Hausübung zum Lautwandel
1).Benennen und erläutern Sie die nummerierten und unterstrichenen lautlichen und orthographischen Veränderungen:
Alsus stal er sich dan
und warp rehte als ein man
der êre mit listen
kunde gewinnen unde vristen.
und kam dâ er die knappen vant. (3) > nhd. fand
den besten nam der dâ zehant, (4) > nhd. zu
den er niht verdagete.
vil stille er im sagete
daz er im sîn gereite
ûf sîn pfäritleite: (6, 7) > nhd.
Pferd, legte
er wolde ze velde rîten
und sîn da ûze bîten
unz erm sîn harnasch braehte nâch. (8) > nhd. er ihm hebung e zu i (alternanz) vokaldehnung durch h vor r
er sprach: „nû lâ dir wesen gâch,
und sich daz dûz wol verdagest. (9) > nhd. du es
zewâre ob dûz iemen sagest;
so ist iemer gescheiden
diu vriuntschaft under uns beiden.“
Sus reit er ûz und liez in da (10) > nhd. ließ
vil schiere brâhter im hin nâ
sin ors und sîn îsengewant.
nû wâfent er sich zehant,
er saz ûf unde reit
nâch wâne in grôz arbeit,
und erstreich grôze wilde,
walt unde gevilde,
unz er den engen stîc vant
den sîn neve Kâlogrenant
alsô kûme durch gebrach.
ouch leit er grôzen ungemach
unz daz er ûz ze velde kam.
die guoten herberge er dô nam,
daz im von wirte selch gemach
eines nahtes nie geschach.
(1): stal > nhd. stahl:
Dehnung. Die Dehnung wird in der nhd. Orthographie z.T. mit einem Dehnungs-h oder –e gekennzeichnet.
(2): kunde > nhd. konnte:
Senkung von /u/ zu /o/. Mhd. /u/ und /ü/ werden im Md. Oft zu /o/ oder /ö/ gesenkt. Der Wandel setzt bereits in mhd. Zeit ein und ist am Ende des Frnhd. Noch nicht abgeschlossen.
(3): vant > nhd. fand:
Assimilation: Zur Assimilation gehört auch die „Erweichung“ des /t/ zu /d/ in den Konsonantenfolgen /nt, mt, lt, rt/.
(4):zehant > nhd. zu:
Abschwächung: In unbetonter Stellung können Präpositionen, Pronomina und Adverbia abgeschwächt werden. In weiterer Folge kommt es dann auch zur Nhd. Monophthongierung.
(6): pfärit > nhd. Pferd:
Schwund. Genauer Synkope:
Ausfall eines unbetonten Vokals im Wortinneren zwischen zwei Konsonanten.
(7): leite > nhd. legte:
Kontraktion:
Im Mhd. schwinden die stimmhaften Verschlusslaute b, d, g und der Hauchlaut h sehr oft zwischen den Vokalen, die dann zusammengesetzt werden.
(8): erm > nhd. er ihm:
Enklise:
Dies ist die Anlehnung an das vorangehende Wort. Außerdem erfolgt auch eine Dehnung: Mhd. kurze Vokale in betonter offener Silbe werden im Nhd. gedehnt.
(9): dûz > nhd. du es:
Enklise: Anlehnung an das vorangehende Wort.
(10): liez > nhd. ließ:
/ie/ zu /i:/. Frnhd. Monophthongierung. An die Stelle der mhd. Diphthonge /ie, uo, üe/ treten – zunächst in den md. Mundarten – die Monophthonge /i:, u:, ü:/.
(11): brâhter > nhd. brachte:
Kürzung: Lange Vokale vor mehrfacher Konsonanz werden in frnhd. Zeit gekürzt, vorallem im Omd. und Ostfrk.Kürzung des langen Vokals vor <ht (cht), ft> sowie vor r plus Konsonant.
(12): guoten > nhd. guten:
/uo/ zu /u/. Frnhd. Monophthongierung. Frnhd. Monophthongierung. An die Stelle der mhd. Diphthonge /ie, uo, üe/ treten – zunächst in den md. Mundarten – die Monophthonge /i:, u:, ü:/.
(1): Berg – Gebirge:
Hebung des e zu i. Eine Art i-Umlaut.
Es handelt sich um eine Veränderung des Stammsilbenvokals unter dem Einfluss der Vokale der nachfolgenden Silben.
(2): Wurf – geworfen:
Senkung von u zu o. Das u wird zu o gesenkt vor a, e und o der Folgesilbe.
Kann auch als Brechung bezeichnet werden.
(3): Seuche – siech:
Brechung: bei a, e, o der Folgesilbe außer bei Nasalverbindungen und vor w.
(4): Macht – mächtig:
Sekundärumlaut /a/ zu /ä/. Die Umlautung der betonten Vokale beruht auf dem Einfluss eines nachfolgenden /i/, /î/ oder /j/, das in schwächer betonter Silbe steht bzw. gestanden hat.
3). In den folgenden Passagen aus dem mittelniederdeutschen Sachsenspiegel sind Wörter markiert, in denen Verschlusslaute nicht von der hochdeutschen Lautverschiebung erfasst wurden.
(1): ertrike – erte-rîch, k > ch inlautend zwischen Vokalen.
(2): to – zuo, t > ts (z) im Anlaut.
(3): geistlike – geistlîche, k > ch inlautend zwischen Vokalen.
(4): oc – ouch, k > ch auslautend nach Vokal.
(5): tit – zît, t > ts (z) im Anlaut.
(6): up > ûf, p > ff auslautend anch Vokal. Im Auslaut und inlautend nach langem Vokal Vereinfachung der Doppelspirans.
(8): dat – daz, t > s auslautend nach Vokal.
(9): helpen – helfen, p > pf im Inlaut nach l.
(10): sik – sich, k > ch auslautend nach Vokal.
(11): laten – lâzen, t > s im Inlaut zwischen zwei Vokalen.
(12): it > ez, t > s auslautend nach Vokal.