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Seminararbeit / Hausarbeit

Kreative Schreibf­ormen im Unterric­ht - Seminar von PD Dr. K. Rose

2.500 Wörter / ~11 Seiten sternsternsternsternstern_0.25 Autorin Dominique V. im Feb. 2012
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - EMAU

Note, Lehrer, Jahr

WS 05/ 06

Autor / Copyright
Dominique V. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.09 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 14528







Kreative Schreibformen

 

Seminar: Texte schreiben und bewerten im integrativen DU der Sek. I

Dozent: PD Dr. K.

 

 

 

Inhaltsverzeichnis                                                                                                     1

 

Einleitung                                                                                                                 2

 

1.Erläuterung des Kreativitätsbegriffs                                                                     2

1.2. Kreatives Schreiben näher definiert                                                                  3

 

2. Kreatives Schreiben: Formen und Methoden                                                      4

2.1. Cluster                                                                                                               4

2.2. Mind-Mapping                                                                                                  5

2.3. Automatisches Schreiben                                                                                  5

2.4. Aktivierung von Körpergefühlen                                                                      6

2.5. Situatives Schreiben                                                                                          6

2.6. Fazit                                                                                                                  7

 

3. Bewertung kreativer Schreibleistungen                                                               8

 

4. Anhang

4.1.Unterrichtspraktische Beispiele                                                                          9

4.1.1. Monogramm                                                                                                   9

4.1.2. Fantasiereise                                                                                                   9

 

5. Literatur                                                                                                               10

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einleitung

 

In dieser Arbeit sollen kreative Schreibformen vorgestellt werden. Diese haben in den letzten Jahren zunehmend in den Lehrplänen an Bedeutung gewonnen, da man bestrebt ist, dem Schüler als ganze Person gerecht zu werden. Fantasie, Spontaneität, Authentizität, - Größen, die beim Unterrichten von Sprache einen Raum beanspruchen dürfen und auch müssen. Diese Aussage verstehbar zu machen, ist Hauptanliegen dieser Arbeit.

Zunächst geht es 1. Kapitel um Klärung von Begriffen und um das Vermitteln einer theoretischen Basis. Im 2. Kapitel werden verschiedene Formen und Methoden des kreativen Schreibens vorgestellt. Hier ist meinerseits eine Auswahl der Vielzahl von Möglichkeiten getroffen worden. Im Abschluss des 2. Kapitels richte ich den Fokus auf das Charakteristische, die gemeinsame Schnittmenge kreativer Schreibformen und ziehe ein Fazit. Schwierig erscheint die Bewertung kreativer Schreibleistungen. Denkanstöße und Kriterien dazu sind im 3. Kapitel zu finden.

 

 

1.Erläuterung des Kreativitätsbegriffs

 

Eine prägnante allgemeine Definition zur Kreativität gibt u. a. Wollschläger: „Kreativität ist die Fähigkeit, neue Zusammenhänge aufzuzeigen, bestehende Normen sinnvoll zu verändern und damit zur allgemeinen Problemlösung in der gesellschaftlichen Realität beizutragen.[1]

Kreativität bringt neue Denkergebnisse hervor. Dies ist möglich durch Imagination oder einer Gedankensynthese. Es ist im jeden Falle immer mehr als nur eine bloße Zusammenfassung. Ausgehend von den 70er- Jahren stand im Deutschunterricht das Durchbrechen von sprachlichen Normen zunächst im Vordergrund. Kreativität ist „als divergentes Denken verstanden worden, das zu neuen, überraschenden Problemlösungen führt.“[2]

Durch den spielerischen Umgang mit Sprache und diversen Verfremdungstechniken sollte der Schüler das Normsystem der Sprache auf kreative Weise kennen lernen und auch in Fragestellen dürfen.

Erst in den 80-er Jahren wurde dann der Kreativitätsbegriff auf eine subjektive Ebene gehoben und zielte somit primär auf den persönlichen Ausdruck und die Entfaltung der Fantasie ab. Weg vom Reproduzieren vorgegebener Muster sollte die eigene Gestaltungskraft  in Anspruch genommen werden. Die innere meist verborgene Welt des Schülers sollte sich über das Schreiben entäußern bzw. eine Plattform finden können.

