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Aufsatz
Soziologie

Leuphana Lüneburg

2013

Angelina K. ©
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ID# 64788







Konzept der Hegemonie
im Rahmen des BFS-Modells
Mehr Männer in Kitas


1.   Hegemonie

Im Folgenden wird das ESF-Modellprojekt „MEHR Männer in Kitas“ aus hegemonialer Perspektive kritisch durchleuchtet. Damit dies möglich ist, wird zunächst ein geschichtlicher Abriss der Konstruktion von Männlichkeit vorgestellt, welcher veranschaulichen soll wie bestimmte, gesellschaftlich konstruierte Männlichkeitsideale mitunter dazu führen konnten, dass sich hegemoniale Strukturen sowohl zwischen verschiedenen Männlichkeiten als auch zwischen Männern und Frauen etablieren konnten.

Daran anknüpfend werden zwei aufeinander aufbauende Theorien von „Hegemonie“ vorgestellt, um folglich das Modellprojekt aus dieser Sichtweise kritisch hinterfragen zu können.


1.1.             Konstruktion von Männlichkeit

„Der neure Geschlechterdiskurs in den Sozialwissenschaften wurde über lange Zeit fast ausschließlich von Frauen geführt und dominiert“ (Strohmaier 2003, S. 37). Der Ursprung des Diskurses ist im Feminismus der Studierendenbewegung zu finden, welche sich mittlerweile als gesellschaftskritische und antipatriarchale Diskursform etablieren konnte.

Mit der Zeit bezogen kontinuierlich mehr Männer öffentlich eigene Positionen, die sich jedoch anfangs stark an feministischen Theorien und Sichtweisen orientierten, da es noch keine systematischen Entwürfe ausgehend von Männern selbst gab. Aus dieser Entwicklung entstand später die „Männerforschung“, welche sowohl von Frauen als auch von Männern kritisch betrachtet wurde.

Es etablierte sich anschließend der Forschungszweig der „kritischen Männerforschung“. Aus ihr wurden zahlreiche Publikationen hervorgebracht, welche sich vom Konstrukt des „soziobiologischen Reduktionismus“ (Männlichkeit als Naturereignis) abgrenzen und Männlichkeit als ein sozial konstruiertes Produkt innerhalb veränderbarer Sozial- und Machtstrukturen im gesellschaftlichen Prozess verstehen (vgl. ebd.

S. 37f.).

Im Folgenden wird auf den theoretischen Entwurf Mosses eingegangen, um darlegen zu können, welche Fragen und Problemstellungen „Männlichkeit“ vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Wandlungsprozesse aufwirft. Zudem gilt der Entwurf als Grundlage im Kontext des Konzeptes der Hegemonie.


1.2.             Normative Männlichkeit als Stereotyp (Mosse)

Die Konstruktion des modernen Männerideals begründet sich laut Mosse in der Entstehung und dem Aufstieg des Bürgertums im 18. Jahrhundert. Er sieht den Bruch der aristokratisch-feudalistischen Ideale und die damit implizierte Verunsicherung der männlichen Selbstdefinition als ausschlaggebendes Ereignis. „Die sich im Umbruch befindenden Gesellschaften (z.B. England, „Deutschland“ oder Frankreich) streben eine neue sozialökonomische und politische Ordnung an und ein dazu passendes, dem Chaos entgegengesetztes, Männerbild“ (ebd.

S. 39). Das sich neuentwickelnde Männerbild kam jedoch nicht ohne den aristokratischen Ehrenkodex[1] aus, welcher in der Konstitution bürgerlicher Staatlichkeit integriert werden musste (vgl. ebd.).

Die unterschiedlichen Vorstellungen von Männlichkeit implizierten Verunsicherungen in der Gesellschaft, welche sich unter anderem auf das Erscheinungsbild des Mannes im 18. Jahrhundert übertrug. Es wurde ein eindeutigeres Bild vom Mann benötigt und somit eine Stereotypisierung des Männerbildes. „Das Stereotypisieren bedeutete, jedem Mann all die Attribute der Gruppe zuzuordnen, zu der er angeblich gehörte.

Alle Männer sollten dem Bild idealer Männlichkeit entsprechen“ (Strohmaier 2003, S. 40). Um eine solche Stereotypisierung vornehmen zu können, wurden die Normen moderner Männlichkeit von Gegenbildern, auch Antitypen genannt, abgegrenzt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte Ehrenberg ein Konstrukt des „wahren Mannes“, welcher sich unter anderem seinen eigenen Stärken und seiner Überlegenheit bewusst war.

