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Hausübung
Philosophie

Universität, Schule

Universität Wien - Alma Mater Rudolphina

Note, Lehrer, Jahr

2010

Autor / Copyright
Jessica E. ©
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Preis 5.25
Format: pdf
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Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 5442







Kurzübung

Zu Carol Gilligans Text „Moralische Orientierung und moralische Entwicklung“

Carol Gilligan hat den Unterschied zwischen Gerechtigkeits- und Fürsorge-Ethik herausgearbeitet und gezeigt, dass Frauen keineswegs Männern moralisch unterlegen sind, sondern dass es vielmehr (mindestens) zwei unterschiedliche Perspektiven gibt: die des Allgemeinen/Universalen/Gerechten (das traditionell von männlichen Philosophen hervorgebrachte Moralverständnis, das aber nach Gilligan keineswegs nur Männern zugänglich wäre!) und die Perspektive der Fürsorge/des Konkreten, die jedoch auch nicht einfach als weibliche Perspektive verstanden werden darf!

Gilligan beginnt ihren Text mit einem Hinweis aus der Gestaltpsychologie, mit einem Hinweis auf jene Bilder, in denen man z.B. in einem Bild eines von zwei Gesichtern oder eine von zwei Gestalten erkennt, je nach dem, welche/s uns als Betrachtende als deutlicher, als zwingender erscheint.

Das heißt, wir nehmen Bilder/Objekte zunächst aus nur einer Perspektive wahr und erst bei längerem Hinsehen, erkennen wir, dass auch (eine) andere Perspektive(n) (und damit ein anderes Bild, bzw. eine andere Bildinterpretation) möglich ist (sind). Diese Bilder werden in der Psychologie auch Umsprungbilder genannt, weil wir die beiden Perspektiven, wenn sie uns erst einmal bewusst geworden sind, immer wieder wechseln können.

Eine Perspektive bringt die andere nicht zum Verschwinden, macht sie nicht unwahr, sondern rückt sie nur in den Hintergrund. In Bezug auf die Ethik und Gilligans feministischen Beitrag dazu ist zu zeigen, inwiefern eine ethische Perspektiven immer nur eine möglich, aber nicht die einzig richtige zu sein hat.

Gilligans Ziel ist es, mit ihrem Entwurf, „die moralische Entwicklung aus zwei moralischen Perspektiven (zu) rekonstruieren, die in moralisch relevanten Unterschieden der Beziehungsformen begründet sind.“[1] Im Zentrum der Studie stand erstens die Frage, „wie Menschen über hypothetische Dilemmata urteilen“[2] und zweitens die Frage „wie sie moralische Konflikte und Entscheidungen in ihrem Leben angehen“[3].

Eines der Beispiele aus der Studie Gilligans, in welchem die beiden unterschiedlichen Perspektiven deutlich werden, handelt von zwei Studenten, welche entscheiden müssen, ob sie ihren Tutor aufgrund seines Verstoßes gegen ein Alkohlverbot anzeigen sollen oder nicht.

„Der eine Student konstruiert die Entscheidung als Akt der Gnade, als eine Entscheidung, mit der man sich, unter Berücksichtigung des Umstandes, dass der Zuwiderhandelnde „ein angemessenes Maß an Reue“ gezeigt hat, über das, was Recht wäre, hinwegsetzt.

Zusätzlich stellt dieser Student die Frage, ob die Alkoholregelung gerecht ist oder nicht, das heißt, ob die Ausbildungsinstitution das Recht hat, das Trinken zu verbieten.“[4]

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Mit ihrer Studie teilt uns Gilligan mit, dass es häufig Frauen sind, welche die Perspektive der Fürsorge einnehmen. Doch sie sagt nicht, dass Frauen dies aufgrund ihrer Biologie oder aufgrund essentiell weiblicher Eigenschaften tun würden.

Sie stellt es zunächst einmal nur fest und sagt klar, dass sie es problematisch findet, wenn Kohlberg diese Fürsorge Perspektive in seinem moralischen Entwicklungsschema abwertet, bzw. gar nicht vorkommen lässt.

Wenn eine dieser beiden Perspektiven aufgrund empirischer Studien, die zeigen, dass mehr Frauen als Männer die Fürsorge Perspektive einnehmen, nun aber deshalb auch gleich als „weibliche“ Perspektive bezeichnet wird, führt das zu dem Problem, dass daraus abgeleitet werden könnte, dass dies so sein soll oder notwendig zu sein muss.

Dagegen wäre (auch mit Gilligan!) klar zu sagen, dass dies eine biologistische oder essentialistische Verzerrung der empirischen Studie darstellen würde, denn schließlich sagt die Studie nur, was ist, nicht aber, warum es so ist und auch nicht, dass es so sein muss oder so sein soll.

