Leben
in den Slums von Manila
Eine Arbeit von
in Betreuung von M. Bugg
Kantonsschule Sargans 2011
Es
war eine spontane Idee, die sich da plötzlich in meinem Gedächtnis festsetzte.
Ich erinnerte mich an einen Besuch einer Präsentation von Christian Schneider,
dem Jugendfreund meines Vaters. Es war eine Präsentation über die Lage in den
Armenvierteln Manilas und der Jugendarbeit Onesimo, welche auch in Manila tätig
ist. Dies  hatte mich damals  so beeindruckt, dass ich mich im Januar 2010
dafür entscheid, eine Erfahrungsreise – vom Schweizer Hilfswerk Onesimo
angeboten – in meine Matura-Arbeit einzubinden. Nein, nicht nur einzubinden,
die Erfahrungsreise sollte das Leitmotiv meiner Arbeit werden. Es klang für
mich einfach ungeheuer spannend. Maturaarbeit schreiben war für mich bisher
eine Menge Bücher und Studien zusammenzufassen um sie für Jedermann auf eine verständliche
Ebene zu bringen. Meine Vorstellung von einer Erfahrungsreise beinhaltete da
aber schon mehr: Ein Abenteuer, ein Risiko; ein Selbstversuch. Versuchen Sie
sich selbst in ihre Jugendjahre zurückzuversetzen – hätte es Sie angesprochen?
Hätte es Sie gereizt, in die weite Welt zu reisen um ein Abenteuer der
besonderen Art zu erleben?
Falls
Sie diese Frage mit Ja beantworten haben – Glückwunsch, wir haben etwas
gemeinsam und Sie können den nächsten Abschnitt überspringen.
Falls
sie diese Frage mit Nein beantwortet haben, sollte dies keine Entmutigung sein,
diese Arbeit zu lesen. Sie müssen die Reise ja nicht selbst auf sich nehmen,
sondern können diese Reise, quasi als Mitreisender auf meiner Seite, bequem im
Gedankengang passieren.
Diese
Reise wird Sie lieber Leser an Orte bringen, welche alles andere als schön sind.
Sie beschreibt die Zeit, welche ich bei einer Gastfamilie in den Armenvierteln
lebend, verbrachte. Mit mir reisten zehn andere Schweizer, zusammen bildeten
wir das Discovery Team. Wir waren alle an einzelnen Orten bei Gastfamilien in
Armenvierteln Manilas stationiert. Mit uns kam Christian Schneider, Mitgründer
der Jugendarbeit Onesimo, welcher über 15 Jahre in den Slums von Manila wohnte.
Bevor
wir aber überhaupt mit der Reise beginnen können, müssen wir zuerst etwas über
das Land, die Leute und Kultur der Philippinen erfahren. Danach folgt die
eigentliche Reise, welches ich in einem Tagebuch niedergeschrieben habe. Dabei
habe ich auch viele interessante Leute kennengelernt, Menschen mit einer
interessanten Lebensgeschichte, welche nicht abgeneigt waren, mir einen
Einblick in ihr Leben zu geben. Dieses
Tagebuch beantwortet gleichzeitig die eigentliche Leitfrage, wie sich ein Leben
in Armut äussert.
Darauf
folgend wenden wir uns einem sehr bedeutenden Thema zu; Einem Thema, welches
wir als Bewohner dieser Erde nicht einfach negieren können. Es ist so real, wie
Sie diese Blätter in ihrer Hand halten: Es ist das Problem der Armut. Einer
akuten Armut, von deren beinahe eine Milliarde Menschen betroffen sind. Um die
Situation besser einzuschätzen zu können werden wir uns  zuletzt zwei
Hilfswerken zu, welche aktiv etwas gegen die Armut unternehmen. Passend auf
meine Arbeit zugeschnitten solche Hilfswerke, die auf den Philippinen tätig
sind.
Inhalt
Vorkoloniale Zeit. 3
Entdeckung und
Herrschaft der Spanier. 3
Revolution und
amerikanische Besatzung. 4
Japanische Eroberung
während des zweiten Weltkriegs. 4
Tag 1 im Slum – CCT
& Skepsis. 5
Tag
2 im Slum – So much happened today. 7
Tag 3 im Slum – Bei
Tag sieht alles anders aus. 9
Tage 5 und 6 im
provisorischen Spital– If had payed more attention….. 11
Wie bist du in
Manila Strassen aufgewachsen; wie kennzeichnete sich dein Leben als du ein Kind
warst? 12
Wie äussert sich die
Jugendarbeit von Onesimo?. 17
Wie äussert sich die
Arbeit von CCT?. 17
Was ist Microcredit?. 17
Was ist Armut ?. 19
Das Phänomen der
Verstädterung. 19
Wie ist die
Armutsschwelle definiert?. 19
Warum sind die
Philippinen von Armut betroffen?. 19
Wie ist die
Armutsschwelle definiert?. 20
Die Geschichte und
Geografie der Philippinen
Vorkoloniale Zeit
Man vermutet, dass die Negritos, ein Zwergstamm, die ersten waren,
welche die Philippinen vor ca. 35000 Jahren aus dem Südosten Asiens aus den
Ländern Borneo und Sumatra besiedelten. Wellen von malaiischen Stämmen folgten
und brachten nach und nach höher entwickelte Kulturen auf die Philippinen.
Ab dem 14 Jahrhundert kamen arabische
Händler von Malaysia  und Borneo und brachten den Islam im die südlichen Inseln
der Philippinen. Dieser breitete sich bis zur nördlich gelegen und grössten
Insel Luzon aus.
Entdeckung und Herrschaft  der
Spanier
Die ersten Entdecker der Philippinen, war
die unter der spanischen Krone segelnde Mannschaft des Portugiesen Magellan.
Dieser war auf der Suche nach den sagenumwobenen Gewürzinseln, stoss aber
stattdessen auf die Philippinen, genauer gesagt der Insel Cebu im Jahre 1521. Gründe
für das einstige Verlassen der portugiesischen Schiffherrschaft, gibt es heute
mehrere (mögliche) Gründe:
1.
