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Seminararbeit / Hausarbeit

Leben und Werk der mexi­ka­ni­schen Surrea­listin Frida Kahlo

4.582 Wörter / ~20 Seiten sternsternstern_0.75stern_0.3stern_0.3 Autorin Marianne D. im Mai. 2014
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Seminararbeit
Kunst/Design

Universität, Schule

Universität des Saarlandes Saarbrücken - UdS

Note, Lehrer, Jahr

11, Winzen,2012

Autor / Copyright
Marianne D. ©
Metadaten
Preis 4.00
Format: pdf
Größe: 5.69 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternstern_0.75stern_0.3stern_0.3
ID# 40521







Leben und Werk der mexikanischen Surrealistin Frida Kahlo

1. Einleitung


In der vorliegenden Hausarbeit geht es um Leben und insbesondere Werk der mexikanischen Surrealistin Frida Kahlo. In einem kurzen Überblick über die Epoche des Surrealismus sollen dem Leser vorweg die wesentlichen Informationen und vor allem die typischen Merkmale und Besonderheiten dieser künstlerischen Bewegung vermittelt werden. Nach der Biographie, in der lediglich die Ereignisse thematisiert werden, die zum Verständnis thematisierten Selbstbildnissen erforderlich sind, folgt ein Kapitel zum Thema „Darstellungen des Körpers bei Frida Kahlo“, da der Körper vor allem in ihren Selbstbildnissen eine sehr wichtige Rolle spielt.

Im Hauptteil der Arbeit wird dann an zwei von Frida Kahlos angefertigten Arbeiten (Die gebrochene Säule und Henri Ford Hospital) eine ausführliche Bildanalyse durchgeführt, bei der folgendermaßen vorgegangen wird: Nach einer ersten Sachbeschreibung wird der Fokus auf Proportions- und Größenverhältnisse der Figuren und Gegenstände gelegt. Danach werden Aspekte wie räumliche Situation, Licht, Farbigkeit und Komposition thematisiert und gedeutet und es wird untersucht, in welchem Zusammenhang die verwendete Symbolik mit den autobiografischen Daten der Künstlerin übereinstimmen, da Leben und Werk oft bis aufs Engste miteinander verknüpft sind.

Im Anschluss daran folgt ein abschließendes Fazit, das die wesentlichen Informationen erneut aufgreifen und anschaulich zusammenfassen soll.


2. Surrealismus


Der Surrealismus ist eine künstlerische Bewegung, die in der ersten Hälfte der 1920er entstanden ist, und sich zunächst in Europa, und später auch in Amerika ausgebreitet hat. Wichtige Vertreter waren neben Frida Kahlo nicht nur Salvador Dalì und Max Ernst, sondern auch René Magritte und Joan Mirò – um nur einige wenige zu nennen. Wichtige Impulse lieferte ihnen zum einen der Dadaismus und zum anderen die von Freud entwickelten Theorien zu Traum und Unterbewusstsein.

Gerade die Traumwelt gewann für die Surrealisten eine große Bedeutung, da in ihr die Zustände vereint sind, die weder vom Verstand, noch von logischem Denken kontrollierbar sind. In dem ersten surrealistischen Minifest heißt es:


Der Surrealismus beruht auf dem Glauben an die höhere Wirklichkeit gewisser,

bis heute vernachlässigter Assoziationsformen, an die Allgewalt des Traums,

an das apsichtsfreie Spiel des Gedankens. Er zielt darauf hin, die anderen

psychischen Mechanismen zu zerstören und ihre Stelle einzunehmen zur Lösung

der wichtigsten Lebensprobleme.“1


In ihren Arbeiten kombinieren die surrealistischen Künstler häufig Phantasie mit Wirklichkeit oder sie schaffen irritierende Bildsituationen. Die verwendeten Motive zeichnen sich oft durch ihre photogetreue Darstellung und die gesteigerte Farbigkeit aus. Und obwohl innerhalb dieser künstlerischen Bewegung recht unterschiedliche Ansätze zu beobachten sind, kann das Unbewusste als Inspirationsquelle der Surrealisten als große Gemeinsamkeit angesehen werden.

Im Folgenden geht es hauptsächlich um die Arbeiten der mexikanischen Surrealistin Frida Kahlo, die jedoch vehement abstreitet, eine Vertreterin des Surrealismus zu sein.


