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Seminararbeit
Geowissenschaften

Gymnasium Bad Aibling

14 Punkte, Fr.Bross-Seebeck, 2015

Gina M. ©
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ID# 70739







Lapplands Bevölkerung:

Die Sami im Konflikt zwischen
Tradition und Moderne


Inhaltsverzeichnis

1 Erneuerbare Energien und Rohstoffe im arktischen Raum ?. 5

2 Die Sami - Ein Volk in vier Ländern. 5

2.1 Kultur und Sprache. 6

2.2 Die bedeutendste Tradition – Die Rentierzucht8

3 Historischer Zusammenhang zwischen Sami und Anrainerstaaten. 9

3.1 Christianisierung und Kolonisation seit dem Mittelalter9

3.2 Zwangsumsiedlung und Versklavung seit dem 17. Jahrhundert10

4 Die Sami im Konflikt zwischen Tradition und Moderne. 11

4.1 Der innere Konflikt11

4.2 Der äußere Konflikt12

4.2.1 In Bezug auf den Tourismus. 12

4.2.2 In Bezug auf fossile Energiequellen. 13

4.2.3 In Bezug auf alternative Energiequellen. 14

5 Lösungsansätze zum Schutz und zur Stärkung dieser Minderheit15

5.1 Das Rentierzuchtgesetz. 15

5.2 Das Sameting – Parlament der Samen. 16

5.3 Samische Organisationen. 17

6 Persönliche Zuversicht bezüglich samischer Organisationen. 17

7 Literaturverzeichnis. 19

8 Abbildungsverzeichnis. 20

1 Erneuerbare Energien und Rohstoffe im arktischen Raum ?

Infolge des Klimawandels wird in immer größer werdenden Teilen der Arktis deren Rohstoffreichtum sowie deren Potenzial zur nachhaltigen Energiegewinnung bemerkbar. Dies ist auch bei den modernen skandinavischen Staaten der Fall. Hier kommt jedoch die Frage auf: Welche Konsequenzen hat das für die indigene Bevölkerung, die Völker des Nordens? Schon vor über 10.000 Jahren bewohnten die Vorfahren der Sami die eisigen Regionen Nordeuropas.

Auf diese wird nun jedoch immer weniger Rücksicht genommen,  doch für die knapp 70.000 sogenannten Sami  in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland, bringt solch eine moderne Nutzung der Arktis eine erhebliche Einschränkung des Lebensraums mit sich. Sie stehen nun in einem Konflikt zwischen der Tradition und der Moderne, denn durch den Versuch, die Arktis nachhaltig zu nutzen, gehen beispielsweise Weideflächen für ihre Rentierzucht verloren, die seit Jahrhunderten sowohl eine ihrer bedeutsamsten Traditionen, als auch einen wichtigen Überlebensfaktor darstellt.

Da die samische Bevölkerung in Lappland jedoch eine Minderheit darstellt, werden sie oft in wichtigen Entscheidungen von der Regierung übergangen.


2 Die Sami - Ein Volk in vier Ländern

Das Volk der Sami, auch Samen genannt, gehört zu den Ursprungsvölkern der Welt und war in der Vergangenheit aufgrund ihres Lebensbereiches Lappland allseits als „Lappen“ bekannt, doch diese Bezeichnung stellt aus Sicht der Sami eine Beleidigung dar, wird daher heutzutage abgelehnt und infolgedessen auch nicht mehr verwendet.

Das Volk selbst bezeichnet sich als Sumpfleute: „Sameh“ (vgl. Steplavage o.J.). Ihr Areal beschreibt das Wort „Sápmi“, das Teile von Norwegen, Schweden, Finnland und auch der russischen Halbinsel Kola umschließt, jedoch keine offiziellen Grenzen besitzt, sondern vielmehr als Gebiet verstanden wird, in welchem Rentierwirtschaft betrieben oder samische Dialekte gesprochen werden (sh.

Abb. 1).  Same ist man, laut dem Samengesetz von 1987, wenn man sich selbst als Same auffasst und außerdem Samisch als Muttersprache hat, oder man Eltern oder Großeltern hat, deren Muttersprache Samisch ist. Ursprünglich war ihr traditionelles Siedlungsgebiet erheblich größer, jedoch wurden sie mit der Zeit Schritt um Schritt zurückgedrängt (vgl. Helander 1992).

