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Fachbereichsarbeit
Betriebswirtschaftsle­hre

Hochschule Bremen

3, Dr. Brach, 2015

Florian H. ©
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ID# 55646







Länderdossier: Syrien

Wirtschaftliche Analyse


Autor:


Einleitung


Syrien, amtlich Arabische Republik Syrien, ist ein Land im Nahen Osten und grenzt an Jordanien, Israel, Libanon, die Türkei und den Irak. Offiziell ist die Staatsform eine Republik, wobei sie jedoch tatsächlich Merkmale einer Diktatur aufweist. Seit 1971 liegt die Führung des Landes bei der Baath-Partei. Zuerst regierte der Staatspräsident Hafiz Al-Assad mit autoritärer und repressiver Herrschaft bis zu seinem Tod im Jahr 2000. Unter seiner Führung führte die Baath-Partei eine Planwirtschaft nach kommunistischem Vorbild ein und bestimmte die Wirtschaftsstrategie immer für eine Periode von Fünf Jahren durch sogenannte „Fünfjahrespläne“.

Syrien war somit eine abgeschottete Planwirtschaft und nahm nicht am internationalen Wettbewerb teil. Der Staat zahlte Subventionen an Unternehmen, damit die Preise für die Bürger angemessen sind, was sich Syrien durch den Export von Erdöl leisten konnte.

Die Staatsführung übernahm anschließend sein Sohn Baschar als neuer Staatspräsident. Baschar Al-Assad hat wirtschaftliche Liberalisierung, Marktöffnung und Verwaltungsreform zu Hauptanliegen seiner wirtschaftlichen Reformpolitik gemacht. Der im Mai 2006 veröffentlichte Fünfjahresplan sollte zu einer Transformation der syrischen Wirtschaft von einer Plan- zur sozialen Marktwirtschaft führen. Syrien verfügte jedoch nicht über die nötigen Voraussetzungen um diesen Wandel zu vollziehen.

So gab es beispielsweise einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Da sich die Umstände in Syrien weder Wirtschaftlich noch im Hinblick auf die Grundrechte verbesserten, führte dies im März 2011, im Zuge des sogenannten „Arabischen Frühlings“ zu Aufständen des syrischen Volkes. Diese Proteste Entwickelten sich zu einem Bürgerkrieg zwischen dem Regime und verschiedenen Oppositionsgruppen.

Dieser Konflikt hält bis heute an und ein Ende ist noch nicht absehbar.

(Angaben laut BPB und FAZ)


Sofern nicht anders erwähnt, beziehen sich die im Folgenden angeführten Wirtschaftsdaten auf Angaben der World Bank. Aufgrund fehlender Wirtschaftsstatistiken seit Ausbruch des Bürgerkrieges, sind ab 2012, häufig auch schon ab 2011, mit wenigen Ausnahmen keine Daten auffindbar.


Betrachtung der einzelnen Wirtschaftsindikatoren

Bevölkerung

Die Gesamtbevölkerung Syriens wuchs seit dem Jahr 1980 von 9 Millionen konstant an und wurde zuletzt 2012 erhoben wobei sie 22,3 Millionen betrug, was den Höchstwert seit 1980 darstellt (Anhang, Grafik 1). Die Entwicklung der Bevölkerungszahl weist in diesem Zeitraum ein Wachstum von rund 250 % auf. Dieses Wachstum ist vergleichbar mit dem der Irakischen Bevölkerung die im selben Zeitraum um 243,8 % gewachsen ist (Anhang, Grafik 3).

Grund für das schnelle Wachstum ist die hohe Fertilitätsrate in diesen Ländern. In Syrien stellte der Anteil der Menschen unter 25 Jahren im Jahr 2014 circa 53 Prozent der Gesamtbevölkerung dar (CIA Factbook). Die Population Syriens beträgt ca. 6,2 % der Bevölkerung der Arab World (nach Definition der Weltbank), welche im Jahr 2012 ungefähr eine Anzahl von 362 Millionen betrug.

