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Seminararbeit / Hausarbeit

Kindheit im Film am Beispiel The Others

6.607 / ~18 sternsternsternsternstern Karina K. . 2016
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Seminararbeit
Deutsch

Universität Bremen

Stewen, 2016

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sternsternsternsternstern
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Hausarbeit

Kindheit im Film am Beispiel des Films "The Others"

Das Kind als Medium des Übernatürlichen

1. Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit geht es um die Analyse des Filmes „The Others“.  Dabei wird Bezug zu der Darstellung von Kindern in dem Film genommen. Zwei Szenen werden daher in Augenschein genommen und zunächst nach den Punkten Dramaturgie, Bild und Mise-en-Scene, Ton und Auralität, sowie Montage analysiert.

Zum Schluss folgt eine Beschreibung der jeweiligen Darstellung des Kindes in den vorliegenden Szenen. Zuvor wird erklärt was unter einem Horrorfilm zu verstehen ist und welche Unterkategorien es zu diesem gibt. Dieses ist für das Verständnis der Szenenanalyse wichtig. Daraufhin folgen eine Beschreibung des Films und eine Einführung in die Personen, welche die nötigen Hintergrundinformationen des Films liefern.

Sind diese grundlegenden Informationen gegeben, folgt die Analyse der Szenen. Am Ende wird auf die Kindheit im Allgemeinen eingegangen und wie Kindheit im Film „The Others“ verkörpert wird. Außerdem wird thematisiert, wie das Kind als Medium fungiert. Abschließend folgt ein entsprechendes  Fazit.

2. Kontext des Horrorfilms

2.1. Definition – Was ist ein Horrorfilm?

Um die folgende Definition zu geben, wurden Informationen aus dem Film-lexikon entnommen (vgl. Zugriff: 13.02.2016). Das Wort „Horror“ stammt aus dem lateinischen und heißt so viel wie „Entsetzen“  oder auch „Schrecken“.  Der Horrorfilm soll bewusst Angst und Schrecken beim Zuschauer verursachen. Somit dringt in die wirkende „heile Welt“ etwas Bedrohliches und Fremdes ein.

Kriminalfilme und Thriller sollen hingegen gezielt Spannung und Ungewissheit herstellen. In heutigen Horrorfilmen sind Protagonisten häufig  Monster, Zombies, Serienmörder oder psychisch Kranke. Aber auch Helden kommen immer wieder vor. Orte sind dabei oft verlassene Häuser oder Schlösser. Gräber und Friedhöfe kommen ebenso als Schauplätze in Horrorfilmen vor. Die Monster stellen dabei unser rationales Weltbild in Frage.

Bekannte Verhältnisse von Regeln und Ausnahmen werden auf den Kopf gestellt. Das Unerwartete nimmt eine zentrale Rolle ein.  In erster Linie wird in Horrorfilmen die Bedrohung von Leib und Leben dargestellt. Der Zuschauer identifiziert sich immer wieder mit den bedrohten Figuren im Film. Dieses ist ein Grund dafür, warum der Horrorfilm so ansprechend für viele ist.

Außerdem werden Urängste thematisiert und elementare Fragestellungen nach dem Guten und dem Bösen, wie auch nach Leben und Tod,  werden behandelt. Im Gegensatz zu anderem Genre gilt der Horrorfilm als Zugang zum Unterbewusstsein. Dadurch, dass die inneren Ängste und Triebe auf der Leinwand in der Form eines Monsters, verkörpert werden, können sie besser kontrolliert und bekämpft werden.

In den eigenen sicheren vier Wänden oder im Kino kann sich solchen Ängsten gestellt und der Sieg über das Böse erfahren werden.

Früher wurde mit simplen Mitteln wie Schwarzweiß-Aufnahmen und Szenen auf Friedhöfen eine beängstigende Stimmung erzeugt. Heutzutage gibt es aber gezielte Stilmittel, um den Horror noch intensiver auf den Zuschauer wirken zu lassen. So ist bei Horrorfilmen Nah-und Halbnahaufnahmen ein kennzeichnendes Stilmittel, die an den Blickwinkel des Protagonisten ausgerichtet sind.