3. Leben und Werk


Die mexikanische Surrealistin Frida Kahlo wird am 6. Juli 19072 in Coyoacàn, einem Vorort von Mexiko geboren. Bereits im Alter von sechs Jahren erkrankt sie an Kinderlähmung, sie muss 9 Monate liegen und behält einen verkrümmten rechten Fuß zurück.

Ab 1922 besucht sie als eines von 35 Mädchen unter insgesamt 2000 Schülern die Escuela Nacional Preparatoria in Mexiko-City, um sich auf ein Medizinstudium vorzubereiten.

Drei Jahre später werden jedoch all ihre Zukunftspläne zerstört, denn am 17. September 1925 gerät die Künstlerin zusammen mit ihrem damaligen Freund Alejandro Gòmez in einen schweren Verkehrsunfall3. Der Bus, mit dem die beiden unterwegs waren, ist mit einer Straßenbahn zusammengeprallt. Bei diesem Zusammenprall wurde Frida Kahlos Unterleib von einer Haltestange durchbohrt und sie muss mehrere Monate i.....[Volltext lesen]

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Mit solchen Darstellungen sollen jedoch nicht nur ihre körperlichen Schmerzen gezeigt werden, sondern auch ihre seelische Verfassung soll dem Betrachter vor Augen geführt werden, in dem sie ihr Innerstes, zum Beispiel Herz, Gebärmutter, u.s.w., nach außen kehrte. Ständig tauchen Symbole für Schmerz, Unglück und Schwangerschaft auf, in keiner ihrer Arbeiten soll die Nacktheit ihres Körpers erotisch wirken, die fehlende Kleidung soll vielmehr ihre Wunden und Verletzungen aufzeigen.

Um dies noch auf die Spitze zu treiben, verwendete Frida Kahlo nicht selten christliche Mythen in der Darstellung ihres eigenen Körpers, so dass die verblüffende Ähnlichkeit mit christlichen Märtyrerdarstellungen unschwer zu erkennen ist. Obwohl die Grenzen zwischen Realem und Irrealem ständig verschwimmen, handelt es sich stets um sehr detaillierte und anatomisch korrekte Darstellungen des Körpers, was zweifelsfrei auf Frida Kahlos intensive Beschäftigung mit medizinischen Lehrbüchern zurückzuführen ist.

In der Literatur wird die Fokussierung auf ihren Körper in Momenten des Zerfalls als eine Art Therapie gedeutet, die der Künstlerin dabei helfen soll, das traumatische Unfallereignis und ihre damit verbundene Leidensgeschichte besser zu verarbeiten.

Im Folgenden wird der Fokus hauptsächlich auf die beiden Selbstbildnisse „die gebrochene Säule“ und „Henry Ford Hospital“ gelegt. Beide spiegeln auf unterschiedliche Art und Weise Frida Kahlos unerschütterlichen Lebenswillen wider, den sie auch in herausfordernden und nahezu unüberwindbaren Situationen nie zu verlieren scheint.

5. Bildanalyse und Interpretation


5.1. „Die gebrochene Säule“


Das Ölbild „die gebrochene Säule“6 ist im Jahre 1944 entstanden und gehört zu den zahlreichen Selbstbildnissen Frida Kahlos, die sowohl ihr seelisches als auch ihr körperliches Leid thematisieren, Es ist 39,8 cm x 30,5 cm groß, auf Hartfaser gemalt und hängt heutzutage im Museo Dolores Olmedo Patino in Mexiko-Stadt.

Im Vordergrund ist ein bis zum Unterleib entblößter Frauenkörper zu sehen, der mit Nägeln übersät und in der Mitte vertikal aufgerissen ist und von einem weißen Korsett zusammengehalten wird. Im Inneren des Risses ist eine zerbrochene, sich nach oben verjüngende Säule zu sehen, die den Kopf abstützt. Die Figur ist am unteren Bildrand auf Höhe der Oberschenkel angeschnitten, in ihren Händen hält sie ein weißes, manieristisch geschwungenes Tuch, das ihr Unterleib komplett bedeckt und sie ist dem Betrachter frontal zugewandt.

Ihr Blick führt geradeaus ins Leere und sie füllt das Format nach oben hin fast komplett aus.

Im Hintergrund ist eine wüstenähnliche, verlassene Landschaft zu sehen, die zu zwei Drittel aus karger Grünfläche besteht, die durch horizontale Furchen gegliedert ist und am Horizont in einen schmalen Streifen Meer übergeht. Das obere Drittel stellt den leicht bewölkten Himmel dar.