 

 

 

 

1.2. Kreatives Schreiben näher definiert

 

Spinner zählt zu den kreativen Schreibbewegungen das freie Schreiben, das personale Schreiben und das Schreiben als Prozess. Das freie Schreiben knüpft an den freien Aufsatz aus der Reformpädagogik an: Dem Schüler ist freigestellt, wann, wo und worüber er schreibt.

Das personale Schreiben ist subjektbezogen und steht für eine Suchbewegung zur eigenen Identität. Steht der Weg (Sammeln von Ideen, Entwurf, 1. Niederschrift, Überarbeitung) zum fertigen Text im Mittelpunkt, spricht man vom Schreiben als Prozess.

In der Literatur wird oft nicht zwischen personalem und kreativen Schreiben unterschieden. So spricht Schuster vom personal-kreativen Schreiben, da es viele Überschneidungen gibt und eine Trennung nur der Tendenz nach möglich ist.[3] „Man kann sagen, dass jedes personale Schreiben kreativ sein sollte, umgekehrt ist aber nicht jedes kreative Schreiben personal.“[4] Beiden gemeinsam ist die Subjektivität des Schreibvorgangs. Im Gegensatz zum kreativen Schreiben kann das personale therapeutische Formen annehmen. Dazu gehört das bloße Notieren von Gedanken, Gefühlen, welches beim personalen Schreiben ohne gestalterischen Anspruch möglich ist, jedoch beim kreativen Schreiben stark gewichtet wird. Beim personalen Schreiben werden die Bezüge zur Gestalttherapie deutlich: Personales Schreiben wird hier als ein Medium der Selbsterkenntnis und der Selbstanalyse verstanden.

Spinner (1993) charakterisiert das kreative Schreiben durch folgende drei Prinzipien:

a) Irritation: Es wird bewusst eine Irritation geschaffen, die wiederum neue Einfälle hervorruft. Der Lehrende sollte Anregungen schaffen, die provozieren, z. B. surreale Bilder, Fantasiewörter, verblüffende Textanfänge, die weiterzuschreiben sind. Es sind Ideen zu entwickeln bzw. Handlungen durchzuführen, die allgemeine Muster durchbrechen.

b) Expression: Der Schreibende drückt Subjektivität aus, bring seine innere Befindlichkeit zur Darstellung. Dabei werden Schichten des Vor- und Unterbewussten angesprochen. Originalität wird im Sinne von subjektiver Authentizität erreicht.

c) Imagination: Das dritte Prinzip verbindet die Grundprinzipien von Irritation und Expression. Die Außenperspektive auf das Geschriebene wird aufgegeben. Es entfaltet sich eine imaginäre Welt des Schreibenden, in der Wünsche und Ängste ihren Raum finden können. Als ein Beispiel sei hier die Fantasiereise genant.

 

Weitere Dimensionen nach Schiffler (1973) des kreativen Schreibens sind:

Die Förderung einer kreativen Persönlichkeit, welche gekennzeichnet ist durch Offenheit gegenüber der Umwelt, neuen Ideen, Konflikten sowie unabhängig und unkonventionell reagieren bzw. agieren zu können.

Produktionsorientiertheit: Durch kreative Leistungen entsteht ein neues Produkt.

Kreatives Schreiben wird verstanden als ein geistiger Prozess: Voraussetzungen hierbei sind z. B. die Flüssigkeit von Ideen, figuralen Vorstellungen, Inhalte miteinander verbinden zu können, flexibel agieren können, umstrukturieren, Ideen unter Beachtung von Auflagen bzw. Einschränkungen zu produzieren.

Das Gehirn arbeitet unter optimalen Umständen ausgewogen mit beiden Hirnhälften, der linken als auch der rechten. Arbeitet die linke linear, planend, zielgerichtet, logisch, analysierend, so die rechte intuitiv, spontan, gefühlsmäßig, phantasievoll, kreativ. Die rechte Gehirnhälfte liebt den Zufall, das Neue, sie denkt in Bildern, umkreisend, assoziierend.[5] Rico bemängelte in den 80-er Jahren, dass traditionell in der Schule und eben auch im Deutschunterricht zu sehr die linke Hirnhälfte eingesetzt wird. Es kommt zu Denkergebnissen, die einseitig und auf Dauer gesehen unbefriedigend für Lehrer und Schüler gleichermaßen sind. Es liegt in der Natur der Dinge, dass auch die Gaben der rechten Gehirnhälfte nach einer Entäußerung streben und diese bei Unterforderung ihr kreatives Potential auf destruktive Weise entlädt. Gemeint ist hier abweichendes Verhalten wie Tagträumen, Bänke bemalen, Unlust und dergleichen. Mit Hilfe der kreativen Schreibformen versuchte man nun ganz gezielt die rechte Hälfte zu fördern, die für die kreativen, emotionalen, bildhaften Aspekte des Denkens zuständig ist. In der Regel genügt es nach Rico nicht, einfach nur ein Thema zu stellen, sondern es sind Verfahren notwendig, die einen stärkeren Reiz auf die rechte Hirnhälfte ausüben, um diese zu aktivieren.[6]