Auch bei der Arab World kann man im Verlauf von 1980 bis 2012 einen sehr konstanten Zuwachs der Bevölkerung beobachten, wobei die Population hier um circa 223 % anwuchs (Anhang, Grafik 4).

Weitere Daten zu diesem Indikator können den Grafiken 1-4 im Anhang entnommen werden.


Bruttoinlandsprodukt

Da der derzeitige Bürgerkrieg die Syrische Wirtschaft nahezu zum Stillstand brachte, wirkte sich dieser Umstand natürlich auch auf das Bruttoinlandsprodukt des Landes aus. Vor dem Konflikt basierte die nationale Wirtschaft neben der Erdölproduktion und Landwirtschaft auch auf Industrie und Tourismus (GIZ). Letzteres gewann vor allem in den letzten Jahren vor der Krise an Bedeutung.

Die Erdölproduktion machte 2010 um die 25 % des Bruttoinlandsproduktes aus. Syrien verzeichnete im Jahr 2012 ein Negatives Wachstum des BIP von -2,3 % (Trade Economics). Betrachtet man das BIP Syriens im Verlauf von 2005 bis 2007 so stellt man in diesem Zeitraum einen signifikanten Aufstieg fest, was auch beim Nachbarland Irak zu beobachten ist (Anhang, Grafiken 3 und 4).

Dass trotz des Rückgangs der Ölfördermengen, von denen Syrien vorher immer besonders abhängig war, insgesamt ein positives Wachstum zu verzeichnen war, ist auf die voranschreitende Erweiterung des Privatsektors zurückzuführen (Quelle: FAZ). Das Bruttoinlandsprodukt Syriens betrug im Jahr 2007 9,6 % des Wertes für die Arab World (Anhang, Grafik 7).

Weitere Daten zu diesem Indikator können den Grafiken 5-7 im Anhang entnommen werden.


Eigene Darstellung nach World Bank 2014


S


Tourismus

Der Tourismus gewann, wie bereits erwähnt, besonders in den letzten Jahren vor der Krise an mehr Wirtschaftlicher Bedeutung (Auswärtiges Amt). So sieht man, dass zwischen 1995 und 1999 die Zahl der jährlichen Ankünfte internationaler Touristen nur um 600.000 stieg, während sie vom Jahr 2000 bis 2010 um 6,3 Millionen stieg. Dabei hatte der Tourismus in Syrien seinen Höhepunkt im Jahr 2010 mit 8,5 Ankünften erreicht und sank im Jahr 2011, als die Krise begann auf 5,1 Millionen (Anhang, Grafik 8).

Vergleicht man den Tourismus in der gesamten Arab World mit dem Syriens, so stellt der syrische Tourismus etwa 8,5 % dar (Anhang, Grafiken 8 und 10).

Weitere Daten zu diesem Indikator können den Grafiken 8-10 im Anhang entnommen werden.

Exporte

Der Export von Erdöl stellt den größten Teil der Exporte Syriens dar. Daneben Spielen vor allem Landwirtschaftliche Erzeugnisse sowie deren industrielle Verarbeitung eine Rolle. Syrien exportiert an Landwirtschaftsgütern vor allem Olivenöl, Obst und Gemüse sowie Textilien (FAOSTAT). Allerdings ist im größten Teil des Landes nur die bewässerte Landwirtschaft möglich, da ein Großteil des Landes Wüstenland ist.

Im Jahr gingen 2010 mehr als 30 Prozent der syrischen Exporte in Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (Auswärtiges Amt). Der Wert der Exporte belief sich zwischen 1980 und 1998 zwischen 1 und 4 Milliarden US$. Es gab ein großes Wachstum der Exporte ab 1998 und der Höhepunkt wurde 2008 mit Exporten im Wert von 16 Milliarden US$ erreicht (Anhang, Grafik 11). Wahrscheinlich war der stetig steigende Erdölpreis einer der Faktoren, die zu diesem Wachstum beigetragen haben.

