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Fachbereichsarbeit
Kommunikation / Medien

Alexander von Humboldt Gymnasium Schweinfurt

1, StD. J. Vollmond, 2012

Andreas S. ©
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ID# 76349







Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Schweinfurt

Fachseminar Kunst


Studienseminar 2011 / 2013


Kommunikationsdesign. Der Einsatz von digitalen Medien in Unter-, Mittel- und Oberstufe. Eine vergleichende Untersuchung

Facharbeit für das II. Staatsexamen, 10. August 2012


Inhaltsverzeichnis


I Kommunikationsdesign und Schule

I.I Die Rolle digitaler Medien in der schulischen Allgemeinbildung

I.II Der Begriff „Kommunikationsdesign“

I.III Die Aufgaben und Chancen des Kommunikationsdesigns für den Kunstunterricht

I.IV Voraussetzungen für Kommunikationsdesign im Kunstunterricht


II Eine vergleichende Untersuchung

II.I Das Vorhaben

II.II Darstellung der Unterrichtssequenzen

II.II.I Ich in den Nachrichten. KD in der Unterstufe

II.II.II Zukunft verkaufen. KD in der Mittelstufe

II.II.III Der Dialog mit dem Konsumenten in mir. KD in der Oberstufe

II.III Fazit


III Anhang

I Kommunikationsdesign und Schule

I.I Die Rolle digitaler Medien in der schulischen Allgemeinbildung

Heute wird wohl kein seriöser Pädagoge mehr ernsthaft bestreiten, dass den digitalen Medien im Schulunterricht eine maßgebliche Rolle zuteil werden muss. Drei Argumente erscheinen mir hierfür als zentral:

Die vielbeschworene allgemeine Medienkompetenz ist unter allen fachunspezifischen Bildungszielen heute eines der wichtigsten. Schüler müssen für einen selbstbewussten und reflektierten Umgang mit unserer gegenwärtigen Medienlandschaft in der Lage sein, hinter bunten Farben und wohlklingenden Phrasen Interessen politischer oder kommerzieller Art zu erkennen. Umgekehrt sollten Schüler dazu befähigt werden, sich selbst mit den Mitteln der digitalen Medien effektiv Gehör zu verschaffen, um sich nicht der Passivität eines bloßen Rezipienten fügen zu müssen und das demokratische Element der digitalen Medien am Leben erhalten zu können.

Ohnehin sind computerisierte Verfahren schon heute in unzähligen Berufsfeldern von Belang, sodass es sich unser Bildungssystem aus meiner Sicht nicht mehr leisten kann, die Schaffung von Grundlagen den Berufsausbildern und insbesondere den Akademiedozenten aufzubürden, die fünf Jahre nach der Bologna-Reform noch immer unter der Last von komprimierten Lehrinhalten keuchen.

Gymnasiasten etwa, die sich aufmachen, die beredte Lücke im Ingenieursnachwuchs zu schließen, ist es nicht zuzumuten im ersten Semester ihren ersten Lego-Roboter zu programmieren, geschweige denn erstmalig eine Programmiersyntax zu durchdringen. Stattdessen müssen die Schulen — so das zweite Argument — gleichsam Sprungbretter in möglichst viele verschiedene weiterführende Bildungswege anbieten.

Die private Nutzung eines Computers kann solche Versäumnisse nicht kompensieren, da die Schüler die Ebene der Unterhaltung offenbar selten überschreiten.

Eben diese Benutzung jedoch begründet das dritte Argument. In einer Zeit, in der allerorts die Entfremdung des Schülers von der Schule beklagt wird, muss es ein Ziel des Unterrichts sein, Anknüpfungspunkte zur Jugendkultur zu suchen. Wo dies inhaltlich nicht möglich ist, stellt der Rückgriff auf die dort bedeutenden digitalen Medien immerhin eine formelle Verbindung dar, über die nach meiner Erfahrung ein Teil der unmotivierten Fraktionen aller Klassen vom Ausharren zum Beteiligen bewegt werden kann.