2.1 Kultur und Sprache

Auch wenn Sami heutzutage für Touristenfotos mit Rentier und Tracht vor ihrem Zelt, der sogenannten „Kote“, posieren, so entspricht dieses Ambiente nicht ihrem Alltag. Trotzdem hat sich das Volk der Sami eine erstaunliche kulturelle Eigenständigkeit erhalten, wie beispielsweise ihre traditionelle Musik mit dem charakteristischen „Joik“-Gesang.

Im Laufe der Jahrhunderte war der Joik nicht immer beliebt bei den Machthabern, infolgedessen hat er viele Jahrhunderte ein Leben in Verborgenheit geführt. Heutzutage jedoch, nach einem Aufschwung während der jüngsten Jahrzehnte, gibt es sowohl Sami als auch Nicht-Sami, die den Joik neu deuten und somit neue Musik schaffen (vgl. Kvarfordt, Sikku u. Teilus). Mari Boine, die bekannte samische Sängerin, ist das stolze Symbol der samischen Kultur.

In ihre Kompositionen fließen sowohl ihre samische Herkunft als auch die traditionelle Musik Nordskandinaviens mit ein (vgl. 2014).


Ebenso bildet das Handwerk einen von mehreren Faktoren, die zusammen den Ganzheitsbegriff „samische Kultur“ bilden. Das sogenannte „Duodji“, ihr (Kunst-) Handwerk ist eng mit ihrer Lebensform verbunden, denn die alten Kenntnisse wurden von Generation zu Generation weiter gegeben und haben tiefe Wurzeln sowie eine lange Tradition in der Kultur der Samen.

Zur Unterstützung und Weiterentwicklung der samischen Handarbeit und des Kunsthandwerks wurde 1993 von den samischen Reichsorganisationen Sámi Duodji, die Stiftung für samisches Handwerk, geschaffen (vgl. Kvarfordt, Sikku u. Teilus 2007). 

Außerdem stellt, wie bereits erwähnt, eine eigene finnisch-ugrische Sprache, das Samisch ein Merkmal der kulturellen Eigenständigkeit dar. In der Vergangenheit war ihre Kultur jedoch lange Zeit vom vollständigen Untergang bedroht. Auf norwegischem Terrain kam es zu einer Norwegisierung: 1898 ging ein Verbot des Samischen als „Teufelssprache“ in Schulen einher, sowie ab 1902 ein Verbot, jemandem Land zu verkaufen, der die norwegische Sprache nicht beherrschte (vgl. Helander 1992).

Doch  bereits im Laufe der 70er und 80er Jahre setzte ein neuer Trend ein: Die jungen Samen wollten alles zurück haben, was sie verloren hatten. Dazu gehörten auch alte Kulturmerkmale, wie Ortsnamen und Trachten, ebenso politische und gesellschaftliche Organisationen, Radio- und Fernsehsendungen und nicht zuletzt auch eigene Schulen. 1990 ging ihr Traum schließlich in Erfüllung: samische Hoch- und auch Grundschulen wurden eröffnet (vgl. Mladkova 2009).

Obgleich sich das Samische in viele verschiedene Dialekte unterscheiden lässt, weisen diese alle einen großen Wortreichtum für die umgebende Natur auf: „Halbfester Schnee der teilweise trägt, richtig grober und harter Harsch, leichter und luftig liegender Schnee. Für all diese und noch ein paar hundert Schneeverhältnisse gibt es Wörter im Samischen“ (Kvarfordt, Sikku u. Teilus 2007, S.56).

Um die Sprache und Kultur weiterhin zu verbreiten und zu stärken gibt es an verschiedenen Plätzen in Sápmi samische Theater, welche bereits unter anderem Shakespeares Hamlet und Macbeth auf Samisch aufführten (vgl. Kvarfordt, Sikku u. Teilus 2007).

 

2.2 Die bedeutendste Tradition – Die Rentierzucht

Ein enorm wichtiger Bestandteil der Kultur ist nach wie vor die Rentierzucht der Samen, welche Fleisch, Horn und Fell nutzen und die Tiere zum Transport verwenden. Hierfür werden viele Arbeitsplätze geschaffen und somit ist diese Tradition nicht nur einfach eine Tradition und daher sehr wichtig für sie, sondern gleichzeitig auch essentiell für ihren Lebensunterhalt. Obwohl heutzutage lediglich rund 10% der samischen Bevölkerung nomadisch als Rentierhirten leben, umfassen rund 35% der Fläche Schwedens Rentierzuchtgebiet mit ca. 230 000 Rentieren.

