Unterrichtsplanung:
Kreativer Umgang mit Gedichten
1. Zur
Ausgangslage des Unterrichts
1.1 Institutionelle
Bedingungen der Schule
Die …schule befindet
sich in S., einem Stadtteil O.
Beim Betreten
der Schule wird man von einer Flut aus Farben und Formen begrüßt. Die Aula wird
passend zur Jahreszeit dekoriert, nebenbei sind die Wände mit Bildern und
Basteleien der Kinder aus verschiedenen Jahrgangsstufen verziert. Diese
Schmückungen werden bis ins Obergeschoss beibehalten. Läuft man die steinerne
Treppe hinauf, kann man all die Werke bewundern, die im Laufe der Jahre an
dieser Schule entstanden.
Beim Betreten
des Klassenzimmers wird auch hier auffällig, dass viel gebastelt wird. Wichtige
Regeln für den Deutschunterricht, zum Beispiel für die Steigerung des Adjektivs
sind zu bewundern. Im hinteren Bereich des Klassenzimmers befindet sich eine
Spielecke mit vielen verschiedenen Möglichkeiten des sich Beschäftigens. Im
vorderen Bereich des Zimmers, nahe dem Waschbecken, haben die Schüler die
Möglichkeit, Tee zu kochen, was sie auch in den Pausen meist tun. Der Raum
wirkt vor allem durch seine großen Fenster und die Wand- und Deckenverzierungen
sehr einladend. Die Pflanzen auf den Fensterbrettern verwandeln das Zimmer in
einen Raum zum Wohlfühlen
Die Tische
stehen in einer Art Hufeisenform zusammen. Im Innenraum dieser Form befinden
sich zusätzlich Tische, die an das Hufeisen gestellt sind.
Der Schulalltag
ist so gegliedert, dass der Tag um 7.55 Uhr beginnt. Pro Schulstunde sind 45
Minuten eingeplant. Die ersten drei Stunden folgen aufeinander, d.h. es gibt keine
5-Minuten Pause. Um 10.10 Uhr ist somit die dritte Stunde beendet, daraufhin
wird die große Pause mit einer Vesperrunde eingeleitet und dabei von der
Lehrerin vorgelesen. Von 10.15 Uhr bis 10.35 Uhr wird das Klassenzimmer zur
großen Pause geräumt. Nach weiteren zwei aufeinander folgenden Stunden ist noch
einmal eine zehnminütige Pause, woraufhin die letzte Stunde anschließt.
Die Schule ist
in zwei Stockwerke aufgebaut, jeweils sechs Klassenzimmer befinden sich auf
einer Etage.
1.1.1 Organisation
des Unterrichts
An der Schule
gibt es zwei Formen der Klassenorganisation, die Jahrgangsklassen und vier
jahrgangsgemischte Lerngruppen, in denen Kinder aller Jahrgänge gemeinsam
unterrichtet werden.
In den jahrgangsgemischten
Gruppen werden jedes Jahr neue Erstklässler eingeschult, die dann bis zum Ende
der Grundschulzeit von derselben Klassenlehrerin unterrichtet werden.
1.2 Anthropologische
Bedingungen der Klasse
Die Klasse 4 der
…schule setzt sich aus insgesamt 24 Schülern zusammen, die in sieben Jungen und
siebzehn Mädchen zu unterteilen sind. Man bemerkt sofort, dass diese Klasse überwiegend
von deutschen Kindern besetzt ist. Jedoch finden sich hier auch das türkische
Kind A. und der spanischen Schülerin K.
Allgemein ist zu
sagen, dass die Leistungen der Schüler unterschiedlich ausgeprägt sind. Große
Auffälligkeiten gibt es vor allem in der Rechtschreibung und dem Lesen. Auch
bei der Wortwahl ist es sehr auffällig, dass einige einen weitaus ausgeprägteren
Wortschatz besitzen als andere. Der ein oder andere ist zurückhaltender bei der
Teilnahme am Unterrichtsgeschehen, doch dies ist eher auf die individuelle
Persönlichkeit zurückzuführen.
Am Deutschunterricht
nehmen alle Schüler teil. Diese Stunde ist jedoch so aufgebaut, dass zwei
Studenten jeweils sechs der Schüler in eine Gruppe nehmen.
Zusammengesetzt war
unsere Gruppe aus S, K, B, L, A und I. Die beiden Jungen waren klar in der
Unterzahl und damit auch benachteiligt. Dies wurde auf den ersten Blick
deutlich. Die Mädchen gaben den Ton an und erarbeiteten die Aufgabe zu viert.