Er soll illegalen Handel mit den Mauren, einem afrikanischen
Stamm betrieben haben.
2.
Er erhoffte sich mehr Sold, Anerkennung und
eine Erhöhung in den Adelsstand, welchen ihm König Emmanuel nicht gewährte
3. Eine Anschuldigung, dass Magellan sich in Marokko illegal durch den
Verkauf von Ziegen bereicherte, erboste ihn sehr. Die anschliessende
Gerichtshandlung gewann er zwar, jedoch bekam er von König kein Kommando mehr.
Magellan starb auf der Philippinischen Insel
Mactan, als sich der ansässige Häuptling der Insel nicht zum Christentum
bekehren wollte. Er unterlag in krasser Unterzahl die anschliessende Schlacht,
nachdem er von einem Giftpfeil getroffen wurde und anschliessend von zwei
Speeren durchbohrt wurde.
 Einzig 18 Überlebende, aus Seemännern von
Magellans ehemaligen Kommando bestehend, welches einst aus 237 Männer bestand,
trafen im September des Jahres 1522 nach einer langen und harten
Schifffahrt im spanischen Hafen ein. Ihnen war eine der grössten Errungenschaften
der Menschheit, nämlich die Weltumsegelung der Meere, gelungen. Ihre Reise
dauerte insgesamt beinahe 3 Jahre.
Die anschliessende Kolonisierung nahm ca.
zwanzig Jahre später durch den Neuspanier (Mexikaner) 1542 Lopez de Villalobos
ihren Anlauf, welcher auch die Philippinen nach dem damaligen spanischen König,
Phillip II., benannte.
Revolution und amerikanische
Besatzung
Japanische Eroberung während des
zweiten Weltkriegs
Â
(18:39, 12.01.2011)
Tag 1 im Slum – CCT & Skepsis
Es
war ein langer Flug bis hierhin zu den Philippinen. Zu Morgen esse ich frische
Früchte und ein Nutella-Brötli. (?) Ja, denn in den ersten Tagen befinden wir
uns noch in einer „Angewöhnungsphase“.  Bald erfahre ich von Christian, in
welchem Slum ich die nächsten 4 Tage verbringen werde. Er selbst beschreibt die
Situation in dieser Gegend als tough, was Deutsch übersetzt etwa so viel wie
zäh bedeutet. Diese Gegend heisst Tondo, und liegt im Nordwesten von Manila.
Sie steht etwa zur Hälfte in einem gigantischen Abfallberg, und es hätten sich
selten weisshäutige Menschen dorthin gewagt. Chris fragt mich, ob ich
einverstanden wäre, die nächsten vier Tage in dieser Gegend zu wohnen. Zu
Beginn zögere ich, nehme das Angebot schlussendlich aber trotzdem an. Ich bin
schliesslich hier, um ein Abenteuer zu erleben, und wann, wenn nicht jetzt?
Nach
dem Gespräch mit Chris und dem beendeten Morgenessen, wollen wir,  das
Discovery-Team und ein paar Filipinos, welche Mitarbeitende der Onesimo-Arbeit
sind, ein Hilfswerk namens CCT besuchen. CCT ist ein Partner von Onesimo und
steht für Center for Community Transformation. CCT ist
eine Art faire Kreditgeber mit sozialer Komponente. Als Kreditgeber sind sie
somit sofort Konkurrenten der Bombays. So nennen die Filipinos die reichen,
meist indischen Typen, die den Slumbewohnern Mikrokredite zu äusserst unfairen
Konditionen vergeben, sodass die Leute ihr Vermögen kaum vermehren können.
 Genau
diese Problematik versuchen die Leute von CCT zu verhindern. Durch Beratung und
Betreuung und der Miktrokreditvergabe wird versucht, den Leuten eine
Möglichkeit zu geben, ein eigenes Unternehmen (Bsp. Sari-Sari Store) zu
starten. Was vor ca. 20 Jahren begann, ist heute ein Werk mit über 100‘000
Kreditnehmern. Das Spezielle: Es ist eine Win-Win-Situation für beide
Parteien, da CCT ja auch einen Zins erhält und sich somit finanzieren kann.Â
Das CCT-Büro erreichen wir in Kombination verschiedener Verkehrsmittel:
1.
Das Trycicle:
Ein Töff mit Anhänger welcher bis bis zu fünf Personen befördert. Das Trycicle
ist ganz schön praktisch, jedoch mangelt es etwas an Komfort.
2.
Der
Jeepney ist etwas wie ein verlängerter Jeep, welcher, des Gestanks nach zu
beurteilen nicht allzu gut für die Umwelt ist, jedoch als Kleinbus fungiert und
daher bis zu 14 Passagiere transportieren kann . Sie gelten als Besonderheit,
da sie praktisch nur auf den Philippinen vorkommen.
3.
Wohl
weniger umweltschädlich ist die MRT, Mass Rapid Transit of
Manila, eine neue Hochbahn, die leider etwas überfüllt ist. Und auch die
Aircondition hat bei diesem warm-humiden Temperaturen etwas zu kämpfen.
