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Mitschrift (Lernskript)

Kultur als Theorie: Mitschrift SS 2014/2015

6.812 / ~24 sternsternsternsternstern Oliver B. . 2015
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Mitschrift
Kulturwissenschaften

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

1, Verhovsek, 2015

Oliver B. ©
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sternsternsternsternstern
ID# 50772







KULTUR ALS THEORIE


1) Typologien des Kulturbegriffs


Theorie bedeutet die Welt einzufangen, zu rationalisieren und brauchbar zu machen (-> Karl Popper).

Theorien als Herrschaftsinstrument.


Definition von Kultur nach Reckwitz, 4 Hauptstränge:

  • Normativer Kulturbegriff

  • Totalitätsorientierter Kulturbegriff

  • Differenzierungstheoretischer Kulturbegriff

  • Bedeutungs- und wissensorientierter Kulturbegriff


Normativer Kulturbegriff

Ende des 18. Jahrhunderts wurde Kultur erst in der Form unter dem Begriff verwendet. Die Kulturgeschichte und Gesellschaft sind für diesen Kulturbegriff Voraussetzung, wurden jedoch bis dahin nicht behandelt. Im 18. Jahrhundert bekamen sie jedoch mehr Beachtung.

Humanismus und Aufklärung führten weg vom rein religiösen Denken, hin zum anthropologischen Denken. Man fing an, Institutionen zu hinterfragen -> Die Religion wird als absolutes Lebensbild in Frage gestellt und damit auch die Kirche.

Das Bildungsbürgertum stellte sich beim normativen Kulturbegriff selbst in den Mittelpunkt.

Es ging darum, ein Bewusstsein über die menschlichen Lebensbedingungen zu gewissen, Abgrenzung von Natur - Kultur stand dabei mit im Zentrum. Kultur wurde als Opposition zur Natur gesehen. Es ging um die Beherrschung der Natur (siehe auch technische Entwicklungen in der Zeit).

Samuel Pufendorf, Abgrenzung von Mensch und Tier. Der Mensch habe die Gabe zur Kultivierung. Kultur wurde als Veredelung des Verstandes gesehen (Kultur als soziales Gebilde).

Dieses Denken reichte bis ins 20. Jahrhunderts. Kultur = Edel.

Zentrale Rolle spielte dabei das Bildungsbürgertum. Sie grenzten sich einerseits vom Adel ab, andererseits auch von der Landbevölkerung und dies versuchten sie v.a. durch Kultur.

Diese Art von Kultur wurde mit der Zeit zum allgemeinen Kulturbegriff. Verbreitungstheorien von Kultur, z.B. Autor Adelung. Starke Herrschaft ist dabei zum Ausdruck gekommen, Leib und Geist sollten "kultiviert" und "veredelt" werden, der Mensch voll von Vorurteilen befreit werden -> Ironie dabei war, dass es Vorurteile schaffte. Denn es wurde vorgeschrieben, welche Art von Kultur verbreitet werden sollte.

Solch ein Kulturbegriff führt zu Identitätsbildung, aber auch zu elitärem Denken und Stolz.

Kultur und Zivilisation, die Menschheit wird in Klassen geteilt, in kultiviert und unkultiviert.

"Wir und die anderen", die Wilden und Barbaren 2.0. Bis heute wirkt dieser normative Kulturbegriff nach.


Totalitätsorientierter Kulturbegriff

Im 19. Jahrhundert entstanden, romantische / nationale Ebene.

Herder deutete den normativen Kulturbegriff um. Es geht von einer spezifischen Lebensform eines Volkes in einer bestimmten Epoche aus. Jedes Volk hat somit seine eigene Kultur, die gleichranging sind. Dies schreibt einem Volk aber auch nur eine Kultur zu.

"Anthropologischer Kulturbegriff". Mit Nationalität gleichgesetzt (deutsch, französisch, italienisch usw.). Es wird nicht mehr nur eine Schicht hervor gehoben, sondern alle Mitglieder des Volkes sind von der Kultur betroffen.

Steirische Völkertafel -> Bestimmte Eigenarten, Verschiedenheiten von Völkern, die typisch sein sollen. Kultur = Volk.

Bestimmte Eigenschaften sind somit einem Volk vorgegeben (-> Stereotype).

Dieses Denken ist lange bis in das 20. Jahrhunderts wirksam.

Edward B. Tylor. Kultur - Gesellschaft - Volk sind eine Ebene, ein Begriff.