 

2. Kreatives Schreiben: Formen und Methoden

2.1. Cluster

Hierbei handelt es sich um ein nicht lineares Brainstorming- Verfahren, welches verwandt ist mit der freien Assoziation.[7] Auch von Rico als Kurzschrift des bildlichen Denkens genannt, handelt es sich um das Knüpfen von Ideennetzen. Beginnend mit einem Kernwort im Zentrum des Blattes fügt man die auftauchenden Assoziationen an die jeweilige Kette. Wenn ein Strang nicht weiterführt, beginnt man eine neue Kette. Als Ergebnis erhält man eine Traube von Wörtern. Ein Cluster spiegelt ein scheinbares Chaos wider: Was, wo, wer, wann und wie sind nicht nur unklar, sondern spielen zunächst keine Rolle. Ziel des Clusterns ist es, schreibend zu beginnen, jedoch die Kontrollmechanismen, die Zensur im Kopf auszuschalten, um unvoreingenommen mit Ereignissen, Gefühlen und Bildern in Berührung zu kommen. Wichtig ist, dass der Schüler nicht die gesamte Traube der Wörter für das Schreiben verwenden muss, sondern den Teil der Traube für den Schreibprozess verwendet, durch den weitere Bilder, Gefühle, Gedanken evoziert werden.

Nach Schuster (1997) ist es generell als 1. Arbeitsschritt anwendbar, um zu erzählen, berichten oder zu schildern. In der Literatur wird es oft empfohlen bei Fantasiegeschichten, denn ein Cluster stellt eine Fundgrube von Ideen und Themen dar.

 

 

 

2.2. Mind-Mapping

Die sogenannte Gedanken-Landkarte hat im Gegensatz zum Cluster Haupt- und Nebenäste. Es ist folglich eine hierarchische Ordnung erkennbar, in der sich bereits eine gewisse Gliederung widerspiegelt.[8] Man beginnt in der Mitte eines leeren Blattes das Thema zu schreiben und um dieses Zentrum herum ordnet man anschaulich aufgezeichnet seine Gedanken. Farben, Symbole, Bilder sind erlaubt. Es ist erkennbar, dass beim Mind-Mapping beide Hirnhälften gleichstark aktiviert werden. Anwendbar ist so eine Gedanken-Landkarte generell zum Planen, Koordinieren von Aufgaben für gemeinsame Projekte. Sie eignet sich aber auch als erster Schritt beim Erörtern, entsprechend einer Stoffsammlung, in der jedoch alle Gedanken, Ideen zugelassen bzw. erwünscht sind.

 

2.3.Automatisches Schreiben

Dieses wurde ursprünglich für therapeutische Zwecke entwickelt, jedoch 1920 vom Surrealisten Breton aufgegriffen. Ziel ist das Aufspüren und Festhalten von Assoziationen aller Art, die Aufmerksamkeit gesteigert auf die eigene Innenwelt zu richten. Wie auch beim Cluster geht es um die Entmachtung der linken Hirnhälfte. Gedanken, Gefühle, Bilder sollen ohne Zensur miteinander verknüpft werden. Die bewährte Schreibzeit für Schüler beträgt 4-8 min. Zur Einstimmung werden die Augen geschlossen, die Konzentration auf sich selbst gerichtet. So schnell wie möglich wird ohne Punkt und Komma alles aufgeschrieben, was durch den Kopf „geistert“: was man fühlt, denkt, hofft, welche Bilder vorbeiziehen. Grammatisch richtige Sätze sind hierbei unwichtig, Stichwörter, Satzfetzen genügen. Bei Gedankenstopp wird das letzte Wort so lange aufgeschrieben, bis neue Einfälle kommen.

