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HAK Oberpullendorf

1; Prof. Ferscha, 2015

Regina L. ©
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Seite 1


Richter Teil 2 – Die Bambina von Carlo Lucarelli


Lucarellis Bambina, eine mädchenhaft zarte Ermittlungsrichterin aus Bologna, die einen dem Anschein nach einfachen betrügerischen Konkurs aufklären soll, wird nach einem Attentat auf sie und der Ermordung ihres selbstlosen Personenschützers Ferro („Eisen“) förmlich zur Löwin.


Inhaltsverzeichnis



  1. Autor

    1. Carlo Lucarelli

      1. Sein Leben

Wurde am 26. Oktober 1960 in Parma (Italien) als Sohn eines Arztes geboren. Schon sehr früh stellte sich heraus, dass er nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten wollte. Seit seiner Jugend faszinierten ihn Edgar Allan Poe, das Theater und die Literatur. Schon während seiner Schulzeit fing er an zu schreiben. Dieses Hobby brachte ihn dazu Literatur und Geschichte zu studieren.

Doch die Recherchearbeit für seine Abschlussarbeit brachte ihn mit der Nachkriegszeit und dem Faschismus in Berührung. In dieser Zeit spielten auch seine ersten Romane, die ihm sehr rasch in Italien bekannt machten. Deshalb brach er das Studium ab und widmete sich fortan seiner schriftstellerischen Karriere.

Heute ist Lucarelli ein gefragter Schriftsteller, Journalist, Drehbuchautor, Regisseur und Fernsehmoderator, der in der Nähe von Bologna lebt.

Neben deinen Romanen schreibt er Theaterstücke, Hörspiele, Beiträge in diversen Tageszeitungen (L’Europeo, Il Manifesto…) und Drehbücher. Sachbücher und Kurzgeschichten runden sein Portfolio ab.

Mit den Kriminalautoren Marcello Fois und Loriano Macchiavelli gründet er die „Gruppe 13“. Zusammen mit jungen Autoren aus der Emilia-Romagna schreiben sie Krimikurzgeschichten. Wie auch Camilleri ist er ein begeisterter Hobbykoch. Dazu bleibt ihm jedoch neben seiner Lehrtätigkeit für Kreatives Schreiben nicht viel Zeit. Am Sonntagabend widmet er sich seinen Fans. Im Chat-Forum stellt er sich deren Fragen.

Auch kann man ihn als Sänger in der Post-Punk-Band „Progetto K“ bewundern, obwohl er von sich behauptet, dass er gar nicht singen kann.

Seine Vielseitigkeit brachte ihn dazu, dass er bei seinen Romanen nicht nur einem Serienhelden treu bleibt. Er verfasst drei Krimireihen:

  • Comissario De Luca: spielt im Zeitraum des Faschismus bis in die 50-er Jahre in Bologna. Die Serie ist sehr von Politik und Geschichte geprägt.

  • Sovrintendente Coliandro: spielt ebenso in Bologna, ist jedoch ganz anders aufgebaut. Der Protagonist ist ein tollpatschiger Versager, der nur mit viel Glück seine Fälle löst.

  • Ispettore Grazia Negro: spielt ebenso in Bologna, stammte aber aus Apulien. Grazia muss sich als Frau einer Männerdomäne durchsetzen.

Neben diesen Serien schrieb er auch noch zahlreiche Einzelwerke, die sich mit der Mafia, dem Drogenhandel und der Politik befassen. Mit dem Werk „Autostrada“ befasst er sich auf komische Weise mit einer äußerst nervenaufreibenden Situation – dem im Stau stehen.

      1. Werke

Comissario de Luca

Sovrintendente Coliandro

Ispettore Grazia Negro

Freie Hand für de Luca

Coliandro

Das süße Antlitz des Todes

Der trüber Sommer

Der Schutzengel

Der Kampfhund

Der rote Sonntag

Nikita

Bestie


2006 wurde im italienischen Fernsehen die Krimiserie um L’ispettore Coliandro ausgestrahlt. In der Hauptrolle ist der Nachwuchsschauspieler Giampaolo Morelli zu sehen.

      1. Preise

Für seine Werke erhielt Lucarelli auch schon einige Preise.

