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Seminararbeit
Betriebswirtschaftsle­hre

Fachhochschule Wolfsburg - FH

2004, Herr Capelle

Simone M. ©
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ID# 12612







Ökocontrolling in Unternehmen:
Werkzeuge, Strategien und Bedeutung


Inhaltsverzeichnis

1.           Einleitung. 3

2.           Gegenstand des Ökocontrolling. 4

2.1.       Informationsfunktion. 5

2.2.       Planungsfunktion. 6

2.3.       Steuerungsfunktion. 7

2.4.       Kontrollfuktion. 7

3.           Das strategische Ökocontrolling. 7

3.1.       Strategische Ziele. 7

3.2.       Instrumente des strategischen Ökocontrolling. 9

4.           Das strategische Ökocontrolling. 17

4.1.       Operative Ziele. 17

4.2.       Operative Instrumente. 18

5.           Informationssysteme. 30

6.           Bedeutung des Umweltcontrolling für das Unternehmen. 31

6.1.       Kostenreduzierung. 31

6.2.       Verbesserte Marktposition. 34

6.3.       Zusätzliche Finanzierungsmittel34

6.4.       Qualifiziertes Personal34

6.5.       Existenzsicherung. 34

7.           Fazit. 35

1.            Einleitung

Die Öffentlichkeit wurde in den letzten Jahren immer mehr für die Umweltproblematik sensibilisiert. Deshalb entwickelt sich das ökologische Image eines Unternehmens und seiner Produkte bei vielen Kunden zu einem Absatzkriterium. Parallel dazu wurden seitens der Umweltpolitik strengere Vorschriften und Gesetze geschaffen.

Dies führt direkt zu steigenden betrieblichen aber auch indirekt zu steigenden Aufwendungen für die erforderliche gezielte Gestaltung des Unternehmens insgesamt bezüglich der Umweltbelange. Hinzu kommen die Anforderungen, die Behörden an den Umweltschutz stellen. Die ökologische Betroffenheit des Unternehmens kann also nicht übergangen werden. Für die dauerhafte Existenzsicherung ist eine Ökologieorientierung unumgänglich.

Unternehmungen kommen nicht umhin, den Umweltschutz in ihr Zielsystem zu integrieren und bei ihren Strategien zu berücksichtigen. Die Umweltbelastungen durch das Unternehmen muss dokumentiert werden, Chancen- und Risikopotentiale für die Zukunft müssen abgeschätzt werden. Ökologische und ökonomische Ziele der Unternehmung sind konfliktbehaftet. Betriebswirtschaftliches Handeln ist auf die Erzielung von Gewinn und Rentabilität und davon abgeleitete Unterziele hin ausgerichtet. Ökologische Ziele dagegen sind zum einen die Verhinderung oder Verminderung des Verbrauchs natürlicher Ressourcen wie Fauna, Flora, Boden, Luft, Wasser sowie zum anderen die Verhinderung oder Verminderung der Belastung dieser Ressourcen durch schädigende Emissionen jeglicher Art wie Abwasser, Abluft, Abwärme, Abstrahlung, Lärm.

Diese Zielsetzungen müssen zwangsläufig miteinander kollidieren. Deshalb ist ein effektives Umweltcontrolling nötig, um dort an die sich überschneidenden Ziele von Ökonomie und Ökologie anzusetzen, wo diese sich ergänzen bzw. zusammenpassen. Der betriebliche Umweltschutz ist mit Systematik und Kontinuität zu betreiben, um keine ökologisch-ökonomischen Nachteile zu erhalten.

Dazu ist ein Umweltcontrollingsystem aufzubauen, welches das Management entscheidungsorientiert, d.h. durch zielgerichtete Informationen, unterstützt.1) Ökologieorientierung kann definiert werden als die Ausrichtung unternehmerischer Entscheidungen auf die ökologische Knappheit, wobei diese aufgrund rechtlicher Normen, marktwirtschaftlicher Überlegungen oder moralisch-ethischer Überzeugung vorgenommen werden können.

