und reorganisierte im Auftrag der SAP die Auslandsabteilung der SAP
Berlin.
1937 reiste er nach Spanien
und berichtete dort über den Bürgerkrieg.
1938 wurde Brandt durch die
NSDAP ausgebürgert für und „staatenlos“ erklärt.
Als deutsch Truppen in
Norwegen einmarschierten wurde Willy Brandt verhaftet. Doch seine Tarnung blieb
bestehen. Als er wieder auf freien Fuß gesetzt wurde floh er nach Stockholm wo
er von der dortigen Exilregierung die norwegische Staatsbürgerschaft erhielt.
1940 kam seine Tochter Ninja zur Welt ein Jahr später heiratete er Carlota
Thorkildsen.
Am 1. Juli 1948 erhielt
Willy Brandt die deutsche Staatsbürgerschaft zurück und lies den Namen WILLY
BRANDT offiziell in seine Papiere aufnehmen.
1948 heiratete er zum 2. Mal.
Rut Bergaust geborene Hansen eine Norwegerin mit der er noch im selben Jahr den
Sohn Peter zur Welt brachte.3 Jahre später folgte Lars, sein zweite Sohn mit
Ruth.
Während dieser Zeit, der
Berlin-Blockade der sowjetischen Vetos war Willy Brandt ein enger Berater des
damaligen Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter.
Am 14. August 1949 wurde
Brandt als SPD-Abgeordneter in den 1. deutschen Bundestag gewählt in dem er 2
Wahlperioden saß.
Nach dem Tod von Otto Suhr,
der seit 1953 Regierender Bürgermeister von Berlin gewesen war, ließ sich der
nun 43 Jahre alte Willy Brandt am 3. Oktober 1957 in das Amt wählen. Dabei war
er von 1957 bis 1958 Mitglied des Bundesrates.
1958 wurde Brandt zum SPD
Landesvorsitzenden in Berlin und zum Mitglied des Bundesvorstandes der SPD
gewählt.
Als Willy Brandt am 13.August
1961 gegen 4 Uhr morgens vom Bau der Berliner Mauer erfuhr flog er nach
Tempelhof und protestierte sowohl am Potsdamer Platz als auch am Brandenburger
Tor gegen die Sperrung der Sektorengrenze.
1961 kandidierte Willy Brandt
als sozialdemokratischer Kanzlerkandidat gegen Konrad Adenauer. Noch im
gleichen Jahr kam sein dritter Sohn Mathias zur Welt.
Am 26. Juni 1963 besuchte
John F. Kennedy Berlin und sprach an der Seite von Willy Brandt vor dem
Schöneberger Rathaus den berühmten Satz Heute ist der stolzeste Satz, den
jemand in einer freien Welt sagen kann: „Ich bin ein Berliner“
Von 1964 bis 1987 war Brandt
Parteivorsitzender der SPD und von 1965 an wieder im Bundestag.
1965 kandidierte er gegen
Ludwig Erhard um den Kanzlerposten.
Ein Jahr später brachte der
Koalitionspartner FDP Bundeskanzler Ludwig Erhard zu Fall. Nach dessen
Rücktritt kam es erstmals in der Bundesrepublik Deutschland zu einer
sogenannten “Großen Koalition“ von CDU/CSU uns SPD. Der damalige
Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Georg Kiesinger, übernahm die
Bundesregierung.
Damals hatten die CDU/CSU
245, die SPD 202 und die 49 Sitze.
Daraufhin gingen kritische
Studenten als „Außerparlamentarische Opposion [APO] zu Demonstrationen auf die
Straße.
Willy Brandt wurde
Bundesaußenminister und Vizekanzler. In seiner Zeit als Bundesaußenminister
setzte Brandt das deutsch-französische Truppenabkommen und den Beitritt der
Bundesrepublik zum Atomwaffensperrvertrag durch. Ebenfalls setzte er sich für
den Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft [EWG]
ein.
Am 28. September 1969
schaffte Willy Brandt nach 20-jähriger Regierungszeit der CDU/CSU den
Regierungswechsel. Er war der erste sozialdemokratische Bundeskanzler.
Um die Mehrheit im Bundestag
zu bekommen bildete er eine Koalition mit der FDP.