Der Jahreszyklus beginnt im März/April, mit der Sammlung ihrer Tiere in Gehegen in den Wäldern, woraufhin schließlich die Wanderung der Rentierkühe zu den Kalbungsplätzen im Vorgebirge beginnt. Diese erfolgt meist entlang sehr alter Zugwege und die Herden werden auf ihrer Reise von ihren Züchtern begleitet und zum Schutz vor Raubtieren bewacht.

Im Mai werden schließlich die Kälber geboren und kurz darauf müssen diese ebenfalls markiert werden. Diese Aktion findet meist während der hellen Sommernächte statt, da zu diesem kühleren Zeitpunkt die plagenden und zahlreich vertretenen Mücken weniger aktiv sind. Wurden die Tiere in die Nähe der Koppel getrieben, werden sie so gesteuert, dass sie über trichterförmig angeordnete Zäune ins Innere geleitet werden und Mutter und Kalb werden, mit dem Ziel immer kleinere Gruppen zu erhalten und die Kälber ihren Müttern zuordnen zu können, durch ein System getrieben, dessen Gatter immer enger werden.

Bei der Markierung wird mithilfe eines scharfen Messers eine Schnittmarke im Ohr des Kalbes gesetzt. All diese sogenannten Renmarken sind in einem speziellen Register hinterlegt. Nach einiger Zeit, in der sich die Rentiere beruhigt haben, werden sie in eine bestimmte Richtung in die Freiheit entlassen.

Im Herbst liegt die Aufmerksamkeit nun auf den männlichen Mitgliedern der Herde, denn nun wird ein Teil von ihnen geschlachtet und der Rest verkauft oder freigelassen. Im Frühwinter – sie befinden sich nun wieder in den Wäldern – werden die Rene gesammelt, auf die Besitzer verteilt und in die Winterweidegebiete entlassen. Der Zyklus kann nun von neuem beginnen (vgl. Streu o.J.).


3 Historischer Zusammenhang zwischen Sami und Anrainerstaaten

Im Laufe der Geschichte gab es bereits starke Unstimmigkeiten sowie Ungerechtig­keiten zwischen den nordischen Nationalstaaten und dem Volk der Samen, welche  auch heutzutage noch die Samen und ihr Denken gegenüber den skandinavischen Staaten beeinflussen und somit auch den aktuellen Konflikt mitbegründen.


3.1 Christianisierung und Kolonisation seit dem Mittelalter

Zum damaligen Zeitpunkt waren im Norden noch keine Staatsgrenzen festgelegt, somit begannen die drei Staaten, Dänemark-Norwegen, Schweden-Finnland sowie Russland, im Laufe des Mittelalters sich die Sami nach und nach zu unterwerfen indem sie Steuern von ihnen erhoben, die in Naturalien, vor allem Schlachttieren, erbracht werden mussten.

Um ihre Souveränität über das Gebiet zu behaupten, bestimmten die Nationalstaaten im Jahr 1685, dass die Samen zwangsweise zum Christentum bekehrt werden sollten. Vor der ersten Konfrontation mit dem Christentum war die samische Religion nämlich schamanistisch geprägt. Die Samen waren überzeugt davon, dass Felsen, Steinblöcke oder auch Seen durch Anbetung und Opfergaben dazu gebracht werden konnten, Menschen zu helfen.

Man wandte sich an den Schamanen „noaidi“, wenn von Kontakten mit Göttern oder anderen nicht-weltlichen Mächten die Rede war. Diese Person hatte besondere Gaben, konnte mithilfe einer Schamanentrommel aus Rentierhaut mit den Göttern in Verbindung treten und außerdem in die Zukunft blicken (vgl. 2007). Die noaidi wurden nun verfolgt und gezwungen, ihrer Religion abzuschwören und ihre geweihte Trommel abzugeben, denn die christlichen Missionare sahen in ihren Verbindungen mit der übernatürlichen Welt ein Bündnis mit dem Teufel (vgl. Kvarfordt, Sikku u. Teilus 2007).