Über die Ausgestaltung dieses theoretischen Sachverhalts im Schulalltag wird jedoch noch immer vielerorts gestritten. Da der Boykott von Lehrerseite nicht mehr opportun ist, hat man sich mittlerweile, so scheint es mir, auf jenen kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt, der Alphabetisierung der Schüler möglichst rasch die „Powerpointisierung“ folgen zu lassen. Der erhoffte Dammbruch blieb jedoch aus.

Schon allein der sich zwingend anschließende Schritt der Internetrecherche wird mitunter durch den Lehrer mittels Selbstsabotage dem Scheitern preisgegeben. So ließ mich ein Fachkollege wissen, den Einsatz der Notebooks für das Arbeiten im Internet könne ich mir schenken. Schließlich würden die Schüler ohnehin nur die Unterrichtszeit „versurfen“. Die Warnung ausschlagend, führte ich meine Klasse zu mehrheitlich ästhetisch bemerkenswerten Ergebnissen.

Wissend, dass man in der Schulentwicklung nicht vom Fleck kommt, ohne der Mehrzahl der Bildungseinrichtungen ihr Nachzüglertum zuzugestehen, haben einige Theoretiker schon einen entscheidenden Schritt weiter gedacht. So wurde bereits vor zehn Jahren in der pädagogischen Sammelschrift Medienzeit ein Paradigmenwechsel gefordert:

„Der Einsatz des Multimediacomputers und des Internets im Unterricht verschafft den Medien einen hohen Stellenwert in der Schule. Diese Medien lediglich als didaktische Hilfsmittel einzusetzen reicht jedoch nicht aus, sie müssen vielmehr Gegenstand von Unterricht sein. Sie müssen den Lehrerinnen und Lehrern und ihren Schülerinnen und Schülern als aktivgestaltende Hilfsmittel zur Erarbeitung von Unterrichtsinhalten zur Verfügung stehen.“

Und schließlich finden die von mir genannten Argumente für den Einsatz digitaler Medien zueinander, wenn es weiter heißt:

„Die Vermittlung von Medienkompetenz kann am ehesten durch handlungsorientiertes Arbeiten selbst geschehen. Die Schülerinnen und Schüler sollen dazu befähigt werden, sachgerecht, selbstbestimmt und sozial verantwortlich, kreativ und konstruktiv mit den Medien umgehen zu können.“ (Braunagel 2001, S. 4 f.)

In diesem Sinn ist mein Versuch zu verstehen, das dem Unterrichtsfach Kunst eng verwandte Gebiet des Kommunikationsdesigns nicht nur in einer Klasse, sondern exemplarisch in Unter-, Mittel- und Oberstufe altersgerecht urbar zu machen. Meine Facharbeit berichtet von diesem Versuch.


I.II Der Begriff „Kommunikationsdesign“

Wann immer der Sender einer visuellen Information mit dem Zweck einer erfolgreicheren Informationsaufnahme durch den Empfängers die Form der Übermittlung beeinflusst, kann nach meinem Dafürhalten von Kommunikationsdesign im weitesten Sinn gesprochen werden. Das Typolexikon versteht darunter im geläufigen Sinn „die grafische Gestaltung von materiellen, virtuellen oder computergenerierten zwei- oder dreidimensionalen Flächen, visuellen Publikationsmedien und Informationsträgern mittels Typographie, Bild, Farbe und Material.“ Dabei wird an selber Stelle ein terminologisches Wirrwar zugegeben, welches sich in synonymen Begriffen wie Grafikdesign, Werbegrafik, Gebrauchsgrafik und Grafische Formgebung äußert und „aus seiner Interdisziplinarität, aus fortdauernden technischen und soziologischen Veränderungsprozessen, der hypertrophen Vielfalt an Betrachtungsweisen sowie dem Fehlen von Standards in Terminologie, Ausbildung, Theorie und Praxis [resultiert]“ (Beinert o. J., #Grafik Design).

Als Lehrer wird man hierdurch geradezu eingeladen, eine dem eigenen Gusto entsprechende didaktische Reduktion vorzunehmen. In Anlehnung an die wesentlichen Berührungspunkte des Kommunikationsdesigns mit der Lebenswirklichkeit der Schüler, betrachte ich die folgenden inhaltlichen Schwerpunkte als vorrangig: Werbung (in Print und Video), Verpackungsgestaltung (als Schnittmenge mit Produktdesign), Dokumentar-, Spiel- und Animationsfilm, Corporate Design und letztlich Webdesign (als Schnittmenge mit Informatik).