Die Figur selbst ist so groß, dass ihr Kopf bis in den Himmel dieser öden Landschaft ragt, die Längen- und Größenverhältnisse der sichtbaren Gliedmaßen stimmen jedoch mit der anatomischen Wirklichkeit überein, was zweifelsfrei auf Frida Kahlos Auseinandersetzung mit zahlreichen Medizinbüchern zurückzuführen ist: Der Kopf stellt ca ein Achtel der gesamten Körperlänge dar7, die Fingerspitzen erreichen die Mitte der Oberschenkel und die Länge der Oberarme stimmt mit der der Unterarme überein.

Auch die Proportionsverhältnisse des Gesichts sind anatomisch korrekt dargestellt: Der Abstand zwischen Haaransatz und Stirn ist genauso groß wie der zwischen dem Ansatz der Augenbrauen und dem Nasensteg. Die Entfernung von den Nasenlöchern bis zum Kinn misst den dritten Teil des Gesichts. Während das Äußere des Körpers also dem klassischen antiken Maß entspricht, sind das Innere und die Landschaft surreal.

Das Bild ist gleichmäßig beleuchtet, die Lichtquelle (vermutlich die Sonne), scheint von rechts oben zu kommen, da am linken unteren Rand der wohlgeformten Busen jeweils ein leichter Schatten zu sehen ist, außerdem ist die rechte Schulter heller als die Linke und in den ausladenden Falten des geschwungenen Tuchs, das ihren Scharm bedeckt und in den Furchen der Landschaft sind ebenfalls Schatten zu erkennen, die räu.....

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Eine weitere dominante Bildachse ist die im oberen Drittel verlaufende Horizontlinie. Zeichnet man beide Achsen in das Bild ein, so entsteht die eine Art Kreuz. Auf die mögliche Bedeutung dieser Form wird weiter unten eingegangen.


Am Gesicht der imposanten Figur ist zu erkennen, dass es sich ohne jeglichen Zweifel um Frida Kahlo selbst handelt. Sowohl die markanten Gesichtszüge als auch die schwarzen langen Haare und die zusammengewachsenen, ebenfalls schwarzen Augenbrauen weisen deutlich darauf hin. An dieser Stelle ist anzumerken, dass das Bild 10 Jahre vor Frida Kahlos Tod entstanden ist.

Es verweist, wie zahlreiche andere ihrer Arbeiten, auf die bleibenden gesundheitlichen Schäden, die sie bei dem schweren Verkehrsunfall im Jahre 1925 erlitten hat und die damit verbundenen Schmerzen. Jedoch lassen weder der ziellos ins Leere schweifende Blick, noch der Gesichtsausdruck oder die aufrechte Körperhaltung einen unter starken Schmerzen leidenden Menschen erkennen.

Genau wie in ihren anderen Selbstbildnissen fehlt auch hier die emotionale Komponente des Schmerzempfindens. Die Künstlerin wirkt unbeteiligt und von ihrem malträtierten Körper distanziert, der Schmerz, den sie nach all den chirurgischen Eingriffen wohl erdulden muss, wird dem Betrachter lediglich durch Symbole (Nägel, Riss im Körper, Tränen und Säule) als solcher vermittelt.

Wissenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Frida Kahlo zum Zeitpunkt der Entstehung des Bildes bereits zahlreiche Operationen an der Wirbelsäule hinter sich hatte, was ihre natürliche Bewegung maßgeblich eingeschränkt hat. Die gebrochene Säule in Frida Kahlos Rumpf, deren Kapitell sie als ionische Säule ausweist und die jeden Moment in sich zusammenzubrechen droht, fungiert als ihr Rückrat.

Wie bereits erwähnt, ist das architektonische Gebilde, das eigentlich aus der altgriechischen Klassik stammt, zweifelsfrei das wichtigste Bildelement. Betrachtet man den Originaltitel des Bildes „La columna rota“ genauer, so wird schnell klar, dass es sich hierbei nicht um eine beliebige Motivwahl handelt. Das spanische Wort „columna“ heißt wörtlich übersetzt sowohl Säule als auch Wirbelsäule, Frida Kahlo hat sich diese Zweideutigkeit bei der malerischen Umsetzung auf geschickte Art und Weise zu Nutze gemacht.

