Kreative Schreibformen
Seminar: Texte
schreiben und bewerten im integrativen DU der Sek. I
Dozent: PD Dr. K.
Inhaltsverzeichnis 1
Einleitung 2
1.Erläuterung des
Kreativitätsbegriffs 2
1.2. Kreatives Schreiben näher definiert 3
2. Kreatives Schreiben: Formen und Methoden 4
2.1. Cluster 4
2.2. Mind-Mapping 5
2.3. Automatisches Schreiben 5
2.4. Aktivierung von Körpergefühlen 6
2.5. Situatives Schreiben 6
2.6. Fazit 7
3. Bewertung kreativer Schreibleistungen 8
4. Anhang
4.1.Unterrichtspraktische Beispiele 9
4.1.1. Monogramm 9
4.1.2. Fantasiereise 9
5. Literatur 10
Einleitung
In dieser Arbeit sollen kreative Schreibformen vorgestellt werden.
Diese haben in den letzten Jahren zunehmend in den Lehrplänen an Bedeutung
gewonnen, da man bestrebt ist, dem Schüler als ganze Person gerecht zu werden.
Fantasie, Spontaneität, Authentizität, - Größen, die beim Unterrichten von
Sprache einen Raum beanspruchen dürfen und auch müssen. Diese Aussage
verstehbar zu machen, ist Hauptanliegen dieser Arbeit.
Zunächst geht es 1. Kapitel um Klärung von Begriffen und um das
Vermitteln einer theoretischen Basis. Im 2. Kapitel werden verschiedene Formen
und Methoden des kreativen Schreibens vorgestellt. Hier ist meinerseits eine
Auswahl der Vielzahl von Möglichkeiten getroffen worden. Im Abschluss des 2.
Kapitels richte ich den Fokus auf das Charakteristische, die gemeinsame
Schnittmenge kreativer Schreibformen und ziehe ein Fazit. Schwierig erscheint
die Bewertung kreativer Schreibleistungen. Denkanstöße und Kriterien dazu sind
im 3. Kapitel zu finden.
1.Erläuterung des
Kreativitätsbegriffs
Eine prägnante
allgemeine Definition zur Kreativität gibt u. a. Wollschläger: „Kreativität ist
die Fähigkeit, neue Zusammenhänge aufzuzeigen, bestehende Normen sinnvoll zu
verändern und damit zur allgemeinen Problemlösung in der gesellschaftlichen
Realität beizutragen.
Kreativität bringt
neue Denkergebnisse hervor. Dies ist möglich durch Imagination oder einer
Gedankensynthese. Es ist im jeden Falle immer mehr als nur eine bloße
Zusammenfassung. Ausgehend von den 70er- Jahren stand im Deutschunterricht das Durchbrechen
von sprachlichen Normen zunächst im Vordergrund. Kreativität ist „als
divergentes Denken verstanden worden, das zu neuen, überraschenden
Problemlösungen führt.“
Durch den
spielerischen Umgang mit Sprache und diversen Verfremdungstechniken sollte der
Schüler das Normsystem der Sprache auf kreative Weise kennen lernen und auch in
Fragestellen dürfen.
Erst in den 80-er
Jahren wurde dann der Kreativitätsbegriff auf eine subjektive Ebene gehoben und
zielte somit primär auf den persönlichen Ausdruck und die Entfaltung der
Fantasie ab. Weg vom Reproduzieren vorgegebener Muster sollte die eigene
Gestaltungskraft in Anspruch genommen werden. Die innere meist verborgene Welt
des Schülers sollte sich über das Schreiben entäußern bzw. eine Plattform finden
können.
1.2. Kreatives
Schreiben näher definiert
Spinner zählt zu den
kreativen Schreibbewegungen das freie Schreiben, das personale Schreiben und
das Schreiben als Prozess. Das freie Schreiben knüpft an den freien Aufsatz aus
der Reformpädagogik an: Dem Schüler ist freigestellt, wann, wo und worüber er
schreibt.