Sie zeichnet sich durch die Priorität ökologiebezogener Zielsetzungen und durch ein auf langfristiges Überleben ausgerichtetes Planungs-, Steuerungs- und Kontrollsystem aus. Das Ziel der Ökologieorientierung lässt sich durch Vermeidung, Verminderung oder Beseitigung

1) Vgl. Stoltenberg, U., Funke M. (1996), S. 14.

von Belastungen der ökologischen Umwelt auf allen Stufen der Wertschöpfung operationalisieren, so dass keine langfristigen Schäden entstehen.2)

Um das Umweltconrolling einordnen zu können, muss man zuerst auf das Finanzcontrolling eingehen. Controlling als theoretische Funktion ist eine auf die Zukunft ausgerichtete Denk- und Handlungsweise, die von Controllern und Managern ausgeübt wird. Sie wird durch vier Dopp.....

ndie Veränderung der gesellschaftlichen Ansprüche an ein Unternehmen

ndie politische Umsetzung der Ansprüche

ndie juristische Umsetzung

ndie Veränderung relevanter Marktfaktoren


Umweltcontrolling verlangt aber auch eine umfassende Kommunikation bezüglich relevanter Daten, Fakten und Infos. Schließlich müssen die vom System gelieferten Infos auch zu den relevanten Entscheidungsträgern und Handelnden gelangen. Dies wird durch den Aufbau eines Umweltinformationssystem gewährleistet.

Hierbei sind sowohl ökologische als auch ökonomische Infos einzubeziehen und möglichst miteinander zu verknüpfen. Auf das Umweltinformationssystem wird aber nachfolgend noch genauer eingegangen.


2.2.     Planungsfunktion

Das Umweltcontrolling schafft die Grundlage für die periodisch zu erstellenden Umweltziele und das Umweltprogramm. Um aus der Analyse des Ist-Zustandes den notwendigen Handlungsbedarf und die Verbesserungspotenziale abzuleiten, übernimmt das Umweltcontrolling eine Planungsfunktion.

Die Aufgabe besteht darin,

ndie derzeitigen und zukünftigen gesellschaftlichen Ansprüche aufzuzeigen

naufgrund dieser Umfeldinformationen den Soll-Zustand zu bestimmen

ndie ökologische Situation des Unternehmens gemäss den bekannten Wirkungen abzuschätzen  (Ist-Analyse) und mit dem Soll-Zustand zu vergleichen                                  

ndie sich hieraus ergebenden Handlungsmöglichkeiten und -spielräume (Käuferverhalten,

     Marktveränderungen, Gesetze, Auflagen) zu erfassen

ndie ökologisch relevanten Vorhaben in einem Zielkatalog zusammenzufassen sowie die Ziele nach Umfang und Zeitaufwand zu definieren

Auf Grundlage der identifizierten Schwachstellen können Ziele festgelegt, konkrete Maßnahmen geplant und in das Umweltprogramm aufgenommen werden.

2.3.     Steuerungsfunktion

Ziel des Steuerungssystems ist es, die Integration ökologischer Fragen in die alltäglichen Entscheidungen und Abläufe zu ermöglichen und nicht alle relevanten Parameter „von oben“ festzulegen. Im Umwelthandbuch wird festgelegt, wer wofür zuständig ist und wie einzelne Geschäftsprozesse zu erfolgen haben.

Eine weitere Aufgabe des ökologisch orientierten Steuerungssystems ist es, die notwendige Kreativität und die Gestaltungsspielräume der Handelnden durch systematische und funktionale Kontrollinformationen zu unterstützen und zu fördern. Die Entwicklung von Stoff- und Energiestromkennzahlen, die Umweltkostenrechnung und die Durchführung von internen Audits sind die wichtigsten Instrumente für die Planung und Unterstützung der Steuerung durch das Umweltmanagement.


2.4.     Kontrollfunktion

Ein Kontrollsystem dient dazu, den Erfolg bei der Umsetzung der geplanten Verbesserungsmaßnahmen zu überprüfen. Die Fähigkeit des Umweltcontrollings, mit ökologischen Problemen umsichtig umzugehen und darauf zu reagieren, ist nicht nur von den verfügbaren Informationen abhängig. Um vorausschauend handeln und steuern zu können, muss eine formalistische Analyse im S.....