Die kannelierte Säule vermittelt dem Betrachter einerseits Frida Kahlos durch das verletzte Rückrat „versteinerte“ Bewegung und andererseits ist sie ein Symbol für ihre Würde und ihren Stolz, denn kulturgeschichtlich und architektonisch betrachtet, dient eine Säule als Stützpfeiler in hochwertigen Bauten, wie zum Beispiel Tempel oder Grabmäler, um diese vorm E.....

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Alles in allem handelt es sich um eine gelungene Selbstinszenierung in der reale Außenschau und irreale, beziehungsweise surreale Innenschau miteinander vereint sind und in der es keineswegs „um eine pathologische Darstellung des menschlichen Inneren“ geht, „sondern um eine komplexe Verbindung von Physis und Psyche.“10 Dem Betrachter wird sowohl die körperliche und seelische Verletzbarkeit des Menschen, als auch die Möglichkeit der Selbstbewahrung trotz unerträglicher Schmerzen vor Augen geführt.

Auffallend ist, dass die Brustwunde bei der Skizze11 für „die zerbrochene Säule“ noch größer, und die Säule noch brüchiger ist als in dem Gemälde, was zweifelsfrei auf das fehlende othopädische Korsett zurückzuführen ist. Man hat nahezu den Eindruck, dass ihre (Wirbel-)Säule bereits am Einstürzen ist, was entweder Frida Kahlos endgültige Bewegungsunfähigkeit, oder sogar ihren Tod bedeuten würde.

In dieser Vorzeichnung wird deutlich, wie wichtig das orthopädische Korsett tatsächlich ist, da es ihren Körper trotz der schweren Verletzungen zusammenhält.


5.2.Henry Ford Hospital


Eine weitere gelungene Selbstinszenierung ist das Ölbild „Henry Ford Hospital“12 (oder auch „Das fliegende Bett“), das im Jahre 1932 entstanden ist und heutzutage ebenfalls im Museo DoloresOlmedo Patino in Mexiko-City zu finden ist. Es ist auf Metall gemalt, misst 31 x 38,5 cm und der Originaltitel lautete „The Lost Desire“. Im Vordergrund ist ein nackter Frauenkörper zu sehen, der mit angewinkelten Beinen in einem verhältnismäßig großen Krankenhausbett, dessen Inschrift „HENRY FORD HOSPITAL.

DETROIT.“ lautet, liegt. Der linke Arm der Figur ist angewinkelt wohingegen vom rechten Arm nur der obere Teil zu erkennen ist, der Unterarm wird von dem angeschwollenen Bauch verdeckt. Das weiße Laken ist auf Höhe des Unterleibs blutverschmiert und in der linken Hand hält sie drei rote, adernähnliche Schnüre, an deren Enden jeweils zwei Objekte gebunden sind: Direkt über ihr schwebt ein großer männlicher Fötus, rechts, über dem Kopfende des Bettes schwebt eine Weinbergschnecke und über dem Fußende ist ein medizinisches Modell eines weiblichen Unterkörpers zusehen, das von einem Metallständer gehalten wird.

Unterhalb des Bettes befindet sich rechts ein Knochenmodell eines Beckens, in der Mitte eine Orchideenblüte und links steht ein Teil einer Machine, das laut Grimberg13 Ähnlichkeit mit einem Dampfsterilisator aufweist. Sowohl das Bett als auch die Objekte schweben vor einer verlassenen Industrielandschaft, die den unteren Teil des Hintergrundes bis z.....

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Auch in dieser Arbeit hat Frida Kahlo überwiegend gebrochene Farben verwendet, die die triste Atmosphäre und den Aspekt der Einsamkeit noch verstärken, lediglich das rötliche Pink des Unterleibmodells, das Rot der adernähnlichen Schnüre und das hellrote Blut stechen durch ihre etwas stärkere Leuchtkraft hervor.

Was die Farbwahl angeht, handelt es sich größtenteils um Grau-, Braun-, Beige- und Ockertöne, jedoch reicht die Palette auch über Violett, Blau und Schwarz bis hin zu mehreren Rottönen (Blut, Modell, Schnüre und Wolken). Wie bei dem Bild „die zerbrochene Säule“ hat Frida Kahlo auch hier die Lokalfarbe der einzelnen Bildelemente im Wesentlichen berücksichtigt: Der hellblaue Himmel, der durch die zarten weißen und hellroten Wolken durchbrochen wird, die Grau-, Braun- und Ockertöne die in der Industrielandschaft vorherrschen, das bräunliche Schneckenhaus, das lachsfarbene Modell, das rote Blut, das durch das weiße Laken hervorgehoben wird und das silbergraue Maschinenteil.