Diese Theorie unterschätzt die Diversität von Kultur und Gesellschaft. Gesellschaften bestehen aus verschiedenen Kulturen.

Einher geht damit auch das Bedürfnis nach Pflege / Bewahrung von Kultur.


Differenzierungstheoretischer Kulturbegriff / sektoraler Kulturbegriff

Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden.

Es handelt sich dabei um einen Gegenentwurf (modifizierter) des normativen Kulturbegriffs.

Moderne Nationen werden nicht mehr als homogen gesehen. Man engt den Begriff auf Kunst, Bildung und Wissenschaft ein.

Zwei Schichten Theorie, Hans Naumann -> Ging davon aus, dass das Volk aus einer gebildeten Schicht besteht, mit Kultur, und einer unteren Schicht, die Kulturgut von der oberen Schicht übernimmt.

Untere Schichten hätten "Primitives Gemeinschaftsgut". Primitiv war früher noch nicht ganz so schlecht konnotiert wie heute, meinte wörtlich einfach.

Kultur wird abgegrenzt von Massenkultur, noch keine negative Bewertung der unteren Kultur, nur strikte Trennung.

Allerdings ist zu bedenken, dass Hans Naumann bei der Bücherverbrennung der Nazis mitgewirkt hat.


Bedeutungs- und wissensorientierter Kulturbegriff

Steht dem modernen Kulturbegriff am nächsten. Kultur wird als ein Komplex von Sinnsystemen von symbolischen Ordnungen verstanden.

Ernst Cassirer, Kulturen sind gleichberechtigt, Kultur erzeugt symbolischen Sinn -> Clifford Geertz.

Kulturen werden konstruiert, sie sind nichts Gegebenes.

Kultur ist auch Praxis alltäglichen Handelns, es ist das Produkt von Lebenswelten (Bourdieu).

Trotz allem elitär, akademischer Diskurs, nicht als allgemein zugänglich zu sehen. Nur von Kulturen als Theorien die Rede - Wir erzeugen jedoch Kultur(en) am laufenden Band. Dies wird dabei nicht mit berücksichtigt.


2) Klassiker der Kulturtheorie


Durch die Entwicklungen von Theorien über Kultur, denkt die moderne Gesellschaft über sich selbst nach.


Vordenker der Kulturwissenschaften:


Giambattista Vico

17. / 18. Jahrhundert, Neapel.

"Die neue Wissenschaft über die gemeinschaftliche Natur der Völker", 1744.

Vico-Axiom -> Nicht Gott, sondern die Menschen machen die Geschichte.

Vico geht von einem Gemeinsinn aus, der von allen (einem Stand, Volksstamm oder dem ganzen Menschengeschlecht) empfunden wird, ohne dass darüber nachgedacht wird.

Die anthropologischen Konstanten sind überall zu finden, beispielsweise das Bedürfnis nach Eheschließung. Dass wichtige Lebensereignisse mit Zeremonien begangen werden sei in allen Kulturen zu finden, ist ihnen gemein.

Es gehört zur Natur des Menschen, dass er erst das Notwendige empfindet, dann auf das Nützliche achtet, das Bequeme bemerkt, sich am Angenehmen erfreut, in Luxus ausschweift und schließlich in Verschwendung ausschweift.


Jean-Jacques Rousseau

18. Jahrhunderts in Genf / Paris.

Mensch und Glaucus -> So wie die Statue des Glaucus durch Umwelteinflüsse verkommen ist / sich verändert hat, so hat sich auch der Mensch durch auf ihn Einwirkendes verändert / wurde verdorben.

Durch das Studium des Menschen hat man sich außer Stande gesetzt, ihn zu erkennen.

Das Problem der Zivilisation ist, dass die Menschen sich nur beklagen. Dass das einfacher erscheinende Leben nicht mit Hochmut betrachtet werden sollte.

Die Revolution ist ein rechtmäßiger Akt, Macht kann gehalten, aber auch gestürzt werden. Dinge vergehen nach der Ordnung der Natur.


Johann Gottfried Herder

18. / 19. Jahrhundert Weimar.

"Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit".

Relativismus - Geschichtsschreiber müssen unparteiisch sehen und leidenschaftslos richten.

Genetik - Genetik ist nicht zu beeinflussen, sie ist gut oder schlecht.

Völker-Analogie -> Menschen haben die Geschichte vorangetrieben.

Da der Ursprung des Menschen im Geschlecht liegt, sind Bildung, Erziehung und Denkart genetisch. Spricht von Nationalcharakteren, die den Völkern so tief eingeprägt sind, dass sie sich in allen Wirkungen auf der Erde zeigen.

