Karl Marx und Friedrich Engels - Der wissen­schaft­liche Sozia­lismus

Karl Marx und Friedrich Engels

Der „wissenschaftliche Sozialismus“ (Kruse S. 51-73)

Inhaltsverzeichnis

1.   Zur Biografie von Karl Marx und Friedrich Engels1

2.   Utopischer Sozialismus und wissenschaftlicher Sozialismus2

3.   Die Grundprinzipien der Marxschen Gesellschaftslehre – Historischer Materialismus3

4.   Marx’ Analyse der modernen kapitalistischen Gesellschaft – Das Kapital5

5.   Zur Rezeption der Lehren von Marx und Engels in den Sozialwissenschaften. 7

Marx und Engels sahen sich nicht als Soziologen sondern vielmehr als theoretische Köpfe der entstehenden Arbeiterbewegung. Ihre Lehre bezeichneten Sie als „wissenschaftlichen Sozialismus“ und mit ihrer „materialistischen Geschichtsauffassung“ entdeckten sie einen neuen Ansatz der Gesellschaftsanalyse.

Ihre Theorien wurden innerhalb der Soziologie intensiv und kritisch diskutiert und bilden nach wie vor einen integralen Bestandteil des Fachs.

1.   Zur Biografie von Karl Marx und Friedrich Engels

Karl Marx (geb. 1818) studierte Rechtswissenschaften, Philosophie und Geschichte und arbeitete danach als Journalist bzw. Redakteur. 1845 schloss er Freundschaft mit Friedrich Engels, mit dem er auch das „Kommunistische Manifest“ (1848) verfasste. In England beobachteten sie den raschen Fortschritt der Industrialisierung und das Wachstum des Proletariats und der internationalen Arbeiterbewegung.

Marx selbst war zeitweise Generalsekretär der „Ersten Internationale“ und veröffentlichte 1867 sein Hauptwerk „Das Kapital“. 1883 starb Marx in London.

Friedrich Engels (geb. 1820) war Sohn einer Fabrikantenfamilie und lebte ab 1844/45 in einer intellektuellen Symbiose mit Karl Marx. Sie veröffentlichten sogar ihre Schriften gemeinsam, wobei Marx vermutlich eher die die entscheidenden Gedanken des „wissenschaftlichen Sozialismus“ entwickelte, während Engels maßgeblichen Anteil der erfolgreichen Verbreitung der Ideen hatte.

Engels war von Beruf Unternehmer und konnte dadurch sogar die Familie Marx mit versorgen.

2.   Utopischer Sozialismus und wissenschaftlicher Sozialismus

Marx und Engels waren – wie schon erwähnt – keine berufsmäßigen Wissenschaftler, aber bei ihrem Einsatz für die Politik und die proletarischen Revolution war ihnen die wissenschaftliche Grundlage wichtig. So grenzten sie ihr Verständnis von Sozialismus als „wissenschaftlichen Sozialismus“ vom „utopi.....[Volltext lesen]

1. Frühsozialisten

2. Hegel

3. Smith/Ricardo

3.   Die Grundprinzipien der Marxschen Gesellschaftslehre – Historischer Materialismus

Materialistische Geschichtsauffassung I – Die Anthropologie

Marx und Engels setzten sich mit der Anthropologie Hegels auseinander. Dieser begriff den Menschen als selbst-bewusstes Geistwesen, das seiner natürlichen und tierischen Umwelt überlegen ist.

Marx und Engels gehen davon aus, dass Menschen nur als Geistwesen tätig sein können, wenn sie leben – sprich: ihre Grundbedürfnisse befriedigen – und zu diesem Zweck müssen sie arbeiten/produzieren. Produktion und gesellschaftliches Zusammenleben (Familie) sind grundlegend für das menschliche Bewusstsein.

Zusammengefasst bedeutet „materialistische Geschichtsauffassung“, dass geschichtliche Entwicklungen aus konkreten Lebensumständen des Menschen (Arbeit, Produktion, Gesellschaft) zu erklären.

Die Kritik an den kapitalistischen Verhältnissen bezieht sich bei Marx und Engels nicht nur auf die Armut und Ausbeutung der Arbeiter, sondern auch auf die Entfremdung – dass sich der Mensch von seiner Natur als sich allseitig entfaltendes Wesen entfernt (Entfremdung vom Produkt seiner Arbeit bzw. der Arbeit an sich; die Selbstentfremdung des Arbeiters und die Entfremdung der Menschen untereinander).

