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Seminararbeit / Hausarbeit

Kiez­deutsch: Eine exem­pla­ri­sche Betrach­tung des sprach­li­chen Phänomens

3.968 Wörter / ~18 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autor Leonhard S. im Apr. 2020
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Westfälische Wilhelms-Universität Münster - WWU

Note, Lehrer, Jahr

2,0

Autor / Copyright
Leonhard S. ©
Metadaten
Preis 7.40
Format: pdf
Größe: 0.26 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 93420







Westfälische Wilhelms Universität

Germanistisches Institut

Seminar: Sprache: Strukturen, Formen und Funktionen

Dr. Nils Bahlo

Wintersemester 2014/2015


Kiezdeutsch


Eine exemplarische Betrachtung des Phänomens in der gesprochenen Sprache


3. Fachsemester

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 3


2. Forschungsstand 4


3. Betrachtung des Phänomens 6

3.1.Lexikalische Betrachtung 6

3.2. Grammatische Betrachtung 8

3.3 Syntaktische Betrachtung 10

3.4 Pragmatische Betrachtung 12


4. Fazit 13


5. Literaturverzeichnis 17

1. Einleitung
Die Jugendsprache im Deutschen befindet sich im stetigen Wandel mit der Zeit. Die Gesellschaft verändert sich und somit auch die Eigenschaften der Sprache. So entwickelte sich seit Mitte der 1990er Jahre eine neue Art der Jugendsprache, das sogenannte „Kiezdeutsch“. Kiezdeutsch wird in erster Linie von Jugendlichen gesprochen. Das Besondere daran ist, dass sie diese Jugendsprache im Kontakt von unterschiedlichen Sprachen und Kulturen der Sprecher entwickelt hat, meistens in Großstädten wie z.B. Berlin oder Hamburg.

In diesen Städten befindet sich ein großer Ballungsraum von Jugendlichen mit unterschiedlichen Nationalitäten. Durch diesen Einfluss der verschiedenen Nationalitäten konnte sich diese neue Art der Jugendsprache erst so richtig entstehen und entfalten. Allerdings wird Kiezdeutsch nicht nur von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gesprochen, es hat sich auch bei den Deutschen Jugendlichen durchgesetzt.

Kiezdeutsch ist somit eine Sprache, die in Gegenden mit sprachlicher, ethnischer und kultureller Vielfalt entstanden ist.

Mit dieser Arbeit möchte ich einen Einblick in diese Sprache bringen. Ich möchte das Phänomen Kiezdeutsch in der gesprochenen Sprache betrachten, die aktuelle Forschung darstellen und Zusammenhänge aufzeigen. Des Weiteren möchte ich die Ausprägung dieser Jugendsprache beobachten und mit Hilfe von Beispielen aufzeigen.

Nach dem ich den aktuellen Forschungsstand skizziert habe verdeutliche ich das Phänomen anhand von Beispielen im Teilgebieten der Linguistik, wie der Syntax, Semantik, Grammatik oder der Pragmatik. Am Ende der Arbeit ziehe ich ein Fazit, wie ausgeprägt dieses Phänomen in der gesprochenen Sprache ist.

Als Grundlage dieser Arbeit dient das Werk Kiezdeutsch von Heike Wiese (2012).

Mit diesem Werk zeigt Wiesen anhand von vielen Beispielen, dass Kiezdeutsch keine Gefahr für die eigentliche Deutsche Sprache darstellt, sondern dass es ein neuer, dynamischer Dialekt unserer Sprache ist. Sie analysiert den Sprachgebrauch von Jugendlichen und zeigt die sprachliche Kreativität der Jugendlichen auf. Im Vergleich dazu benutze ich noch andere Literatur um Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Betrachtung des Phänomens festzuhalten.

Das Werk von Helga Kotthoff zusammen mit Christine Mertzlufft Jugendsprachen (2014) untersucht ebenfalls die Stilisierungen der Sprache von Jugendlichen. Auch weitere Werke setzen sich mit dem Thema auseinander und werden von mir betrachtet und in dieser Arbeit verwendet.

2. Forschungsstand
Kiezdeutsch ist in der Sprachwissenschaft ein relatives neues Phänomen, daher ist der Forschungsstand zu diesem Thema no.....[Volltext lesen]

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In Zweiter Linie wird mit Umgangssprache eine Sprachform bezeichnet, die schwerpunktmäßig im Umgange, d.h. im Gespräch, in mündlicher Kommunikation üblich ist.“ (Althaus, Henne und Wiegand 1980: 275).