Darüber hinaus wird viel mit Detailaufnahmen, sowie mit Licht und Schatten gespielt. Auch die Geräuschkulisse hat Auswirkung auf die Stimmung, die der Zuschauer empfinden soll, sodass diese gezielt gesetzt werden. Soundeffekte werden eingesetzt und auch musikalische Untermalung kann die Stimmung unterstützen. Hierfür sind knarrende Türe oder heulende Wölfe typisch, die auf das Grauen hinweisen.

Die Opfer sind meist naiv oder oberflächliche Teenager, die für das verbotene Ausleben ihrer Sexualität bestraft werden.

2.2. Subgenre

Eines der Genre, die zu den Horrorfilmen dazu zählen sind die Vampirfilme. Hier geht es um den Mythos des Untoten, der als Vampir lebt und den Lebenden das Blut aussaugt, um zu überleben. Dieser Mythos ist seit Jahrtausenden in vielen Kulturen nachweisbar. Ein in der Literatur bekanntester Vampir wird durch Graf Dracula verkörpert.

Außerdem ist das Vampir-Dasein seit den 80er Jahren zum Lifestyle mutiert. Aber auch Zombiefilme gehören zu den Horrorfilmen. Anders als bei Vampirfilmen geht es hier  nicht um Faszination, sondern rein um das Grauen. Zombies gelten als leere Hülle, die von der Lust auf Menschenfleisch getrieben werden. Sie überschreiten die Grenzen zwischen Leben und Tod. Des Weiteren gibt es noch das Subgenre „Creature Horror“.

Dieses wird auch als Tierhorror bezeichnet, wo die Bedrohung von den Tieren ausgeht. Diese sind meist durch Strahlung mutiert, wie z.B. Godzilla. In Slasherfilmen hingegen geht die Bedrohung von der menschlichen Brutalität selbst aus. Es geht um die sadistische Lust an Gewalt. Neben diesen Subgenre gibt es auch den Psycho-Horrorfilm, zu dessen Genre auch der in dieser Hausarbeit behandelte Film „The Others“ zählt.


2.2.1. Der Psychothriller

Bei dem Film „The Others“ handelt es sich um einen Psychothriller. Die folgenden Informationen über das Filmgenre Psychothriller stammen von der Homepage .

Der Psychothriller zeichnet sich dadurch aus, dass er Spannung erzeugen möchte. Dabei geht es nicht um ein Rätsel, dass gelöst werden soll sondern, um die Anteilnahme an der Angst die der Zuschauer mit den Figuren empfinden soll. Es wird mit der Erwartungshaltung der Zuschauer gespielt. Sie werden immer wieder in die Irre geführt, erschreckt und an die Wahrnehmung, sowie die Situation der Protagonisten gebunden (z.B. durch subjektive Kameraführung).

Der Psychothriller galt zunächst als Untergenre des Horrorfilms, sodass die Grenzen fließend sind und die Merkmale eines Horrorfilms als Basis gelten, die bereits erläutert wurden. In Psychothrillern wird häufig das Bedrohliche als Einbruch in das normale Leben zelebriert. Die Bedrohung der Protagonisten geht meist von den ihnen nahestehenden Personen aus, wie z.B. Eltern, Kindern, Großeltern etc.

Auch bei „The Others“ ist dies der Fall, denn in der Aufklärung wird deutlich, dass die Mutter, die eigentliche Böse des Films ist, die ihre Kinder in den Tod getrieben hat.  Die dominierende Perspektive der Erzählung ist aus der Sicht der Opfer. Sie sind wehrlose Beteiligte, die ohne genaues Wissen zum Ziel mörderischen Intrigen werden. Intrigen sind daher auch ein klassisches Motiv des Psychothrillers.

Genau wie die Aufdeckung von Wahrnehmung und Täuschung, wie es auch in dem vorliegenden Filmbeispiel der Fall ist.