Das personale
Schreiben ist subjektbezogen und steht für eine Suchbewegung zur eigenen
Identität. Steht der Weg (Sammeln von Ideen, Entwurf, 1. Niederschrift,
Überarbeitung) zum fertigen Text im Mittelpunkt, spricht man vom Schreiben als
Prozess.
In der Literatur wird
oft nicht zwischen personalem und kreativen Schreiben unterschieden. So spricht
Schuster vom personal-kreativen Schreiben, da es viele Überschneidungen gibt
und eine Trennung nur der Tendenz nach möglich ist. „Man kann sagen, dass
jedes personale Schreiben kreativ sein sollte, umgekehrt ist aber nicht jedes
kreative Schreiben personal.“
Beiden gemeinsam ist die Subjektivität des Schreibvorgangs. Im Gegensatz zum
kreativen Schreiben kann das personale therapeutische Formen annehmen. Dazu
gehört das bloße Notieren von Gedanken, Gefühlen, welches beim personalen
Schreiben ohne gestalterischen Anspruch möglich ist, jedoch beim kreativen
Schreiben stark gewichtet wird. Beim personalen Schreiben werden die Bezüge zur
Gestalttherapie deutlich: Personales Schreiben wird hier als ein Medium der
Selbsterkenntnis und der Selbstanalyse verstanden.
Spinner (1993)
charakterisiert das kreative Schreiben durch folgende drei Prinzipien:
a) Irritation: Es
wird bewusst eine Irritation geschaffen, die wiederum neue Einfälle hervorruft.
Der Lehrende sollte Anregungen schaffen, die provozieren, z. B. surreale
Bilder, Fantasiewörter, verblüffende Textanfänge, die weiterzuschreiben sind.
Es sind Ideen zu entwickeln bzw. Handlungen durchzuführen, die allgemeine
Muster durchbrechen.
b) Expression: Der
Schreibende drückt Subjektivität aus, bring seine innere Befindlichkeit zur
Darstellung. Dabei werden Schichten des Vor- und Unterbewussten angesprochen.
Originalität wird im Sinne von subjektiver Authentizität erreicht.
c) Imagination: Das
dritte Prinzip verbindet die Grundprinzipien von Irritation und Expression. Die
Außenperspektive auf das Geschriebene wird aufgegeben. Es entfaltet sich eine
imaginäre Welt des Schreibenden, in der Wünsche und Ängste ihren Raum finden
können. Als ein Beispiel sei hier die Fantasiereise genant.
Weitere Dimensionen
nach Schiffler (1973) des kreativen Schreibens sind:
Die Förderung einer kreativen
Persönlichkeit, welche gekennzeichnet ist durch Offenheit gegenüber der
Umwelt, neuen Ideen, Konflikten sowie unabhängig und unkonventionell reagieren
bzw. agieren zu können.
Produktionsorientiertheit: Durch kreative Leistungen entsteht ein neues Produkt.
Kreatives Schreiben
wird verstanden als ein geistiger Prozess: Voraussetzungen hierbei sind
z. B. die Flüssigkeit von Ideen, figuralen Vorstellungen, Inhalte miteinander
verbinden zu können, flexibel agieren können, umstrukturieren, Ideen unter
Beachtung von Auflagen bzw. Einschränkungen zu produzieren.
Das Gehirn arbeitet
unter optimalen Umständen ausgewogen mit beiden Hirnhälften, der linken als
auch der rechten. Arbeitet die linke linear, planend, zielgerichtet, logisch,
analysierend, so die rechte intuitiv, spontan, gefühlsmäßig, phantasievoll,
kreativ. Die rechte Gehirnhälfte liebt den Zufall, das Neue, sie denkt in
Bildern, umkreisend, assoziierend.