Zum Begriff Sondersprache äußert sich das Lexikon auch.
Sondersprachen umfasst alle Sprachformen die von sozialen, sachlich-begrifflichen, geschlechts- und altersspezifischen Sonderrungen herführen […] Die Ausbildung von Sondersprachen gründet auf der Existenz von Kleingruppen, wobei von einem Wechselverhältnis von gruppeneigener Sprachentfaltung und Verfestigung auszugehen ist.“ (Althaus, Henne und Wiegand 1980: 279).
Zum Vergleich dazu habe ich das Werk Dialekt-Standard-Variation von Ralf Knöbl herangezogen, um zu sehen, was denn einen Dialekt ausmacht.

Knöbl definiert in seinem Werk zuerst den Begriff Dialekt, bevor er auf verschiedene Variationen, sowie Formen des Dialekts zu sprechen kommt.

Dialekt wird im Folgenden nicht in der Bedeutung eines neutralen bzw. unabhängigen Sprachsystems gebraucht, sondern als relationaler Begriff für ein linguistisches System, das in Bezug zu anderen linguistischen Systemen und insbesondere zum (kodifizierten) Standardsystem steht. […] Im Kontrast zur Standardvarietät kann Dialekt durch die Merkmale a) Mündlichkeit b) areale Gebundenheit und c) fehlende Kodifizierung charakterisiert werden.“ (Knöbl 2012: 20f).
Hatice Deniz Canoglu (2012) bringt noch die Begriffe des Gastarbeiterdeutsches und der Kanak Sprak in Bezug zum Kiezdeutschen, da ausländische Kulturen in allen 3 Bereichen hineinfließen.

Gastarbeiterdeutsch, Kanak Sprak und Kiezdeutsch sind als symbolgeladene Begriffe aufzufassen, mit denen die sozialen Erfahrungen von Migranten sprachlich und begrifflich wiedergegeben werden (können). Daher fungieren die Mischvarietäten der Migrantenjugendlichen nicht nur als Sprachmischungen, sondern auch als Kulturmischungen.“ (Canoglu 2012: 59). Im Gegensatz zum Gastarbeiterdeutsch, das nach Canoglu als ein ungesteuerter Spracherwerb einzustufen ist, lassen sich Kanak Sprak und Kiezdeutsch als kreative Erneuerungsquellen für die deutsche Standardsprache darstellen. (vgl. Canoglu 2014: 23).

Auch Heike Wiese setzt sich in ihrem Werk mit dem Begriff Dialekt auseinander. Sie definiert den Begriff ähnlich wie Ralf Knöbl.

Der Begriff Dialekt umfasst dann sowohl Regiolekte als auch Soziolekte. Dieser weite Begriff von Dialekt erfasst, dass es in beiden Fällen um eine sprachliche Varietät geht, die eine bestimmte Sprechergemeinschaft (zum Beispiel Bayern, Arbeiter) innerhalb einer größeren Sprachgemeinschaft (zum Beispiel Deutsch) charakterisiert.

Um als solcher identifizierbar zu sein, muss ein Dialekt sprachliche Besonderheiten haben, die ihn vom Standard und von anderen Dialekten abgrenzen. – Er muss typische Eigenschaften im Bereich der Lautung, des Wortschatzes und der Grammatik aufweisen, die auf ein eigenes sprachliches System hinweisen.“ (Wiese 2012: 129f).

Somit passend sowohl die Definition von Dialekt, als auch von Umgangs- sowie Sondersprache charakterlich zum Kiezdeutschen.

Stellt sich nun die Frage, was Kiezdeutsch denn nun ist. Auf den folgenden Seiten wird das Phänomen Kiezdeutsch nun grammatikalisch, syntaktisch und pragmatisch betrachtet, um anschließend zu sein, zu welchem sprachlichen Begriff es sich herauskristallisiert.

3.2 Grammatische Betrachtung
Bei der grammatischen Betrachtung des Phänomens Kiezdeutsch zeigen sich interessante Einblicke, ist die Grammatik doch das Fundament der Sprache.