Jenen Attributen von Männlichkeit folgte eine exakte Vorstellung von männlicher Schönheit. Als Vorbild der optimalen Erscheinung dienten Skulpturen griechischer Athleten, welche durch ihren Körperbau und ihre Haltung sowohl Kraft und Virilität symbolisierten als auch Harmonie und Selbstkontrolle ausstrahlten (vgl. ebd. S. 40f.).

Wie bereits erwähnt, vertrat Mosse die These, dass moderne Männlichkeit nicht ohne Klassifizierung hergestellt werden könne, was bedeute, dass die Konstruktion des Stereotypen „Mann“ nur im Vergleich des männlichen Antitypus entstehen könne. Mit Antitypen sind immer die „anderen“ Männer gemeint. Hierunter wurden hauptsächlich „[…] die Homosexuellen, die Schwachen und Kranken, die Armen, die Zigeuner, die Kommunisten oder die Juden“ verstanden (ebd.

S. 45). Die Abgrenzung veranschaulicht, dass in verschiedenen zeitlichen Abschnitten, abhängig von den Vorlieben der Herrschenden (z.B. Bürgertum, Kriegsfanatiker, Faschisten, Arbeiterbewegung), das jeweilige Männlichkeitsideal auf Kosten der Diskriminierung der „Anderen“ stattfand. Dabei lieferte die Gruppe der Homosexuellen als ein Antitypus ein ausgezeichnetes Gegenbild zum „wahren“ Mann.

Denn dieser zeichnete sich unter anderem durch die Beziehungen zu Frauen und der damit einhergehenden Heterosexualität aus (vgl. ebd. S. 45f.). „Im Zusammenspiel mit der protestantischen Moralvorstellung, die ebenso wie die katholische Soziallehre den Mann als Familienoberhaupt ansah, kam es […] zu einer Gleichsetzung des Vernunftsbegriffs mit dem Wesen des Mannes, die mit zur Trennung des Rationalen vom Emotionalen beitrug“ (ebd.

S. 41). Das Emotionale, Persönliche und Subjektive als Eigenschaften, die vorwiegend Frauen zugesprochen wurden, erfuhr dieser Zeit eine Abwertung und Marginalisierung. Der „aufgeklärte“ Mann hatte zu beten, zu arbeiten und der Frau die „moralischen Gesetze“ nahezulegen. Somit erhielt er die Verantwortung für das Außenleben (Erwerbstätigkeit), während die Frau für das Innenleben (Hausarbeit und Kindererziehung) zuständig war.

Insgesamt lässt sich anhand dieser Ausführungen veranschaulichen, dass die Grenze zwischen moderner Männlichkeit und den Antitypen scharf gezogen wurde, damit das Konstrukt der „wahren Männlichkeit“ in der Gesellschaft durch starke Kontraste an Stärke gewinnen konnte (vgl. ebd. S. 47).

Im Zeitraum von 1750 bis 1830 wurde nach Mosse das Fundament moderner Männlichkeit gelegt, da sich die Industrialisierung sozioökonomisch auf alle Lebenszusammenhänge ausübte. Entwicklungen in diesem zeitlichen Abschnitt brachten neue Lebensentwürfe hervor, die sich zum Teil aus den veränderten Umständen und Bedürfnissen ergaben.

Zudem wuchs die soziale Ungleichheit: Aufgrund der Entstehung der Arbeiterklasse kam es zu einem sozialen Aufstieg des Bürgertums, was Klassenkämpfe in den deutschen Industrieregionen zur Folge hatte und bewirkte, dass sich neue Machtverhältnisse in der Politik etablieren konnten und wiederum zu einer Umstrukturierung der Sozialstruktur führten (vgl. ebd. S. 48). Zu jener Zeit wurde moderne Männlichkeit zu einem Paradigma erhoben.

Mosse beschreibt, dass die Maskulinität für das Selbstbild der Gesellschaft stand, welches das moralische Universum des Bürgertums wiederspiegelte: Somit war Maskulinität geprägt von Keuschheit, Aufrichtigkeit und Selbstkontrolle (Strohmaier 2003, S. 49). Mit dem 20. Jahrhundert etablierten sich neue Formen ästhetischen Bewusstsein, welche durch Politik, Kunst und Sexualität beeinflusst wurden.