Gleichzeitig zu dieser Bewegung wurde die Kolonisation von einigen Teilen des samischen Siedlungsgebiets eingeleitet. Wer nun im Land der Samen siedelte, wurde von Steuern, und für eine bestimmte Zeit auch von der Wehrpflicht, befreit (vgl. 2007). Außerdem wurden Siedler im Auftrag der Regierung gezielt dorthin verfrachtet, mit dem Recht, Lapplands natürliche Ressourcen uneingeschränkt nutzen, sowie Steuern von den Samen verlangen zu dürfen.

Daraufhin jagten diese derart rücksichtslos, dass die samische Bevölkerung zeitweise Hunger leiden musste (vgl. Steplavage o.J.).  

 

3.2 Zwangsumsiedlung und Versklavung seit dem 17. Jahrhundert

Es gibt zahlreiche Hypothesen über die ursprüngliche Herkunft der Sami. „Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft gilt es allerdings als sicher, dass die Vorfahren der Sami, auch Proto-Sami genannt, in dem Gebiet zwischen dem Weißen Meer und dem südwestlich liegenden Lagodasee lebten. Man geht davon aus, dass diese jedoch das Opfer von ethnischen Verfolgungen wurden und sie daher dort nicht bleiben konnten“ (Steplavage o.J.).Laut diesem Zitat begann die Vertreibung der Sami bereits bei ihren frühen Vorfahren, doch bedeutet dies keinesfalls, dass ihnen selbst solche Vorgänge erspart blieben.

Fast ein Jahrhundert später, ab 1720, wurden viele der schwedischen Samen in von der Regierung für sie vorgesehene Gebiete umgesiedelt. Im Jahr 1751 erfolgt endlich ein Lichtblick: zwischen Schweden und Norwegen wird der Vertrag von Strömsland geschlossen. Es handelt sich hierbei um einen Grenzvertrag, der dem indigenen Volk unter anderem die ungestrafte Landesgrenzenüberschreitung versicherte, sowie sämtliche Jagdrechte zwischen Siedler und Sami festhielt.

Die Realität sah jedoch anders aus: sie waren weiterhin Unterdrückung und Willkür ausgesetzt. An Akzeptanz in Bezug auf ihre Religiosität war ebenfalls nicht zu denken (vgl. Steplavage o.J.)

Zur Zeit der Jahrhundertwende 1800 verbreitete sich zunehmend eine rassistische Theorie gegenüber Nomaden, laut welcher diese auf einer niedrigeren Kulturebene standen als die Bauern und infolgedessen überall dort zurückweichen mussten, wo die Bauern vordrangen (vgl. Kvarfordt, Sikku u. Teilus 2007).


4 Die Sami im Konflikt zwischen Tradition und Moderne

Es existieren verschiedenste Einflussfaktoren in Bezug auf den in dieser Arbeit thematisierten Konflikt. Wie soeben erläutert gab es bereits in der Vergangenheit Differenzen zwischen den unterschiedlichen Kulturen der Einwohner Skandinaviens. Heutzutage zählt zu diesen Einflussfaktoren ebenso das hohe Rohstoffvorkommen Skandinaviens und die durch den Klimawandel begünstigten steigenden Möglich­keiten diese zu nutzen.


4.1 Der innere Konflikt

Der innere Konflikt bezieht sich größtenteils auf die einhergehende Technisierung, mit welcher die Samen hauptsächlich im Gewerbe der Rentierzucht konfrontiert werden. Einerseits wird den Rentierhirten der mühsame Beruf durch Schneescooter, Motorräder, Helikopter etc. erleichtert, andererseits steht eine solche moderne Technik im Widerspruch zu ihrer traditionellen Lebensweise, in der eine starke Naturverbundenheit verankert ist. Außerdem kann es vorkommen, dass der Umgang mit den Rentieren aufgrund des damit erreichten Grads an Überlegenheit des Menschen beeinflusst wird.

Es wurde eine bisher nie beobachtete Rücksichts­losigkeit beim Einsatz der technischen Hilfsmittel festgestellt. Beispielsweise wurden im Sommer 1981 im Vapsten-Sameby  Rentiere von Hirten mithilfe eines Helikopters getrieben, was zur Folge hatte, dass mehrere Kälber zu Tode gehetzt wurden (vgl. Kasten 1983).