Ab und an warf A eine Idee in die Runde, diese wurde jedoch nur ungern von den
Mädchen akzeptiert. S ist eine ruhige, ausgeglichene Schülerin, die in dieser
Gruppierung klar als Leiterin eingesetzt wurde. Dies lag nicht zuletzt daran,
dass die Aufgabe eine künstlerische Note beinhaltete und S die beste Zeichnerin
der Klasse ist.
Die sonst sehr
ruhige B kam dieses Mal oft zum Zug und brachte gute Ideen ein, die die Gruppe
vorwärts brachte. L brachte sich durch ihre extrovertierte Art auch sehr oft in
das Geschehen ein und hatte viele gute Ideen, wie man das Gedicht, das vorlag,
weiterdichten konnte.
I hielt sich aus
dem Geschehen so gut es ging heraus. Ab und an musste er zur Mitarbeit
aufgefordert werden. Man musste ihm beibringen, dass man bei solch einer
kreativen Aufgabe nichts Falsches sagen kann. A war hierbei etwas reger. Doch
hielten die beiden sich lieber im Hintergrund und widmeten sich eigenen Ideen,
vor allem bei der künstlerischen Gestaltung des Gedichtes und behielten ihre
Ideen für sich.
K fügte sich mit
ihrer offenen Art gut in die Gruppe ein und schlichtete dort, wo Probleme
auftraten mit großer Gelassenheit.
Die Schüler
hatten sichtlich Spaß an dieser Gruppenarbeit und bringen ihre eigenen Ideen
der Umsetzbarkeit mit. Da die Kinder Gruppenarbeit in der Stunde durchführen
sollen, ist es notwendig, dass sie diese Arbeitsform bereits praktiziert
haben. Durch ihren Schulalltag kennen sie diese Sozialform. Da die Einteilung
der Gruppen per Los entschieden wurde, war es interessant zu sehen, wie sich
die Schüler mit ihren Genossen verstanden. Die Erfüllung der Aufgabe ist dann
schwieriger, wenn man mit jemandem in einer Gruppe ist, mit dem man sonst nicht
viel arbeitet. So muss in dieser Situation die Platzverteilung und auch die der
Aufgaben erst organisiert werden. In gemischten Zusammensetzungen sind sie
demnach auch gezwungen mit anderen Schülern der Klasse zu kommunizieren, was
nebenbei die Sozialstruktur fördert.
Im Bezug auf die
Arbeitsleistungen war bei diesem Thema Vieles zu erwarten. Mit Freude gingen die
Kinder an diese Arbeit heran. Sie erwecken den Eindruck, gerne Neues
auszuprobieren. Außerdem ist solch eine Einheit entspannter als bloßer
Frontalunterricht.
2. Überlegungen
und Entscheidungen zum Unterrichtsgegenstand
2.1 Klärung
der Sache
Im Mittelpunkt
des Unterrichts steht das Gedicht vom Ritter und dem Drachen. Hierbei handelt
es sich um einen narrativen lyrischen Text. Der Schwerpunkt der
Unterrichtssequenz ist handlungs- und produktionsorientiert, es werden selbst
gedichtete Strophen ergänzt, sowie Bilder und Zeichnungen zum Gedicht
angefertigt.
Der
Ritter und der Drache
1
Das Dorf erzittert vor dem Drachen,
2
mit Schrecken man sein Fauchen hört.
3
Feuer schlägt aus seinem Rachen,
4
mit dem er Haus und Hof zerstört.
5
Er hetzt die Leute ohn Erbarmen
6
zur Burg von Ritter Kunibert.
7
„Oh edler Ritter, hilf uns Armen
8
und rette uns mit deinem Schwert!“
9
Der Ritter nimmt sich ihrer an
10
und stellt dem Untier sich entgegen.
11
Schwert und Feuer kreuzen sich und dann
12
ist plötzlich einer unterlegen.
2.1.1 Lyrik
als Textgattung
Geschichtlich
gab es die Lyrik schon „zu den Zeiten der alten Chinesen, Babylonier, Perser
oder Juden (z. B. Psalmen, Hoheslied des Salomo)“ 1. Auch Aristoteles erwähnt
sie bereits in seiner „Poetik“, der Ordnungsbegriff ‚Lyrik‘ wird aber erst seit dem 18. Jahrhundert als
Gattungsbegriff verwendet. Dieser wird seit dem 19. Jahrhundert oft synonym mit dem Wort ‚Poesie‘ verwendet. Die Lyrik ist
eine der frühen literarischen Formen. Unter Lyrik versteht man eine
literarische Hauptgattung. Der Dichter kann damit seinen Gefühlen Ausdruck
verleihen durch ein lyrisches Subjekt, das manchmal mit dem Autor zu
identifizieren ist, jedoch nicht immer.
Lyrik
ist rhythmisch, oft gereimt und mit Musik verbunden. Jedoch gibt es auch
ungereimte Gedichte, Synfonien und Lobgesänge.