S. 49f.).

Mosse sah die Verbindung aus Militarismus und Maskulinität als allgegenwärtig an. Im Zeitraum des Ersten Weltkrieges eignete sich die militärische Ideologie insbesondere zur Aufrechterhaltung der bürgerlichen Ordnung und die daran anknüpfenden männlichen Tugenden (Mut, Kameradschaft, Ehrenhaftigkeit und Opferbereitschaft), die sich bis dahin in der Gesellschaft etabliert hatten.

Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht bediente sich das Militär an dem neoklassischen Ideal des männlichen Körpers. Durch Leibesübungen wurde jeder zusätzlich trainiert, um Stärke und Kraft zu symbolisieren (vgl. ebd. S. 50f.). „Militärische Erziehung trug so einen nicht geringen Teil dazu bei, daß die moderne Männlichkeit, die die Gesellschaft als Ganzes symbolisierte, ihre Vormachtstellung gegenüber Frauen und „nichtmännliche“ Männer stabilisieren konnte“ (ebd.

S.51). Dabei gilt jedoch zu erwähnen, dass Männer verschiedenster politischer, ideologischer und religiöser Fronten am Krieg teilnahmen und hofften, so vorhandene Gegensätze zu reduzieren, da sich der Fokus auf den „äußeren“ Feind richtete. Unter anderem nahmen auch Juden als Soldaten am Krieg teil, um bis dahin bestehende Stereotypen widerlegen zu können. Der Jude Max Nordau beschrieb eine Unterscheidung in sogenannte „Kaffeehausjuden“ und „Muskeljuden“.

Letzteres sollte ein Konzept des „neuen Juden“ darstellen, welcher mehr dem Konstrukt des „wahren Mannes“ entsprechen sollte (vgl. ebd. S. 51f.). Insgesamt existierte die Vorstellung, dass sich nur jene zum männlichen Mainstream zugehörig fühlen durften, die sich der Kriegsbegeisterung anschlossen. „Der Erste Weltkrieg trug aber nur kurz zur Integration einer staatsverbundenen Männlichkeitsform bei, im Gegenteil: die Ressentiments zwischen den politisch-ideologischen Lagern wurde nach der Niederlage noch verstärkt“ (ebd.

S.53).

Die sich vor und während des Ersten Weltkrieges entwickelten, vielfältigen männlichen Erscheinungsweisen, wurden durch die nationalsozialistische Bewegung hinfällig. „Der neue (faschistische) Mann („der neue Mann“ der „nordischen Rasse“) im Körper des griechischen Athleten und mit der Gesinnung der SA sollte sich nicht nur ideologisch sondern auch im öffentlichen Raum gegen seine Widersacher durchsetzen“ (ebd.

S. 55). Der Mann galt als Symbol des Märtyrertums sowie als bewahrende Kraft. Jene, die dem Maßstab „arischer Gesundheit“ nicht entsprachen (ethnisch, politisch, körperlich), wurden der Verfolgung beziehungsweise der Vernichtung ausgesetzt. Zudem standen Männer in der Zeit des Nationalsozialismus unter erheblichen Anpassungsdruck: „[…] In den Klassenzimmern herrschte militärischer Drill und Denunziantentum, im Gymnasium mußten Lehrer mit „Professor“ angesprochen werden […]; in den Betrieben und Fabriken dominierten paramilitärische Vorarbeiter („Kapos“) und Angestellte das Klima, und der öffentliche Raum sah sich mit Kontrollorganen besetzt, die selbst unter ständigem Legitimationsdruck gegenüber den Nazis litten“ (ebd.

S. 58).

Mit der Niederlage des Zweiten Weltkrieges und dem Ende des nationalsozialistischen Völkermords erlebte die deutsche Gesellschaft den Niedergang der soldatischen Männlichkeitskonstruktion. „Nach 1945 ist in Westdeutschland eine Verschiebung auf eine „zivile, stark an persönlichem wirtschaftlichen Erfolg und an den Lebensbedingungen der Mittelschicht orientierte Männlichkeit“ (Brandes 2002:144) zu beobachten, die sich unter dem Eindruck von Prozessen der Globalisierung in Richtung globales Management entwickelt“ (Fegter 2012, S. 57).