Herder geht davon aus, dass Menschen einem Geschlecht gemeinsamen Ursprungs angehören, aus dem sich durch Besiedelung der Erde verschiedenartige Kulturen entwickelt haben.


3) Idealismus - Materialismus


Idealismus -> Wirklichkeit ist durch Erkenntnis und Denken bestimmt. Ideen und ideelles bilden die Fundamente von Wirklichkeit, Wissen und Moral.

Die physikalische Welt ist nur ein Objekt für das Bewusstsein bzw. existiert nur im Bewusstsein, in sich selbst geistig beschaffen.


Materialismus -> Alle Vorgänge auf der Welt werden auf Materie und deren Gesetzmäßigkeiten und Verhältnisse zurückgeführt. Selbst Gedanken, Gefühle oder Bewusstsein sind auf Materie zurück zu führen. Die Welt wird ohne Gott erklärt.


Geist vs. Materie.


Georg Friedrich Wilhelm Hegel

18. / 19. Jahrhundert.

Vertreter des Idealismus. Gesamte Wirklichkeit ist in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen zusammenhängend, systematisch und definitiv zu deuten.

Er gliedert in Logik, Naturphilosophie, Philosophie des Geistes.


Ganze =

Idee - Natur - Geist


Sein, Wesen, Begriff


Mechanik, Physik, Organik

Subjektiv (Seele),

Objektiv (Recht, Moral, Sitte),

Absolut (Kunst, Religion, Philosophie)


Ludwig Feuerbach

19. Jahrhundert.

Materialismus Vertreter. Bekannt für seine Religionskritik.

Religion ist bildhafte Äußerung von Eigenschaften und Impulsen, die der Mensch als wichtig und wesentlich empfindet, das sein Wesen, sein Menschsein ausmacht. Religion ist identisch mit Bewusstsein des Menschen von seinem Wesen.

Religion ist Reflexion, die Spiegelung des menschlichen Wesens in sich selbst. Gott ist der Spiegel des Menschen.


Karl Marx & Friedrich Engels

19. Jahrhundert-

Marxistisches Geschichtsbild: Ablauf der Geschichte bestimmt sich naturgesetzlich nach Stand und Entwicklung der Produktivkräfte (Determinismus, Materialismus).

Die Gesellschaft teilt sich in eine unterdrückende (herrschende) Klasse und eine unterdrückte (beherrschte) Klasse. Maßgeblich für Klassenzugehörigkeit ist der Besitz / Nichtbesitz an Produktionsmitteln.

Bewegendes Prinzip der Geschichte sind die Veränderungen der Produktivkräfte und der daraus resultierende Klassenkampf.

Dieser erzeugt eine nächsthöhere Gesellschaftsform (Prinzip des Fortschritts), diese trägt den Keim zur Weiterentwicklung in sich (Prinzip der Dialektik). Geschichte hat ein Ziel und einen Endpunkt -> Klassenlose gesellschaftlich /Teleologie).


Kommunismus

(Klassenlos)


Sozialismus

(Diktatur Proletariat)


Kapitalismus

(Kapitalisten / Bourgeoise - Proletariat)


Feudalismus

(Feudalherren - Bauern)


Sklavenhaltergesellschaft

(Sklavenhalter - Sklaven)


Urgesellschaft


Kultur und Gesellschaft stehen in einem fortlaufenden dynamischen Prozess der Entwicklung.

Kultur und Gesellschaft sind veränderbar durch Veränderungen von Produktions- und Besitzverhältnissen und durch die Möglichkeit, daraus ein richtiges Bewusstsein zu entwickeln.

Ökonomie, Handel, Tauschverhältnisse sind Teil der Analyse von Gesellschaft und Kultur.

Dialektisches Prinzip wirkt über die Kritik an bestehenden Zuständen. Theorien über Kultur müssen konkret an den Menschen, deren Lebensbedingungen und Arbeitsbedingungen angesetzt / angepasst werden.

Theorien über Kulturen und Gesellschaften müssen Hierarchisierung, Machtverteilung, Ausbeutung, soziale Kämpfe die vorhanden sind berücksichtigen.


4) Historischer Materialismus


Theorien zur Erklärung von Gesellschaft und Geschichte, gebildet auf Grundlage der materialistischen Geschichtsauffassung (Marx, Engels).

Ökonomische Prozesse steuern Geschichte und Gesellschaft.