Auch
heute kommt Lyrik oft in Liedern der jetzigen Zeit vor. So hat zum Beispiel die
Rap-Bewegung
eine Verbindung zum Poetry
Slam hergestellt, einem Wettbewerb, bei dem selbstgeschriebene,
lyrische Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen
werden. Die Zuhörer bestimmen anschließend den Sieger.
2.1.2 Analyse
und Interpretation des Gedichtes „Der Ritter und der Drache“
Das Gedicht stammt
aus einem Materialienforum für Lehrer. Dieses Gedicht wurde selbst erstellt von
einer Person, die sich in diesem Forum charly-m nennt und Realschullehrer für
Deutsch und Musik ist. Auf diese Seite (
gestellt wurde es am 19.02.2005, also ist davon auszugehen, dass das Gedicht
auch in diesem Zeitraum erstellt wurde.
Epochal
einordnen kann man es in die Höfische Dichtung des hohen Mittelalters
(11.-13.Jh.),
in dieser Zeit
hatte das Gedicht vor allem die Funktion, das ritterliche Ideal darzustellen. Ritterliche
Ideale waren, der treue Dienst für den Herrn, der Dienst für Kirche und
Christenheit und der Frauendienst.
2.1.2.1 Inhalt
In diesem
Gedicht geht es um einen Drachen, der das Volk in Angst und Schrecken versetzt.
Sie flehen den Ritter Kunibert darum an, sie von dem Drachen zu befreien. Der
Ritter begibt sich in einen Kampf mit ihm, in dem plötzlich einer unterlegen
ist. Das Gedicht lässt absichtlich den Schluss offen, damit man selbst entscheiden
kann, wie es zu Ende gehen soll.
Strophe eins
beschreibt den Drachen und seine Macht, die er durch das Feuerspeien ausüben
kann. In Strophe zwei hetzt dieser das Volk zur Burg von Ritter Kunibert, den
sie anflehen, ihnen zu helfen, was er schließlich in Strophe drei tut. Er nimmt
sich der Aufgabe an, jedoch ist während des Kampfes einer unterlegen. Wer dies
ist, bleibt offen.
2.1.2.2 Aufbau
& Ausdruck
Dieses Gedicht
besteht aus insgesamt drei Strophen mit je vier Versen. Dabei handelt es sich
um eine Ballade, Sie „verbindet lyrische […], epische […] und dramatische […]
Gestaltungsmittel“.
Metrisch besteht
das Gedicht aus vierhebigen Jamben, die Reime haben das Schema „abab“, es
handelt sich um einen Kreuzreim.
Außerdem sind
Vers eins und drei der Strophen mit einer männlichen Kadenz belegt, sie enden
auf einer Betonung, im Gegensatz dazu sind dann die Verse zwei und vier jeder
Strophe unbetont.
2.1.2.3 Interpretation
Das Gedicht ist
recht einfach geschrieben. Es gibt viele Parataxen, da die Sätze gleichwertig
sein sollen. Das Gedicht ist nämlich eher in Form einer Geschichte aufgebaut,
in der jeder Vers seine Wichtigkeit besitzt. Jeder Satz baut aufeinander auf
und führt das Erzählte fort. Nur so kann die Geschichte seinen Lauf nehmen und
ein gutes Ende finden. Um das Gedicht lebendiger wirken zu lassen, ist in
Strophe zwei zusätzlich wörtliche Rede eingebaut. Auffällig ist außerdem, dass
meist der Pronominalstil verwendet wird. Dieser zieht sich durch das gesamte
Gedicht. Es geschieht ein Sichtwechsel, einmal wird aus der Sicht des Drachen
erzählt, wie beispielsweise in Vers fünf und sechs: „Er hetzt die Leute ohn
Erbarmen zur Burg von Ritter Kunibert“. Ein andermal blicken wir von der Sicht
Kuniberts auf das Geschehen, z.B. „Der Ritter nimmt sich ihrer an und stellt
dem Untier sich entgegen“ (V.9+10).
In Strophe eins
wird der Drache vorgestellt und wie er das Dorf in Angst und Schrecken
versetzt. „Feuer schlägt aus seinem Rachen“ (V.3), eine bildhafte Darstellung,
die eine gewisse Spannung aufbauen soll, damit der Rezipient weiterliest. In
Vers vier entdeckt man eine Alliteration („Haus und Hof“) zur Hervorhebung und
zur Betonung.