Lediglich die tropfenförmige weiße Träne auf der Wange, entspricht nicht unseren Sehgewohnheiten.

Wie bereits weiter oben erwähnt, entsteht Tiefe nicht nur durch die vorherrschenden Hell-Dunkel-Kontraste, wie beispielsweise das dunkle Braun des Bettgerüsts und das helle Braun der dahinter liegenden Fläche, sondern auch durch die Größe und die Anordnung der einzelnen Elemente.

Die Bestandteile der verlassenen Industrielandschaft im Hintergrund sind wesentlich kleiner dargestellt, als die Objekte im Vordergrund und rücken somit optisch weiter in die Ferne. Sowohl das Bett als auch die schwebenden Gegenstände wirken durch ihre überdimensionale Größe deutlich näher.


Der riesige männliche Fötus , der direkt über dem Bett schwebt, stellt zweifelsfrei den Bildschwerpunkt dar. Zeichnet man an dieser Stelle eine vertikale Bildachse ein, so erhält man genau die Bildmitte. Zwar handelt es sich bei der horizontalen Linie, auf der die Industriegebäude angeordnet sind, ebenfalls um eine dominante Bildachse, jedoch ist der Fötus, wie wir gleich sehen werden, ein weitaus wichtigeres Bildelement.

Wie bei der vorherigen Arbeit ist auch hier deutlich zu erkennen, dass es sich bei der im Bett liegenden Figur um die Künstlerin selbst handelt. Wieder weisen sowohl die markante Gesichtsform, als auch die schwarzen Haare und die für Frida Kahlo charakteristischen zusammengewachsenen Augenbrauen deutlich darauf hin. Die Rolle des Fötus versteht sich von selbst, wenn man sich als Betrachter mit Frida Kahlos Biographie auseinandersetzt.

Das Gemälde ist 1932 entstanden, also in dem Jahr, in dem sie ihren Sohn durch eine .....

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selbst: die Lust am eingedrungenen Glied des Mannes.“15


Was die Bedeutung der Orchidee angeht, gibt es ebenfalls unterschiedliche Interpretationsansätze. Zum einen wird gesagt, dass sie an den viel zu früh verstorbenen Sohn erinnern soll, weil sie an der gleichen Schnur wie der Fötus befestigt ist, und zum anderen wird sie als Symbol für Gefühle und Sexualität gedeutet, da sie ein Geschenk von Diego war. In ihrem Tagebuch soll sich Frida Kahlo folgendermaßen dazu geäußert haben:


Diego hat sie mir im Krankenhaus gegeben. Als ich sie malte, dachte ich

an irgendetwas mit Gefühl vermischtes Sexuelles.“16


Ein weiterer Interpretationsansatz könnte sein, dass die Orchidee aufgrund ihrer komplizierten Fortpflanzungstechnik ebenfalls ein Symbol für die Fehlgeburt ist und auf die Schwierigkeit eine „Frucht“ auszutragen, verweist.

Wie so oft in ihren Arbeiten inszeniert sie sie also auch bei „Henry Ford Hospital“ ihren Körper als Opfer ihrer Unfälle, sie kombiniert Reales, in diesem Fall die biographischen Tatsachen, mit Phantasie. Denn während sie einerseits Einzelheiten photogetreu abbildet, bringt sie die Dinge andererseits in einen ungewöhnlichen Zusammenhang, ohne sie zu verfremden.


Bei der Betrachtung der Skizze17 für „Henry Ford Hospital“ fällt auf, dass ausgerechnet der Fötus weggelassen wurde, obwohl dieser bei dem Gemälde eindeutig den Bildschwerpunkt darstellt. Außerdem ist das Krankenbett an ihre Körpergröße angepasst, die Industrielandschaft fehlt und auch der Himmel ist nicht in die Skizze integriert. Somit fehlen diejenigen Bildelemente, die im Gemälde vor allem dazu dienen, die Hilflosigkeit, Verlassenheit und Einsamkeit Frida Kahlos in dieser schwierigen Situation zu betonen.

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