Am
Ziel angekommen, möchten wir zuerst ein paar Kunden von CCT besuchen. Dazu geht
es durch einen Slum. Bei jedem Schritt den ich durch diese äusserst engen
Strassen mache, gelangt ein neuer Duft in meine Nase. Manchmal riecht es ganz
gut, bei anderen Düften bin ich froh, weitergehen zu können, so penetrant und
widerlich riechen sie. Die Strasse besteht eigentlich nur aus Erde und oftmals
liegt Abfall auf ihren Böden. Auch magere Hunde und Hühner sind nicht selten
anzutreffen. Die Häuser stehen so eng aneinander und sind so hoch, dass die Passage
ziemlich dunkel ist. Die meisten Häuser haben drei Stöcke, und so wohnen auch
drei Familien in ihnen. In viele Häuser kann man direkt hinein sehen, wenigÂ
Privatsphäre haben die Leute hier. Dieser Slum ist etwas speziell, denn er ist
vor 6 Monaten abgebrannt und wurde in kürzester Zeit wieder aufgebaut. Ca.
jedes fünfte Haus ist ein Sari-Sari-Store, was so viel wie „kleiner
Krämerladen“ bedeutet.Â
Ich
bin froh, dass wir irgendwann den Slum auch wieder verlassen und das CCT-Center
ansteuern. Hier erfahren wir noch mehr über die Organisation, schauen einen
Film über die Gründerjahre, und über zufriedenen Kunden. Die Leute von CCT sind
alle sehr freundlich. Und nach einer Fragenrunde und einer Besichtigung der
Büros verlassen wir die Räumlichkeit wieder und fahren zurück zum
Servants-Center. Dort angekommen, erwarten uns zwei Filipino-Freunde von Chris.
Sie lernen uns wichtige Dinge für eine Interkulturelle Kompetenz. Diese Dinge
sollten uns in den nächsten Tagen helfen, die Menschen besser zu Verstehen. Wir
erfahren beispielsweise, wie viele Filipinos von einem Studium in Amerika
träumen.
Zurück
im Center: Unser Center befindet sich in seiner Semi-Gated Community¹ in den
schöneren Teilen Manilas. Rahel wohnt schon seit einiger Zeit hier. Wir
tauschen gemeinsam mit ihr Erlebnisse, Freude und Ängste aus.Â
Danach
gehe ich schlafen. Denn: Morgen geht’s los! Morgen erlebe ich meinen ersten Tag
im Slum, soviel sei verraten. Gute Nacht!
PS: Es beginnt zu regnen. Skepsis breitet sich in meinem Kopf aus: Regen
in den Slums? Slums erbaut auf dem Müll? Einer von wenigen Weissen welcher in
diesem Slum gewohnt hat? 4 Tage? Kakerlaken? Vogelspinnen? Mein schlechtes
Tagalog? MORGEN? Hoffentlich geht alles gut!
Ja, ich habe ein bisschen Angst. Irgendwie ja auch verständlich. Aber der
Gedanke, dass jeder sechste Mensch (!) in diesen prekären Verhältnissen lebt
und leben kann, sagt mir, dass es möglich ist.
Tag 2 im Slum – So much happened
today
Als ich aufwache, fühle ich
mich nicht so gut. Heute wird einiges passieren. Nach die Leute vom Discoveryteam
herausgefunden haben, dass morgen mein Geburtstag sein wird, wollen sie das
natürlich auch feiern. Ja, natürlich, es ist mein 18. Geburtstag und wir werden
uns morgen nicht sehen, aber mir ist das nicht recht, denn ich bin überhaupt
nicht in Partystimmung. Feiern kann ich auch in der Schweiz wieder. Ich kann
das alles nachholen. Nach dem Philippinischen Gebutstagskuchen, den Rahel extra
gebacken bzw. gekocht hat (Mango in einer Art Crêpe, gerollt) , instruiert uns
Pastor Dennis noch die letzen Einzelheiten. Dennis ist ein 40-50 Jähriger,
etwas klein gewachsener, Â sehr freundlicher Filipino.
Jetzt geht es los! Zusammen
mit Chris und Pastor Dennis fahren wir mit dem Auto in den Slum. Simon, welcher
als einziger vom Team auch hier in Tondo leben wird, empfindet es wie ich etwas
unangenehm, dass wir hier so groß mit diesem modernen Auto aufkreuzen. Dennis
aber meint es wäre okay, denn die Leute würden sowieso wissen, dass wir reich
sind. Dazu reiche eigentlich schon die Hautfarbe.
Die Luft wird trüber, es riecht
eigenartig, die Straße wird schlechter. Kinder mit zerfetzter Kleidung spielen
am Straßenrand. Manche tragen gar nur Hosen oder Unterhosen. Praktisch alle
Leute bemerken unser Auto, denn keiner würde bewusst mit einem solchen Auto
hier durchfahren. Die Häuser, oder besser, Hütten,  sehen schrecklich aus. So
als würden sie schon bald in sich zusammen brechen. „Werden wir hier leben?“,
fragt Simon Chris. Ich hoffe, wir werden nicht hier leben. „Nein, euer Slum
wird noch etwas schlimmer sein.“ Na dann. Wir fahren weiter, es ist warm. Die
Gegend wird noch schlimmer. Die Häuser sehen hier noch unstabiler aus und der
Geruch, welcher in der trüben Luft liegt, lässt deinen Magen beinahe
hochkommen. „Aber
diese Leute wohnen hier schon ihr ganzes Leben, es geht“, sage ich mir.
 „Hier sind wir“, meint
Chris, „hundert Meter weiter wird Simon wohnen“. Meine Gastfamilie strahlt mich
durch die Fenster des Autos an. Das gibt mir Mut. Das gibt mir Kraft. Sie
begrüssen mich freundlich. Ich lerne meinen Tatai (Vater) namens Jerry und
Nanai (Mutter) Â Namens Nonita kennen. Ihre Familie ist ziemlich gross: 9
Kinder. Nicht schlecht. Das Haus ist nämlich klein, aber immerhin zweistöckig.
Aris, der Älteste der Kinder, schätze ich auf 18 Jahre. Er ist 23. Ohnehin sind
Filipinos sind eher klein und sehen jung aus.
 Zusammen mit Aris gehe
schaue ich mir das Viertel an. Viele Leute wohnen hier. Vielleicht Zehn-,
Fünfzehntausend. Ein paar Leute rufen: „Hey Joe!“, die typische Begrüssungsformel
 zu einem Fremden auf den Philippinen. Ich lerne auch den Bruder meines Tatais
kennen. Seine Frau starb vor zwei Tagen. Man erkennt deutlich Trauer in seinen
Augen. Er spricht mit mir und stellt Fragen. Leider kann er, wie die meisten
hier, nur schlecht Englisch. Ein Gespräch kommt deshalb nur ansatzweise
zustande. Ein Junge wird hergerufen. Er stellt sich als Noriel vor und spricht
praktisch perfekt Englisch. Zu meinem Glück. Er verrät mir, dass er 18 ist und
Englisch studieren möchte.