Rico bemängelte in den 80-er Jahren, dass traditionell in der Schule und eben
auch im Deutschunterricht zu sehr die linke Hirnhälfte eingesetzt wird. Es
kommt zu Denkergebnissen, die einseitig und auf Dauer gesehen unbefriedigend
für Lehrer und Schüler gleichermaßen sind. Es liegt in der Natur der Dinge,
dass auch die Gaben der rechten Gehirnhälfte nach einer Entäußerung streben und
diese bei Unterforderung ihr kreatives Potential auf destruktive Weise entlädt.
Gemeint ist hier abweichendes Verhalten wie Tagträumen, Bänke bemalen, Unlust
und dergleichen. Mit Hilfe der kreativen Schreibformen versuchte man nun ganz
gezielt die rechte Hälfte zu fördern, die für die kreativen, emotionalen,
bildhaften Aspekte des Denkens zuständig ist. In der Regel genügt es nach Rico
nicht, einfach nur ein Thema zu stellen, sondern es sind Verfahren notwendig,
die einen stärkeren Reiz auf die rechte Hirnhälfte ausüben, um diese zu
aktivieren.
2. Kreatives
Schreiben: Formen und Methoden
2.1. Cluster
Hierbei handelt es
sich um ein nicht lineares Brainstorming- Verfahren, welches verwandt ist mit
der freien Assoziation.
Auch von Rico als Kurzschrift des bildlichen Denkens genannt, handelt es sich
um das Knüpfen von Ideennetzen. Beginnend mit einem Kernwort im Zentrum des
Blattes fügt man die auftauchenden Assoziationen an die jeweilige Kette. Wenn
ein Strang nicht weiterführt, beginnt man eine neue Kette. Als Ergebnis erhält
man eine Traube von Wörtern. Ein Cluster spiegelt ein scheinbares Chaos wider:
Was, wo, wer, wann und wie sind nicht nur unklar, sondern spielen zunächst
keine Rolle. Ziel des Clusterns ist es, schreibend zu beginnen, jedoch die
Kontrollmechanismen, die Zensur im Kopf auszuschalten, um unvoreingenommen mit
Ereignissen, Gefühlen und Bildern in Berührung zu kommen. Wichtig ist, dass der
Schüler nicht die gesamte Traube der Wörter für das Schreiben verwenden muss,
sondern den Teil der Traube für den Schreibprozess verwendet, durch den weitere
Bilder, Gefühle, Gedanken evoziert werden.
Nach Schuster (1997)
ist es generell als 1. Arbeitsschritt anwendbar, um zu erzählen, berichten oder
zu schildern. In der Literatur wird es oft empfohlen bei Fantasiegeschichten,
denn ein Cluster stellt eine Fundgrube von Ideen und Themen dar.
2.2. Mind-Mapping
Die sogenannte
Gedanken-Landkarte hat im Gegensatz zum Cluster Haupt- und Nebenäste. Es ist
folglich eine hierarchische Ordnung erkennbar, in der sich bereits eine gewisse
Gliederung widerspiegelt.
Man beginnt in der Mitte eines leeren Blattes das Thema zu schreiben und um
dieses Zentrum herum ordnet man anschaulich aufgezeichnet seine Gedanken.
Farben, Symbole, Bilder sind erlaubt. Es ist erkennbar, dass beim Mind-Mapping
beide Hirnhälften gleichstark aktiviert werden. Anwendbar ist so eine
Gedanken-Landkarte generell zum Planen, Koordinieren von Aufgaben für
gemeinsame Projekte. Sie eignet sich aber auch als erster Schritt beim
Erörtern, entsprechend einer Stoffsammlung, in der jedoch alle Gedanken, Ideen
zugelassen bzw. erwünscht sind.
2.3.Automatisches
Schreiben
Dieses wurde
ursprünglich für therapeutische Zwecke entwickelt, jedoch 1920 vom Surrealisten
Breton aufgegriffen. Ziel ist das Aufspüren und Festhalten von Assoziationen
aller Art, die Aufmerksamkeit gesteigert auf die eigene Innenwelt zu richten.