3. Film „The Others“

3.1. Inhaltsangabe

Der Film „The Others“ wurde 2001 von Alejandro Amenábar als Drehbuchautor und Regisseur verfilmt. In der Hauptrolle spielt Nicole Kidman. Sie spielt die Kriegswitwe Grace Stuart, die mit ihren beiden Kindern Anne Stuart und Nicholas Stuart in einem abgelegenen Landhaus auf der Kanalinsel Jersey lebt. Dort sind sie quasi isoliert.

Die Geschichte spielt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945. Der Mann von Grace ist für eineinhalb Jahre für England in den Krieg gezogen. Ihre Kinder leiden an der Lichtallergie. Sobald sie mit Licht in Kontakt kommen, bekommen sie Ausschlag und Atemnot. Die Vorhänge im Haus müssen daher stets geschlossen bleiben. Da Miss Stuart den Haushalt alleine nicht schafft, ist sie auf der Suche nach neuen Haushältern.

Durch Zufall klingeln Mrs. Mills, Mr. Tuttle und die stumme Dienstbotin Lydia an der Tür, um nach Arbeit zu fragen. Prompt werden sie als neue Haushälterin, Gärtner und Dienstbotin eingestellt. Alle drei haben bereits in dem Haus gedient, sodass sie sich dort auskennen. Im Alltag kommen immer wieder mysteriöse Dinge vor. Türen öffnen und schließen sich von selbst. Das Klavier, welches abgeschlossen ist, erklingt von selbst.

Aber auch Schritte und Gepolter sind wahrzunehmen. Das kleine Mädchen Anne erzählt ihrer Mutter von einem Jungen, namens Victor. Zudem berichtet sie von einer alten Dame, die sie immer wieder sieht und die mit ihr in Kontakt tritt. Grace hält die Behauptungen ihrer Tochter aber für Hirngespinste und lässt sie zur Strafe tagelang auf der Treppe stehen und laut die Bibel vorlesen.

Hierbei handelt es sich um ein Album der Toten. Panisch vor Angst läuft sie los, um den Priester aus dem nächsten Dorf zu  holen, der die Räume des Hauses mit Weihwasser reinigen soll. Sie verirrt sich im Nebel und begegnet ihrem Mann Charles im Wald. Er kehrt aus dem Krieg heim. Charles ist sehr erschöpft und verbringt viele Tage im Bett. Es kommt zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen der Tochter und der Mutter, denn die Mutter sieht in ihrer Tochter die alte Frau und geht auf diese ein mit den Worten „du bist nicht meine Tochter“.

Grace hat sich jedoch geirrt. Nach dem Angriff nimmt die Tochter zunächst Abstand zu ihrer Mutter. Auch der Mann verschwindet wieder. Die Situation eskaliert schließlich. Die Vorhänge werden im ganzen Haus abgenommen und Unruhe entsteht. Nachdem die Kinder in einer dunklen Kammer untergebracht wurden, schleichen sie sich nachts aus dem Haus, um nach dem Vater zu suchen.

Dabei stoßen sie auf drei Gräber im Garten, die die Namen der Angestellten tragen. Zudem trifft die Mutter im Haus auf ein Totenbild der drei und die Auflösung der Handlung beginnt. In einer Szene ist zu beobachten, dass eine Familie an einem Tisch mit einem Medium, einer alten Frau, sitzt. Es stellt sich heraus, dass diese Personen, die zuvor von Anne gezeichnet wurden, keine Geister sind sondern in dem Haus leben.

Die wahren Geister sind die Mutter mit ihren beiden Kindern und die Angestellten. Der heimkehrende Vater. Mrs. Stuart ist ebenfalls tot und  war sich über ihren Zustand nicht im Klaren. Grace hatte die Isolation und das alleinige Erziehen in den Wahnsinn getrieben. Daraufhin hat sie ihre Kinder erstickt und sich selbst erschossen. Der im Krieg gefallene Mann ist als Geist zurückgekehrt, um sich von seiner Familie zu verabschieden.