Connell bezeichnet dieses Konstrukt von Männlichkeit als „ transnational business masculinities“, welches durch gesteigerten Egozentrismus und einem sinkenden Verantwortungsgefühl für andere gepaart mit der Imagepflege beschrieben wird. Die veränderten Bedingungen der Arbeitswelt ermöglichten und erzwangen gleichermaßen ein Aufbrechen des traditionellen bisherigen Männlichkeitsmusters (vgl. ebd.).

Im Laufe der Zeit distanzierte sich die Männlichkeitsforschung zunehmend von der Rekonstruktion eines hegemonialen Männlichkeitstypus. Die Fachliteratur zeigt jedoch trotz dessen zwei Tendenzen zur Konstruktion von Männlichkeit auf. Zum einen wird auf die Wirkungsmacht anerkannter Männlichkeitsmuster verwiesen, die anfänglich dem Adel und nach seiner Ablösung der bürgerlichen Gesellschaft mit dem Militär und zivilen Kaufleuten als dominante Akteure zugesprochen wurden.

Zum anderen beschreiben Bauer und Luedtke, dass sich gewisse Attribute zur Konstruktion von Männlichkeitsmustern wie Größe, Macht, Unabhängigkeit, Leistungs- und Erfolgsorientierung sowie Durchsetzungsvermögen, weiterhin als Normen zur Bestimmung von Männlichkeit Bestand hatten. Dies impliziert, dass jene Zuschreibungen zur Normbestimmung von Männlichkeitsmustern darauf ausgelegt sind, Dominanz zu repräsentieren.

S. 58). Aus diesem Grund werden unter anderem die Bereiche Sport und Technik häufig männlich konnotiert, jedoch ebenso aufgrund der Verbindung von Dominanzansprüchen (Beherrschung von Körper und Natur), was bedeutet, dass jene Bereiche im Zusammenhang einer Vergeschlechtlichung mit entsprechenden Semantiken ausgestattet werden (vgl. ebd.).

Auch in der heutigen Zeit zeigt sich, dass sich bestimmte Normen von Männlichkeiten durchsetzen konnten, die aus vergangenen Zeiten abgeleitet sind. Der aufgezeigte historische Abriss legt dar, dass sowohl die Kategorie als auch die Konstruktion von Männlichkeit verständlicher wird, wenn sie im Kontext der Ereignisse der jeweiligen Zeit betrachtet werden.

Zudem wurde die Konstruktion von Männlichkeit häufig mit Hilfe von Stereotypen vorgenommen. Die Merkmale verliehen den jeweiligen Konstrukten Bedeutung oder Signifikanz, welche ihren Beitrag dazu leisten konnten, dass Männlichkeiten in ihren verschiedenen Formen mächtig wurden. Die Konstruktion von Männlichkeit unterliegt somit dem historischen Wandel und der Tatsache, dass Stereotypen nur solange Bestand haben, wie die Unterordnung beziehungsweise Ausgrenzung funktioniert.

Dies begründet sich darin, dass Stereotypisierungen auf Macht-Ohnmacht-Verhältnissen sowie auf der Dynamik von Über- oder Unterlegenheit basiert (vgl. Strohmaier 2003, S. 60f.).


1.3.             Konzepte der Hegemonie

Der Begriff „Hegemonie“ (griechisch hegemonía: das Anführen) impliziert eine Vorherrschaft beziehungsweise eine Vormachtstellung (vgl. Biografisches Institut 2013, o.S.) Gemeint ist die primäre Vorherrschaft von Männern gegenüber Frauen, ebenso wie die Dominanz von Männern gegenüber anderer Männer, die nicht (gänzlich) den Stereotypen von herrschenden Männlichkeitsmustern entsprechen.

Die Prävalenz von Männern gegenüber Frauen lässt sich in der Gesellschaftstheorie des Patriarchats erkennen, weshalb im Folgenden ein kurzer Exkurs bezüglich des Patriarchats als Einführung in die Hegemoniekonzepte vorgenommen wird. Daran knüpft das Hegemoniekonzept Gramscis an, der als Begründer dessen gilt. Weiterführend werden die Ideen nach Connell, Laclau und Mouffe dargestellt, die sich auf Gramsci bezogen und seine Sichtweisen weiter entwickelten.


