Kritischer Bericht: Sabine Hering, Frühe
Frauenforschung: Die Anfänge der Untersuchungen von Frauen über Frauen
Sabine Hering
beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit der Einordnung der Frauenforschung in die
allgemeine Entwicklung empirischer Arbeiten zwischen 1900 und 1933. Sie
beschreibt unter anderem die Probleme die Autorinnen zur damaligen Zeit hatten,
zum einen ernst genommen zu werden, zum anderen überhaupt zu empirischen Texten
Zugang zu erhalten, auf denen sie ihre Forschungen aufbauen hätten können.
Eine Dame die Sabine
Hering in ihrem Text oft erwähnt ist Elisabeth Gnauk-Kühne, die erstmals auf
die Bedeutung der Statistik als Erfassung der Wirklichkeit aufmerksam gemacht
hat. Sie geht in diesem Punkt sehr detailliert auf sie ein, andere Vertreterinnen
werden eher am Rande erwähnt. Sie legt, meiner Meinung nach, etwas zu viel Wert
auf Statistiken, interessanter wäre es gewesen, wenn sie beispielsweise die
Studien der anderen Vertreterinnen wie Marie Baum, Lily Braun etc. mehr in
ihren Text mit einbezogen hätte. Schließlich weißt sie im Bezug auf eben diese
darauf hin, dass es ein sehr großes Spektrum an Studien gibt, angefangen von
der Bearbeitung der Armutsproblematik über die Betrachtung von politischen
Randgruppen wie beispielsweise Prostituierten, dass die Tendenz jedoch später
eher von der Betrachtung weg, hin zu sozialem Problemen und methodischen
Investitionsmöglichkeiten ging. Beispiele bzw. genauere Ausführung erhalten wir
allerdings eher wenige.
Andererseits geht aus
dem Text natürlich auch die Wichtigkeit der Statistik hervor, so zitiert Hering
einmal Gnauk-Kühne, die in der Textstelle sagt, dass es notwendig ist, sich an
die Wissenschaft zu wenden, die sich bemüht alles zahlenmäßig zu erfassen, wenn
man sich ernstlich mit den Lebensverhältnissen der Arbeiterinnen
auseinandersetzten will und natürlich ist es auch beeindruckend, was diese für
eine Vorbildfunktion in der weiteren Frauenbewegung einnahm.
Die Autorin geht auch
immer wieder vermehrt auf die Defizite der Frauen ein, was ihren Wissensstand
betrifft, weil ihnen lange der Zutritt zu Universitäten versperrt blieb und sie
auf die Hilfe von Männern angewiesen waren um zu ihren Quellen zu kommen und
nimmt an, dass ihre Forschungen deshalb nur teilweise Eingang in die
Wissenschaftshistografie gefunden haben.
Was auch ins Auge
sticht, ist Herings Standpunkt dazu, wie die männlichen Wissenschaftler in der
damaligen Zeit mit der Forschung der Frauen umgingen. Einerseits sagt sie am
Anfang des Textes, dass durchaus Wissenschaftler an der Arbeit der Frauen im
Bereich der Sozialpolitik und der Wohlfahrtspflege interessiert waren und auch
entsprechendes Engagement zeigten und auch weitgehende Unterstützung
entgegenbrachten (sie erwähnt in diesem Kontext auch Max Weber, der durch seine
Frau nicht nur mit den Zielen der Frauenbewegung vertraut war, sondern auch
deren Beitrag zur Analyse der sozialen Verhältnisse zu schätzen wusste),
andererseits sagt sie am Ende ihres Textes: „Auch wenn es angesichts der
Bemühungen und Verdienste der früheren Frauenforscherinnen so aussieht, als
seien sie von der Gruppe eher randständiger engagierter Sozialwissenschaftler
ihrer Zeit anerkannt und gefördert worden, so darf doch nicht aus dem Blick
geraten, dass die dadurch zustande gekommene Kooperation keineswegs eine egalitäre
war.“ Weiters fügt sie noch hinzu, dass die Forschung der Frauen nur dann von
den Männern akzeptiert wurde, wenn sie sie als Mentoren betrachteten, sich
selbst jedoch nur als gelehrige Schülerinnen. Sabine Hering erhebt in ihrem
Text sehr viele Anklagepunkte, sei es gegen die Männer oder an die feministische
Forschung, die zwar versuchen die wissenschaftlichen Arbeiten der „Schwestern
von gestern“ aufzuspüren, sie jedoch bisher weitgehend ausgespart haben, was
ihrer Definition von Frauenforschung zwar entspricht (Begriffsdefinition am
Anfang), ich hätte es jedoch Vorgezogen, wenn sie neben Anklagepunkten auch
einige Lösungsvorschläge mit in ihren Text einbezogen hätte.
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