 So übersetzt er mir, dass
Tatais Bruder mir sagen will, das er seine Hand verletzt hat, weil er in die Wand
des Spitals schlug, weil er nicht verstehen konnte, warum ihn seine Frau ihn
schon so früh verlies. Es kränkt mich, als plötzlich Teile eines Knochens unter
dem schlechten Verband hervor blitzen. Ohnehin ist der Verband mehr rot vom
Blut und schwarzbräunlich vom Dreck, als seine ursprüngliche Farbe Weiss.
 Ich fühle mit ihm und
Noriel, der Ãœbersetzer, den ich als sehr sympathisch empfinde, hilft mir ihm
ein paar kräftigende Worte zu übermitteln. Wir sitzen hier zusammen mit ein
paar anderen Filipinos, die sich in einem Kreis versammelt haben, vor einem Hüttchen
und der Sarg der Verstorbenen Frau steht ca. 3 Meter hinter uns.
Wir gehen weiter. Noriel
streift mit mir durch die Gassen zusammen mit Ariel, dem Familienältesten. Ein
paar jüngere Mädchen und Jungs auch von der Gastfamilie geben mir die Hand und
so entdecken wir gemeinsam den Slum oder bessergesagt den Stadt welche auf dem
Müll erbaut ist. Immerhin habe ich mich an den Geruch gewöhnt. Und so schlecht
fühle ich mich nicht, nein, mir geht es gut. Die Herzlichkeit der Leute scheint
durch das eigentliche Elend. Sie lässt mich lachen und belässt mich einer
Ausgelassenheit, welche ich mir nicht erträumt hätte.
Während ich das hier
schreibe, zu Hause bei meiner Gastfamilie, schauen mir die Kinder interessiert
über die Schulter. Ich fühle mich zwar etwas observiert, aber es geht schon. Hier
zurück in dem Häuschen, habe ich auch einmal längere Zeit mich umzusehen. Doch
viel gibt es gar nicht zu sehen. Die 9 Kinder füllen ja praktisch schon fast
alle wesentlichen Teile des Hauses. Sie schlafen entweder bereits  auf dem
Boden, oder malen unten in der Küche ein paar Zeichnungen. Der Jüngste der
Familie schätze ich auf 5 Jahre.
Zuvor hatten wir noch in
einer heruntergekommenen Hütte Billard gespielt. Billard? Schon verrückt, hier,
wo ich es wohl wirklich nicht erwartet hätte, findet sich ein alter
Billardtisch mit allen Kugeln inklusive Master-Kreide. Die Besitzer haben sich
ein kleines Geschäft daraus gemacht, die Tische eine Spiellänge lang zu
vermieten. Ich und Simon  haben kläglich verloren gegen die Spielstarken
Filipinos. Zurück zu meiner Hütte, verabschiedete ich mich von Simon undÂ
wünschte ihm eine gute Nacht. Endlich Schlafen…
..denke ich mir. Nanai und
Tatai (philipp. Bez. für Vater, Mutter) warten schon auf mich. Sie legen meine
Matratze auf den Boden. Matratze, genug zu Essen und Trinken und eine
Duschmöglichkeit, das sind die Mindestanforderungen, die Onesimo an die
Gastfamilien stellt. Und ehrlich gesagt, ich bin froh darum. Denn ich habe ca.
jede 5 Minute das Bedürfnis meine Hände zu waschen, halbstündlich das Bedürfnis
 zu Duschen. Nanai und Tatai sind glücklich, denn sie hatten zwei Tage lang
keinen Strom und jetzt haben sie wieder welchen. Scheint wohl zur Tagesordnung
zu gehören, dass hier ab und zu mal der Strom ausfällt. Ohnehin stehen die
Stromkabel frei und gehen den Häusern entlang und sehen so aus, als würden sie
irgendwo illegal Strom abzapfen. Während ich meine eigene Worte nochmals
durchlese wird mir bewusst: Ich schreibe vom hundertsten ins tausendste, von
einem Thema zum Nächsten. Da dies möglicherweise nicht gerade den Lesefluss
begünstigt, möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen.
 Aber heute ist vieles
passiert. Was mir besonders Gedanken macht, ist diese bedrückende Armut, die
diese Leute betrifft. Und was mir  (noch) nicht klar ist, wie die Leute, obwohl
sie in diesen menschenunwürdigen Lebensumständen leben, einen Weg gefunden haben, friedlich
als eine Art Einheit zu leben. Insgesamt sind die meisten Leute sehr
freundlich, lachen gerne und machen oftmals Witze. Â Ich frage meinen Tatai in
einem für ihn verständlichen Englisch ob es möglich wäre, das Licht zu löschen.
Irritiert löscht er das Licht aber ruft seine Kinder zusammen, die sich um mich
auf dem Boden schlafen gelegt haben, und geht zusammen in den unteren Stock.
Mehrfach habe ich versucht, ihm klar zu machen, dass die Kids problemlos auch
hier oben schlafen können. Ohne Erfolg.
Habe ich etwas falsch
gemacht? Oder habe ich es gar schon mit meinem Gastfamilienvater verspielt? Es
waren die letzen Gedanken bei denen ich verblieb und trotz notorischem
Hundegebell und lauten Radios aus den Nachbarshäusern schliesslich einschlief.
Summa summarum war eben doch sehr viel los heute, so viel Neues, so viel eindrückliches,
sodass ich irgendwann in den Schlaf finden musste.