Die Angestellten waren an Tuberkulose gestorben und wollten der Mutter mit ihren Kindern auf die Umstände hinweisen und sie ins Jenseits lotsen. Die Familie bleibt jedoch in ihrem Haus, das somit zu ihrem persönlichen Limbus wird. Die lebende Familie, die zurzeit das Haus bewohnt, will jedoch nicht länger in dem Haus bleiben, nachdem ein Medium ihnen bestätigt hat, dass Geister das Haus besetzten.

Sie bieten das Haus zum Kauf an und reisen ab. Somit siegen die Geister über die Lebenden.

3.2. Personenbeschreibung

3.2.1. Grace Stuart


Sie ist die Hauptfigur im Film und die Mutter von zwei Kindern (Junge und Mädchen). Im Krieg hat sie ihren Mann verloren. Ihren Kindern unterrichtet sie den Limbus, welcher als Zwischenort von Himmel und Hölle gilt. Zunächst glaubt sie nicht an Geister und ist sehr streng mit ihren Kindern, denn ihre Tochter Anne wird bestraft als sie versucht, ihrer Mutter von den Geisern im Haus zu erzählen.


3.2.2. Anne Stuart

Anne ist die Tochter von Grace. Sie leidet an der Lichtallergie. Außerdem kann sie Geister sehen und nimmt Kontakt zu Victor und einer alten Frau auf. Da ihr kein Glaube in Bezug auf die Geister geschenkt wird, muss sie eine Strafe aushalten. Nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit ihrer Mutter geht sie auf Distanz.

Ihrem Bruder versucht sie immer wieder Angst zu machen, indem sie ihm immer wieder von den Geistern und dem Jungen Viktor erzählt.


3.2.3. Nicholas Stuart

Nicholas ist der Sohn von Grace und leidet wie seine Schwester Anne  an der Lichtallergie. Er ist ängstlich und glaubt seiner Schwester nicht. Außerdem hat er Angst allein zu bleiben. Zusammen mit seiner Schwester stößt er im Garten auf die Gräber der Angestellten.


3.2.4. Mrs. Mills


Mrs. Mills ist die neue Haushälterin. Sie kennt das Haus sehr gut, da sie bereits in diesem gedient hat. Sie glaubt an Geister, da sie selber einer ist. Sie hat die Aufgabe, die Mutter und ihre Kinder ins Jenseits zu lotsen.  Daher möchte sie der Mutter helfen, die Wahrheit über ihren Zustand zu erkennen.


3.2.5. Mr. Tuttle

Er ist der Gärtner der Stuarts und deckt die Gräber mit Laub zu, sodass das Geheimnis nicht ans Licht kommt. Er soll Mrs. Mills eine Unterstützung sein. In dem Film ist er eher eine unbedeutende Person.


3.2.6. Lydia

Lydia ist die stumme Dienstbotin, die stets mit Acht gibt, dass alle Vorhänge und Türen geschlossen bleiben.  Zunächst wird sie verdächtigt die Geräusche, das Gepolter, zu verursachen. Im Allgemeinen bleibt sie als Person aber eher im Hintergrund.

4. Szenenanalyse

Für die Szenenanalyse werden die ausgewählten Szenen auf drei Analysemittel untersucht. Dazu gehört zum einen das Mittel von Bild und Mise-en-scene, zum anderen Ton und Auralität und zuletzt die Montage. Was unter diesen Begriffe zu verstehen ist, soll zunächst kurz erläutert werden. Zur Analyse des Bildes gehören die Kamerapositionen, Kameraperspektiven, Kamerafahrten und Kameraschwenks (vgl. Kurwinkel S. 114), die dem Bild im Film zur Dynamik verhelfen und beim Zuschauer z.B. Emotionen hervorrufen sollen.

Musik und Geräusche werden eingesetzt, um gewisse Emotionen hervorzurufen oder eine gewisse Stimmung zu übermitteln. Auralität bezeichnet den koordinierten Einsatz von Bild-und Tonspur (vgl. Zugriff: 15.2.2016). Um einen flüssigen Filmstrom zu erlangen, werden die Szenen zusammengeführt, welches unter dem Begriff Montage zu verstehen ist. Außerdem ist der „Schnitt“ bei der Montage grundlegend.