Ohne eine funktionierende Grammatik ist es schlichtweg nicht möglich, eine Sprache funktional zu benutzen. Beim Kiezdeutschen entwickelt sich ebenfalls eine Art eigenständige Grammatik, dies macht das Phänomen so interessant. Für Wiese (2012) gibt es im Kiezdeutschen einige grammatische Innovationen, die mit Beispielen belegt werden. „Da Kiezdeutsch ein noch junger und sehr dynamischer Dialekt des Deutschen ist, ist grammatisch vieles noch im Fluss, und es gibt oft Unterschiede im Sprachgebrauch, teilweise in ein und derselben Unterhaltung und mit denselben Sprecher/inne/n.“ (Wiese 2012: 49).

Besonders folgende Themengebiete der Grammatik arbeitet Wiese in ihrem Werk auf: Neue Ortsangaben, neue Verkürzungen, neue Aufforderungswörter und Partikel, neue Funktionsverbgefüge und neue Wortstellungsoptionen. Bei den Ortsangaben wird ganz klar deutlich, dass im Kiezdeutschen Präpositionen und Artikel einfach fallen gelassen werden. Die Nominalphrase .....

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„So geht es zum Beispiel bei machen nicht um etwas herstellen, sondern rote Ampel machen bezeichnet hier einen Vorgang, der etwas mit einer roten Ampel zu tun hat. In der Sprachwissenschaft bezeichnet man dies als eine „semantische Bleichung“ des Verbs.“ (Wiese 2012: 77). Bei solchen Funktionsverbgefügen bietet das Nomen den Aufgabenbereich des Verbes, so wird die Bedeutung des Verbs verständlich.

Des Weiteren wird im Kiezdeutschen oft davon Gebrauch gemacht, die feste Abfolge Subjekt- Verb- Objekt (SVO) zu verändern. Dies liegt daran, dass Konstruktionen im Kiezdeutschen stärker reglementiert sind, und zum anderen auf bestimmte Funktionen spezialisiert sind. Eine zwingende Abfolge von SVO ist also im Kiezdeutsch nicht nötig.

Zusammenfassend kann man somit sagen, dass Kiezdeutsch eine eigene Grammatik aufweisen kann, die nicht impliziert nur bei Kiezdeutsch angewandt wird, siehe z.B. den Wegfall von Artikeln.

Hier ist sich auch die Forschung einig, dass eine grammatische Innovation stattgefunden hat, die allerdings ebenso „typisch deutsch“ sei, also kein Phänomen, welches die Migranten eingeführt haben.

3.3 Syntaktische Betrachtung
Unter Syntax versteht man in der Linguistik die Lehre vom Bau der Sätze einer Sprache. Syntax im engeren Sinne beschreibt die Struktureigenschaften des Satzes als einer Ausdrucksgestalt, Syntax im weiteren Sinne versteht den Satz als eine Ausdrucksgestalt bezogen auf eine Inhaltsgestalt.“( Althaus, Henne und Wiegand 1980: 211) So definiert das Lexikon der Germanistischen Linguistik den Begriff Syntax.

Doch wie sieht das Ganze in Bezug auf Kiezdeutsch aus? Helmut Henne (2009) beschreibt die Jugendsprache als eine Mischung zwischen sprachlicher Kreativität und floskelhaften Ungenügen, die für die Erwachsenen sehr verwirrend sei. „Dieser sprachliche Jugendton, dessen Besonderheit nicht nur lexikalisch bestimmt ist, wird verstärkt durch den eminent sprechsyntaktischen Duktus, dem Lautkürzung, Lautschwächung und Verschmelzung, aber auch Satzbruch, Satzverkürzung und Satzabbruch zuzurechnen sind.“(Henne 2009: 210f).

Auch gibt er Beispiele an, die ihm sprechsyntaktisch auffallen, wie z.B. ej, undso, oder was. Redensarten wie echt ätzend seien für ihn der floskelhafte Anstrich der Sprache. „Die Jugendsprache erweitert das Sprachvermögen Jugendlicher und bedeutet zugleich Irritation ihrer Sprecher, die zwischen die Sprachwelten geraten, im Besonderen dann, wenn sie das Sekundärgefüge an die Stelle der Standardsprache setzen (wollen).“(Henne 2009: 211f).