Wie auch beim Cluster geht es um die Entmachtung der linken Hirnhälfte.
Gedanken, Gefühle, Bilder sollen ohne Zensur miteinander verknüpft werden. Die
bewährte Schreibzeit für Schüler beträgt 4-8 min. Zur Einstimmung werden die
Augen geschlossen, die Konzentration auf sich selbst gerichtet. So schnell wie
möglich wird ohne Punkt und Komma alles aufgeschrieben, was durch den Kopf
„geistert“: was man fühlt, denkt, hofft, welche Bilder vorbeiziehen.
Grammatisch richtige Sätze sind hierbei unwichtig, Stichwörter, Satzfetzen
genügen. Bei Gedankenstopp wird das letzte Wort so lange aufgeschrieben, bis
neue Einfälle kommen.
Das automatische
Schreiben eignet sich besonders als Aufwärmübung zu Beginn einer Schreibweise
oder zu Beginn des Unterrichts, zur Themenfindung oder als Fundgrube, wenn ein
Thema für alle Einfälle offen erschlossen werden soll. Das automatische
Schreiben stellt des weiteren eine experimentelle Selbsterkundung dar: Lässt
man z. B. Jungen und Mädchen sich jeweils auf das andere Geschlecht
konzentrieren und automatisch schreiben, wird sich vieles Überraschendes finden
lassen, auf das die Schüler durch eine übliche Stoffsammlung nicht gekommen wären.
2.4. Aktivieren von
Körpergefühlen
Auch hier ist die
Zielsetzung, den Schreibenden als ganze Person, eben auch seine Erfahrungen und
Gefühle anzusprechen. Die Körpergefühle, welche sich auf alle fünf Sinne
(Tasten, Riechen, Hören, Sehen, Schmecken) beziehen, sind Träger von Bedeutung
z. B. für Personen, Orte, Ereignisse. Die Abspeicherung im Gehirn von Bildern,
Erfahrungen, Gefühlen entzieht sich oftmals einem rationalem Zugriff und ist u.
U. auch nicht durch ein Clustering evozierbar.
Als ein Beispiel sei
hier das Aktivieren von Gefühlen in einer 5. Kl. über den visuellen Kanal
vorgestellt:
Als Impuls diente ein weichgezeichnetes, lichtdurchflutetes Landschaftsbild,
Einzelheiten waren nicht erkennbar. Die Schüler wurden bei begleitender
Meditationsmusik angehalten, dieses Bild auf sich wirken zu lassen, sich auf
Gefühle, Assoziationen, Erfahrungen einzulassen. Es wurde deutlich gesagt, dass
es nicht um eine Bildbeschreibung geht. Schaut man auf die von Schuster
vorgestellten Ergebnisse, sind diese beachtlich. Es sind viele nachdenkliche,
reflexive Texte entstanden, die zeigen, dass sich Kinder über sich selbst und
ihre Umwelt Gedanken machen.
2.5.Situatives
Schreiben
Beim Schreiben vor
Ort liegt das Hauptaugenmerk darauf, wie eine bestimmte Situation auf den
Schreibenden einwirkt, ihn beeinflusst. Die Situationen können natürlich oder
arrangiert sein. Eine natürliche Situation (im Park, am Bahnhof) wird andere
Körpergefühle hervorrufen als eine künstlich arrangierte. Schuster sieht das
Potential beim Schreiben vor Ort vor allem darin, dass der Schüler direkt und
gegenwärtig die Situation, Person o. ä. vor Augen hat. Somit sieht er die
Gefahr gebannt, dass Klischees produziert werden, wie es oft sonst bei
Schilderungen der Fall ist.