Tag 3 im Slum – Bei Tag sieht
alles anders aus
Tatsache ist, dass ich
gestern ca. um 6 Uhr abends im Slum angekommen bin. Also bereits Abendstimmung.
Das laute Krähen des Hahns hat mich eben aufgeweckt. Keine Ahnung wie spät es
ist, vielleicht, sechs, sieben Uhr. Als ich in den unteren Stock runter komme,
späht Nanai bereits die Treppe hoch, und fragt schmunzelnd „Coffee?“ „Yes“,
beantworte ich ihr und folge ihr durch die feuchten, schlammigen Strassen, oder
wohl viel eher Böden. In einem Typischen Sari-Sari-Store kauft sie süsse
Brötchen und einen Instant Coffee. Zusammen mit Aris, dem ältesten Sohn gehen
wir zum Basketballfeld. Schon etwas verrückt, ein tadelloses Basketballfeld
mitten im Slum. Gesponsert wurde sie von einer mir unbekannten Organisation.
Wer das auch immer finanziert hat, hat sich eine gute Ãœberlegung dabei
gemacht. Viele Leute hier, haben wie sonst in vielen ärmlichen Gebieten,
Alkoholprobleme oder nehmen andere Drogen. Sport schafft Ablenkung und lässt
sie ihre Probleme vergessen, das muss ich nicht weiter erläutern. Und es
scheint auch zu wirken, die Jugendlichen, die sonst vor den Häusern Trübsal
blasen, blühen hier förmlich auf und spielen ein gutes, faires Spiel. So gut
sogar, das ich mich, obwohl meiner weitaus höher ausgefallenen Körpergrösse,
geschlagen geben muss. Obwohl es morgen ist, habe ich, der hohen
Luftfeuchtigkeit wegen, enorm geschwitzt. Ich nehme deshalb eine Dusche; Eine
Dusche im Slum ist etwas speziell. Also eigentlich duschst du in der
Öffentlichkeit. Behältst deine Unterhosen an und dann schüttest du dir eine
Kehle Wasser über den Kopf. Die Art wie ich dusche ist nicht üblich, doch
ehrlichgesagt brauchst du auch nicht mehr. Natürlich, die Leute können dir
problemlos zuschauen, wie du halb nackt duschst, aber was soll’s. Ich will hier
leben wie es die Leute hier tun, nicht wie ich zu Hause lebe.
Später
treffe ich auf Simon. Nun machen wir einen Rundlauf rund um Tondo. Die Luft ist
trüb, es beisst mich in den Augen. Noriel ist zu unserem Glück auch zu uns
gestossen. Endlich wieder unbeschwerte Kommunikation mit den anderen Filipinos.
Was die Frauen beim vorübergehen nachrufen möchte ich von ihm wissen. „If you were
stille single“, beantwortet mir dieser. Ich schmunzle. Ein kleines Wunder, dass
die Leute hier so viel witzeln und so viel Humor haben. Ich glaube, dass der
Humor das Leben diesen Leuten hier erleichtert.
Für
die Leute hier im Slum sei oft wenig los, verrät mir Noriel. Für mich würde
eher das pure Gegenteil zutreffen; auch die Tatsache, dass ich überall hin
begleitet werde ist nicht immer angenehm. Aber natürlich, als ihr Gast wollen
sie natürlich nur das Beste für dich. Als wir zurück zu Simons-Hostfamilie
kommen, wartet bereits Chris auf uns. Mit ihm gehen wir durch die schlimmsten
Gebiete von Tondo. Das Ganze geht mir sehr, sehr nahe. Fünf Worte: Das darf
nicht wahr sein! Diese Leute wohnen einfach unter aller Menschenwürde. Es ist
ein Moment, bei dem ich denke, dass man auch als Mann eine oder zwei Tränen
vergiessen darf. Zudem bin ich froh, dass wir nicht hier stationiert wurden.
Aufnehmen von Fotos ist hier verboten. Selten habe ich mich in meinem Leben so
schlecht gefühlt. Leute die verzweifelt nach Plastik suchen, welchen sie dann
für ein paar Peso verkaufen können. Leute auf unstabilen Häusern wohnend, zum
Meer hin gelegen. Das Meer nicht Blau oder grün, sondern schwarz, teilweise hat
sich sonderbarer Schaum gebildet. Eine tote Ratte treibt an uns vorbei. Es ist
nicht wie Fotos angucken. Es ist auch nicht, wie im TV eine Reportage schauen. Es
ist real, ich rieche, fühle es. Am Boden erblicke ich einen abgetrenten Kopf
einer verbrennten Plastikpuppe. Es scheint so als  sie mir tief in die Augen
schauen würde und sagen würde: „Unternimm etwas dagegen!“
Ich
trenne mich wieder von Chris und kehre zu meiner Hostfamilie zurück. Wir essen
Reis an einer leckeren Sauce. Die Frau von Tatais Bruder, wird heute beerdigt.
Wir schliessen uns der Trauergemeinde an. Dorthin reisen wir mit einem Jeepney.
Das ist ein langer, flacher Bus, welcher bis zu 20 Personen befördern kann. Bei
der Schweizer VKU würde dieser Bus aber kläglich scheitern. Ich und Simon
teilen uns den Bus mit den Kids. Sie sind etwas überstellig. Aber besser  überstellig
als weinend.  Die anschliessende Beerdigungszeremonie ist sehr im bescheidenen
Rahmen gehalten. Es ist auch kein Pfarrer dabei, sehr wahrscheinlich wurde
dieser auch nicht vermocht. Auch die Friedhöfe sehen hier ganz anders aus. Es
sind quaderförmige Betonbauten, mit Vorrichtungen, wo anschliessend die Särge
reingelegt werden und mit einer Betonplatte verschlossen werden. Tatais Bruder
bricht mehrere Male in Tränen aus.
Die
Rückfahrt ist noch lebendiger. Die Kids haben Gebäck erhalten. So etwas wie ein
Trauermal, schätze ich. Aber Essen im Jeepney und eine Meute Kids unter 12
Jahren, hmm..