Daran schließt sich eine Unternehmensanalyse an. Sie hat die Aufgabe, die gegenwärtigen und zukünfigen ökologischen Stärken und Schwächen für das eigene Unternehmen aufzuzeigen und zu beurteilen. Die Ergebnisse dieser Umwelt- und Unternehmensanalyse bestimmen die strategische Ausgangssituation des Unternehmens. Eine langfristig ausgerichtete Planung, die systematisch

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5) Vgl. Stoltenberg, U., Funke M. (1996), S. 45.

und zielorientiert ökologische Problemfelder aufgreift sowie Strategien zu deren Beseitigung vorgibt, ist Steuerungsinstrument des aktiven Umweltmanagement.6)


3.2.     Instrumente des strategischen Ökocontrolling


Der Aufbau eines Instrumentariums ist ein zentrales Anliegen des Ökocontrolling. Es soll die Planung, Steuerung und Kontrolle des betrieblichen Umweltschutzes unterstützen.


Im Unternehmen lassen sich grundsätzlich alle strategischen Controlling-Instrumente wie beispielsweis Portfolio-Analysen, Stärken-Schwächen-Profile, GAP- oder Produktlebenszyklus-Analysen so erweitern, dass der Umweltschutz in der strategischen Ausrichtung des Unternehmens unmittelbar Berücksichtigung findet.

Durch den Einsatz identischer Instrumente und Vorgehensweisen wird eine direkte Verknüpfung ökologischer und ökonomischer Strategieziele ermöglicht. Erkenntnisse über die vom Unternehmen verursachten Umweltbelastungen und Risiken sind jedoch Vorraussetzung dafür. Solche Erkenntnisse können durch primär umweltorientierte Instrumente wie beispielsweise Ökobilanzen, Produktlinienanalysen und Umweltverträglichkeitsprüfungen gewonnen werden.

Im folgenden sollen exemplarisch anhand der Portfolio- und GAP-Analyse dargestellt werden, wie das Unternehmensziel Umweltschutz in bekannte und bewährte Instrumente des strategischen Controlling integriert werden kann. Anschließend wird am Beispiel der Ökobilanz in ihren verschiedenen Ausprägungen erläutert, wie die Umweltwirkungen des Unternehmens, die Produktionsprozesse und die Produkte transparent gemacht werde können.7)


3.2.1.   Portfolio-Analyse

Ein häufig eingesetztes Instrument der strategischen Analyse und Planung ist das Portfolio. Für das Einbeziehen ökologischer Sachverhalte eignet sich besonders das Wettbewerbs-Marktattraktivitäts-Portfolio. Diese Form der Portfolio-Analyse hat die Aufgabe, den Bestand an Produkten oder Produktgruppen geordnet und bew.....

Die Summe der gewichteten Werte, dividiert durch die Summe der Gewichtungsziffern ergibt den Abszissenwert für das Produkt bzw. die Produktgruppe in der Matrix. Die Bewertung der Marktattraktivität für eine strategische Geschäftseinheit erfolgt analog zur Bewertung der Wettbewerbsvorteile. Die Produkte bzw. Produktgruppen werden in der Matrix mit Kreisen dargestellt.  Die Portfolio-Analyse ist ein geeignetes Instrument, um ökonomische und ökologische Ziele, die für das Unternehmen relevant sind, miteinander zu verknüpfen und einheitlich darzustellen.8)


3.2.2.   GAP-Analyse

Die GAP-Analyse unterstützt die Entwicklung alternativer Strategien einer Unternehmung. Sie zeigt die Lücke zwischen den gewünschten Produkt-Markt-Zielsetzungen und der Prognose von tatsächlich zu erwartenden Ergebnissen bei unveränderten Aktivitäten. Die Differenz zwischen wahrscheinlicher Entwicklung, wenn keine weiteren Erfolgspotentiale geschaffen werden, und der möglichen Entwicklung mit Hilfe neuer zusätzlicher Erfolgspotentiale bezeichnet man als „strategische Lücke“.

8) Vgl. Stoltenberg, U., Funke M. (1996), S. 58-61.

Je nachdem, welche Dimension man für die GAP-Analyse wählt, ist der Abstand zwischen der oberen und der unteren Begrenzung als Umsatz- oder als Gewinnlücke zu bezeichnen. Wird die strategische Lücke nicht geschlossen, entsteht für das Unternehmen ein Risikopotential. Die Erarbeitung von Strategien soll das Erreichen der Umsatz- oder Gewinnziele ermöglichen. Die Lückenanalyse dient der systematischen Untersuchung der folgenden Frage:


„Inwieweit lassen sich durch Maßnahmen bei modifizierten oder neuen Produkten Wettbewerbsvorteile gegenüber den Mitbewerbern erzielen?“


Der Umweltschutz ist also nur ein Teilbereich, mit dem die langfristigen ökonomischen Ziele erreicht werden sollen. Gegenstand einer ökologieorientierten Lückenanalyse könnten u.a. folgende Größen sein:


nEinsatz von umweltfreundlicheren Materialien

nArt und Beschaffenheit des Rohstoffeinsatzes

nVerringerung des Materialeinsatzes

nNutzung umweltfreundlicher Produktionsanlagen

nsparsamer Einsatz von Energie und Wasser bei der Herstellung

nVerringerung der nicht gewünschten Kuppelprodu.....