1993: Alberto Tedeschi Preis für „Indagine non autorizzata“

1996: Premio Giorgio Scerbanenco des Noir in Festivals in Courmayeur für“ Der rote Sonntag“

2000: Franco Fedeli Preis für „Die schwarze Insel“

Quelle: | Zugriff: 2014-12-10

  1. Charaktere

    1. Invano Ferrucci - Ferro

Ist 56 Jahre alt und arbeitet als Polizist in Bologna. Aus Familientradition heraus hat er diesen Beruf gewählt. Seit seiner Kindheit liest er leidenschaftlich gerne Comics. Er wird als Personenschutz für die junge Richterin abgestellt.

    1. Valentina Lorenzini - Bambina

Ist 30 Jahre alt und könnte eigentlich Ferros Tochter sein. Es war ihre erste Anstellung als Richterin. Die Richterin wird aufgrund ihres jungen Alters von allen nur Bambina genannt. Sie ist jung, hübsch und liebt das Mofa fahren. Sie ist eigentlich der Meinung, dass sie keinen Personenschutz benötigen würde.

    1. Marco Sanna

Ist ein ehemaliger Arzt, dem die Lizenz entzogen worden war. Seither führt er in seinem Haus ein „Untergrundkrankenhaus“. Er hilft der Bambina bei den Ermittlungen.

    1. Allegretti

Ist ein Carabinieri der auf die andere Seite gewechselt hat. Er wird beim Wegschaffen der Beweisakten von Sanna und seinen Helfern gefangen genommen.

  1. Inhalt

Ferro liest in einem seiner heißgeliebten Comicheftchen und hängt in Erinnerungen an seinen verstorbenen, jüngeren Bruder Enza nach, als ihm sein Arbeitskollege Grisenti mitteilt, dass er fortan als Personenschützer der jungen Richterin Lorenzini abgestellt ist.

Auf dem Nachhauseweg wird Bambina angeschossen. Erst nach drei Tagen kann sich Ferro durchringen und besucht sie im Krankenhaus. Zufällig bekommt er mit, dass der diensthabende Polizist während der Schicht abgelöst werden soll. Am Parkplatz erkennt er den Attentäter wieder. Er befreit die Bambina von ihren Schläuchen und flieht mit ihr aus der Intensivstation. Am Parkplatz kommt es zu einer Schießerei, er tötet den wartenden Fahrer und flieht mit dessen Auto.

Beim Auflegen meint er ein metallisches Klicken gehört zu haben. Mit einem zweiten Anruf bittet er Grisenti und den Richter Cancedda zum Präsidium. Er wurde ja wegen Entführung der Untersuchungsrichterin gesucht. Die drei verabreden sich am Eingang. Gerade als Ferro über die Piazza gehen möchte, wird er von einem weißen Lieferwagen mit Absicht totgefahren.

Drei Tage später erwacht Valentina aus dem Koma. Sanna hat ihr das Leben gerettet. Er liest ihr die Zeitung vor und sie möchte sich bei der Polizei melden, da sie ja gesucht wurde. Noch immer glaubt sie an einen Zufall und nicht an einen Zusammenhang mit dem Fall an dem sie zuletzt gearbeitet hatte. Dabei geht es ja nur um einen betrügerischen Konkurs. Sie bittet Sanna um Hilfe, da sie nun sicher ist, dass es sich hier um Schwarzgeld handle und auch höhere Richter und Beamte in diese Sache hineingezogen worden sind.

Auch der Geheimdienst scheint darin involviert zu sein.

Sie schaffen die Leiche in den Kofferraum seines Wagens und zünden ihn an. Daneben legen sie seinen Dienstausweis, damit die Polizei weiß, wer der Tote sei.

Valentina beschießt nun die Akten an verschiedene Nachrichtenagenturen zu schicken. Dadurch kommt es zu Anschuldigungen zwischen dem Geheimdienst und anderen korrupten Stellen. Eine dieser Stellen ist ihr Vorgesetzter. Er wird suspendiert und so kann die Bambina wieder „auferstehen“.

Es vergehen Monate bis sie auf der Straße Sanna wieder begegnet. Er fragt sie nach dem Stand der Dinge und sie sagt, dass sie erst am Anfang der Ermittlungen stehe. In genau diesem Augenblick werden sie von der Explosion einer Bombe überrascht.