Das automatische Schreiben eignet sich besonders als Aufwärmübung zu Beginn einer Schreibweise oder zu Beginn des Unterrichts, zur Themenfindung oder als Fundgrube, wenn ein Thema für alle Einfälle offen erschlossen werden soll. Das automatische Schreiben stellt des weiteren eine experimentelle Selbsterkundung dar: Lässt man z. B. Jungen und Mädchen sich jeweils auf das andere Geschlecht konzentrieren und automatisch schreiben, wird sich vieles Überraschendes finden lassen, auf das die Schüler durch eine übliche Stoffsammlung nicht gekommen wären.

 

2.4. Aktivieren von Körpergefühlen

Auch hier ist die Zielsetzung, den Schreibenden als ganze Person, eben auch seine Erfahrungen und Gefühle anzusprechen. Die Körpergefühle, welche sich auf alle fünf Sinne (Tasten, Riechen, Hören, Sehen, Schmecken) beziehen, sind Träger von Bedeutung z. B. für Personen, Orte, Ereignisse. Die Abspeicherung im Gehirn von Bildern, Erfahrungen, Gefühlen entzieht sich oftmals einem rationalem Zugriff und ist u. U. auch nicht durch ein Clustering evozierbar.

Als ein Beispiel sei hier das Aktivieren von Gefühlen in einer 5. Kl. über den visuellen Kanal vorgestellt[9]: Als Impuls diente ein weichgezeichnetes, lichtdurchflutetes Landschaftsbild, Einzelheiten waren nicht erkennbar. Die Schüler wurden bei begleitender Meditationsmusik angehalten, dieses Bild auf sich wirken zu lassen, sich auf Gefühle, Assoziationen, Erfahrungen einzulassen. Es wurde deutlich gesagt, dass es nicht um eine Bildbeschreibung geht. Schaut man auf die von Schuster vorgestellten Ergebnisse, sind diese beachtlich. Es sind viele nachdenkliche, reflexive Texte entstanden, die zeigen, dass sich Kinder über sich selbst und ihre Umwelt Gedanken machen.[10]

 

2.5.Situatives Schreiben

Beim Schreiben vor Ort liegt das Hauptaugenmerk darauf, wie eine bestimmte Situation auf den Schreibenden einwirkt, ihn beeinflusst. Die Situationen können natürlich oder arrangiert sein. Eine natürliche Situation (im Park, am Bahnhof) wird andere Körpergefühle hervorrufen als eine künstlich arrangierte.[11] Schuster sieht das Potential beim Schreiben vor Ort vor allem darin, dass der Schüler direkt und gegenwärtig die Situation, Person o. ä. vor Augen hat. Somit sieht er die Gefahr gebannt, dass Klischees produziert werden, wie es oft sonst bei Schilderungen der Fall ist.

 

2.6.Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei den kreativen Schreibformen der spielerische, experimentelle Umgang mit Sprache im Vordergrund steht. Sie bieten dem Schüler Gelegenheit, sich selbst in den Schreibprozess einzubringen, subjektive Schreibweisen zu erproben, das eigene Selbstvertrauen zu stärken. Sie leisten also einen wichtigen Beitrag zur Selbstfindung und helfen beim Aufbau einer Ich-Identität. Sie fördern sprachschöpferisches Verhalten und helfen somit literarische Ausdrucksmöglichkeiten zu erschließen. Grundsätzlich kann kreatives Schreiben auf Sensibilität, Fantasie sowie neue Möglichkeiten des Denkens und Empfindens abzielen, denn am Ende des kreativen Schreibens sollte etwas Neues entstehen, zumindest aber eine neue Sichtweise resultieren. Von großer Bedeutung für die Anwendung kreativer Schreibformen ist die Aktivierung der Imaginationskraft[12] und das Ablösen üblicher traditioneller Themenstellungen durch bewusste Irritationen. Die unter 2. vorgestellten Kreativen Schreibformen sind als Verfahren zu verstehen, welche die Person als Ganzes mit ihren Emotionen und Erfahrungen ansprechen, und damit auch die Bedürfnisse der rechten Gehirnhälfte berücksichtigen.[13]