In Strophe zwei
taucht nun auch Ritter Kunibert auf, der vom Dorf um Hilfe angefleht wird („„Oh
edler Ritter, hilf uns Armen und rette uns mit deinem Schwert!“ (V.7+8) Durch
die wörtliche Rede wirkt das Gedicht lebendiger. Man kann sich vorstellen,
direkt am Geschehen beteiligt zu sein. Durch diese wörtliche Rede wird auch
wieder deutlich, dass dieses Gedicht eine Geschichte erzählt und nicht, wie
manch andere lyrischen Texte, ein Ausdruck der Gefühle des Autors ist. In
Strophe drei kommt es dann zum Höhepunkt des Gedichts, das vor allem durch den
letzten Vers zum Ausdruck gebracht wird („ist plötzlich einer unterlegen“).
Jeder kann sich nun seine eigenen Gedanken darüber machen, wer der Unterlegene
ist und was weiterhin geschieht. Durch die Ausdrücke „Schwert und Feuer“ (V.11)
ist erkenntlich gemacht, dass sich nun Kunibert und der Drache gegenüber stehen
und somit der Kampf beginnt. Jetzt gilt es, sich eigene Gedanken zur
Fortführung des Gedichtes zu machen.
2.1.2.4 Sprache
Sprachlich wird
auffällig, dass versucht wurde, im mittelalterlichen Stil zu dichten. Es geht
eindeutig um die Ritterzeit und die damals üblichen Aufgaben, die ein Ritter zu
erledigen hatte, nämlich den Menschen als Beschützer zu fungieren. Der Drache
ist zwar einzuordnen auf die Ebene der Märchen, jedoch repräsentiert dieser
gegebenenfalls auch andere Gefahren, die es aus dem Weg zu räumen galt, wie
beispielsweise andere Dörfer, die einander angriffen oder sonstige Feinde.
Die Sprache der
Burgfräulein und Ritter wurde auch durch Adjektive in diesem Gedicht
aufgenommen, wie „edler“ (V.7) oder der Wörter, die man mit der Ritterzeit
assoziieren kann, wie Burg, Drachen oder Schwert.
Das Adjektiv
„edel“ wirkt positiv auf die Geschichte. Man verbindet damit den Mut und die
Tapferkeit des Ritters Kunibert, der sich selbstlos dem Untier entgegenstellt.
Vielleicht hat er auch schon so manchen Dorfbewohner vor dem Tod bewahrt.
Ein lyrisches
Ich ist nicht vorhanden, es gibt einen auktorialen Erzähler, der das Geschehen
von außen betrachtet und dies beschreibt.
2.1.3 Die
Ritterzeit an sich
Die Intention
des Autors war sicherlich diese, dass Schüler und Schülerinnen in eine andere
Welt versetzt werden sollten. Das Mittelalter birgt viele Facetten, die es zu
entdecken gilt. Vor allem für Jungs ist die Ritterzeit ein sehr spannendes
Thema. Sie können sich mit einem Ritter identifizieren und wollen so sein wie er,
mutig, tapfer und selbstlos. Doch auch Mädchen haben die Chance eine Facette
aus diesem Thema zu entdecken. Sie können sich in ein einsames Burgfräulein
hineinversetzen, das schöne Kleider trägt und auf ihren Ritter wartet, der sie
vor dem Drachen beschützt. Viele Geschichten und Märchen haben dieses Thema
aufgenommen und wirken jedes Mal aufs Neue für Kinder spannend und interessant.
Sie verwenden vielleicht diese mittelalterliche Sprache und bekommen so eine
Vorstellung vom Leben eines Ritters.
Wir müssen
Kinder dazu verleiten, „gegenwärtig[…] Nach[zu]denken über Vergangenheit“.3
Geschichte im Unterricht zu behandeln, leistet einen „Beitrag
zur Förderung und Entwicklung
eines reflektierten Geschichtsbewusstseins“.
Dies beginnt
bereits im Anfangsunterricht.
„Der historische Anfangsunterricht sollte
[…] daraufhin angelegt sein, dass der Geschichtsunterricht für die Kinder und
Jugendlichen einen ganz konkreten Sinn hat. […] Die Kinder sollen […] die
Möglichkeit haben, ihre Fragen und Interessen in den Unterricht möglichst
handlungsorientiert einzubringen. Sie sollten der Geschichte selbst auf die
Spur kommen.“
Anhand dieses Gedichtes wird die Ritterzeit lebendig
gemacht. Der Schüler kann sich in die damalige Zeit hineinversetzen und darin
agieren.
2.1.4 Der Bezug zum Bildungsplan
Folgende Kompetenzen und Inhalte des Bildungsplanes für die
Grundschule in Baden-
Württemberg sollen für das Fach Deutsch in einer 4. Klasse
erreicht werden, die die ausgesuchten Unterrichtsmaterialien und Arbeitsweisen
rechtfertigen:
Explizit ist hierbei aufgeführt, dass es ein
Angebot interessanter Schreibanregungen und –anlässe geben soll, das die Kinder
zum selbstständigen Schreiben motiviert und dies auf verschiedenen Niveaus tun.