Darüber hinaus unterliegt ein Film einer Dramaturgie. Ein Film zeichnet sich durch seinen Aufbau aus. Er unterliegt einer Hinführung zum Thema (der Exposition), einem Höhe-und Wendepunkt, dem zum Schluss die Auflösung folgt.

4.1. Szene 1 (Minute: 30:00 -37:18)

Diese Szene handelt von der Mutter, die zum ersten Mal das Übernatürliche im Haus wahrnimmt. Sie sitzt in ihrem Sessel und näht bzw. stickt. Plötzlich ist ein lautes Gepolter zu hören, das aus den oberen Räumen kommt. Die Geräusche kommen jedoch aus einem Raum, der leer steht und wo die Möbel in Tücher eingehüllt sind.

Grace vermutet zunächst, dass die stumme Deinstbotin, Lydia, die zu hörenden Schritte verursacht. Sie fordert Mrs. Mills auf Lydia mittzuteilen die Aktivitäten zu unterlassen. Als die Geräusche nicht aufhören, erhebt sich Mrs. Stuart, um der Sache selber auf den Grund zu gehen. Beim Erheben blickt sie aus dem Fenster und sieht dort Lydia mit Mrs. Mills, die ihr von der verärgerten Mrs.

Da sie aber bereits einmal für die Wahrheit bestraft wurde, weiß sie nun nicht, was sie ihrer Mutter antworten soll. Schließlich zeigt Anne auf das leere Zimmer. Die Mutter betritt dieses schließlich. Dort nimmt sie Stimmen wahr und fängt an sich zu gruseln. Immer mehr wird ihr bewusst, dass es in dem Haus zu spuken scheint. Von ihrer Tochter möchte sie mehr wissen und ihr wird erzählt, dass die „Geister“ behaupten es sei ihr Haus.

Daraufhin zeigt Anne ihrer Mutter noch ein Bild, das sie zuvor gemalt hat, auf dem die Personen abgebildet sind, die Anne immer wieder wahrnimmt.

4.1.1. Dramaturgie

In dieser Szene liegt der Plot Point darin, dass die Mutter erkennt, dass es tatsächlich Geister im Haus geben muss. Ihre Ansichten erhalten eine Wendung und auch der Tochter wird von nun an Glauben geschenkt. Somit kann das eigentliche Thema des Films „Geister“ beginnen. Für gewöhnlich findet der Plot Point in Filmminute 25 bis 27 statt (vgl. Kurwinkel 2013, S. 102).

Auch in diesem Film ist er somit traditionell angesiedelt. Die Dramaturgie lässt sich in den zweiten Akt, dem Konflikt einordnen. Es handelt sich hier um die Konfrontation. Das Kind wird mit dem Willen der Mutter konfrontiert, ihr die Wahrheit über die Geister zu erzählen. Da die Mutter ihrer Tochter aber schon einmal kein Glauben geschenkt hat und ihr Kind mit dem Lesen der Bibel bestraft hat, ist die Tochter in einem Zwiespalt.

4.1.2. Bild und Mise-en-scene

Die Räume in denen die Geschehnisse stattfinden sind relativ dunkel. In den ersten Minuten der Szene befinden sich die Figuren in einem Raum, wo die Vorhänge offen sind und das Tagelicht in den Raum tritt. Da das Haus aber an einem Fluss liegt und es draußen häufig nebelig ist, ist auch das Tageslicht meist gedeckt.

Als die Mutter sich durch das Haus bewegt und zu der Tochter geht, die im Hausflur auf der Treppe steht, handelt es sich um eine dunkle Szene. Die einzige Lichtquelle, die hier vorhanden ist, ist eine Kerze. Die Schatten in dem Film stimmen jedoch nicht immer mit der Lichtquelle der Kerze überein. Dieses hat die Ursache, dass der Zuschauer einen annähernd ausgeleuchteten Raum benötigt, um dem Geschehen folgen zu können.