Weitere Daten zu diesem Indikator können den Grafiken 11-12 im Anhang entnommen werden.


Energie

Dass Syrien mehr Energie in Form von Erdöl exportiert als importiert, lässt sich anhand von Daten der World Bank ablesen. Das Land ist somit ein Nettoenergieexporteur. Da die Netto-Energieimporte Syriens im Zeitraum von 1980 bis 2011 ausschließlich negative Werte aufweisen, lässt sich schließen, dass das Land nicht auf Erdölimporte angewiesen ist (Anhang, Grafik 13).

Schaut man sich die entsprechenden Daten des Nachbarlandes Irak an, so findet man auch hier ausschließlich negative Werte. Gleiches gilt für die Arab World (Anhang, Grafiken 14 und 15). Da die syrischen Erdölvorräte jedoch langsam zur Neige gehen, wurde vor allem eine verstärkte Erdgasnutzung angestrebt. Das geförderte Erdgas wird ausschließlich zur heimischen Energieproduktion verwendet.

Weitere Daten zu diesem Indikator können den Grafiken 13-15 im Anhang entnommen werden.

Offizielle Entwicklungshilfe

Der Betrag, den Syrien in den letzten Jahrzehnten von der internationalen Staatengemeinschaft in Form von Entwicklungshilfe bekam, war über die Jahre großen Schwankungen ausgesetzt. Im Jahr 1980 kamen circa 2 Milliarden US$ ins Land. Dieser Wert sank rapide auf ca. 0,6 Milliarden US$ im Jahr 1984, worauf er nur 5 Jahre später, auf 2 Milliarden US$ anstieg. In den Folgejahren betrug der Wert der offiziellen Entwicklungshilfe zwischen 0 und 0,8 Milliarden US-Dollar, bis dann im Jahr 2011 der syrische Bürgerkrieg begann und mehr Hilfsgelder benötigt wurden um der humanitären Krise entgegenzuwirken (Anhang, Grafik 16).

Weitere Daten zu diesem Indikator können den Grafiken 16-18 im Anhang entnommen werden.

Ausländische Direktinvestitionen

Während die jährlichen ausländischen Direktinvestitionen in Syrien von 1980 bis 2000 selten über 100 Millionen lagen, stiegen die Werte im Zeitraum zwischen der Machtübernahme Baschar Al-Assads im Jahr 2000 bis zum Jahr 2009 um mehr als das Zwanzigfache (Anhang Grafik 19). Im selben Zeitraum kann man auch beim Nachbarland Irak eine vergleichbare Entwicklung beobachten.

Auch bei den ausländischen Direktinvestitionen ist ein rapider Anstieg ab dem Jahr 2000 zu beobachten (Anhang, Grafik 20). Die neuen Gesetze, die im Rahmen des letzten Fünfjahresplans vor der Krise verabschiedet wurden, erleichterten es Ausländern in Syrien zu investieren (Auswärtiges Amt). Im Jahr 2010 kann man jedoch wieder einen Rückgang von 2,6 Milliarden US$ im Vorjahr auf 1,4 Milliarden US-Dollar feststellen, was möglicherweise darauf zurückzuführen sein könnte, dass Syrien den angestrebten Wandel nicht ohne Komplikationen vollziehen konnte und somit der Standort an Attraktivität für ausländische Investoren verlor (BPB).

Gastarbeiterüberweisungen

Während man in Bezug auf die Ausgaben für Gastarbeiterüberweisungen im Zeitraum von 1980 bis 1995 in Syrien noch eher stagnierende Werte feststellen kann, so kann man von 1996 bis 2002 einen langsamen aber stetigen Abstieg beobachten. Nun gab es vom Jahr 2002 auf 2003 jedoch einen rapiden Anstieg von 135 Millionen USD auf 889 USD, was ein Wachstum um ein sechsfaches bedeutet.