Die Arbeit an Rhythmus, Klang und Tempo
unterstützen die Sprachentwicklung. Dazu sind Gedichte auch geeignet, da die
Kinder lernen, dass durch unterschiedliche Betonungen der Sinn verändert wird.
Der Unterricht
steht in Bezug zu den im Bildungsplan erwähnten Kompetenzbereichen (vgl.
Bildungsplan 2004).
Die
Schülerinnen und Schüler können demnach im Laufe des Schuljahrs …
1.) sich ein Schreibziel setzen
2.) über Texte nachdenken, zu
Gedanken, Handlungen, Personen Stellung nehmen und innere
Vorstellungsbilder
entwickeln
3.)
Gedichte lesen […]
4.) mit Texten kreativ umgehen
2.2 Didaktische Überlegungen
Im heutigen Deutschunterricht hat das Behandeln von Gedichten eine
wichtige Funktion, da die Schüler somit lernen, dass die deutsche Sprache ganz
unterschiedlich eingesetzt werden kann.
Nach Behrendt
besitzt Lyrik „nicht nur eine sprachkompetenzfördernde, sondern auch eine
bewußtseinsfördernde Wirkung“
Der Unterricht
soll dazu beitragen, ein „Instrumentarium“ zu entwickeln, zu dem „auch das
Kennenlernen von Haltungen gegenüber Literatur [gehört], sowie das Üben von
verschiedenen Begegnungsweisen mit verschiedenen Textsorten“.
Dies kann dem Schüler helfen, selbst kreativ an einen Text heranzugehen und
diesen auf eigene Weise zu erforschen.
Gedichte zu lesen, geben den Schülern die Möglichkeit, gestalterisch und
künstlerisch ihre eigene Sprache auszuprobieren. Die „praktische[n] Belange der
Spracherziehung […] [stehen] im Vordergrund.“
Sprachliche Ausdrucksmittel sind wichtig zu erlernen und auch die damit
verbundene Sicherheit in ihrem Gebrauch.
Zum Gegenwarts- und Zukunftsbezug für die Schülerinnen und Schüler ist zu
sagen, dass aufgrund unserer stetig wachsenden, immer schneller werdenden
Gesellschaft kaum Zeit bleibt, über eigene Gedanken und Gefühle zu sinnieren.
Heutzutage wird aufgrund des industriellen Zeitalters vor allem gefordert und
Leistung erwartet. Durch Gedichte hat man die Möglichkeit, nicht nur über
äußere, sichtbare Dinge nachzudenken, sondern auch über sein eigenes Ich. Das
Gedicht vom Drachen und dem Ritter Kunibert gibt zusätzlich die Möglichkeit,
sich in eine andere Welt zu versetzen und für einen Augenblick eine andere
Persönlichkeit außerhalb seines Selbst zu testen.
Das Gedicht verleitet dazu, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen, was
von enormem Vorteil für die eigene Person ist, da man die Stärken sinnvoll
nutzen und die Schwächen akzeptieren kann.
Auch ist das Gedicht aufgrund seiner Einfachheit gut geeignet, die
Schüler zur systematischen und inhaltlichen Interpretation anzuleiten.
Lyrik als Gattung eignet sich bereits als Thema in der Grundschule etwa
ab dem dritten Schuljahr. Schüler und Schülerinnen im jüngeren Alter wären
vermutlich mit dieser besonderen Art der Sprache noch überfordert, da sie in
dieser Zeit erst einmal prosaische Formen kennenlernen und diese von der
mündlichen Sprache unterscheiden lernen.
Auch die Sozialform, nämlich die Gruppenarbeit, die hierbei eingesetzt
wird, soll dazu dienen, sich mit Mitschülern über ein Thema auseinanderzusetzen
und eigene Ideen in die Gruppe einfließen zu lassen. Durch gemeinsames Schaffen
kann ein viel umfangreicheres und auch inhaltlich tieferes Ergebnis erreicht
werden.
.
3. Intentionen und Kompetenzen (vgl.
Bildungsplan 2004)
à Kompetenzbereich:
Schreiben
Die Schülerinnen und Schüler werden durch ein
Angebot interessanter Schreibanregungen zum selbstständigen Schreiben motiviert.
Sie lernen, nach unterschiedlichen,
individuell ausgewählten Vorgaben zu schreiben.
à Kompetenzbereich:
Lesen / Umgang mit Texten
Die Schülerinnen und Schüler untersuchen von
handlungs- und produktionsorientierten Verfahren
die Texte und werden fähig, mit diesen
kreativ umzugehen.
à Kompetenzbereich:
Sprechen
Die Arbeit an Artikulation, Rhythmus, Klang
und Tempo unterstützen die Sprachentwicklung.