Auch Kotthoff und Mertzlufft (2014) sind syntaktische Veränderungen auffällig geworden, allerdings bezeichnen sie diese ebenfalls zu den Charakteristika von Ethnolekten, die ähnlich in der deutschen Jugendsprache länger geläufig sind. Somit ist die syntaktische Veränderung kein typisches Phänomen im Kiezdeutschen. Auch andere syntaktische Eigenschaften, wie das hohe Sprechtempo, Variation und Kreativität und der schnelle Sprecherwechsel konnten sie in der Vergangenheit schon öfters in der gesprochenen Sprache beobachten.

Für Heike Wiese (2012) hingegen verändert sich im Kiezdeutschen die Syntax, was allerdings keinen Einfluss auf die semantische Bedeutung der Sätze nimmt.

So haben Verb-erst-Stellungssätze im Deutschen die Eigenschaft, den Textzusammenhang zu verstärken, daher treten sie selten zu Beginn eines Textes auf. „In Kiezdeutsch gibt es diese Einschränkung nicht. Verb-erst stellt eine reguläre Möglichkeit für Aussagesätze dar. Sätze mit dieser Wortstellungkönnen, […] zu Beginn einer Gesprächssequenz stehen, ohne dass ein Textzusammenhang hergestellt w.....

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Für Kiezdeutsch gab es deutliche Unterschiede: Die Akzeptanzrate in Kreuzberg lag bei rund 57%, in Hellersdorf dagegen nur bei 25% - eine Bestätigung dafür, dass Kiezdeutsch für ein multiethnisches Wohngebiet wie Kreuzberg charakteristisch ist, wenn es auch bei Jugendlichen aus anderen Bezirken nicht unbekannt ist.“(Wiese 2012: 156).

Dieser Test zeigt neben der Verständlichkeit von Kiezdeutsch in verschiedenen Gebieten eben auch, dass die sprachliche Bedeutung der Sätze generell verstanden wird.

So hat ein kiezdeutscher Satz keine andere sprachliche Bedeutung beim Hörer, obwohl er kein typischer Satz aus dem Standarddeutschen ist. Diese Sätze werden klar verstanden und jeweils auch klar von Fehlersätzen unterschieden. Kiezdeutsch zeigt somit laut Wiese, neben dem eigenen grammatischen System, eine eigene Varietät, die aber vom Hörer angenommen und verstanden wird.

Auch bei Kotthoff und Mertzlufft (2014) werden grammatikalische und phonetische Änderungen in der Sprache genannt, die sich allerdings ebenfalls nicht auf die Verständlichkeit auswirken. Als Beispiel werden hier 20 Sätze aufgeführt, die von italienischen Einwanderern stammen. Als Beispiel seien hier einmal Ach was, wenn du Freundin has machts mehr Spaß? (Francesco 15.7.2000) und Paolo, ich weiß net wo Schraubenzieher hier is (Carmelo 16.12.2000) aufgeführt. (Kotthoff und Mertzlufft 2014: 56).

„Durchweg handelt es sich bei den Sätzen um artikellose Nomen als Objekt oder Prädikat in banalen Äußerungen, häufig auf Routine-Handlungen bezogen, die im Gesprächskontext als eher beiläufige Informationen erscheinen, sowie auch begleitend zu praktischen Handlungen.“(Kotthoff u. Mertzlufft 2014: 56). Durch die Tilgung der Artikel entsteht dennoch kein Informationsverlust, die Bedeutung der Sätze bleibt gleich verständlich.

In der Umgangssprache sind öfters Sätze mit verkürzten Artikel (z.B. ´ne) zu finden, die ebenfalls keinen Informationsverlust bedeuten. Kotthoff und Mertzlufft (2014) beziehen sich in diesem Fall auf Heike Wiese (2012). „Artikelwegfall kann also zum großen Teil als Weiterentwicklung phonetischer Prozesse wie Kürzung/Verschleifung unbetonter Silben oder aus der Verbindung mit semantisch verblassten Funktionsverben als „innerdeutsche“ Entwicklung erklärt werden.“(Wiese 2012: 76f).

Artikelwegfall ist somit keine „Erfindung“ des Kiezdeutschen und wirkt sich ebenso nicht auf die Pragmatik der Sätze aus. Kiezdeutsche Sätze ohne Artikel bleiben für den Hörer verständlich, sie erfordern kaum Interpretationsaufwand. Man kann somit festhalten, dass Sätze im Kiezdeutschen grammatikalisch und phonetisch sich zwar durchaus mit Sätzen aus dem Standarddeutschen unterscheiden, in der gesprochenen Sprache und im Kontext bleibt die Bedeutung allerdings dieselbe.

