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Aufsatz

Kurzgeschichte Die Frau

848 / ~2 sternsternsternstern_0.5stern_0.3 Kristina P. . 2012
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Aufsatz
Deutsch

Liborius Dessau

2011

Kristina P. ©
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Kurzgeschichte Die Frau



Es war spät, als ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut hatte. Die Straße war wie ausgestorben, aber warum sollte man sich um diese Uhrzeit draußen auch noch herumtreiben. Vor Stunden hatte es angefangen zu schneien.

Ich mochte es, dabei zuzusehen wie die kleinen Schneeflocken herumtanzten, um schließlich doch auf dem kalten Boden zu landen. Kaum hatten sie dies getan, schmolzen sie auch schon und übrig blieb nur die kahle, triste Erde.

Wenn ich so nach draußen blickte und dem wilden Schneetreiben zusah, sah ich auch ihr Bild vor mir. Sie, die wunderschönste Frau, die ich je gesehen hatte. Sie tauchte immer und immer wieder in meinen Träumen auf. In diesen ist sie das aufregendste, was ich je gesehen hatte.

Wir haben unglaublich viele Reisen zusammen erlebt. Glück durchströmte mich, als ich mir ihr bezauberndes Lächeln vorstellte, wie sie mich ansieht und versucht mich zum Lachen zu bringen. Ihre großen, warmen Augen erfüllen mich mit Lebenslust, die die ich sonst nicht verspürte.

Ich schreckte hoch, um festzustellen, dass es wieder einmal nur ein Traum war. Wenn ich sie nur jeden Tag um mich hätte.

Ich ging in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Ich durfte nicht einschlafen, bevor die Entwürfe für Steve nicht fertig waren. Er wartete schon seit Wochen darauf. Ich sagte ihm, dass ich krank sei, irgendetwas mit dem Magen hätte, doch in Wirklichkeit hatte ich eine simple Schreibblockade und ich kam nicht dahinter, wie ich diese überwinden konnte.

Jeden Tag saß ich vor meinem Computer, das Schreibprogramm geöffnet, stundenlang ohne ein Wort zu schreiben und verfiel in diese Tagträume von dieser unglaublichen Frau. Die Realität würde nie so aussehen wie ich es mir immer ausmalte.

Wieder einmal schreckte ich auf. Kaffee ergoss sich über meine Socken, ich träumte eindeutig zu viel, zog sie aus, legte sie auf den Tisch und ging mit dem übrigen Kaffe in der Tasse zurück zu meinem Arbeitsplatz im Wohnzimmer.

Genüsslich trank ich den Kaffee, schwarz mit zwei Stücken Zucker wie immer.

Morgen ist der vierzehnte Februar, ging es mir durch den Kopf - Valentinstag, Tag der Liebenden.

Was sie wohl denken würde, wenn ich etwas für sie schreibe? Es gibt wohl eine Menge von Leuten, die an diesem Tag ihre Mails checken, um nachzusehen, ob sich nicht doch eine direkt an sie adressierte Email vorfinden. Ich kenne solche Menschen, die den ganzen Tag in ihren Büros hocken und anstatt ihrer Arbeit nachzugehen, immer wieder ihre Emails durchstöbern.

Immerhin, war ich selbst mal so einer. Aber, das ist lange her.

Ob sie sich freuen würde? Ihre Emailadresse lag auf dem kleinen Regal neben meinem Schreibtisch, von meinem Sitzplatz erreichbar. Es war also nicht schwer, diese zu erreichen und mit dem Schreiben zu beginnen. Ich weiß, dass sie sich freuen würde.

Wieder einmal stellte ich mir vor, wie ihre braunen Augen leuchteten, dicht gefolgt von einem Schmunzeln, vielleicht auch ein kleines Lächeln. Jeder freut sich am Valentinstag über solche Kleinigkeiten.

Ich war zu müde, um aufzustehen, der Zettel auf der sich die Adresse befand, war doch schwerer zu erreichen, als ich dachte. Also streckte ich meinen Arm so weit es ging nach ihm aus und ergriff ihn, fing an zu schreiben wie ich es immer tat, tippte meine Assoziationen nieder und ließ die Blockade hinter mir.

Ich war fertig und sah nach draußen. Es wurde hell, der Schnee glitzerte im Sonnenlicht - ein wunderschöner Augenblick. Fast hätte ich meine Müdigkeit vergessen. Ich war die ganze Nacht wach, was in der letzten Zeit häufiger vorgekommen war.

Mein Gedicht las ich mir immer wieder durch, ich hatte Gefallen daran gefunden. Es war nicht wie diese übertriebenen Liebesgedichte, sondern spiegelte Lebensfreude, Lust und Leidenschaft wieder.

Steve wird sich freuen, dachte ich mir. Endlich bekommt er seinen langersehnten Entwurf. Obwohl, wie ich fand, es mehr als nur das war. Es gefiel mir immer mehr. Ich stellte mich vor den Spiegel und las es laut vor, immer anders betont.

Wieder gefasst, ging ich zurück zum Computer, um es zu versenden. Ich war überzeugt davon. Einmal hatte mir Steve eine Liste mit Adressen vorbeigebracht, dass ich im Falle eines Falles die Emails für ihn versenden könne. Diesmal war ich mir sicher.

Bedacht tippte ich die Anschriften in meine Liste ab. Steve war im Urlaub, würde es also frühestens in einer Woche merken und da wäre es zu spät. Was sollte schon großartig passieren. In meinem Übermut drückte ich auf senden, jedoch hatte ich vergessen ihren Namen darunter wieder wegzulöschen.



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