Bei den großen Schulbuchverlagen sucht man vergebens nach adäquaten Veröffentlichungen. Einzig Schroedel bietet im Rahmen seiner Reihe „Praxis Kunst“ ein Buch „Digitale Bildgestaltung“ an, welches immerhin die Funktionsweise von Grafikverarbeitungsprogrammen in geeigneter Weise darstellt, bei der Anwendung dieser seinen Blick jedoch ohne Not ausgerechnet auf eine freikünstlerische Perspektive beschränkt.

Somit ist der geneigte Lehrer auf sein hoffentlich aus dem Studium mitgenommenes Wissen angewiesen. Fortbildungen nämlich werden nach meiner Beobachtung lediglich für Videofilm angeboten.


I.III Die Aufgaben und Chancen des Kommunikationsdesigns für den Kunstunterricht

Kommunikationsdesign als zeitgenössische Form der Einflussnahme auf unser visuelles Umfeld ist nicht ohne den Terminus „Computer“ zu denken. Von Plakatmalern ist heute allenfalls noch in nostalgischem Ton die Rede, wenn die Biografien bereits verstorbener Prominenter wie Woody Guthrie zu Gehör gebracht werden. Die hohe Dosis nach Aufmerksamkeit heischender Bilder, wie wir ihr im Öffentlichen und im Privaten ausgesetzt sind, ist ohne die quasi-industrielle und hoch technisierte Fertigung selbiger nicht vorstellbar.

Die Hersteller selbst, namentlich die Grafikdesigner, ducken sich bereits zu Beginn ihres Berufslebens vor ihrer selbst erschaffenen Chimäre weg: Während des Studiums habe ich mehrere Kommilitonen der visuellen Kommunikation kennen gelernt, die ihre bloßen weißen Wände und den rigorosen Verzicht auf Fernsehen (Ausnahme: der „Tatort“ in der Kneipe) mit dem teils verzweifelt geäußerten Bedürfnis nach „optischer Ruhe“ erklärten.

Zu dieser sensiblen Außensicht gelangt nur, wer sich über die manipulative Wirkung der mitteilungsfreudigen Bildwelten im Klaren ist; wer medienkompetent ist. Um dieses Niveau der Auseinandersetzung zu erreichen, genügt es offenkundig nicht, schlichtweg genügend Medieninhalte zu konsumieren. Wäre dem so, bräuchten wir uns um die Selbstbestimmtheit der Jugend keine Sorgen machen.

Dabei genügt bereits die wöchentliche Pausenaufsicht, um sich dieser Illusion zu entledigen. Zu Beginn des gegenwärtigen Halbjahres vermutete ich hinter dem plötzlichen Übergewicht an grünen Jeans einen Flashmob. Als schön empfände man das, war auf Nachfrage zu erfahren. Seine Individualität wolle er zur Geltung bringen, tönte ein Schüler der siebenten Klasse. Eine Oberstufenschülerin bekam Wind von meinen Nachforschungen und verwies mich auf das Outfit des aktuellsten Siegers einer großen Casting-Show.

Braunagel ist davon überzeugt, dass eine nachhaltige Medienkompetenz, wie sie der Kunstunterricht laut Lehrplan elementar zu befördern hat, nur durch den besagten Paradigmenwechsel erreicht werden kann:

„Der wichtigste Aspekt bei der aktiven Medienarbeit ist der Rollenwechsel der Schülerinnen und Schüler vom reinen Konsumenten zum Produzenten. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei in der Regel genauer hinzusehen und werden, nachdem sie die Gesetze der Film-/Bildsprache kennen gelernt haben, bewusster wahrnehmen als zuvor.“ (Braunagel 2001, S. 8)

Dabei liegt der Rückgriff auf digitale Medien auch im Interesse der Akzeptanz des Kunstunterrichtes durch die Schüler. Über die oben erwähnte Steigerung intrinsischer Motivation durch Anknüpfung an die Jugendkultur hinaus, wissen es Schüler meiner Erfahrung nach zu schätzen, wenn die Behandlung medienaffiner Themen nicht künstlich verstümmelt wird, wie dies aus Kostengründen noch vor zehn Jahren oft nötig war.