2.   Aufspüren von Ideen für modifizierte oder neue Produkte

3.   Ãœberprüfung der Marktchancen

4.   Unterstützung der Markteinführung durch Unternehmens- und Produktwerbung


Die ökologische Positionsbestimmung der Produkte erfolgt im Rahmen der Unternehmensanalyse, in der die Produkte unter Berücksichtigung ihres gesamten Lebenszyklus hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit und ihres Nutzens beurteilt werden. Zusätzlich werden die Stärken und Schwächen der eigenen Produkte in Relation zu den Produkten der Wettbewerber herausgearbeitet.

Dadurch ergeben sich häufig erste Hinweise und Ideen für neue und veränderte umweltverträglichere Produkte.9)


3.2.3.   Ökobilanz

Nachfolgend werden die Öko-Bilanzen als wichtigstes praktikables Instrument im Rahmen der Umweltbetriebsprüfung beschrieben. Diese dienen der systematischen Erfassung und Bewertung

aller Energieströme des jeweiligen Unternehmens.

Die IÖW-Ökobilanz-Systematik umfasst vier Elemente:


n    die Betriebsbilanz

n    die Prozessbilanz

n    die Produktbilanz und

n    die Standortbilanz.


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9) Vgl. Stoltenberg, U., Funke M. (1996), S. 62-65.

Betriebsbilanz

Die Betriebsbilanz dient als Ausgangspunkt der Betrachtungen. Sie ermöglicht einen umfassenden Gesamtüberblick über die ökologischen Auswirkungen des Unternehmens.

 In Form einer Input-Output-Analyse wird der Betrieb als Black-Box  dargestellt. Auf der einen Seite werden die betrieblichen Inputs getrennt nach Stoffen (Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe) und Energien dargestellt. Auf der Outputseite werden die Produkte sowie die stofflichen und energetischen Emissionen (Abfall, Abwasser, Abluft, Energiev.....

Da die Lagerbestandsveränderungen im Gegensatz zur Betriebsbilanz keine Berücksichtigung finden, ist der Verbrauch an Materialien für die Produktion exakt messbar. Bei den technischen Anlagen und Maschinen interessieren in erster Linie der Einsatz an Betriebsstoffen und Ersatzteilen sowie die im Betriebszustand entstehenden Emissionen.

Die Anlagenkomponenten und die Maschinen selbst, ihre Materialbestandteile, Herkünfte und ihre Zukunft nach der betrieblichen Nutzung bleiben in der Regel unberücksichtigt.


Produktbilanz

Wird der Betrieb als Betrachtungseinheit verlassen und das einzelne Produkt als Bilanzraum herangezogen, kommt es zu einer Betrachtung über den Produktlebenszyklus hinaus. Die Produktbilanz erweitert das Betrachtungsfeld also um die vor- und nachgelagerten Lebenszyklusstufen. Sie ist dadurch ein geeignetes Mittel bei der Entscheidungsfindung zu alternativen Produktmöglichkeiten sowie bei Planung und Investition in neue Technologien und Produkte.

Ziel ist es, Ökologische Probleme sowohl im Produktionsprozess als auch in den vor- und nachgelagerten Stufen rechtzeitig einschätzen und vermeiden zu können.


Standortbilanz

Hierbei werden die strukturellen Eingriffe des Betriebsstandorts auf die Umwelt und die daraus entstehenden Risiken erfasst. Betrachtet werden z.B. die Nutzung der Bodenfläche und Umweltressourcen, die Eingriffe in die Landschaftsstruktur sowie die ökologischen Dimensionen von Anlagevermögen und Lagerbeständen und damit verbundenen Unfall- und Haftungsfragen.

Die Standortbilanz betrachtet dazu alle übrigen umweltrelevanten standortbezogenen Bereiche und Tätigkeiten eines Unternehmens.


Das .....


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