Der Mensch verändert seine Umwelt durch Arbeit, produziert sich selbst als gegenständliches und gesellschaftliches Wesen.

Zur Reproduktion geht er mit anderen Menschen historisch bestimmte Beziehungen ein, diese wirken auf ihn, machen sein Wesen und seine Natur aus.


Grundelemente des marxistischen Geschichtsbildes:

  • Der Ablauf der Geschichte wird vom Stand und der Entwicklung der Produktivkräfte bestimmt (-> Determinismus, Materialismus).

  • Gesellschaften teilen sich immer in eine unterdrückende (herrschende) Klasse und eine unterdrückte (beherrschte) Klasse

  • Bestimmend für die Klassenzugehörigkeit ist der Besitz / Nichtbesitz von Produktionsmitteln. Geschichte verändert sich durch Veränderung der Produktionskräfte und dem daraus resultierenden Klassenkampf. Dieser schafft den Ãœbergang zur nächsthöheren Gesellschaftsform (Prinzip des Fortschritts), die bereits wieder den Keim zur Weiterentwicklung in sich trägt (Prinzip der Dialektik).

  • Geschichte hat ein Ziel / einen Endpunkt -> klassenlose Gesellschaft (Teleologie).


Kategorien der historischen Analyse bei Marx:


  1. Produktivkräfte Arbeitsmittel, Arbeitsgegenstände, menschliche Arbeitskraft, Wissenschaft & Forschung, gesellschaftliche Infrastruktur


  1. Produktionsverhältnisse Eigentumsverhältnisse (von Produktionsmitteln), Stellung der Klassen in Produktion (Produktionsweise)



  1. Ideologischer Ãœberbau Ideen, Religion, Rechtsbegriffe, Rechtsordnungen, Staat, Herrschaftsformen, Sitten, Traditionen, Kunst usw.


Ideologischer Ãœberbau


Ideologischer Ãœberbau

Produktionsverhältnisse


Ideologischer Ãœberbau

Produktionsverhältnisse

Produktivkräfte


(Ökonomische Basis)

Produktionsverhältnisse

Produktivkräfte

Beseitigung der Wiedersprüche in der Revolution


Produktivkräfte

Weiterentwicklung der Produktivkräfte < > Beharren der Produktionsverhältnisse


Kennzeichen des Kapitalismus in der Epoche der Bourgeoisie:


Leistungen Bourgeoisie

Lage Proletariat

Konzentration von Produktionsmitteln

Entfremdung von Mensch - Arbeit

Warencharakter der Arbeit

Selbstentfremdung

Absolute Abhängigkeit der Arbeiter

Ausbeutung

Vernichtung des gewerblichen Mittelstandes

Verelendung

Reduzierung auf 2 Klassen

Vermassung als Keim zur Ãœberwindung der Gesellschaftsstufe

Reduzierung sozialer Beziehungen auf materiellen Aspekt


Entfremdungstheorie

Arbeitsaufteilung und Ausbeutung


  • Der Arbeiter wird vom Produkt seiner Arbeit entfremdet, das sich der Kapitalist aneignet

  • Entfremdung als Prozess durch Zwang zu niedriger Tätigkeit und belanglosen Lebenserfahrungen

  • Entfremdung vom Sinn der Arbeit durch Verselbstständigung des Produkts und Unabhängigkeit vom Sinn der Arbeit

  • Entfremdung vom eigenen Ich, Teil des Ich steckt in Arbeit, die Kapitalisten gehört


Nicht-entfremdete Arbeit führt zur physischen und psychischen Selbstverwirklichung des Menschen, durch Gestaltung seiner Umwelt.


Mehrwerttheorie -> Ausbeutung


Arbeiter verfügt Arbeitstag Bourgeoisie verfügt

nur über Arbeitskraft über Arbeitskraft &

Produktionsmittel


Notwendige Arbeit Mehrarbeit


Lohnarbeit Lohn Mehrwert


Verelendung Profit vom Akkumulation

Kapitalisten des Kapitals


Verelendungstheorie Weg zur klassenlosen Gesellschaft

Bourgeoisie Proletariat


Aneignung Verkauf

Mehrwert Arbeitskraft


Akkumulation von Materielle &

Kapital physische Verelendung


Wirtschaftskrisen

durch Konkurrenz Unterkonsumption

(Ãœberproduktion - Absatzkrise)