Als Beispiel sei hier der Entwurf von Markenlogos als antiquierte Farbstiftzeichnung genannt. Habe ich den Schülern einmal demonstriert, wie ein vektorisierter i-Punkt auch in einer Skalierung von einem Meter Durchmesser noch als perfekt-runder Kreis erscheint, eröffnet sich ihnen geradezu von selbst der Kosmos des realwirtschaftlichen Corporate Designs. Die gleichen Arbeitsschritte wie ein Profi zu durchlaufen, wertet Unterrichtsaufgaben auf und ermöglicht Schülern die Entdeckung von Neigungen zu einer Ausbildung in einer Gestaltungs-Profession, die ohne dies vermutlich verborgen blieben.

Wir Kunstlehrer sind jedoch nicht nur auf Akzeptanz von Seiten der Schüler angewiesen. Die Vermittlung von für den Arbeitsmarkt relevanten Fertigkeiten (wie sie kein anderes Fach leisten kann) auf einem an der Wirklichkeit angelehnten Niveau verleiht dem Kunstunterricht Seriosität und Würde. Beides wiederum fügt seiner immer wieder in Frage gestellten Legitimation je ein Ausrufungszeichen hinzu.


Ein Computerkabinett gehört mittlerweile zum Standard an jeder weiterführenden Schule. Eigens dem Fachbereich Kunst zugehörige Computer sind — zumindest als Klassensatz — weitestgehend Seminarschulen vorbehalten. So wird Wohl und Wehe von zwei Faktoren bestimmt: Zu allererst muss beim Verwalter der Computer eine Bereitschaft vorhanden sein, notwendige Software zu installieren.

Eine Referendarin unseres Seminars musste die Erfahrung machen, dass diese nicht selbstverständlich ist. Außerdem entscheidet der Stundenplan darüber, ob eine Raumverlegung möglich ist, wie sie sich bei nur einem Computerkabinett in der Praxis als nahezu ausgeschlossen darstellt. In Ausnahmen sind Kollegen vielleicht bereit zu tauschen. Diese Art der Regelung ist jedoch auf Dauer niemandem zuzumuten.

Der erste Faktor kann ausgeklammert werden, wenn mobile Software, von einem USB-Datenträger ausgehend genutzt, eingesetzt wird. Eine solche Version ist auch von der Open-Source-Variante der rasterorientierten Software Photoshop — GIMP — erhältlich. Kostenlose Alternativen zur Vektor-Verarbeitung und dem Gestalten von Druckerzeugnissen sind Inkscape und Scribus. Für einfachen Videoschnitt können die zum Betriebssystem gehörigen Anwendungen iMovie (Mac) bzw.

II Eine vergleichende Untersuchung

II.I Das Vorhaben

Ich behaupte, Kommunikationsdesign muss für ein nachhaltiges und in der Breite verortetes Begreifen ein periodisch wiederkehrendes Element im Kunstunterricht sein. Zur Untermauerung ist meine Untersuchung eigener Unterrichtsprojekte ebenfalls in der Breite angelegt und umfasst Unter-, Mittel- und Oberstufe.

Der gegenwärtige Lehrplan für das Fach Kunst an bayerischen Gymnasien bietet in Unter- und Mittelstufe im jeweiligen Segment „Ku *.2 Kommunikation und Medien“ bereits einen institutionalisierten Programmpunkt an, der zur teils redundanten Thematisierung wichtiger Teilbereiche (Schrift, Nachricht, Informationsverbreitung, Werbung und Corporate Design) auffordert.

Je nach technischer Ausstattung lässt sich *.2 als Gestaltungsanlass für Kommunikationsdesign auslegen, so wie ich das für meine siebente Klassenstufe getan habe. Sich auf diesen Punkt zu beschränken wäre jedoch engstirnig und würde die Chance verspielen, weitere Arbeitsfelder zu beleben und zeitgemäß zu beleuchten. Ich zeige dies an einer Sequenz in der Klassenstufe Zehn auf.