Von dem abgedunkelten Hausflur, geht es schließlich in den durch Tageslicht erleuchteten leerstehenden Raum, aus dem es zu spuken scheint. Beim Betreten des Raums muss die Mutter darauf achten, dass die Tochter wegen, die sich auf der Treppe des Hausflurs befindet, wegen ihrer Lichtallergie keine Tageslichtstrahlen abbekommt. Dieses wird von der Mutter immer mit voller Aufmerksamkeit beachtet, vor Aufregung in dieser Szene vergisst sie für kurze Zeit die Allergie der Tochter.

Außerdem erscheinen viele Schatten und die Übergänge zwischen den Objekten verschwimmen zum Teil.  Als Grace schließlich das leere Zimmer betritt, ändert sich der Stil zum High-Key-Stil. Der Bildbereich wird nun gut ausgeleuchtet.

Die Kameraeinstellung ist bei der Mutter eine Untersicht. Dadurch wird ihre Autorität unterstrichen. Als Grace selbst Angst bekommt und somit an Autorität verliert, wechselt sich die Kameraeinstellung auf Augenhöhe. Der Einsatz des „Zooms“ fungiert als dynamischer Kameraeinsatz. Dieser Einsatz erfolgt im ersten Moment der Szene.

Die Mutter sitzt auf dem Stuhl und stickt. Es wird bei laufender Tätigkeit langsam an die Mutter ran gezoomt. Schließlich hält der Zoom inne, als aus den oberen Räumen ein Geräusch wahrzunehmen ist. Als dieses verstummt, fährt auch der dynamische Kameraeinsatz fort. Dieser unterstütz die Wahrnehmung der Geräusche.

4.1.3. Ton und Auralität

In der Szene tauchen verschiedenen Tonsorten auf. Sowohl die gesprochene Sprache als auch Geräusche und Musik erhalten hier Einklang. Der Sprecher ist im Bild zu sehen, sodass es keine Stimme aus dem „OFF“ gibt. Der Auslöser der Geräusche aus dem leerstehenden Zimmer ist nicht zu sehen, wodurch die mystische Stimmung unterstützt wird.

Beim Öffnen der Tür bricht diese abrupt ab. Durch diesen Bruch wird die Spannung zusätzlich gesteigert. Darüber hinaus, kann die Stimmung im Haus nun nicht mehr eingeordnet werden. Der Zuschauer kann nicht erahnen, ob etwas Positives oder Negatives geschehen wird. In der Szene sind keine Hintergrundgeräusche vorhanden. Die Schritte aus dem oberen Zimmer und das Türknarren sind als natürliche Geräusche einzuordnen, denn diese kommen auch in der realen Welt vor.

Künstliche Geräusche, die durch Soundeffekte erzeugt werden kommen eher nicht vor.

4.1.4. Montage

Die Erzählzeit, welche sich durch die Dauer des Films definiert, stimmt mit der erzählten Zeit zum größten Teil überein. Die erzählte Zeit zeigt die Zeit an, in der die Handlung geschieht. Die sogenannte Schnittvariante  der „Trickblende“ wird beim Öffnen der Tür von dem leeren Zimmer und beim Hineingehen in dessen genutzt.

Die Trickblende ist eine Form des fließenden Schnitts, bei dem geometrische Formen genutzt werden, um die Transition grafisch zu gestalten. In diesem Falle handelt es sich um die Tür, die den fließenden Schnitt verursacht.

Anne wird in der Szene weniger als Kind sondern viel mehr als Erwachsene dargestellt. Sie hinterfragt ihre Aussage, bevor sie ihrer Mutter eine Antwort gibt. Würde sie die Wahrheit sagen, müsste sie eventuell mit einer erneuten Strafe der Mutter rechnen, da diese ihr keinen Glauben schenkt. Lügt Anne jedoch, wird sie gegebenenfalls bestraft, da lügen falsch ist.