Die Sätze haben die gleiche sprachliche Bedeutung und auch beim Hörer verändert sich nicht die Verständlichkeit einzelner Sätze.

4. Fazit
Nach dieser exemplarischen Betrachtung des Phänomens Kiezdeutsch möchte ich nun versuchen ein Fazit zu ziehen. Die wichtigste Frage die während der Arbeit wohl aufgekommen ist, ist die Frage, ob Kiezdeutsch denn nun ein D.....

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Kiezdeutsch sei somit keine „Mischsprache“, sondern eine produktive neue Varietät. Des Weiteren ist Kiezdeutsch fest im sprachlichen System der Deutschen verankert, da nicht nur Migranten diese Form der gesprochenen Sprache wählen. Nach diesen Argumenten sieht Heike Wiese (2012) Kiezdeutsch klar als einen multiethnischen Dialekt der deutschen Sprache. Dieser multiethnische Dialekt ist nicht auf bestimmte Regionen beschränkt, sondern hat sich in ganz Deutschland in vielen Wohngebieten mit verschiedenen Sprechern entwickelt.

Für Wiese keine Besonderheit. „Gerade in Deutschland waren Dialekte immer schon nicht nur geographisch bestimmt, sondern auch sozial assoziiert, und zwar in Abgrenzung zur Standardsprache.“ (Wiese 2012: 131).

Dagegen stehen Kotthoff und Mertzlufft (2014). Für Sie gibt es einige Punkte, die dagegen sprechen, Kiezdeutsch als Dialekt zu sehen. „Durch die erkennbare Einbettung in lokale oder regionale (Stadt-)Dialekte wird sich Kiezdeutsch trotz weitgehender struktureller Gemeinsamkeiten regional unterscheiden.“ (Kotthoff u. Mertzlufft 2014: 62).

Somit kann Kiezdeutsch kein Dialekt sein, da es sich innerhalb verschiedener Regionen unterscheiden wird. Dazu kommen noch die verschiedenen Familiensprachen und Charakteristika der Migranten, die sich ins Kiezdeutsche vermischen werden. Kiezdeutsch schöpft eben aus diesen Ethnolekten und kann nicht einfach die herkunftssprachlichen Komponenten verdrängen. Des Weiteren tritt für sie Kiezdeutsch nur punktuell auf unter Jugendlichen.

Eine Untersuchung, wie sich das Phänomen später auf Sprechweisen im Erwachsenenalter auswirkt gibt es nicht. „Insofern scheint es realistischer Kiezdeutsch als kontextuellen Stil zu betrachten, zu dessen Verwendung z.B. auch in der Outgroup und der intergenerationellen Kommunikation, ebenfalls weitere Forschung von Interesse wäre“ (Kotthoff und Mertzlufft 2014: 62).

Allerdings beziehen sich Kotthoff und Mertzlufft (2014) größtenteils auf Migranten italienischer Herkunft, während Wiese den Großraum mit Migranten verschiedener Länder betrachtet. Auch Canoglu (2012) sieht Kiezdeutsch nicht als eine Form des Sprachverfalls an. Für sie hat sich die Sprache etabliert und sorgt dafür, dass Ausländer und Gastarbeiter nicht mehr über die „Kanak Sprak“ zu definieren sind, sondern ihre Sprache eine neue Varietät einnimmt.

„Die Außenseiterposition der türkischen Migranten als Kanaken innerhalb der deutschen Gesellschaft wurde mir der Einführung der multiethnolektalen Varietät Kiezdeutsch überwunden, die sich auch unter den deutschen Muttersprachlern verbreitet hat. Während der Begriff Kanak Sprak im Deutschen für Stigmatisierungszwecke verwendet wurde, betont der Begriff Kiezdeutsch das soziale Prestige der Migrantensprache.“ (Canoglu 2012: 124).

Ich vertrete eher die Position von Wiese, da ich auch der Meinung bin, dass Kiezdeutsch eine neue Varietät der Standardsprache entspricht. Die Betrachtungen haben gezeigt, dass diese gesprochene Sprache einige Besonderheiten in Bezug auf Grammatik, Syntax und Pragmatik aufweist, eben wie bei einem Dialekt. Des Weiteren bin ich auch der Meinung, dass ein Dialekt nicht unbedingt nur regio.....

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Quellen & Links

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