Doch auch der zunehmende Tourismus im skandinavischen Raum spielt eine Rolle in diesem inneren Konflikt, denn mit dem Tourismus geht auch die Möglichkeit einher, Geld zu verdienen sowie die samische Kultur zu verbreiten. Er schafft Beschäftigung, Arbeitsplätze und man kann ganzjährig in seiner Heimat wohnen bleiben.  Doch dies ist nur die ökonomische, positive Seite.


4.2 Der äußere Konflikt

Der äußere Konflikt bezieht sich, wie bereits erwähnt, auf das Volk und ihren „Konfliktpartner“, den in diesem Falle die skandinavischen Staaten darstellen. Dieser Konflikt lässt sich unterteilen auf die vermehrte Nutzung von fossilen sowie alternativen Energiequellen, da das Interesse an Beiden zunehmend steigt.

In der Moderne, also heutzutage, entwickelt auch der Tourismus zunehmendes Konflikt­potential. Denn obwohl er als potentielle Erwerbsquelle betrachtet wird, gehen mit ihm nicht nur Vorteile für die samische Bevölkerung einher.

4.2.1 In Bezug auf den Tourismus

Im schwedischen Dalarna wurde das Projekt Tre Toppar ins Leben gerufen, bei dem die beiden bereits vorhandenen Skianlagen Idre Fjäll und Fjätervalen mit einem zusätzlichen Schlepplift verbunden werden und neue Abfahrten entstehen sollen. Obwohl dieses Gebiet bereits als führende Anlage in Skandinavien bekannt ist, ist man dort der Meinung, man müsse stets neue Attraktionen errichten um Touristen zu gewinnen.

Mit zunehmendem Tourismus wachsen der Straßenverkehr und auch die Schneescooterwege, doch der für die Sami gravierendste Nachteil ist die durch das aktuelle Tourismusprojekt verursachte Trennung der Rentierwanderwege zwischen den Sommer- und Winterweidegebieten. Damit fallen sowohl Kosten als auch hohe Anforderungen für die Rentierhirten an, denn die Wanderwege müssen umgelegt und die Rentiere an diese gewöhnt werden, was bei solchen Gewohnheitstieren nicht von heute auf morgen geschehen kann (vgl.  Kvarfordt, Sikku u. Teilus 2007).

4.2.2 In Bezug auf fossile Energiequellen

Im arktischen Gebietsanteil Skandinaviens wurde ein hohes Rohstoffvorkommen  festgestellt. Eine zusätzliche Entdeckung beziehungsweise Förderung solcher Rohstoffe würde durch moderne Explorationsmethoden erleichtert werden. Aufgrund der Tatsache, dass der  Kenntnisstand in Bezug auf Rohstoffvorkommen in Norwegen und Schweden als gut bis sehr gut eingestuft werden kann liegt ein großer Teil der anrainerstaatlichen Aufmerksamkeit auf diesen Teilen der Arktis.

Es liegt nicht etwa an der Meerestiefe, sondern an den Distanzen, der Kälte und der Dunkelheit, die das Vorhaben erschweren. Umweltschützer sind generell gegen fossile Brennstoffe, wie beispielsweise Greenpeace: mit ihrer Aktion „Finger weg von der Arktis“ warnen sie vor den unabsehbaren Folgen des Rohstoffabbaus allgemein sowie vor den verheerenden Folgen einer möglichen Öltanker- oder Bohrplattformhavarie.

Sie wollen dadurch ebenfalls auf das, insbesondere in der Arktis vorhandene, hochempfindliche Ökosystem hinweisen (vgl. Hoffmann 2014). Somit lassen sich Parallelen zum samischen Volke erkennen, die gewissermaßen allein durch ihre Lebensweise als Umweltschützer gelten könnten. Bereits die Planung solcher Projekte kann nämlich zu erheblichen Schäden in den Weidegebieten der samischen Rentierherden führen.

Damit soll gemeint sein, dass trockene Flechten, das Hauptnahrungsmittel der Tiere, selbst unter einem Menschenfuß zerbrechen und mit zwei bis drei Millimetern pro Jahr nur sehr langsam wieder nachwachsen. Somit kann man sich die Zerstörung vorstellen, die zum Beispiel  durch Kettenfahrzeuge der Planer hervorgerufen werden. Um sich zu regenerieren brauchen die Pflanzen bereits nach einmaligem Befahren fünf bis sieben Jahre (vgl. Seiwert 2000).