1.3.1.               Exkurs: Patriarchat

Der begriffliche Ursprung des Patriarchats befindet sich im römischen und griechischen Recht, wo es als System beschrieben wird, in dem der Mann als Oberhaupt des Haushaltes und der ökonomischen Macht fungiert und somit eine Abhängigkeit der weiblichen und übrigen männlichen Familienmitglieder manifestiert (vgl. Cyba 2008, S. 17).

Über Jahre, Jahrzehnte und gar Jahrhunderte hinweg hat eine Monopolisierung von Männern im wirtschaftlichen und privaten Bereich stattgefunden. Die Gründe für die Aufrechterhaltung des Patriarchats werden sowohl in der biologischen Reproduktion als auch in der Zwangsheterosexualität sowie der Kontrolle (des Mannes) über die Erwerbstätigkeit der Frau gesehen.

Nach Walby ergeben sich daraus verschiedene Folgen und Benachteiligungen für Frauen (vgl. ebd. S.19). „Beschäftigungssystem, Reproduktionsarbeit, Kultur, Sexualität, Gewalt und die staatliche Regelung von Geschlechterbeziehungen sind aus ihrer Sicht durch Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen durch Männer bestimmt“ (ebd.).

Sowohl dem Patriarchat als auch dem Kapitalismus wird nachgesagt, Ursachen der Frauenunterdrückung zu sein. Dabei betrachtet der dualistische Ansatz die Diskriminierung von Frauen als Folge der kapitalistischen Wirtschaftsform. Jene ist durch die benachteiligte soziale und berufliche Position von Frauen gekennzeichnet. Dies begünstigt die Kontrolle ausgehend von Männern sowohl innerhalb als auch außerhalb der Familie (in Bezug auf die Erwerbstätigkeit von Frauen) (vgl. ebd.

S. 20).

Das Konzept des „Patriarchats“ beruhte anfänglich auf der Vormachtstellung des Mannes innerhalb der Familie. In neueren Definitionsansätzen musste es jedoch universeller definiert werden, da Männer über die Familien hinaus ein Monopol im wirtschaftlichen und privaten Bereich für sich etablieren konnte.

Die nachfolgenden Konzepte von Hegemonie beziehen sich ebenfalls auf die Machtverhältnisse bzw. die Vormachtstellung von Männern. Sie differenzieren diesbezüglich das Machtverhältnis von Männern gegenüber Frauen sowie die Vormachtstellung innerhalb verschiedener Männlichkeitsformen.

1.3.2.               Hegemoniekonzept nach Gramsci

Dieses Hegemoniekonzept darf nicht losgelöst von dem Zeitraum seiner Entstehung (zwischen den beiden Weltkriegen) sowie den Zusammenhängen marxistischer Theorien und politischer Praxis italienischer Kommunisten betrachtet werden. Dies begründet sich darin, dass Gramscis „hegemonialen Prinzipien“ als Kampf zwischen der Arbeiterklasse und der Bourgeoise um gesellschaftliche Verhältnisse zu verstehen ist, die im Wesentlichen von ökonomischen Bedingungen abhingen (vgl. Strohmaier 2003, S. 65.).

Mit seinem Konzept des integralen Staates entwickelt er einen umfassenden Staatsbegriff. Dabei unterscheidet er zwischen Zivilgesellschaft und der politische Gesellschaft (vgl. Dzudzek/Kunze/Wullweber 2012, S. 32). „Unter Zivilgesellschaft versteht er ein Ensemble von Institutionen, die zur Sphäre des Privaten gezählt werden: Familie, Vereine, Kirche, Zeitungen usw.“ (ebd.). Dem Gegenüber  ist die politische Gesellschaft verortet, welche für den Staat im engeren Sinne steht.

Sie wird aus Institutionen wie der Regierung, dem Parlament, des Gesetzes, des Militärs und der Polizei gebildet. Beide Formen von Gesellschaft eint ihr politischer Charakter sowie die nicht auf die ökonomische Logik Reduzierbarkeit. Sowohl Zivilgesellschaft als auch politische Gesellschaft sowie die Ökonomie sind nach Gramsci Räume, in denen Hegemonie stattfinden können.

Die Etablierung einer konsistenten Gesellschaft gelinge jedoch nicht allein durch die Übernahme der Staatsmacht, sondern benötige zusätzlich eine hegemoniale Transformation einer gesellschaftlichen Gruppe innerhalb des Staates (vgl. ebd. S. 33).