Bevor
das Ganze völlig ausartet erreichen wir zum Glück wieder den Slum von Tondo.
Dieser
Ort ist zwar weniger schön, aber ruhiger. Als wir ankommen spielen ein paar
Jungs Basketball. Viele Leute schauen ihnen zu. Als das Match vorbei ist,
wollen sie, dass ich eine Runde mitspiele. Bevor wir starten, sehe ich, dass
ein Junge und einer vom gegnerischen Team dem Schiedsrichter Geld zusteckt.
„The Winner takes it all“, schmunzelt dieser. Ein bisschen wird er wohl auch
für sich einstecken.
Wir
haben keine Chance, verlieren 4 zu 12, wobei die Körbe einzeln gezählt werden.
Anschliessend streifen ich, Aris und Noriel gemeinsam durch die Slums. Ich
mache Gebrauch von meinem erworbenen Englisch im Gespräch mit Noriel. Wieder
entdecke ich neue Strässchen, somit wird das Slum oder die Squatters, wie es
die Einheimischen nennen, noch grösser. Somit kommen auch mehr Leute dazu, die
in diesen neu entdeckten Strassen leben. Eine kleine Anmerkung: Egal wo hin ich
gehe, es folgen mir mindestens 2 jüngere Kinder meiner Gastfamilie. Sie wollen
dabei immer, dass ich ihre Hand halte. Es ist dunkel. Wir gehen zurück zu
meiner Hostfamily. Noriel kommt mit. Aris taucht mit einer Box Ice-Cream auf.
Ich erinnere mich an Rahels Worte: „Ice-Cream ist heikel. Passt auf!“ Aris
fragt mich, ob ich auch welches wolle. Ich sage nein danke. Auch beim zweiten
und dritten Mal verneine ich. Beim Mal sage ich anschliessend zu. Ein Fehler.
Tage 4 und 5 im provisorischen
Spital– If had payed more attention…
Irgendwelche
Bakterien müssen den Grund dafür sein, warum ich die letzen zwei Tage deutlich
an meine Grenzen gekommen bin. Die letzen zwei Tage waren nämlich alles andere
als angenehm. Nach dem wir Ice-Cream gegessen hatten, konnte ich noch eines
meiner besten Gespräche mit Noriel führen. Er war sehr offen und erzählte mir
von seiner Lebenssituation, seinen Zielen und Träumen. Sein Ziel ist es, nach
dem Studium einen Job zu finden, der es ihm ermöglicht, mit seiner Familie aus
dem Slum zu kommen. Er hat noch mehr Geschwister, die, des Geldmangels wegen,
keine Schule besuchen und somit auch kein Studium absolvieren können. Er ist
somit der Hoffnungsträger der Familie.
Interview mit Dr.
Jennifer Aguilar, ehemaliges Strassenkind
Wie bist du in Manila Strassen
aufgewachsen; wie kennzeichnete sich dein Leben als du ein Kind warst?
Als ich etwa 5 Jahre alt
war, verkaufte ich auf den Strassen Blumen oder Zigaretten. Ich schlief oft
alleine auf den Strassen, weil es zu Hause Probleme gab. Meine Familie war arm
und mein Vater verliess die Familie als ich 3 Jahre alt war. Manchmal stiel
ich vor Hunger Gemüse vor vorbeifahrenden Lastwagen um mich ernähren zu
können. Später ging ich auf die High School, da meine Mutter einen besseren
Job finden konnte. Denn die meisten Schulen hier sind Privatschulen und somit
kostenpflichtig. Als ich etwa 16 Jahre alt war, faltete ich nachts Zeitungen
und schlief oft nur 4 Stunden, um mir ein College finanzieren zu können. Nach
meiner Grundausbildung war ich zuerst Grundschullehrer in ärmeren Umgebungen
als ich 21 war. Später machte ich das Doktorstudium in Pädagogik. Heute bin ich
Teil des Onesimo-Hilfswerks und unterrichte ehemalige Strassenkinder und
bereite sie aufs College vor.
Was machte es
für dich schwierig, aus dem Slum zu kommen?
In
erster Linie war es meine Peer-Group. Nicht, dass sie die Bösewichte waren,
aber wer hier eine Ausbildung macht, verliert seinen Kontakt zu seinen
Freunden. Sie erkennen dich nicht mehr wieder, weil du eben einen anderen Weg
als sie gegangen bist. Du bist dann nicht mehr einen von ihnen. Das macht das
ganze schwierig.
Die ehemaligen Strassenkinder hier im
Onesimo-Center haben genug zu essen, die Möglichkeit eine Ausbildung zu machen
oder werden auf College vorbereitet, dennoch verlassen einige die Institution.
Warum?
Einige verlieben
sich, bei den anderen ist es die Peer-Group die sie zurück auf die Strasse
bringt. Wiederum andere hoffen auf schnelles Geld um ihren Familien oder
Freunden zu helfen und gleiten in die Kriminalität ab. Nicht alle verstehen,
dass eine gute Ausbildung seine Zeit braucht.
Was gefällt dir bei deiner Arbeit hier im
Onesimo-Center, was nicht?
Was
mir gefällt, sind die Kinder und Jugendlichen von der Strasse zu holen durch
Bildung. Ich weiss auch wie sie sich fühlen, weil es mir ja sehr ähnlich
erging. Sie haben hier eine gute Möglichkeit, die Weichen für die Zukunft zu
stellen. Das ermuntert mich jeden Tag, hier zu arbeiten.
Was
mir weniger gefällt, ist das manche Schüler ihre Meinung ändern und nach
mehreren Schuljahren zurück auf die Strasse gehen. Das enttäuscht mich, weil
ich dachte, in ihrem Leben etwas verändert haben zu können. Es kränkt mich für
jeden ehemaligen Schüler, der so agierte.
Simon ist 34 Jahre alt,
gebürtiger Schweizer und lebt seit 2005 in Zusammenarbeit mit Servants im Slum
von ?