Konzentrationsprozesse Zunehmende Verelendung

Rationalisierung


Periodische Wiederholung

von Wirtschaftskrisen


Monopolkapitalismus Vergesellschaftung der Arbeit


Sozialistische Revolution

Enteignung & Vernichtung Bourgeoisie

Verstaatlichung von Produktionsmitteln

Diktatur des Proletariats


Klassenlose (kommunistische) Gesellschaft


  • Die Merkmale einer (kommunistischen) klassenlosen Gesellschaft:

  • Kein Privateigentum an Produktionsmitteln

  • Gesellschaftliche Regelung der Produktion

  • Ende der Arbeitsteilung, Ende der Enteignung

  • Ende der Entfremdung und Isolation, Arbeit als freie Lebensäußerung, als naturnotwendiges Lebensziel

  • Wiederherstellung des Urzustandes auf höherer Stufe von Freiheit, Einsicht und Vernunft


Er forderte eine politische Organisation der Arbeiterschaft in einer Arbeiterpartei nach dem Prinzip der Solidarität. Dazu ein allgemeines, gleiches, freies und geheimes Wahlrecht. Dies führe zu einer parlamentarischen Mehrheit der Arbeiterpartei, womit eine gesetzliche Grundlage für Produktivgenossenschaften und Gestellung von Startkapital geschaffen wäre und sich freiwillige legale Produktivgenossenschaften der Arbeiter gründen ließen.

Ziel wäre Aufhebung von Gegensatz Lohn und Gewinn und damit die Aufhebung der Klassengegensätze. Ziel ist die Herstellung einer klassenlosen Gesellschaft.


1863 Allgemeiner

Deutscher Arbeiterverein


1869 Sozialdemokratische

Arbeiterpartei, Bebel & Liebknecht


1875 Sozialistische

Deutsche Arbeiterpartei


Gewerkschaften


Die bestehende Lage war, dass Unternehmer sich in Verbänden organisierten und so ihre Stellung stärkten. Durch Lobbyarbeit konnte man Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen. Arbeiter waren durch betriebliche Sozialleistungen abhängig, deren Gegenwert vom Lohn abgezogen wurde. Die staatsbürgerlichen bzw. gesetzlichen Rechte der Arbeiter wurden in individuellen Arbeitsverträgen beschränkt.


Sie forderten den 8-Stunden-Tag, gesetzliche Sozialversicherung und Gesundheitsfürsorge sowie Selbstverwaltung der Versicherungen.


5) Psychoanalyse der Kultur - Sigmund Freud


Frage, was Kultur für den Menschen bedeutet, welche Bedingungen Kultur schaffen und erhalten kann. Der Mensch strebt für Freud nach Glück, bereits das Ausbleiben von Unglücksgefühlen kann eine Form von Glück sein.

Die Ursache für Unglück liegt in der Außenwelt -> Übermacht Natur, Vergänglichkeit des Menschen, Schwäche des eigenen Körpers, Beziehungen zu anderen Menschen; dies entzieht sich menschlichen Einflüssen, deshalb ist der Mensch anfällig für Unglück.

Gegen dieses Unglück wehrt sich der Mensch, laut Freut, mit kulturellen Mitteln.

Freud unterscheidet bzw. stellt Natur und Kultur gegenüber.


Für Freud sucht der Mensch Schutz in Illusionen, beispielsweise dem Genuss von Kunst. Kultur ist für ihn die Summe der Leistungen und Einrichtungen, in denen sich das Leben des Menschen von dem der Tiere entfernt.

Trotz allem geht Freud davon aus, dass die Kultur Unbehagen in sich trägt, dass die menschliche Existenz innerhalb einer Kultur zu Unbehagen führt. Gründe dafür sieht er in den Bedingungen für Entstehung und Erhaltung von Kultur.


  1. Sie schützt den Menschen vor Natur, macht sie ihm dienstbar

  2. Sie regelt Beziehungen von Menschen untereinander


Dies verlangt einzelnen Mitgliedern einer Gesellschaft große Opfer ab, Freud nenn dies "Triebopfer". Kultur führt zur Unterdrückung des ureigenen menschlichen Triebes.

Er redet dabei vor allem von zwei Grundtrieben,

  • Eros - Sexualtrieb

  • Destruktionstrieb - Aggression


Beide Grundtriebe stehen dem Kulturziel im Weg.

Eine kulturelle Gemeinschaft hat den Staat als Gewaltmonopol, damit jeder einzelne seinen Aggressionstrieb unterdrückt.


Das Ich vereint diese Triebe. Ein Nachgeben dieser Triebe wurde von einer äußeren Autorität (Vaterfigur) sanktioniert werden. Die Angst vor Liebesverlust tritt ins Innere des Menschen und wird dort zum Über-Ich.