Materialistische Geschichtsauffassung IV – Die Epochen der geschichtlichen Entwicklung

Laut Marx ist die bürgerlich-kapitalistische Produktionsweise aufgrund ökonomischer Gesetzmäßigkeiten zum Untergang verurteilt. Die Geschichte münde in eine kommunistische Gesellschaft, wobei dieser eine Übergangsperiode der „Diktatur des Proletariats“ vorausgeht, in der soziale Klassen noch bestehen.

Eine zentrale Produktionsplanung soll dabei Krisen verhindern und die Entwicklung beschleunigen.

4.   Marx’ Analyse der modernen kapitalistischen Gesellschaft – Das Kapital

Die Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert führte zu einer unvergleichlich raschen Entwicklung der Produktivkräfte mit Reichtum auf der einen Seite und extremer Armut auf der anderen. Karl Marx untersuchte diese neuen Prozesse in den 1850er Jahren und präsentierte seine Ergebnisse im ersten Band des „Kapital“.

Die Dynamik der kapitalistischen Gesellschaft erklärt Marx durch die Ökonomie der erweiterten Reproduktion, bei der die Produktionsmittel laufend quantitativ vermehrt und qualitativ verbessert werden. Bei der einfachen Reproduktion werden die Produktionsmittel dagegen auf dem gegebenen Stand gehalten, erneuert und wiederhergestellt.

Die erweiterte Reproduktion hängt mit dem Kapitalcharakter der modernen Ökonomie zusammen. Bevor man sich mit dem Kapital auseinandersetzen kann, müssen noch andere Begriffe geklärt werden.

Eine Ware ist Gut, das für den Tausch produziert wird. Sie hat einen Gebrauchswert und einen (Tausch-)Wert (Preis). Der Wert bemisst sich nach dem Quantum der Arbeit, die in eine Ware eingegangen ist („gemäß der gesellschaftlich durchschnit.....

Diese Differenz zwischen Reproduktionskosten und Arbeitslohn macht den Mehrwert aus. Diesen Mehrwert streicht der Kapitalist ein (Zusammenfassung der Grundbegriffe: Kruse: S. 66, Tab.3).

Der Mehrwert ist die Ursache der extrem ungleichen Verteilung in der kapitalistischen Gesellschaft. Er wird von den Kapitalisten konsumiert, aber aus Konkurrenzgründen auch zur technologischen Innovation reinvestiert.

Produktionsmittel sind für Marx also erst dann Kapital, wenn sie mit Hilfe einer Klasse ausbeutbarer Lohnarbeiter zum Zweck der Mehrwerterzeugung verwendet werden.

Marx erwartet den Untergang der kapitalistischen Gesellschaft und argumentiert dabei etwa so:

Wirtschaftskrisen (keine Stabilität) à Mittelstand zwischen Bourgeoisie und Proletariat zerrieben à wenige Großunternehmer setzen sich im Konkurrenzkampf durch à Verelendung des Proletariats à Revolution, Enteignung und Kollektivierung der Produktionsmittel

5.   Zur Rezeption der Lehren von Marx und Engels in den Sozialwissenschaften

Die Lehre von Marx und Engels ist die einflussreichste sozialwissenschaftliche Theorie, die es je gegeben hat; wenn auch nicht in dem Sinne, wie sie es sich vorgestellt hatten. Ihre Lehre wurde seit 1870 zur vorherrschenden Weltanschauung in der Arbeiterbewegung, wirkte jedoch eher pazifisierend.

Viele sozialdemokratische Politiker erwarteten, dass das kapitalistische System gemäß den Lehren von Marx zusammenbrechen würde („revolutionärerer Attentismus“).

Auch Lenin und Stalin beriefen sich auf Marx, wobei letzterer in erster Linie seinen diktatorischen Terrorstaat legitimieren wollte. Nach dem zweiten Weltkrieg verabschiedeten sich die westlichen sozialdemokratischen Parteien von der Theorie Marx’ und Engels, während ihre Lehre bei antikolonialistischen Befreiungsbewegungen (Kuba, Indochina) we.....