Es ist an dieser Stelle abschließend festzuhalten, dass kreatives Schreiben keineswegs nur das Verfassen eigener literarischer Texte darstellt, die durch die Entäußerung persönlicher Innenwelten charakterisiert sind. Sondern zu dem ermöglicht kreatives Schreiben in besonderer Weise ein Hineindenken in andere Personen und Zeiten sowie neue Erfahrungsweisen, ein Anspruch, der auch im allgemeinen Umgang/ Rezeption von literarischen Texten realisiert wird.[14]

Das kreative Schreiben hat viele Anregungen aus der Gestalttherapie übernommen. Der therapeutische Aspekt ist für den Schulbereich nicht unproblematisch. Folgt in der Gestalttherapie nach der Innenschau, initiiert durch personales/ kreatives Schreiben ein mündlicher Austausch, steht beim kreativen Schreiben am Ende ein ästhetisch formaler Text. Bei schweren Themen (Tod, Ängste) bzw. bei angezeigtem Bedarf seitens der Schüler sollten auch im Deutschunterricht die entstandenen Texte in einem Gespräch aufgefangen werden.

 

3. Bewertung kreativer Schreibleistungen

 

Es steht immer wieder zur Diskussion, ob sich kreative Schreibleistungen überhaupt bewerten lassen, da diese in der Regel sehr subjektiv orientiert sind. Dem entgegengesetzt wird zumeist, dass auch Arbeiten im Kunstunterricht bewertet werden. Es gibt wichtige Argumente, die für eine Bewertung sprechen. So fällt auf, dass gerade schwächere Schüler beeindruckende Leistungen hervorbringen. Diese in der Beurteilung unberücksichtigt zu lassen, wäre äußerst demotivierend für diese Schüler. Allgemein bestünde zudem die Gefahr, dass kreatives Schreiben nicht ernst genommen und an den Rand des Deutschunterrichts gedrängt werden würde. Folgt man den jüngeren Lehrplänen, wird kreatives Schreiben zunehmend gewichtet und kann seitens des Schülers sogar im Abitur als Teilleistung in Anspruch genommen werden.

Voraussetzung für konstruktive Kritik und das Bewerten, so Schuster, ist ein sozial-integratives Klassenklima.[15] Respekt, Empathie und Behutsamkeit gegenüber dem Schüler sind angezeigt, weil gerade „Kreativität durch Beurteilung leicht abgeblockt wird“.[16]

Hilfreiche Bewertungskriterien gibt Spinner an: „Einfallsreichtum, Anschaulichkeit, semantische Dichte, Kohärenz, stilistische Konsequenz, Variabilität der Ausdrucksmittel [und Schuster fügt hinzu] ungewöhnliche Metaphern und Chiffren, Symbolik, leitmotivische Gestaltung, inhaltliche Überraschungsmomente, Authentizität.“[17] Schuster betont jedoch, - bei aller Wichtigkeit eines Kriterienkatalogs, dass der Gesamteindruck ausschlaggebend sein sollte. Weitere wichtige Grundsätze lassen sich bei Liebnau finden: Bei der Bewertung sollte man nicht von normativen Stilvorstellungen ausgehen, sondern vielmehr die Besonderheit des Textes im Blick haben, ähnlich der Herangehensweise des Umgangs generell mit literarischen Texten. Der eigene Ausdruckswille sollte höher bewertet werden, als die Reproduktion vorgegebener Muster. In diesem Sinne ist der Lehrer angehalten, den Sprachsinn und eigenen Stil des Schülers zu fördern, beratend und nicht fehlerorientiert bzw. exekutierend vorzugehen.

 

4. Anhang

 

4.1 Unterrichtspraktisches Beispiele

 

4.1.1.Monogramm

Zeichne auf einem quergelegten Blatt (mindestens Din A4) mit sehr großen Hohlbuchstaben die Anfangsbuchstaben deines Ruf- und Familiennamens.

Fülle die Hohlräume mit möglichst vielen Wörtern, die mit dem entsprechenden Buchstaben beginnen. Wortart, Form und Lage der Wörter können beliebig sein.

Wenn alle fertig sind, werden die Monogramme in der Runde weitergereicht und danach evtl. einzelne Einfälle angesprochen oder ins eigene Monogramm übernommen.

Suche jetzt aus jedem der zwei Buchstaben zwei Wörter heraus, die dich besonders interessieren, und rahme sie ein.