Langsam erkennen die Polarmeer-Anrainer jedoch auch welch kostbaren Rohstoffe ihnen durch die Natur geliefert werden. Seegras beispielsweise wächst selbst in kalten Gewässern in großen Mengen und dies schneller als Zuckerrohr. In Norwegen wurde das StartupSeaweed Energy Solutions gegründet, das tonnenweise Seegras an Biospritproduzenten sowie Bioplastikhersteller liefern soll (vgl. Hoffmann 2014).

Noch größere Hoffnungen werden jedoch in die Windkraft gesetzt. Beispielsweise in Pitea, Schweden, wo Europas größter Windpark entstehen soll. Bis 2020 will das deutsch-schwedische Unternehmen Svevind gemeinsam mit dem deutschen Wind­kraftanlagen-Hersteller Enercon erreichen, dass dort 1001 Windturbinen für Ökostrom sorgen, obwohl die Schweden die Frage nach dem Strom in der Zukunft nicht drängt.

Trotzdem sollen bis zu sieben Milliarden dafür investiert werden, denn Energie ist ein lukratives Exportgeschäft.

Die Rentierzucht betreibenden Samen fürchten nun um ihre Existenz und den Verlust ihrer Tradition, denn durch das Projekt verlieren sie Weideflächen sowie eine ruhige Umgebung für ihre Tiere. Doch die Regierung genehmigt trotz fehlender Zustimmung seitens der Sami  weiter Industrieprojekte auf samischem Grund und Boden.


5 Lösungsansätze zum Schutz und zur Stärkung dieser Minderheit

Um die traurige Lage dieses indigenen Volkes zu verbessern, oder gar ihre Probleme zu beseitigen, gab es bereits in der Vergangenheit zahlreiche Versuche, die aber viel zu oft scheiterten. In den letzten Jahrzehnten wurden nun neue Strategien dafür entwickelt, die, wenn auch in kleinen Dimensionen, zu wirken scheinen.


5.1 Das Rentierzuchtgesetz

Jedem Mitglied eines Samebys steht ein Nutzungsrecht an Boden und Wasser zu: das Rentierzuchtrecht. Da die Verhältnisse früher dadurch jedoch noch nicht ganz geklärt waren, wurde 1886 das erste Rentierweidegesetz verabschiedet, worin die Grenzen für Ganzjahres- und Winterweidegebiete festgelegt waren.

Drei Jahre später wurde erneut ein Gesetz verabschiedet, in dem stand, dass sie dort weiden durften, wo sie es seit jeher getan hatten. Diese Bestimmung gilt noch immer, jedoch können durch sie Konflikte nicht vermieden werden, da sie unbestimmt und schwer zu deuten ist (vgl. Kvarfordt, Sikku u. Teilus 2007).

„Die mit dem Renzuchtrecht zusammenhängenden Rechte sind durch das RZG (1971) sehr detailliert einerseits als Kollektivrechte der Samebys und andererseits als Individualrechte des einzelnen Sameby-Mitglieds geregelt“ (Firsching 2002, S. 353).

Jedoch bringt auch dieses Gesetz keine vollkommene Sicherheit mit sich, denn es existiert das sogenannte Enteignungsgesetz in Schweden aus dem Jahre 1972, in dem die Zwecke genannt sind, zu welchen die Staatsregierung das Renzuchtrecht für gewisse Gebiete aufheben darf. Grundsätzlich ist dann als Enteignungs­entschädigung der Marktpreis zu zahlen, jedoch besteht kein Rechtsanspruch auf die Zuweisung von Ersatzland.

Eine zusätzliche Entschädigung muss erfolgen, wenn durch eine solche Aktion Schäden oder Nachteile für die Rentierzucht oder für das Jagd- und Fischrecht auftreten (vgl. Firsching 2002).


5.2 Das Sameting – Parlament der Samen

In den jüngsten Jahrzehnten hat sich die Rechtslage der Samen bereits um ein Vielfaches gebessert. Dies wird in einem Artikel des Grundgesetzes, der im Jahre 1988 vom norwegischen Parlament, dem „Storting“, verabschiedet wurde, verdeutlicht: „Es obliegt den Behörden des Staates, die nötige Voraussetzung zu schaffen, damit die samische Bevölkerungsgruppe die Möglichkeit erhält, ihre Sprache, ihre Kultur und ihr Gemeinschaftsleben zu wahren und zu entwickeln“ (Helander 1992).


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