2.6.Fazit
Zusammenfassend lässt
sich sagen, dass bei den kreativen Schreibformen der spielerische,
experimentelle Umgang mit Sprache im Vordergrund steht. Sie bieten dem Schüler
Gelegenheit, sich selbst in den Schreibprozess einzubringen, subjektive
Schreibweisen zu erproben, das eigene Selbstvertrauen zu stärken. Sie leisten
also einen wichtigen Beitrag zur Selbstfindung und helfen beim Aufbau einer
Ich-Identität. Sie fördern sprachschöpferisches Verhalten und helfen somit
literarische Ausdrucksmöglichkeiten zu erschließen. Grundsätzlich kann
kreatives Schreiben auf Sensibilität, Fantasie sowie neue Möglichkeiten des
Denkens und Empfindens abzielen, denn am Ende des kreativen Schreibens sollte
etwas Neues entstehen, zumindest aber eine neue Sichtweise resultieren. Von großer
Bedeutung für die Anwendung kreativer Schreibformen ist die Aktivierung der
Imaginationskraft
und das Ablösen üblicher traditioneller Themenstellungen durch bewusste
Irritationen. Die unter 2. vorgestellten Kreativen Schreibformen sind als
Verfahren zu verstehen, welche die Person als Ganzes mit ihren Emotionen und
Erfahrungen ansprechen, und damit auch die Bedürfnisse der rechten Gehirnhälfte
berücksichtigen.
Es ist an dieser
Stelle abschließend festzuhalten, dass kreatives Schreiben keineswegs nur das
Verfassen eigener literarischer Texte darstellt, die durch die Entäußerung
persönlicher Innenwelten charakterisiert sind. Sondern zu dem ermöglicht
kreatives Schreiben in besonderer Weise ein Hineindenken in andere Personen und
Zeiten sowie neue Erfahrungsweisen, ein Anspruch, der auch im allgemeinen
Umgang/ Rezeption von literarischen Texten realisiert wird.
Das kreative
Schreiben hat viele Anregungen aus der Gestalttherapie übernommen. Der
therapeutische Aspekt ist für den Schulbereich nicht unproblematisch. Folgt in
der Gestalttherapie nach der Innenschau, initiiert durch personales/ kreatives
Schreiben ein mündlicher Austausch, steht beim kreativen Schreiben am Ende ein
ästhetisch formaler Text. Bei schweren Themen (Tod, Ängste) bzw. bei
angezeigtem Bedarf seitens der Schüler sollten auch im Deutschunterricht die
entstandenen Texte in einem Gespräch aufgefangen werden.
3. Bewertung
kreativer Schreibleistungen
Es steht immer wieder
zur Diskussion, ob sich kreative Schreibleistungen überhaupt bewerten lassen,
da diese in der Regel sehr subjektiv orientiert sind. Dem entgegengesetzt wird
zumeist, dass auch Arbeiten im Kunstunterricht bewertet werden. Es gibt
wichtige Argumente, die für eine Bewertung sprechen. So fällt auf, dass gerade
schwächere Schüler beeindruckende Leistungen hervorbringen. Diese in der
Beurteilung unberücksichtigt zu lassen, wäre äußerst demotivierend für diese
Schüler. Allgemein bestünde zudem die Gefahr, dass kreatives Schreiben nicht
ernst genommen und an den Rand des Deutschunterrichts gedrängt werden würde.
Folgt man den jüngeren Lehrplänen, wird kreatives Schreiben zunehmend gewichtet
und kann seitens des Schülers sogar im Abitur als Teilleistung in Anspruch
genommen werden.
Voraussetzung für
konstruktive Kritik und das Bewerten, so Schuster, ist ein sozial-integratives
Klassenklima.
Respekt, Empathie und Behutsamkeit gegenüber dem Schüler sind angezeigt, weil
gerade „Kreativität durch Beurteilung leicht abgeblockt wird“.