In der Sozialform werden die Schülerinnen und
Schüler angeleitet, mit anderen gezielt über ein Thema zu sprechen, dieses
weiterzudenken, eine eigene Meinung zu äußern und zu anderen Meinungen Stellung
zu nehmen.
Sie lernen über Texte nachzudenken und innere
Vorstellungsbilder zu entwickeln.
à Allgemein
methodische Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler erproben den Umgang mit
anderen Mitschülern in der Gruppe und sichern sich hierbei ihre Stellung
Anschließens präsentieren sie ihre Ergebnisse vor der
Klasse.
4. Überlegungen
zum Lehr-Lernprozess
Die Einteilung
der Gruppen erfolgt zunächst per Los, da die Schülerinnen und Schüler hierbei
lernen sollen, sich auch mit anderen Mitschülern zu verständigen und
gegebenenfalls ihre Rolle in der sonst üblichen Konstellation neu zu
definieren. Alternativ könnte man auch die Gruppen selbst zusammenfinden
lassen, jedoch besteht hierbei der Nachteil, dass sich Freunde zusammentun und
die Hierarchie in der Gruppe bereits von vornherein geklärt ist. Die
Schülerinnen und Schüler haben dann keine Möglichkeit mehr, sich selbst neu
auszuprobieren und schwächere Schüler können so auch nicht aus ihrer Rolle
herausschlüpfen, da sie es gewohnt sind, sich im Hintergrund zu halten.
Im Gruppengespräch
möchte ich das Gefühl für Gedichte erarbeiten, wichtige Dinge herauszulesen,
„zwischen“ den Zeilen zu lesen und auch den Sinn dafür entwickeln lassen, sich
in die damalige Zeit zu versetzen und von dieser Zeit aus, diese
geschichtlichen Themen zu interpretieren. Die Schüler sollen außerdem wichtige
formale Gestaltungsmittel für Gedichte wie Fachbegriffe kennenlernen, die in
diesem lyrischen Text vorkommen, um eine gewisse Vorarbeit für ihre spätere
Schulzeit auf der weiterführenden Schule zu leisten. Die Schüler und
Schülerinnen beschreiben zunächst einmal mit ihren eigenen Worten, was sie
erkennen. Da sie Stilmittel oder Reimschemas noch nicht kennen, ist es wichtig,
ihnen den Raum zu geben, das Beobachtete mit eigenen Worten wiederzugeben, da
sonst das Ergebnis ausbleibt.
Die Schüler
erkennen, dass sich die überkreuzten Verse und davon jeweils das letzte Wort reimen.
Aufgrund der „Überkreuzung“ kommen die Schüler auf die Idee, dass es sich um
einen Kreuzreim handelt. Alternativ hätte man diese Tatsache zeichnerisch
unterstützen können, sodass die Schüler weniger unter Anleitung, sondern
vielmehr selbst auf den Begriff kommen.
Im nächsten
Schritt sollen die Schüler zusammen in der Gruppe weitere Strophen selbst
verfassen. Mit Hilfe des Werkzeugs, das ihnen nun an die Hand gegeben wurde,
können sie dies leichter umsetzen. Die Schüler wissen nun, dass sich jeweils
das letzte Wort reimen soll. Eine Strophe besteht aus vier Versen, die Schüler
müssen also vier Verse dichten, von denen sich jeweils die überkreuzten reimen.
Damit sie bei dieser Aufgabe nicht durcheinander geraten, dichten die Schüler
zunächst den ersten und dritten Vers und fügen dann den zweiten und vierten
Vers mit ein, die sich auch reimen sollen.
Durch das gemeinsame
Erarbeiten und die damit aufeinandertreffenden Ideen erlangt das Gedicht die
Aufmerksamkeit der Kinder. Sie werden dazu angeregt, selbstständig
nachzudenken, wie das Gedicht enden soll. Hierbei haben sie die alleinige Macht
dies zu entscheiden. Zusätzlich werden sprachliche Fähigkeiten und die eigene
Kreativität gefördert. Kinder in diesem Alter besitzen sehr viel Kreativität
und Phantasie. Die Möglichkeit, selbst eigene Erfahrungen zu reflektieren und
eigene Meinungen mit einzubringen, die den Unterricht voranbringen, trägt zur
Entwicklung des Einzelnen bei. Die Schüler sollen bestimmte Kompetenzen
erwerben, die sie sich nur aneignen können, wenn ihnen im Schulalltag eine
gewisse Freiheit gelassen wird und nicht alles vom Lehrer „vorgekaut“ wird.