Durch ihre Kleidung, einem weißen Gewand, ähnelt sie der Darstellung von einem Geist. Auch ihre Hautfarbe ist sehr blass. Darüber hinaus wirkt Anne eher emotionslos und neutral. Ihr Tonfall ist eher monoton und sie klingt sehr bestimmend. Darüber hinaus scheint sie als einzige keine Angst zu haben. Sie fungiert als Medium zu den Geistern und kann ihrer Mutter alles berichten, was sie bisher über die „Anderen“ weiß.

Als Anne das Gefühl bekommt, dass ihr Glauben geschenkt wird, fängt sie an ihrer Mutter auch ein Bild zu zeigen, welches sie von den Geistern gemalen hat. Dieses Bild ist in einem kindlichen Stil gemalen. Nicholas wird in dieser Szene ebenfalls gezeigt. Als er bemerkt, dass die Mutter auf Grund der Geister aufgewühlt ist, zeigt er seine Angst und sucht sowohl Schutz bei Mrs.

4.2. Szene 2 (62:00 – 64:00)

Anne zieht in dieser Szene ihr Erstkommunionkleid an. Sie findet es so schön, dass sie dieses noch ein wenig beim Spielen tragen möchte. Mrs. Stuart erlaubt ihrer Tochter ihren Wunsch mit der Prämisse, dass sie sich nicht auf den Boden setzt. Sie lässt ihre Tochter in ihrem Zimmer allein und legt sich in der Zwischenzeit zu ihrem Mann, der im Bett liegt.

Dieser ist kurz zuvor aus dem Krieg zurück gekehrt und noch völlig erschöpft. Sowohl die Mutter als auch die Tochter singen getrennt voneinander vor sich hin. Als die Mutter schließlich zu ihrer Tochter zurückkehrt, um ihr das Kleid wieder abzunehmen, findet Mrs. Stuart sie spielend am Boden auf. Dabei stellt sie im nächsten Moment mit Erschrecken fest, dass es sich bei der Person auf dem Boden nicht um ihre Tochter, sondern um eine alte Frau handelt.

Dieses realisiert sie als ihre Blicke auf die Hand des Mädchens gerichtet werden, bei welcher es sich um die einer älteren Person handelt. Grace erkennt ihre Tochter hinter der Fassade der alten Frau nicht und versucht diese zu erwürgen. Als sie schließlich in den Spiegel blickt erkennt sie wieder ihre Tochter in dem weißen Kleid und hinter dem Schleier. Sie ist erschrocken über ihre Handlung und wird durch den Blick in den Spiegel mit ihren Taten konfrontiert.

4.2.1. Dramaturgie

Zunächst fängt diese Szene ohne jegliche Spannung an. Es wird lediglich gezeigt, wie Anne ihr Kommunionskleid anzieht und sich darin bezaubernd findet. Die Handlung wird vorangetrieben, als Anne äußert, dass sie noch eine Weile in dem besagten Kleid spielen möchte. Dieses gehört zur Hinführung zum nächsten Plot Point des Films, der darin liegt, dass die Mutter in ihrer Tochter das Medium (die alte Frau) sieht.

Hier ist hinzuzufügen, dass ein Film aus mehreren Plot Points bestehen kann (vgl. Kurwinkel 2013 S.102), wobei der Plot Point aus der ersten ausgewählten Szene eine größere Bedeutung für den Verlauf des Filmes hat und damit der dominantere Plot Point ist. In dem vorliegenden Plot Point wird der erste lediglich unterstützt, denn der Mutter begegnet die alte Frau, die die Tochter zuvor erwähnt hat.

Sie nimmt sie in dem Körper ihrer Tochter wahr. Zudem basiert dies auf dem ersten Plot Point, bei dem Grace erkennt, dass es Geister geben muss. Ein Hinweis in dieser Szene liegt darin, dass die Mutter außer Kontrolle geraten kann. Dies ist entscheiden für die Auflösung am Schluss des Filmes, wo deutlich wird, dass sie ihre Kinder umgebracht hat. Grace ist mit ihren Kindern der eigentliche Geist Haus, während die „Geister“ die Lebenden sind.


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