Hilfreiche
Bewertungskriterien gibt Spinner an: „Einfallsreichtum, Anschaulichkeit,
semantische Dichte, Kohärenz, stilistische Konsequenz, Variabilität der
Ausdrucksmittel [und Schuster fügt hinzu] ungewöhnliche Metaphern und Chiffren,
Symbolik, leitmotivische Gestaltung, inhaltliche Überraschungsmomente, Authentizität.“ Schuster betont
jedoch, - bei aller Wichtigkeit eines Kriterienkatalogs, dass der
Gesamteindruck ausschlaggebend sein sollte. Weitere wichtige Grundsätze lassen
sich bei Liebnau finden: Bei der Bewertung sollte man nicht von normativen
Stilvorstellungen ausgehen, sondern vielmehr die Besonderheit des Textes im
Blick haben, ähnlich der Herangehensweise des Umgangs generell mit
literarischen Texten. Der eigene Ausdruckswille sollte höher bewertet werden,
als die Reproduktion vorgegebener Muster. In diesem Sinne ist der Lehrer
angehalten, den Sprachsinn und eigenen Stil des Schülers zu fördern, beratend
und nicht fehlerorientiert bzw. exekutierend vorzugehen.
4. Anhang
4.1
Unterrichtspraktisches Beispiele
4.1.1.Monogramm
Zeichne auf einem
quergelegten Blatt (mindestens Din A4) mit sehr großen Hohlbuchstaben die
Anfangsbuchstaben deines Ruf- und Familiennamens.
Fülle die Hohlräume
mit möglichst vielen Wörtern, die mit dem entsprechenden Buchstaben beginnen.
Wortart, Form und Lage der Wörter können beliebig sein.
Wenn alle fertig
sind, werden die Monogramme in der Runde weitergereicht und danach evtl.
einzelne Einfälle angesprochen oder ins eigene Monogramm übernommen.
Suche jetzt aus jedem
der zwei Buchstaben zwei Wörter heraus, die dich besonders interessieren, und
rahme sie ein.
Erkläre in der
Gruppe, warum du diese Wörter ausgewählt hast, warum sie vielleicht zu dir
passen oder warum sie dir schon oft Anlass zu Ärger gaben.
Schreibe anschließend
einen 20 Min.-Text, in dem die vier Wörter eine Rolle spielen.
4.1.2 Fantasiereise
Die Schüler schließen
die Augen und lauschen der im Hintergrund spielenden Musik. Der Lehrer spricht
mit ruhiger Stimme und entführt die Schüler in eine imaginäre Welt: „Stellt
euch vor, ihr seid eine und um euch herum....“
Aufgabe: Bringe
spontan durch ein Cluster deine jeweiligen Assoziationen zu Papier. Wenn du dir
ein Cluster erstellt hast, suche dir einen Schwerpunkt, dies kann ein Wort oder
ein ganzer Strang sein. Bei welchem Wort oder Strang fallen dir weitere Bilder,
Gedanken und Gefühle ein? Wähle danach deinen Schwerpunkt und verwende sie für
deinen Text. Dieser kann ein Gedicht oder eine kleine Geschichte sein.
5. Literatur
Brenner, G.:
Kreatives Schreiben. Ein Leitfaden für die Praxis. Frankfurt / M. 1990.
Liebnau, U.:
Eigensinn. Kreatives Schreiben im Deutschunterricht. Anregungen und Methoden.
Frankfurt / M. 1995.
Rico, G. L.:
Garantiert schreiben lernen. Sprachliche Kreativität methodisch entwickeln.
Reinbek 1984.
Schiffler, H.:
Kreativität und Gesellschaft. Ravensburg 1973.
Schuster, K.: Das
personal-kreative Schreiben im Deutschunterricht. Theorie und Praxis. München
1997.
Spinner, H. K.:
Kreativer Deutschunterricht. Identität – Imagination - Kognition. Seelze 2001.
Wollschläger, G.:
Kreativität und Gesellschaft. Frankfurt / M. 1972.