Alternativ hätte
auch ein einzelner Schüler jeweils eine Strophe dichten können, dies würde allerdings
die Motivation senken, da in dieser Gruppe auch schwächere Schüler sind, die
ihre Ideen nicht zum Ausdruck bringen können oder das Gegenteil, nämlich sehr
starke Schüler, die ihren Ideen Raum geben wollen, diese mitteilen und mit
anderen guten Ideen verknüpfen. Gemeinsam erreichen die Schüler mehr, da ihnen
auch jemand sagen kann, wenn ein Vers oder eine Strophe nicht so sehr gelungen
ist. So müssen sie sich nicht während der Präsentation vor der gesamten Klasse
blamieren, sondern können diesen Fehlern entgehen, indem sie die Kritik ihrer
Mitschüler in der Kleingruppe ernst nehmen und auch annehmen. Zusätzlich
fördert die gemeinsame Arbeit das Zusammengehörigkeitsgefühl. Es erfolgt am
Ende ein gemeinsames Ergebnis, für das alle Schüler verantwortlich sind und nicht
sechs einzelne, bei denen zu erkennen ist, dass manch einer besser dichten kann
als der andere. Ginge es um Noten und um individuelle Leistungsbeurteilung,
würde diese Vorgehensweise der Sache durchaus gerecht werden.
Die Vorlagen,
die als Hilfe gedacht sind, werden nur zur Unterstützung bedacht und zur
Vorbeugung der sogenannten „Angst vor dem weißen Blatt Papier“. Da die Schüler
jedoch so motiviert und voller Ideen stecken, wird diese Hilfestellung nicht
gebraucht werden.
Als Erweiterung
und zur zusätzlichen Festigung malen die Schüler passend zum Gedicht ein
gemeinsames Bild. Hierbei wird wieder das gemeinsame Erarbeiten aufgegriffen,
da die Sozialform auch hier noch Gruppenarbeit ist. Wenn die Schüler allein ein
Bild malen, geht die gemeinsame Fixierung auf das Gedicht verloren. Nachdem
bereits ein gemeinsames Gedicht erarbeitet wurde, soll nun auch die Arbeit
gemeinsam vollendet werden. So entstehen viele Ideen, zusammengefasst auf einem
Bild.
Alternativ wäre
eine Bildergeschichte vorgesehen gewesen, da Bilder das zuvor Gedichtete gut
veranschaulichen können. Außerdem hätte man so einen Zugang zur Vorstellung des
Schülers bekommen, wie er sich die Geschichte in seinem Kopf vorstellt.
Allerdings wurde auch aus Zeitgründen diese Idee verkürzt.
Die Präsentation
erfolgt vor der Klasse. Die einzelnen Gruppen tragen ihre Ergebnisse vor. Dies
ist sehr wichtig, da die Schüler dann wissen, wofür sie gearbeitet haben.
Außerdem fördert dies das Selbstbewusstsein, wenn man einige Anerkennung erhält
für das, was man selbst erarbeitet hat. Kinder müssen lernen, auch Meinungen
anderer zu würdigen und selbst gegebenenfalls darauf aufzubauen. Bekommt der
Mitschüler positive Rückmeldungen, geben ihm diese Anlass, auf sich stolz zu
sein und sich als jemanden zu sehen, der etwas kann.
Alternativ wäre
vorgesehen gewesen, das Gedicht auf Folie zu schreiben, damit alle Schüler das
Gedicht beim Vorlesen mitverfolgen können. Die Zeit reicht nämlich nicht aus,
mit den Kindern noch zusätzlich Betonung und Präsentation einzuüben. So war es
dann auch, dass viele Passagen, die lustig sein sollten, aufgrund der falschen
Betonung die Pointe ausblieb. Aufgrund des Zeitmangels konnte das Aufschreiben
jedoch nicht mehr umgesetzt werden, was aber wirklich hilfreich gewesen wäre,
da die Präsentation sonst mehr Applaus bekommen hätte.
5. Unterrichtsverlauf
Zeit
|
Phase
|
Lehrer-Schüler-Interaktion
|
Kommentar
|
Medien
|
8.45
8.55
9.00
9.25
9.35
9.55
|
Einstieg
Erweiterung
Hilfestellung
Verschriftlichung
Festigung
Weiterarbeit
Fixierung
|
Die SuS bekommen ein
Rittergedicht mit Kreuzreimen und offenem Ende
Inhalt des Gedichts, sowie Form
werden in der Gruppe geklärt und induktiv erarbeitet
Anschließend sollen sie zu dem
Gedicht weitere Strophen mit jeweils vier Versen ergänzen
Dazu bekommen die SuS Vorlagen,
um die vierte Strophe einzuleiten.