Das Über-Ich kennt die Gedanken des Menschen, kann ein schlechtes Gewissen vermitteln. Der Verzicht auf Triebbefriedigung stärkt das Schuldbewusstsein, das Verzicht fordert. -> Das Ich ist somit eine Selbstregulierung des Aggressionstriebs.

Die Vaterfigur lässt sich durch gesellschaftliche Instanzen ersetzen (Gesetz, Ethik).


Der Sexualtrieb wird zugunsten kultureller Entwicklung unterdrückt.

Zielgehemmte Libido, allen Menschen des Kulturkreises wird Liebe entgegen gebracht, dies setzt die größtmögliche Reduzierung des Sexualtriebes voraus.

Um diese Unterdrückung sicherzustellen, hat die Kultur Methoden entwickelt, wie beispielsweise sexuelle Normen.

Zweifacher Triebverzicht -> Einschränkung von individueller Freiheit und Kultur.

Die Energien, die durch Triebverzicht frei werden, werden zugunsten der Kultur eingesetzt, was zum Unbehagen beim Menschen führt. Damit ist Kultur ohne Unbehagen für Freud undenkbar. Je weiter entwickelt also eine Kultur ist, desto größer ist damit auch das Unbehagen.

Jedoch trägt die Kultur auch dazu bei, dass die Mehrzahl der Menschen am Glück teilhaben können.

Wenn das Streben nach Glück der Sinn des Daseins ist, suchen Menschen für gewisse Triebe Ersatz, "Triebsublimierung" nennt Freud das.

Das sind beispielsweise Dinge wie höhere psychische Tätigkeiten, Wissenschaft, Kunst, Ideologie, die dies zum Ausdruck bringen.


Kunstzweck:

  • Loslösen der Möglichkeit zum Glück von den Bedingungen der Umwelt

  • Befriedigung von Trieben, die in der kulturellen Gesellschaft vernachlässigt werden


Laut Freud entsteht Kultur nach Prinzipien. Diese liegen in der Psychologie des Menschen, in menschlichen Gemeinschaften.

Die Mechanismen menschlicher Psyche funktionieren für Freud immer gleich.

Freud hat sich allerdings nur auf "westliche" Kulturkreise bezogen, die monotheistisch geprägt sind (siehe Vaterfigur).


6) Organologische Kulturvorstellungen - Funktionalismus


Die Zeit von Funktionalismus und Co kann man als Zeit der ismen in der Wissenschaft sehen, also theoretische und ideologische Kollektive.

  • Evolutionismus

  • Sozialdarwinismus

  • Marxismus

  • Diffusionismus

  • Funktionalismus

  • Strukturalismus


Evolutionismus

Theorie, dass Völker verschiedene Entwicklungsstufen durchlaufen, vom "Einfachen" zum "Komplexen / Fortschrittlichen", also von einer niedrigen zu einer hohen Kulturstufe.

Als Methode wurde der Vergleich ähnlicher ethnographischer Merkmale verwendet.


Vertreter war Lewis Henry Morgan.

Für ihn durchlaufen Kulturen drei Entwicklungsstufen

  1. Wildheit - Jäger und Sammler

  2. Barbarei - Ackerbau und Viehzucht

  3. Zivilisation - Ausbildung von Schrift

Ancient Society 1877 (Die Urgesellschaft. Untersuchung über den Fortschritt der Menschheit aus der Wildheit durch die Barbarei zur Zivilisation, 1891)


Diffusionismus

Kulturraumtheorien.

Man geht von kulturellen Innovationszentren aus, von denen aus durch Wanderung und Entlehnung Kulturformen weitergegeben bzw. übernommen werden.

(Anlehnung an Herders Totalitätsorientierten Kulturbegriff?)


Sozialdarwinismus

Darwins Theorien werde auf die menschliche Gesellschaft übernommen. Die Auslese sei für die menschliche Entwicklung auf soziale, ökonomische und moralische Weise maßgeblich. Sie teilen in gutes und schlechtes Erbmaterial, das Gute soll gefördert werden, das schlechte ausgelöscht. (-> NS-Ideologie)


Funktionalismus - Strukturalismus

Begründer:

  • Auguste Comte

  • Herbert Spencer

  • Emile Durkheim


Funktionalismus - Theorieansätze, die soziale Phänomene auf soziale Funktion in bzw. für die betreffende Gesellschaft / Gruppe zu erklären versuchen. Vertreter war u.a. Malinowski.



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