Erkläre in der Gruppe, warum du diese Wörter ausgewählt hast, warum sie vielleicht zu dir passen oder warum sie dir schon oft Anlass zu Ärger gaben.

Schreibe anschließend einen 20 Min.-Text, in dem die vier Wörter eine Rolle spielen.[18]

 

4.1.2 Fantasiereise

Die Schüler schließen die Augen und lauschen der im Hintergrund spielenden Musik. Der Lehrer spricht mit ruhiger Stimme und entführt die Schüler in eine imaginäre Welt: „Stellt euch vor, ihr seid eine und um euch herum....“

Aufgabe: Bringe spontan durch ein Cluster deine jeweiligen Assoziationen zu Papier. Wenn du dir ein Cluster erstellt hast, suche dir einen Schwerpunkt, dies kann ein Wort oder ein ganzer Strang sein. Bei welchem Wort oder Strang fallen dir weitere Bilder, Gedanken und Gefühle ein? Wähle danach deinen Schwerpunkt und verwende sie für deinen Text. Dieser kann ein Gedicht oder eine kleine Geschichte sein.

 

 

 

 

 

 

 

5. Literatur

 

Brenner, G.: Kreatives Schreiben. Ein Leitfaden für die Praxis. Frankfurt / M. 1990.

Liebnau, U.: Eigensinn. Kreatives Schreiben im Deutschunterricht. Anregungen und Methoden. Frankfurt / M. 1995.

Rico, G. L.: Garantiert schreiben lernen. Sprachliche Kreativität methodisch entwickeln. Reinbek 1984.

Schiffler, H.: Kreativität und Gesellschaft. Ravensburg 1973.

Schuster, K.: Das personal-kreative Schreiben im Deutschunterricht. Theorie und Praxis. München 1997.

Spinner, H. K.: Kreativer Deutschunterricht. Identität – Imagination - Kognition. Seelze 2001.

Wollschläger, G.: Kreativität und Gesellschaft. Frankfurt / M. 1972.



[1] Wollschläger (1972), S. 25.

[2] Spinner (2001), S. 109.

[3] Vgl. Schuster (1997), S. 29.

[4] Ebda.

[5] Vgl. Liebnau (1995), S. 7; Rico (1984).

[6] Rico ging es insgesamt betrachtet hierbei nicht um eine Überbetonung der rechten Gehirnhälfte, sondern vielmehr um ein ausgewogenes Zusammenspiel beider Hirnhälften, um so optimale Denkprozesse zu begünstigen.

[7] Vgl. Rico (1984), S. 27.

[8] Vgl. Schuster (1997), S. 76.

[9] AaO., S. 96.

[10] Im Anhang ist dazu ein Beispiel zu finden.

[11] Die Übergänge von natürlichen und künstlichen Situationen sind sicherlich fließend und werden durch  persönliche Sichtweisen unterschiedlich wahrgenommen. So erscheint dem einen ein Dachboden zum Schreiben als eher natürlich, dem anderen als äußerst ungewohnt. Arrangiert man jedoch diesen Dachboden zusätzlich mit z. B. Licht, Musik oder Farben lassen sich bewusst künstlich geschaffene Effekte erzeugen, die Irritationen hervorrufen, die sich hervorragend als Schreibanlässe nutzen lassen.

[12] Vgl. dazu Spinner (2001), S.114: Tiefenpsychologisch kann man vom Hervorholen des Unbewussten sprechen, gehirnpsychologisch vom Wechselspiel zwischen beiden Gehirnhälften, gestaltpädagogisch vom Ansprechen aller inneren Kräfte.

[13] Vgl. Schuster (1997), S.79.

[14] Vgl. Spinner (2001), S.116 f. Spinner spricht an dieser Stelle auch von der Fähigkeit des Fremdverstehens und distanziert sich von der Subjektivierung  der 80-er Jahre als vordergründiges Charakteristikum der kreativen Schreibformen. Er stellt in seinen Ausführungen den Bezug zu Winnicotts intermediären Raum dar, der eben nicht nur als subjektiver Raum definiert ist.

[15] Vgl. Schuster (1997), S. 206.

[16] Spinner (2001), S. 123.

[17] Schuster (1997), S. 206 f.

[18] Entnommen aus:Liebnau (1995), S. 12.


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