Was ist deine
Ermutigung oder deine Motivation, hier zu leben?
Ich möchte mich
für die Leute am Rand der Gesellschaft engagieren. Ich spürte schon früh in
meinem Leben eine gewisse Anziehung dafür. Vielleicht könnte es man auch durch
meine nicht immer einfach gewesene Jugend und durch mein zerrüttetes
Familienbild erklären, da mein Vater psychisch krank war. Vielleicht habe ich
deshalb etwas mehr Feingefühl für Leute, die in schwierigen Situationen stehen.
Was ist das
schönste für dich hier im Slum?
Das Leben hier
allgemein. Das Gemeinschaftsgefühl und die herzerwärmenden Kinder. Das
Gemeinschaftsgefühl. Der ganze Slum ist sehr belebt, in jeder Ecke ist jemand.
Das gefällt mir sehr.
Ãœberhaupt sind
die Leute hier aufgestellt, man sieht wenig depressive Leute.
Gibt es Dinge,
die dir hier im Slum fehlen bzw. stören?
In erster Linie
fehlt es mir an Privatsphäre. Leute kommen auch gerne mal unangemeldet in deine
Wohnung rein oder bleiben auch mal länger. Oft ist es auch lärmig, da wünsche
mir manchmal etwas mehr Ruhe. Es ist auch nicht immer einfach allen
gesundheitlichen Risiken aus dem Weg zu gehen, besonders bei der Nahrung muss
man da schon manchmal aufpassen. Und manchmal bedrücken mich auch die schlimmen
Schicksale, da man den Leuten nicht jeder Situation helfen kann oder jegliche
Hoffnung verloren gegangen ist.
Wie erlebst du
die Zusammenarbeit mit Servants/Onesimo?
Bezüglich
dessen habe ich sehr grosse Freiheit und alles ist sehr flexibel. Manchmal
scheint es mir, dass ich sogar etwas zu viel Freiheit habe.
Was ein Leben im Slum in Manila kostet (1CHF
= ca. 45 Peso)¹
Miete                         = 2’000 Peso                                               (monatl.)
Strom                         =   350 Peso             Â
                                 (monatl.)
Wasser                      =   100 Peso                                                 (monatl.)
1 Mahlzeit                =     20 Peso                                                 (tägl.)
Früchte                      =     20 Peso                         Â
                      (tägl.)
Reisekosten (Manila) =   175 Peso             Â
                                 (wöchentl.) ?
Weg zur Uni              =     40 Peso                         Â
                      (tägl.)
Miete für Servants   Â
Räumlichkeiten²        = 3‘000 Peso                                                (monatl.)                  Â
Gesamtkosten ca.      = 8550 Peso à 200.70 CHF / Monat
Teurere Dinge
Versicherung             = ca. 700 CHF im Jahr
AHVÂ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â = ca. 700 CHF im Jahr
Heimreise                  = ca. 1800 CHF pro 24
Monate
Finanziert werden Simons Gebühren durch Freunde und
Familie.
¹
Wie sieht dein
Alltag im Slum aus?
Ich stehe vor
10 Uhr auf und mache Kaffee. Dann gehe ich, je nach Wochentag, entweder zur Uni
hier in Manila, wo ich WAS? studiere
oder treffe mich mit dem Team von Onesimo oder Leuten die mit dem Hilfsprojekt
in irgendeiner Art Verbindung stehen. In meinem Leben hier eher wenige Dinge
die fix stattfinden, es orientiert sich wohl eher an den folgenden drei Dingen:
Nachbarschaft, Studium und die Zusammenarbeit mit Servants.
Wie hilfst du
den Leuten um dich herum?
Ich begleite
die Leute in Not, statt ihnen direkt Geld geben. Wenn keine andere Möglichkeit
vorhanden ist, dann wird via Servants auch finanziell geholfen. Es ist auch
nicht immer einfach; Es ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Das macht es
schwierig die richtigen Entscheidungen treffen, denn es gibt kein Rezept, dass
du auf jeden in Not leidenden Menschen anwenden könntest.
Was tust du,
wenn es dir schlecht  geht?
Anfangs gab es
schon gewisse Sachen die mich störten; Etwa dass die Spitäler hier in Manila,
die Leute von Servants immer etwas „von oben herab“ behandelten. Dabei würden
wir ja dieselben Ziele verfolgen, nämlich den Menschen zu helfen. Oder auch der
dauernde Gruss „Hey Joe³“, ging anfangs schon etwas auf die Nerven.
Wenn ich mich
seelisch nicht gut fühle, dann tausche ich mich beispielsweise mit den Leuten
vom Servants-Team aus. Sport für mich ist auch wichtig, um mich von
Unbehaglichkeiten abzulenken. Manchmal zieht es mich auch in die Stadt oder an
den Strand.
Du wohnst
alleine in einer nicht allzu grossen „Hütte“. Gibt es da auch Momente indenen
du dich einsam fühlst?
Es gibt schon
solche Momente. Aber Manila ist eine grosse Stadt, es hat viele Leute hier.Â
Und auch im Slum ist immer was los. Ãœbrigens bin ich ja auch mit einer Filipina
verlobt. Wir werden im Februar 2011 heiraten.
¹ Folgende Werte sind weder wissenschaftlich noch
durchschnittlich, sondern rein estimiert und auf Simons Haushalt angepasst. Â
² Mehrere Mitarbeiter von Servants tragen zusammen die
Mietkosten für die Servants – Räumlichkeiten, welche wohl auch etwas
komfortabler als Simons Häuschen eingerichtet sind.
 ³ „Hey
Joe“ ist im asiatischen Raum eine gebräuchliche Form einen Fremden (Weissen) zu
grüssen.