Bis 2006 ist nun ein leichter abstieg zu beobachten, der ab dem Jahr 2007 jedoch wieder in ein rapides Wachstum umschlägt, welches bis zum Jahr 2010 anhält und eine Spitze von 1,6 Milliarden US-Dollar erreicht. Diese Entwicklungen lassen sich mit keinem anderen Land der Region vergleichen (Anhang, Grafik 21). Womöglich hängt das Wachstum ab 2004 mit der Öffnung des Landes gegenüber dem Weltmarkt zusammen.

Kapitalflüsse

Im Verlauf von 1980 bis 2009 betrug der Wert der Kapitalbilanz Syriens stets null. Betrachtet man das Nachbarland Jordanien zwischen 1980 und 1998, so stellt man auch hier einen neutralen Wert der Kapitalbilanz fest (Anhang, Grafik 22). Ab 1999 kann man im Falle Jordanien jedoch Schwankungen ins positive und negative erkennen, was bei Syrien nicht der Fall war (Anhang, Grafiken 22 und 23).

Bei der Arab World verhalten sich die Kapitalflüsse bis zum Jahr 2001 ähnlich ruhig und beginnen ab dem Jahre 2002 mit starken Schwankungen, die bis 2013 anhalten (Anhang, Grafik 24)

Weitere Daten zu diesem Indikator können den Grafiken 22-24 im Anhang entnommen werden.


Fazit

Somit hielt sich der entstandene wirtschaftliche Schaden in den anderen Ländern des arabischen Frühlings noch vergleichsweise in Grenzen, was man am Beispiel Ägyptens sieht, das wieder dabei ist, sich ökonomisch weiterzuentwickeln. So entstanden dort letztes Jahr große Projekte wie die Erweiterung des Suezkanals, das viele ausländische Investitionen anlockte. Ganz

anders sieht es in Syrien aus, wo der Bürgerkrieg zunehmend Schaden anrichtet (Angaben der FAZ).


Quellenverzeichnis


  • Auswärtiges Amt (2010)

„Syrien – Wirtschaft“

(zuletzt besucht am 28.12.14)

  • Bundeszentrale für politische Bildung & ARTE (2012)

„Syrien: Die Ursprünge der Krise“

(zuletzt besucht am 3.01.2015)

(zuletzt besucht am 30.12.14)

  • EMA (2010)

„Eckpunkte zur syrischen Wirtschaft“

(zuletzt besucht am 30.01.15)

  • FAZ (2005)

(zuletzt besucht am 30.12.14)

  • Loewe (2010)

„Die Diskrepanz zwischen wirtschaftlicher und menschlicher Entwicklung in der arabischen Welt“

  • Mattes (2013)

„Syrien - Wirtschaft“

(zuletzt besucht am 28.12.14)

  • Trading Economics (2014)

(zuletzt besucht am 29.12.14)

  • World Development Indicators (2014)

(zuletzt besucht am 28.12.2014)


Anhang


Grafik 1

Eigene Darstellung nach World Bank 2014


Grafik 2


Grafik 3


Grafik 4


Grafik 5

BIP Syrien (gesamt)USD bn


Grafik 6


Grafik 7

BIP Arab World (gesamt ) USD bn


Grafik 8


Grafik 9

Tourismus Libanon (Anzahl Ankünfte) Millionen


Grafik 10





Grafik 11


Grafik 12

Exporte Arab World US$ bn


Grafik 13


Grafik 14


Grafik 15


Grafik 16


Grafik 17


Grafik 18


Grafik 19

FDI (net inflows) Syrien und Irak Millionen USD


Grafik 20


Grafik 21


Grafik 22


Grafik 23

Portfolio equity, net inflows Jordanien (BoP, current US$)


Grafik 24



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