Schließlich erscheint mir diese Kunstgattung für die Mehrheit der Schüler, die ohnehin keinen leichten Zugang, bereits zu materiellen Werken der modernen Kunst, findet, der „Freak“ zu sein. Einen Erkenntnisgewinn in wünschenswertem, also über die Allgemeinbildung hinausgehendem Umfang, stelle ich nach bisheriger Unterrichtserfahrung infrage.

Die Erarbeitung eines neuen, angemessen anspruchsvollen Themenbereiches des Kommunikationsdesigns innerhalb von nur elf Wochen (abzüglich Klausur, Unterrichtsausfall und Fernbleiben nach Notenschluss) erscheint mir nach meinen aktuellen Erfahrungen zur Zeit nicht möglich, will man auf Praxis nicht weitgehend verzichten. Für diese vergleichende Untersuchung habe ich mich für die Einbettung von Kommunikationsdesign in einen Kurs 11.2 entschieden.


II.II Darstellung der Unterrichtssequenzen

II.II.I Ich in den Nachrichten. KD in der Unterstufe

Der Unterstufe ist ein herantastendes, zum Teil spielerisches Niveau angemessen. Aus meiner Sicht sollte hier die Software eingeführt werden, in grobem Bezug zu den Schülern geläufigen Anwendungsfeldern. Die ersten Gestaltungsmomente dürfen nicht mit Regelwerk belastet werden. Stattdessen könnten meines Erachtens bereits Schüler der fünften Klasse durch das angeleitete Ausprobieren der Programme GIMP und Inkscape die grundlegende Unterscheidung zwischen Rastergrafiken und Vektoren kennenlernen.

In einer anfänglichen Erarbeitungsphase hatten die Schüler die Aufgabe, in Form einer Mindmap wesentliche visuelle Merkmale einer typischen Fernsehnachrichtensendung zusammenzutragen. Dabei war es mir wichtig, dass die Schüler die in der Praxis in Form verschiedener Sender vorkommenden Divergenzen zu einem Archetyp zusammentragen. Ein via Youtube verfügbares Video (Diverse #5) zeigt ein Medley zahlreicher Pannen während der notwendigerweise live ausgestrahlten Sendungen.

Dieser humoristische Blick auf ein per se erzseriöses Format birgt die Gefahr der Trivialisierung, die ich zugunsten einer altersgemäßen Auflockerung in Kauf genommen habe. Meine Befürchtung, die Pointen könnten die Mehrheit der Schüler von einer phänomenologischen Betrachtung ablenken, hat sich nicht bestätigt.

Ein notierter Aspekt ist das Beitragsbild, welches in klassischer Weise im nunmehr virtuellen Hintergrund über der rechten Schulter des Moderatoren prangt. Es stellte als gleichsam bildnerische Überschrift für das aktuell besprochene Thema unseren Gestaltungsanlass dar. Die Schüler erhielten in Einzelarbeit die Aufgabe, eine Nachricht zu ersinnen, welche sie selbst als zentrale Person zum Inhalt hat.

In einer Hausaufgabe war ein Hintergrundbild zu organisieren, welches sich als räumliches Szenario für die bevorstehende Montage eignet. Neben Abbildungen auf Papier, waren Dateien zugelassen, wie man sie im Internet über eine Bildersuche finden konnte. Als Qualitätskriterium legte ich ein Mindestmaß von 800 Pixeln in der längsten Ausdehnung fest. Hier kam es zu einem ersten Problem, welches ich nicht vorhergesehen hatte: die Mehrzahl der Schüler, insbesondere in der leistungsschwachen 7B, erwies sich als unfähig, ein geeignetes Bild zu speichern.

Trotz meiner Hinweise zur korrekten Einstellung der Suchmaschine und dem Speichern über das Kontextmenü, brachten vier Schüler ihre Abbildungen in Word-Dokumenten eingebettet (aus welchen sie erfreulicherweise wieder extrahiert werden konnten). 16 Schüler erbrachten Abbildungen, welche das gesetzte Mindestmaß sehr deutlich unterschritten, beteuerten aber, dass in der Suchmaschine eine genügende Bildgröße verzeichnet stand.

Es stellte sich heraus, dass oftmals die Vorschaubilder gespeichert wurden. Dieser Vorfall ermahnte mich dazu, mich von selbstbewussten Äußerungen zur Computerkompetenz zukünftig nicht mehr beeindrucken zulassen; zumal einzelne nicht für alle sprechen können. Abläufe wie diesen will ich in Zukunft demonstrieren.