Am 12. August 1970
unterzeichnete er den „Moskauer Vertrag“ der zu Gewaltverzicht und
Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetunion verpflichtet.
Im Dezember 1970
unterzeichnete er den „Warschauer Vertrag“ der von den Grundlagen der
deutsch-polnischen Beziehung handelt.
Anlässlich seines Besuches in
Warschau kniete sich Willy Brandt am 12.Dezember 1970 vor dem Mahnmal für die
Opfer im Ghetto nieder. Dieses Bild ging um die ganze Welt. (è Folie)
Daraufhin wurde Brandt vom
„Times Magazin“ zum Menschen des Jahres gewählt und am 10. Dezember 1971 bekam
er in Oslo den Friedensnobelpreis überreicht.
Am 27. April 1972 versuchten
die CDU/CSU Brandt mit Hilfe eines Misstrauensvotums zu stürzen doch Heiner
Barzel scheiterte. Da diese Entscheidung nur sehr knapp war, wollte Willy
Brandt Neuwahlen, bei diesen wurde Brandt am 19. November 1972 eindeutig
bestätigt und die SPD wurde zum ersten Mal die stärkste Partei im Bundestag.
Ein Jahr später reiste Brandt
als erster Kanzler der Bundesrepublik nach Israel und im September sprach er
vor der Generalversammlung der Vereinten Staaten in New York.
Nachdem am 24.April 1974
Brandts persönlicher Referent Günter Guillaume, der 1956 als angeblicher
Flüchtling in die Bundesrepublik kam und1973 bis in unmittelbare Nähe an Brandt
vorgedrungen war, als Spion der DDR enttarnt und verhaftet wurde reicht Willy
Brandt am 6. Mai 1974 seinen Rücktritt ein.
(èFolie)
Bonn 6.Mai 1974
Sehr geehrter
Herr
Bundespräsident!
Ich übernehme die politische Verantwortung für Fahrlässigkeiten im
Zusammenhang mit der Agentenaffäre Guillaume und erkläre meinen Rücktritt vom
Amt des
Bundeskanzlers.
Gleichzeitig bitte ich darum, diesen Rücktritt unmittelbar
wirksam werden zu lassen und meinen Stellvertreter Bundesminister Scheel, mit
der Wahrnehmung der Geschäfte des Bundeskanzlers zu beauftragen, bis ein
Nachfolger gewählt ist. Mit ergebenen Grüßen
Ihr Willy Brandt
12 Tage später wurde
Helmut Schmidt als Nachfolger von Willy
Brandt gewählt.
Doch ganz zog sich Brandt
nicht aus der Politik zurück. Er beteiligte sich 1979 an Gesprächen gegen den
Nahostkonflikt und von 1979 bis1983 war er Mitglied des Europäischen
Parlaments.
1983 heiratete Brandt zum
dritten Mal. Dieses Mal seine langjährige Assistentin Brigitte Seebacher. 1984
bekam er in New York den „Dritte-Welt-Preis“ und 1985 in Washington den „Albert
Einstein-Friedenspreis“
1987 erklärte Brandt nach 23
Jahren seinen Rücktritt als Pateivorsitzender.
Noch im gleichen Jahr wurde
Brandt zum Ehrenvorsitzenden der SPD ernannt.
Am Abend vom 10.November 1989
als die Mauer fiel erklärte Brandt „Jetzt wächst zusammen was zusammen gehört“
Im November 1990 traf sich
Brandt mit dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein uns konnte somit 193
Menschen die dort festgehalten wurden befreien.
Am 20. Dezember eröffnete
Brandt als Alterspräsident die Sitzung des ersten gesamtdeutschen Bundestages.
Auf Antrag von Willy Brandt
wurde 1991 mit 338 zu 320 Stimmen beschlossen den Regierungssitz nach Berlin zu
verlegen.
Am 4. Oktober wurde bei Willy
Brandt eine Darmkrebserkrankung diagnostiziert und er musste operiert werden.
Einen weiteren Eingriff im Mai 1992 brachen die Ärzte nach wenigen Minuten ab,
da es keine Hoffnung auf eine Heilung mehr gab.
Willy Brandt starb am 8.
Oktober 1992 in Unkel am Rhein. Er wurde auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf
beigesetzt.