Jene soziale Fraktion nennt er folglich hegemoniale Gruppe, welche durch ihr Potenzial gekennzeichnet ist, ein kompromisswürdiges Gleichgewicht zu schaffen. Dieses Gleichgewicht kann durch bestimmte Zugeständnisse an andere gesellschaftliche Gruppen entstehen. Derlei Vorgehen kann aber ebenso implizieren, dass nicht integrierbare Interessen oder Identitäten zur Not unterdrückt oder ausgeschlossen werden müssen (vgl. ebd.). „Hegemonie wird verstanden als die Erlangung einer stabilen gesellschaftlichen Situation, in der bestimmte Gruppen in der Lage sind, ihre Interessen in einer Art und Weise zu artikulieren, dass andere gesellschaftliche Gruppen diese Interessen als Allgemeininteresse ansehen“ (ebd.). Konnte sich eine Hegemonie sowohl durch Zwang als auch Konsens durchsetzen, bezeichnet Gramsci diese Form mit dem Fachterminus des historischen Blocks (vgl. ebd.).

In der zugrunde liegenden Konzeptionierung bedeutet Hegemonie demnach unter anderem eine Auffassung von Macht. Darunter versteht Gramsci die Fähigkeit, die Herzen und Köpfe der Menschen zu gewinnen. Dies scheint von besonderer Bedeutung, da eine Hegemonie dann an Stabilität gewinnt, wenn sie nicht ausschließlich passiv toleriert, sondern aktiv unterstützt wird.

Vielmehr wird versucht, die Interessen und Wünsche eines Großteils der Bevölkerung zum Ausdruck zu bringen. Kann sich aus diesem Prozess ein historischer Block etablieren, so verfügt jener über eine produktive Kraft: „[It] is transformed into a means of freedom, an instrument to create a new ethico-political form and a source of a new initiatives“ (ebd. S.34).


1.3.3.               Hegemoniekonzept nach Connell

In den 1980er Jahren entstanden weitere Konzepte bezüglich männlicher Herrschaft oder hegemonialer Männlichkeiten. Dabei konnte sich der formulierte Ansatz von Carrigan, Connell und Lee als Dominante durchsetzen. Jenes Konzept entstand in Bezug auf feministische und neomarxistische Theorien. Jene haben eine maßgebliche Bedeutung sowohl in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung als auch in „[…] der gesellschaftlichen Kontrolle und kulturellen Konstruktion der Sexualität für die historische Grundlegung und Reproduktion männlicher Herrschaft[…]“ (Scholz 2012, S. 23).

Diese Tatsache impliziert, dass sich Connells Theorie auf Geschlechterverhältnissen bzw. auf die Organisation moderner Geschlechterverhältnisse konzentriert, welche er in verschiedene Dimensionen aufbricht (Machtbeziehungen, Arbeitsteilung, emotionale Beziehungen und die symbolische Dimension) (vgl. ebd.).

Das von Connell entwickelte Konzept gibt des Weiteren Aufschluss über die Soziologie von Männlichkeit, welche im Kern besagt, dass in einer Gesellschaft verschiedene Konstruktionen von Männlichkeit existieren, welche in einem hierarchischen Verhältnis miteinander korrelieren. Dabei kann jedoch nur eine historisch konkrete Männlichkeit hegemonial sein, zu der alle weiteren Formen in einer Relation stehen.

Diese These legt den Grundstein für eine Analyse der existierenden Machtverhältnisse unter diversen männlichen Gruppierungen selbst. Eine derartige Form der Untersuchung war durch das Konzept des Patriarchats nicht gegeben, da es lediglich die Machtstrukturen zwischen Männern und Frauen erfasst (vgl. Scholz 2012, S.23).

„Connells zentrale Annahme ist, dass jede Gesellschaft ein hegemoniales Männlichkeitsmuster ausbildet, dem Weiblichkeit und alle anderen Formen von Männlichkeit untergeordnet sind. Dabei ist hegemoniale Männlichkeit eine ‚historisch bewegliche Relation’ (Connell 1999: 102), die in sozialen Kämpfen konstituiert wird und sich transformieren kann“ (ebd.). Ebenso wie der von Gramscis beschriebene Ansatz, vertritt Connell die Theorie, dass hegemoniale Männlichkeit durch soziale Kämpfe (re-)produziert werde.


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