Zu diesem Zweck führte ich mit den Schülern ein Unterrichtsgespräch über projizierte Fotos, in denen die Personen von mir geschwärzt waren. Die Schüler untersuchten den ersichtlichen Teil des Hintergrundes nach Indizien, von welchen ausgehend sie die tatsächliche Ansicht derletztlich eingeblendeten Personen schlussfolgern konnten. Diese Analyse galt es dann, auf das eigene Hintergrundbild anzuwenden.

Während über die beiden Hausaufgaben das nötige Material für die Fotomontage zusammengestellt wurde, lernten die Schüler GIMP kennen. Nach meiner genauen Anleitung durchliefen sie eine Choreographie, an dessen Ende jeder ein Segelboot auf offenem Meer gestaltet hatte. Dabei lernten die Schüler den Aufbau der Nutzeroberfläche, wesentliche Werkzeuge und deren wichtigste Optionen sowie eine Auswahl an Menübefehlen kennen.

Dabei hat sich die Aufmerksamkeitsspanne eines Schülers vor einem Bildschirm als erwartbar gering erwiesen. Einmal demonstrierte Schritte musste ich häufig wiederholen, bis ein Supervisionsprogramm Abhilfe verschaffte. Ich durfte feststellen, dass die Schüler vor einem ausgeblendeten Bildschirm ungleich aufmerksamer waren.

Hier wiederholten die Schüler den die Beleuchtungssituation prüfenden Blick, bevor sie Superman nach meiner Anleitung schrittweise in den Supermarkt einfügten, ihn skalierten, mit einer Kühltruhe überlagerten und in Helligkeit, Kotrast und Farbsättigung an den intensiven Hintergrund anpassten. Ein hinzugefügter Schlagschatten rundete die Montage ab.

Nun waren die Schüler selbst gefordert, das nach anfänglichen Schwierigkeiten gesammelte Material selbstständig zusammenzufügen. Während der Arbeit häuften sich einige typische Anfängerfehler, wie sie auch mir einst die Nerven geraubt haben: etwa die Unmöglichkeit, das Bild zu manipulieren, weil der Bearbeitungsbereich (noch) durch eine unscheinbare Auswahl eingegrenzt war; die Unsichtbarkeit von Manipulationen, weil versehentlich eine im Stapel untergeordnete Ebene bearbeitet wird; verzerrte Objekte, weil beim Skalieren vergessen wurde, die Beibehaltung der Proportionen zu erzwingen.

In der Vorbereitung hatte ich tunlichst gegen diese Fehlerquellen gearbeitet. Der wöchentliche Rhythmus jedoch macht ein stetes Wiederholen der Belehrung notwendig.

Außerdem haben 14 Schüler (20 %) ein Gestaltungskonzept gewählt, welches ohne Berührungspunkte zwischen eigenem Foto und Hintergrundbild auskommt und somit eine Verbindung via Schlagschatten oder der teilweise Überlagerung der Füße durch Unebenheiten der Standfläche offenkundig absichtlich vermied. Es handelt sich hierbei um eine Strategie des geringsten Widerstandes, welche uns im Kunstunterricht bereits aus geläufigeren Arbeitstechniken bekannt ist.

Den Schülern ist bewusst, dass ich den gewählten Schwierigkeitsgrad bei freien Arbeiten bei der Bewertung stets berücksichtige.

Inhaltlich fallen unter den Ergebnissen vermehrt bestimmte thematische Vorlieben auf:

Der Bürgerkrieg in Syrien (2 Schüler/ 3%)

Die Fähigkeit zu Fliegen (5 Schüler/ 7%)

Der Tod durch unverschuldetes Fallen oder absichtliches Springen (7 Schüler/ 10%)

Das Abwenden des eigenen Todes, oder den, von jemand anderen (9 Schüler/ 13%)

Das Eintreten in eine künstliche Welt aus der Unterhaltungsindustrie (11 Schüler/ 16%)

Gesellschaftliche Anerkennung durch sportlichen, wissenschaftlichen oder sonstigen Erfolg (18 Schüler/ 26%)


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