Ein Steckbrief der Philippinen
AmtsspracheÂ
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Anzahl Sprachen & Dialekte
|
Tagalog; Englisch
|
|
Einwohnerzahl
|
88.574.614 (2006)
|
Staatsform
|
Präsidalrepublik
|
Fläche
|
299.764
|
Hauptstadt
|
Anzahl Einwohner
|
Manila    Â
|
1.660.714
|
Währung
|
Philippinischer Peso,
1 CHF=
45,9475 Peso
|
Unabhängigkeit
|
Von Spanien: 1898 (inoffiziell)
 Von den USA: 1946 (offiziell)
|
Religion
|
Katholiken 81,04 %; Muslime 5,06 %;Evangelisch 2,82 %
|
Bevölkerungsdichte
|
295,48 Einwohner pro km²
|
BIP
|
144.129 Mio. US$ (2007)
|
Leute unterhalb der Armutsschwelle
lebend
|
32.9 %
|
|
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|
|
|
|
Amtssprache
Amtssprache
ist zwar Tagalog, jedoch wird ab der vierten Klasse Englisch unterrichtet. Es bestehen
sehr viele Dialekte, die auch von vielen Filipinos
kaum verstanden werden. Im südlichen Teil wird jedoch
meist Visaya(Cebuano)gesprochen.
Nicht alle Leute auf den Philippinen haben eine Schuauslbildung. Tendenz:
Je höher das Einkommen, desto besser wird Englisch gesprochen.
Bevölkerung und Wirtschaft
Die
Einwohnerzahl der Philippinen ist – wie gewöhnlich in Asien – stark steigend.Â
Bis 2025 soll sie gar bis 120 Mio. Einwohner ansteigen. Da der
Nahrungsmittelbedarf laufend gedeckt werden muss, zählen
Nahrungsmittelverarbeitung und -produktion sowie die Getränkeherstellung zu den
attraktivsten Branchen in den Philippinen. Auch in Bereichen Mikroelektronik
und Kleiderherstellung haben die Philippinen eine feste wirtschaftliche Grösse.
Insgesamt
sind die Philippinen ein sehr junger Staat. Das Durchschnittsalter beträgt
gerade einmal 23 Jahre – in der Schweiz beträgt das Durchschnittsalter 40
Jahre. 35.2% aller Filipinos sind 0-14 Jährig, 60.6% sind zwischen 14 und 64
Jahren alt. Die Philippinen haben eine negative Migrationsrate, was heisst, das
mehr Leute abwandern als Zuwandern. Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen
könnte die Abwanderung in wirtschaftlich fortschrittlichere Länder wie USA oder
Japan sein. Nicht zufällig sind so die Filipinos die zweitgrösste asiatische
Bevölkerungsgruppe in Amerika - Schätzungen zufolge leben etwa 4 Millionen
Filipinos in den Vereinigten Staaten.
Religion
Die Philippinen sind wohl
auch das einzige Land in Asien, in dem das Christentum die Staatsreligion ist.
Dies hat einen geschichtlichen Hintergrund: Als die Philippinen von Magellan
entdeckt wurden, war das Land bereits von einigen muslimischen Sultanen besetzt. Â Es
gab aber auch viele Stämme, die ihre eigenen animistische Religionen hatten.
Was mit Magellan begann, wurde vom spanischen Königreich mit der Eingliederung
von den Philippinen zu Neuspanien fortgesetzt:
Die
Massenbekehrung zum Christentum. Die Bekehrungen wurde meist friedlich und mit grossem
Fortschritt vollbracht. Einige animistischen Bräuchen wurden toleriert, von
denen sich manche bis heute durchsetzen konnten.
Was ist Armut ?
Das Phänomen der Verstädterung
Wie ist die Armutsschwelle definiert?
Warum sind die Philippinen von
Armut betroffen?
·
Wirtschaft und Armut
o
Makrowirtschaftliche Tendenzen
Die Wirtschaft wächst zwar, jedoch mit ihr die Inflation, welche
noch stärker wächst. Zudem wächst die Bevölkerung rasant an, welche wiederum
nicht mit äquivalentem Wachstum gedeckt werden kann.
o
Märkte / Marktverluste
Zu den grössten Märkten der Philippinen zählen wie bereits erwähnt
die (Mikro-)Elektronik- und Kleidungsbranche. In diesen Bereichen aber haben
die Philippinen grosse Marktanteile an die aufstrebenden Mächte China und
Vietnam verloren, da diese, typisch für den asiatischen Markt, billiger produzieren
konnten.
o
Investitionen
Dieser Marktverlust hat direkt mit dem Fehlen von Investitionen vom
In- und Ausland zu tun. Gerade im Mikroelektronikbereich wären Investitionen
nötig gewesen, um Gleichschritt mit den rasanten wissenschaftlichen
Weiterentwicklungen halten zu können. Investitionen werden dann nicht getätigt,
wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines Landes nicht erfreulich sind.
Zu störenden Faktoren gehören beispielsweise hohe Korruption, unattraktive
Steuerbedingungen oder politische Unstabilität. Diese Störfaktoren sind in den
Philippinen bis heute präsent.
·
Sozialgeografische Schwierigkeiten
o
Marginalisierung und Ausgrenzung
Wie ist die Armutsschwelle
definiert?
|
|
|
Wann
wurde das Hilfswerk gegründet?
|
1996
|
1992
|
Tätigkeit
|
Jugendarbeit
|
Micro Credit
|
(Haupt)Zielgruppe
des Hilfswerks?
|
Kinder und Jugendliche,
junge Erwachsene
|
Frauen, Erwachsene
|
Wo
wurde das Hilfswerk gegründet?
|
Schweiz
|
Philippinen
|
Umsatz
|
1 Mio
|
|
Anzahl
Kunden
|
|
51,624 (2004)
|
Anzahl
Mitarbeiter
|
|
|
Die Beiden Hilfswerke CCT und Onesimo im
Direktvergleich
Wie äussert sich die Jugendarbeit
von Onesimo?
Wie äussert sich die Arbeit von
CCT?
Was ist Microcredit?
Wo gründet der Erfolg dieser Beiden Hilfswerken?