Mit Pieper und ihrem Kapitel „Feministische Ethik“ wäre auch einmal mehr zu betonen, dass Ergebnisse der feministischen Ethik keinesfalls nur Frauen betreffen. Denn das Ziel feministischer Ethik besteht gewiss nicht darin, eine geschlechtsspezifische Ethik zu propagieren.

Die feministische Ethik versteht sich viel eher als Korrektiv verzerrter Frauenbilder (traditioneller, meist männlicher Ethiker), wovon Frauen und Männer profitieren. Auch mit Gilligan wäre daran festzuhalten, dass es hier keineswegs darum geht, zu sagen, wie Frauen und wie Männer handeln sollen.

Aber im Aufzeigen der Unterschiede zwischen Begründungen von moralischen Urteilen und Handlungen, und im darauf aufmerksam Machen, dass in der empirischen Studie das Ergebnis auch in Bezug auf die Gender-Variable signifikante Unterschiede aufzuweisen waren, lässt sich natürlich weiter fragen, warum das so ist und ob d.....[Volltext lesen]

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„Gilligan ( .) vertritt die These, dass es in der moralischen Orientierung einen geschlechtsspezifischen Unterschied gibt, den das Stufenmodell (von Kohlberg, Anm. RE) nicht zeigt: Männer orientieren sich stärker am Gerechtigkeitsgedanken, Frauen hingegen stützen sich mehr auf die Idee der Verantwortung und Fürsorge.

Sie wirft Kohlberg vor, dass er die spezifisch weibliche Art moralisch zu denken nicht berücksichtigte.“

In dieser Zusammenfassung wird m.E Gilligan fälschlicherweise unterstellt, sie behaupte, dass es eine spezifisch weibliche Art moralisch zu denken gibt und das nicht nur das Ergebnis einer Studie ist, sondern womöglich biologisch verankert sei, dass Frauen moralisch eben so und so und Männer eben moralisch anders denken.

Doch das hat Gilligan nicht gesagt. Sie hat mit ihren empirischen Daten herausgefunden, dass es zwei unterschiedliche moralische Perspektiven gibt, von denen traditionell eine höher bewertet und die andere entweder nicht bemerkt, nicht anerkannt oder abgewertet wird.

Auch fehlt in der Schulbuchzusammenfassung die Erklärung, warum Gilligan überhaupt von Männern und Frauen zu reden anfängt, eben weil Kohlberg behauptet hat, Frauen seien weniger in der Lage moralisch höhere Stufen zu erreichen.

Gilligan hat herausgefunden, warum bei Kohlberg herauskommt, dass Frauen angeblich moralisch niedrigere Stufen erreichen. Sie hat aufgezeigt, dass Frauen (aus welchen sozialen Gründen auch immersei dahin gestellt) oftmals eher eine Fürsorgeperspektive eingenommen haben und Männer eher nur die Gerechtigkeitsperspektiv.....

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Auch hier wird m.E. unnötig suggeriert, dass es so etwas wie eine typisch weibliche Moral gibt – und: und das ist für mich das eigentliche Problem für mich: geben soll . (Natürlich wäre hier jetzt die Auseinandersetzung mit Irigaray sinnvoll, die zeigt, inwiefern eben doch eine Ethik spezielle für Frauen zu entwickeln ist, weil Lebensprobleme (Schwangerschaft, Abtreibung, etc.) eben insbesondere die Probleme von Frauen sind.

Insofern mag Irigarays Bemühen sinnvoll und notwendig sein.

Doch unser Ziel kann nicht sein, dass sich Frauen zu ihrer weiblichen Moral bekennen, und Männer zu einer männlichen Moral, sondern dass es Frauen und Männern in gleicher Weise möglich ist, sich auf beide Perspektiven einzulassen!

Dass es in der Vergangenheit zunehmend Frauen waren, welche die Fürsorgeperspektive vertreten hatten, ist für mich nur ein weiteres Indiz dafür, dass unsere Gesellschaft Frauen viel zu lange diskriminiert und Männern und Frauen viel zu lange keine Wahl gelassen, sondern immer in dualistische Schablonen zu pressen versucht hat.

Gilligans Antwort auf Kohlberg war richtig und notwendig. Dass man Gilligan dann immer und immer wieder so missverstanden ist vermutlich auch noch ein Zeichen dafür, dass man sie als Frau ungern ernst genommen hat. Lieber hat man ihre Ergebnisse und Erkenntnis so lange verzerrt, bis sie nicht mal mehr für Feministinnen aus den eigenen Reihen oder Feministinnen der nächsten Generation annehmbar waren.



[1] Carol Gilligan, Moralische Orientierung und moral.....

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