  1. Eigene Meinung

Mit großem Interesse habe ich den zweiten Teil des Buches „Richter“ gelesen. Wie schon von Lucarelli gewohnt, spielt auch dieser Teil wieder in Bologna. Anders als bei Camilleri jedoch in der Zeit nach dem Krieg.

Hier geht es nicht um die Mafia im Allgemeinen, sondern um die mafiosen Verstrickungen des Geheimdienstes, der Carabinieri und der obersten Richter. Lucarelli schreibt ähnlich wie Camilleri in einem leicht zu lesenden Stil. Man kann sich rasch in den Ort des Geschehens hineinversetzen.

Der größte Unterschied zwischen den beiden ersten Teilen besteht, darin, dass bei Lucarelli nicht nur Bösewichte, sondern auch die Guten sterben. Ferro hat aus Instinkt heraus gehandelt und die Bambina aus dem Krankenhaus in Sicherheit gebracht. Dass er danach vom Geheimdienst getötet wurde ist eine Wandlung, die es bei den Fällen Camilleris nicht gibt.

Ich persönlich finde es interessant, dass sich zwei so unterschiedliche Schriftsteller sich in dieser Trilogie zusammengetan haben. Ich bin schon auf den dritten Teil gespannt, den Giancarlo De Cataldo verfasst hat.

Ihm werde ich mich in einem weiteren Kulturportfolio widmen.

Ich kann das Buch all jenen Liebhabern von Kriminalgeschichten empfehlen. Es ist leicht zu lesen und eignet sich hervorragend als Urlaubslektüre. Es ist leicht verständlich, weil sich die für uns fremdklingenden Namen in Grenzen halten.

Im Großen und Ganzen zeichnet Lucarelli mit diesem Werk genau jenes Bild Italiens auf, dass die meisten Leser schon von vornherein haben. Italien ist korrupt. Jeder ist bestechlich. Man weiß nie, wem man trauen kann. Das Böse ist groß und allgegenwärtig. Im Gegenzug lässt er seine Protagonistin jung uns klein sein. Sodass sie den Spitznamen Bambina (kleines Mädchen) erhält.

Dieser geschickte Schachzug macht Lucarelli in meinen Augen zu einem hervorragenden Schriftsteller. Möglicherwiese werde ich ein Werk aus einer seiner Krimiserien lesen.

  1. Leseprobe

Buch Seite 93ff

… Capitano Allegretti, oder wie immer er auch heißen mochte, regte sich, sie Augen nach wie vor geschlossen. Er bewegte den Kopf hin und her, in einer Ecke des Zimmers am Boden sitzend, und schien sagen zu wollen: „Ach bitte, nur noch fünf Minuten!“

„Können wir ihn wecken?“, fragte Valentina. „Klar“, sagte Sanna. Er nahm ein Glas Wasser, das neben der Trage stand und schüttete es Allegretti ins Gesicht, der zusammenfuhr und so rasch einatmete, dass er etwas Wasser in die falsche Kehle bekam. Als er fertig gehustet hatte, da er Valentina an und massierte sich die Stirn.

Inzwischen gab es auch noch einen weiteren, weniger schönen Spitznamen, der sie sicher wütend gemacht hätte. Seine Kollegen beim Geheimdienst hatten ihn im Umlauf gebracht, um die Hypothese vom eifersüchtigen Freund mit dem nervösen Finger am Abzug zu stützen, Aber den verschwieg er ihr.

„Nein, habe ich nicht!“ „Was tun Sie hier? Alle suchen Sie…!“ Er sah sich um: ein kleiner Nervöser, ein Dicker auf der Trage mit verbundenem Bein und noch einer, bewaffnet, der genauso aussah wie der Dicke.

„Und wer seid ihr? Für welche Abteilung arbeitet ihr?! „Ich stelle hier die Fragen, wenn Sie erlauben, Was hatten Sie im geheimen Büro des Buchhalters zu suchen?“ „Den Buchhalter?“ „Nein, diese Papiere hier.“, und sie schlug mit der flachen Hand auf den rosa Aktendeckel, der neben ihr auf der Armlehne des Sessels lag. Für einen Bruchteil einer Sekunde verzog Allegretti das Gesicht, was Valentina nicht entging.

© E.-J. , 5E



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