Das Gedicht wird geschrieben,
geg.falls mit Hilfe der Vorlagen
Das Gedicht wird auf Folie
aufgeschrieben
Als Erweiterung werden Bilder und
Zeichnungen zum Gedicht angefertigt
Die Gruppe trägt ihr Werk vor der
Klasse vor
|
Die SuS sollen selbst erfassen,
dass dem Gedicht ein Ende fehlt
SuS lernen Fachbegriffe zur
Gedichtanalyse kennen
SuS sollen das Gedicht selbst
weiterdichten, um sprachliche Fähigkeiten und Kreativität zu fördern
Festhalten des Ergebnisses
Die Bilder veranschaulichen das
zuvor Gedichtete. Durch diese kann der Zuhörer das Gedachte und die Phantasie
der Dichter besser nachvollziehen
Dadurch wird das Ergebnis festgehalten,
Selbstbewusstsein gefördert und Anerkennung erhalten
|
AB
Papier, Stifte
Folie, Stift
Papier, Buntstifte
|
6. Mögliche
Weiterarbeit
Da das Thema der
Stunde lediglich eine Einführung in war, wird die Weiterarbeit vorausgesetzt. Formale
Mittel werden besprochen und eingeübt. Das Thema Lyrik begleitet die
Schülerinnen und Schüler die gesamte Schulzeit. Es wird gelernt, wie ein
Gedicht zu interpretieren ist, eigene Gedichte werden verfasst und auch in
literarischen Werken begegnet ihnen das Gedicht noch sehr oft.
Im fächerübergreifenden
Unterricht wird das Thema Ritterzeit bearbeitet. Die Schülerinnen und Schüler
lernen mehr darüber, was einen Ritter ausmachte und können somit auch ihre
Erfahrungen mit dem Rittergedicht mit einbinden.
Oder sie wenden
das Erlernte an anderen Gedichten an.
Folgende
Arbeitsaufträge wären möglich:
Ritter
Richard
Der Ritter Richard sah einmal
Das Fräulein
Adelgund,
Und herzlich that er seine Qual
Ihr unter Thränen kund;
Und
wurde bald erhört. Es sprach
Die Lieb' aus ihrem Blick,
Sie sahen sich an jedem Tag,
Und täglich wuchs ihr Glück.
- Beinhaltet
dieses Gedicht einen Kreuzreim?
- Was ist ein
Kreuzreim?
- Vergleiche
dieses Gedicht mit dem von Ritter Kunibert und dem Drachen.
7. Die
Einbindung des Unterrichts in die Schul- und Unterrichtsentwicklung
An der …schule
findet der Deutschunterricht unter anderem dienstags in der zweiten und dritten
Stunde statt. Dazwischen gibt es keine 5-Minutenpausen mehr. Die neue
Rhythmisierung des ist gewöhnungsbedürftig, weil sich alle erst einmal an die
neuen Zeitphasen gewöhnen müssen. Unterrichtsverzögerungen gehören zum Alltag,
da die Schüler keine Zeit mehr haben, sich in fünf Minuten auf die nächste
Stunde vorzubereiten. Auch die Lehrer haben kaum die Möglichkeit, pünktlich zu
erscheinen, vor allem nicht wenn sie das Zimmer oder das Gebäude wechseln
müssen.
Einerseits
müssen die Schüler sich an ein anderes Lerntempo gewöhnen, sie müssen lernen,
innerhalb weniger Minuten sich auf andere Einheiten und Stoffinhalte
einzustellen. Andererseits kann aber auch gesagt werden, dass durch den Wegfall
der Unterrichtsunterbrechung in einer Doppelstunde beispielsweise vertiefender
und intensiver gearbeitet werden kann. Es finden keine Störungen mehr statt,
der Unterricht kann sogleich an die nächste Stunde angeschlossen werden.
9. Verwendete
Literatur und Materialquellen
Fachliteratur
Behrendt,
Martin (1981): Lyrik im Unterricht. Textanalysen für den Lehrer. München:
Urban & Schwarzenberg Verlag
Bildungsplan
2004:
/Hauptschule_Werkrealschule_Bildungsplan_Gesamt.pdf [27.02.2010]
Esslinger-Hinz,
Ilona u.a.(2007): Guter Unterricht als Planungsaufgabe. Ein Studien- und
Arbeitsbuch zur Grundlegung unterrichtlicher Basiskompetenzen. Bad
Heilbrunn: Julius Klinkhardt Verlag
Giehrl, Hans E.
/ Müller, Erhard Peter (1994 3 ): Poesie im Unterricht.
Gedichte, Balladen, Songs. Interpretationen und Analysen für den
Deutschunterricht der 5. bis 10. Jahrgangsstufe. München: Ehrenwirth
Verlag
Internetseiten
[02.03.2010]
[02.03.2010]
[26.02.2010]
[01.02.2010]
[26.02.2010]
[26.02.2010]
[23.02.2010]
10. Anlagen
Gedicht „Der
Ritter und der Drache“
Arbeitsblatt
mit Arbeitsanweisung und möglichen Gedichtanfängen